Fragen, die Euch schon immer auf der Seele brannten, Teil 3

Rink

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@Falk: ich meine eben nicht "Wirksamkeit" oder "keine Wirksamkeit" zu unterscheiden. Ich möchte als Konsument über die Wirksamkeitswahrscheinlichkeit aufgeklärt werden, genau wie ich auch über die Nebeneffekte klar aufgeklärt werde, so dass man sinnvoll möglichen Nutzen mit möglichen Nebenwirkungen abgleichen kann. So ist Ritalin vermutlich "wirksam", laut dieser Studie aber (im Gegensatz zu den Verhaltensschulungen der Eltern) eben mit kleinem Effekt. Hat man diese Information als Konsument zugänglich, würde man vielleicht anders entscheiden.
 

Rhonwen

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Noch interessanter wird die Diskussion an dem Punkt, wo Eltern "homöopathisch" und "pflanzlich" in einen Topf werfen und meinen, das pflanzliche Mittel genauso wirksam wie Chemische Arzneimittel, aber so harmlos wie homöophatische sind und sich wundern, warum das Kind oder sie selbst noch kränker werden.

Gestern in der Apotheke wieder wunderbar zu beobachten, wo die Apothekerin sich im Nachhinein ein Augenrollen nicht verkneifen konnte.
 

Turjan

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@Rink: Deine Zusammenfassung bezueglich Ritalin ist sogar positiver als was da steht. Die Formulierungen legen nahe, dass die Behoerde die Indikation nur bei Vorschulkindern in einem eng begrenzten Bereich als erwiesen sieht und eine Langzeitbehandlung und die Behandlung von aelteren Schuelern als kritisch sieht.

Und warum wuerdest Du wollen, dass ein Placebo als solcher ausgewiesen ist? Wer wuerde denn einen Placebo kaufen? Der hat doch von sich aus keinerlei Wirkung. Die Wirkung eines Placebo liegt doch gerade darin, dass der Patient nicht weiss, dass es einer ist und er seinem Behandler vertraut.

Wie Falk schon sagte, bis jetzt hat kein homoeopathisches Arzneimittel einen Wirksamkeitsnachweis erbringen koennen. Wenn Du also nur wirksame Arzneimittel zulassen wolltest, muesstest Du alle homoeopathischen Mittel sofort vom Markt nehmen.

@Rhonwen: Ja, das ist eine unselige Verwechslung. Es gibt genug pflanzliche Heilmittel, die tatsaechlich eine Wirkung haben, und was eine Wirkung hat, kann, unsachgemaess angewendet, auch mal unangenehme Folgen haben.

Schierling ist auch vollkommen natuerlich. Daraus macht man sich trotzdem keinen Tee, sonst kommt man der Wirkung der Natur etwas zu nahe.
 

Turjan

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Stimmt, Tollkirsche ist ein viel besseres Beispiel, da sie ja durchaus sehr nuetzliche, medikamentoese Wirkungen hat, wenn man auf die Dosis achtet.
 
