Der brennende Hof

Dynaheir

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Frank setzte sich mit einem ein wenig verwirrten Gesichtsausdruck wieder zurück auf seinen Platz. Dynaheir hatte die Fremde gesehen, aber Frank schien ihr darüber nichts sagen zu wollen, also behielt sie ihre Frage für sich. Sie hatte die Erfahrung gemacht, dass es manchmal ganz gut war, abzuwarten, bis die Antworten von selbst kamen.
"Um ehrlich zu sein.. das habe ich mich auch schon gefragt. Und ich halte es für genauso gut möglich wie du, dass wir hier in etwas hineingeraten sind, das zu groß für uns ist. Eigentlich steht das sogar fest", sie lächelte.
"Aber weißt du.. ich mag diesen seltsamen Gnom wirklich. Und ich frage mich, wie ich mich fühlen würde, wenn ich ihn allein gehen lassen würde, weißt du? Selbst wenn sie jemand anderen schicken.. Ich fürchte, wir stecken schon zu tief drin. Ich fühle mich schon viel zu sehr verantwortlich. Ich habe schonmal jemanden im Stich gelassen und ich finde, einmal reicht. Es ist kein gutes Gefühl, wegzulaufen. Außerdem.. es gibt sicher erfahrenere Kämpfer und all das, aber ich wollte mit niemand anderem dorthin." Sie nickte ihm zu.
"Auch wenn wir alle vielleicht noch ein paar Geheimnisse haben. Ich vertraue dir."
Sie stand auf.
 

Slartibartfaß

Nörgelnder Gnom
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Was zum Henker war hier eigentlich schon wieder los?! Warum mußte immer er derjemige sein, dem die hirnrissigsten Geschichten passierten? Er ließ das Panoptikum der Seltsamkeiten noch einmal kurz Revue passieren: der zhausragadin will ihn entführen, versucht dies aber nackt. (Schräg!) Quorthon kann entfliehen und stürzt sich aus dem Fenster. (Im Nachinein besehen mindestens genauso schräg.) Er bricht sich beide Beine, die allerdings von einer mysteriösen Fremden, die einen Anfall von freundlich hat, magisch wieder zusammengeflickt werden. (Noch schräger!) Er läd sie auf ein Bier ein und trifft Frank, der mit Dynaheir tuschelt. (Na gut, halbwegs unschräg.) Frank sieht die Fremde und verschwindet, so schnell ihn seine Füße tragen, im Vorratskeller. (Mit Sicherheit schräg!) Er kommt allein wieder heraus, setzt sich zurück zu Dynaheir und plaudert mit ihr, als wär er nie weggegangen. Die Frau bleibt im Keller. (Die Definiton von "schräg"!!!).

Quorthon überlegte, was er jetzt tun sollte. Zum einen war diese Taverne nicht gerade der geeignete Ort, um sich vor "Sir" Dave zu verbergen, soviel war mal sicher. Zum anderen mußte er aber mit seinen Gefährten sprechen, um ihnen vom neuerlichen Anschlag des Ritters zu erzählen.
Immer diese schwierigen Entscheidungen! Er rang sich zu Letzterem durch und schlenderte zu den beiden Großen hinüber. Doch während er noch auf dem Weg war, entschied er sich anders. Vielleicht war es ganz nützlich, mehr über die Frau herauszufinden? Der Gedanke setzte sich in Quorthons Hirn fest und ließ sich nicht mehr verdrängen. Kurzentschlossen änderte der Gnom seine Richtung und schlich sich am Wirt in Richtung Kammer vorbei. Dort angekommen, schaute er sich noch einmal vorsichtig um, ob ihn auch keiner beobachtete. Nein - schien so, als hätte ihn keiner bemerkt.
Der Kleine drückte die Tür der Kammer auf und schlich sich hinein, nur um gleich völlig perplex stehenzubleiben. Der Raum war leer! Na gut, nicht direkt leer - verschiedene Kisten, Kästen, Fässer und Säcke deuteten darauf hin, daß diese Taverne ihren Gästen selbst bei einer etwaigen Hungersnot noch lange gute Mahlzeiten zu bieten imstande war - aber kein noch so kleines Anzeichen deutete auf die Anwesenheit von Leben hin. Quorthon schluckte. Und dann schrie er leise auf. Dicht an seinem Ohr flüsterte eine Stimme:

"Keine gute Idee, Kleiner. Wer gerade erst der Hilfe anderer bedurfte, um sich überhaupt bewegen zu können, sollte nicht so frech sein, diesen Leuten hinterherzuschnüffeln. laß den Unfug. Du hast mich nie gesehen."

Und dann hörte er Schritte, die sich zur Tür bewegten, sah aber nichts. Absolut nichts! Seiner Kehle entrang sich ein Seufzer und lautlos sackte er zusammen. Soviel Aufregung war einfach zuviel für einen solch kleinen Kerl...
 
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Frankyboy

Erzpaladin
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Perfekt , dachte Tamara, als sie Quorthons entsetzten Gesichtsausdruck sah. Die Unsichtbarkeitstinktur scheint zu funktionieren. Nicht, dass sie daran gezweifelt hatte aber dennoch wollte sie es zuerst lieber in einer ungefährlichen Situation ausprobieren als später im entscheidenden Moment sich auf ein nicht getestetes Hilfsmittel verlassen. Daher hatte sie nur ein paar wenige Tropfen zu sich genommen. Zufällig war dann der Gnom in die Vorratskammer geschlichen, vermutlich aus Neugier. Obwohl die Druidin nichts gegen Quorthon hatte, im Gegenteil, nach Franks Erzählung hatte sie begonnen, Sympathie für den Gnom entwickeln, konnte sie diese Indiskretion nicht unkommentiert lassen. Schließlich hätte es dem Kleinen klar sein müssen, dass sie und Frank nicht gestört werden wollten. Sie blickte sich um und sah den Gnom ohnmächtig auf dem Boden liegen.

Sie überlegte. Hatte er vielleicht sogar gelauscht? Unwahrscheinlich, denn ihre Sinne waren nach der Druidenausbildung relativ empfindsam, so dass sie seine Schritte bestimmt gehört hatte. Sie blickte auf ihre Hände und bemerkte, dass sie inzwischen nicht mehr nur Silhouetten waren, sondern wieder normale rosige Hautfarbe aufwiesen, sie war wieder sichtbar. Nun konnte sie in aller Ruhe wieder in die Gaststube gehen aber dennoch war die Situation ein klein wenig verfahren. Sicherlich würde der Gnom sofort nach seinem Aufwachen zu Frank rennen und versuchen, ihm etwas über das Gespräch im Lagerraum zu entlocken. Wenn Frank dann nicht alleine wäre, könnten andere Verdacht schöpfen und... Tamara fluchte leise, denn auch sie konnte jetzt nicht einfach zu ihrem Freund gehen, sofern er nicht alleine war. Warum kam meistens etwas dazwischen?

Ihr blieb keine Wahl. Einerseits sollte sie langsam wieder in die Gaststube gehen, damit der Wirt nicht misstrauisch wurde, andererseits konnte sie den Gnom nicht hier liegen lassen und schließlich musste sie bei ihm sein, sobald er aufwachte. Da ihr nichts besseres einfiel, hob sie den Gnom auf und trug ihn zurück in den belebten Teil der Taverne, vorbei am etwas verdutzt dreinblickenden Schankwirt, jedoch nicht, ohne den leisen Kommentar: „Warum müssen immer diejenigen zuviel trinken, die es nicht vertragen?“ abzugeben. Tamara begab sich zu einem Tisch in einer dunkleren Ecke des Raumes und setzte Quorthon vorsichtig auf eine Bank. Dann schüttelte sie ihn ein wenig durch, bis er die Augen aufmachte. Bevor er aufschreien konnte, legte sie ihm eine Hand auf den Mund und sagte leise aber deutlich: „Kein Grund zur Panik, kleiner Herr. Ich tue Euch nichts aber ich war der Ansicht, dass ihr einen kleinen Denkzettel wegen Eurer Neugier verdient habt. Ach ja, ihr könnt eure Taschen ruhig überprüfen, es fehlt nichts. Schließlich bin ich keine Diebin.“ Sie zwinkerte dem Gnom zu und stand auf, um beim Schankwirt das Zimmer direkt neben Franks Kammer zu mieten. Sie hoffte inständig, die Situation etwas entschärft zu haben.
 

Slartibartfaß

Nörgelnder Gnom
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Quorthon saß mit offenem Munde da. Dieser Tag wurde von Minute zu Minute seltsamer. Jetzt verstand er gar nichts mehr. Wie kam er in den Schankraum? Und wieso zwinkerte ihm die Große zu, als sie sagte, daß sie keine Diebin sei? Wußte sie etwa, was er....? Nein, entschied er (instinktiv richtig, was bei ihm nun Baravar sei's geklagt nicht selbstverständlich war), wie er die Worte aufzufassen hatte. Er entspannte sich und konnte sich sogar soweit beherrschen, nicht in seinen Taschen nachzuschauen, ob nicht doch etwas fehlte. Stattdessen ging er zu Frank und Dynaheir hinüber, die inzwischen wieder tief in ihr Gespräch vertieft waren. Er entschied sich, die Fremde nicht zu erwähnen, tat stattdessen ganz unschuldig und kletterte auf den Stuhl neben Frank.

