Bundestagswahl 2013

Turjan

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Wo wir gerade ueber die 5% Huerde sprachen, dachte ich, es passt ganz gut zum Thema, dass die Liste NEOS (anscheinend auch eine neue liberale Liste) es in Oesterreich mit 4.8% gestern ueber die 4%-Huerde geschafft hat. Das macht anscheinend schon einen Unterschied.
 

Gala

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Es geht wie schon gesagt um die Attitüde : die Meinung des Redakteurs wird verabsolutiert und als Tatsache präsdentiert, und nicht als Meinung.
 

Astaldo

Vampireslayer
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Beim Stöbern in der Wiki heute über das hier gestolpert:

In der Zeit übte Richard von Weizsäcker 1992 schwere Kritik an den deutschen Parteien. Er kritisierte, dass sich der Einfluss der Parteien auf die gesamte Gesellschaft ausgeweitet habe. Sie seien längst zu einem sechsten Verfassungsorgan geworden, aber, im Gegensatz zu den anderen, keiner Kontrolle unterworfen. Weiterhin führte er aus, dass das vorrangige Ziel der Parteien sei, die nächste Wahl zu gewinnen und nicht langfristig Probleme dieses Landes zu lösen. Sie nähmen temporäre Stimmungen im Volk in ihr Parteiprogramm auf, um bei der nächsten Bundestagswahl möglichst viele Stimmen zu erhalten.

Auch 20 Jahre später hat sich daran wenig geändert.
 

David

Moderner Nomade
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Das Problem ist aber auch, dass eine Partei, die kurzfristige Zumutungen "versprechen" muss um langfristige Probelme zu lösen, dann Gefahr läuft abgewählt zu werden und am Ende gar nichts mehr umsetzen zu können.
Gleichzeitig gewinnt eine Partei, die das Blaue vom Himmel verspricht und dann ohne Rücksicht auf die Staatsverschuldung Geschenke verteilt, wahrscheinlich die Wahlen und kommt so an die Macht.
Dieses kurzfristige Denken wird anscheinend vom Wähler belohnt, und es ist ja nicht unbedingt der Hauptzweck der Demokratie objektiv gute Entschedungen zu treffen, sondern Entscheidungen, die der Mehrheit gefallen.

Das ist bei den Medien btw. nicht ganz unähnlich: Es wird nicht berichtet, was objektiv wichtig ist, sondern was möglichst viele Leser interessieren und damit Auflage/Quote bringen könnte. Dass das nicht unbedingt besonders relevante Themen sind, sieht man jeden Morgen wenn man die Zeitungs-Schlagzeilen sieht.
 

Gala

Labyrinth-Leichnam
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Dieses Problem kann ich weder bei meiner eigenen Partei noch bei anderen Parteien erkennen.

Das Problem sehe ich vielmehr darin, das wir zu einer "Mediendemokratie" verkommen sind. Das heißt, die Medien bestimmen, was im Lande passiert. Die Medien sind aber nicht wirklich unabhängig, sondern gehören einer kleiner Schicht Privilegierter (bzw im Falle von ARD und ZDF zumindest teilweise der SPD und der CDU).

Der wirklich erfolgreiche Politiker ist heutzutage nicht der, der kompetent ist und überzeugen kann. Sondern der, der ein guter Selbstdarsteller ist und unterhalten kann.

Leute wie Adenauer, Brandt, Schmidt oder teilweise wohl auch noch Kohl hätten heute gar keine Chance mehr, wichtige Poiltiker zu werden, denn sie vertraten ja mehr oder weniger vollständige Überzeugungen und Weltbilder. So ein Willy Brandt etwa hat sich nicht von den Medien treiben lassen, und wurde dafür auch ausführlichst von den Medien angegriffen.

Stattdessen werden wir jetzt zum dritten Mal in Folge von einer Frau regiert, die überhaupt gar keine Inhalte zu vertreten scheint. Und schon Schröder hat offen zugegeben, das er fürs Regieren eigentlich nur Bildzeitung und Spiegel benötigt.

Sachkenntnis ? Überzeugungen ? Fehlanzeige.
 

David

Moderner Nomade
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Das mit dem Selbstdarsteller stimmt, aber die Medien setzen die Themen auch nicht koordiniert nach einer bestimmten Agenda (zB "lasst uns die FDP plattmachen" oder "die Linken raushalten"), sondern laufen auch genau wie die Parteien der Masse hinterher. Wenn es sich verkaufen würde, würden die statt des Paparazzis auch jemanden bezahlen der in der Bibliothek recherchiert.
Was bei den Parteien Stimmen sind, sind bei den Medien Quote und Auflage. Leider meistens auch bei den ÖR die das eigentlich nicht zwingend nötig hätten.

Das Problem ist in beiden Fällen, dass das Bild wonach sich vernunftgesteuerte Menschen zusammensetzen, informieren und dann bewusst entscheiden, nicht stimmt, zumindest nicht auf die große Mehrheit bezogen. Und wenn man will dass der Durchschnittsmensch entscheidet wer welche Politik macht und was produziert wird, bekommt man eben auch nur Durchschnitt. :D
(Wobei das immer noch besser ist als die bisher erprobten Alternativen)

In Wirklichkeit sollen ja angeblich beachtliche Teile der Wählerschaft erst am Wahlsontag relativ spontan entscheiden ob sie überhaupt wählen gehen oder im Extremfall erst auf dem Weg ins Wahllokal aus einer spontanen Laune heraus ihre Entscheidung treffen. Die Behauptung habe ich in der Berichterstattung zumindest regelmäßig gehört, wobei ich mir das ehrlich gesagt nur schwer vorstellen kann. (Wechselwähler bin ich auch, aber die Entscheidung reift im Laufe der Monate von anfangs 2-3 Optionen für die beiden Stimmen auf die tatsächliche Wahl..)
 
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Armanz

Zeitloser Dichter
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In Wirklichkeit sollen ja angeblich beachtliche Teile der Wählerschaft erst am Wahlsontag relativ spontan entscheiden ob sie überhaupt wählen gehen oder im Extremfall erst auf dem Weg ins Wahllokal aus einer spontanen Laune heraus ihre Entscheidung treffen. Die Behauptung habe ich in der Berichterstattung zumindest regelmäßig gehört, wobei ich mir das ehrlich gesagt nur schwer vorstellen kann.

Das kann ich leider bestätigen. Ich bin 21 und höre von vielen Leuten, dass deren Freunde (grob in eben dem Alter) ernsthaft am Wahltag spontan entscheiden ob und was sie wählen. Oft sind die einfach zu faul aufzustehen. In der NRW-Wahl hat eine ohne die Parteien zu kennen im Wahllokal sich die Kürzel angeschaut und Pro NRW gewählt, weil die "für NRW sind, das ist doch super." Sehr oft kriege ich zu hören, man sei "einfach nicht sonderlich an Politik interessiert" oder "es gewinnt ja sowieso die und die Partei, wozu also wählen."
 
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