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Lisra

Schmusekater
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(Ada schreibt, weil an Lisras PC und zu faul sich umzumelden :))
Grad bei Medikamenten wie Ritalin darf man leider auch nicht vergessen, dass es auch gar nicht so einfach ist eine Wirksamkeit in Zahlen auszudrücken.
Bei z.B. Antibiotika geht das schon besser: falsches Bakterium in zu hoher Dosis da --> Antibiotika --> Bakterium wieder in richtiger Menge da. Relativ einfach zu testen. Oder man könnte vielleicht noch eine Aussage treffen wie: "Bei 95% der Patienten war nach Gabe dieses Medikamentes die Blasenentzündung abgeheilt."
Aber wenn du bei Ritalin bist: welche Kriterien nimmst du da? Schaust du, ob ein Kind nur ruhiger wird? Die meisten Eltern werden wollen, dass das Kind sich durch bessere Konzentration auch notenmäßig direkt verbessert, nimmst du das in die Bewertung mit ein? Mit Ritalin wird ja doch häufig eine Verhaltensauffälligkeit behandelt und versuch mal einen validen Test dafür zu finden, wann das Kind jetzt noch die Symptome von ADS hat und wann nicht. Da wird dir jeder Psychologe vermutlich was anderes sagen. Und eine vage Aussage wie: "Die Symptome werden besser" reichen nicht aus, um daraus eine in Zahlen zu fassende Wirksamkeit zu kriegen, wie du sie gerne möchtest (also in Prozent). Auch weil man nicht weiß, was die Eltern oder das Kind sonst noch machen. Mein Bruder hat damals auch Ritalin bekommen (und es eigenständig nach einem Jahr abgesetzt als er die Nebenwirkungen gelesen hat :D) und gleichzeitig angefangen 6x/Woche Sport zu machen, um Energie los zu werden. Logischerweise gings schlagartig besser, ua auch, weil er durch den Sport gezwungen war, den Rest vom Tag entsprechend besser zu strukturieren (Hausaufgaben fertig, sonst kein Sport). Laut Arzt kam das alles vom Ritalin natürlich. Als er das Ritalin abgesetzt hat, ging es aber immer noch gut. Tjo, fass das mal in Zahlen :D
Ich kann deine Forderung sehr gut verstehen, aber man darf nie vergessen, dass das gar nicht so einfach ist, wie man sich das vielleicht vorstellt. Man muss sich immer die Fragen stellen: "Wie teste ich auf eine Art und Weise, die keinen Bias (Verfälschung) zulässt?", "Wird tatsächlich auf das geprüft, was ich testen möchte?" (Womit man dann wieder bei den Kriterien wäre --> welche gehören für dich zum Krankheitsbild, welche nicht. Das wird bei vielen auch schwanken!) und "Mit welcher Methodik kann ich so einheitlich wie möglich testen, sodass diese Studie auch von anderen reproduzierbar wäre mit gleichem Ergebnis?"
Wie gesagt, bei manchen Medikamenten wäre das kein Problem, bei anderen eben schon! (Damit möchte ich übrigens in keiner Weise Ritalin verteidigen, ich mag das Zeug auch nicht :D)

Ada
 

Falk

ChickenWizzardwing
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@Ada: Guter Punkt, deswegen ist Ritalin auch ein recht umstrittenes Medikament. Aber irgendwelche Studien-Endpunkte muss der Hersteller ja bei der Arzneimittelbehörde eingereicht haben (weiss gerade nicht welche, Ritalin ist jetzt nicht gerade mein Spezialthema ;)), um eine Zulassung zu bekommen. Und ich glaube es geht Rink darum, dass diese in Patientengerechter Form weiterkommuniziert werden.

@Rink: Deine Idee finde ich sehr gut. Aber in welcher Form kommunizierst du das. Die Packung ist dafür sicherlich nicht geeignet. Auf dem Beipackzettel (der sowieso ein wenig mehr Patientenfreundlichkeit vertragen könnte)? Auf einer Behördenhomepage? Nicht zu vergessen die Ärzte und Apotheker. Denn dafür hat der Gesetzgeber ja die Verschreibungspflicht/Apothekenpflicht eingeführt, damit diese Berufsgruppen Ihrer Beratungspflicht nachkommen.

Was ich aber nicht verstehe: Einerseits stehst du für größtmögliche Patientenaufklärung ein, unterstützt auf der anderen Seite aber recht ausgiebig Placebo-Therapien, wo meist ein nur geringer Nutzen als Vorteil dem gewaltigen Nachteil der mangelnden Aufklärung entgegensteht.

@Rhonwen, Turjan: Ein noch besseres Beispiel ist das Schöllkraut, was tatsächlich hin und wieder als Tee nachgefragt wird.
 
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Rhonwen

Forumsköchin
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Ritalin ist ein wunderbares, fast unerschöpfliches Thema, mit dem ich häufig in der Schule konfrontiert werde.
Über die Wirkung kann ich sagen, dass es wirkt, auch wenn die Kids gar kein ADHS haben. Dann haben wir total zugedröhnte Kids im Unterricht sitzen, die irgendwohin starren, aber nicht wirklich dem Unterricht folgen. Den ein oder zwei hyperaktiven Kids in der Klasse hilft es wirklich, sich zu konzentrieren. Soviel zum Unterricht.

