Halle der Poesie

Selina

Dienerin der Drachen
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Auf der Suche nach dem Besonderen,
getrieben von der Neugier
und dem Hunger nach Leben,
irrte ich durch das Dunkel meiner Seele.
Und plötzlich warst Du da,
ein Lichtschein in all der Dunkelheit um mich.
Mit jedem Wort zogst Du mich mehr in Deinen Bann
und wecktest nie gekannte Sehnsüchte in mir.
Ich sprang über meinen Schatten
und trat auf Dich zu,
bereit die Konsequenzen zu tragen.
Vertrauensvoll ließ ich mich fallen
und gab Dir die Macht
über mich zu verfügen.
Leid und Lust, so gegensätzlich und doch
so nah beieinander wie die zwei Seiten einer Münze.
In Deinen Armen erfuhr ich meine wahre Stärke.
Hart und doch so zärtlich,
zeigtest Du mir einen neuen Weg.
Auferstanden wie ein Phoenix aus der Asche
durch Dein Geschenk in meinem Herzen.
Danke


Meine Sehnsucht läßt mich treiben
wie ein Blatt im Wind
immer auf der Suche nach meinen Träumen.
Ich irre durch das Dunkel meiner Seele,
immer auf der Suche nach mir selbst.
Ich höre auf das Schlagen meines Herzens,
immer auf der Suche nach einer Antwort.
Meine Hand berührt die Mauern um mich herum,
immer auf der Suche nach jemandem
der sie zum Einsturz bringt.
Meine Lippen öffnen sich zu einem lautlosen Schrei,
immer auf der Suche nach jemanden der mich hört.
Meine Augen schließen sich und ich schaue nach innen,
immer auf der Suche nach meinem wahren Ich.
Meine Hand greift ins Leere,
immer auf der Suche nach einem Halt.
Mein Fuß tastet sich voran,
immer auf der Suche nach einem Weg.
Ich spüre die Kälte in mir,
immer auf der Suche nach Wärme.
Eine ewige Suche nach etwas besonderem.
Etwas das meinen Träumen Flügel verleiht,
meine Seele erhellt,
meinem Herzen antwortet,
die Mauern durchdringt,
meine Schreie hört,
mir mein Ich zeigen kann,
mich hält
mir einen Weg weist
und das Eis zum schmelzen bringt

Ein Zustand zwischen
Wachen und Träumen.
Das Kribbeln in meinem Bauch.
Die Gedanken an Dich,
wie Schmetterlinge
flattern sie durch meine Seele.
Du bist so fern und doch
so nah bei mir.
Wie kann ich etwas vermissen
und nach etwas Sehnsucht haben
was ich nicht kenne?
Ich weiß es nicht und doch
ist es so.
Fast greifbar stehst Du
in meinen Träumen neben mir.
Ich spüre Deine Umarmung
und Deine Lippen auf meinen.
Träume ich
oder kann mein
Tagtraum
wahr werden?
 

Belgarion

Düsterdichter
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Todes Tross


Kerzen brennen ringsumher
Mondgesang singt seine Weise
in des Lebens ewgem Kreise
und dir naht des Todes Heer.

Nachtigallen ziehen stimmlos
hinter Todes Tross einher
und nicht einmal Morgens, Helios
hört ihr´ Stimmen, nimmermehr.

Sieh, des Todes Tross, er naht!
Sieh! Er sät der Knochen Saat!


In den Herzen wird es kälter
in den Herzen wird es Nacht
und der Junge wird nicht älter
und der Schlaf holt ihn sich sacht.

Heute ist die letzte Wacht
Heut umfängt dich ewge Nacht
Helios schien dir von fern
Sieh! Es naht die Stund des Herrn.

Sieh, des Todes Tross, er naht!
Sieh! Er sät der Knochen Saat!


Vier aus Todes Tross erscheinen
einer ist der Schnitter selbst
Hör der Welten ewges Weinen
Sieh der Reiter tödlich selbst.

Rötlich, wie von Blut der Himmel
schwarz wie Pech die Seelen sind
Tod sitzt thronend auf dem Schimmel
Sieh das Ende, Erdenkind!

Sieh, des Todes Tross, er naht!
Sieh! Er sät der Knochen Saat!


Und der Erde Mächte rütteln,
rütteln an der Menschen Werk
und des Himmels Kräfte schütteln,
schütteln selbst an Gottes Werk.

Sieh, der Krieg ist sein Begleiter
ebenso die Hungersnot.
Sieh, der elend Menschen Leben
findet heut und hier den Tod.

Sieh, des Todes Tross, er naht!
Sieh! Er sät der Knochen Saat!


