[Schreibwettbewerb - Runde IV] Durin / Gala

Wer hat die bessere Geschichte geschrieben?

  • Durin

    Stimmen: 3 75,0%
  • Gala

    Stimmen: 1 25,0%

  • Umfrageteilnehmer
    4
  • Umfrage geschlossen .

Enigma

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Und hiermit beginnen die Veröffentlichungen für Runde IV.

Thema war .. ziemlich frei, seht selbst.

Viel Vergnügen! :)

 
 

Enigma

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Durin

Viator, vormals Drauger hatte noch einige Zeit bis zu seiner Reinkarnation und saß auf einer metaphorischen Wolke und entspannte. Auch Eldath – vom Stress der letzten Wochen befreit konnte einen Bruchteil ihres Bewusstseins abspalten um sich dazuzugesellen. „Da haben wir aber mächtig Glück gehabt“, meinte sie.
„Ach, Hlinka hätte das vielleicht auch allein geschafft“, antwortete der tote Satyr.
„Naja, ich meinte jetzt auch wegen dir. Ohne dein Gedächtnis hättest du ja in sonst was geraten können. Nicht auszudenken …“


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Spiele


Drauger fragte sich, ob es wohl der beste Weg war, erste Erkenntnisse über die Natur der Menschen zu sammeln, indem er Cathwulf studierte, während dieser sich betrank und den Frauen nachträumte.

Es war dieser Moment, dass er eine neue Präsenz spürte, anders als die Menschen und sonstigen Humanoiden an diesem Ort. Er drehte sich zur Tür der Kneipe und entdeckte einen Söldner, er trug eine schwarze Lederrüstung und ein rotes Halstuch, ein rostiges Schwert hing an seinem Gürtel. Er starrte zurück – das hieß, der Söldner starte Cathwulf an, aber irgendwas nahm er auch Drauger war, der Geist spürte es genau. Eine weitere Aura, verdeckt von der des Menschen. War das ein weiterer Geist, der wie er in einen Menschen schlüpfen konnte?

Der Neuankömmling wirkte hin und her gerissen, er kämpfte mit sich und dann verließ er die Taverne unsicheren Schrittes.
„Hm, vielleicht sollten wir ihn verfolgen?“ dachte Drauger.
„Ist deine Neugier wirklich so groß und dein Selbsterhaltungstrieb so klein?“ erwiderte Cathwulf. Der Geist dachte daran, es eventuell alleine zu versuchen, aber er hatte selbst die Gefahr gespürt und entschied sich, dass die Sache erstmal aufgeschoben werden konnte.


Am nächsten Morgen gingen sie zum Hafen um sich mit Cathwulfs Kontakt zu treffen. Stattdessen kam ein Junge auf sie zu und drückte ihnen einen Schrieb in die Hand. Der Detektiv entschuldigte sich aber gab ihnen eine Wegbeschreibung zu einem Tempel, in dem sich diskret um die Angelegenheit gekümmert werden konnte.

Sie folgten der Beschreibung in die Slums, das Haus war nicht von den anderen Wohnhäusern zu unterscheiden. Sie wurden hereingelassen und auch im Inneren war der so genannte Tempel lediglich ein unscheinbarer Schrein. Noch verwunderlicher war jedoch, dass Drauger keine Ahnung hatte, welchem Gott hier gehuldigt wurde und auch Cathwulf erkannte keine eindeutigen Symbole oder Abbildungen.

Argwöhnisch wurden sie von den heruntergekommenen Gestalten aus den Ecken beobachtet. Die Stimmung war unangenehm, bis ein freundlicher Priester in hellen grauen Roben den Raum betrat und sie Ansprach: „Ah, Herr Cathwulf, sie wurden mir angekündigt. Ich kann annehmen, dass das Subjekt ihres Wissensdurstes … mit ihnen ist?“ Sie nickten und wurden in einen Nebenraum geführt, in dem frischer Tee vorbereitet war. Als sie allein mit dem Priester waren forderte der Drauger auf, sich zu manifestieren.

„Mal schauen, ob meine Nieren noch mit Flüssigkeiten auf Wasserbasis klar kommen“, witzelte Cathwulf und nahm sich einen Tee.
„Ja, gerne, bedienen sie sich“, erwiderte der Priester und wandte sich Drauger zu. „Keine Sorge, das hier ist lediglich etwas Hellsichtmagie. Wir werden Versuchen einen Aspekt deiner Vergangenheit zu finden an dem wir uns dann weiter orientieren können.“

Der Zauber dauerte etwas länger, Cathwulf war schon weggenickt, da wurde der Singsang der magischen Formel schneller, bestimmter. Drauger spürte wie ein Aspekt seines verschwommenen Selbst klarer wurde und vor ihm manifestierte sich ein Schwert. Der Priester betrachtete die geisterhafte Klinge: „Na, erkennst du das wieder? Muss sehr wichtig in deinem Leben gewesen sein, wenn du es ins Untotendasein mitnimmst. Wie dem auch sei, damit kann ich arbeiten. Ich denke, binnen einer Woche kann ich dir sagen, wer du warst und wieso du nicht ins Jenseits kommst. … Jetzt zum unangenehmen Teil: Die Bezahlung. Du hast wohl als Geist kein Geld und ich will dich nicht in irgendeine Beschaffungskriminalität treiben, also habe ich da einen moralisch unbedenklichen Job von einem Verbündeten herausgesucht, bei dem du als Gegenleistung helfen könntest, ja?“


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Isillilta war sich im Klaren darüber, dass die Tunnel vor ihm unberechenbare Gefahren bargen. Aber irgendwann würde er sich hier hineinschleichen müssen, dieser Dungeon war einer der Ältesten überhaupt, das Wissen, das darin verborgen lag musste unvorstellbar sein.

