Hank - The true story, part 3

Zaubi

Runenmeisterin
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Es ging mir nicht nur darum, dass ich das nicht lesen mag ... :rolleyes:

Hmmm, wie sag ich es ? :)

Also ...
ich habe nicht das Gefühl, dass es sich um eine reale Person handelt, als eher um ein Konstrukt, das einzig aus dem Grunde existiert, dass der Autor, in dem Fall du, eine Stimmung/ eine Gegebenheit künstlich entstehen lassen will.
Auch ein Protagonist, so cool oder depressiv oder alkoholisiert oder was auch immer er auch sein mag, erlebt vieles, was erwähnt werden will, um ihn zum Leben zu erwecken.
Und so lässt mich dieses Leben des Hank eiskalt und die Geschichte wird lästig, umso schlimmer, wenn sie dann auch noch brutal ist und sich des üblichen "Macho-Bildes" bedient.

Das ging mir übrigens bei deinen anderen Geschichten nicht so, ich fand sie immer etwas lang geraten ;),
aber sie waren situationskomisch und nicht nur das, sie lebten, schön sie mitzulesen :)
 
Zuletzt bearbeitet:

Nemos

Keifender Wurm
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@Hank
Naja, es ist halt auch eine Frage, welcher Stil denn gewollt ist. Bukowski (bzw. das, was ich bislang gelesen habe) bringt ja keine solchen längeren Vergleiche und überhaupt komplizierte Satzstrukturen - bei ihm soll das wohl noch näher an die Wahrnehmung eines Mannes kommen, dessen Interessen nunmal nicht soo übermäßig komplex sind;). Sowas wie "Yeah?" "Yeah." ist da noch deutlich häufiger, solche lustigen und oft verblüffend treffenden Vergleiche wie bei dir hab' ich da kaum gefunden. Insofern sehe ich das als deinen eigenen Stil an, der bei den ersten beiden Teilen deiner long Story nunmal am besten zum Ausdruck kam, wobei die klassischen Elemente (ich sag' nur: "ein eher unsympathischer, männlicher Alkoholiker") auch nicht vernachlässigt wurden, wie man ja ziemlich schnell feststellt;). Mir persönlich gefällt dieser Stil auch besser als Bukowskis, aber das ist natürlich Ansichtssache... Absichten, Kontext usw. sind ja völlig verschieden.

Jedenfalls - um nochmal auf die alte Story zurückzukommen - haben mich die darauffolgenden Teile doch eher irritiert, das mit Jaheira/Khalid, dem Großen Deumel(?) etc., da wurde das Ganze irgendwie inkonsistent (erinnert sich an den Satz von Hank, niemals "Irgendwie" zu benutzen:rolleyes::D). Natürlich war noch ein gewisser Zusammenhang da, aber jetzt war unklar, was jetzt eigentlich bezweckt werden sollte. Zeitweilig war dann die politische bzw. gesellschaftskritische Dimension sehr stark mit dem Anschlag, in den darauffolgenden Parts war davon wieder nichts mehr zu vernehmen. Mag sein, dass ich das nicht mehr richtig im Kopp hab', es war ja glaubich auch nur Jaheira, die davon geredet hat, also nicht wirklich stellvertretend für den Protagonisten, der sich ja auch eher uninteressiert zeigte. Aber da schien mir doch dem Autor nicht ganz klar zu sein, wohin denn das Ganze nun gehen soll. Abgesehen davon sollte wohl das doch eher unlustige Dauergestotter von Khalid die brüllend komischen Vergleiche und Reflektionen in den ersten Teilen ersetzen... aber es ist natürlich ziemlich unsinnig, "Sei genial!" zu fordern, deswegen ja auch mein Hinweis auf irgendwelche äußeren Umstände, mit dem da vielleicht etwas nachhelfen kann. Bei Adams "Hitchhiker's Guide"-Serie wurden die späteren Teile auch schwach, wo er von seinem Verleger wohl dazu geprügelt wurde.

