Politik, 12. Staffel

Ribalt

Ork-Metzler
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Es geht nicht mehr, eben weil unsere Gesellschaft das Christentum "Gott sei dank" überwunden hat.
Die Auslegungen wurden nach und nach angepasst aber z.B. der Schwulenhass ist bei vielen Christen noch sehr verbreitet sowie diverse andere Stupiditäten die nach wie vor wunderbar mit der Bibel begründet werden.

Je nach Sekte halt mehr oder weniger ausgeprägt. Christentum ist heute halt für viele eine "Bastels dir selber" Religion.

Hank kann das eh viel besser erklären.

Aber geh doch auf Youtube und guck dir selber an was diverse Christen so glauben, mir wird dabei jedenfalls ziemlich schnell spei übel und ich red da nicht von besonders Menschenverachtenden Auslegungen (dies nach wie vor gibt). Ich finds schon einfach peinlich eine erwachsene Person von der Arche reden zu hören, ganz zu schweigen von der restlichen "Pseudoevolution" die sich Kreationisten zusammengebaut haben.
Du wirst dann wohl sagen, dass seien keine "echten" Christen, die würden aber das gleiche über dich sagen (und hätten dank der Bibel die meisten "Argumente" auf ihrer Seite).
 

Turjan

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Hank behauptet, das alle Moslems (und ergo auch Christen und Juden, denn die drei Religionen sind ja eng verwandt) Faschisten sind. Das ist ein bisschen was anderes als nur "keine Sonderrechte".
Ich denke, er hat das etwas anders ausgedrueckt. Im Prinzip geht es darum, dass gewaltsame Intoleranz allen drei abrahmitischen monotheistischen Religionen als "Geburtsfehler" in die Wiege gelegt ist. Jan Assmann hat dazu mehrere Buecher geschrieben, insbesondere "Die Mosaische Unterscheidung: oder der Preis des Monotheismus".
 

Gala

Labyrinth-Leichnam
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Glauben hat sich immer schon gewandelt, das ist absolut nichts Neues. Z.B.: Vor ca 1750 gabs keine Interpretation der Bibel, die den historischen Kontext in Erwägung zog. Vor ca 1500 gabs keine Reformation. Vor ca 1000 gabs kein Schisma (Trennung von katholischer und orthodoxer Kirche). Vor ca 300 gabs kein Christentum als Staatsreligion.

Dein Weltbild als "Christentum ist die folgende Interpretation X" ist schlicht unzutreffend.

Glauben wird immer von Menschen gemacht. Mit modernen Menschen ist eine altertümliche Interpretation von Christentum eben nicht verfolgbar. Und ich wüßte nicht, was daran schlecht sein sollte. Die Menschheit lernt eben dazu.



Es gibt tatsächlich Leute, die Hoffnung auf rot-rot-grün nach der Bundestagswahl haben. :confused:

http://www.neulandrebellen.de/2017/02/nur-mut-genossen/

Das halte ich an Lächerlichkeit für kaum noch übertreffbar. Was um alles in der Welt hat die Linke in einer klar neoliberalen Regierung zu suchen ? Ich würde sofort aus der Partei austreten. Der Daseinszweck der Linken ist es doch gerade eben, das wenigstens eine Partei im Bundestag nicht den Kapitalismus im Endstadium vertritt, den wir als "Neoliberalismus" titulieren.

Und solange die NATO ein Angriffsbündnis ist, sehe ich da auch keine Verhandlungsmöglichkeiten. Angriffskriege sind nunmal Verbrechen. Sie widersprechen dem Grundgesetz, sie widersprechen den internationalen Gesetzen, sie widersprechen Anstand und Vernunft.

Wenn die CDU das "C" im Namen ernstnähme, wenn die SPD das "S" im Namen ernstnähme, wenn die FDP das "F" im Namen erstnähme, wenn die Grünen tatsächlich grün wären - alle müßten sie die NATO in ihrer jetzigen Form entschieden ablehnen.
 
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Chinasky

Dirty old man
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@Rink: Erstmal find ich's gut, dass Du die Diskussion gut findest. :) So sollte es ablaufen: dass man sich gegenseitig die Argumente, gern auch Fakten und Zahlen um die Ohren haut, ohne persönlich zu werden. Supi!

On topic:

Wie religiös sind Muslime hierzulande?
Es wurde hier gesagt: es gibt Muslime, welche ihren Glauben ähnlich dem durchschnittlichen Christen hierzulande nicht so ernst nehmen, sie seien aber eine kleine Minderheit.

Zumindest ich habe das nicht behauptet. Zumindest verstehe ich unter einer "kleinen Minderheit" nicht absolute Mehrheiten, wie sie in der Umfrage, die ich oben verlinkte, auftauchten. :D

Wenn wir mal Deine Zahlen nehmen, so würde ich allerdings argumentieren, dass ein Muslim, der nur einmal im Monat betet, nach meinem Begriffsverständnis schlicht kein Muslim im Wortsinne ist. Wie ich schon mehrfach anführte, muß ein Wort irgendwie mit Inhalten gefüllt werden, muß ein Begriff für etwas stehen. Und als Muslim hat man eigentlich fünfmal am Tag zu beten, das ist eine der fünf Säulen des Islam. (Die Christen können es sich diesbezüglich tatsächlich einfach machen, denn die haben ihren Jesus zum Zeugen dafür, dass sie nur Gott lieben und verehren sollen und ihre Nächsten wie sich selbst. <- das ist, laut Jesus, das "ganze Gesetz". Gala sprach dieses Doppelgebot der Liebe an und eine Bibelinterpretation, die sich allein darauf bezieht, halte ich zwar für nicht überzeugend, aber ich kann verstehend akzeptieren, dass manche Christen sonst nix aus der Bibel für relevant erachten. Dass ich dennoch es erst dann sinnvoll finde, von einem Christen zu sprechen, wenn ein paar mehr Basics gegeben sind - nämlich wenigstens die Zustimmung zum apostolischen Glaubensbekenntnis - hatte ich schon geschrieben und bisher kam da hier im Forum noch kein inhaltlicher Widerspruch)
Es gibt laut islamischem Selbstverständnis bestimmte Pflichten, die ein Muslim zu erfüllen hat - und wenn jemand derart eklatant diese Pflichten verletzt wie einer, der nur alle paar Monate mal die Moschee besucht, bzw. betet (das kann man freilich auch daheim - der Muslim braucht dazu nicht die Moschee, sondern praktisch nur seinen Gebetsteppich), dann hab ich Probleme, ihn noch als Muslim zu verstehen.
Die "wichtigen" Gottesdienste bei den Muslimen sind die Freitagsgebete. Die kann man vielleicht noch am ehesten mit den christlichen Gottesdiensten vergleichen. Wie und wie oft ansonsten ein Christ zu beten habe, ist beim Christentum nach meinem Wissen nicht einheitlich geregelt, rituelle Tisch- und Gute-Nacht-Gebete habe ich selbst noch durch meine etwas zur Frömmelei neigende Großmutter mitgekriegt und je nach Religiosität beten mir bekannte Christen mehr oder minder regelmäßig auch abseits der Gottesdienste - die Entscheidung, wann und wie gebetet werden soll, ist aber bei "normalen" Christen (also den Anhängern der großen Konfessionen, den Katholiken und Evangelisch-Lutherischen) dem Einzelnen überlassen. Das Gebet wird von vielen Christen auch seiner Natur nach anders verstanden als von den Muslimen, nämlich als eine Art Zwiesprache, beinahe wie von Freund zu Freund, zwischen Gläubigem und Gott. Gerade diskussionswillige evangelikale Christen, die ich als besonders fromm kennengelernt habe, betonen diesen Beziehungs-Aspekt zu Gott/Jesus häufig: sie besprechen mit Gott ihre Probleme im Gebet, sie kommen mit ganz banalen alltäglichen Angelegenheiten "vor ihn" - mit Gott wird im Gebet so ähnlich umgegangen, wie viele Kleinkinder mit ihren "unsichtbaren Freunden" umgehen: vertraut, von Du zu Du.
Das muslimische Gebetsverständnis sieht komplett anders aus: regelmäßiges Gebet eine knallharte, eng reglementierte Pflicht und das Gegenüber "Allah" ist auch nicht ein unsichtbarer Freund, mit dem man per Du ist, sondern die unendliche, über alles Begriffsvermögen hinausgehende Machtinstanz, der gegenüber nur die Unterwerfung das adäquate Verhalten ist (daher ja übrigens auch der Begriff Islam...).

Was nun die Freitagsgebete und den Predigtanteil in ihnen angeht, so haben wir, die wir nicht türkisch oder arabisch sprechen, ein Problem: wir wissen nicht, was da gepredigt wird. Ruft da gerade ein Hassprediger zum Jihad gegen die elenden Kuffar auf, oder erteilt der Imam lebenskluge Ratschläge darüber, wie ein Gläubiger das mit der work/life-balance regeln könnte?

Mutmaßungen treten da an Stelle des Wissens. Was wir nur mitkriegen ist, dass junge Menschen, die jetzt von Deutschland aus in den Jihad ziehen, dass Leute, die z.T. hohe Unterstützersummen für den IS spenden, eher vorher muslimische Freitagsgebete als christliche Messen besucht haben. Was wir wissen, ist, dass die islamischen Geistlichen hierzulande großteils aus der Türkei stammen und über den Ditib eine direkte Verbindung zurm türkischen Religionsministerium besteht (über die Spionagevorwürfe gegen ihre Angestellten wurde in letzter Zeit häufiger berichtet). Was wir wissen, ist, dass aus Saudi-Arabien große Summen Richtung Deutschland flossen, mit denen Koranschulen im wahabitischen Sinne finanziert wurden (werden?). Wenn man wissen möchte, um welche Summen es geht, wenn man überhaupt mal genauere Zahlen über die Verflechtung der deutschen Islam-Szene mit der Türkei, Saudi-Arabien oder Katar finden möchte, ist Googel überhaupt kein so guter Freund mehr. Frei zugängliche Informationen über die Koranschulen und islamischen Verbände sind rar, oder nur per aufwendiger Klick-Umwege zu erreichen, man muß sich weitgehend auf die Selbstaussagen z.B. des Ditib verlassen. Da es aber dem Gläubigen durchaus erlaubt ist, gegenüber den Kuffar zu lügen (sorry Leute, aber der sich aus dem taqiya-Konzept ergebende Generalverdacht hat nun mal einen guten Grund in Euren Heiligen Schriften) wird man halt vorsichtig. Selbst den Sunniten und Wahabiten und Agenten Erdogans gegenüber...