Jetzt kommt das große aber: Ritalin ist beliebt bei vielen Eltern, denn was man mit Medikamenten behandeln kann, kann nicht an schlechter Erziehung oder Stress in der Familie liegen. Es ist bequemer als Familien- und Verhaltenstherapie, die eigentlich nötig wäre, außerdem günstiger und man hat einen Sündenbock: das Kind. Außerdem kann man sich als Eltern für ein hyperaktives Kind noch bemitleiden lassen.
Von den geschätzt 100 Kindern, die ich kenne, die Ritalin und Co einwerfen, sollten es höchstens 8 nehmen, die anderen gehören in eine systemische Familientherapie. Und da vor allem die Eltern, das Kind zeigt nur die Symptome, was in der Familie falsch läuft.

Unter diesen Umständen müsste man sich Studien zur Wirksamkeit gut planen, damit diese Effekte augeschlossen werden.
 

Turjan

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@Rhonwen: Die Studien warnen doch jetzt schon ganz eindeutig davor, Ritalin zu lange, in zu hoher Dosierung und fuer die falsche Indikation zu nehmen. Da es zur Gewoehnung oder gar Sucht fuehren kann, steht da auch eine dicke Warnung auf dem Zettel. Es unterliegt auch denselben Kontrollen (ist in derselben Kontrollgruppe) wie Kokain, Morphin oder Opium.
 
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Gala

Labyrinth-Leichnam
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Meines Wissens ist wissenschaftlich relativ sicher geklärt, das ADHS durch Industriezucker verursacht wird. Eine Umstellung der Ernährung führt in den meisten Fällen zur recht schnellen Linderung der ADHS Symptome.

Der Bundesbürger nimmt täglich durchschnittlich 30 Würfel Zucker zu sich; empfohlen sind maximal 10.
 

Rhonwen

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Ich hatte mal ein Kind mit Diabetes in der Klasse, das gar keinen Industriezucker essen durfte und trotzdem ADHS hatte. Die Mutter lässt das Kind vor der Schule, nach der Schule und vor dem Abendessen jeweils ca. 8 km laufen, so kommt es ohne Medis aus. Meine Tante (85)hat ebenfalls schon ihr ganzes Leben lang ADHS und isst auch keinen Industriezucker mehr, hilft aber nicht wirklich. Es mag einen große Zusammenhang haben zwischen AHDS und Zucker, aber nie zu 100%.

@ Turjan: Und du glaubst, Eltern lesen den Zettel oder darum gebetene Ärzte informieren darüber? Zwar bin ich Optimistin, sehe aber in meinem Job oft das Schlechte im Menschen.
 

Turjan

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@Rhonwen: Na ja, gegen den Willen der Eltern kann man nur schlecht etwas machen. In den USA ist es ja durchaus so, dass die Eltern der Information gar nicht aus dem Weg gehen koennen, da der Apotheker bei der Ausgabe eine sehr lange, muendliche Beratung geben muss. Ich hatte auch nie erlebt, dass ein Apotheker das nicht getan haette (die Strafen bei Unterlassung sind zu riskant). Und der Zettel ist so riesig, dass man den auch nicht uebersehen kann.

Das heisst dann aber immer noch nicht, dass die Eltern diesen Belehrungen Folge leisten.
 
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Rhonwen

Forumsköchin
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:D

Meine Apotheker beraten mich auch, wissen aber, dass ich keine andere Wahl habe als zwischen Pest und Cholera.
Möglicherweise sehen andere Leute das auch so, selbst, wenn es um ihre Kinder geht und es theoretisch andere wege gäbe.


Aber nun zu einer neuen Frage von mir:
Sockenwolle aus 75% Schulwolle und 25% Polyester verfilzt nicht wie reine Wolle. Wie machen die das mit der Antifilzausrüstung? Wird jede Wollfaser mit einem Mikrofilm aus Polyester umgeben, was ja die Wolleigenschaften bezüglich Atmungsaktivität und Feuchtigkeitsaufnahme verändern müsste? Oder machen die das noch anders? Und warum filzt machen filzfreie Sockenwolle bei einigen Farben doch (ich habbe mal schwarz-weiß-grae Wolle, der weiße Teil ist im Wollwaschgang verfilzt). Warum Dochtgarne schneller verfilzen als gezwirnte Garne weiß ich mittlerweile.
 