"Morgen zusammen. Na, was gibts zu tuscheln?"

Er grinste die beiden an und holte sein Pfeifchen aus der Brusttasche.
 

Frankyboy

Erzpaladin
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Anmerkung: Zum besseren Verständnis sei gesagt, dass der nachfolgende Beitrag chronologisch nicht mehr besonders gut passt aber die beiden Charaktere Argonie und Sevinja wieder näher ins Geschehen bringt. Der Beitrag spielt vor Quorthons Fenstersturz. Am Ende verlässt Argonie das Zimmer, um in die Schänke zu gehen. Ab da läuft die Zeit für alle Charaktere wieder synchron.



Lange Zeit stand die junge Bardin da und zitterte, wie lange, das wusste sie selbst nicht genau. Ihre Dunkelelfenbegleiterin blickte sie mit einem Ausdruck an, in dem Argonie fast so etwas wie Mitgefühl zu lesen glaubte. Der abgeschlagene Kopf war für die Bardin schon ein Schock gewesen aber als sie danach Sevinja beobachtete, wie sie das Blut des Angreifers von ihrer Waffe ableckte war es für ihren Magen endgültig zuviel. Verstohlen hatte die Drow mehrmals aus der Gasse gespäht, doch niemand schien sich für die merkwürdigen Geräusche zu interessieren, die die Bardin von sich gab. Langsam beruhigte sich Argonie und ihr Herzschlag wurde langsamer. Sie fasste sich mit einer Hand an die Stirn und fühlte den kalten Schweiß. Vorsichtig wischte sie sich mit einem Ärmel das Gesicht trocken. Nachdem sie erneut tief durch geatmet hatte, fiel ihr ein, dass die anderen inzwischen längst zur Taverne zurückgekehrt sein mussten. Nachdem sie ein paar Schritte gemacht hatte, wurde sie von der Drow am Arm festgehalten.

„Wir müssen zu Quorthon, Dynaheir und Frank zurückkehren.“ flüsterte die Bardin und sprach jedes Wort langsam und deutlich aus. Sevinja zögerte. Sie hatte die Namen der Gefährten wohl verstanden und ahnte auch, dass die Druidin zu ihnen gehen wollte, doch ihr missfiel der Gedanke, wieder zur Taverne der Menschen zu gehen. Sie legte die Stirn in Falten und dachte nach, wog sorgsam ihre Möglichkeiten ab. Doch sie musste sich eingestehen, dass sie alleine in einer großen Stadt der Oberweltler kaum eine Überlebenschance haben würde. Sie seufzte und nickte der Bardin zu. Doch als diese gerade loslaufen wollte, packte sie Sevinja erneut. Fragend blickte Argonie sie an. Die Drow deutete mit einer Hand auf sich und blickte vorsichtig um die Ecke. Die Bardin verstand, offenbar wollte die Drow sie führen, worüber sie erleichtert war. Die Nacht war für Argonie nicht unbedingt ein Freund, die Drow jedoch schien diese Tageszeit zu schätzen.

Offenbar hatte die Dunkelelfe ein recht gutes Orientierungsvermögen, wie Argonie bewundernd feststellte. Innerhalb kurzer Zeit hatten sie sich bis auf Sichtweite des Elfgesangs herangepirscht, wobei sie sich ein paar Mal in dunkle Ecken zurückziehen mussten, um nicht von einem Wachsoldat entdeckt zu werden. Noch einmal hielt Sevinja ihre Gefährtin zurück, dieses Mal deutete sie auf ihr Gesicht, dass wieder normale dunkle Färbung angenommen hatte. Argonie realisierte das Problem, in dem sie eine Grimasse schnitt. Natürlich, daran hätte ich denken müssen. schoss es ihr durch den Kopf. Sie nahm die Drow bei der Hand und führte sie zu einer dunklen Ecke nahe des Eingangs. Dort angekommen signalisierte sie der Drow zu warten. Verstohlen betrat Argonie die Taverne und bemerkte zu ihrer Erleichterung, dass alle Tische leer waren und der Wirt sich anschickte, den Tresen zu putzen.

„Tut mir leid, kein Ausschank mehr für heute, ich will auch langsam schlafen gehen “ brummte der Wirt und blickte auf. „Meine Güte, seid Ihr eine Nachtschwärmerin?“ Argonie überlegte rasch, bevor sie antwortete. „Ja, es ist etwas später geworden. Könnte ich wohl bitte noch einen Schluck Wein bekommen?“ „Normalerweise nicht“ sagte der Wirt und sein Gesichtsausdruck war teils grantig, teils belustigt. „Aber wenn ihr den Krug mit auf Euer Zimmer nehmt und mich den Laden absperren lasst, dann von mir aus.“ Argonie nickte und der Wirt ging leise grummelnd in Richtung Weinkeller.

Sevinja hatte mehrmals vorsichtig durch einen offenen Spalt in die Schänke gesehen. Nun winkte ihr die Menschenfrau zu. Im Kopf der Drow lieferten sich Gedanken des Vertrauens und des Misstrauens ein hartnäckiges Duell, doch als die Bardin noch einmal, dieses Mal verzweifelter winkte, beschloss Sevinja, das Risiko einzugehen. Leise schlich sie sich in die Taverne und die Treppe zu dem Zimmer hoch, in dem sie, so schien es ihr, vor Ewigkeiten geschlafen hatte. Kaum war sie oben, da kehrte der Wirt mit einem gefüllten Becher zu Argonie zurück. „Hier junge Frau, und nun gute Nacht.“ Argonie dankte dem Wirt und folgte der Drow hinauf zu ihrem gemeinsamen Zimmer.

Viel zu früh für ihren Geschmack wurde Argonie einerseits vom Tageslicht, andererseits vom Poltern von Sir Dave aus dem Schlaf gerissen. Müde setzte sie sich auf und bemerkte, dass auch Sevinja neugierig den Geräuschen lauschte. Doch Argonie kannte inzwischen Sir Daves aufbrausendes Temperament und machte sich keine Sorgen, die anderen würden ihn schon im Zaum halten. Daher zog sie sich in normalen Tempo an und beschloss, in der Schänke nach dem Rest der Gruppe zu suchen. Sevinja blieb allein im Zimmer zurück.
 

Frankyboy

Erzpaladin
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Quorthons Erscheinen ließ Frank aus seinen Gedanken hochschrecken. In den wenigen Augenblicken, die er und Dynaheir schweigsam am Tisch gesessen hatten, war er nochmals die Ereignisse durchgegangen. Insbesondere Tamaras Erscheinen hatte ihn aus dem Konzept geworfen. Er hatte in den letzten Tagen mehrmals von ihrer gemeinsamen Kindheit geträumt und sich gefragt, wie es ihr wohl gehen würde und jetzt war sie hier, hier in dieser Taverne und war sogar bereit, ihm und den anderen zu helfen. Aber dennoch war sie momentan unerreichbar, er konnte nicht mit ihr reden, ohne die Neugier oder das Misstrauen der Gefährten zu wecken. Gerade jetzt wäre ihm genug eingefallen, um ganze Tage mit ihr zu verratschen. Nein, die ganze Situation schien immer komischer und unrealistischer zu werden, und er war mittendrin.