Könnte auch noch ein paar Stellen aus der Story raussuchen, die ich als besonders charakteristisch ansehen würde, aber es dürfte eigentlich ziemlich klar sein, was ich meine - man braucht sich eigentlich nur den ersten Teil der BG-Story reinzuziehen.:) Bei den mittleren Teilen war dann irgendwo der Tiefpunkt, dann zog's wieder an, kam allerdings nicht ganz auf das Anfangsniveau. Aber das ist natürlich alles subjektiv, und derartig unqualifizierte Schrotschuss-Kritik bringt's dann auch nicht wirklich, zumal ich eigentlich auch keine Ahnung von Schreiben habe.:rolleyes: Sorry, viel mehr kann ich nicht dazu sagen.
 

skull

Thronfolger
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Hodchdruckstrahler als Phallussymbole?
Ich muss protestieren, ich habe auch schon mit so Dingern gearbeitet.*
Vielleicht wurde ich deswegen nicht ganz grün mit der Geschichte.:D

*[flüster]Wasser; Chemikalienfrei. Aber mitten in einem Wohngebiet zur Mittagszeit, hihi. Wisst ihr, wie laut die Dinger sind? :-)[/flüster]
 

Chinasky

Dirty old man
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@Skull: Najo, ich kam nur drauf, weil man nachfragte, ob ich irgendwelche Probleme mit dem Zeugungsakt hätte... :rolleyes: Übrigens werkele ich sehr gern mit solchen Hochdruckstrahlern, die mit Wasser arbeiten. Da macht das Fugenkratzen echt Spaß, wenn einem der Dreck nur so um die Ohren fliegt und man nachher aussieht wie eine Moorleiche. :D Aber Sandstrahler sind - je nach Ausführung - nochmal ne ganz andere Gewichtsklasse - mit der ich allerdings noch nicht hantieren durfte...
 

Chiburi

Kampfhase
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hmm...

mein Vater hat zu diesen Hochdruckreinigern eine interessante Theorie: sie bieten eine Art Alibi-Arbeit. Eigendlich steht man nur da, und schwenkt eine Düse über Steinplatten oder Fugen, aber man macht Lärm, ist danach so richtig eingesaut, und im Vergleich zu den unbehandelten Platten sieht man tatsächlich einen Unterschied.
Nicht, daß man sich verausgabt, oder gar etwas sinnvolles getan hätte, aber man hat vor allen Nachbarn, und eventuell der Frau oder den Eltern "richtig was geschafft"
Im Idealfall auch noch zur Mittagszeit. :rolleyes: :D

Und so unrecht hat er damit wirklich nicht, imho stehen Hochdruckreinigerbenutzer auf einer ähnlichen evolutionären Stufe wie Kantentrimmer und Laubpuster, und ein rationaler Mensch sollte seine spärlich bemessene Lebenszeit nicht mit so einem Firlefranz vertun, wenn er stattdessen zum Beispiel spannende Fortsetzungsgeschichten schreiben könnte :p :D


@ Hank

nur weiter so, mir hat dieser letzte Teil sehr gut gefallen. Gut, vieleicht war er weniger lustig als der Anfang, oder gar als Hanks Story, nur bist Du ja nicht wirklich verpflichtet, regelmäßig Kommödien zu schreiben, nur, weil die beim breiten Puplikum vieleicht am besten ankommen. Und ohne diesen Anspruch ("Hank schreibt witziges Zeug") ist der letzte Teil wirklich gelungen, etwas anders zwar als das Gewohnte, aber deswegen nicht schlechter. Vieleicht ist es die exzessive Gewalt, die Du so noch nie (hier im Forum) geschildert hast, die den Text so umstritten machen, aber den Kritiken, daß der Protagonist dadurch konstruierter, unglaubwürdiger oder einseitiger wird, kann ich nicht zustimmen. Genau genommen halte ich beide Protagonisten für sehr ähnlich, nur fehlt dem aktuellen eben eine Sally, er kompensiert das offensichtlich, indem er sich noch mehr danebenbenimmt, und durch noch mehr Alkohol.
Für *mich* wird er dadurch eher glaubwürdiger...