Und die Integration ist sicherlich ein guter Übergang zum eigentlichen Kernthema, weil die „Religiösität“ und damit wie oft die Personen ihren Glauben ausleben, ist ja nicht der springende Punkt warum Personen in Europa Angst vor Muslimen haben. Leute haben Angst, weil sie glauben, dass Muslime Attentate begehen. Manche Strömungen des Islamismus haben durchaus gefährliche Interpretationen, aber dies alleine macht noch keine Terroristen.
Die Frage der Integration ist tatsächlich politisch-praktisch wesentlich, da stimme ich Dir zu. Allerdings habe ich einen anderen Eindruck von der Lage und es hat ja schon Jastey darauf hingewiesen, dass Du die Angst/das Unbehagen vieler Europäern gegenüber den Muslimen nicht korrekt verortest. Da dürfte es sich übrigens mal wieder um ein Medienphänomen handeln: Attentate sind jedesmal Feiertage für die Redaktionen: sowas läßt sich mit einem Minimum an Rechercheaufwand in ein Maximum an Sende-Content umwandeln und die Zuschauer- und Klickzahlen sind garantiert, wie hohl auch der verbreitete Content ist. Darauf zu schließen, dass Ottonormalverbrauchers Vorbehalte gegenüber den muslimischen Zuwanderern ausschließlich oder auch nur überwiegend aus der Terrorangst sich speisen, bedeutet, den Ottonormalverbraucher als echten Simpel zu verstehen.
Wieder eine Anektdote aus meinem eigenen Leben: Das erste Mal, dass ich mit dem "Islam in Deutschland" in Kontakt kam, war als Zivildienstleistender in einer JH Mitte der 80er Jahre, also lange vor 09/11. Für mich als norddütsche Jong hatten Türken bis dahin nur per "Ganz Unten"-Günter-Wallraff-Lektüre stattgefunden, ich hatte also nicht den Hauch einer Ahnung vom Thema.
Eines Morgens, beim Arbeitsfrühstück, meinte dann einer meiner Mit-Zivis (wir waren insgesamt 5), wir müßten unbedingt der Aische (der richtige Name ist mir entfallen) helfen und sie verstecken. Hä?! :wunder: :hae: "Watfüane Eiche, watislos?" Jener Zivi, der immer so ein's auf Rebellentum und Unangepaßtheit machte, statt sich darum zu kümmern, dass die Werkstatt ordentlich aufgeräumt und die Gästeabrechnungen korrekt einsortiert waren, war auf dem Weisser-Ritter-Trip. Nicht gaaaaanz so uneingennützig, wie sich herausstellen sollte: Aische war ein siebzehnjähriges Mädchen, das mit seiner Klasse aus Gladbeck bei uns an der Nordseeküste (die JH befand sich nahe Cuxhaven) zu Besuch war. Und sie hatte sich in meinen Mit-Zivi verguckt, die beiden hatten ein bisserl Händchen gehalten und vermutlich auch mal rumgeknutscht (was er später verneinte, aber naja...). Dies hatte eine ihrer "Freundinnen" mitbekommen und telefonisch nach Hause weitergeleitet. Auf diesem Umweg war rasch Aisches Familie in Kenntnis gesetzt worden, und nun brauste Aisches Vater heran, eben war sein Kommen dem Betreuer/Lehrer von Aisches Klasse avisiert worden. Er werde seine Tochter sofort da weg holen!
Aische saß weinend in ihrem Zimmer, eine andere Freundin (nicht die Petze) hatte meinen Mitzivi informiert, dass Aische nun bestimmt gar nicht mehr nach draußen dürfe und so weiter.
Also meinte der Mitzivi, es sei unsere Zivi-Pflicht, dieser damsel in distress beiseite zu springen, sie gewissermaßen vor ihrem Vater-Drachen zu erretten. Er erwartete allen Ernstes, dass wir mit ihm gemeinsam einen Plan aushecken sollten, Aische zu verstecken, bis diese 18 Jahre alt sei. :rolleyes:
Wir anderen Zivis reagierten ungefähr entlang der Linie "Du spinnst doch!" und damit war für uns das Thema erstmal erledigt. Dass tatsächlich Aisches Vater noch am frühen Nachmittag eintrudeln, die Gruppenleiter laut und radebrechend als Zuhälterbande beschimpfen und dem Mitzivi alles Mögliche (unverständliche) androhen würde, erwarteten wir nicht. Aber so kam es. Für Aische war die Klassenfahrt zuende, unser Herbergsvater nahm sich meinen Mitzivi zur Brust und hielt ihm einen Vortrag darüber, wie wir uns den weiblichen Gästen gegenüber verhalten müßten (nicht, dass diese Moral-Lektionen irgendwelche Spuren hinterlassen hätten...). Und dann war erstmal wieder Ruhe.
Aber zufällig (hey, die waren volle drei Wochen zu Besuch bei uns) kam ich einer Klassenkameradin von Aische näher, nennen wir sie mal Shirin (erwähnte ich schon, dass ich orientalische Frauennamen mag? :) ). Wir gingen nie über's Händchenhalten hinaus, ich wäre mir ehrlich gesagt wie ein übergriffiger pöser Schurke vorgekommen, die Situation auszunutzen - also machten wir nur gemeinsam ein paar Spaziergänge und erzählten uns allerlei jugendlich-idealistischen Unsinn. Die Aische-Affäre war allerdings auch Gegenstand unserer Gespräche und Shirin war ernsthaft besorgt um ihre Klassenkameradin. "Die ist eigentlich nämlich schon einem Cousin aus der Türkei versprochen!", informierte sie mich. "Da darf sie nicht auf andere Männer gucken, das erlaubt unsere Religion nicht."
Aha, interessant und irgendwie exotisch. Der naheliegende Gedanke, dass auch Shirin in eine ähnliche Situation geraten könne, kam mir tatsächlich nicht, wahrscheinlich fand ich ihren Knacka...- äh ihre samtdunklen Augen denn doch faszinierender als die realen Probleme, welche sie umtrieben.

Wir schrieben uns - es war in den Zeiten, wo Briefe noch auf Papier notiert wurden und wo derjenige unter uns Zivis der Coolste war, für den parfümierte Briefe ankamen - nachher noch für ein paar Wochen, vielleicht drei oder vier Monate, bis ich einen letzten Brief von ihr erhielt, den sie "rausgeschmuggelt" hatte, nachdem ihre kleine Schwester bei den Eltern gepetzt hatte, sie würde sich mit einem Mann Liebesbriefe schreiben. Danach kam nix mehr, und ich habe mich später durchaus etwas dafür geschämt, da nichtmal nachgehakt zu haben. Denn Folgendes erfuhr ich aus ihren Briefen vorher: Aische war nicht nur von der Klassenfahrt nach hause geholt worden. Sie war auch gleich die Woche danach in die Türkei gefahren und seither nicht wieder in der Schule aufgetaucht. Shirin vermutete, dass Aische in der Türkei ihren Cousin geheiratet habe und nun entweder dort wohne oder vielleicht wieder in Deutschland, aber da nicht mehr aus dem Haus dürfe. Und auch sie, Shirin, müsse wohl später mal einen Mann heiraten, den ihr Vater und ihre Mutter für sie aussuchen werden...
Es wurde nie so klar ausgedrückt, aber zwischen ihren Zeilen fand ich schon Andeutungen, nach welchen ich doch vielleicht den weissen Ritter für Shirin spielen möge... Das arme Mädel: ich hatte da ganz egoistisch keinen Bock drauf. Es kamen ja alle Wochen neue Schulklassen oder Vereine zu Gast, die Sommersaison wollte genutzt sein und überhaupt - wer war ich denn, so als kleiner Zivi einen mir unbekannten Muslim-Vater herauszufordern? Mit welchem konkreten Ziel? Jungfrauenbefreiungsaktion in Gladbeck? WTF?!