Und die großen Städte sinken
sinken in den Untergang
und die Todesengeln singen
singen Welt den Abgesang.

Und die Jahre kehren wieder
wo ein Paradies bestand
und die Menschen kehren wieder
die der Gott mit Welt verband.

Sieh! Des Todes Tross zieht weiter
Sieh! Die Erde lächelt heiter...

Sieh! Die Menschen kehren wieder!
Sieh! Die Erde liebt sie wieder...
 
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Belgarion

Düsterdichter
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Passt weder in die Halle der Barden no in die tieftraurigen... somit kommt die Halle mal wieder hoch :fies:

Rattenzeit


Und blind wank ich durch meine Schatten,
ich krieche, falle, stehe neu,
um meine Füße schleichen Ratten,
ganz schwarz, und voller Übel scheu.

Ich trete vor, es tönt der Knochen
gar trocken, krachend bersten laut
und ohne Sicht komm ich gekrochen,
auf alten Pfaden, die vertraut

erschienen, ohne diese Plage,
die mich nun hält und pelzig schreit;
selbst wenn ich sie zum Teufel jage,
der Weg war anders in der Zeit.

Ich stammle, staune, muss wohl fallen,
die Zeit, der Trug, ich seh´s; und lauf
und spür, wie mich der Ratten Krallen
mich hindern. Blutig schlag ich auf.

Mein Fleisch zerreißt, das alte Pflaster
säuft gierig meines Lebens Trank.
Ich rufe laut, doch meine Laster
sind allzu schwer und ein Gezank

dringt von den Himmelstoren nieder,
ob ich den Einlass wohl verlang
mit Recht, ob meine Trieb zu nieder,
als dass der Chöre Lobgesang

mein Ohr wohl je erreichen dürfte,
weil ich das Blut der Liebe schlürfte.


Zu dem hier hätt ich tatsächli gerne ein paar Comments, da bin ich schon mal gspaannt *G*
 
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Nimuè

Druidin
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Hab´ letztens auch wieder mal ein paar Gedichte gelesen und diese beiden sind mir besonders im Gedächtnis geblieben: :)

Annabel Lee

Edgar Allan Poe


It was many and many a year ago,
In a kingdom by the sea,
That a maiden there lived whom you may know
By the name of ANNABEL LEE;--
And this maiden she lived with no other thought
Than to love and be loved by me.
She was a child and I was a child,
In this kingdom by the sea,
But we loved with a love that was more than love--
I and my Annabel Lee--
With a love that the winged seraphs of heaven
Coveted her and me.

And this was the reason that, long ago,
In this kingdom by the sea,
A wind blew out of a cloud by night
Chilling my Annabel Lee;
So that her high-born kinsman came
And bore her away from me,
To shut her up in a sepulchre
In this kingdom by the sea.

The angels, not half so happy in Heaven,
Went envying her and me:--
Yes! that was the reason (as all men know,
In this kingdom by the sea)
That the wind came out of a cloud, chilling
And killing my Annabel Lee.

But our love it was stronger by far than the love
Of those who were older than we--
Of many far wiser than we-
And neither the angels in Heaven above,
Nor the demons down under the sea,
Can ever dissever my soul from the soul
Of the beautiful Annabel Lee:--

For the moon never beams without bringing me dreams
Of the beautiful Annabel Lee;
And the stars never rise but I see the bright eyes
Of the beautiful Annabel Lee;
And so, all the night-tide, I lie down by the side
Of my darling, my darling, my life and my bride,
In her sepulchre there by the sea--
In her tomb by the side of the sea.




The Raven

Edgar Allan Poe


Once upon a midnight dreary, while I pondered, weak and weary,
Over many a quaint and curious volume of forgotten lore--
While I nodded, nearly napping, suddenly there came a tapping,
As of some one gently rapping, rapping at my chamber door.
" 'Tis some visitor," I muttered, "tapping at my chamber door--
Only this and nothing more."

Ah, distinctly I remember it was in the bleak December,
And each separate dying ember wrought its ghost upon the floor.
Eagerly I wished the morrow; -- vainly I had sought to borrow
From my books surcease of sorrow-- sorrow for the lost Lenore--
For the rare and radiant maiden whom the angels name Lenore--
Nameless here for evermore.

And the silken sad uncertain rustling of each purple curtain
Thrilled me-- filled me with fantastic terrors never felt before;
So that now, to still the beating of my heart, I stood repeating:
" 'Tis some visitor entreating entrance at my chamber door--
Some late visitor entreating entrance at my chamber door;
This it is and nothing more."

