Chinasky schrieb:<P>@ Ttsl: Wer jemandem sagt: Werde mächtig und tue dann das Richtige!, stellt zwei Forderungen an ihn, und es ist fraglich, ob er nur die erste Forderung erfüllen kann. Wenn ich jemandem sage: tue das Richtige! ? stelle ich nur eine Forderung an ihn, die eventuell sogar zu erfüllen ist. Sicherlich verändert ein mächtiger Konzernlenker durch seine Entscheidungen mehr, als es ein kleiner Ottonormalverbraucher tut. Aber von den Ottonormalverbrauchern gibt es zig Millionen? Und ein Konzernlenker ist in unserer Gesellschaft nun mal verpflichtet, an das Wohl beispielsweise deiner Aktionäre zu denken. Ein Vorstandsmitglied, das gegen die Rendite wirtschaftet, wird abgesetzt, das geht ruckzuck! Noch haben in unserem System die Millionen von Ottonormalverbrauchern im Zweifelsfall die größere Macht: wenn sie sich einig werden und diejenige Regierung wählen, die ?das Richtige? tut. Es wird auch kein Konzernlenker davon abgehalten, so eine Regierung zu wählen (denn die Wahl ist geheim, und er geht nicht gefahr, bei der Aktionärsversammlung für sein Wahlkreuz zur Verantwortung gezogen zu werden).<P>Ja, Geld regiert die Welt. Auch beim kleinen Mann. Wir alle sind dafür ein Beispiel, zum Beispiel Braveheart oder ich. Ich lebe in der Stadt, weil es für mich finanziell günstiger ist, weil ich kein Auto habe und es mir nicht leisten möchte/kann. Braveheart fährt lieber jeden Studientag in die Stadt, weil es für ihn finanziell günstiger ist, als sich in der Stadt eine Wohnung zu nehmen. Seine Entscheidung gründet sich also auf das Motiv Geld. Wäre es für ihn teurer, jeden Tag in die Stadt zu fahren, als sich dort eine (im Vergleich zum Dorf wesentlich teurere) Wohnung zu nehmen, würde er vielleicht mal überlegen, ob ein Wohnwechsel nicht vielleicht doch infrage käme.<BR>Und genau darauf wollte ich anfänglich hinaus. Es ging mir nicht darum, hier die Autofahrer anzuklagen oder diejenigen, die nicht genug für die Umwelt tun, zu bequem sind, oder mit dem Benz zum Einkaufen in Mailand fahren. Bequemlichkeit und Egoismus (die sich ja in Bereichen überschneiden) halte ich nicht für Ausnahmeerscheinungen, sondern für die Regel. Wir alle haben ja täglich diverse Entscheidungen zu treffen, die wir mal umweltfreundlicher, mal umweltfeindlicher treffen. Soll ich bei Nieselregen wirklich bis zur Bushaltestelle tapern, wenn ich den Wagen vor der Haustür stehen habe? Soll ich auf das Weitaufmachen des Fensters verzichten, obwohl ich eine feste Warmmiete zahle und also gar nicht auf die Heizkosten achten muß? Soll ich mich mit Äpfeln aus der letzten deutschen Ernte begnügen, wenn die aus Afrika viel knackiger sind, und ich überdies eigentlich eh mehr Lust auf die prallen neuseeländischen Kiwi habe? Und so weiter und so fort. Es gibt Märtyrer, die meistens unter irgendwelchen Profilneurosen leiden, die jede dieser unzähligen Entscheidungen klar zugunsten des Umweltschutzes fällen. Ich gehöre nich zu diesen, und wohl auch sonst niemand hier im Forum. Es geht auch nicht darum, das Autofahren zu verbieten!<BR>Es geht darum, Entwicklungen, die dem Allgemeinwohl dienlich sind, zu fördern, und andere Entwicklungen, die dem Allgemeinwohl schaden, einzugrenzen, zu verlangsamen, eventuell sogar umzukehren.<BR>Für mich ist der derzeit übliche Umgang mit den natürlichen Ressourcen so eine schädliche Entwicklung. Zwar gibt es Ideen, wie dieser Entwicklung entgegengewirkt werden könne, aber diese Ideen werden entweder viel zu langsam umgesetzt, oder sie werden in der öffentlichen Diskussion diskreditiert. Zum Beispiel dadurch, daß man eine Verbrauchssteuer in Ökosteuer umbenennt, ohne daß sie irgendeinen ökologischen Steuerungseffekt hätte.<BR>Wenn wir unsere Welt (Achtung, hier werde ich vielleicht pathetisch, aber mir ist in dieser Frage oft pathetisch ums Herz?