Persönlich hab ich damals also versagt. Wie wohl die meisten an meiner Stelle auch versagt hätten, die Story ist von ihrer Grundanlage ja alles andere als originell. Aber es blieb bei mir dieser Kernsatz hängen: "... das erlaubt unsere Religion nicht."
Dass einem die nervigen, ätzenden, voll peinlichen Eltern dies und jenes nicht erlauben - das ist wohl ein basso continuo, wie ihn praktisch alle Heranwachsenden erleben. Aber dass einem "... unsere Religion" nicht erlaubt, sich in bestimmte Menschen zu verlieben, ja auch nur mit denen sich Briefe zu schreiben?
Wie Bill Warner* - über den man wirklich seeeeeehr geteilter Meinung sein kann und den ich nun wirklich nicht als repräsentativen Vertreter meiner Positionen bezeichnen mag, ausführt, beschäftigt sich über die Hälfte der für die islamische Ideologie maßgeblichen Schriften mit dem Umgang gegenüber uns Kuffar. DAS ist ein wesentlicher Unterschied zwischen dem Islam und anderen Religionen. Was sagen die heiligen Texte des Christentums, insbesonderd das Neue Testament über den Umgang mit den Heiden/Ungläubigen? Sicherlich gibt's da ein paar Stellen, aber man merkt, dass das Thema nicht wirklich auf der Tagesordnung von Jesus steht. Und wenn man berücksichtigt, in welcher politischen Konstellation man sich zu Jesu Zeit befand, nämlich dass die Ungläubigen als Usurpatoren die jüdischen Länder beherrschten, ist es schon fast auffällig, wie wenig dieses Thema angesprochen wird (rezeptionshistorisch ergibt das angesichts der herrschenden Machtverhältnisse freilich Sinn).
Es wird darauf hingewiesen, dass es nicht gut sei, wenn Ungläubige und Gläubige unter dem gleichen (Ehe) Joch vereint seien - auf dieser sehr vagen Schiene gibt es noch so ein paar Bibel-Stellen, die sich als Ratschläge zum Umgang mit den Ungläubigen/Heiden deuten lassen.
Das ist nicht zu vergleichen mit den höchst deutlichen Worten, die sich in den heiligen Texten des Islam finden. Wenn angesichts von Ehrenmorden, der ungleichen Behandlung von Jungs und Mädels usw. hierzulande immer darauf hingewiesen wird, es handele sich bei den Ursachen da eher um Tradition und Kultur statt um die "Religion an sich", dann ist das Schönfärberei und Ignoranz gegenüber dem Textbefund. Turjan zitiert die Sure 3, die Grundsätzliches zum Umgang der Muslime mit uns Kafir klar macht.

Ja, die Hintanstellung der Frauen, das Patriarchat: das findet sich in den allermeisten Weltkulturen. Bei den Hindus mit ihren Witwenverbrennungen ebenso wie bei Christen (mulier taceat in ecclesia...). Aber die "Verantwortung", die ein Familienvater diesen mittelalterlichen Moralverstellungen entsprechend für die Familienehre hat, wird im Islam besonders gut und besonders deutlich und unmißverständlich gerechtfertigt. Das Mädchen, das sich mit einem Kafir abgibt, das sich selbst wie eine Kafirah verhält, beschmutzt ganz grundsätzlich die Familienehre. Nicht erst durch den Beischlaf mit einem von den Montagues. Beziehungsweise ist die - per heiliger, unabänderlicher Offenbarung festgelegte! - Sicht der muslimischen Capuets eben, dass der Rest der Welt aus Montagues besteht.

Ja, auch in anderen Weltgegenden haben es insbesondere Frauen, die sich andere Partner als der Familie genehm aussuchen wollen, schwer. Ich hab jüngst mal eine interessante Reportage über das Heiraten in China gesehen, da kommt einem teilweise auch das Grausen ob soch totalitärer Familienstrukturen... Aber im Islam ist die Angelegenheit so deutlich per göttlicher Dekrete geregelt, dass Ungehorsam der Töchter gegenüber ihren Vätern und die Fraternisierung mit uns Kuffar nicht nur sozial geächtet sind, sondern einem Akt der Blasphemie gleich kommen. Allah will das nicht! "Unsere Religion erlaubt uns das nicht..."

Tja, und wie das dann weitergeht, darüber mache man sich ein Bild, indem man mal unter Lehrerinnen herumfragt, die an Schulen in "sozialen Brennpunkten" (also Stadtvierteln, in denen die Muslimdichte besonders hoch ist) unterrichten. Eine Freundin von mir ist Berufsschullehrerin und hatte als eins ihrer Lehramtsfächer Sport. Den kann sie an ihrer Schule aber nur in Kooperation mit einem männlichen Lehrer gemeinsam unterrichten. Wenn sie allein vor ihren mehrheitlich muslimischen Schülern steht, dann kann sie erzählen, was sie will - das interessiert nicht, denn: "Von dir als Frau laß ich mir nix sagen!"
Wie denn auch sollten die Jungs eine blonde, ihre Haare offen tragende Kafirah respektieren, wenn sie daheim gelernt haben, dass Frauen, die kein Kopftuch tragen, Nutten sind (und in deren Verantwortungsbereich es ja gehört, aufzupassen, dass die Schwester nicht, der Aufsicht von Vater und Mutter daheim entronnen, ausserhalb des Hauses ohne Kopftuch herumläuft)?

Ja, Muslime sollten unbedingt hierzulande integriert werden. Das läuft aber - sorry! - darauf hinaus, dass sie den Islam als ethisch verbindliche Religion letztendlich aufgeben. Die Zahlen, die Du da für die Schweiz verlinkst, machen Mut, dass dies möglich sein könne. Wenn ich aber lese, dass die meisten Muslime der Schweiz vom Balkan stammen, dann muß ich das berücksichtigen, wenn ich diese Zahlen auf Deutschland (vor 2015 und erst recht nach 2015!) zu übertragen suche. Der Balkan - das ist vor allem Ex-Jugoslawien, also ein Vielvölkerstaat, der eine ganze Weile durch eine pseudo-atheistische kommunistische Diktatur regiert wurde. Der Grad und die Art und Weise von Muslimen, die von dort emigrierten, kann und wird sich vermutlich von der Religions-Art der deutschen türkischstämmigen Muslime unterscheiden. Und nun sind wir ja mit einem extremen Zustrom an arabisch-stämmigen Muslimen konfrontiert, die vielleicht (ich hab ja auch keine belastbaren Zahlen!) wieder ein gänzlich anderes Islam- und Religionsverständnis haben.

Wenn Du also darauf hinweist, das man sich mal lieber auf Statistiken konzentrieren solle (gegenüber der Verläßlichkeit von typischen deutschen Islamwissenschaftlern habe ich so meine Privatbedenken die auszuführen hier jetzt den Rahmen sprengen würde), dann hilft's nix: Dann müssen wir darauf schauen, wie sich der Islam in der Türkei in den vergangenen Jahren entwickelt hat, dann müssen wir uns anschauen, welche Rolle der Islam in den Ländern, aus welchen nun die Flüchtlinge zu uns kommen, spielte. Und dann muß als euphemistischste Betrachtungsweise gesagt werden: der Islam taugt dort offensichtlich sehr, sehr sehr gut, um Frauenunterdrückung, Beschneidung von Freiheitsrechten aller Art und Gewalt zu legitimieren. So gut, dass es lächerlich ist, da von "teilweisem Mißbrauch" zu reden. Nein, das sieht eher nach "üblichem Gebrauch" aus.

@Gala: Dass die Bibel unterschiedlich ausgelegt werden kann, darüber sind wir einer Meinung. Und? Was folgerst Du daraus? Folgerst Du daraus, dass alle Bibelinterpretationen gleichwertig seien? Und falls nicht - welche Kriterien sind für Dich maßgeblich, um eine legitime von einer weniger legitimen Bibelauslegung zu unterscheiden?

Es gibt keine absolute Wahrheit.
Da stimme ich Dir zu, es ist sehr gut mit meiner skeptisch-agnostischen Weltsicht vereinbar. Aber diese Aussage ist schwerlich biblisch belegbar (weshalb der Bibelkenner Ratzinger dereinst auch nicht müde wurde, gegen den Relativismus zu wettern), denn da steht, ganz zentral und für jeden Christen leicht (Johannes 14:6) zu finden: "Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben." Um es mit Trinity zu sagen: "Dodge this!" :fies:

Hank behauptet, das alle Moslems (und ergo auch Christen und Juden, denn die drei Religionen sind ja eng verwandt) Faschisten sind.
Hhmm... Ich kann Dich nicht zwingen, direkt auf meine Beiträge zu antworten, wiewohl ich's als etwas akward empfinde, über Anwesende durchgängig, als wären sie nicht zugegen, in der dritten Person zu reden. Aber jedem sein Diskussionsstil. Nur: bitte unterstelle mir dann nicht Behauptungen, die ich nicht getätigt habe. Auch in Deinem eigenen Interesse: die anderen können lesen, was ich tatsächlich geschrieben habe und das ganz konkret mit dem von Dir über mich Behaupteten vergleichen. Und wenn Du fortgesetzt mir Äußerungen unterstellst, die ich nicht getätigt habe, also denselben Fehler stetig wiederholst, dann entsteht entweder der Eindruck, Du würdest lügen und auf den Wiederholungseffekt spekulieren, nach welchem "schon irgendwas hängenbleibt", oder aber der Eindruck, dass Du die einstein'sche Wahnsinns-Definition erfüllst.

Also nochmal: Zitiere bitte die Stelle, wo ich behauptet habe, dass alle Muslime Faschisten seien. Ansonsten bitte ich Dich, diese Behauptung zurückzunehmen. Kann ja sein, dass Du meine zugegebenermaßen ausufernden Texte nur überflogen hast und daher mißverstandest...

Das Hank, auf naiven Interpretationen von Religon beruhend, zu so Schlußfolgerungen kommt wie "alle Moslems sind Faschisten".

Nochmal dasselbe. Aber ich will mich nicht wiederholen, sondern statt dessen Dich auffordern, darzulegen, was an den von mir favorisierten Religionsinterpretationen naiv sei. Also: wie sehen Deine Kriterien für "naiv" aus und inwiefern treffen die auf meine Interpretation dessen, was ich für die Kernaussagen der relevanten Monotheismen halte, zu? Inwiefern ist z.B. Deine Interpretation der christlichen Ideologie/Lehre/Religion/whateveryoucallit weniger naiv als die meine? Tu mal Butter bei die Fische!

Glauben hat sich immer schon gewandelt, das ist absolut nichts Neues. Z.B.: Vor ca 1750 gabs keine Interpretation der Bibel, die den historischen Kontext in Erwägung zog. Vor ca 1500 gabs keine Reformation. Vor ca 1000 gabs kein Schisma (Trennung von katholischer und orthodoxer Kirche). Vor ca 300 gabs kein Christentum als Staatsreligion.