Neben ihm im dunklen Gang ging Saemon, ein alter Abenteurer. Als er vor Jahren mit ein paar anderen ‚Helden’ und ein paar Githzerai ein paar Drow-Außenposten aufgemischt hatte, trug dies nicht unerheblich zum Gelingen von Isilliltas Flucht aus dem Unterreich bei.
Er hatte Isillilta die Pläne dieses Ortes verkauft und sich dann auch bereiterklärt gegen einen Teil der Beute mitzukommen. Er mochte jenseits seiner Blütezeit sein aber von allen Rumtreibern in allen Kneipen Athkatlas war er der einzige, dem Isillilta dies auch zutrauen konnte.

Sie näherten sich einer Kreuzung, mit schwachem Fackelschein erleuchtet. Sie hatten ihr Ziel erreicht.

Vorsichtig spähte Isillilta um die rechte Ecke, als er hinter sich Gepolter hörte. Er fuhr herum und sah wie ein schwerer Felsblock sich aus der Decke senkte und den Weg den sie gekommen waren versperrte. Der heimliche Teil war offensichtlich misslungen.

Da griff Saemon an. Mit seinem ganzen Gewicht wollte er sich auf den Elfen stürzen und ihn unter sich begraben. Isillilta lies einen kleinen Zauber wirken und seine Hand hüllte sich in Flammen und er schlug den anderen zurück. „Was soll das?“ brachte er heraus, Saemon antwortete nicht. Er blickte schuldbewusst aber dennoch bereit anzugreifen. Isillilta formte einen neuen Zauber und der Mensch wich zurück, hechtete in den linken Gang, grade rechtzeitig um einem Flammenstrahl zu entgehen.

Isillilta eilte hinterher. Der Gang ging nur ein kurzes Stück gerade aus, nicht genug für den Magier anzuhalten und einen Zauber zu wirken, bevor Saemon schon wieder an einer Kreuzung, diesmal nach rechts abbog. Isillilta folgte, der Gang ging gerade, aber nach einigen Metern ging rechts eine Abzweigung ab, die der Elf ansteuerte. Auch dieser hatte wieder Abzweigungen doch diesmal hatte Saemon sie nicht genutzt. Er wartete hinter dem ersten Quergang und als er Isillilta sah fing er an zu flehen: „Bitte, das war - das bin nicht ich, er zwang mich das zu tun.“ Auf den Knien und die Waffe weiterhin am Gürtel war er keine Bedrohung, Isillilta ging vorsichtig vorwärts. „Wer?“

Er war fast an der Abzweigung da bekam er die Antwort aus dem Gang links: „Er!“

Ein Geist manifestierte sich vor Saemon, was jedoch nicht annähernd an die Überraschung heranreichte, die Isillilta übermannte als er die Quelle der Stimme aus dem Gang treten sah: „Shurbreena Helviafin!“

Die Drowpriesterin, sadistische Egomanin und Schmiedin des Rings, den er um den Finger trug war flankiert von zwei Kriegern. Offensichtlich war ihr aber nicht nach viel Konversation. Alles was sie beim ersten Wiedersehen nach all der Zeit zu sagen hatte war: „Angriff!“

Isillilta entschloss sich zu einem strategischen Rückzug. Saemon rannte ehe schon den Gang weiter gerade aus, Richtung der nordöstlichen Säulenhalle, während Isillilta selber den Gang zurück lief, dann rechts abbog.

Verfolgt wurde er von dem Geist und den beiden Kriegern – diese Gegner konnte er vielleicht bekämpfen, wenn Shurbreena nicht eingriff. Vielleicht! Nach kurzer Strecke knickte der Gang nach links ab und endete kurz dahinter in einer T-Kreuzung.

„Ich dachte du bist der böse Dunkelelf, wieso wollen die Anderen wie du dich dann tot?“ hörte er in seinem Kopf. „Bei allen Höllen, was…?“ Der Geist war offensichtlich telepathisch. Gut, dann würde er vielleicht auch mitbekommen, wenn Isillilta nur angestrengt dachte: „Drow? Ja. Böse? Ich nicht. Meine Klinge ist sogar gut gesinnt und natürlich ist das auch der Grund, weshalb die anderen mich töten wollen. Also mach dir keine Illusionen, auf welcher Seite der kosmischen Kräfte namens Gesinnung du grade kämpfst, Geist.“
Die Antwort des Geistes kam erst nach einem kurzen Zögern, Isillilta bog rechts ab. „Das habe ich befürchtet. Aber ich habe Vorkehrungen getroffen. Ich helfe dir wenn ich dafür eine Information aus dem Kopf dieser Anführerin hohlen darf.“

Isillilta wusste nicht was er denken sollte. Jeder, der ihm einen solchen Gesinnungswandel erzählt hätte, den hätte er ausgelacht, aber in den Gedanken des Geistes schwang so viel … kindliche Naivität mit, dass er es ihm fast glauben wollte. „Trau mir, bitte. Links.“ Isillilta verschenkte sein volles Vertrauen noch nicht, aber in seiner Situation musste er einfach hoffen. Er lies einen Gang rechts liegen und bog dann links ein, die Krieger immer noch dicht auf seinen Fersen. Sein Weg schlängelte sich etwas Richtung Südosten ehe er sich wieder teilte.

Der Magier lief links, die Krieger folgten – und saßen in der Falle. Ein Langschwert traf den zweiten im Lauf und riss ihn von den Beinen. Isillilta drehte sich um und sah den Söldner, der hinter der Ecke im rechten Gang gewartet hatte. „Cathwulf, mein Notfallplan“, stellte Drauger vor, während er sich gegen den noch stehenden Drow wendete. Für die Krieger kam Hinterhalt zu Verrat und Unterzahl. Sie waren gut ausgebildet doch konnten sie unter diesen Umständen nichts tun. Einer wurde von Cathwulfs Klinge durchbohrt, der andere verbrannte in einem Flammenstrahl.