Presently my soul grew stronger; hesitating then no longer,
"Sir," said I, "or Madam, truly your forgiveness I implore;
But the fact is I was napping, and so gently you came rapping,
And so faintly you came tapping, tapping at my chamber door,
That I scarce was sure I heard you"--here I opened wide the door;--
Darkness there and nothing more.

Deep into that darkness peering, long I stood there wondering, fearing,
Doubting, dreaming dreams no mortals ever dared to dream before;
But the silence was unbroken, and the stillness gave no token,
And the only word there spoken was the whispered word, "Lenore!"
This I whispered, and an echo murmured back the word, "Lenore!"--
Merely this and nothing more.

Back into the chamber turning, all my soul within me burning,
Soon again I heard a tapping something louder than before.
"Surely," said I, "surely that is something at my window lattice;
Let me see, then, what thereat is, and this mystery explore--
Let my heart be still a moment, and this mystery explore;--
'Tis the wind and nothing more.

Open here I flung the shutter, when, with many a flirt and flutter,
In there stepped a stately Raven of the saintly days of yore.
Not the least obeisance made he; not a minute stopped or stayed he,
But, with mien of lord or lady, perched above my chamber door--
Perched upon a bust of Pallas just above my chamber door--
Perched, and sat, and nothing more.

Then this ebony bird beguiling my sad fancy into smiling,
By the grave and stern decorum of the countenance it wore,
"Though thy crest be shorn and shaven, thou," I said, "art sure no craven,
Ghastly grim and ancient Raven wandering from the Nightly shore--
Tell me what thy lordly name is on the Night's Plutonian shore!"
Quoth the Raven, "Nevermore."

Much I marvelled this ungainly fowl to hear discourse so plainly,
Though its answer little meaning--little relevancy bore;
For we cannot help agreeing that no living human being
Ever yet blessed with seeing bird above his chamber door,
Bird or beast upon the sculptured bust above his chamber door,
With such a name as "Nevermore."

But the Raven, sitting lonely on that placid bust, spoke only
That one word, as if his soul in that one word he did outpour.
Nothing farther then he uttered; not a feather then he fluttered--
Till I scarcely more than muttered: "Other friends have flown before--
On the morrow he will leave me as my Hopes have flown before."
Then the bird said, "Nevermore."

Startled at the stillness broken by reply so aptly spoken,
"Doubtless," said I,"what it utters is its only stock and store,
Caught from some unhappy master whom unmerciful Disaster
Followed fast and followed faster till his songs one burden bore--
Till the dirges of his Hope that melancholy burden bore
Of 'Never--nevermore'"

But the Raven still beguiling all my sad soul into smiling,
Straight I wheeled a cushioned seat in front of bird and bust and door;
Then, upon the velvet sinking, I betook myself to linking
Fancy unto fancy, thinking what this ominous bird of yore--
What this grim, ungainly, ghastly, gaunt, and ominous bird of yore
Meant in croaking "Nevermore."

This I sat engaged in guessing, but no syllable expressing
To the fowl whose fiery eyes now burned into my bosom's core;
This and more I sat divining, with my head at ease reclining
On the cushion's velvet lining that the lamp-light gloated o'er,
But whose velvet violet lining with the lamp-light gloating o'er
She shall press, ah, nevermore!

Then, methougt, the air grew denser, perfumed from some unseen censer
Swung by Seraphim whose foot-falls tinkled on the tufted floor.
"Wretch,"I cried,"thy God hath lent thee--by these angels he hath sent thee
Respite--respite and nepenthe from they memories of Lenore!
Quaff, oh quaff this kind nepenthe and forget this lost Lenore!"
Quoth the Raven, "Nevermore."

"Prophet!" said I, "thing of evil!--prophet still, if bird or devil!--
Whether Tempter sent, or whether tempest tossed thee here ashore,
Desolate, yet all undaunted, on this desert land enchanted--
On this home by Horror haunted,-- tell me truly, I implore--
Is there-- is there balm in Gilead?--tell me--tell me, I implore!"
Quoth the Raven, "Nevermore."

"Prophet!" said I, "thing of evil!--prophet still, if bird or devil!
By that heaven that bends above us--by that God we both adore--
Tell this soul with sorrow laden if, within the distant Aidenn,
It shall clasp a sainted maiden whom the angels name Lenore--
Clasp a rare and radiant maiden whom the angels name Lenore."
Quoth the Raven, "Nevermore."

"Be that word our sign of parting, bird or fiend!" I shrieked, upstarting--
"Get thee back into the tempest and the Night's Plutonian shore!
Leave no black plume as token of that lie thy soul hath spoken!
Leave my loneliness unbroken! --quit the bust above my door!
Take thy beak from out my heart, and take thy form from off my door!"
Quoth the Raven, "Nevermore."