Das diese Art von Gleichgültigkeit gegenüber der Umwelt und der Mitmenschen, und die sinnlose Gewalt gegen Schwächere der menschlichen Natur entspricht, ist zwar traurig, aber dafür nicht weniger war. Und weil wir hier glücklicherweise nicht in Disneyland sind, kann es sicher nicht schaden, das gelegendlich mal ehrlich und ungesüßt zu erwähnen.

Also von mir aus: Weiter so.
Muß ja nicht jeder Text so düster werden, aber gelegendlich ist eine etwas andere Sichtweise "interessant" :D
 

Chinasky

Dirty old man
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@Chiburi: Danke, Du richtest mich wieder etwas auf. :) :) :)
Vielleicht schreib ich da doch weiter... :rolleyes:
 

Night Shadow

Papaschlumpf
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Schliesse mich skull und Neb an (auch wenn Du auf ihre Kritik schon geantwortet hast, bin eben spät dran :rolleyes: ) ... da fehlt irgendwie das Witzige dran und damit für mich auch das Unterhaltsame. Ein gewaltätiger, versoffener dreckiger Kerl, der nicht witzig ist, ist nicht sonderlich unterhaltsam.
Und wer möchte schon eine Geschichte lesen, die nicht unterhaltsam ist ? Da kann man auch gleich die Todesanzeigen in der Zeitung lesen.
Es hat zwar Gewalt, Zynismus, Selbstironie und einige Einblicke in die Menschliche Natur, aber naja ... halt so wie Full Metal Jacket, wenn die Ausbildung vorbei ist ... danach ist der Film ja so was von lahm, hab ihn nie fertig geschaut.

Und auch Blue schliesse ich mich an ... die Welt ist nicht witzig ... und das Leben ist oft auch nicht witzig, aber dann braucht es in ner Geschichte wenigstens schwarzen Humor, damit sie noch unterhaltsam ist.

Und der andere Penner mit dem Sandstrahler ... naja, ich weiss nicht, hätte zwar schon erwartet, dass Hank ihm nen fiesen Denkzettel verpasst, aber dass er ihn gleich mit dem umgedrehten Filter umlegt, ist irgendwie ne Stufe zu niederträchtig oder gewissenlos für Hank Chinasky ... finde ich. Vielleicht habe ich auch nicht das gleiche Bild von ihm wie Du ...

So unsympatisch und alkoholisiert er in den anderen Teilen auch gewesen sein mag, so konnte ich mich bisher immer noch etwas in seine Lage hineinversetzen, was mir bei diesem Teil überhaupt nicht gelingt.


P.S.: Natürlich schreibst Du weiter :p ... erst laut rumnölen, dass jede Kritik, positive wie negative, willkommen sei und dann bei negativer Kritik resignieren ? Iss nicht ! :p ;)
 

Chiburi

Kampfhase
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hmm...

naja, ich kann ja nicht für Hank sprechen, aber ich vermute stark, daß sein Protagonist nicht vorhatte, seinen Kollegen auf so bestialische Art zu töten. Das war wohl eher ein dummer Gedanke, der dann ohne über die Folgen nachzudenken ausgeführt wurde, ein Streich, der dann gründlich schief gegangen ist. durchaus nicht ungewöhnlich, besonders in den beschriebenen Kreisen der Exknastis, Säufer und Hilfsarbeiter.
Auch wenn es sich im Normalfall darauf beschränkt, metallene Arbeitsplatten auf knapp unter Rotglühend vorzuwärmen... lustig, bis dann der Mitarbeiter mit großflächigen schwersten Verbrennungen im Krankenhaus landet, aber unterhalb eines gewissen Bildungsniveaus scheint so etwas gar nicht so selten zu sein...

hmm.. und ob gewalttätige Trunkenbolde langweilig sind, sobald der schwarze Humor fehlt, ist wohl auch Geschmackssache. Einige Filme und ein nicht unerheblicher Teil der Literatur beschränken sich auf die ein oder andere Weise auf eskalierende Gewalt, ob jetzt durch Gier, Mißverständnis oder Trunkenheit ausgelöst.
Rambo und Macbeth, um mal nur zwei zu erwähnen :D
Sonderlich witzig sind beide nicht, wenn man mal von Shakespeares Wortwitz absieht, aber den kann man Hank ja nun auch nicht absprechen.
Und beide sind auf ihre Weise unterhaltsam; aber natürlich Geschmackssache :)
 