Einen Moment blickte er den Gnom verdutzt an. Aus den Augenwinkeln meinte er ein verschmitztes Lächeln auf Dynaheirs Gesicht wahrzunehmen. Hat sie etwa schon was gemerkt? Frank überlegte kurz, um sich die Frage ins Gedächtnis zu rufen, auf die der Gnom augenscheinlich eine Antwort erwartete. „Nun Quorthon, um ehrlich zu sein, wir haben über unsere momentane Lage gesprochen und Spekulationen angestellt, was uns wohl in Tiefwasser erwarten könnte.“ Der Gnom antwortete mit einem leichten Nicken. „Was mich angeht, ich weiß von Tiefwasser nicht viel, nur dass selbst Baldur’s Tor und Atkatla gegen diese Metropole wie Provinznester sein müssen. Aber das sind nur Informationen von Handlungsreisenden und Waffenbrüdern, da wird auch gerne mal übertrieben. Tatsache ist aber, dass wir in eine uns unbekannte Stadt und dort in eine Festung gezaubert werden und irgendwie behagt mir diese Vorstellung nicht ganz.“

Einen Moment hielt Frank inne, als Tamara in Richtung Treppe marschierte. Sie blickte nicht zu seinem Tisch und er gab sich Mühe sie auch nicht weiter zu beachten. Ob zufällig oder gewollt, jedenfalls gab Dynaheir zu bedenken, dass er ja noch sein Ordensabzeichen hätte. „Stimmt, dieses Amulett weist mich als Botschafter meines Ordens aus und in gewissem Maße gilt es auch für meine Begleiter, aber ich verlasse mich nicht darauf, dass wir einfach dort hineinspazieren, über die Freiheit von Quorthons Onkel verhandeln und danach unbehelligt wieder rauslaufen könne. Nicht nachdem, wie sich Sir Dave gegenüber uns und den Gesetzen von Baldur’s Tor verhalten hat.“

„Guten Morgen, allerseits“ sagte Argonie und trat zu den dreien. „Ihr scheint Sevinja und mich ja kaum vermisst zu haben.“ Betretenes Schweigen. „Äh,..., tut mir leid Argonie“ murmelte Frank, „in der letzten Nacht ist ziemlich viel passiert, da haben wir euch ganz vergessen.“
„Schon gut“, antwortete Argonie, „wir sind heil wieder zurück. Nur...“ und jetzt wurde ihre Stimmer deutlich leiser, als sie sich zu dem Gnom herunterbeugte, „Sevinjas Tarnung hat keine Wirkung mehr. Sie wartet oben im Zimmer.“ Nun wandte sie sich wider allen zu. „Was treibt ihr hier?“
„Wir wollten gerade überlegen, wie wir in Tiefwasser vorgehen könnten, um nicht ganz unvorbereitet zu sein.“ sagte Frank und überließ den anderen das Wort.
 

BelgishBeat

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Dem Kreischling dröhnte der Schädel.
Es war eng und dunkel. Doch diesmal war es keine unangenehme Enge, denn er befand sich in Mizia's Rucksack.
Aber er hatte immer noch mit den Nachwirkungen der Fahrt mit dem Huflinger-Wagen zu kämpfen.

Dabei war es anfänglich noch ganz aufregend gewesen, als er hinten neben Misia gesessen hatte. Sie hatten gelacht und die Beine vom Wagen baumeln lassen.
Doch dann hatte der Wagen ja ein zweites Mal gehalten und eine weitere Große war zugestiegen.
Damit die neue ihn nicht sehen konnte, hatte Mizia ihn hinter einer Truhe versteckt und noch zusätzlich mit ihrer Tasche abgedeckt.
Erst empfand Belg dieses Versteck als ausgesprochen gemütlich. Er war es ja gewohnt in engen Höhlen und Löchern zu hocken.
Doch als die Neue schließlich zugestiegen war wurde es ihm unbehaglich.
Er hörte wie die Neue anfangs auf Misia einplauderte, doch seine Freundin schien keine Lust zu haben, sich mit der Fremden zu unterhalten. Stattdessen drückte sie sich weiter in die Ecke zwischen Truhe und Wagenwand, so daß es für Belg immer enger wurde und er fasst zerquetscht wurde.
So hockte er nun auf dem rummpelnden Karren und holte sich einige Beulen als sein Kopf immer wieder gegen die Truhe schlug.
Doch dann geschah etwas was er noch nie erlebt hatte. Ein seltsames Gefühl überkam ihn das er zuvor so noch nicht kannte. Es schien ihm so als ob die Fremde immer näher zu ihm zu rücken versuchte. Ja, es fühlte sich an, als ob der Geist der Fremden nach ihm suchte. Als ob sie förmlich nach ihm tastete. Belg bemühte sich, sich noch kleiner zu machen, was aber eigentlich gar nicht mehr möglich war.
Immer näher rückte der Geist der Fremden und er hätte den Kreischling schon fast ergriffen, Belg war schon bereit aufzuspringen und sich vom Wagen zu stürzen, als Mizia einige Worte zu der Fremden sprach.
Schlagartig war Belg's Beklemmungsgefühl verschwunden und hatte nur einen dicken Kloß in seinem Hals zurück gelassen.
Irgendwann waren Mizia und die Fremde eingeschlafen, doch Belg war die ganze Fahrt über nervös und kurz entschlossen zu verschwinden.

Schließlich war der Wagen zum stehen gekommen und der Fahrer rief etwas nach hinten, worauf hin die fremde sofort absprang. Erleichtert atmete Belg durch und bemerkte dabei gar nicht wie Mizia plötzlich in leichte Hektik verfiel.
"Wir sind da, kleiner Freund! Schnell krabbel in meinen Rucksack!"
Wild wedelte sie herum und versuchte dem Kreischling etwas zu verdeutlichen.
"Na, wird's denn noch was heute?" sagte der Kutscher, der nun hinten am Wagen stand.
"Äh...äh...mein Rucksack...äh...hat sich an der Truhe verhakt." stammelte Mizia.
"Was? Na zeig mal her." sprach der Kutscher und schwang seinen Leib auf die Ladefläche.
"Äh...nein danke...äh...ich hab's gleich!"

Belg merkte das irgendwas nicht stimmte, und das Mizia irgendetwas wollte was er tun sollte.
Doch dann bemerkte er wie über der Kiste der Kutscher auftauchte. Nun verstand Belg was Misia wollte.
Mit einem Satz sprang er in den offenen Rucksack, mit so viel Schwung das Misia strauchelte.
Doch seine Freundin kam schnell wieder auf die Beine, umfasste den Rucksack fest und sprang rasch vom Wagen.
Verdutzt schaute der Kutscher hinterher. Schüttelte den Kopf und rief Misia schließlich hinterher: " Vorsicht Mädchen! In eurer Tasche ist eine Ratte!"
Dann wand er sich seiner Truhe zu und rückte sie von der Wagenwand ab. "Das Biest wird mir da doch hoffentlich kein Loch reingefressen haben?"

Von da an konnten nur noch seine Ohren dem Kreischling etwas von seiner Umwelt vermitteln.
Gefangen im Rucksack seiner Freundin mußte er ihr nun gänzlich vertrauen.
Plötzlich war lauter Stimmengewirr um den Kreischling herum. Licht schimmerte durch das Gewebe des Rucksacks und der Geruch von Rauch, Gerstenbräu und Fleisch drang in Belg's Nase.
Misia schritt durch das Meer von Stimmen und ab und an wurde dabei der Rucksack angeschuppst.
Schließlich sprach Belg's Freundin mit einem der Leute und wandte sich kurze Zeit danach wieder ab.
Belg spürte das die Schritte jetzt aufwärts gingen und sie sich wieder von den Stimmen und dem Geruch entfernten.
Eine letzte Drehung und ein lautes Klacken ließen die Stimmen schließlich gänzlich verstummen.
Dann setzte Misia vorsichtig den Rucksack ab, öffnete ihn und lächelte den Kreischling an.
"Du kannst jetzt rauskommen, kleiner Freund! Hier bist du sicher!"
 

Slartibartfaß

Nörgelnder Gnom
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Quorthon schaute bei Argonies Erscheinen erst überrascht, dann betreten und dann schuldbewußt drein. Er hatte ein furchtbar schlechtes Gewissen, denn um ehrlich zu sein, hatte er in den letzten Stunden wirklich keinen Gedanken an die beiden verwandt. Und da sich solche Gefühle bei ihm auch immer fast ohne Zeitverzögerung im Gesicht bemerkbar machten, schaute er wenige Herzschläge später wie eine Tomate in Kleidung aus. Es mußte ein herzerweichend alberner Anblick sein. Jedenfalls schien es ihm, als könnten sich die anderen das Losprusten kaum verkneifen.
Um sich selbst - und hoffentlich auch seine Begleiter - von dieser seiner peinlichen Lage abzulenken, sprach er etwas an, das er schon länger in Ruhe ausdiskutieren wollte und wofür ihm jetzt der letztmögliche Zeitpunkt gekommen schien:


"Ich weiß, daß Ihr mir allesamt schon - teilweise mehrmals - Eure Hilfe zugesagt habt. Aber ich muß es trotzdem nocheinmal ansprechen. Frank hat recht - wer immer mit mir nach Tiefwasser geht, muß damit rechnen, in Unannehmlichkeiten zu geraten, die im Schlimmsten gipfeln können, was Ihr Euch vorstellen könnt. Ich habe mir während der letzten Tage reiflich überlegt, was ich tue und habe beschlossen, daß ich das Risiko eingehen muß. Die Gründe kennt Ihr ja..." Er grinste leicht gequält. "Aber das heißt ja nicht, daß Ihr Euch allesamt mit ins Unglück stürzen müßt. Gerade unsere dunkle Begleiterin", er schaute Argonie an, "dürfte nach allem, was ich von dieser anderen Großen Stadt gehört habe, in wirklicher Gefahr schweben, wenn man ihre wahre Natur erkennt. Menschen sind ja so engstirnig! Also nochmal meine Bitte: Überlegt Euch gut, was Ihr tut. Ich nehme es keinem übel, wenn er oder sie nicht mitkommt. Und wenn Ihr Euch entschieden habt, schlage ich vor, daß alle, die Ihr Leben für Onkel Quayle in die Waagschale werfen wollen, mit mir zusammen auf die Suche nach diesem... zhausragadin gehen und endlich die letzte Etappe unserer Reise in Angriff nehmen. Lange halte ich diese Ungewißheit nämlich nicht mehr aus."