And the Raven, never flitting, still is sitting, still is sitting
On the pallid bust of Pallas just above my chamber door;
And the eyes have all the seeming of a demon's that is dreaming,
And the lamp-light o'er him streaming throws his shadow on the floor;
And my soul from out that shadow that lies floating on the floor
Shall be lifted--nevermore!
 

Belgarion

Düsterdichter
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...
*baggerrauskram*
*hebelsuch*
*umleg*
*hochhiev*


Ewig her, seit jemand das gute Alte Ding hier hochgehoben hat, nicht?
Na, dann wollen wir doch mal :)


Herrenberg


So stehe ich, Herr, vor dir
lasse mein Leben um mich kreisen
und vergehe im Augenblick.

Vergehe ich in diesen Tagen
so führt kein Weg an dir vorbei
zu meinen alten, schweren Klagen.

Doch geh ich weiter, seh ich dich
und will vor lauter gram verzagen.
Ja, groß bist du, so seh ich dich

wie einen Berg, der vor mir birst.
 

Nimuè

Druidin
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Einer Toten

1
Du glaubtest nicht an frohe Tage mehr,
Verjährtes Leid ließ nimmer dich genesen;
Die Mutterfreude war für dich zu schwer,
Das Leben war dir gar zu hart gewesen. -

Er saß bei dir in letzter Liebespflicht;
Noch eine Nacht, noch eine war gegeben!
Auch die verrann; dann kam das Morgenlicht.
»Mein guter Mann, wie gerne wollt ich leben!«

Er hörte still die sanften Worte an,
Wie sie sein Ohr in bangen Pausen trafen:
»Sorg für das Kind - ich sterbe, süßer Mann.«
Dann halb verständlich noch: »Nun will ich schlafen.«

Und dann nichts mehr; - du wurdest nimmer wach,
Dein Auge brach, die Welt ward immer trüber;
Der Atem Gottes wehte durchs Gemach,
Dein Kind schrie auf, und dann warst du hinüber.

2
Das aber kann ich nicht ertragen,
Daß so wie sonst die Sonne lacht;
Daß wie in deinen Lebenstagen
Die Uhren gehn, die Glocken schlagen,
Einförmig wechseln Tag und Nacht;

Daß, wenn des Tages Lichter schwanden,
Wie sonst der Abend uns vereint;
Und daß, wo sonst dein Stuhl gestanden,
Schon andre ihre Plätze fanden,
Und nichts dich zu vermissen scheint;

Indessen von den Gitterstäben
Die Mondesstreifen schmal und karg
In deine Gruft hinunterweben
Und mit gespenstig trübem Leben
Hinwandeln über deinen Sarg.

Theodor Storm



Wohl rief ich sanft dich an mein Herz

Wohl rief ich sanft dich an mein Herz,
Doch blieben meine Arme leer;
Der Stimme Zauber, der du sonst
Nie widerstandest, galt nicht mehr.

Was jetzt dein Leben füllen wird,
Wohin du gehst, wohin du irrst,
Ich weiß es nicht; ich weiß allein,
Daß du mir nie mehr lächeln wirst.

Doch kommt erst jene stille Zeit,
Wo uns das Leben läßt allein,
Dann wird, wie in der Jugend einst,
Nur meine Liebe bei dir sein.

Dann wird, was jetzt geschehen mag,
Wie Schatten dir vorübergehn,
Und nur die Zeit, die nun dahin,
Die uns gehörte, wird bestehn.

Und wenn dein letztes Kissen einst
Beglänzt ein Abendsonnenstrahl,
Es ist die Sonne jenes Tags,
Da ich dich küßte zum erstenmal.

Theodor Storm



Die Stunde schlug

Die Stunde schlug, und deine Hand
Liegt zitternd in der meinen,
An meine Lippen streiften schon
Mit scheuem Druck die deinen.

Es zuckten aus dem vollen Kelch
Elektrisch schon die Funken;
O fasse Mut, und fliehe nicht,
Bevor wir ganz getrunken!

Die Lippen, die mich so berührt,
Sind nicht mehr deine eignen;
Sie können doch, solang du lebst,
Die meinen nicht verleugnen.

Die Lippen, die sich so berührt,
Sind rettungslos gefangen;
Spät oder früh, sie müssen doch
Sich tödlich heimverlangen.