Chinasky

Dirty old man
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@Nighti: Hhmmm... Ich kann jetzt schlecht auf Deine Kritik eingehen, weil ich dann anfangen würde, meinen eigenen Text zu interpretieren. Aber Du hast insoweit recht, daß ich (also Hank) nicht nur liebenswert bin. Eigentlich gar nicht. Säufer sind manchmal lustig, aber vor allem sind sie Looser und daß Alk aggressiv macht, ist auch bekannt. Vor allem macht er rücksichtslos...

Ähem... ich wollte doch nichts selbst interpretieren. Ach was, ich überlasse meine Verteidigung Chiburi, der macht das schon sehr gut. :D
 

Caveman

Keuleninspektor
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Ein fröhliches Hallo erstmal in die Runde.

Ich bin zwar nicht mehr so oft hier zu finden, aber wie jeder ja weiß gibt es keine Ausgänge aus dem Forum. :D

Hank's Story :up: verfolge ich aber schon seit Teil 1 und versuche auch in Zukunft dran zu bleiben.
Ich find die Story sehr interresant, schon deswegen, weil sie ziemlich A-typisch ist und mehr Realismus in sich birgt als die meisten anderen Geschichten, die es so gibt.
Hier haben wir einen richtigen Antihelden und ich glaube kaum das wir ein HappyEnd erwarten dürfen.
Wie Chiburi schon sagte, kein Disneyland.

Auf mich macht der Hauptcharakter den Eindruck eines sich selbst zerfleischenden Künstlers, der mit seinem Schiksal hadert, weil die Welt seine eigene wirkliche Kunst, seine Gedichte, nicht anerkennt und stattdessen er gezwungen ist, mit für ihn dümmliche Literatur sein Geld zu verdienen. Noch schlimmer, genau damit erzielt er auch noch den Erfolg, den er eigentlich lieber mit seinen Gedichten hätte haben wollen.
Seine Vergangenheit war von Armut und Unverstädnis seiner Kunst geprägt, womit er fast automatisch in die asozialen Gefilde unserer Gesellschaft abgerutscht war. Das man dort nicht gerade auf feinsinnige und kultivierte Ausdrucksweisen trifft, erklärt gut seine primitive Art der Erzählung.
Sein Missverhältnis zu Frauen kann zum Einen aus dieser Umgebung herstammen, kann aber auch der verzweifelte Ausdruck einer gequälten Künstlerseele sein, für die die Liebe einer Frau meistens eher eine Inspiration für ihre Kunst als ein echtes Gefühl darstellt. Künstler, insbesondere von ihrer Kunst besessene Künstler, neigen oft dazu sehr Egozentrisch zu sein, nach dem Motto "Ich bin das Zentrum der Welt und alle anderen haben mir zu huldigen".
Ein herrliches Szenario für einen Künstler um in tiefste Depression zu verfallen und die Welt und alles was in ihr ist zu verdammen. Übermässiger Alkoholgenuß ist hier ja fast schon als Pflicht zu sehen, wie sonst sollte man ein solches Elend ertragen. Nicht zu vergessen ein übersteigerter Selbstzweifel, der ja durch den "falschen" Erfolg auch noch gesteigert wird.

Lieber Hank, sollte ich hier auf der falschen Fährte sein, so zögere nicht mich zu berichtigen.

So, was stört mich nun am 3. Teil der Story ?