Quorthon schaute seine Gefährten der Reihe nach an. Eigentlich war er sich sicher, daß sie alle mitkommen würden, aber er erachtete es als wichtig, ihnen noch ein letztes Mal die freie Entscheidung zu überlassen...
 

Dynaheir

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Dynaheir musste lächeln. Es fiel ihr unheimlich schwer, nicht einfach aufzustehen und den kleinen Gnom in die Arme zu nehmen, aber sie ahnte schon, dass er nicht sonderlich begeistert davon sein würde.
"Ich werde mitkommen, aber wir sollten zusehen, dass wir bald aufbrechen. Die Zeit läuft uns davon."
 

Frankyboy

Erzpaladin
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Nun war es also soweit. Der Augenblick der Entscheidung war gekommen. Der junge Lord Hohenwald bewunderte die schöne Waldelfe, die nicht eine Sekunde zögerte, Quorthon ihre Hilfe zuzusagen. Noch einmal dachte er über die vergangenen Tage nach. Er erschauderte kurz, als er sich an jenen Alptraum erinnerte, in dem er von den Folterknechten in den Kerkern der Ordensburg von Tiefwasser bearbeitet wurde. Seine Schmerzen und die Schreie seiner Kameraden... war es tatsächlich nur ein böser Traum oder war es eine Vorahnung, ja eine Vision gewesen? War es vielleicht ein Wink seines Schutzengels, der ihm bedeutete besser doch nach Hause zurückzukehren? Bis jetzt hatten sie alles unter Kontrolle aber in Tiefwasser könnte sich die Lage ändern. Frank spürte, wie seine Angst und Selbstzweifel immer stärker wurden. Wie eine kalte, tote Hand umfassten sie sein Herz.

Die Zeit schien still zu stehen. Seine Kameraden saßen am gleichen Tisch und erwarteten offenbar seine Antwort, doch er nahm sie gar nicht war. Im Moment war er zu sehr mit sich selbst beschäftigt und hatte Mühe, überhaupt einen klaren Gedanken zu fassen. Zwar wollte er Quorthon und die anderen nicht allein nach Tiefwasser gehen lassen, doch in seinem Kopf mehrten sich die Stimmen, die ihm zum Gegenteil rieten. Aber die Motive der Stimmen waren unterschiedlich: Die eine sprach von der Gefahr für das eigene Leben, die andere von seiner mangelnden Erfahrung, die dritte von seiner Einfalt, für einen Unbekannten ein solches Risiko einzugehen und die vierte schließlich warnte ihn vor Verrat. Immer größer wurde das Verlangen, diesen Argumenten nachzugeben. Schweigt, verdammte Heuchler und Täuscher! Lasst ihn diese Entscheidung in Ruhe treffen. Eine weitere Stimme mischte sich ins Getümmel, klarer und mächtiger als alle anderen. Ruhig aber entschlossen, sanft aber zugleich auch gebietend. Vor seinem geistigen Auge erschien das Antlitz erschien das Gesicht eines der ganz wenigen Menschen, denen Frank blind vertraute. Tamara. Sein Unterbewusstsein hatte sich erfolgreich an einen Rettungsanker geklammert. Die Stimmen in seinem Kopf ließen nach und langsam entspannte er sich. Sein Blick ging nicht mehr ins Leere, er wusste wieder wo er war.

Offenbar war Frank gerade etwas widerfahren, wovor erfahrenere Paladine ihm während seines Trainings immer wieder berichtet hatten. Vor wirklich schwierigen Situationen sei ein Paladin anfällig für Angst, Zweifel und Selbstmitleid. Doch in solchen Momenten waren diese Gefühle nicht Verbündete, sondern Feinde. Sie führten weg vom Pfad des Lichts, so hatten seine Lehrmeister es ihm beigebracht. Nicht zum ersten Mal war er dankbar, dass sich Tamara wirklich in seiner Nähe befand. Er war sich nicht sicher, ob er sonst in der Lage gewesen wäre, diese mentale Krise zu meistern. Doch er wusste nun auch, dass er mehr Vertrauen in seine eigenen Kräfte haben musste.

„Hey Großer, was ist los?“ fragte Quorthon und zupfte den Paladin am Ärmel. „Du warst wie weggetreten.“ „Äh, ich habe gerade über etwas nachgedacht, keine Sorge, mir geht’s gut“ brummte Frank. Der Gnom sah ihn erwartungsvoll an. „Ich beginne normalerweise nichts, was ich nicht auch zu Ende bringen kann. Also rechnet mit mir. Wollen wir hoffen, dass wir mit heiler Haut aus dieser Angelegenheit herauskommen. Wenn ihr mich nun entschuldigen würdet, ich gehe noch mal kurz meine Ausrüstung kontrollieren. Ich würde vorschlagen, wir treffen uns vor Sir Daves Zimmer.“

Mit diesen Worten verließ er den Tisch und stieg die Treppe hoch. Leise klopfte er an Tamaras Tür und trat ein. „Ich dachte, Du wolltest mir ein weniger offensichtliches Zeichen zur Abreise geben, oder täusche ich mich da?“ fragte sie in einem leicht vorwurfsvollen Tonfall. „Ups..., das ist mir wohl entfallen. Na ja, es sind wohl fast alle abmarschbereit. In ein paar Minuten wird es soweit sein.“ „Du siehst schlecht aus“ bemerkte Tamara und legte die Stirn in Falten. „Stimmt was nicht?“ „Es ist nichts, ich habe nur ein komisches Gefühl bei der Sache.“ Ihr Blick sagte Frank, dass ihr diese Antwort nicht genügte aber sie ließ es darauf beruhen. Sie lächelte kurz und klopfte dem Paladin auf die Brust. „Nun denn, wir sehen uns auf der anderen Seite.“ Rasch ergriff sie ihren Stab, schulterte ihren kleinen Rucksack und nahm einen Schluck aus einem Fläschchen und von einem Augenblick zum Nächsten war Tamara von Schneefels für alle neugierigen Augen unsichtbar.

Nachdem er seine Sachen geholt hatte, stellte sich Frank auf den Gang und wartete auf das Kommen der anderen Gefährten. Letztendlich war er gespannt, ob außer Dynaheir noch jemand von den Gefährten Quorthon begleiten würde, doch er wusste, dass sich diese Frage innerhalb der nächsten Minuten klären würde.
 

Frankyboy

Erzpaladin
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Es waren nur wenige Augenblicke vergangen, da hörte Tamara, wie jemand die Treppe emporstieg. Hastig drückte sie sich mit dem Rücken an die Wand. Auf wenn sie unsichtbar war, würde sie trotzdem im Weg stehen und wie musste sich wohl jemand fühlen, der mit einem unsichtbaren Hindernis zusammenstieß?

„Argonie, Ihr seid es,“ sagte Frank, „wo sind die anderen?“ „Quorthon und Dynaheir kommen gleich nach, Frank. Ich bin nur hier, um mich zu verabschieden.“ Sie hielt einen Moment inne und suchte nach den richtigen Worten. „Ich fürchte, für Sevinja und mich ist diese Geschichte ein paar Nummern zu groß... ich fürchte, wir würden keine Hilfe sein. Bitte verzeiht.“ Frank nickte. Vermutlich hatte die Bardin recht. Insbesondere die Drow würde von den Ordensrittern ziemlich schnell getötet werden. Sie hatte wahrlich keinen Grund, ein derartiges Risiko einzugehen. Im Moment benötigte die Drow eine Gefährtin, um sich in der für sie noch immer fremden und nicht seltenen Oberwelt zurechtzufinden. „Ich hoffe, unsere Wege kreuzen sich wieder, wenn wir aus Tiefwasser zurückgekehrt sind, Argonie. Eure Gesellschaft war überaus angenehm und unterhaltsam. Dürfte ich Euch noch um einen Gefallen bitten?“ Sie sah Frank neugierig an. „Bitte schickt eine Brieftaube nach Atkatla und schreibt meinem Prälaten, dass ich nach Tiefwasser aufbreche.“ Er zögerte. „Nur für den Fall, dass wir in Schwierigkeiten geraten sollten.“ Die Bardin nickte. „Viel Glück für Euer Vorhaben. Hoffentlich könnt Ihr Quorthons Onkel befreien.“