Shurbreena hatte es wohl für unter ihrer Würde gehalten, zu laufen und erschien erst jetzt in dem Gang. Der Anblick der Toten und das ihr Opfer offensichtlich Verstärkung bekommen hatte lies sie diese Philosophie jedoch überdenken und sie machte auf der Stelle kehrt und rannte los.

Es ging links, dann rechts und dann einen langen Gang geradeaus. Isillilta war der Priesterin am nächsten. Sie ließen eine Kreuzung liegen, dann eine zweite. Beim Blick nach links erkannte er einige magische Symbole an der Wand und erinnerte sich an die Pläne des Ortes.

Als Shurbreena schließlich im Raum vor ihm nach rechts steuerte erkannte er, wie sich das Netz zuzog. „Söldner, du da links rein dann immer grade aus und am Ende rechts. Vertrau mir. Geist, hier rechts durch die Wand, bis zum nächsten Quergang.“ Den letzten Teil brüllte er durch die unterirdischen Gänge, betend, dass Shurbreena bereits nach Verstärkung gerufen hätte, wenn sie welche in Hörweite hätte: „Saemon, folge meiner Stimme.“

Auch Isillilta hatte die Rechtskurve erreicht. Im Gang vor ihm sah er die Drow, dahinter in einiger Entfernung den Menschen mit erhobenem Schwert. Sie hatte nur noch einen Quergang nach Südosten und nutzte ihn. Isillilta folgte, Saemon nahm einen Gang wo er stand. Shurbreena kam an eine letzte Kreuzung doch alle Ausgänge waren versperrt, abgesehen von dem zur zentralen Halle – aus der es keinen Ausgang gab. Kurz nach ihr kamen Isillilta und Drauger, dann die beiden Menschen.

Shurbreena stand an der Wand dem Eingang gegenüber, auf einer Erhöhung neben einem Thron.
„Es ist aus“, rief Isillilta, „ergebe dich jetzt und wir lassen dich am Leben.“

Ein boshaftes Lachen war die Antwort. „Wunderbar, wie alle Steine an ihren Platz gefallen sind. Dummes, dummes Männlein.“
Der Magier spürte förmlich, wie sich eine Schwertspitze von ihr abwandte und sich auf ihn richtete. „Saemon, du Verräter.“
Der alte Abenteurer zuckte schuldbewusst mit den Schultern während er ihn weiterbedrohte: „Von irgendwas muss man leben, dass Abenteurerleben hatte für mich wenig Ersparnisse eingebracht und sie bezahlen gut.“

In böser Vorahnung wanderten die Augen von Isillilta und Drauger weiter zu Cathwulf. Dieser lies sein Schwert sinken und zog ein anderes. Es war das rostige Schwert des Söldners aus der Kneipe. „Sie haben es mir versprochen für diesen Job und ich brauche es. Ich kann damit Dinge richtig machen“, versuchte er sich zu rechtfertigen. Drauger war erschüttert: „Wieso? Und vor allem: Wann?“

Shurbreena konnte ihre Euphorie nicht verbergen. Ihr Lachen war herzhaft und fröhlich, es war kaum zu glauben, dass es Verrat war, was sie so amüsierten.

„Denkst du wir bekommen das hin, Geist?“ fragte Isillilta, während er sein Schwert zog. Er war mächtiger als Saemon und der Drauger schien in dem anderen Duo auch der dominante Teil zu sein. Nur die Priesterin war ein Gefahrenfaktor. Und sie war es auch, die seine Frage beantwortete: „Vielleicht würdet ihr das, aber ich habe hier nichts dem Zufall überlassen. Sie wirbelte herum und plötzlich hielt sie einen schwer verwesten Schädel eines Satyrs in einer Hand und ein Schwert in der anderen. Draugers Schwert. „Hier ist etwas, Isillilta, das du in deiner Ausbildung zum Theurgen vernachlässigt hast: Die Kontrolle der Untoten! Mwhahaha!“



„Gehorche!“ Der Befehl ging Drauger durch den ganzen Körper. In seinem kurzen Dasein als Geist war das das erste Mal, das jemand ihn kontrollieren wollte. Die Priesterin war mächtig, schon an sich sehr beeindruckend, doch dann schwenkte sie mit seinem Schwert und – da war er sich sicher – seinem Schädel vor ihm herum. „Ich besitze dich, wehre dich nicht. Ich habe herausgefunden wer du bist, nachdem der Diener Malars mir von deinem Schwert erzählt hat. Ich habe dich hier her gelockt. Und da ich wusste, wem du früher gedient hast, habe ich gewusst, dass du dich nicht an den Deal hältst. Und Vorkehrungen getroffen. Ich habe mit dir gespielt, meine Marionette.“
Drauger konnte sich nur eingestehen, dass die Dunkelelfe Recht hatte. Er war ein Geist, eine Abscheulichkeit wider der Natur. Es war ohnehin seine Bestimmung, zu Füßen böser Kleriker zu dienen, besonders wenn sie so klug und weitsichtig waren. Ja, das ergab Sinn…



Isillilta rollte zur Seite um Saemons Schwert auszuweichen während er einen Käfig aus Energie um Cathwulf webte, dieser Kampf erforderte seine mächtigsten Sprüche.

