Die Bedienung auf ner Konsole ist zwangsläufig eingeschränkter (weniger Knöpfe, keine Maus-Zeig-Möglichkeiten), wenn auch für viele gefühlsmäßig komfortabler (nur ein Gerät in der Hand, gemütlich auf der Couch), das allein ist wohl verantwortlich für die eingeschränkteren Möglichkeiten von Konsolenspielen. Da hab ich auch Verständnis, wenn PC-Spieler Konsolenspiele nicht interessant genug finden. Aber man darf halt nicht vergessen, dass es viele Menschen gibt, die wirklich nur mal was simples nach dem Feierabend spielen möchten. Das sind jene Menschen, die vor dem Zeitalter der Spielekonsolen eben vorm TV gehockt haben, oder in die Kneipe gegangen sind, oder nen Skatabend veranstaltet haben. Gegen all diese Dinge spricht natürlich auch nix, aber warum sollen die Leute nicht auch mit Videospielen Freude haben? Warum sollen die aus der Computerspielewelt ausgeschlossen bleiben?
Deine abfälligen Bemerkungen gegenüber Casualspielern finde ich absolut inakzeptabel, Odesseiron.
Umso unverständlicher für mich, dass in fast jedem(!) deiner Beiträge WoW als Beispiel für leichte und verachtenswerte Jedermannskost herhalten muss. Wenn ich das noch einmal von dir lese, bin ich geneigt, ebenso beleidigend zu werden wie du es WoWlern und Casuals gegenüber bist. Aber da es eigentlich nicht mein Stil ist, beleidigend zu werden, gebe ich dir einfach mal ein paar Argumente zu bedenken, über die du dein kleines Köpfchen mal strapazieren könntest.
1. Ein Großteil der WoWler der ersten Stunde kommt aus der RPG-Ecke. So auch ich. Ich habe BG1+2, NWN alle Teile + Addons, IWD1+2, KotoR 1+2 mit großer Begeisterung und zum Teil mehrmals gespielt, ebenso Morrowind (was im Gegensatz zu irgendwem der hier schrieb sehr wohl ne richtig, richtig gute Story und massig Hintergrund und Historie hat). Es gab sogar hier in diesem Forum eine Morrowind-Community, die sich durch das Spiel zu einer langen und großartigen Fortsetzungsgeschichte hat inspirieren lassen. Ja, ich schätze die Tiefe in Spielen, den Anspruch in Bezug auf Story und Erzähldichte. Shooter spiele ich eher ungern, weil mir die zu wenig (gameplaymäßig) bieten.
Bin ich plötzlich so verdummt wie du es in jedem deiner Beiträge implizierst, wenn ich so komplexe Spiele mochte und dann aber tatsächlich WoW spiele?
2. WoW ist leicht zu erlernen, leicht zugänglich, auch für Casuals und jüngere Jugendliche, aber keineswegs simpel. Das Regelwerk dahinter ist sehr komplex und es gibt zahlreiche Websiten, die sich nur mit der optimalen Spielweise einzelner Klassen/Skillungen und Bosstaktiken für die härtesten Kämpfe im Spiel befassen. Stichwort Theorycrafting. Ich glaube, sogar unser Regelfetischist Gala hätte seine helle Freude daran. Es heißt in WoW nicht umsonst, Damage Dealing is Science, Tanking is skill, Healing is art. Neben der Wissenschaft, meinen Schurken möglichst optimal zu spielen, kommt dann aber auch für nen Damge Dealer der Skill dazu, im richtigen Moment das richtige zu tun und die Taktik der immer komplexer werdenden Bosskämpfe zu verstehen und umzusetzen. Und das dann im Team mit 10 oder 25 Leuten. Das ist der Reiz daran! Allein ein Spiel meistern ist eine Sache, aber im Team, noch dazu mit soviel Leuten koordinieren eine weitere. Erst im Raid sieht man die Unterscheidung zwischen Casual-Spielern, die sich eben nicht in der Tiefe mit dem Spiel befasst haben und jenen, die es können. Darum findest du deine sogenanten WoW-Kiddies auch eher nicht im Raid. Die meisten Raidgilden nehmen überhaupt erst Spieler ab 18 auf. Meine Gilde ist nun seit 6 oder 7 Jahren beständig und unser Durchschnittsalter liegt etwa bei 30 (von 19 bis über 50 ist alles dabei). Ähnliches trifft auch auf die anderen Raid(!)gilden meines Servers zu. Alles Kiddies?
