"Tja, ich bin aus meiner Stadt geflohen, nachdem ich eine Abenteurergruppe bestohlen, ein Wirtshaus in die Luft gejagt, drei Leute, darunter einen einflussreichen Händler, getötet, die halbe Stadtwache aus Gefecht gesetzt und im Vorbeigehen noch die städtische Schatzkammer ausgeräumt habe. Aber genug von mir, bis heute gute Nacht."
Monaghan hatte absolut keine Lust, dieser Gruppe etwas über ihn zu erzählen, was ihm später Ärger einbringen würde, aber interessanterweise entsprach diese Geschichte sogar der Wahrheit. Naja, zumindest vom richtigen Standpunkt aus.
Müde ging er zu der Treppe, die nach oben zu den meisten Zimmern führte.
"Hey" rief der Wirt, "da oben ist alles reserviert!" Monaghan zuckte nur mit den Schultern, warf dem Wirt einen kleinen Goldbeutel zu und ging unbeirrt die Treppe hoch, wobei er den weiterhin schimpfenden Zwerg ignorierte. Und wenn der Bürgermeister dieses Kaffs höchstpersönlich dieses Zimmer gemietet hatte, Monaghan würde ihn ohne größere Gewissensbisse aus dem Bett prügeln. Die obere Etage des Goldkelchs bestand eigentlich nur aus einem schmalen Korridor, der an ungefähr zwanzig Zimmern vorbeiführte, die alle das obligatorische "Belegt"-Schild an dem Türknauf hatten. Bis auf eins, auf dem in roten Lettern das Wort "Reserviert" aufgemalt war. Mit einem Ruck riss Monaghan das Schild ab, holte einen Universellschlüssel aus seinem Gürtel und knackte das Schloss mit einem leichten drehen aus dem Handgelenk. Gerade als er in "sein" Zimmer eintreten wollte, legte sich ihm eine Hand auf die Schulter.
"Entschuldigt, aber das ist mein Zimmer."
Monaghan zählte in Gedanken bis fünf, bevor er antwortete.
"Seltsam, ich kann das Schild nirgends entdecken. Ihr hat fünf Sekunden Zeit, Eure Hand von meiner Schulter zu nehmen, dann werde ich sie Euch abschneiden."
Für eine Sekunde versteifte sich die Hand, und der Mann hinter ihm schein nicht recht zu wissen, wie er jetzt reagieren sollte. Monaghan war mit seinem inneren Countdown bei zwei angelangt, als sich die Hand zögernd von ihm löste.
Provozierend langsam drehte Monaghan sich zu dem Mann um, der seltsam gefasst war, der ziemlich schmächtig wirkte und nur mit einem schmalen Dolch am Gürtel bewaffnet war. Eindeutig zu großes Ego.
"Geht runter zu dem Wirt und regelt die Sache mit ihm. Ich war zuerst an dieser Tür, und das heißt, dieses Zimmer gehört mir."
"Mit Euren billigen Methoden kommt Ihr hier nicht weiter. Ich weiß, dass mir dieses Zimmer für diese Nacht gehört. Ich hab ein Anrecht darauf."
"Jetzt hört mir mal zu: Seit ich das letzte Mal geschlafen habe, bin ich einmal fast erfroren, habe ein ganzes Dorf vor einer Orkarmee beschützt, habe anschließend eine gesamte Orkarmee ausgelöscht, wurde in einer zweiten Schlacht von einem gewaltigen Monster fast umgebracht, bekam Besuch von einem Dämonenprinz, und als ich in dieses Dorf kam, wurde ich von einer kleinen Armee Zwergenkriegern empfangen. Ich habe zwei gebrochene Rippen, mehrere Blutergüsse und kann meine Beine kaum noch spüren, soviel bin ich heute gelaufen. Also, wer von uns hat mehr Recht auf dieses Zimmer?"
"Ich" antwortete sein Gegenüber mit stoischer Ruhe. "Ich habe reserviert."
Monaghans Geduldsfaden riss endgültig, er hatte jetzt einfach keine Lust mehr, sich hier auf Diskussionen einzulassen. Mit einer schnellen Bewegung sprang er vor und presste den Mann an die Wand.
"Jetzt hör mir mal zu" zischte er den Mann an. "Wir haben jetzt zwei Möglichkeiten: die erste ist, dass du dein Herz öffnest und mir dieses Zimmer überlässt."
Der Mann keuchte. "Und die zweite Möglichkeit?"
Monaghan schenkte ihm ein Lächeln, das ganz Chaos und Zerstörung war.
"Ich öffne dein Herz, und dann wirst du darum betteln, mir dieses Zimmer überlassen zu dürfen." Mit diesen Worten schleuderte er den Typ, der nun ein wenig blass geworden war, auf den Korridor.
"Na wartet!" keifte die Witzfigur,"wisst Ihr eigentlich, welcher Macht ich diene?!"
"Weißt du eigentlich, wie wenig mich das interessiert?" beendete Monaghan die sowieso sinnlose Unterhaltung und betrat nun endgültig das Zimmer, während er mit seinem Dietrich wieder abschloss. Den Schlüssel ließ er stecekne, so dass zumindest eine lautlose Öffnung der Tür unmöglich war und er gewarnt war, sollte diese Witzfigur mit ein paar Freunden zurückkommen.
Die Waffen griffbereit neben sich gelegt, ließ er sich auf das Bett fallen und versuchte, noch etwas zu schlafen.