„Du hast offensichtlich mal wieder für alles einen Notfallzauber vorbereitet, Männlein. Ich jedoch brauche nur einen“, spottete Shurbreena und ein roter Strahl entsprang ihrer Hand und traf Isillilta. Er riss massive Lücken in seine magische Abwehr. Doch von allen Schutzzaubern war nur einer wirklich kritisch. Er versuchte ihn sofort wieder aufzubauen, doch er war zu langsam. Der Verstand des Geistes drang in seinen. Drauger hatte als Werkzeug einer mächtigen Klerikerin sogar noch an Kraft gewonnen, sein Wille war überwältigend.
Schmerz, Wut über die Machtlosigkeit, Verwirrung. Er spürte eine Flut von Emotionen in der er sich beinah verlor.
Und aus zweiter Hand hörte er die Befehle und den Spott der Drow.
„Dummes Männlein. Ich wollte dich nie töten. Du lebst, nicht nur weil der Tod, wie ich gehört habe, für dich ohnehin nur eine zeitweise Unpässlichkeit ist. Nein, du wirst mein Sklave, nein, der Sklave meines Sklaven, wie witzig. Du kommst zurück nach Menzoberranzan wo du jedem Mann und jedem Kind als Beweis für die Allmacht Lolths dienst.“ Wieder lachte sie fröhlich. Der Wille ihres Gegners war überwunden, er diente ihr bedingungslos. „Heute ist ein guter Tag.“



GAME OVER

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Enigma

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Gala

Prolog

"Kommt", sagte Isillilta zu Ino und packte ihn am Arm: "Ihr ..."

"NEIN!", sagte Ino plötzlich in aller Entschiedenheit.

Isillilta spürte, wie der Dolch seinen Halsschutz durchschlug. Er wunderte sich, das er keinen Schmerz spürte. Er wollte etwas sagen, aber es ging nicht. Dann wurde alles schwarz.


Anfang

Er erwachte, doch nicht wirklich. Sein Geist war merkwürdig träge und langsam, schwebte in einem Zustand zwischen Wachen und Schlafen, unfähig, in eine der beiden Richtungen zu gehen.

Wo bin ich ?

Er blinzelte. Es war stockdunkel.

Er versuchte, sich die Augen zu reiben, und entdeckte, das irgend etwas ihn festhielt. Er wendete den Kopf, aber das Dunkel blieb undurchdringlich. Auch seine Beine waren fixiert.

Langsam wurde ihm klar, das er jetzt erschrecken müßte, und sich totstellen. So hielt er eine ganze Weile still und horchte angestrengt. Die Dämmerung, die über seinem Geist lag, klarte langsam auf. Er spürte, das er auf dem Rücken auf einer harten Unterlage lag.

Nach einigen Minuten begannen seine verschiedenen Sinne zu erwachen, und an Stillhalten war nicht mehr zu denken. Zuerst kündigten sich Kopfschmerzen an. Dann bemerkte er einen Bärenhunger und einen gewaltigen Durst. Und plötzlich begann er ganz erbärmlich zu frieren und zu bibbern, so, als hätte man ihn für eine Stunde in Eiswasser geworfen und erst im letzten Moment vor dem Kältetod wieder herausgeholt.

Und während seine Zähne schon laut klapperten, bemerkte er plötzlich, das seine Lunge wie mit Höllenfeuer gefüllt war, und bekam einen Hustenanfall wie noch nie in seinem Leben, hustete minutenlang staubigen Schleim und Rotz und schließlich Blut. Immerhin wurde ihm dadurch warm.
Völlig erschöpft und entkräftet lag er schließlich da, nur um zu bemerken, das die Luft immer schlechter wurde.

Wo bin ich ?

Er erinnerte sich, das er als Dunkelelf ja im Dunkel sehen konnte. Seine Augen glühten rot von der Rassenmagie auf. Erleichtert mußte er auflachen, als er erkannte, wo er lag.

Es war sein altes unterirdisches Labor im Unterreich. Er erinnerte sich jetzt auch, warum er hier lag. Er lag auf seinem Stasisapparat, einer magischen Maschine, welche seinen Klon am Leben hielt. Tatsächlich hatte er dieses Gerät in seiner Jugend einmal hergestellt. Die Herstellung des Klons war extrem schmerzhaft gewesen, weil man dafür eigenes Fleisch aus sich herausschneiden mußte, aber er hatte auch das hinbekommen.

Als er vorhin gestorben war, war seine Seele zu seinem Klon gewandert, und hatte diesen aktiviert. Auch die anderen Symptome waren ihm nun erklärlich. Die Lunge war mit der Zeit wegen Untätigkeit verstaubt, der Klonkörper war in der Stasis nahe dem Gefrierpunkt des Wassers gehalten worden, und dessen Lebensaktivität und Versorgung mit Nährstoffen blieb minimalst, um die Effizienz der Maschine zu maximieren. Tatsächlich hatte sie dadurch über zwei Jahrhunderte lang funktionieren können.

Seine rechte Hand suchte und fand den Schalter, der ihn befreite. Langsam erhob er sich und schob die Glaskugel, unter der er gelegen hatte, beiseite. Zu seiner bösen Überraschung roch die Luft außerhalb der Glaskugel auf eine trockene Art und Weise vermoddert und enthielt kaum mehr Sauerstoff als die in der Glaskugel. Er keuchte inzwischen schwer und stand kurz vor der Kohlendioxidvergiftung.

Er versuchte Magie zu wirken, um sich frische Luft zu verschaffen, aber sein Klonkörper enthielt nicht den kleinsten Funken magischer Energie. Er würde erst meditieren müssen. Aber bis dahin würde er wahrscheinlich schon erstickt sein.

Langsam kroch er von dem steinernen Bett. Fürs Stehen fehlte ihm die Kraft. Mühsam drang er in den Hauptraum seines Labors vor. Dieser stand voller Regale, Schränke, Truhen und Tische, die sich vor magischer Gegenstände und Bücher bogen.

Isillilta sah sich nach etwas um, mit dem er an Sauerstoff kommen konnte. Vielleicht war irgend eine der magischen Spruchrollen, die überall lagen, eine der Zone frischer Luft, aber ihm fehlte jetzt die Kraft, sich aufzustützen und sie alle zu durchsuchen. Stattdessen kroch er weiter, auf den Ausgang zu.