Theodor Storm
 

Melcen

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Nachdem ich doch eher ungeeignet für die wirklich traurig-dramatischen Gedichte bin, schreib' ich hier mal ein etwas Älteres rein, dass ich demnächst fortsetzen/erweitern werde, weil ich es mag. ;)


Die Entlastung des Rehs

Ein Hirsch hüpft über Stock und Stein
Oh weh, schau hin - gar viel zu klein
Unmöglich kann's der Hirsche sein
Pack aus das Fernglas und schau es an
Ein Rehlein ist's, das so toll springen kann
Gar fröhlich über Wald und Flur
Es genießt die herrliche Natur

Doch blickst du durch des Rehlein Augen
Siehst du den Parasit im Inneren saugen
Fassade alle Heiterkeit
Das Grasen allzu unecht
Auf dass das Reh den Parasit auspeit
Und nicht mehr lebt als Knecht.
 
Zuletzt bearbeitet:

Nimuè

Druidin
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@Melcen: Die erste Strophe gefällt mir sehr gut, bei der zweiten bin ich mir noch nicht sicher, ob ich sie verstanden habe, daher warte ich gespannt auf die Fortsetzung :).

@Topic: Hm, ich kann leider nicht mit selbstgeschriebenen Gedichten dienen, aber ich gehe davon aus, daß auch Gedichte von bekannten oder unbekannteren Persönlichkeiten der Literatur nicht unerwünscht sind :).


He wishes for the clothes of heaven

Had I the heavens' embroidered cloths,
Enwrought with golden and silver light,
The blue and the dim and the dark cloths
Of night and light and the half light,
I would spread the cloths under your feet:
But I, being poor, have only my dreams;
I have spread my dreams under your feet;
Tread softly because you tread on my dreams

William Butler Yeats



Love is not all

Love is not all: it is not meat nor drink
Nor slumber nor a roof against the rain;
Nor yet a floating spar to men that sink
And rise and sink and rise and sink again;
Love cannot fill the thickened lung with breath,
Nor clean the blood, nor set the fractured bone;
Yet many a man is making friends with death
Even as I speak, for lack of love alone.
It may well be that in a difficult hour,
Pinned down by pain and moaning for release,
Or nagged by want past resolution's power,
I might be driven to sell your love for peace,
Or trade the memory of this night for food.
It well may be. I do not think I would.

Edna St. Vincent Millay


Das folgende ist zwar eher einfach gestrickt, aber ich finde es (vielleicht gerade deshalb) wunderschön :).

I Loved You Once

I loved you once: perhaps that love has yet
To die down thoroughly within my soul;
But let it not dismay you any longer;
I have no wish to cause you any sorrow.
I loved you wordlessly, without a hope,
By shyness tortured, or by jealousy.
I loved you with such tenderness and candor
And pray God grants you to be loved that way again.

Aleksandr Pushkin


The Garden of Love

I went to the Garden of Love,
And saw what I never had seen;
A Chapel was built in the midst,
Where I used to play on the green.

And the gates of this Chapel were shut
And "Thou shalt not," writ over the door;
So I turned to the Garden of Love
That so many sweet flowers bore.

And I saw it was filled with graves,
And tombstones where flowers should be;
And priests in black gowns
were walking their rounds,
And binding with briars
my joys and desires.

William Blake
 

Ketama Rue

The Shaman
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Schade daß der Thread verschwunden ist, ich hol ihn wieder raus.

Ich durchlese gerade die Russische Lyrik und habe eine Seite gefunden, wo es auf Deutsch übersetzt wurde. Muß sagen ich bin von den meisten Übersetzungen enttäuscht, es kommt mir vor als ob es in der Deutschen Sprache nicht so rüberkommen würde wie in meiner. Vielleicht aber nur weil ich trotz aller meiner Bemühungen die Deutsche Sprache nicht so *gut drauf* habe , bzw nicht das fein Gefühl dafür entwickelt habe.
Egal, ein paar Gedichte , die mich besonders beeindrucken, stelle ich trotzdem rein.


Mein Lächeln hat jetzt aufgehört,
Der Wind kühlt frostig mir den Mund,
Die eine Hoffnung ist zerstört,
Bald tut ein neues Lied sich kund.
Unwillentlich schenk ich dies Lied
Dem Hohn und Spott, dem schlechten Scherz,
Weil das Schweigen in der Liebe
Die Seele unerträglich schmerzt.


A.Achmatova



Vergessen? – Wie ich sie erstaunte.
Sie vergaßen mich schon hundert Mal,
Im Grab ich schon hundert Mal faulte
Und bin dort wohl wieder einmal
Die Muse ward blind und ertaubte,
Erstarb in der Erde als Korn
Und wurde als Phönix vom Staube
Im Ätherblau wieder geborn.


A.Achmatova


Kein Bedauern, Rufen und kein Klagen,
Die weißen Blütenträume sind vorbei.
Welkend muss man goldne Blätter tragen.
Jung? Ich werde es nicht länger sein.