Kaum hatte sich Argonie in ihr Zimmer zurückgezogen, da erschienen auch schon Dynaheir und Quorthon, um ihre Sachen zu holen. Es dauerte nur einige Augenblicke, da standen alle Gefährten vor Sir Daves Zimmer, bereit für den gefährlichen Ausflug. Quorhton blickte die verbliebenen Gefährten noch einmal dankbar an, dann klopfte er an Sir Daves Tür, die sogleich aufgerissen wurde. „Soso, Gnom, seid Ihr und Eure Freunde endlich bereit für unsere Reise?“ Er bedachte Quorthon und Frank mit einem abfälligen Blick, Dynaheir dagegen schenkte er ein breites Grinsen. „Hat sich die Drow wieder in ein Erdloch verkrochen?“ fragte er sarkastisch. „Besser für sie, und vor allem gesünder.“ Er lachte kurz über seine geistreiche Bemerkung. „Nun denn, werte Gefährten, tretet ein und versammelt Euch um Meister Gabriel, auf dass wir endlich ans Ziel kommen.“

Erneut begann Gabriel den Zauber zu weben, bei dem er gestern so schmerzhaft von Frank und Dynaheir unterbrochen worden war. Die Beschwörung dauerte länger als jeder andere Zauber, den Frank bisher miterlebt hatte. Eine ganze Weile tat sich überhaupt nichts, doch schließlich erschienen erste kleine Lichter, die um die Gruppe herumflogen. Aus den Händen des Magiers floss weißer Nebel, der sich im Zimmer ausbreitete und die Gefährten einhüllte. Doch im Gegensatz zu normalem Nebel war dieser weder nass noch kalt. Immer mehr Lichterwesen tummelten sich nun und schlossen die Anwesenden in einem Kreis ein... und plötzlich spürte Frank seinen Körper nicht mehr. Dennoch bewegte er sich, genau wie die anderen, aber er schien sie gar nicht wahrzunehmen. Wie schnell sie waren oder wie lange die Reise letztendlich gedauert hatte, hätte wohl nur Gabriel sagen können, als sie, mehr oder weniger sanft in einer großen Halle auf den Boden aufschlugen. „Mann, ich hasse es so zu reisen!“ schnarrte Sir Dave.

„Zum Donnerwetter noch mal“, brüllte Flak und hieb mit seiner Faust auf den Tisch. „Warum funktioniert denn zur Zeit nichts, so wie ich es geplant habe?“ Der Dunkle raste vor Zorn. Seit mehreren Tagen war der Anführer seines Überfallkommandos überfällig, doch was tat der Schwachkopf? Vermutlich ließ er sich im Freundlichen Arm so richtig volllaufen. Oder war gar etwas Unerwartetes passiert? Hatten die Druiden sich etwa erfolgreich gegen den Angriff zur Wehr gesetzt. Hatte Flak sie vielleicht doch unterschätzt? NIEMALS, nicht IHM, dem obersten Lord des Krähenordens, konnte ein solches Missgeschick passieren. Er hatte alles fehlerfrei geplant. Nein, seine Untergebenen mussten Mist gebaut haben. „Verwünscht, ich kann doch nicht an allen Brennpunkten zu gleich sein!“ Vor vielen Monaten hatte er tief in der Bibliothek des Ordens beim Stöbern eine Abhandlung über mächtige Druidenartefakte entdeckt und förmlich verschlungen. Eine Schmuckstücke hatten sein Interesse geweckt. Besonders jene, deren Wirken selbst dem Autor des Folianten nicht genau bekannt waren. Ja, solche Artefakte mussten eine ganz besondere Macht besitzen, sie waren genau das Richtige für ihn, denn Macht war genauso wie Geld ein Gut, von dem man nie genug bekommen konnte. Er hatte die Spur eines dieser geheimnisvollen Artefakte, dem „Stern des Waldes“ über Monate verfolgt, durch Drohung, Spionage, Mord, jedes Mittel schien ihm dazu recht zu sein. Schließlich fand Flak heraus, dass ein kleiner Druidenzirkel im Scharfzahnwald dieses Amulett bewachte und entsandte einen Trupp, um die Kostbarkeit zu bergen und nebenbei ein paar dieser verfluchten Baumstreichler und Naturfanatiker zu eliminieren. Flak hasste Druiden und Waldläufer, genauso wie Paladine. Doch nun schienen Monate der Arbeit umsonst gewesen zu sein. Wieder knallte er mit der Faust auf den Tisch. Doch Flaks Rage war noch nicht am Ende, denn jetzt dachte er wieder an den verwunschenen Demnad Duke und den gefangenen Quayle. „Sir Dave, wo steckt dieser einfältige Ritter bloß?“ donnerte er. Konnte es so schwierig sein, einen kleinen, schwachen, dummen Gnom gefangen zu nehmen? Sicher, er hatte wohl ein paar Freunde, aber gerade deshalb wurde Sir Dave geschickt, um diese lächerlichen Witzfiguren einzuschüchtern. Immerhin war Dave inzwischen in Baldurs Tor, es konnte sich also nur noch um Tage oder Stunden handeln, es sei denn auch der Gnom glitt ihm durch die Finger. „Aber dann Sir Dave, wirst du dir wünschen, nie geboren worden zu sein!“ Flak hätte wohl noch längere Zeit weiter getobt, wenn es nicht an der Tür geklopft hätte. „JA!“ Ein junger Ritter trat ein und wandte sich seinem momentan höchsten Vorgesetzen zu. „Sir Golandorian, bitte verzeiht aber Sir Dave, Gabriel und einige Fremde sind gerade in der Haupthalle angekommen.“ Flak war erleichtert, wenigstens etwas schien funktioniert zu haben. „Danke, Junge, ich komme sofort.“

Die große Halle war nicht weniger beeindruckend, als jene im Ordenskomplex von Atkatla, stellte Frank fest. Der Boden bestand aus wertvollem Marmor, überall standen prachtvolle Statuen von einstigen Helden des Ordens aber auch von den Gottheiten, die dem Orden wohlgesonnen waren: Tyr, Torm und Helm. Durch große Glasfenster fiel helles Sonnenlicht in die Halle, an einer Wand hing stolz das Banner des Ordens, flankiert von mächtigen Lanzen. Viele Türen führten aus der Halle, doch wohin sie führten, konnte Frank nicht erahnen. Einige Ritter hatten bei ihrer Ankunft kurz aufgesehen, kümmerten sich aber nicht groß um sie, offenbar war es nicht so ungewöhnlich, dass Reisende auf diese Art ankamen. Sir Dave wurde von ihnen begrüßt, auch Frank wurde mit einem höflichen Nicken bedacht aber ansonsten blieb es beim normalen Tagesgeschehen in der Halle.

„ACHTUNG!“ Auf einer Seite der Halle öffnete sich die große Doppeltür und ein Ritter mit prächtiger Rüstung schritt hindurch. Zweifellos musste dies ein ranghohes Mitglied des Ordens sein, vielleicht sogar der Prälat, denn sofort standen alle Ritter in der Halle Spalier, selbst Sir Dave. Um nicht gleich aufzufallen, tat Frank es ihm gleich. „WEITERMACHEN!“ reif der hohe Ritter, als er durch die Halle schritt und vor Sir Dave stehen blieb, welcher sofort die Hand an die Stirn zum Salut riss. „SIR GOLANDORIAN, MELDE MICH ZURÜCK NACH ERFÜLLEN MEINER AUFGABE!“
„Willkommen zurück, Sir Dave, gut gemacht.“ Sir Golandorian, nickte. „Ihr müsst sicherlich Quorthon sein.“ Wandte er sich an den Gnom. „Ja, hoher Herr. Wo ist mein Onkel?“ Doch Flak war schon weitergegangen und stand nun Dynaheir gegenüber. „Ich bin überrascht jemanden vom Waldvolk zu treffen. Normalerweise kümmert Ihr euch doch nicht um Angelegenheiten, die außerhalb eurer Bäume passieren. Willkommen in Tiefwasser, schöne Dame.“ Er küsste ihr die Hand. Doch bevor sie etwas erwidern konnte, war Golandorian schon zu Frank getreten.
„Ihr tragt das Abzeichen des Ordens, seit aber nicht von hier, oder? Ihr kommt demnach aus Atkatla. Seltsam, der Orden von Amn hatte uns keinen Botschafter angekündigt. Was führt einen Ordenskameraden hierher?“
Eine innere Stimme warnte Frank vor seinem Gegenüber. Dieser war zweifellos erfahren und mächtig aber sein Blick war stechend und alles andere als wohlwollend. Frank versuchte, seine Worte mit Bedacht zu wählen.
„Nun, Sir Golandorian, ich bin im Auftrag meines Ordens und dem Großherzog von Baldurs Tor hier, um Quorthon zu begleiten.“ Flak nickte. „Ah ja, ich verstehe zwar nicht, weshalb ihr deshalb auf die weite Reise geschickt wurdet, aber gut. Der Orden hat eine Aufgabe für Quothon und wird ihn sowie seinen Onkel dafür auch angemessen entlohnen.“
„Nun, das möchte ich doch annehmen, schließlich waren sowohl die Einladung an Quayle, wie auch an Quorthon ... etwas zwingend.“ Flaks Mine verfinsterte sich. „Wie meint Ihr das, junger Freund?“ flüsterte er. Trotzig hielt Frank seinem Blick stand. „Es muss etwas sehr, sehr ernstes vorgefallen sein, dass sich der Orden des strahlenden Herzens dazu durchringt, auf diplomatische Lösungen zu verzichten.“ Nun waren Flaks Augen nur noch schmale Schlitze. „So, Ihr werft uns also vor, wir hätten die Ordenstatuten missachtet? Ihr seid mutig, oder aber sehr töricht.“