noch eine Weile bewohnbar erhalten wollen, müssen wir unsere Lebensweise ändern, und da, wo sie von Ressourcenverbrauch geprägt ist, heißt ändern: einschränken. Es bringt aber wenig, an das Gewissen der Menschen zu plädieren, der stete Tropfen der Beqeumlichkeit höhlt jeden noch so guten Vorsatz! Die Menschen müssen bei ihrem Egoismus gepackt werden, es muß eben lohnender und bequemer sein, nahe am Arbeits- oder Studienplatz zu sein, als täglich drei Stunden mit dem Auto untwerwegs zu sein. Der Energieverbrauch muß (!) teurer werden, wenn er eingeschränkt werden soll, anders geht das nicht.<BR>Leider werden von diesen Verteuerungen besonders die ?ärmeren? Schichten der Bevölkerung getroffen werden, also die alleinerziehende Mutter, die auf das Auto nicht verzichten kann, weil sie ihre Kinder zum Reiten, zum Leichtathletikverein und zum Arzt fahren, gleichzeitig für den Haushalt einkaufen und natürlich auch noch ihrem Job nachgehen muß. Sie, bei der das Geld eh schon knapp sein dürfte, wird noch draufzahlen müssen, ohne auf das Auto verzichten zu können (sie könnte sehr wohl verzichten, aber das hieße eben, daß ihre Kinder auf manches verzichten müßten, und daß noch weit weniger Freizeit für sie übrig bliebe, als ohnehin schon). Der reiche Schnösel, der an guten Tagen zehntausend Mark Gewinn aus seinen Aktiendepots rausholt, wäre hingegen von einer Verdoppelung des Benzinpreises kaum betroffen, er würde deswegen garantiert nicht auf das Frühstück in Paris mit seiner neuen Sekretärin verzichten.<BR>Aber, aber, aber? Es bringt nicht sehr viel, wenn sich die paar Tausend reichen Schnösel einschränken, es bringt aber sehr viel, wenn sich die Millionen ?Kleinen Männer/Frauen? einschränken. Sozial gerecht erscheint dies nicht ? aber das wäre eine ganz andere Diskussion, nämlich die, inwieweit Einkommensunterschiede gerechtfertigt seien.<BR>Dem Weltklima ist aber die soziale Komponente ziemlich schnurzpiepe. Ob in Deutschland die kleinen Rentner nun belastet werden oder nicht ? je mehr CO2 in der Lust, desto stärker der Treibhauseffekt. Und der sorgt demnächst dafür, daß es vielen, vielen kleinen Ottonormalverbrauchern um einiges schlechter geht, als der alleinerziehenden Mutter ohne Auto. Beispielsweise den Millionen, die in den überflutungsgefährdeten Gebieten von Bangladhesh wohnen, die beim Anstieg der Weltmeere als erstes von der Landkarte verschwinden.<BR>Diesen Zusammenhang hatte ich im Hinterkopf, als ich meinte, Mobilität sei ein Luxus. So, wie auch die günstigen Heizölpreise ein Luxus sind, oder der spottbillige Strom? Ein Luxus, den wir uns gönnen, ohne für ihn wirklich den entsprechenden Preis zu zahlen. Die Rechnung wird präsentiert werden, vielleicht nicht uns Deutschen, die wir heute leben, sondern statt dessen irgendwelchen Chinesen oder Indonesiern oder Indern oder Südamerikanern oder Holländern. Oder den Kindern der alleinerziehenden Mutter. Ich verstehe nicht, daß diese wirklich zwangsnotwendige Konsequenz derzeit nicht nur von vielen übersehen, sondern schlicht geleugnet wird. Weil es gerade nicht mehr ?in? ist, Bedenken zu haben, weil gerade ?Fun? angesagt ist, und kaum jemand mehr beleidigt ist, wenn man ihn einen Teil der ?Ego-Gesellschaft? tituliert. Wo einer, der außer Fallschirmspringen bislang kaum Qualifikationen nachweisen kann, mit Sprüchen wie ?Rotgrün staut, Mölli baut? (nämlich Autobahnen) überwältigende Wahlerfolge haben kann. Und wo eine rotgrüne Regierung zu feige ist, den Leuten offen zu erklären, daß eine Ökosteuer leider, leider, leider, sozial nicht gerecht sein kann. Es sei denn, man würde eine lebenswerte Umwelt als eine sozial wichtige Sache betrachten.<BR>Leider schien mir die Diskussion hier zuletzt etwas persönlich zu werden, dabei hatte ich nicht vor, irgendjemandem vorzurechnen, was für ein toller Öko-Radfahrer sei (sondern im Gegenteil: ich fuhr zu meinen Dorfzeiten nur deswegen soviel Rad, weil die Busse, die ich gern genommen hätte, so teuer oder so selten waren?
, oder irgendwelche Autofahrer anzuprangern. Ttsl hat da übrigens in kurzen Worten das gesagt, was auch meine Meinung ist: <P>Und ich möchte ein Leben in Luxus mit Saus und Braus führen. Ja genau zu diesen Leuten gehöre ich und weil es von mir so viele gibt, wird das Problem auch anders gelöst werden müßen. <P>Meine ganzen endlosen Ausführungen waren eigentlich nur Variationen zu dieser schlichten, aber sehr richtigen Aussage. Die Lösung bestünde nun einmal darin, diese vielen, die wie Ttsl oder ich oder Braveheart oder Kadra oder Tau-Rah oder (wohl doch auch?) Magellan ticken, dazu zu zwingen (ja, zwingen, anders geht?s leider nicht), sich umweltgerechter zu verhalten. Oder einen höhreren Preis zu zahlen, wenn sie?s sich denn leisten können. An einzelne mit moralischen Argumenten zu appellieren, bringt nichts, oder jedenfalls viel zu wenig und viel zu langsam.<BR><img src=http://www.baldurs-gate.ch/nonbgpic/port/Hank.jpg><BR>Fröhlichen Heldentod<BR>wünscht Hank<P>