Stimmt alles, die Frage ist nur, was man dagegen machen will. Wann immer man versucht hat die Menschen zu ihrem Glück zu zwingen ist es nur noch schlimmer geworden, was daran liegen dürfte, dass die Machthaber notgedrungen auch nur Menschen waren.
Ich sehe eigentlich nur 3 Wege:
Im positivem Fall führt der größere Druck zu technologischen Innovationen die langfristig dazu führen werden dass die meisten materiellen Probleme gelöst werden können.
Im negativem Fall gibt es einen großen Knall und danach ist die "Zivilisation" Geschichte und ein paar hundert Millionen Überlebende können neu anfangen.
Und wenn es ganz blöd läuft: Die Erde hat schon viele <a href="http://de.wikipedia.org/wiki/Massenaussterben" target="wiki">Massenausterben</a> überlebt. In ein paar Millionen Jahren hat sie sich von uns erholt.
@Gala:
In Sachen Export:
Wenn du den Export als "wir tauschen Güter gegen wertloses Geld" beschreibst, die Unterscheidung zwischen Geld und materiellen Gütern kann/sollte man aber weiter führen:
Die materiellen Güter, die wir da verkaufen, haben wir nämlich vorher auch zu einem guten Teil importiert und dann nur noch weiterverarbeitet. Auch wenn "made in Germany" draufsteht findet heute oft nur noch die Endfertigung bei uns statt, im Extremfall werden da nur noch fertige Bauteile zusammengeschraubt. Und die Rohstoffe die am Anfang der Wertschöpfungskette standen, haben wir in vielen Fällen überhaupt nicht im Land.
Der Exportüberschuss findet in Euro (also frei nach deiner Bezeichnung in virtuellen bunten Zetteln) statt, nicht in Tonnen.
Wir exportieren also in Wirklichkeit hauptsächtlich Arbeitsleistung.
Und solange Arbeitslosigkeit ein Problem ist, ist das Ganze eine hervoragende Beschäftigungstherapie die noch dazu -eigentlich ganz in deinem Sinne- gute Löhne erwirtschaftet und die Binnennachfrage ankurbelt.
Die Alternative ist nicht die ganzen Autos und Maschinen selber zu nutzen, sondern sie nicht zu produzieren und die Arbeiter zum Amt zu schicken.
Anders sähe es aus wenn wir hauptsächlich Rohstoffe verkaufen würden, die irgendwann aufgebraucht sind und die wir in Zukunft auch selber brauchen könnten.
Die nächste Frage wäre dann die was mit den Einnahmen passiert:
Ein Teil der Exporterlöse von Unternehmen mit Sitz in Deutschland fließt bestimmt auch an ausländische Besitzer/Aktionäre der Unternehmen ab.
Und auch Deutsche können ihre Gewinne im Ausland investieren, dann importieren wir zwar keine Güter, kaufen aber z.B. Unternehmen im Ausland.
Auch reale Werte, wenn man sich nicht gerade Schrottpapiere andrehen lässt. Und so oder so wird das Ungleichgewicht damit wieder ein Stück weit ausgeglichen.
In Sachen Nationalstaat und VWL:
Auch wenn VWL und BWL zwei grundverschiedene Themen sind, einzelne Staaten können heute keine "Volkswirtschaft" mehr betreiben. Es gibt eigentlich nur noch eine "Volkswirtschaft" namens "Weltwirtschaft". Und darauf hat ein einzelner Staat nur einen sehr begrenzten Einfluss.
Damit deine Kreislauf-Argumentationen funktionieren müssten diese Kreisläufe rein national sein oder die ganze Welt dieselbe Politik verfolgen. (Wobei wir dann wahrscheinlich wie Astaldo schon angesprochen hat in Sachen Umwelt noch schneller an die Wand fahren würden)
Aber heute muss man nicht nur in Kreisläufen, sondern auch in globalen Netzwerken denken, in denen Deutschland nur ein kleines Bauteil ist. Im Grunde ist Deutschland in wirtschaftlicher Sicht eine Ansammlung von Unternehmen und Konsumenten die in eine globale Volkswirtschaft eingebunden sind. Und damit ist nationale Wirtschaftspolitik eben eher ein Zwischending aus VWL und BWL als nur VWL.
Wenn wir hier z.B. die Löhne über Gebühr erhöhen haben wir sofort alle Nachteile durch die höheren Kosten, während von den Vorteilen in Form höherer Konsumausgaben ein großer Teil an ausländische Anbieter abfließt. Gerne gerade an die, die besonders billig produzieren lassen. Schau doch einfach mal auf das "made in.." auf Konsumgütern, die die Menschen am ehesten mehr kaufen, wenn sie mehr Geld haben. Astaldo hat dazu ja auch schon was geschrieben. Der einzig realistische Weg ist Güter anzubieten die so gut sind, dass man einen hohen Preis verlangen und davon gute Löhne zahlen kann: Man muss so viel besser sein wie man teurer ist.
Die Argumentation mit den einfachen Wirtschaftskreislaufen aus den ersten VWL-Schulstunden funktioniert heute nicht mehr auf nationaler Ebene.
Man kann natürlich immer sagen dass man TROTZ möglicher Nachteile zB einen Mindestlohn einführt weil man nicht einsieht dass der Staat niedrige Löhne aufstocken muss. Nach dem Motto "Das können wir uns leisten". Solange man es mit der Höhe des Mindestlohns nicht übertreibt gehen ja höchstens die Jobs verloren, die sowieso niemand machen will weil man nichts verdient.
Was das spezielle Thema angeht habe ich ja schon gesagt dass ich einen Mindestlohn an sich OK finde, und anfangs nur etwas vorsichtiger rangegangen wäre was den Betrag angeht. Aber seis drum, die 8.50 Euro werden uns nicht umbringen, ich hoffe nur, dass es in den nächsten Wahlkämpfen keinen Überbietungswettbewerb geben wird bis irgendwann jede Hilfskraft 2000 Euro im Monat kostet.
@Darghand:
Du bestätigst mal wieder meinen Verdacht, dass Linke sich am besten fühlen wenn es den Leuten so richtig schlecht geht.
Denn wer shoppen gehen kann, hat keine Lust auf Revolution..
<b>OT:</b>
Aber im Moment sind solche wirtschaftlichen Fragen ja eigentlich eher Luxusprobleme, was mich in all den Krisen diese Woche überrascht hat:
Plötzlich ist ja die Rede davon, dass es im Irak immer noch (wenn auch militärisch wohl wertlose) Chemiewaffen-Restbestände geben soll, die jetzt teilweise der IS in die Hände gefallen sein sollen.
Wenn das stimmt frage ich mich schon, warum uns Bush das damals nicht als Beweis für seine Kriegsgründe verkauft hat ?
Auch wenn er von einem aktivem Chemiewaffenprogramm gesprochen hatte, umfangreiche Restbestände wären immer noch mehr gewesen als gar nichts.
Und ich hatte das die letzten Jahre eigentlich so verstanden, dass man schon mit sehr präzisen Messgeräten ein paar alte Munitionsreste abscannen musste, um überhaupt etwas zu finden..