So wie früher wirst du nicht mehr pochen,
Herz, erfasst vom kalten, rauen Reif,
Und das Land, aus Birkenbast geflochten,
Lockt nicht mehr, es barfuß zu durchstreifen.

Wanderlust, dein Geist flammt immer rarer
Von den weiten Lippen, bald ist Schluss.
Meine Frische konnt' ich nicht bewahren,
Der Augen Wildheit, der Gefühle Überfluss.

Geizig bin ich mit dem Wünschen heute,
Du, mein Leben? träumte ich dich nur?
Frühjahrshatz, und ich, der junge Reiter
Auf rosenrotem Ross, verlor die Spur.

Wir alle sind bestimmt, hier zu verwesen,
Still rinnt Sirup übers Ahornblatt...
Darum seist auf ewig du gepriesen,
Dass du kamst zu blühen und dann starbst

S.Esenin


Und einer meiner Lieblingsdichter V.Majakowski :D:

Ich ging zum Friseur und sagte – ganz artig:
»Sein sie so gut, mir die Ohren zu schneiden«.
Der glatte Friseur wurde schlagartig nadlig,
wie bei einer Birne ging's Gesicht in die Breite.
Die Worte hüpften:
»Verrückter!
Ein Rotschopf!«
Ein Lästern ging um als Flüstern und Piepsen,
und la-a-a-a-nge
kicherte irgendein Kopf
aus der Menge gezogen, wie ein altes Radieschen

Und noch eins von ihm:

Von hier aus ergießt sich schon bald in die Gassen
Mensch für Mensch euer schwabbelndes Fett,
doch ich, der Verschwender von Worten unfassbar,
hab aus Schatullen den Vers freigesetzt.

Bei ihnen, mein Herr, hängt im Bart noch ein Fuder
ungegessener Kohlreste, ölig und kraus;
und sie, meine Dame, sind dick eingepudert,
ihre Austern, sie quelln aus der Schale heraus.

Auf dreckigen Sohlen, mit und ohne Galoschen,
trampelt ihr Schmetterlings Farbenpracht aus.
Die Menge vertiert, schon kommt sie gekrochen,
die Beinchen gesträubt, hundertköpfig, als Laus.

Und wenn ich, ein Hunne, euch heute zur Last war,
grobschlächtig und bitter,
dann schert mich das nicht,
denn ich, der Verschwender von Worten unfassbar,
spucke euch lachend ins Fratzengesicht.

Und... ich kanns nicht aufhören:

Beziehung zum Fräulein

Dieser Abend entschied –
sollten wir Liebende werden? –
dunkel,
keiner kann uns sehn.
Ich beugte mich tatsächlich vor,
und tatsächlich
sagte ihr
vorgebeugt
ich,
als guter Onkel:
»Steil ist der Abgrund der Leidenschaft –
sein sie so gut,
schleichen sie sich.
Schleichen sie sich,
sein sie so gut«.


:D
 

Nimuè

Druidin
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Eigentlich dachte ich, es wäre schon mal in einem Gedichte-Thread gepostet worden, aber da ich es hier nicht finde, muß ich es einfach nachholen. Ist schließlich eines der schönsten Gedichte, die ich kenne :).
Wer es nicht kennt, soll sich bloß nicht von der Länge abschrecken lassen - es liest sich wirklich wunderbar und lohnt sich auch :).


The Raven

Once upon a midnight dreary, while I pondered, weak and weary,
Over many a quaint and curious volume of forgotten lore,
While I nodded, nearly napping, suddenly there came a tapping,
As of some one gently rapping, rapping at my chamber door.
"'Tis some visitor," I muttered, "tapping at my chamber door-
Only this, and nothing more."

Ah, distinctly I remember it was in the bleak December,
And each separate dying ember wrought its ghost upon the floor.
Eagerly I wished the morrow;- vainly I had sought to borrow
From my books surcease of sorrow- sorrow for the lost Lenore-
For the rare and radiant maiden whom the angels name Lenore-
Nameless here for evermore.

And the silken sad uncertain rustling of each purple curtain
Thrilled me- filled me with fantastic terrors never felt before;
So that now, to still the beating of my heart, I stood repeating,
"'Tis some visitor entreating entrance at my chamber door-
Some late visitor entreating entrance at my chamber door;-
This it is, and nothing more."

Presently my soul grew stronger; hesitating then no longer,
"Sir," said I, "or Madam, truly your forgiveness I implore;
But the fact is I was napping, and so gently you came rapping,
And so faintly you came tapping, tapping at my chamber door,
That I scarce was sure I heard you"- here I opened wide the door;-
Darkness there, and nothing more.