Sir Dave trat vor. „Sir Golandorian, der einzige, der sich wie ein gefallener Paladin benommen hat, ist dieser Mann. Er hat gestern Meister Gabriel tätlich angegriffen und sogar eine holde Elfenmaid dazu verführt, es ihm gleichzutun. In Beregost war er an einer Kneipenschlägerei beteiligt und als ob diese Vorgänge nicht schon entehrend genug wären, hat er sogar einer Drow Unterstützung gewährt.“ Erschüttert schüttelte Flak den Kopf. „Der arme Prälat Wesallen. Was hat der Orden von Amn nur getan, dass ihm ein solches Missgeschick passiert.?“ Mehrere Wachen kamen auf Flaks Wink, und stellten sich neben Frank auf. „Vielleicht ist es noch nicht zu spät für Euch. Aber Euer Geist und Körper müssen Läuterung erfahren, bevor ich weiter entscheide, was mit Euch geschieht. Führt ihn ab.“

Als die Wachen Frank in den Kerker stießen, hoffte er inständig, dass Tamara nicht entdeckt worden war. Momentan war sie seine beste Chance, aus dem Loch lebend herauszukommen. Nicht weniger besorgt fragte er sich, wie es wohl Quorthon und Dynaheir ergehen würde.
 

Dynaheir

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Sie konnte sich nicht erinnern, wann die Stimme in ihrem Innern ihr jemals so lautstark geraten hätte, schnellstmöglich kehrtzumachen. Orte wie dieser waren ihr eher fremd und dieser ganz speziell hatte etwas.. Bösartiges an sich. Der Zeigefinger ihrer kleinen Hand glitt langsam über ihren Bogen, doch beschützter fühlte sie sich dadurch nicht. Sie fühlte sich machtlos.
Als sich die riesige Tür langsam öffnete, holte Dynaheir scharf Luft und strich sich energisch eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Egal, was jetzt kommen würde, sie wollte nicht, dass man ihre Unsicherheit bemerkte. Die Schritte dieses Ritters verursachten ein lautes Geräusch in der großen Halle. Man schien Respekt zu haben, alle anwesenden standen innerhalb kürzester Zeit Spalier. Als er direkt vor ihr stand, musterte sie ihn. Sie fühlte es in jedem Zentimeter ihres Körpers, ohne wirklich erklären zu können, was es eigentlich war. Doch sie stellte fest, dass sie diesem Mann keinen Schritt weit über den Weg traute.
„Ich bin überrascht jemanden vom Waldvolk zu treffen. Normalerweise kümmert Ihr euch doch nicht um Angelegenheiten, die außerhalb eurer Bäume passieren. Willkommen in Tiefwasser, schöne Dame.“
Wütend biss sie sich auf die Lippen. Er würde schon noch bemerken, wie sie sich um diese Angelegenheit kümmern würde.
---
Erschrocken sahen Dynaheir und Quorthon zu, wie Frank abgeführt wurde. Der Ritter wandte sich ihnen zu.
"Na, dann wollen mir mal zusehen, dass ihr uns nicht davonlauft, nicht wahr. Keine Sorge, es ist recht bequem dort unten."
Die Tür fiel krachend ins Schloss, sie befand sich im Dunkeln. Sie begann, die Wände abzutasten. Ihre Hände glitten über feuchtes Gestein. Man hatte ihr den Bogen und die Pfeile abgenommen. Sie horchte angestrengt in die Stille hinein und hörte lange Zeit gar nichts. Dann ein vorsichtiges Klopfen.
"Frank? Quorthon?"
Wenn sie doch nur etwas sehen könnte.
 

BelgishBeat

Kreischlingsanwalt
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Endlich waren sie alleine und für sich.
Misia hatte die Tür des kleinen Zimmers leise geschlossen.
Ihre linke Hand lag immer noch auf dem Türgriff und die rechte war gegen den Rahmen gestützt, als sie Ihrer Anspannung in einem Tiefen Säufzer Luft verschaffte.
Dann kniete sie sich nieder und wandte sich ihrem Rucksack zu.
"So mein kleiner Freund, es wir Zeit das wir dich endlich wieder rauslassen, nicht wahr?"
Behutsam öffnete sie den Riemenknoten, der den Rucksack verschlossen hielt.
Aus dem Rucksack ertönte ein vorfreudiges Knurren, daß Misia zum Lachen brachte.
"Jaja, so gedulde dich doch, ich beeile mich doch schon."
Endlich war der Knoten gelöst und als sie den Rucksack gänzlich öffnete, blinzelten ihr die glücklichen Augen des Kreischlings entgegen.
Liebevoll strich Misia mit ihrer Hand über den Kopf ihres kleinen Freundes.
"Jetzt bist du aber froh nicht mehr länger eingesperrt zu sein, was? Warte, ich helf dir raus!"
Vorsichtig streifte die junge Frau den Rucksack herunter, um ihrem seltsamen Begleiter zu befreien, als dieser plötzlich von bunten Lichtblitzen umtanzt wurde.
Erschrocken blickte Misia auf die Lichtblitze und auch der Kreischling schaute verwirrt um sich.
Und dann begann der Kreischling mal kleiner und mal größer zu werden. Sein Kopf und seine Arme verformten sich.
Und sein Körper drehte sich im Kreis, erst ganz langsam, dann immer schneller werdender.
Und auf einmal zog sich der Kreischling in sich zusammen und war verschwunden.
Verdutzt hockte Misia noch eine ganze Weile auf dem Boden und starrte in den leeren Rucksack in ihren Händen.

Mit einem lauten Klopfen schlug Belg plötzlich auf den Boden auf.
Er schüttelte seinen Körper gegen den Aufprallschmerz und öffnete vorsichtig die Augen.
Um ihn herum herrschte wieder Dunkelheit. Doch seine an die Dunkelheit gewöhnten Augen konnten eine Große außmachen, die sich an einer der Mauern entlang tastete.
"Wiiiziiiee?" quiekte Belg zu der Großen.
Doch an der Stimme der Großen erkannte er, daß das dies nicht seine Freundin war, als sie etwas rief!
 
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Slartibartfaß

Nörgelnder Gnom
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Endlich. Der Moment, den er ebenso herbeigesehnt wie gefürchtet hatte, war gekommen. Die Freunde begleiteten ihn - bis auf Argonie und die Dunkle, deren Beweggründe aber auch mehr als nur einleuchtend waren - zu "Sir" Dave und seinem Magier-Kumpanen. Quorthon bekam dies jedoch nur noch unterbewußt mit. In Gedanken war er schon längst wieder mit Onkel Qualye vereint und fragte ihn gerade:
"Und was machen wir jetzt, Onkel? Kommst Du mit nach..."
...als die Zellentür hinter ihm zufiel. Zellentür? Zellentür?! Wie kam denn eine Zellentür hierher? Oder anders gefragt: Wo war "hier"? Und damit verbunden: wo war er? Er stellte mit einem Anflug von Panik fest, daß auch sein Rucksack während seines Gespräches mit Quayle verschwunden war. Was zum Urdlen war hier los?!
"Hallo? Haaaalloooooooo!!"
Die Stille kroch näher und die Schatten verdichteten sich um ihn herum...
 

Frankyboy

Erzpaladin
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Vorsichtig folgte Tamara, die noch immer in den Schutz der Unsichtbarkeit gehüllt war, jene Ritter, denen Sir Golandorian aufgetragen hatte, Frank, Dynaheir und Quorthon abzuführen. Obgleich sie Komplikationen befürchtet hatte, war selbst sie überrascht, wie skrupellos die anderen aus dem Verkehr gezogen worden waren. Und das ärgerlichste war, dass der Vorwurf, einer Drow geholfen zu haben, fanatischen Paladinen genügen würde, um Folter oder noch Schlimmeres mit den Gefangenen anzustellen. Tamara wurde es heiß und kalt, schon wieder war ein Mensch, der ihr nahe stand, in großer Gefahr. Sie hoffte inständig, dass sie Frank eine größere Hilfe seien würde als ihrem Mentor im Druidenzirkel, der beim Angriff der unbekannten Söldner umgekommen war.

Inzwischen stieg sie eine Treppe in die Katakomben der Ordensfestung hinab, nur einige Fackeln erleuchteten spärlich die Dunkelheit, es war feucht, modrig und kühl. Weiter unten hörte sie stimmen. Die Ritter unterhielten sich mit dem Kerkermeister, der offenbar auch ein Ordensmitglied war. Da die Wirkung der Unsichtbarkeit bald nachlassen musste, schlich sie sich in eine dunkle Ecke, von der sie geduckt die Männer beobachten konnte.