Korrekt. Und was folgern wir daraus? Ich folgere dieses daraus: Die Bibel scheint ein ganz normales Buch mit einer schier unübersichtlichen Anzahl von Autoren zu sein.
Der Anspruch, sie beinhalte das uns geoffenbarte Wort Gottes kann allein aus diesem von Dir dargelegten Befund als "erledigt" betrachtet werden. Die Bibel muß also mit demselben Maß an Skepsis gegenüber ungewöhnlichen Behauptungen gelesen werden, wie wir es allen anderen Behauptungen gegenüber anlegen.

Und dann bleibt nicht mehr sehr viel übrig von den christlichen Kernaussagen. Bis auf so schöne Ideen wie die Goldene Regel, die wir aus den unterschiedlichsten kulturellen Kontexten kennen, für die wir also nun wirklich keine Offenbarung brauchten.

Die Relevanz der Bibel, ganz neutral betrachtet, hat für uns heutige Menschen also nicht höher zu sein als meinetwegen die Relevanz der Upanishaden, der Illias, des Tao-te-king und so fort.

Dein Weltbild als "Christentum ist die folgende Interpretation X" ist schlicht unzutreffend.
Jetzt unterstellst Du auch Turjan Behauptungen, die nicht von ihm stammen. Das Christentum kann übrigens überhaupt keine "Interpretation" sein, sondern es ist die Gesamtheit dessen, was wir als mit der christlichen Religion zusammenhängende gesellschaftliche Phänomene verstehen. Das reicht von den Querelen in der jerusalemer Urgemeinde über den machtpolitischen Siegeszug der christlichen Ideologie, die christliche Theologie und das christliche soziale Engagement bis hin zu den christlich inspirierten Kunstwerken in Musik, Malerei und Literatur. Das alles (und noch viel mehr) ist "Christentum".

Turjan sprach über Jan Assmanns Thesen über die abrahamitischen Religionen, nannte konkrete Buch-Titel. Jetzt mal ganz deutlich nachgefragt: Weißt Du mit denen was anzufangen? Man muß sie ja nicht selbst gelesen haben (hab ich zumindest nicht, bzw. nur auszugsweise :shine:), aber die ungefähre Argumentationslinie sollte schon bekannt sein, wenn man so wie Du auf Turjan antwortet.




*Schaut Euch seinen Vortrag mal an, wenn Ihr nachvollziehen können möchtet, wie Trump & Co auf ihre Ideen bezüglich des Islam kommen. Schaut ihn Euch an und versucht, nicht nur all die argumentativen Kurz- und Fehlschlüsse zu beachten, sondern auch herauszufinden, wo er richtig liegt. Und überlegt, wie Ihr, in einer one-on-one-debat mit ihm würdet punkten wollen, d.h. welche Fakten ihr den von ihm vorgebrachten Fakten entgegensetzen wollen würdet! Ernsthaft: wenn man die Islam-Obsession von Trump und seinen Leuten verstehen möchte, dann hat man hier einen Augenöffner!
 
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Turjan

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@Hank: Ehrlich gesagt fand ich Galas Antwort so unpassend, dass ich annahm, er meinte gar nicht mich sondern Ribalt. Aber wer weiss.

Die Kirchen hierzulande haben den erwaehnten "Geburtsfehler", dass der Monotheismus (gewaltsame) Intoleranz zwangslaeufig mit eingebaut hat (schlicht wegen seines Anspruchs darauf, die einzige Wahrheit zu vertreten, waehrend alle anderen Teufelsanbeter sind), mehr oder weniger ueberwunden. Das bringt sie aber im Dialog mit dem Islam in eine wenig erfreuliche Situation, wenn sie dort auf ein Gegenueber treffen, das nicht bereit ist, auch nur einen Fuss breit nachzugeben und Toleranz als Schwaeche wahrnimmt.

Es ist auch vollkommen unverstaendlich, dass Staaten wie Saudi-Arabien oder der Tuerkei ueberhaupt erlaubt wird, sich in die religioese oder andere Erziehung in Deutschland einzumischen. In Oesterreich ist ihnen vor kurzem wenigstens verboten worden, Kitas und andere Erziehungseinrichtungen zu finanzieren oder zu beeinflussen, nachdem bekannt wurde, dass die meisten islamischen Kitas in Wien z.B. salafistisch gefuehrt waren, mit Geld aus den Golfstaaten (nein, das ist keine rechte Propaganda, sondern Ergebnis einer offiziellen Studie).

Warum klingeln bei dieser Angelegenheit mit Ditib nicht die Alarmglocken etwas heftiger, als sie das tun? Man sieht hier also zu, wie die tuerkische Regierung und ihr Geheimdienst in Religions- und Erziehungsfragen direkt nach Deutschland hineinregieren. Wo bleibt da das Reziprokitaetsprinzip? Die Tuerkei ist zwar nicht Saudi-Arabien, wo das Ausueben der christlichen Religion strikt verboten ist. Nein, die Tuerkei geht bei der Beseitigung des Christentums etwas geschickter vor. So wie es aussieht, wird eins der hoechsten christlichen Aemter, das des Patriarchen von Konstantinopel, nach dem Tod des jetzigen Amtsinhabers unbesetzt bleiben. Das geht so: der Kandidat muss tuerkischer Staatsbuerger sein und vom tuerkischen Religionsministerium genehmigt werden, das unter anderem auch die fachliche Eignung ueberprueft. Priesterseminare sind aber in der Tuerkei schon seit geraumer Zeit verboten und alle Gespraeche zur Wiedereinfuehrung gescheitert, und damit wird es keine potentiellen Nachfolger mehr geben. Ausgebildete Priester gibt's natuerlich dann sowieso keine, und wer Christ bleiben will, muss wohl das Land verlassen oder ohne Kirche auskommen. Dass ist Religionsfreiheit auf tuerkisch.

Dass unsere Toleranz als Schwaeche wahrgenommen wird, ist wohl mittlerweile nicht nur von Seiten der autokratischen Regierungen im Nahen Osten so. Nein, mir geht's nicht darum, an der Religionsfreiheit irgendetwas zu aendern. Allerdings muss man sich nicht unbedingt als Punching-Ball hinstellen und die politische Dimension erkennen, also zumindest klarstellen, wo die Grenzen der Einmischung von aussen sind. Der Schmusekurs von Teilen der Linken oder sogar Feministinnen mit dem Islam bleibt mir etwas schleierhaft.
 
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Jastey

Matron Modderholic
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Turjan: Zustimmung zu allen Punkten.
Dass man das Gefühl hat, dass die stattfindende Religionslehre des Islam in Deutschland von Fundamentalisten unterwandert wurde und wird, trägt nicht zu einer höheren Akzeptanz des Islam bei. Der Politik auch nicht.

Dass Linke und Feministinnen beide Augen zudrücken, wenn es um die Menschenrechte muslimischer (vor allem) Frauen geht, ist mir ein echtes Rätsel und erzeugt Würgereiz.

Dass die Linken der Meinung sind, der Multikultualismus von einwandernden patriarchaisch (um nicht zu sagen rückständisch) geprägten Menschen würde Deutschland irgendwie lebenswerter machen erzeugt bei mir Kopfschütteln, dass es zu einem Schädel-Hirn-Trauma reicht.

Von der geäußerten Erwartung, dass es erstrebenswert wäre, dass der deutsche, in der Regel klaglos arbeitende und steuerzahlende, Normalbürger in die Minderzahl gerät, mal ganz zu schweigen.

Und diese Vorstellung, dass es einem Menschen nur, und wirklich nur in Deutschland besser gehen könnte als sonstwo auf der Welt, zeugt von einer Verblendung und einem Größenwahn auf der einen, und einer Verachtung der hiesigen Bevölkerung, Entschuldigung, derer, die schon länger hier leben, auf der anderen Seite, die ich gar nicht fassen kann.

Und dann wundern, dass Trump und die AfD auf so hohe Werte kommen. (Nein, ich werde diese Partei nicht wählen, das kommt nicht in Frage.)
 

Matthew McKane

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Feministen sind schon immer islamkritisch eingestellt. Wie komnt ihr darauf, das Feministinnen einen Kuschelkurs zum Islam fahren würden? Inwiefern drücken sie beim Islam die Augen zu? Weil sie teilweise gegen Kopftuchverbot sind? Weil das letzlich auch wieder nur ne Kleidervorschrift für Frauen ist?

Oder geht da was an mir vorbei? Was ich so mitbekomme ist nur, dass sie sich dagegen wehren, wenn jetzt so getan wird, als sei Gewalt gegen Frauen ein islamisches Problem. 70 Prozent der Täter bei Häuslicher Gewalt sind weisse Deutsche.
Ehrenmorde wegen der Familienehre kennt man auch aus Italien und Südamerika. Da heissen die Opfer quasi immer Maria.

Und auch bei Islamischen Tätern unterstelle ich, dass sie es zuallererst aus den gleichen Gründen tun, wie die Täter in anderen Kulturen oder mit anderen Religionen. Die Religion ist zwar ne willkommene Ausrede, aber eben nur eine Ausrede. Ich unterstelle, das der gleiche Mann, die Taten auch begangen hätte, wenn er ne andere Religion gehabt hätte.

Sonst müsste das anders aussehen. Ein Mann, der quasi gegen seinen Willen seine Frau oder Tochter tötet, nur weil Gott das so will, und er nicht anders konnte, müsste in meinen Augen danach ein gebrochener Mann sein. Der geht danach zur Polizei oder bringt sich selbst um.

Und auch prügelnde Männer prügeln aus Wut, und nicht weil Allah dass von ihnen verlangt. Keiner dieser Männer ist eigentlich ein verständnissvoller Mann, der seine Frau über alles liebt, und sie nur deshalb schweren Herzens schlägt, damit sie ins Paradies kommt.