Beim Ausgang stand ein Waffenständer mit einem Magierstab des Feuers und einem minimal verzauberten Bastardschwert - der ersten Waffe, die er je verzaubert hatte. Der Ausgang selbst war eine Öffnung im Fels. Der steinerne Verschluß war eigentlich leicht zu öffnen, aber für den schwer keuchenden Isillilta war er fast nicht mehr zu überwinden. Nachdem er den Weg endlich aufgestemmt hatte, klemmte er den Verschluß mit dem Schwert fest.

Er schnappte sich den Stab des Feuers und kroch in die Öffnung hinein. Langsam folgte er dem engen natürlichen Gang bis zu einem Felsbrocken, den er mühsam mithilfe des Stabes beiseite stemmte.

Er hatte den Hauptgang erreicht. Wie er erwartet hatte, war hier die Luft kein bisschen besser, denn sein Labor war durch Spalten mit dem Rest der Höhle verbunden. Er kroch in Richtung des Höhlenausgangs. Nach einer Weile erreichte er die letzte Biegung. Da, wo eigentlich der Ausgang sein sollte, war eine massive Mauer.

Isillilta untersuchte sie. Die Steine waren aus bestem Granit, wie die Höhlenwände. Der Mörtel allerdings sah eigentlich normal aus. Vermutlich konnte er ihn wegbrennen. Das war natürlich sehr gefährlich, weil man es auf der anderen Seiten merken würde, aber seine Lage war verzweifelt genug, das er es versuchen mußte.

Er kroch zurück zur Biegung und begann, gegen die Mauer den ersten Feuerball zu zaubern. Im nächsten Moment war er in magisches Feuer gehüllt. Ach ja, in geschlossenen Höhlen aufpassen mit Flächenzaubern. Zu seinem Glück hatte seine rassentypische Magieresistenz angesprochen. So war nur der heiße Boden ein Problem. Er kroch noch viel weiter zurück und zauberte stattdessen den Feuerball in die Wegbiegung hinein. Sein Gefühl sagte ihm, das der Feuerball bis zur Mauer reichen und diese weiter erhitzen würde.

Nach ein paar Feuerbällen begann der Fels, im dunklen Rot zu glühen. Dieses wurde mit jedem weiteren Feuerball immer heller, bis es in Orange und Gelb wechselte. Nach etwa zwei Dutzend Feuerbällen war die Felswand blendend weiß. Isillilta zauberte weiter, bis der Stab leer war. Dann kroch er von der Hitze weg. Irgendwann kurz darauf mußte er das Bewußtsein verloren haben.


Schwert

Als er erwachte, zauberte er sofort Wasser. In seinen geöffneten durstigen Mund landete nur viel zu wenig davon, aber sein überhitzter nackter Körper jauchzte von dem kühlen Naß auf.
Es gab hier eine winzig kleine Steigung zum Ausgang hin, wo das Wasser hinfloß. Isillilta hörte ein Zischen, und die Luft füllte sich mit Wasserdampf.

Isillilta beschloß, nicht sofort nach Hause zu teleportieren. Durch seine Aktion mit den Feuerbällen war wahrscheinlich irgendjemand auf ihn aufmerksam geworden. Er sollte also lieber die Sache mit der Mauer inspizieren. Stattdessen rief er seine Mondklinge zu sich. Obwohl er sie sogar von anderen Existenzebenen herrufen konnte, dauerte es sehr lange, bis sie endlich in seiner Hand erschien. Der helle Schein der heiligen Klinge erleuchtete den Gang. Sofort zauberte das Schwert Heilung auf ihn, was seine vielen Beschwerden linderte.

„Hallo !“, meldete sich eine Stimme in seinem Geist: „Guten Morgen auch. Was ist denn mit dir passiert ? Eli hat versucht, deine Leiche zum Leben zu erwecken, aber es ging nicht. Wo sind wir hier ? Ich bin fast nicht durchgekommen.“

Eli war Isilliltas treue Dienerin in seinem Magierhort. Also seinem neuen Magierhort, das er gebaut hatte, nachdem er damals der Unterwelt entronnen war.

„Guten Morgen !“, antwortete Isillilta auf dem selben Wege seinem Schwert: „Ich hatte noch einen Klon; ein altes Experiment von mir in der Unterwelt. Dort befinden wir uns auch gerade.“

„Die Unterwelt ? Oh nein ! Und ist das mit dem Klon der Grund, warum du plötzlich so jung aussiehst ?“

„Ja.“

„Na prima. Wirst du jetzt nochmal 300 weitere Jahre alt werden ?“

„Ähm, vielleicht ? Wahrscheinlich ?“

„Na ganz Klasse. Ich hatte eigentlich gehofft, das diese Peinlichkeit, ausgerechnet einen Dunkelelfen als Träger zu dienen, in ein paar Dutzend Jahren endlich vorbei wäre.“

„Öhm, tut mir leid. Du wirst mich wohl noch ein paar weitere Jahrhunderte ertragen müssen.“

„Die anderen Mondklingen werden sich sowas von lustig über mich machen. Naja, schon gut, ich werds überleben. Zieh dir wenigstens was an. Warum rennst du hier splitternackt herum ?“

„Hatte erst andere Probleme zu lösen. Luftmangel und so. Wäre fast nochmal gestorben.“

„Ui. Zwei Jahrhunderte ohne Todeserlebnis und dann gleich zwei hintereinander ? Das wäre ja richtig fies.“

„Keine Angst, einmal reicht mir fürs Erste. Und … was war mit dem Durchkommen ?“

„Hier um diesen Ort sind gleich zweimal magische Barrieren drumherum, die man auf den meisten Ebenen gar nicht durchdringen kann. Hat mich alle Tricks gekostet, da durchzukommen. Ich schätze, du selbst hast da gar keine Chance.“

„Oh.“

„Ja.“

„Dann ist der schnelle Teleport nach Hause wohl ausgeschlossen.“

„Exakt.“

„Eigentlich werde ich dringend anderswo gebraucht.“

„...“

„Naja, in der Unterwelt war ich ja schon lange nicht mehr.“

„Richtig, das letzte Mal ist schon mindestens sieben lange Tage her.“

Isillilta kehrte in sein Labor zurück und zauberte sich auf einem der Tische Nahrung, die er verspeiste, während er sich eine alte Robe anzog. Nachdem er sich gründlichst gestärkt hatte, verschloß er sein Labor sorgfältig.