Aires

Dreamwalker
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@Rhonwen: Das macht m.W. nicht der Polytierchen-Anteil, sondern die Superwash-Behandlung.
Es gibt auch Superwash-behandelte Wolle ohne Polyanteil.

Der Polyanteil bei Sockenwolle dient dazu, die Wolle insgesamt stabiler und abriebfester zu machen (Stichwort: durchgelaufene Ferse / Ballenbereich).
 

Chiburi

Kampfhase
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Sorry, dass passiert, wenn man noch so kurz vor einem Umzug mitten in der Nacht noch postet.

Ich knüpfe also nochmal da an, wo ich abgebrochen habe, wenn auch nur kurz, um eure sehr amüsante Diskussion über Seidenringe nicht zu sehr zu stören. :up:

@ Hank

ih fürchte, wir reden tatsächlich ein bisschen aneinander vorbei, und meinen eigentlich dasselbe. Allein schon, weil ich das Beispiel mit dem Widerspruch zwischen relativistischer und klassischer Mechanik auch immer als Beispiel benutze, um meinen Punkt zu illustrieren.

Es geht mir tatsächlich nicht darum, Naturgesetze zu Dogmen zu erheben, an die ich dann glaube wie an einen Gott. Im Gegenteil. Wissenschaft funktioniert so: Wir beobachten ein System. Anhand dieser Beobachtungen stellen wir Theorien auf, die das Verhalten dieses Systems beschreiben. Erlaubt uns eine Theorie, das Verhalten des Systems in für uns relevanten Bereichen genügend genau vorherzusagen (sprich: "Wie ändern sich z.B. Geschwindigkeit und Energie", nicht "Hat das System eine unsterbliche Seele"), akzeptieren wir diese Theorie mal als Arbeitsgrundlage.

Dann testet man Grenzfälle, um diese Theorie so weit zu verallgemeinern wie irgend möglich. Schließlich versucht man, diese Theorie mit anderen Theorien in Einklang zu bringen.

Bei all diesen Schritten hilft es ungemein, wenn man nicht nur in Korrelationen denkt, sondern auch nach dem "Warum" sucht. Wirklich nötig ist es allerdings nicht. Hat man sich auf in bestimmtes "Warum" versteift, kann es sogar sehr schädlich sein. Ein gutes Beispiel dafür ist das geozentrische Weltbild. Mathematisch hochbegabte Mönche haben im Mittelalter den Verlauf der Gestirne anhand komplexer Formeln beschrieben, von der Annahme ausgehend, dass sich alles irgendwie um die Erde dreht. Es hat funktioniert, man konnte damit z.B. Sonnenfinsternisse vorhersagen. Im heliozentrischen Weltbild wird das ganze aber unendlich vereinfacht.

So hat ein "Warum" im Gegensatz zu reinem Korrelationsdenken zwei große Vorteile. Experimentiert man mit verschiedenen Erklärungsversuchen, kann man im Zweifelsfall einen finden, der die Mathematik dahinter sehr vereinfacht (was oft viel einfacher ist, als das auf rein mathematischem Weg zu erreichen). Oder man kann Experimente erdenken, um bestimmte Erklärungen zu widerlegen. Dann lassen sich anhand der übrigbleibenden Ideen die Theorien leichter mit anderen in Einklang bringen, oder per Analogie Erkenntnisse aus verwandten Gebieten übernehmen. Dabei lässt man gerne mal mehrere Erklärungsversuche nebeneinander gelten, und arbeitet mit jeweils dem, der besser in die situation passt. (Z.B. Teilchen/Welle Dualismus. Licht hat die Eigenschaften einer Welle, kann also polarisiert werden, zeigt Interferenzmuster, aber auch die eines Teilchens, also diskrete Energiemengen und relativistische Masse.)
Schließlich ist es viel leichter, Formeln und Zusammenhänge zu lernen und intuitiv zu nutzen, wenn dahinter eine Erklärung steht. Sogar, wenn diese Erklärung sich als falsch erweist, oder es mehrere gibt, die sich Widersprechen.