Ich habe selber erstmal länger darüber nachdenken müssen.
Der Beginn des dritten Teils schließt ja eigentlich schön und konsequent an dem letzten an.
Auch der Stil bleibt der gleiche. Nur dann fällt die Story in ein Loch, ein Loch der Erinnerung und hier beginnt das Problem was ich habe.
Zunächst scheint sich der typische Stil des Hauptcharakters fortzusetzen, aber spätestens bei der Beschreibung wie Bresche die Vögel quält und tötet, verlässt du lieber Hank den Leser.
Besser gesagt du lässt den Leser plötzlich allein. Mit keinem Wort oder Gedanken äussert sich der Story-Hank zu dem hier geschilderten. Einziger Hinweis: er lässt Bresche mit seinen üblen Taten allein.
Das ist zu wenig. Hier erwarte ich als Leser eine Stellungnahme. Vergiss nicht, der Hauptcharakter ist uns inzwischen ans Herz gewachsen, auch wenn es einem am Anfang schwer fällt.
Deswegen erscheint der als übler Scherz ausgelegte Tausch des Atemfilters auch nicht mehr als konsequent und schon gar nicht als Folge auf die üblen Taten.
Irgendwie ist hier der rote Faden in der Geschichte gerissen.
Was dann noch schlimmer kommt, das du Bresche daraufhin sterben lässt. Sicher, der Typ hätte es vielleicht sogar verdient, aber nicht auf diese Weise.
Betrachtet man es mit juristischen Augen, so hast du deinen Hauptcharakter einen Mord begehen lassen.
Zumindest fahrlässige Tötung.
Dies passt aber nicht zu diesem Hauptcharakter und schon gar nicht wenn dies mehr oder weniger zusammenhanglos geschieht.
Hier fehlt der sonst so gut geführte Zynismuss oder Sarkasmuss.
Auch die Beschreibung, das die Vögel keine Lust zum Singen hatten auf der Beerdigung rettet hier nichts mehr.
Ich weiß nicht wie, aber hier hättest du mehr schreiben müssen oder ebend anders.
So zumindest empfinde ich es.

Ich hoffe das du die Geschichte weiter schreibst, ich bin auf jedenfall gespannt wie es weiter geht.

@Myrrhall
Ich denke mal das deine Frage bezüglich Hank's Fähigkeit den Zeugungsakt zu vollziehen eher humorvoll gemeint war. Trotzdem find ich solche Äußerungen nicht so toll. Es kann schnell einen falschen Eindruck erwecken.

Ansonsten nochmal liebe Grüße an alle.

Cavy

P.S. @Chiburi
Bin ganz deiner Meinung :up:
 

Chinasky

Dirty old man
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@Caveman: Jeder aufmerksame Leser freut mich! :) Aber zu Deinen Interpretationen will ich ebenso wie bei Nighti nix sagen, ausser, daß Du mich in einem Zweifel bestätigt hast: Den Satz mit den Vögeln auf dem Friedhof hätte ich mir sparen sollen. Der ist, das hast Du mir mit Deiner Interpretation klar gemacht, nicht etwa zu wenig. Der ist zuviel und eigentlich reiner Kitsch...
 

Ulan Batur

Mohnblume
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Nun, ich hab zwar keine Ahnung von Literaturkritik, aber wenn wir hier schon bei der Publikumsumfrage sind... ;)

Meinem laienhaften Empfinden gefällt der Hochdruckstrahler Teil eigentlich gut. Er scheint mir originell (ich erinner mich mehr Geschichten über Prügeleien unter Säufern gelesen zu haben als über Hafensiloreinigung) und gerade die Tatsache, dass nicht viel dazu gesagt wird kreiert für mich etwas interessantes. Es sind solche lose Bilder, die ich aus Erzählungen mitnehme, und an die ich mich gelegentlich erinnert fühle.

Was man aus meiner Sicht hier kritisieren könnte ist die Einbindung in den Text. Dieses Element der Ohnmacht braucht es imho nicht unbedingt. Auf der anderen Seite sehe ich nicht viel Beziehung dieses zu den anderen Teilen der Geschichte. Aber das ist jetzt wohl sehr nach meinem persönlichen Geschmack gerichtet.
 