Deep into that darkness peering, long I stood there wondering, fearing,
Doubting, dreaming dreams no mortals ever dared to dream before;
But the silence was unbroken, and the stillness gave no token,
And the only word there spoken was the whispered word, "Lenore!"
This I whispered, and an echo murmured back the word, "Lenore!"-
Merely this, and nothing more.

Back into the chamber turning, all my soul within me burning,
Soon again I heard a tapping somewhat louder than before.
"Surely," said I, "surely that is something at my window lattice:
Let me see, then, what thereat is, and this mystery explore-
Let my heart be still a moment and this mystery explore;-
'Tis the wind and nothing more."

Open here I flung the shutter, when, with many a flirt and flutter,
In there stepped a stately raven of the saintly days of yore;
Not the least obeisance made he; not a minute stopped or stayed he;
But, with mien of lord or lady, perched above my chamber door-
Perched upon a bust of Pallas just above my chamber door-
Perched, and sat, and nothing more.

Then this ebony bird beguiling my sad fancy into smiling,
By the grave and stern decorum of the countenance it wore.
"Though thy crest be shorn and shaven, thou," I said, "art sure no craven,
Ghastly grim and ancient raven wandering from the Nightly shore-
Tell me what thy lordly name is on the Night's Plutonian shore!"
Quoth the Raven, "Nevermore."

Much I marvelled this ungainly fowl to hear discourse so plainly,
Though its answer little meaning- little relevancy bore;
For we cannot help agreeing that no living human being
Ever yet was blest with seeing bird above his chamber door-
Bird or beast upon the sculptured bust above his chamber door,
With such name as "Nevermore."

But the raven, sitting lonely on the placid bust, spoke only
That one word, as if his soul in that one word he did outpour.
Nothing further then he uttered- not a feather then he fluttered-
Till I scarcely more than muttered, "other friends have flown before-
On the morrow he will leave me, as my hopes have flown before."
Then the bird said, "Nevermore."

Startled at the stillness broken by reply so aptly spoken,
"Doubtless," said I, "what it utters is its only stock and store,
Caught from some unhappy master whom unmerciful Disaster
Followed fast and followed faster till his songs one burden bore-
Till the dirges of his Hope that melancholy burden bore
Of 'Never- nevermore'."

But the Raven still beguiling all my fancy into smiling,
Straight I wheeled a cushioned seat in front of bird, and bust and door;
Then upon the velvet sinking, I betook myself to linking
Fancy unto fancy, thinking what this ominous bird of yore-
What this grim, ungainly, ghastly, gaunt and ominous bird of yore
Meant in croaking "Nevermore."

This I sat engaged in guessing, but no syllable expressing
To the fowl whose fiery eyes now burned into my bosom's core;
This and more I sat divining, with my head at ease reclining
On the cushion's velvet lining that the lamplight gloated o'er,
But whose velvet violet lining with the lamplight gloating o'er,
She shall press, ah, nevermore!

Then methought the air grew denser, perfumed from an unseen censer
Swung by Seraphim whose footfalls tinkled on the tufted floor.
"Wretch," I cried, "thy God hath lent thee- by these angels he hath sent thee
Respite- respite and nepenthe, from thy memories of Lenore!
Quaff, oh quaff this kind nepenthe and forget this lost Lenore!"
Quoth the Raven, "Nevermore."

"Prophet!" said I, "thing of evil!- prophet still, if bird or devil!-
Whether Tempter sent, or whether tempest tossed thee here ashore,
Desolate yet all undaunted, on this desert land enchanted-
On this home by horror haunted- tell me truly, I implore-
Is there- is there balm in Gilead?- tell me- tell me, I implore!"
Quoth the Raven, "Nevermore."

"Prophet!" said I, "thing of evil- prophet still, if bird or devil!
By that Heaven that bends above us- by that God we both adore-
Tell this soul with sorrow laden if, within the distant Aidenn,
It shall clasp a sainted maiden whom the angels name Lenore-
Clasp a rare and radiant maiden whom the angels name Lenore."
Quoth the Raven, "Nevermore."

"Be that word our sign in parting, bird or fiend," I shrieked, upstarting-
"Get thee back into the tempest and the Night's Plutonian shore!
Leave no black plume as a token of that lie thy soul hath spoken!
Leave my loneliness unbroken!- quit the bust above my door!
Take thy beak from out my heart, and take thy form from off my door!"
Quoth the Raven, "Nevermore."

And the Raven, never flitting, still is sitting, still is sitting
On the pallid bust of Pallas just above my chamber door;
And his eyes have all the seeming of a demon's that is dreaming,
And the lamplight o'er him streaming throws his shadow on the floor;
And my soul from out that shadow that lies floating on the floor
Shall be lifted- nevermore!