Der Eingang war noch viel zu heiß, als das er ihn einfach so durchtreten konnte. Er verwandelte sich also in einen Nebel und schwebte in gutem Abstand von Boden, Wänden und Decke hindurch. Durch die Mauerritzen, die sich geöffnet hatten, drang er mit größtmöglicher Geschwindigkeit. Dann wurde er, ganz gegen seine Absicht, auf der anderen Seite der Mauer wieder materiell. Es war stockdunkel – auch seine Dunkelsicht funktionierte nicht mehr.

„Nanu ?“, dachte er verdutzt.

„Antimagie.“, bemerkte das Schwert lakonisch.

Isillilta zog es aus der Scheide. Als mächtiges Artifakt aus fernen vergangenen Zeiten funktionierte es trotz dem Mangel an Magie. Der Schein der heiligen Klinge erfüllte den Raum und Isillilta erkannte, das er sich in einer Folterkammer befand. Dutzende sadistische Geräte waren hier über den Raum verteilt aufgestellt. In vier davon erkannte er bedauernswerte Opfer, die aber offensichtlich schon an ihren Qualen verendet waren.

Isillilta schlich zur Tür. Sie war verschlossen. Er steckte also schon wieder fest. Und zwar ziemlich vollständig. Das einzige Gerät, das er zur Hand hatte, war sein magisches Schwert, und das konnte leider nur durch lebendes und untotes Fleisch schneiden, aber keine Türen.
Isillilta prüfte den Zustand der Gefangenen. Es handelte sich durchgängig um Waldelfen, wahrscheinlich Opfer eines Raubzuges an der Oberfläche. Sie waren noch nicht lange tot. Vermutlich hatte man sie also nicht vergessen. Irgendwann würde jemand kommen, um die Leichen abzuholen. Bis dahin blieb ihm nur, zu warten. Isillilta machte es sich am Boden bequem.


Freund

Es geschah ein paar Stunden später. Plötzlich wurde Isillilta von einem fremden Geist erfaßt, der in seinen Kopf eindrang. Überrascht und wütend stieß er diesen zurück und hielt ihn fest.

Der Eindringling empörte sich: „Aua ! Böser Drow ! Was soll das ! Loslassen !“

„Wer ist denn das ?“, meldete sich das Schwert.

„Oooh, ein sprechendes Schwert ?“, reagierte der Eindringling: „Wie ist euer Name ?“

„Naja. Varnar, das ist elfisch und bedeutet Beschützer. Sehr beliebter Name für Elfenschwerter.“, antwortete die Mondklinge: „Und ihr ?“

„Ähm, Drauger. Ich bin so eine Art Geist. Angenehm !“

„Angenehm !“

„Jetzt ist aber mal gut !“, fuhr Isillilta ärgerlich dazwischen: „Was habt ihr in meinem Kopf zu suchen ? Könnte ich Magie wirken, ich hätte euch in einen Seelenstein gesperrt, damit ihr kein Unheil mehr anrichten könnt.“

Drauger schimpfte: „Warum seid ihr Drow immer so unfreundlich ! Eigentlich habe ich doch gar nichts getan ! Ich war nur neugierig !“

„Oh, also mir wolltest du gerade die Kontrolle über meinen Körper wegnehmen. Das ist ja wohl mehr als Grund genug, um jemanden in einen Seelenstein wegzusperren.“

„Aber das ist doch die einzige Art und Weise, wie ich überhaupt irgend etwas tun kann !“
„Wie, ihr macht das wohl sogar gewohnheitsmäßig ?! Dann könnt ihr kein sehr alter Geist sein. Früher oder später werdet euch jemand wirklich in einen Seelenstein sperren.“

„Oh.“

„Ja.“

„Naja, danke für die Warnung. Um, könntet ihr mich trotzdem wieder freilassen ? Ich verspreche auch, nie wieder zu versuchen, einen Dunkelelfen zu beherrschen … hat bisher sowieso nie geklappt. Warum seid ihr nur so widerständig ?“

„Nun - wir leben in der Unterwelt, gemeinsam mit Grauzwergen und Graugnomen ? Und hier unten gibt’s jede Menge unfreundliche Gesellschaft – zum Beispiel Gedankenschinder. Oder Betrachter. Wesen mit schwachen Geist halten hier nicht lange durch.“

„Hmm. Okay, das macht Sinn.“

„Könnt ihr mir etwas über die Umgebung sagen ? Ich bin hier nur durch einen … magischen Unfall geendet und bräuchte dringend ein wenig Orientierung.“

„Oh, ihr habt Probleme ?“

„Nun … jede Menge, fürchte ich.“

„Naja, es ist ein ganz normales Gefängnis hier.“

„Ein Gefängnis ?“

„Ja, oder ein Gefangenenlager, wie mans sieht. Aber wartet mal - ihr wißt nicht, das es sich um ein Gefängnis handelt ? Wie seid ihr denn hierhergekommen ?“

„Lange Geschichte. Erzähl mir lieber, wie man hier herauskommt.“

„Wenn ihr hier heraus wollt, könntet ihr vielleicht auch mir mit einem Problem helfen.“

„Ja sicher, mit was ?“

„Huch, ein freundlicher Drow ! Wo hat man das schon gehört !“

„Bin nicht von hier. Okay, das war falsch, ich bin hier geboren. Aber vor langer Zeit weggezogen und nur unfreiwillig zurückgekehrt. Also, was ist euer Problem ?“

„Einer der Gefangenen hier ist ein Mensch, und ich versuche schon eine ganze Weile, ihn zu befreien.“

„Irgend ein Grund, warum nur diesen speziellen Gefangenen ?“

„Nun … ich bin ein bisschen mit dran Schuld, das er hier gelandet ist.“

„Oha.“

Es ergab sich eine peinliche Pause.