Chiburi

Kampfhase
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@ Caveman

hmm...

die Welt ist nicht fair, und die Menschen sind es noch weniger. Und der Säufer aus der Geschichte ist nicht "unser" Hank, von dem wir in der entsprechenden Situation wohl eine etwas mutigere, oder wenigstens reflektiertere Handlungsweise erwarten könnten.
Ja, vieleicht ist Bresche´s Tod eine etwas harte "Strafe" für seine Tierquälerei, nur wie gesagt, das ist das Leben, nicht Disneyland, und im Leben läuft eben nicht alles so wie es sollte. Da verdrücken sich Leute halt lieber, als daß sie einem gewalttätigen Exhäftling die Meinung sagen, und dann versuchen sie ihr schlechtes Gewissen, oder das Ohnmachtsgefühl durch einen so feigen und undurchdachten "Streich" zu beruhigen.
Aber Hank deswegen (sorry, wenn ich Deine Intention da mißverstanden habe) Ungerechtigkeit und Inkonsequenz vorzuwerfen, hieße, ihn für die Taten seiner Figuren verantwortlich zu machen. Wie gesagt, der Protagonist ist nicht das Sprachrohr für Hanks persönliche Meinung und Gefühle, und eine Stimme aus dem Off, mit der sich Hank von Bresche´s Tierquälerei distanziert, und allen Kindern nahelegt, das nicht zuhause zu versuchen, hätte die Geschchte unglaubwürdig gemacht, mal ganz abgesehen von dem moralischen Holzhammer, der nur sehr selten mehr ist als die Geißel einer Story.
Und allen Figuren Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, unterstelle ich mal, entsprach nie Hanks großem Plan...

Natürlich, wir alle könnten uns viel besser mit einem großen, blonden und durchtrainierten Chinasky identifizieren, der Bresche heldenhaft den Sandstrahler entreißt, ihn zu Boden schlägt, und ihm dann eine ergreifende Rede zu den Gefühlen von Tieren hält.
Aber das wäre dann ein völlig anderer Chinasky, einer, der in viel mehr Geschichten vorkommt, und wahlweise Tarzan, Old Shatterhand oder Captain Planet heißt, und in Hanks Werken eigendlich keinen Platz hat.
Zugegeben, eine kleine Bemerkung des Protagonisten, daß er Bresches Tun abscheulich findet, hätte ihn uns ein Stückchen symphatischer gemacht, aber das muß er eigendlich gar nicht sein.
Ich zumindest mag ihn nicht. Ich empfinde zwar ein wenig Mitleid mit ihm, und gelegendlich so etwas wie widerwillige Bewunderung, oder zumindest eine Art Zustimmung, aber mögen tu ich ihn nicht.

Ah, vieleicht habe ich Dich auch nur falsch verstanden...
 

Chinasky

Dirty old man
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@Ulan: Hhmmm ja. Die Beziehung zum Rest der Geschichte ist tatsächlich nicht so - äh - ausgeprägt. Wenn man die Gesamterzählung einer Sinfonie gleichsetzen würde, so kommt da sozusagen abrupt ein Menuett (oder ein Gitarrenriff oder was weiß ich) dazwischen. Mit Komposition hat das nicht viel zu tun und da gibt's keine Entschuldigung. Aber vielleicht eine Erklärung: wenn ich Geschichten erzähle, dann assoziiere ich. Dann bin ich live dabei und überlege mir: Was würde hier passen? Und als Hank da den Provinzstaub in die Nase sog (hat das schon mal jemand erlebt, so buchstäblich in den Staub beissen? ), da war auf einmal der Sandstrahler da und damit der Flashback. Was der da sollte - keine Ahnung. War halt da.

Das ist eine Erklärung, wie gesagt, keine Entschuldigung. Kompositorisch ist sowas einfach nur schlecht und ein Lektor würde das also komplett rausstreichen. Zur anderweitigen Verwendung...

@Chiburi: Mach nur so weiter, ich lege meine Sache ganz in Deine Anwalts-Hände. :)
 

Caveman

Keuleninspektor
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Oh je, Oh je.

Chiburi, du hast mich tatsächlich komplett missverstanden. Liegt vielleicht daran das ich nicht noch mehr daraufeingegangen bin.

Es geht mir in keinem Fall darum den echten Hank mit dem Story-Hank zu vergleichen. Das wäre ja wohl total unsinnig. Darum hatte ich ja auch an Myrrhal geschrieben, das mir seine Bemerkung nicht so gut gefällt.