Blizzards Credo bei allen ihren Spielen ist (laut eigener Aussage und ich kann das bestätigen):
Easy to learn, hard to master.
Blizzardspiele und auch WoW sind eben darum ein Erfolg geworden - es gibt viele Casuals die leichten Zugang zum Spiel finden und Spaß damit haben, aber auch Profispieler, die daraus eine ebensolche Wissenschaft machen wie wir damals im Erstellen einer Powergamer-Party für Baldur's Gate. WoW will nicht so recht in deine Simpleton-Schublade passen, und wenn du das Spiel auch nur ansatzweise kennen würdest (nein, nen Video dazu gesehen haben reicht nicht - da siehst du nix außer der Grafik, und als ach-so-anspruchsvoller Spielefreund solltest du doch die Grafik als letztes werten, oder?!), wüsstest du das auch ohne dass ich dazu lange was schreiben muss.
3. Blizzard ist nun auch nicht gerade fürs Produzieren von Fließbandspielen bekannt. Im Gegenteil. Die entwickeln jahrelang an nem Spiel rum, was bei EA in 6 Monaten rausgeworfen wird. Und das macht sich an der Qualität bemerkbar. Wieviele Hits hatte Blizzard in den letzten 15 Jahren? Wenn ich drüber nachdenke: Warcraft 1-3, Starcraft 1+2, Diablo 1+2 (3 ist nach 10 Jahren oder so endlich fast fertig und nu auch schon wieder fast nen Jahr verschoben weil sie noch dran rumfeilen) und WoW. Das wars. Klingt nicht nach Fließband für mich. Aber Erfolge wurden alle diese Spiele. Nicht wegen dem Hype (auch wenn Blizzard sich einen gewissen Ruf erarbeitet hat). Sondern wegen der Qualität. Starcraft war das best balancierte Echtzeitstrategiespiel ever, hört man immer wieder - besonders von Spieleprofis und -magazinen. Da gibt es noch heute Meisterschaften und Profiligen. Gibt es das zu Moorhuhn auch? I don't think so.
Und WoW ist das MMO, das nicht nur die meisten Spieler verbucht, sondern auch Spieler, die am längsten dabeibleiben. Ich bezahl doch nicht für Blizzards guten Namen oder aus Wohltätigkeit? Ich bezahle, weil das Spiel mir wirklich Spaß macht und unheimlich viel bietet, was kein anderes Spiel je bot. Niemand muss alle Features nutzen und es gibt sicher viele Casuals in WoW, die nicht viel machen außer ihre Charaktere zu leveln und in Stormwind oder Orgrimmar rumzustehen oder hier und da mal in einen Dungeon zu gehen. Aber wer will, findet eben auch viel viel mehr in dem Spiel. Das PvP ist in den Jahren immer besser ausbalanciert worden und es gibt Arenakämpfe, Schlachtfelder mit verschiedenen Spielmodi (kennst du ja von Shootern, Capture-the-Flag, Domination, Kombinationen daraus, Belagerungsmaschinen und vieles mehr). Für die PvEler gibt es zahlreiche Dungeons, die auch in Sachen Storytelling im Laufe der Zeit immer besser wurden sowie die 10- oder 25-Mann-Raids. Jeder kann sich aus dem reichhaltigen Angebot herausgreifen was er mag und wer nicht mehr mag, kündigt eben sein Abo und spielt was anderes. Und wer nicht kündigt, sondern weiter Spaß hat, ist deshalb auch kein schlechterer Mensch, ja?