Isillilta fuhr fort: „Wißt ihr, wann die Wärter hier vorbeikommen werden ? Wißt ihr, wie weit diese Antimagiezone des Gefängnis reicht ?“

„Antimagiezone ? Äh, nein, entschuldige, davon weiß ich nichts. Aber hier wird leider tagtäglich gefoltert, spätestens in ein paar Stunden kommt sicher wieder jemand vorbei.“

„Dann hoffen wir, das sie einzeln kommen. Wieviele Wächter gibt es ?“

„Nur vier, aber sie sind immer zu zweit.“

„Wieviele Gefangenen ?“

„Dutzende, vielleicht mehr als Hundert. Alle in Einzelzellen, an die Wand angekettet. Ich kann die meisten beherrschen, aber sie können nicht viel tun.“

„Gut, ich glaube, das ist erst einmal alles, was ich wissen muß.“

„Laßt ihr mich jetzt frei ?“

„Ja, aber bleibt in der Nähe, ihr werdet mir noch den Weg zu eurem Gefangenen zeigen müssen.“


Veränderung

Der Geist verließ sie, und Isillilta wartete weitere lange Stunden. Endlich wurde die Tür aufgeschlossen. Isillilta versteckte sich hinter ihr. Zwei Wächter traten ein, die eine Waldelfe zwischen sich trugen und Isillilta erst bemerkten, als dieser schon mit einem einzigen weit ausholenden Schlag ihre beiden Köpfe vom jeweiligen Rumpf getrennt hatte.

Glücklicherweise trugen die Wächter Helme. Das würde es leichter machen, sich als einer der ihren auszugeben.

Die Elfe, die ihn Isillilta wohl nur einen weiteren Drow sah, war völlig unkooperativ und hörte ihm gar nicht zu. Isillilta wünschte sich, Drauger wäre in der Nähe und würde die Elfe übernehmen. Leider hatte sich der Geist zurückgezogen.

Mangels einer besseren Alternative schlug er die Elfe, die sich heftig wehrte und schrie, bewußtlos. Die Leichen der Wächter steckte er in zwei im Raume stehende eiserne Jungfrauen. Der Elfe nahm er die Fesseln ab und versteckte sie in einer Ecke.

Mit seiner neuen Verkleidung durchkämmte er das Gebäude. Die Angaben Draugers waren alle korrekt. Er bemerkte die anderen beiden Wärter bei einem Rundgang, wie sie Gefangene fütterten. Sie erkannten anscheinend nicht, das er keiner der ihren war. Isillilta näherte sich ihnen in ungezwungener Haltung, dann machte er sie blitzschnell nieder. Er schleppte auch diese Leichen in den Folterraum und brachte sie ebenfalls in eisernen Jungfrauen unter.

Endlich fand er eine Zelle, in der ein Mensch gefangen saß. Isillilta probierte die Schlüssel aus, die die getöteten Wärter bei sich gehabt hatte, und fand den Richtigen relativ schnell.

„Schnell, zieht das an.“, flüsterte er dem Menschen zu, als er ihn von seinen Fesseln befreit hatte und ihm die zweite Rüstung zuschob.

„Hallo !“, sagte der Mann und grinste spitzbübisch: „Ich bins, Drauger.“

Isillilta nickte. Jetzt galt es, herauszufinden, wie man die Stadt verlassen konnte.


Weg

Isillilta ließ Drauger im Gebäude zurück, denn der Mensch konnte im Dunkel nichts sehen, und das fehlende rote Glühen der Augen würde sie zu früh verraten.

Die Stadt hatte sich in den letzten zweihundert Jahren, seit er sie verlassen hatte, stark verändert. Sie war angewachsen. Sein Labor hatte er damals außerhalb der Stadtmauern eingerichtet. Jetzt lag es innerhalb.

Er wanderte für Stunden durch die Straßen, bis er eine gewisse Übersicht gewonnen hatte.

Es gab einen großen Sklavenmarkt, der die Stadt wohl zu einem Handelszentrum gemacht hatte. Das ergab Sinn, denn er wußte, das die Stadt an einer der Wege in die Oberfläche lag, so das viele Raubzüge der Dunkelelfen von ihr ausgingen.

Außerdem hatte er viele Kasernen gesehen, wo Soldaten untergebracht waren – offensichtlich Truppen für ebendiese Überfälle.

Und endlich, nach vielem Suchen, hatte Isillilta das Stadttor gefunden. Die Stadt war, wie viele Drowstädte, von massiven Fels umgeben, der, wenn er nicht schon natürlich vorhanden war, magisch herbeigezaubert wurde. Außerdem gab es ein magisches Schild, das vor Angriffen mit Teleport schützte. Wollte man also die Stadt verlassen, so ging das nur durch das einzige Stadttor.

Als er zurückgekehrte, hatte Drauger schon eine ganze Menge Waldelfen befreit.

„Ich habe einen Plan, wie wir hier herauskommen.“, sagte Isillilta.

„Ich auch ! Wir brauchen nur Waffen, dann brechen wir durch.“, unterbrach ihn einer der Waldelfen, ihn mit äußerstem Mißtrauen betrachtend.

„Oh, sonst nichts ? Und wo wollt ihr diese Waffen herbekommen ?“

„Nicht von euch !“, antwortete ein anderer Waldelf.