Edit: Wie sehr patriarchaisches Denken auch bei uns noch verbreitet ist, sieht man zum Teil auch daran, dass die "mächtigste Frau der Welt" bei uns Mutti genannt wird. Obwohl sie bekanntermassen gar keine Mutter ist. Und auch nie jemand auf die Idee gekommen wäre einen ihrer Vorgänger Papi zu nennen.
 
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Chinasky

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@Turjan:
Ehrlich gesagt fand ich Galas Antwort so unpassend, dass ich annahm, er meinte gar nicht mich sondern Ribalt.
Ah, stimmt, das würde besser passen und ich hab's nicht so ganz gerafft.

Warum klingeln bei dieser Angelegenheit mit Ditib nicht die Alarmglocken etwas heftiger, als sie das tun? Man sieht hier also zu, wie die tuerkische Regierung und ihr Geheimdienst in Religions- und Erziehungsfragen direkt nach Deutschland hineinregieren. Wo bleibt da das Reziprokitaetsprinzip?
Ich vermute da zwei "Mechanismen" am Werk.

Einmal schiere Unkenntnis und Desinteresse an der Materie seitens der verantwortlichen deutschen Politiker. Man muß dabei auch bedenken, dass die Türkei bis vor ein, zwei Jahren als eine Art "Vorposten des Westens" in der muslimischen Welt verstanden wurde. Natopartner und EU-so-vielleicht-irgendwannmal-Beitrittskandidat. Verhandlungspartner in der Flüchtlingskrise sowieso. Man erkennt die inhaltliche Brisanz nicht und das Reziprokitätsprinzip (schöner Zungenbrecher by the way! :D ) wird nicht beachtet, weil erstens man auch da sich ziemlich präzise informieren müßte, um Verhältnismäßigkeiten überhaupt benennen/einschätzen zu können, aber auch - da will ich mal unseren Volksvertretern was Positives unterstellen - weil es nicht besonders elegant ist, Unfreiheit dort mit Unfreiheit hier zu beantworten. Das Argument: "Die Christen dürfen XYZ in dem und dem islamischen Land nicht, warum dürfen die Muslime das jetzt hierzulande?" hat mich noch nie so überzeugt. Unser Standpunkt sollte es sein, dass hierzulande Freiheiten gewährt werden, auch wenn sie andernorts gnadenlos eingeschränkt werden.
Also: einerseits eine Mischung zwischen Ignoranz und moralischer Überlegenheit.
Aber als zweiten Mechanismus sehe ich die unheilige Allianz der Religionen am Werk. Man könnte ja die zunehmenden Forderungen seitens der Muslime, was jetzt ihre Involvierung in die Sozialsysteme (demnächst möchte man islamische Altenheime, islamische Kindergärten, islamische Krankenhäuser, islamische Rundfunkratsvertreter, so wie es heute schon islamischen Religionsunterricht in den staatlichen Schulen gibt) zum Anlaß nehmen, über die Verschränkung zwischen Staat und Religionsgruppen nachzudenken und die Säkularisierung endlich mal fertig zu kriegen. In der zunehmend religionsferneren Bevölkerung bekäme man dafür vermutlich deutlichen Zuspruch, aber das paßt den etablierten Kirchen nicht. Sie wollen sowohl auf ihre Pfründen als auch auf ihre überzogenen Mitregelungsrechte nicht verzichten, ihnen gefällt die Tendenz, Sonderrechte der Religionsgruppen zu hinterfragen, überhaupt nicht. Und so betreiben sie politische Lobbyarbeit und da kommen ihnen die Islamischen Verbände gerade recht, die kann man vorschicken und so das Thema ändern: statt dass darüber diskutiert wird, wie die sonderrechte der Kirchen endlich entsorgt werden, geht es darum, dass - im Zuge der Gleichbehandlung - die religiösen Sonderrechte auch auf die Islamverbände ausgeweitet werden.
Jeder kirchlich unterstützte Politiker kennt das Argument, das in der Kopftuchdebatte immer wieder durchgekaut wurde: wenn den christlichen Nonnen im Unterricht ihre Pinguin-Uniform erlaubt sei, müsse auch den muslimischen Lehrerinnen im Unterricht ihre Kopf-Vermummung gestattet werden. Scheiß drauf, dass es sich mindestens bei den Muslimas auch (und in erster Linie) um ein politisches Statement handelt - es steht doch Religion auf der Verpackung, dann wird schon Religion drin sein... Diese Logik - und dass man mit ihr durchkommen kann - haben sich unsere Politiker gemerkt.

Sollte nun bei den Muslimen immer allzu genau hingeschaut werden, so darf man sich dessen gewiß sein, dass die nicht lange fackeln, sondern auf die Gleichbehandlung insistieren werden. Die Ausbildung der Religionslehrer für deutsche staatliche Schulen wird seit je her von den Kirchen bestimmt. Also muß die Ausbildung der Islamunterricht-Lehrer halt von den entsprechenden Institutionen der Muslime festgelegt/organisiert werden. Da kann man denen doch nicht einfach so dreinreden?! So wenig, wie man ja auch einem Erdogan es verbieten kann, hierzulande große Wahlkampfauftritte zu veranstalten und effektiv wider die Integration der hier lebenden Türken (Warnung vor "Assimmilisation") zu agitieren. Der Ditib ist halt die einzige funktionstüchtige Muslim-Organisation mit ausreichender Größe und "Schlagkraft", also muß man mit ihm verhandeln.
Gegenüber den Anmaßungen von Religionsgruppen ist man hierzulande halt traditionell eher verzagt, wie sich schön an dem rund einem Jahr verabschiedeten Sterbehilfegesetz festmachen läßt: Wiewohl die überwältigende Mehrheit der deutschen Bürger gern eine liberalere Gesetzgebung sich gewünscht hätte, entschieden die deutschen Parlamentarier parteiübergreifend für eine Verschärfung durch den neu formulierten Paragraphen 217 StGB (ohne Fraktionszwang), damit brav die Forderungen der im Vorfeld sehr engagiert sich zu Wort gemeldet habenden Kirchen erfüllend.

Unter der Rubrik "Religionsfreiheit" verbuchen die Kirchen hierzulande all ihre Interventionsrechte, und der Politik gelten diese kirchlichen Sonder-Einmischungsrechte inzwischen als Gewohnheitsrecht, das - wo doch vor dem Gesetz alle gleich sind - auch den islamischen Verbänden zusteht.

Seitens der christlichen Kirchen ignoriert man - Langzeitperspektiven scheinen unter ihren Vertretern nicht so verbreitet eingenommen zu werden - dass dieses Motto, wonach eine Klerikerkrähe der anderen kein Auge aushacke, für die Vertreter des Islam nur ein Bündnis wider die komplett Ungläubigen auf Zeit ist. Die Vorstellung, der Islam sei auf dauerhafte Koexistenz mit den "Kreuzfahrern" angelegt, ist lachhaft.
 

Chinasky

Dirty old man
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@MatthewMcKane: Da ich zu faul zum Tippen bin: "Mehrheit der Türken für Gewalt gegen Frauen".

Folgendes Zitat bitte ich da besonders zu berücksichtigen:
In ihren Aufklärungsbemühungen stützt sich die islamisch geprägte Regierung auf die Botschaft, dass Gewalt gegen Frauen auch ein Verstoß gegen den Islam sei. Da liegt aber vielleicht das größte Problem: Die Ehrenmord-Forscherin Hülya Özaktürk fand durch Befragung zahlreicher Frauenmörder heraus, dass diese ihre Taten als den Geboten der Religion entsprechend betrachten. Das dürfte auch für „normale“ häusliche Gewalt gelten.

Die Gewalt gegen Frauen, da mag die türkische Regierung behaupten, was sie mag, ist nicht nur in den Köpfen der Frauenmörder kompatibel mit den Regeln des Islam. Gerade diese "normale" häusliche Gewalt gegen Frauen ist ohne Umstände und ohne jegliche Wortklauberei aus den heiligen Texten des Islam herzuleiten.

Dein Argument
Sonst müsste das anders aussehen. Ein Mann, der quasi gegen seinen Willen seine Frau oder Tochter tötet, nur weil Gott das so will, und er nicht anders konnte, müsste in meinen Augen danach ein gebrochener Mann sein. Der geht danach zur Polizei oder bringt sich selbst um.
erscheint mir aus den Fingern gesogen. Kaum jemand tötet "quasi gegen seinen Willen seine Frau oder Tochter". So funktioniert religiöser Glaube nicht. Ein Mann - oder gern auch ein Bruder - der die Tochter/Schwester killt, tut dies selbstverständlich in dem subjektiven Bewußtsein, dazu moralisch verpflichtet zu sein, zu dieser drakonischen Strafe greifen zu müssen.

Er wird darunter ungefähr so sehr leiden, wie prügelnde Väter hierzulande über Jahrhunderte darunter litten, ihre Kinder "züchtigen" zu müssen. Wieviele dieser Prügelväter gingen da zur Polizei und erstatteten Selbstanzeige? Wieviele prügelnde Lehrer taten es?

Notabene: Offene Befürworter der Prügelstrafe hier "im Westen" bringen heutzutage nur noch ein Argument: die entsprechenden Bibelstellen. Nur religiös Gläubigen hier im Westen haben heute noch die Chuzpe, Gewalt gegen Kinder zu verteidigen... Das sind aber keine, die betrübt sich selbst bei der Polizei anzeigen. Die nehmen lieber kollektiv Reißaus, wenn ihnen die Behörden zu nah auf den Pelz rücken: die "Zwölf Stämme" sind inzwischen ausgewandert.

So wie bei denen funktioniert das psychologisch mit der Legitimation von Gewalt gegen nächste Familienangehörige: das schlechte Gewissen ist die Ausnahme, nicht die Regel, denn: Gott/Allah will es so!
 

