@Zelon Engelherz:
Der Seitenhieb auf die LGBT-Gemeinde war auch grenzwertig. Anstatt zu versuchen sich zusammen zu tun und gemeinsam das pösepöse kapitalistische Patriarchat zu stürzen, wird LGBT'lern die Wichtigkeit ihres Ansinnens abgesprochen und der Verfasser schafft damit noch mehr Grenzen. Das hilft nicht, wenn man alle Hilfe gebrauchen kann um endlich was zu ändern, vor allem da die LGBT-Gemeinde sich vor Trump und seinem Vize fürchtet.
Die Passage ist mir tatsächlich auch am deutlichsten in Erinnerung geblieben. Aber ich fand sie insofern sachlich interessant, als meinem Empfinden nach die hysterische political correctness, wie sie in us-amerikanischen Debatten darüber, welche Leute auf welche Toiletten gehen dürften, häufig tonangebend waren, ein wichtiger Grund für den erfolgreichen Trumpismus war. Die "Wichtigkeit ihres Ansinnens", wie Du es formulierst, kommt bei der Gegenseite als das Gezicke von "Special Snowflakes" an. Wenn einer Probleme damit hat, seine Kinder satt zu kriegen und die Miete zu berappen, also von typische Problemen der abgehängten Unterschicht, die nun großflächig Trump wählte, umgetrieben wird, dann hält dieser die Frage, ob für Transsexuelle eigens Toiletten auf Universitätsgeländen eingerichtet werden sollten oder nicht, für eine jener Angelegenheiten, die zeigen, dass liberal-demokratisch dasselbe bedeutet wie schnöselig-abgehoben.
Um die Reaktionen der alt-right auf solche LGBT-Diskussionen nachvollziehen zu können, lohnt es sich, mal ein wenig in deren "Echokammern" hineinzuschnuppern. Ich kann dazu die YT-Videos von "undoomed" empfehlen. Ein Typ, auf welchen ich wegen eines seiner unterhaltsamen Läster-Videos über irgendeinen Religidioten stieß, der aber im Grunde genommen eine ziemlich rechts-konservative Linie verfolgt, derentwegen er insbesondere YT-Videos von "Feministen", "Social Warriors" usw. verpflückt.
Wenn man die politische Welt aus der Perspektive des gewissermaßen klassischen "Klassenkämpfers" betrachtet, dem es um die Interessen der unterprivilegierten Proletarier geht, dann kann einem vermutlich auf den Senkel gehen, wenn Mini-Gruppen wie Transsexuelle oder asexuelle Ex-Gays mit ihren Befindlichkeiten den Diskurs dominieren und gewissermaßen von den "wirklich wichtigen" Themen ablenken. Das ist halt eine Frage der Aufmerksamkeits-Ökonomie. Minerheiten-Rechte sind nun mal Minderheiten-Interessen und wenn die Linken mehr darüber diskutieren, wie die Anstandsregeln beim Dating auf dem College auszusehen haben oder wie farbige Behinderte am korrektesten bezeichnet werden sollten, dann untermauert das den Eindruck, dass sich die Linken nicht für die Probleme der "normalen" Bürger interessieren. Die Tendenz der Linken (Liberalen, Demokraten), sich mit sexkonnotierten Empörungsritualen zu beschäftigen statt beispielsweise mit Gewerkschaftsinteressen, dürfte gehörig daran mitschuldig sein, dass der Trumpismus so "durchmarschiert".