„Interessante Gruppe, was wird ihnen vorgeworfen?“ fragte der Kerkermeister. „Verschwörung gegen den Orden. Auf Befehl von Sir Golandorian werden diese Personen, bis auf Weiteres, eingesperrt,“ antwortete einer der Ritter steif. „Aha, ... ich verstehe. Das habe ich schon mal gehört.“ „Was willst Du damit andeuten?“ fragte einer der Ritter scharf. „Nichts,“ sagte der Kerkermeister ruhig. „Dann geben wir unseren Gästen mal ihr Quartier. Nehmt ihnen Waffen und Ausrüstung ab und legt sie hier ab. Ich verstaue sie nachher.“

Kurze Zeit später saßen die Gefangenen in ihren Zellen, der Gnom war kurz nach den anderen heruntergebracht worden. Der Kerkermeister packte gerade die Ausrüstung der Gefährten in einen großen Schrank. Tamara hörte, wie er ein Selbstgespräch führte. „Pah. Ihr würdet euch sogar zum Fenster rausstürzen, wenn Golandorian es befehlen würde. Speichellecker. Verschwörung... noch fadenscheiniger kann eine Beschuldigung schier nicht sein.“ Der Ritter stand noch immer mit dem Rücken zu ihr und prüfte den Inhalt des Schranks, als die inzwischen wieder sichtbare Tamara sich anschlich. Ursprünglich hatte sie vorgehabt, den Wächter niederzuschlagen aber ihr war nicht klar, wie sie und die anderen dann noch unbemerkt Quayle befreien und aus der Festung verschwinden wollten. Nach dem belauschten Selbstgespräch verwarf sie endgültig diese Idee und ging das Risiko ein, den Mann anzusprechen. Sie hielt ihren Stab für alle Fälle bereit.

„Ihr scheint nicht alles zu billigen, was in dieser Festung vorgeht.“ Überrascht drehte sich der Ritter um, eine Hand lag auf dem Schwertgriff. Er ahnte wohl, dass die Fremde mit ihren Stab schneller zuschlagen könnte als er kampfbereit war und fragte daher nur, wer sie denn sei. „Mein Name ist momentan nicht interessant, sagen wir nur, ich bin eine Verbündete der neuen Gefangenen. Aus euren Worten vorhin wage ich zu schließen, dass ihr nicht jeden Befehl blind verfolgt.“ Der Ritter musterte sie nachdenklich. „Vielleicht. Was wollt ihr?“ „Momentan möchte ich nur, dass ihr mit dem gefangenen Paladin sprecht. Wusstet ihr, dass er als Botschafter hier ist?“ Langsam schüttelte der Kerkermeister den Kopf. „Na gut, wer immer ihr seid, ihr habt mich neugierig gemacht. Dann hören wir uns mal an, was euer Freund zu sagen hat.“

Er führte Tamara durch den Gang und blieb schließlich vor einer Gittertür stehen. In den angrenzenden Verließen schauten Quorthon und Dynaheir neugierig durch die Gitterstäbe, um den Kerkermeister zu beobachten und beide waren sichtlich erstaunt, die Fremde aus dem Elfgesang zu erblicken. Frank war aufgesprungen und zur Tür geeilt, auf seinem Gesicht stand Furcht, offenbar weil er glaubte, dass Tamara ebenfalls gefasst worden war. Als er jedoch sah, dass sie noch ihren Stab trug, beruhigte er sich. Eine Gefangene war sie also nicht aber was wollte der Kerkermeister nun von ihm?

„Nun Paladin, diese Frau sagt, ihr seid ein Botschafter aus Atkatla. Stimmt das?“ Bevor er die Frage bejahte und sich vorstellte, holte Frank das entsprechende Medaillon hervor und zeigte es seinem Gegenüber. Dieser atmete tief aus. „Mein Name ist Gerald, Sir Frank. Weshalb seid ihr hier?“ Frank erzählte nun dem Wächter kurz von der Entführung Quayles und seinem Zusammentreffen mit Quorthon, Sir Dave und der weiteren Reise. Als er schließlich geendet hatte, wirkte Sir Gerald angespannt.

„Was ihr erzählt ist eine weitere Reihe von merkwürdigen Vorgängen, die seit einiger Zeit hier im Orden geschehen. Das meiste geschah nach dem mysteriösen Zusammenbruch von Lord Demnad Duke, als Sir Golandorian kommissarisch das Amt des Prälaten übernahm. Wisset, ihr seid nicht die ersten, die in letzter Zeit unter dem Vorwurf der Verschwörung eingesperrt worden sind. Die meisten Gefangenen sind jedoch ... verschwunden ... aber wohl nicht entflohen, falls ihr das glaubt.“ Gerald hielt einen Moment inne und schloss die Augen, als ob er über etwas konzentriert nachdachte. „Sir Frank, ich spüre, dass ihr kein gefallener Paladin seid und ich glaube euch. Nicht alle von uns sind Golandorian treu ergebeben, die meisten akzeptieren nur seine Position als Prälat, würden sich aber gegen ihn stellen, wenn es handfeste Beweise geben würde, dass er die Prinzipien des Ordens verrät. Das Problem ist nur, dass ich im Interesse jener, die verdeckt gegen Golandorian arbeiten, euch und eure Gefährten nicht freilassen kann.“ Er blickte Tamara an.

Sie begriff sofort. „Also liegt es an mir, euch Beweise zu liefern?“ Gerald nickte. „Bisher ist es keinem gelungen, unbemerkt Golandorians Gemach zu durchsuchen. Wir müssen sehr vorsichtig sein. Da ihr es bis hierher geschafft habt, ohne aufzufallen, glaube ich, dass ihr sogar in Golandorians Gemach eindringen könntet. Findet irgendetwas, womit wir die anderen Ordensritter wachrütteln können.“ Tamara legte die Stirn in Falten. „Und im Gegenzug werden die Gefangenen freigelassen?“ „Ja, ich denke, ich kann für Sir William, den Anführer des Widerstands sprechen und euch dies zusichern. Das geht aber nur, wenn ihr brauchbare Beweise findet.“ Sie nickte. „Ich habe keine Ahnung, wie ihr das vollbringen wollt aber ihr solltet in jedem Fall auf die Fanfaren am Abend warten, die das Ende des Tagesdienstes signalisieren. Die meisten Ritter, außer die mit Sonderdienst, so wie ich, gehen dann zum Essen in die Versammlungshalle, auch Sir Golandorian. Die Gänge der Festung sind dann relativ verwaist.“
„Wo liegt Golandorians Gemach, ich meine, von außen gesehen?“ fragte Tamara. „Nördliche Seite, nahe des Turms im dritten Stock. Es gibt zwar ein offenes Fensterchen, aber verzeiht, so schlank seit nicht mal ihr, dass ihr da durchpassen würdet. Außerdem würde es den Wachen bestimmt auffallen, wenn jemand an der Fassade heraufklettert. Nein, ihr müsst es schon innen probieren. Wenn ihr wollt, könnt ihr gerne hier unten auf die Fanfaren warten, hier kommt kaum jemand runter. Ihr habt Zeit bis morgen Mittag, dann werde ich abgelöst. Sollte es länger dauern wird es wesentlich schwieriger für euch, mich zu treffen, also beeilt euch. Viel Glück, ihr werdet es brauchen.“

Die Zeit bis zum Abend verging nur langsam aber Tamara nutzte die Zeit, um sich einen Plan für ihr gefährliches Unterfangen zurechtzulegen. Sie hatte nicht umsonst gefragt, wo sich Golandorians Zimmer befand. Natürlich war ihr klar, dass sie nicht von außen hineinklettern könnte, zumindest nicht als Mensch. Wie schon gesagt, Größe ist nicht alles... . Genau das hatte der Erzdruide Cheros ihr gesagt, als sie ihm sagte, dass sie sich gerade mal in eine Katze verwandeln könnte. Im freundlichen Arm hatte sie sich dafür geschämt, immerhin brachten es erfahrene Druiden zu Bärengestalt oder ähnliches. Aber nun war ihr eingefallen, dass sich diese zunächst unscheinbare Fähigkeit als nützlich erweisen würde. Als Katze könnte sie ohne weitere Schwierigkeiten die Außenwand bis zu Golandorians Gemach emporklettern und niemand würde sich daran stören. Dennoch war ihr ziemlich mulmig zu Mute. Sie hatte nun die Verantwortung für alle anderen und durfte sich keine Fehler leisten. Sie holte das unscheinbare Amulett hervor, zu dessen Hüterin sie nach der Vernichtung des Hains ernannt worden war. Der „Stern des Waldes“ wirkte nach wie vor wie ein schlichtes Schmuckstück, dass wohl jeder Adlige zum Fenster hinauswerfen würde. „Was immer du vermagst, bring mir Glück“ flüsterte sie und küsste das Amulett, bevor sie es wieder unter ihrem Gewand verschwinden ließ.