Matthew McKane

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In meinen Augen hätten die Väter und Lehrer aber leiden müssen, wenn wirklich der Wunsch ein Guter Christ zu sein, ursächlich für das Prügeln wäre. Das das nicht so war, ist für mich ein Indiz dafür, dass Gott da in Wirklichkeit nur vorgeschoben wurde. Die Bibel gab höchstens noch nen zusätzlichen Grund, den es aber in so gut wie gebraucht hätte.

Für mich ist nur sehr schwer vorstellbar, dass Kinder nicht geprügelt worden wären, wenn in der Bibel nichts über die Rute der Zucht gestanden hätte.
 

Turjan

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@Hank: Ich hatte beim Reziprokitätsprinzip die Religionsfreiheit explizit ausgenommen. Davon, den Leuten ihre Moscheen zu nehmen, ist nicht die Rede. Nur, ein direkter Einfluss von Regierungen auf die Erziehung eines Grossteils der hier lebenden muslimischen Kinder (die Haelfte davon mit deutschem Pass) ist fragwuerdig. Das geht okay bei Diplomatenkindern oder temporaeren Einwanderern, aber nicht bei solchen Leuten, die auf Dauer hier leben. Selbst falls das Geld von Privatpersonen oder -organisationen kommt, ist das Rundum-Sorglos-Paket ein Problem. Da werden nicht nur die Moschee und die Kita geliefert, sondern gleich noch Prediger, Erzieher und Bildungsmaterial. Da wird die naechste Generation schon gleich salafistisch angeimpft.

@Matthew: Interessant. Von haeuslicher Gewalt und Ehrenmorden habe nicht mal irgendetwas erwaehnt. Mir ging's erst einmal darum, dass die heranwachsenden Maedchen systematisch von der sie umgebenden Gesellschaft ferngehalten werden.

Die Sache mit dem Kopftuch ist etwas komplizierter. Die eigene Persoenlichkeit ausdruecken zu wollen ist natuerlich grundsaetzlich erlaubt; das ist ein Recht, das ich auch nicht eingeschraenkt sehen will. Auch Punks (okay, das mag jetzt etwas aus der Zeit gefallen sein :D) duerfen schliesslich zu Recht so herumlaufen, wie sie wollen. Im Prinzip haben stehen wir aber der Frage gegenueber, ob es sich hierbei um ein religioeses oder ein politisches Statement handelt. Und da sehe ich, genau wie bei Punks, einen gewissen provokativen Hintergrund, warum sich jemand so zur Schau stellen will. Das Argument, dies sein ein Schutz gegen eine gewisse Art von Blicken zieht ja genau dann nicht mehr, wenn dies die Blicke zusaetzlich auf die Person zieht. Hier soll ein gesellschaftliches Statement gemacht werden. Und genau an diesem Punkt hat der Staat natuerlich ein Interesse, entscheiden zu duerfen, ob er durch eine Amtsperson eine solches Statement machen moechte. Letztlich geht's hier also vor allem um erzieherische Vorbildfunktion.

Bei erwachsenen Privatpersonen (also nicht im Amt) ist mir das egal, bei Kindern aber sehe ich das als problematisch an.

Das legale Problem, das Hank angesprochen hat, ist natuerlich ein Hinderungsgrund, da einzugreifen. Wer religioese Statements (um den politischen Aspekt mal auszuklammern) im Unterricht und auf der Richterbank fuer eine Gruppe toleriert, kann das fuer eine andere schlecht untersagen. Ich habe mich schon immer fuer eine Trennung von Staat und Kirche ausgesprochen.
 

Armus Bergstein

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Von der geäußerten Erwartung, dass es erstrebenswert wäre, dass der deutsche, in der Regel klaglos arbeitende und steuerzahlende, Normalbürger in die Minderzahl gerät, mal ganz zu schweigen.

Ich weiß nicht, ob es irgendetwas verpasst habe. Aber wer hat jemals eine solche Erwartung geäußert? Außerdem sind wir was die Statistik angeht davon ja weit entfernt.

Jeder kirchlich unterstützte Politiker kennt das Argument, das in der Kopftuchdebatte immer wieder durchgekaut wurde: wenn den christlichen Nonnen im Unterricht ihre Pinguin-Uniform erlaubt sei, müsse auch den muslimischen Lehrerinnen im Unterricht ihre Kopf-Vermummung gestattet werden.

Das Argument stimmt ja auch voll und ganz. Gerade in einer säkularen Gesellschaft ist die Kleidung des Lehrers meiner Meinung nach dessen Privatsache. Ganz egal ob da jetzt der Metaller in seinem Black Sabbath T-Shirt, der Mönch in seiner Kutte, oder die Muslima in ihrem Kopftuch vorne steht. An der Pseudo-Klosterschule (staatliche Schule, aber neben einem Kloster gelegen, so dass viele der Mönche in der Schule als Lehrer arbeiten), wo ich war, hat das nie jemanden gestört, dass die Mönche in ihrer Kutte rumlaufen. Muslimische Lehrerinnen hatten wir damals aber keine. Liegt vielleicht aber auch daran, dass es davon noch nicht so viele gibt. Wo diese Kleiderordnungsdiskussion dann aber immer komplett bizarr wird, ist bei der Frage, ob eine Lehrerin eine Burka tragen darf. Die Wahrscheinlichkeit, dass eine Frau die eine Burka trägt, von ihrem Mann die Erlaubnis hat, zu studieren und als Lehrerin zu arbeiten, tendiert eh gegen Null.
 

Durandil

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Chinasky schrieb:
Notabene: Offene Befürworter der Prügelstrafe hier "im Westen" bringen heutzutage nur noch ein Argument: die entsprechenden Bibelstellen.

Da redest Du aber schon von 'gebildeten' Prüglern, oder? :D :shine:
Hier auf dem Dorf werden die Kinder geschlagen, "weil's uns auch nicht geschadet hat!", da macht sich keiner Gedanken darüber, dass man dafür externe Argumente wie die Bibel bräuchte.

Ganz konkret versuche ich seit Monaten, dass ein Ausbilder für Jugendliche hier, der ständig Gewalt androht und auch mal zuhaut, zumindest nicht mehr von der Gemeinde empfohlen wird. Da ist nicht auch nur ein Wort der Mißbilligung gefallen, das wäre mein privates Problem mit dem Ausbilder... die einzigen, die das anders sehen, sind das Jugendamt, aber die brauchen eine Beschwerde von Eltern betroffener Jugendlicher, um etwas tun zu können - wenn aber die Eltern daran aber nichts schlimmes finden... :wuerg:
 

Chinasky

Dirty old man
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@Matthew McKane: Was die Prügelstrafe als gebotenes Erziehungsmittel angeht, so habe ich auf christlichen Boards praktisch endlose Diskussionen darüber mitgekriegt (und mich anfangs auch beteiligt), die dann irgendwann von den dort verantwortlichen Moderatoren geschlossen und redigiert wurden, da die Befürwortung von systematisch angewendeter Gewalt gegen Kinder ja durchaus als Anstiftung verstanden und damit justitiabel sein kann. Zur Ehre der dort mitdiskutierenden Christen sei gesagt: sie waren in großer Mehrheit gegen die Ansicht, dass Kinder geschlagen werden müßten und argumentierten sehr engagiert, übrigens - und das ist in meinen Augen wichtig: ihrerseits mit haufenweise Bibelstellen und religiösen Argumenten.
Aber es gab da eben einige, darunter auch eine Frau, die angeblich mehrere Pflegekinder bei sich aufgenommen hat, die waren nicht von ihrer Einstellung abzubringen: es steht ausdrücklich (die Stelle hatte ich schon angegeben) in der Bibel und wir sollen Gott mehr gehorchen als "der Welt"...
Dort im Forum gibt's so eine pseudo-fb-Bewertungsfunktion, mit einem "roten Smiley" bewertet man negativ, mit einem grünen positiv. Die Beiträge dieser Prügelstrafenbefürworter waren in aller Regel überwiegend rot bewertet. Aber es gab eben immer auch zwei bis fünf Grünbewertungen für sie. Häufig kam es zu Metadiskussionen über die Bewertungen und in denen war dann vielfach zu bemerken, wie sich die wenigen "Hardliner" gegenseitig unterstützten und bestätigten. Nach dem Motto: Wir machen es uns nicht einfach, indem wir Cherrypicking betreiben und nur die Bibelstellen beachten, die uns passen. Wir sind auf dem "schmalen Pfad" unterwegs, nicht auf dem breiten Weg, der in die Hölle führt. Wir maßen uns nicht an, schlauer als Gott sein zu wollen, wir nehmen ernst, dass seine Vernunft höher als alle Menschenvernunft ist, und wenn etwas in seinem Wort geschrieben steht, dann nehmen wir es ernst.
Und das mit dem Züchtigen der Kinder, das steht da nun einmal ganz klar so geschrieben und (Achtung, das unwiderlegbare Lieblingsargument aller, die ihre Moral religiöse begründen) Gott wird sich schon was dabei gedacht haben, der weiß, was er tut.
Darüber hinaus kommen natürlich auch all die üblichen Rechtfertigungen a la "keinem meiner Pflegekinder hat's geschadet, aus allen ist was geworden und sie sind mir dankbar", gegen die sich ganz, ganz schwer was sagen läßt. Bekanntlich glaubt kaum ein Opfer von Prügelpädagogik im Erwachsenenalter, die Prügel hätten ihm geschadet. Vielmehr wird das "Bewährte" in der nächsten Generation wieder angewendet. :(
Die Einsicht, dass Gewalt in der Erziehung nichts, aber auch gar nichts, zu suchen habe, hat sich ja auch ausserhalb der religiösen Kreise nicht von jetzt auf gleich durchgesetzt - letztendlich sind die Passagen in den heiligen Texten auch nur menschliche Projektionen auf Gott und dessen Denken: Dass Gott es für richtig und hilfreich hält, zu Erziehungszwecken Gewalt anzuwenden - das hat sich ja jemand ausgedacht, und zwar der Autor der jeweiligen Passagen...
Dass, wer sein Kind wirklich liebt, in der Erziehung auch - zum Wohle des Kindes - Methoden anwendet, die womöglich die Liebe des Kindes zum Erzieher mindern - ist so allgemein formuliert nur allzu richtig. Sanktionsfreie Erziehung funktioniert nicht, Grenzen müssen gesetzt werden und jedes Erfahren von Grenzen ist ersteinmal frustbesetzt. Ein Kind, dass nicht das letzte Stück Kuchen auch noch in sich reinstopfen darf, das leidet. Mitunter so so schlimm, dass es Weinkrämpfe bekommt... Ist es grausam, dem Kind Dinge zu verwehren, dem Kind bestimmte Pflichten aufzubürden etc.? Nein, das hat etwas mit verantwortungsvoller Erziehung zu tun, komplett antiautoritär funktioniert praktisch nicht. Eltern, die gar nicht erziehen, die tun nicht dem Kind, sondern sich selbst einen Gefallen. Sie machen sich's einfach und haben nicht das langfristige Interesse ihres Kindes im Blick, sondern nur ihre aktuelle Unlust auf Konflikt.
Es gibt also durchaus "gute Gründe", mit denen Strafe in der Erziehung als probates Mittel befürwortet werden kann. Und schon sind wir nah an der religiösen Idee, dass, wer sein Kind liebe, seine Rute nicht schone.
Wir kennen ja die ganzen zynisch klingenden Beteuerungen a la "Es tut mir mehr weh als dem gezüchtigten Kind, dass ich es schlagen muß..."