Das der Story-Hank ein unsymphatischer Typ ist ist auch klar und ich hätte an der von mir kritisierten Stelle keinesfalls von ihm erwartet, das er sich nun fürchterlich aufregt und uns irgendwie mitteilt, das er es abscheulich findet oder nicht.
Es geht mir hier nur um die Form wie es da stand. Es ist meiner Meinung nach einfach nicht genügend ausgearbeitet um in die Geschichte zu passen.

Wie kommst du nur auf die Idee ich würde dem echten Hank irgendetwas vorwerfen wollen ???? :confused: :confused:

Hab ich mich derart falsch ausgedrückt ????

Nachdem was Hank, zu meiner Meinung geschrieben hat, komme ich sogar zum Schluß, das er eventuell etwas ganz anders damit bezweckt hat, als es bei mir anscheinend assoziert hat.

Vielleicht sehe ich den Story-Hank ja auch in ganz falschem Licht, aber das genau ist eigentlich, was unserem echten Hank, dem Author, vielleicht weiterhelfen kann seine Geschichte so zu schreiben wie er möchte das sie gelesen wird.
Hoffe ich jedenfalls.

Auf jedenfall erhöht das für mich die Spannung, festzustellen, wohin die Reise wohl geht.

Wahrscheinlich hat Ulan Batur es am treffendsten formuliert, was an dieser Sache nicht ganz stimmt. Zumindest trifft das sehr genau was auch ich empfinde.
Ich sags halt nur mit wahrscheinlich zuvielen Worten.


@Hank
Deine Antwort auf mein Posting lässt mich nun noch mehr vermuten, das dieser Erinnerungsteil in der Geschichte anders aussehen sollte, als ich vermutet habe.
Lass dich nicht beirren, du siehst ja wie falsch mich Chiburi verstanden hat und ich hätte schwören können, das es eigentlich unmissverständlich geschrieben ist.
Ich hoffe nur das du nicht ebenso falsch gelesen hast.
Mir gehts nur darum dir zu zeigen, wie die Geschichte auf mich wirkt und was ich für mich damit assoziere. Ob andere dies auch so assozieren ist natürlich eine andere Frage und es wäre schön wenn die auch mal mehr dazu sagen würden.
Glaub ich zumindest.




In gespannter Erwartung des nächsten Teils

Cavy
 

Nemos

Keifender Wurm
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Ich seh' da von der Erzählweise her nix Verwerfliches...
Der olle Knacker hat halt auf einmal diese Assoziation - das kann eben passieren, wenn irgendwelche Details in der Umgebung irgendwelche Hirnbereiche aktivieren, die man eigentlich schon längst weggesoffen glaubte. Und insofern ist das ja auch berechtigt, als dass unser ergebener Erzähler ja gar nicht anstrebt, sein Leben in irgendwelche Erzählschemen zu gießen. Das real life ist eben eher eine zufällige, lose Folge von Ereignissen.

Das mit Bresche und der Haltung des Protagonisten dazu erinnerte mich übrigens (wie kommt das bloß?;)) an "Faktotum", der reiche Kerl mit der Yacht...
 

Chiburi

Kampfhase
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@ Caveman

hmm..

dachte ich mir fast, daß wir da aneinander vorbeischreiben. Nein, daß Du Hank nichts vorwerfen wolltest im Sinne von schimpfen oder meckern war mir schon klar. Vieleicht wäre kritisieren der bessere Ausdruck gewesen.
Ah, aber dennoch mußt Du mir erklären, was genau mit dieser Stelle gemeint war:

"aber spätestens bei der Beschreibung wie Bresche die Vögel quält und tötet, verlässt du lieber Hank den Leser.
Besser gesagt du lässt den Leser plötzlich allein. Mit keinem Wort oder Gedanken äussert sich der Story-Hank zu dem hier geschilderten. Einziger Hinweis: er lässt Bresche mit seinen üblen Taten allein.
Das ist zu wenig. Hier erwarte ich als Leser eine Stellungnahme. Vergiss nicht, der Hauptcharakter ist uns inzwischen ans Herz gewachsen, auch wenn es einem am Anfang schwer fällt."