Was das 'philosophische' Ding angeht, ja, das hat mich tatsächlich weng genervt. Weil man natürlich immer alles anzweifeln kann. Aber dann muss man sich bitte auch der Konsequenzen und Implikationen bewusst sein. Und wenn man die Logik anzweifelt, dann zweifelt man das grundlegende Werkzeug des menschlichen Denkens an. Tut man dies, bleibt einem aber nichts mehr, um über Alternativen nachzudenken, weil unser Denken Logik ist. Selbst die Vertreter der Religionen bedienen sich in ihrer Argumentation immer der Logik, nur dass sie eben von Axiomen ausgehen, die strenggenommen keine sind, und von Definitionen, die sich nicht mit unseren decken, und sorgsam so ausgewählt sind, dass sie logisch zum gewünschten Schluss führen.

Da ist die Analogie zur Sprache nicht polemisch, sondern folgerichtig. Natürlich, zweifelt man eine bestimmte Sprache an, oder einen definierten Teil einer Sprache, kann man immer noch darüber reden. Zweifelt man die Sprache allgemein als Werkzeug an, aber nicht mehr.

Leider ist das Anzweifeln inzwischen große Mode, vor allem das Anzweifeln ohne sich mit Grundlagen oder Konsequenzen aufzuhalten. Da wird die Theorie der anthropomorphen Klimaerwärmung angezweifelt, nicht weil man Daten hätte, die Fehler nahelegten, sondern weil man weiter SUV fahren möchte. Da wird angezweifelt, dass Putin ein undemokratischer Autokrat ist, weil der böse Westen und so weiter, was der sich inzwischen zunutze macht, in dem er zu jedem seiner Verbrechen so lange Zweifel säht, bis es in der Beliebigkeit verschwunden ist. Und die Kreationisten ignorieren auch alle Daten, die gegen ihre Lehre, und für die Evolutionstheorie sprechen, und berufen sich (neben der Bibel) einzig darauf, dass sie nicht zweifelsfrei bewiesen ist.

Und das nervt. Deshalb bestehe ich auf einem pragmatischen, oder meinetwegen quantitativen Ansatz, der besagt, dass z.B. die Evolutinstheorie zwar nicht "bewiesen" ist, aber anhand aller vorliegenden Erkenntnisse etwa um den Faktor 10^26 wahrscheinlicher richtig, oder zumindest nennenswert weniger falsch ist als der Kreationismus.

Ebenso kann man auch jede andere (wissenschaftliche) Theorie anzweifeln. Das ist legitim, und bringt die Wissenschaft voran. Allerdings muss man sich auch hier der Daten, Konsequenzen und Implikationen bewusst sein. Und wenn fast alle Daten für eine Theorie sprechen, und nur wenige nicht eindeutig sind, dann ist das wissenschaftlich nicht sinnvoll, sondern eher politisch oder wirtschaftlich motiviert.

Daher bin ich mir wohl bewusst, dass viele wissenschaftliche Erklärungen primär der Veranschaulichung dienen, und eventuell falsch sind, aber deswegen muss ich mir noch lange nicht anhören, wie Impfgegner, Klimawandelleugner oder Glossenschreiber diese anzweifeln, ohne sie fundiert wiederlegen zu können.
 
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Rink

Strassenköter
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Placebos und Verpackungsbeilagen:
@Turjan wenn ich mich richtig erinnere, wirken Placebos eben auch, wenn man eigentlich nicht an sie glaubt, so paradox das auch tönt. Folglich ist die Ausweisung von Medikamenten als Placebos aus meiner Sicht kein Problem und würde zu einer besseren Transparenz für den Konsumenten führen.