Die Prügel als Erziehungsmittel sind nicht in unserer modernen Gesellschaft verschwunden allein weil immer mehr Leute ihrem Empfinden gefolgt wären, dass es doch fies ist, Kinder zu schlagen. Es mußten systematisch-wissenschaftliche Untersuchungen belegen, wie kontraproduktiv gerade physische Gewalt in der Erziehung ist. Aufklärung mußte stattfinden! Allein das gesetztliche Prügelverbot würde nicht ausreichen. Liebende Eltern setzen sich um der Liebe willen auch schon mal über gesetzliche Vorgaben hinweg.
Die Bürger müssen den dem Gesetz zugrunde liegenden Aussagen glauben: Gewalt in der Erziehung schadet unter'm Strich meinem Kind, es wird dadurch unsicherer, lernt schlechter und langsamer, seine Kreativität leidet, sein Sozialverhalten wird dadurch beeinträchtigt... Es ist in manchen Situationen anstrengend, auf "ne Schelle" zu verzichten, aber diese meine Anstrengung kommt meinem Kind langfristig zugute.

Das muß man glauben, um die Kraft zu finden, sich entsprechend zu verhalten.

Wenn man etwas anderes glaubt...

Wir Menschen handeln immer (also auch ich, auch Du!) entsprechend dem, was wir glauben. Wer glaubt, dass ein allwissender, allmächtiger Gott xyz für richtig hält, der ist davon überzeugt, dass xyz richtig sei. Und verhält sich dementsprechend.

Sadisten gibt es in allen Gesellschaftsschichten und unabhängig von der herrschenden Doktrin. Der A******chvater, den es aufgeilt, wenn seine Frau und seine Kinder vor Angst und Schmerz heulen - der "braucht" gewaltbefürwortende Passagen in heiligen Texten nicht, um zu prügeln. Der benutzt sie lediglich in den Fällen, wo er für seine Untaten doch mal zur Rechenschaft gezogen werden soll. Über den brauchen wir nicht lang zu diskutieren: er "mißbraucht" die Religion für seine Zwecke, weil Mißbrauch in seiner ekelhaften Natur liegt.
Um den geht es nicht. Es geht um den Vater, dem im Kontext mit und in erheblichem Maße durch Religion beigebracht wurde, dass es richtig ist, in der Erziehung Gewalt anzuwenden. Der den pädagogischen Vorstellungen des 7. Jahrhunderts (vor oder nach Christus, je nach Konfession...) folgt, weil diese seinem Verständnis nach perfekt sind. Es geht um den Vater, der sich womöglich seiner eigenen Unvollkommenheit, seines mangelnden Wissens usw. sogar sehr bewußt ist: "Woher soll ich kleiner Angestellter denn wissen, wie man seine Kinder erzieht?!"
Wir müssen den aus religiösen Gründen prügelnden Vater als einen Idealisten begreifen. :(


Für mich ist nur sehr schwer vorstellbar, dass Kinder nicht geprügelt worden wären, wenn in der Bibel nichts über die Rute der Zucht gestanden hätte.
So allgemein stimmt das ja auch nicht, wie ich eben gerade darlegte. Aber ganz gewiß gilt es für einzelne Kinder in der mehrheitlich aufgeklärten Gesellschaft.
Nicht jedes Kind, dessen Prügelstrafe mit dem Wort Gottes begründet wird, wäre ohne die Existenz der Bibel/des Korans ungeprügelt davon gekommen. Aber wenn nur jedes zehnte geschlagene Kind ohne Bibel/Koran unversehrt davon gekommen wäre - wäre das nicht schon Grund genug, den Wirkzusammenhang ernst zu nehmen und entsprechend zu handeln?

@Turjan: Es wird Reziprozität geschrieben! Mit zwei z. :p Hab extra, bevor ich das geile Wort in meinen Kopp eingemeinde, nachgegoogelt... :shine: ;)

Ich wollte Dir auch nicht unterstellen, die Religionsfreiheit eingeschränkt sehen zu wollen. Da war ich zu rasch eingebogen auf die Straße der "üblichen Argumentationen". Und ich bin ja vollkommen Deiner Ansicht, dass dieser Einfluß der türkischen Regierung auf die Erziehung von Kindern hier in Deutschland sehr, sehr fragwürdig ist. Ach wo, fragwürdig: Ich lehne diesen Einfluß ganz klar als unstatthaft ab! Aber ich konnte halt da nicht so recht nachvollziehen, worauf Du mit Reziprozität (Gegenseitigkeit... ;) ) hinaus wolltest? Der Punkt ist ja, dass Deutschland zumindest offiziell weltanschaulich neutral ist und insofern Bildungsmaßnahmen im Ausland, die vom deutschen Staat finanziert werden, eigentlich nicht konfesssionell festgelegt sein dürften.
Was bleibt da dann also übrig, als solche weltanschauliche Neutralität auch für den Fall, dass andere Staaten Bildungsmaßnahmen auf deutschem Boden finanzieren, zu fordern?
Mehr kann man kaum tun; falls die Gegenseite sich nicht dran hält, kann man protestieren - und das war's dann. Man kann (bzw. nach meinen Wertvorstellungen: man darf) nicht entlang dem Motto "wie du mir, so ich dir!" plötzlich Bildungsmaßnahmen mit Propaganda und Ideologie vermengen.

Nein, das hast Du nicht gefordert, aber es ergibt sich meinem Verstehen nach aus dem Reziprozitätsprinzip?!
 
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Darghand

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Um das Verhältnis von Prügelstrafe und Christentum besser zu verstehen sehe man sich einfach "Das Weiße Band" an, und wer danach nicht genug hat, kann bei Alice Miller nachlesen, die es sich schon vor mehreren Jahrzehnten zur Aufgabe gemacht, die Abgründe der schwarzen Pädagogik auszuleuchten.

Aber um mal beim Film zu bleiben: der Pastor im Ort, mindestens so evangelisch wie der furchtbare Joachim Gauck, züchtigt seine Jungs mit reinem Gewissen und dem Bewusstsein, nur das Beste zu tun. Die pädagogische Literatur aus dieser Zeit und den rund 150 Jahren davor ist voll von Rechtfertigungen, die Kindern nur schlechte Charaktereigenschaften zuschreiben. Entsprechend galt es, ihnen diese auszutreiben, sie zu besseren Menschen und Christen zu machen. Und wie anders konnten deformierte Charaktere wie eben dieser Pastor, und historisch gesehen zigtausend Väter, ihre Liebe ausdrücken, als ihr Kind durch dieselbe harte Schule zu schicken, aus der sie selbst auch - so zumindest ihre Selbstwahrnehmung - erwachsener, stärker, reifer hervorgegangen waren? Andere Möglichkeiten waren ihnen ja gründlich ausgetrieben worden.

@ Chinasky

Es mußten systematisch-wissenschaftliche Untersuchungen belegen, wie kontraproduktiv gerade physische Gewalt in der Erziehung ist. Aufklärung mußte stattfinden!

Ohne jetzt den Anteil wissenschaftlicher Aufklärung kleinreden zu wollen: auf Deutschland bezogen muss auch dazu gesagt werden, dass dieser ganze Wertekanon, der Disziplin, Gehorsam, Unterordnung als wichtigste Tugenden hochhielt, geschichtlich zwei Mal extremen Schiffbruch erlitt. Beim zweiten Mal schlimmer noch als beim ersten. Die repressive Grundstimmung in der Gesellschaft lebte zwar in der Adenauerzeit erstmal weiter, den Rest haben der ab den 60ern einsetzende Kulturwandel (die Bewegung gegen die Heimunterbringung ist heute schon nahezu vergessen, ebenso die Widerstände, mit denen die damals Revoltierenden zu tun hatten) und das langsame Absterben des ländlichen Raumes bzw. der Dörfer als funktionale Einheiten besorgt.
 
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Chinasky

Dirty old man
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@Durandil: Siehe meine mal wieder zu ausführliche Antwort Richtung Mattew McKane. Das Nicht-Argument "uns/mir hat's schließlich auch nicht geschadet", taucht mit der Regelmäßigkeit als ad-hoc-Rechtfertigung auf, mit der Dummheit bei Menschen vorkommt. Aufklärung ist ein langes, mühseliges Geschäft.