Und: "Was dann noch schlimmer kommt, das du Bresche daraufhin sterben lässt. Sicher, der Typ hätte es vielleicht sogar verdient, aber nicht auf diese Weise."
verstehe ich offensichtlich auch ganz falsch.
Wie erwähnt, ich bin der Meinung, daß es ein aus dem Ruder gelaufener Streich war, der Bresche das Leben kostete, und kein geplanter Mord. Und das passt dann imho ganz gut zu dem Chinasky aus der Story.
Wenn auch Chinasky´s eher verhaltende Versuche, Bresche zu helfen, nicht gerade daraufhindeuten, daß dessen Tod ihm viel ausgemacht hat.
 

Night Shadow

Papaschlumpf
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Ahh, wieder mal ein sehr schönes, ausführliches Post von Caveman :) ... schön, mal wieder was von Dir zu lesen. :)

Chiburi : Also ich denke, ich habe verstanden, was Caveman sagen wollte und es fällt in den selben Bereich wie mein Kommentar, dass ich mich in diesem Teil nicht in Hank hineinversetzen konnte.
Nämlich Folgendes : Bisher wussten wir in den meisten Situationen, was in Hank vorgeht ... die Welt kotzt ihn an ... die Leute nerven ihn ... er hat nen knackigen Hintern gesehen und denkt sich was dabei ... egal was, aber wir wissen also, was in ihm vorgeht. Wir haben die Aussensicht auf die Sachen die er macht und die Innensicht auf die Sachen, die er sich dabei denkt.
Bei der Sache mit der Tierquälerei und der Gasmaske wissen wir nicht, was in ihm vorgeht, wir sehen nur von aussen, was er macht.
Was denkt er sich bei der Tierquälerei ? Was denkt er sich dabei, den Filter auszutauschen ?
Dort, wie Caveman so schön geschrieben hat, wird der Leser mit der Aussenansicht der Geschehnisse alleine gelassen, da fehlt der Einblick in Hank ... in seine Beweggründe und Emotionen.
Ist wie ein Film, wo man den ganzen Film lang hört, was der Hauptcharakter denkt und dann ist ne Szene lang Sendepause und man sieht nur, was er macht.
 

Chiburi

Kampfhase
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hmm.. ich verstehe..

nun, schätze, ein paar gelynchte Vögel lösen im Story-Chinasky einfach nicht dasselbe aus wie ein knackiger A.. em -Hintern.


da ist natürlich erstmal eine vorläufige Arbeitshypothese, meine eigendliche Verteidigungsschrift setze ich auf, wenn ich mehr Zeit habe :D
 

Chinasky

Dirty old man
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@Nighti: Dein Problem mit der Stelle weist eigentlich (nach meinem Verständnis) nur auf die Schwäche der anderen Texte hin: Daß dort noch viel zu viel von dem erzählt wird, was Hank denkt und fühlt. Mein Ideal beim Erzählen ist eigentlich: Handlung, Handlung, Handlung. Nur das erzählen, was passiert. Und werten darf dann der Leser. Dummerweise erzähle ich immer viel zu viel von dem, was Hank so vor sich hindenkelt. Aber dieser Flashback war für mich eine Möglichkeit, das mal rauszunehmen. Ich meine: das ist ja an sich nur eine Erinnerung. Die meiner Meinung nach schlechtesten Stellen innerhalb dieser Erinnerung wurden schon aufgelistet: Die Vögel auf dem Friedhof und der angedeutete Grund, weswegen Hank eine rauchen geht, statt sich Bresches Kunststückchen weiter anzugucken. Diese beiden Details hätte ich noch rausnehmen sollen.
Davon abgesehen meine ich, die Leser werden sich selbst ihr Bild von der geschilderten Situation bilden können, inklusive Wertung.

Naja, mal sehn, ob das, was ich beabsichtige, in den nächsten Teilen besser funktioniert. :rolleyes:
 
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