@Falk naja, wenn die Informationen erst auf dem Beipackzettel stehen, dann muss ich das Medikament zuerst erwerben, bevor ich die Wirksamkeit ausgewiesen sehe. Da heute eben auch viele nicht-verschreibungspflichtige Medikamente gekauft und konsumiert werden, fände ich eine Ausweisung auf der Verpackung eben super. Beipackzettel wäre aber auch besser als gar nicht.
Was Lisra sagt, stimmt natürlich, der Nachweis der Wirksamkeit ist teilweise schwierig zu erbringen, muss aber für die Zulassung sowieso erbracht werden. Diese Information also staatlich aufzuarbeiten und auf Verpackungen zu drucken sollte mit der Zulassung gemeinsam ökonomisch möglich sein.

Wegen Placebo: Ich finde der Arzt sollte dabei den Patienten natürlich nicht belügen und nicht hinters Licht führen, aber wenn der Arzt Placebos als weitere Option hat und abgeben kann, es die Patienten beruhigt und ihnen hilft, dann halte ich die Verschreibung von Placebos eben für eine gute Sache. Es ist aus meiner Sicht eine der einzigen "psychologisch wirkenden Therapien", welche Ärzte tatsächlich auch einsetzen. Würden sie, wie Rhonwen absolut korrekt vorschlägt, bei scheinbarem ADHD statt Ritalin eine Familientherapie verschreiben oder andere Fachkräfte beiziehen, wäre das natürlich deutlich besser für die Patienten, machen sie aber selten :D

@Chiburi du hast natürlich absolut recht, dieses Anzweifeln von etablierten Theorien ohne fundierte wissenschaftliche Nachweise für die eigenen Theorien bringen zu können sind mühsam. Ich denke aber meistens sind sich diese Personen nicht bewusst, dass ihre Argumente weniger "stark" sind als der wissenschaftliche Konsensus. Grade in religiösen Kreisen habe ich Powerpoints gesehen, welche Argumente pseudowissenschaftlich aufbauen, so dass die Kreationstheorie für Laien wissenschaftlich wirkt. Selbst bei denjenigen, welche diese Präsentationen erstellen, bin ich mir nicht sicher, ob sie effektiv erkennen, dass ihre Theorie aus statistischer Sicht weniger wahrscheinlich ist. Immer aktueller wird auch das Problem, dass was wir gestern wussten, morgen vielleicht überholt ist.
Vielleicht wird es Zeit, dass wir Roboter entwickeln, welche Dinge, welche wir sagen mit einem aktuellen wissenschaftlichen Konsensus abgleichen und uns jeweils korrigieren, wenn wir einen Blödsinn sagen. Kann das Siri schon? :D
 

Veldryn

Strauchdiebin
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@Rink:
@Falk naja, wenn die Informationen erst auf dem Beipackzettel stehen, dann muss ich das Medikament zuerst erwerben, bevor ich die Wirksamkeit ausgewiesen sehe. Da heute eben auch viele nicht-verschreibungspflichtige Medikamente gekauft und konsumiert werden, fände ich eine Ausweisung auf der Verpackung eben super. Beipackzettel wäre aber auch besser als gar nicht.