(Dazu Anmerkung @Gala: Ja, man bezahlt für WoW zwar doppelt, aber wenn ich die Spielzeit aufrechne, die ich mit WoW zugebracht habe, hätte ich für dasselbe in Singleplayerspielen in etwa das zehnfache bezahlt, glaube ich. In Euro pro Zeiteinheit ist WoW weit billiger sogar als große und lange Rollenspiele, geschweige denn Shooter die man in 12 Stunden durch hat. Außer natürlich man spielt nur ein Stündchen pro Woche oder weniger, dann lohnt es wirklich eher nicht.)
4. Hier das wichtigste Argument: Du kennst WoW nichtmal. Es ist ganz schwach und zeugt von, Verzeihung an die Moderation, nicht eben einer großen Portion Intelligenz, wenn man auf etwas herumhackt, über das man absolut nichts weiß und dann zwangsläufig Dinge darüber behauptet, die schlichtweg nicht der Wahrheit entsprechen. WoW passt nicht in die Schublade, in die du es stecken möchtest, aber du formst dir dein Weltbild eben so zurecht, wie es passt, ja?
Blizzard ist für mich da ein relativ positives Gegenbeispiel zu EA. Klar, die verdienen ein Schweinegeld. Aber sie haben auch klein angefangen (kennt hier noch wer Lost Vikings? Das Spiel war genial). Und ihr Erfolg und ihre Gewinne sind das Ergebnis von der Kombination westlicher Kapitalismus (mit Blockbustern lässt sich in der heutigen Welt eben massig Geld verdienen) und Qualitätsarbeit. Bei EA macht es mehr die Masse als die Klasse, wie sich nu wohl auch bei DA2 zeigte (ich selbst hab es noch nicht gespielt und kann da nur nach euren Aussagen urteilen). Insofern sehe ich wenig Grund, mich über die Gewinne eines Entwicklers wie Blizzard zu ärgern, denn sie stecken das wenigstens in die Entwicklung neuer, hoffentlich ähnlich guter Spiele wie in der Vergangenheit. Ich warte gerne 5 Jahre, wenn sich das warten dann lohnt. Und falls sie von ihrer ursprünglichen Qualität abrücken, werd ich mich genauso über Blizzard ärgern wie viele zur Zeit über Bioware + EA.
Bei EA... nuja, lieblos könnte man das nennen. In der Spielergemeinschaft mag die auch glaub niemand mehr. Trotzdem werden EA-Titel eben doch immer noch gekauft und nicht wenig - es sind ja auch immer mal gute dabei - obwohl sich die Leute über Gängelung, Onlinezwang und ähnliches ärgern. Ändern können das nur die Spieler selber - indem sie solche Titel boykottieren (BF3) und auch die weniger guten Spiele gar nicht erst kaufen.
Was will ich damit eigentlich sagen?
Man sollte nicht den Fehler machen, alles so leichtfertig in Schubladen zu stecken. Auch Spiele für Casuals können für ihre Zielgruppe wirklich gute Spiele sein. Auch komplexe und anspruchsvolle Spiele können schlichtweg misslungen sein. Konsolenspiele mögen von der Steuerung her simpler aufgebaut sein (geht ja nicht anders mit dem Pad), können aber andere Vorzüge haben, die Konsoleros eben zu schätzen wissen. Und wenns eben der gemütliche Konsolenabend auf der Couch ist. Warum denn nicht?
Achja, und apropos Konsolenspiele und WoW, Odesseiron - probier mal WoW auf der Konsole bzw. nur mit einem Gamepad ohne Maus und Tasta zu spielen - no way. Soviele Knöpfe wie für WoW brauch ich in keinem anderen Spiel.