Und was die Sache mit dem Jugendamt, das nicht eingreifen kann/will angeht: das sind nun mal die Limitierungen, die durch unser Rechtssystem gesetzt werden. Wo kein Kläger, da kein Beklagter...

@Armus Bergstein:
Das Argument stimmt ja auch voll und ganz.
Ja, es stimmt, geht aber davon aus, dass es okay ist, wenn ein Lehrer, der eigentlich den weltanschaulich neutralen Staat repräsentiert, schon sich per Outfit als weltanschaulich festgelegt offenbart und so staatliche Autorität und Konfession vermischt werden.

An der Pseudo-Klosterschule (staatliche Schule, aber neben einem Kloster gelegen, so dass viele der Mönche in der Schule als Lehrer arbeiten), wo ich war, hat das nie jemanden gestört, dass die Mönche in ihrer Kutte rumlaufen.
Das ist ein Argument der Kategorie "Platzhirschismus": Es war schon immer so, warum sollte da was falsch dran sein, hat doch keinen gestört!
Wie problematisch das war (und vermutlich heute noch ist), wird manchen - aber eben nicht allen - erst heute klar, wo wir eben die Kopftuchdebatte haben. Das Kopftuch ist ein Hoheitszeichen des politischen Islam, es dient funktional ganz deutlich dazu, sich optisch abzugrenzen von den Kuffar. Es hat eine desintegrierende Funktion. Man kann dies nur nicht im Einzelfall beweisen, da ja auch jeder muslimischen Frau staatlicherseits das Recht gegeben werden muß, sich ihre Religion auszusuchen und ihr entsprechend zu leben.

Solange man es also an den Schulen nicht durchzusetzen vermag, dass die Lehrer (in ihrer den Staat repräsentierenden Funktion) auf das tragen ideologisch konnotierter Kleidung verzichten, solange wird man auch nicht sauber argumentieren können, warum eine Lehrerin auf das Kopftuch verzichten muß.
Wie psychologisch verheerend sich dies z.B. für den Fall, dass ein Mädchen kein Kopftuch tragen möchte, aber von seinem familiären Umfeld dazu gedrängt wird, auswirken kann, wenn nun neben der familiären auch noch die staatliche Autorität dieses Mädchen bedrängt - das soll sich jeder selbst mal überlegen.
Wir hatten damals, als es um den Nato-Nachrüstungs-Doppelbeschluß ging, engagierte Diskussionen mit einer Lehrerin, die auf ihrem Aktenkoffern einen "Lieber einen Pershing im Garten als eine SS20 auf dem Dach"-Aufkleber trug darüber, ob sie mit so klar zur Schau getragener politischer Festlegung eigentlich noch legitimiert sei, Gemeinschaftskundeunterricht zu geben. Nun könnte man sagen: siehste, hat dir ja nix geschadet! ;)

Aber wir, die wir da die Auseinandersetzung mit der Lehrerin wagten, ja suchten, wir waren es auch nicht, die geschützt werden mußten. Uns Halbstarken war die Autorität der Lehrer eine Herausforderung, dagegen zu rebellieren.
Eine kopftuchtragende Grundschullehrerin steht aber der achtjährigen, von daheim schon auf Gehorsam gedrillten Fathima in einer gänzlich anderen Konstellation gegenüber.

Meine persönliche Ansicht geht ja dahin, dass alle (!!!) vom Staat bestallten Lehrpersonen Dienstuniformen tragen sollten. Was beim Polizisten oder Richter recht ist, sollte beim Lehrer nur billig sein.
Die Minimalforderung wäre, dass das Outfit eines Lehrers keine Zugehörigkeit zu einer irgendgearteten Weltanschauung signalisieren darf. Und das meint im Zweifelsfall dann halt auch: Kein Black-Sabbath-T-Shirt für Herrn Müller. :fies:

(Ich weiß, dass meine Meinung da momentan noch eine Minderheitenmeinung ist. Aber die Dinge bleiben ja immer in Bewegung und so bin ich als Nicht-Elternteil distanziert-gespannt, wie sich das so weiterentwickelt. *IslamheißtUnterwerfungdummdideldummpfeifflöt*...

@Darghand:
Ohne jetzt den Anteil wissenschaftlicher Aufklärung kleinreden zu wollen: auf Deutschland bezogen muss auch dazu gesagt werden, dass dieser ganze Wertekanon, der Disziplin, Gehorsam, Unterordnung als wichtigste Tugenden hochhielt, geschichtlich zwei Mal extremen Schiffbruch erlitt.
Danke für die Ergänzung! Freilich erlitten andere westliche Gesellschaften diese Art von Schiffbruch nicht und doch änderten sich auch dort die Einstellungen zur schwarzen Pädagogik peu a peu.. Dieser Prozeß scheint mir also einem allgemeineren Trend gefolgt zu sein, der mit dem Grad der Säkularisierung und Aufklärung korreliert.
Wobei abzuwarten wäre, wie sich die Angelegenheit im asiatischen Raum in den nächsten Jahrzehnten entwickelt. Monokausal möchte ich die schwarze Pädagogik nicht im Religiösen verorten.
 
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Rhonwen

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Es gibt eine Kleiderordnung für Schulen, nur heißt die nicht so.
Lehrer vertreten gegenüber den Kids und Eltern den Staat.
Kleidung, die sexualisiert (Bauchfrei, zu kurze Miniröcke, durchsichtig, ...), rassistisch (Hakenkreuze, ...), extrem politisch (Leninportraits, ...) oder gewaltmotivierend (einige Bandshirts) sein könnte, sowie extreme Tattoos und Piercings sind irgendwas zwischen ungern gesehen und verboten. Einzelne Schulleitungen können die Regeln nach Bedarf verschärfen, ob sie die auch aufweichen dürfen, ist nicht ganz klar, vermutlich aber nicht.
Ausnahme: Der Badeanzug im Schwimmunterricht ist trotzdem erlaubt. :fies:
 

Armus Bergstein

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Das ist ein Argument der Kategorie "Platzhirschismus": Es war schon immer so, warum sollte da was falsch dran sein, hat doch keinen gestört!

Auf eine Art hast du natürlich recht. Die Schule hat aus historischen Gründen eine enge Verbindung zu dem Kloster. Das hatte zum Teil Vorteile, da man auch manchmal die Infrastruktur des Klosters mitnutzen konnte (z.B. den Kunstunterricht in den Klostergarten verlagern). Andererseits, sehe ich durchaus, dass das problematisch sein kann, wenn das Kloster damit zu viel Einfluss auf das Schulleben hat. Die Lehrpläne sind ja aber trotzdem vom Staat vorgegeben. Was den Einfluss der Weltanschauung der Lehrer auf den Unterricht angeht, waren die Mönche aber noch eher die harmloseren. Da waren die "weltlichen" Lehrer zum Teil schlimmer. Einer der eher liberaleren Lehrer musste uns mal erklären, dass man in Bayern auch andere Parteien als die CSU wählen darf :fies:. Der Ruf der Schule war halt insgesamt ziemlich konservativ, dementsprechend waren auch die Eltern und damit die Schüler eher konservativ.

Insgesamt habe ich zu der Kleidungsfrage aber eh eine extrem liberale Ansicht, dass es komplett Privatsache der Leute ist, was sie tragen, es sei denn technisch/hygienische Gründe erfordern eine bestimmte Kleidung. Nicht nur für Lehrer, sondern für alle Berufsgruppen. Gut, mir persönlich geht es dabei eher darum, dass ich keine Lust habe auf Konferenzen einen Anzug zu tragen, sondern ein T-Shirt ;). Wobei das ja eher Tradition und keine Vorschrift ist.

Ich denke aber, dass in einem wirklich ideal säkularem Staat, der Staat gar keine Ansicht dazu haben kann bzw. darf, ob ein Kleidungsstück einen religiösen Hintergrund hat bzw. ob der Träger des Kleidungstücks dieses aus religiösen Gründen trägt. Und gerade Kopftücher werden auch in anderen Kulturkreisen getragen, nicht nur im islamischen (z.B. in Osteuropa).
 

Turjan

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@Hank: Ups. Deutsche Sprache, schwere Sprache. Ich muss leider sagen, dass meine Rechtschreibung (und teilweise auch Grammatik) durch die lange Abwesenheit doch etwas gelitten hat. Jetzt bin ich aber schon so lange wieder hier, dass ich wenigstens nur noch selten deutsche Worte nachschauen muss :o.

Anyway, das mit der Reziprozitaet (heh!) wollte ich auch nicht so strikt verstanden wissen. Die tuerkische Regierung beschwert sich ja schon, wenn sie hier nicht Wahlkampf machen darf. Am Donnerstag kommt der Aussenminister nach Koeln, um fuer die Verfassungsreform zu werben, am Wochenende der Premierminister nach Oberhausen, und so weiter. Anscheinend sagte der deutsche Justizminister gerade "Die Ditib sollte ihre Satzung ändern, die die enge Verbindung zur türkischen Religionsbehörde Diyanet festschreibt." Ist ja schon mal was.
 

Turjan

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Und gerade Kopftücher werden auch in anderen Kulturkreisen getragen, nicht nur im islamischen (z.B. in Osteuropa).
Da muss man gar nicht so weit weg gehen, sondern nur hier ein paar Jahrzehnte zurueck. Meine Grossmutter muetterlicherseits trug noch recht oft eins, oder meine "Schwiegermutter" immer dann, wenn sie draussen im Garten oder auf dem Acker arbeitete, oder wenn's ein wenig windig war. Das war ja auch irgendwie notwendig, wenn man nur einmal in der Woche badete/die Haare wusch (natuerlich wurde sich jeden Tag gewaschen).
 
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