Naja das ist jetzt eigentlich Unfug, um ehrlich zu sein. Apothekenpflichtige Arzneimittel sind - zumindest in Deutschland - nicht einfach so "in die Hand" zu nehmen, sondern müssen dir vom Apotheker gegeben werden, wenn du dir die Infos auf der Schachtel anschauen willst. Und natürlich kannst du dir dabei auch den Beipackzettel auspacken und genau lesen, wenn du willst. Der Apotheker wird dir, wenn er nett ist, in aller Regel sogar eine Kopie davon anfertigen, wenn du nett bittest. Insofern seh ich da nun wenig Unterschied, wo eine bestimmte Info zu finden ist. "Ökonomisch" betrachtet ist in meinen Augen auch alles wichtige auf der Packung drauf. Name, Wirkstoffbezeichnung und -menge, Hersteller und Anschrift, Zulassungsnummer, sowas eben. Und dass das Arzneimittel eine Wirksamkeit hat, siehst du an einer solchen "Zulassungs-"Nummer. Diese gibt es nur für Arzneimittel, die von der Arzneimittelbehörde in Deutschland/Europa zugelassen (klingt doof, ist aber so :D) wurden. Und wie schon mehrmals erklärt, hängt eine solche Zulassung an den Nachweisen von a) Wirksamkeit, b) Unbedenklichkeit und c) pharmazeutischer Qualität.
Im Prinzip braucht es also wirklich nur eine Zulassungnummer, sowie die Formulierung von "Wirkstoff" / "Zusammensetzung" auf der Packung (und in der Beilage), die dir verrät, dass es sich um ein offiziell geprüftes und den hohen Anforderungen des Arzneimittelrechtes entsprechendes Arzneimittel handelt. Das ist zu unterscheiden von esoterischen Produkten wie Homöopathika auf der einen Seite (diese haben KEINE Zulassung, sondern eine "Registrierung", und müssen auch so deklariert sein), oder Nahrungsergänzungsmitteln auf der anderen Seite (hier gibt es keine Inhaltsstoff/Zusammensetzungs-Angaben, sondern du findest IMMER den Begriff "Zutaten" bei der Inhaltsauflistung auf der Packung. Achja, und dann gibt es auch noch sogenannte Medizinprodukte (wirken nicht pharmakologisch/biochemisch, sondern mehr oder weniger physikalisch), die erkennt man am CE-Kennzeichen.

Es ist also in meinen Augen alles wesentlich außen erkennbar. Schön wäre es vielleicht, wenn alle Firmen sich angewöhnen würden, die Arzneistoffgruppe (z.B. Antihypertensivum, Analgetikum, usw) auf die Schachtel zu schreiben. Einige tun das, aber es ist nicht vorgeschrieben. Die Fachbegriffe helfen Laien allerdings eh oft nicht weiter. Komplette Indikationen auf die Packung zu schreiben, ist aber dagegen keine praktikable Lösung, da es zahlreiche Wirkstoffe mit diversen verschiedenen Anwendungsgebieten gibt - hier würde man die Patienten eher verunsichern als informieren. Detailinformationen zu Indikationen und allem anderen wichtigen (Nebenwirkungen usw.) finden sich dann ja auch in der Packungsbeilage, und das sind Informationen die auf selbst die klobigste Atorvastatin-Packung nicht draufpassen würden. :D

Kurzfassung: Suche nach der Zulassungsnummer auf der Arzneimittelpackung, dann kannst du dir der Wirkung, Unbedenklichkeit und Qualität des Arzneimittels auch sicher sein. Dann bleibt nur noch zu klären, ob du das richtige Arzneimittel mit der gewünschten(!) Wirkung in der Hand hältst. Aber dafür ist ja dann Arzt und Apotheker zur Stelle, um bei der Entscheidung zu helfen. ;)
 

Turjan

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@Rink: Irgendwie scheint das nicht in Deinen Kopf zu wollen: das ist nicht der Placebo, der da wirkt, egal ob Du an ihn "glaubst" oder nicht. Wenn ein Placebo wirken wuerde, waere er kein Placebo.

Was da wirkt, ist das aerztliche Beratungsgespraech und die Zuwendung. Wenn Du willst, kannst Du fuer das einen "Beipackzettel" schreiben.

Uebrigens erklaert so eine Haltung wie Deine zwanglos das Ergebnis, dass Placebos sehr selten, also gerade am Rande der Signifikanz, auch dann "zu wirken scheinen", wenn dem Patienten gesagt wird, dass er einen Placebo bekommt. Wer nicht weiss, was das bedeutet, kann sich natuerlich alles Moegliche darunter vorstellen, und dann auch ein Studienergebnis so misinterpretieren wie Du das tust.

Wobei das fuer Homoeopathika sowieso vergebene Liebesmueh waere, da die am Wirksamkeitsnachweis scheitern. "Wirkt genau so gut wie ein Placebo" heisst im Rahmen einer Wirksamkeitspruefung dasselbe wie "wirkt gar nicht". Dass Homoeopathika ueberhaupt verkauft werden duerfen, liegt an einer dubiosen Sonderregel. Witzigerweise beruht die genau darauf, dass pharmakologisch argumentiert wird, dass da ja schliesslich keinerlei Wirkstoffe drin sind.
 
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