"Gut dastehen" tun die Banken, da sie in ihren Bilanzen ihre Schrottpapiere nicht mehr zum Jetztpreis (=nix) bilanzieren müssen, sondern sich Fantasie-Preise ausdenken können (USA) bzw. den Anschaffungspreis angeben können (müsste der momentane Stand in Europa sein). Klingt seltsam? Ist aber so. Auf dem Papier verdienen die alle wieder Milliarden, mehr wert sind sie trotzdem nicht. Einfach ne Decke über die Löcher geworfen, und gut ist.*
Und ein anderer Grund: die Banken reichen das Geld nicht an die Firmen weiter. Warum auch? Sie haben zig Milliarden durch die Europäische Zentralbank langfristig (Laufzeiten >1Jahr, sehr unüblich für Geldtender normalerweise) verliehen bekommen (zB. 442 Mrd. vor ein paar Monaten) zu einem Zinssatz von 1%. Dafür vergeben sie keine risikoreichen Kredite, sondern kaufen Staatsanleihen mit garantierten Zinssätzen von 5% und mehr. Das kann man denen auch nicht groß verdenken, es ist eine sehr logische Strategie, die garantiert Geld in die Kassen spült. Die Banken stoßen sich an der Krise gesund, so oder so. Pleite gehen können sie nicht, da sie "systemisch" sind - und hier wird ihnen garantiert Geld hinterhergeworfen - eigentlich sogar mehr als das, da die Banken mit dem Geld der Zentralbank Staatsanleihen kaufen. Das ist - mit der Zwischenschicht privater Banken - genau das gleiche Modell, mit dem schon die Weltwirtschaftskrise ausgelöst wurde und was von den USA ohne diese Zwischenschicht gefahren wird (dort kauft die Zentralbank direkt die Anleihen der Regierung auf). Das ist einfach nur Gelddruckerei im gigantischen Maßstab, nur dass dazu heute niemand mehr die reale Notenpresse anwerfen muss. Die Antwort auf solche Geldpolitik war zumindest bisher immer eine Mega-Inflation.**
* Quelle zB.
http://boerse.ard.de/content.jsp?key=dokument_319584
Ist schon vom letzten Jahr, dieses Jahr hat sich auf dem Gebiet noch einiges getan, hab aber jetzt keine Quellen auf die Schnelle gefunden.
** Quelle zB.
http://boerse.ard.de/content.jsp?key=dokument_359528
Auch dazu gibts einige andere Artikel bei einschlägigen Seiten...
Edit zu den Bilanzierungsregeln:
http://www.bundesfinanzministerium....olitik/123__PM__Finanzmaerkte.html?__nnn=true
Ist auch noch vom letzten Jahr, zeigt aber sehr schön verpackt, was der Standpunkt der Politik zum Bilanzthema ist. Einige Ausschnitte:
Finanzinstrumente im Handelsbestand werden grundsätzlich zum Marktwert bilanziert. Dies gilt nicht, wenn – wie in der aktuellen Finanzmarktsituation – ein objektiver Marktwert nicht mehr festgestellt werden kann. [...] In solchen Fällen sehen die Bilanzierungsstandards IFRS und US-GAAP vor, dass für die Bilanzierung statt dem Marktwert Bewertungsmodelle zugrunde gelegt werden können, mit denen die vorübergehenden Verzerrungen des Marktwertes ausgeglichen werden können.
Das heißt für mich: das Zeug ist momentan nix wert, unverkäuflich und würde der Bank nix bringen, wenn sie es momentan zu Geld machen müsste, um Gläubiger zu bedienen. Da dies die Eigenkapitalquote einer Bank "verzerrt", darf kreativ gegengesteuert werden.
International wird eine weitere Möglichkeit diskutiert, um verzerrte Bilanzierungen von Finanzinstrumenten zu vermeiden. In Rede steht die Umklassifizierung von Finanzinstrumenten in andere Anlageklassen (aus dem Handelsbestand in den Anlagebestand), die vor allem auf die Anschaffungskosten und die Halteabsicht des Bilanzierenden abstellen.
Dieser Part ist soweit ich informiert bin Anfang diesen Jahres auch umgesetzt worden. Das bedeutet: je nach Tageslaune dürfen Wertpapiere in den Bilanzen hin- und hergeschoben werden, wie es gerade besser passt. "Anlagebestand" heißt meiner Infomration übrigens, dass man sie durchaus nicht zum Jetzt-Preis einstellen muss, sondern auch gerne mal den angepeilten Verkaufspreis irgendwann in ferner Zukunft in die Bilanz stellen kann...
Ganz ernsthaft: jedes normale Unternehmen, was auf solcher Basis bilanzieren und arbeiten würde, wäre nach kürzester Zeit pleite oder hätte Besuch vom Finanzministerium. Diese Maßnahmen sind einfach nur geballte Ohnmacht (Dummheit?) und die Hoffnung "so schlimm wirds schon nicht werden"... man kann natürlich auch sagen: raffiniertes Abzocken selbst kurz vorm Zusammenbruch. Die Regierung hat den Banken schon immer gerne Geld in den Rachen geworfen... ***
*** Ich beziehe mich dabei gerade auf die Übernahme des DDR-Staatsvermögens durch die Treuhand und wie den Banken dort zig Milliarden vom Staat in den Hals geworfen worden sind. Nachzulesen hier (Artikel von 2005):
http://www.tagesspiegel.de/meinung/kommentare/art141,1883768