„Dem kann ich nicht widersprechen.“, brummte Isillilta: „Und wie sonst ?“

Von überall kamen Rufe: „Wir trauen keinem Drow ! Ihr wollt uns nur noch tiefer reinreiten !“

„Keinem Drow kann man trauen. Sie werden böse geboren und sterben böse, dazwischen wird’s nur schlimmer !“

„Nur ein toter Drow ist ein guter Drow !“

„Hey !“, unterbrach dann Drauger: „Ohne Isillilta wärt ihr alle immer noch gefangen !“

„Selbst das ist wahrscheinlich nur eine Täuschung.“

„Und wie das ?“, fragte Drauger: „Ich war in seinem Geist, ich hätte das doch gemerkt, wenn er lügen würde !“

Nun, das war freilich gelogen. Drauger hatte ja nie die Kontrolle übernommen. Aber vermutlich konnten das die Waldelfen nicht wissen. Und tatsächlich beruhigten sich diese langsam.

Isillilta konnte den Plan erklären.

Und man fand ihn sogar gut … besser als ohne Waffen gegen eine Stadt voller Drowsoldaten zu kämpfen.


Schicksal

Isillilta stand in seiner Robe vor der Wache. Hinter ihm standen die Waldelfen, und der immer noch von Drauger beherrschte Mensch. Die meisten waren zusammengekettet, um als Sklaven durchzugehen. Aber vier der Waldelfen hatten die Rüstungen der Wächter angezogen. Isillilta hatte eine Illusion geschaffen, durch die sie aussahen wie Dunkelelfen. Aber er hatte vergessen, auch das Aussehen der Rüstungen zu verändern.

Die Wache schimpfte: „Das sind eindeutig Uniformen unser Miliz. Wo habt ihr sie her ? Habt ihr sie etwa unseren Soldaten gestohlen ?“

Isillilta bemühte sich um die diplomatischste Stimme: „Aber nein, die sind ganz sicher nicht eure Uniformen ! Ich habe sie hier ganz legal hier auf dem Markt gekauft.“

„Von welchem Händler ?“, fragte die Wache mißtrauisch.

Isillilta hatte natürlich keine Ahnung, wie die Händler auf dem Markt hießen. „Den Namen weiß ich nicht, aber er hatte ein Zelt an der Nordseite.“

„Hmm. Okay, im Norden sind die Waffen und Rüstungen.“ Glückstreffer, dachte Isillilta. „Trotzdem muß ich das genauer prüfen.“

„Kann ich wenigstens die Wachen vorschicken ? Ich verpasse hier ein dringendes Geschäft !“

„Gut, wenn ihr als Sicherheit zurückbleibt, dann dürft ihr die Sklaven vorschicken.“

„Okay.“

Isillilta winkte die Anderen durch. Er hoffte, sie würden die Gesten richtig deuten. Denn natürlich hatten diese kein Wort verstanden, als er mit der Wache Drow sprach.

Mit gemischten Gefühlen sah er sie durchs Tor treten. Nun würden sie auf sich selbst gestellt sein.

Er hoffte, sie würden den Weg zur Oberwelt finden.
 

Mantis

Heilende Hände
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Sieht ganz so aus, als würde sich in dieser Runde die Kommentier-Begeisterung in Grenzen halten... naja, dann fange ich einfach mal an.

Durin - ich muss ehrlich sagen, es hat lange gedauert, bis sich mein Gesichtsausdruck beim Lesen von :hae: zu :D gewandelt hat.
Das :hae: liegt an vielerlei Dingen - wieder mal eine Taverne als Startpunkt, wieder einmal Cathwulf (Pluspunkt: dieses Mal nicht als Hauptperson, sondern mehr als Statist :up: ), höchst verwirrende Wegbeschreibungen durch den Dungeon (zurück-rechts-links-links... Moment, wenn sie jetzt wieder links laufen, sind sie doch wieder da, wo sie angekommen sind... oder? :confused: ), und eine sonderbar-verrückte, wirr monologierende Ober-Drow ^^

Was mir allerdings gut gefallen hat: dass Drauger, der eigentlich sonst nichts anderes tut als andere geistesmässig zu kontrollieren, dieses Mal am eigenen durchscheinenden Leibe erfährt, wie das ist. Fand ich auch schön beschrieben, seinen plötzlichen Sinneswandel. :up:
Auch nett fand ich das Auftauchen von Saemon... es ist so herrlich durchschaubar, dass er den Protagonisten nicht nur ein-, sondern zweimal verraten wird, aber da können wir, die wir BG2 gespielt haben, ja nichts gegen sagen. Ist uns schliesslich nicht anders ergangen.


Gala - du füllst mit dieser Geschichte die Lücke, die in deiner ersten Wettbewerbsgeschichte entstanden ist. Was zumindest die Frage klärt, was Isililta so alles in der Zwischenzeit zwischen Klonreinkarnation und Wiederauftauchen getrieben hat. Leider weiss man so auch schon, dass Isililta den vermutlich bevorstehenden Angriff der gesamten bewaffneten Drowstadt siegreich überstehen wird. Das macht den Cliffhanger am Ende dann auch zunichte. Schade.

Leider kriege ich auch mit jeder weiteren Geschichte mehr und mehr den Eindruck, dass ich persönlich einfach nichts mit deinem Schreibstil anfangen kann :c:
Da ist zum einen die Übermacht deines Charakters, der vom Nullpunkt der Reinkarnation innerhalb kürzester Zeit zu Hochformen aufläuft. Gut, zwischendurch muss er ein bisschen leiden, fast verdursten und von Waldelfen gemobbt werden - aber all das scheint keine bleibenden Spuren bei ihm zu hinterlassen, und ihn auch nicht weiter zu hindern.
Und dann stolpere ich beim Lesen immer mal wieder über, hm, "unepische" Wörter, die nicht so recht zum Rest der (eigentlich schon heldenhaften) Gschichte passen wollen. (Das "Hallo", "Okay", und "Aua, böser Drow!", zum Beispiel.)
 
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