Edgar Allan Poe
 

Ketama Rue

The Shaman
Registriert
18.11.2001
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1.925
Es geht mir Heute irgendwie dreckig, und deshalb nicht so aufmunterende und freuliche Gedichte, die ich gerade les.

Die Kuh

Gebrechlich, manch Zahn ausgefallen,
Die Jahre benagten das Horn.
Der Kuhhirt hat oft sie geschlagen,
Zum Wechseln des Felds angespornt.

Dem Herz wird der Lärm unerträglich,
Die Mäuse scharren im Eck.
Traurig denkt sie vergeblich
Ans Kälbchen, des Bein weiß gefleckt.

Man ließ ihr den Sohn nicht sehr lange,
Die erste Freude ging fehl.
Und am Pfahl, unter der Darre,
Zauste der Zugwind ein Fell.

Vom Buchweizentrog geht sie bald,
Den der Sohn schon vorausging, den Weg.
Man legt ihr den Strick um den Hals
Und führt sie zur Schlachtbank hinweg.

Bedauerlich, traurig und scheußlich
Muht sie auf Erden noch was...
Und träumt wohl vom Hain, dem weißen,
Von Wiesen mit saftigem Gras.

S. Esenin

Das Lied vom Hund
Im Heuschober morgens verborgen,
Wo Bastmatten golden sich reihn,
Hat sechs rote Junge geworfen
Die Hündin, sechs Welpen, ganz klein.

Sie hegte bis abends sie zärtlich,
Hat sie mit der Zunge gekämmt,
Der Schnee, den sie erwärmte,
Bäuchlings ist er geströmt.

Doch abends, als alle Hühner
Sich längst auf die Stange gesetzt,
Da kam das Herrchen finster
Und steckt' in den Sack alle sechs.

Sie lief, hat etwas gewittert,
Und ist ihnen nachgejagt,
Noch lange das Wasser erzittert
Dort, wo das Eis aufgehackt.

Sie schleppt sich zurück, ermattet,
Und schleckt von den Seiten den Schweiß,
Der Mond hoch über der Kate
Schien eins ihrer Welpen zu sein.

Ins laute Blau hoch oben
Schaute sie winselnd und bellt,
Ganz schmal ist der Mond gezogen,
Versank hinterm Hügel im Feld.

Und stumm, wie wenn einer zur Täuschung
Statt Fleisch ihr 'nen Stein hingerollt,
Kullerten hündische Äuglein
In den Schnee, wie Sterne von Gold.

S. Esenin.
 
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Frigg

Junior Member
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5
Ich schreibe sehr gerne Gedichte und habe schon eine richtige kleine Sammlung selbstverfasster Werke.
Ich traue mich jetzt einfach mal, eins davon zu präsentieren.



eine Nacht wie jede andere

eine Nacht wie jede andere
dunkel und kalt
einsam, allein, verlassen
Schatten geistern umher
um mich herum
bedrohen mich

eine Nacht wie jede andere
ich habe Angst
der schwarze Dämon
steigt wieder auf in mir
schnürt mir die Kehle zu
ein stummer Schrei

eine Nacht wie jede andere
Schmerz macht sich breit
in meinem Zimmer, hier
in meiner Seele, in mir
so nah am Tod
der unerreicht

eine Nacht wie jede andere
eine frische Brise kommt
durchs offene fenster herein
ein schwarzer Engel erscheint mir
stellt sich vor mich
reicht mir seine Hand

eine Nacht wie jede andere
doch ein schwarzer Engel
legt seine Flügel
schützend um mich
nimmt meine Hand und
lehrt mich zu fliegen

eine Nacht wie jede andere
und doch so anders
denn in dieser Nacht
wurde ich wiedergeboren

(c) by Frigg
18. Juni 2005
 

Ketama Rue

The Shaman
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18.11.2001
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1.925
Ich fand es jetzt aber wirklich sehr schön Frigg. Und traurig. Ich darf sowas eigentlich gar nicht lesen. *sniff*

Und nein, es ist kein blödes Geschmeichel . Ist nicht meine Art.
 

Lisra

Schmusekater
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06.02.2004
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6.392
Die Ballade vom trunkenem Dichter

Ich spielte jüngst den Sittenrichter
gewiss ein schweres Spiel
und sprach zu dem betrunk'nem Dichter
hör auf du trinkst zuviel!
Halb schon unter den Tisch zu sinken
sprach er, du bist nicht klug
zuviel kan man wohl trinken
doch trinkt man nie genug.

-Schiller? Goethe? Egal.
 
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