Endlich war es soweit, aus dem Exerzierhof erklangen laute Fanfarenklänge. Die Zeit war gekommen, das Grübeln hatte ein Ende. Tamara stand an der Tür zum Kerkergeölbe und lauschte. Von überall in der Festung waren Schritte zu hören, vielfältiges Stimmengewirr und hier und da ein Lachen ließen keinen Zweifel daran, dass die Paladine sich nach dem Tagesdienst nun beim Abendessen ein wenig entspannen wollten. Manchmal waren die Geräusche gefährlich nah und Tamara wich einige Stufen ins Dunkel des Kerkers zurück aber niemand kam herein. Das wäre unangenehm gewesen, denn ihren Stab konnte sie nicht mitnehmen. Kleidung und Rucksack würde sie bei der Verwandlung bei sich tragen können, aber auf etwas sperriges wie ihren Stab würde der Zauber nicht wirken. Schließlich war es wieder still auf dem Gang und Tamara wagte sich nach draußen. Nun muss ich nur ein offenes Fenster finden., dachte sie und horchte an einer Tür, nicht weit vom Zugang zum Kerker. Nachdem sie keinen Mucks gehört hatte, fasste sie sich ein Herz und öffnete sie sie und betrat den angrenzenden Raum. Es war ein schlichter Raum mit nur einem Tisch und ein paar Stühlen darin, möglicherweise ein Verhörzimmer. Aber es war Tamara egal, sie interessierte sich nur für das Fenster an der Außenwand. Vorsichtig wagte sie einen Blick nach draußen und war erleichtert, dass niemand zu sehen war. Nachdem sie das Fenster geöffnet hatte, zog sie sich in eine Ecke des Zimmers zurück und konzentrierte sich. Sie murmelte die Worte der Verwandlung und ließ die Kräfte der Natur sich in ihren Körper entfalten. Sanftes, grünes Licht umfing sie und als es wieder nachließ, schien die Welt ganz anders geworden zu sein. Die Zimmerdecke wirkte viel höher, ebenso der Fenstersims. Ein paar Augenblicke waren nötig, bis sie sich daran gewöhnt hatte, eine Katze zu sein. Und los geht’s...

Mit einem Satz war Tamara zum Fenster hinausgesprungen. Das Zimmer war ebenerdig, so dass sie weich im Gras landete. Sie befand sich in einem Innenhof, der zum Exerzierplatz führte. Ein Blick zum Himmel eröffnete ihr auf der rechten Seite die sinkende Sonne, sie befand sich daher auf der Südseite des Ordenskomplexes. Der Antrittsplatz war in östlicher Richtung und schien der schnellste Weg auf die Rückseite der Festung zu sein. Sie lief an der Außenwand entlang als plötzlich dicht neben ihr ein Stein landete. Jemand lachte und machte einen Katzenlaut nach. Ein Wachposten hatte sich offenbar einen Scherz erlaubt und mit einem kleinen Stein nach ihr geworfen, was sie mit einem verärgerten Fauchen kommentierte und einen Zahn zulegte. Ich verstehe ja, dass dir langweilig ist, aber musst du deshalb auf ein kleines Kätzchen werfen? Schnell hatte sie den kleinen Zwischenfall vergessen, denn sie war um eine weitere Ecke gebogen und nun auf der Nordseite in der Nähe des Turms angekommen. Weit über ihr erspähte Tamara die Öffnung, von der Sir Gerald berichtet hatte. Wenn der wüsste, dass ich doch durch dieses Fensterchen einsteigen würde... Das Mauerwerk war rau und wies genügend Spalten, Risse und Fugen auf, um sich einzukrallen. In Windeseile war die Katze Tamara die Wand hinaufgeklettert und stand in der Öffnung. Sir Golandorian war nicht anwesend. Offenbar war auch er beim Abendessen, wie Gerald es gehofft hatte. Eine echte Katze hätte es kaum besser gemacht freute sich Tamara. Nun denn, schauen wir uns mal um. Erneut versank sie in tiefe Konzentration und stand wenige Augenblicke später wieder als junge Frau in Golandorians Gemach.

An der Einrichtung erkannte sie sofort, dass wohl kein Laufbursche oder Knappe in diesem Quartier lebte. Ein Himmelbett mit weichem Kissen und flauschiger Decke lud zum erholsamen Schlaf ein, die Stühle wirkten fast wie Sessel, der prächtiger Kamin spendete behagliche Wärme. Auch der Schreibtisch, die Schränke und Kommoden waren aus edlen Hölzern gefertigt und schienen von exzellenter handwerklicher Machart zu sein. Auf den ersten Blick wirkte das Zimmer nur pompös aber nicht weiter verdächtig. Sir Golandorian schien ein ordentlicher Mann zu sein, nur wenige Papiere lagen auf dem Schreibtisch aber außer uninteressanter Korrespondenz und Routinebefehlen war nichts zu erkennen. Hm..., wo würde ich etwas verstecken, ein Tagebuch vielleicht? überlegte Tamara. Die Schreibtischschubladen erschienen ihr zu naheliegend, also versuchte sie es zunächst am Nachttisch, ohne Erfolg. In einem der Schränke befanden sich Golandorians Prunkrüstung und seine Privatwaffen, in einem anderen bequemere Kleidung. Verdammt, wo könnte es sein? Sie schob die Hosen zur Seite und tastete weiter in den Schrank hinein. Sie berührte Metall und zog eine kleine Truhe hervor, natürlich abgeschlossen. „Großartig, nun brauche ich den Schlüssel,“ fluchte sie leise. „Moment mal, wo ist denn überhaupt das Schlüsselloch?“ Wie sie die Truhe auf drehte, nirgends befand sich eine Öffnung, auf der Vorderseite war nur eine merkwürdige kreisförmige Vertiefung. Die Vertiefung war nicht homogen, sondern zeigte bei genauerer Betrachtung in der Mitte einen Vogel. Tamara stutzte, irgendwo hatte sie das Zeichen doch schon mal gesehen... Natürlich! Sie holte das Amulett des Söldners aus ihrer Tasche und studierte es. Kein Zweifel, es glich haargenau der Vertiefung auf der Truhe. Ihr Herz schlug schneller, als sie das Amulett in die Vertiefung einsetzte, es passte. Ein leises Summen innerhalb der Truhe signalisierte ihr, das irgendwas passiert war. Rasch hob sie den Deckel ... und merkte zu spät, dass sie voreilig gehandelt hatte.

Ein schwarzer Strahl schoss aus dem Inneren der Truhe auf sie zu. Reflexartig hob sie die Hände schützend vor ihr Gesicht und verwünschte ihre Eile. Nun hatte sie wer weiß was für eine teuflische Falle ausgelöst und war gescheitert. Womöglich würde sie die schwarze Magie gleich vernichten. Doch sie spürte keine Schmerzen, alles um herum blieb still. Bin ich etwa tot und habe es nicht gemerkt? Langsam öffnete sie ihre Augen und fand sich immer noch in Golandorians Quartier, vor der kleinen Truhe kniend, die nun offen und ungefährlich war. Ihre Brust fühlte sich plötzlich heiß an. Tamara fasste unter ihr Wams und berührte den „Stern des Waldes“. Von ihm schien die Hitze auszugehen, nicht von einer Verletzung durch den schwarzen Strahl. „Offenbar hat das Medaillon die schwarze Magie aufgesaugt. Oh, Mächte der Natur, ich danke Euch!“ Unendlich erleichtert widmete sie sich wieder der Truhe. Im Inneren befanden sich eine Glaskugel, sonstiges Zauberergerümpel und ein paar kleine Bücher. Tamara grinste triumphierend und schlug eines der Bücher auf. Doch das Lächeln verschwand schnell, als sie die Einträge in Golandorians Tagebuch überflog. Sie hatte es ausgerechnet auf der Seite aufgemacht, wo dieser den Auftrag einer Söldnergruppe beschrieb, einen Druidenzirkel auf der Suche nach mächtigen Artefakten zu überfallen. Doch der Eintrag war einige Monate zurück. Hatte er noch mehr Druiden auf dem Gewissen? Golandorian beschrieb auch die Aktivitäten des Kults der Krähen, wie dieser irgendwo tief unter der Festung im geheimen operierte und den Orden unterwanderte.

Obgleich sie die grausige Lektüre fesselte, riss sich Tamara los und stopfte das Tagebuch in ihre Hose. Sie durfte keine Zeit verlieren. Schnell schloss sie die Truhe und zog das Amulett aus der Vertiefung. Anschließend stellte sie die Truhe in ihr Schrankversteck zurück und schob die Kleidung so zurecht, wie sie sie vorgefunden hatte. Ein letzter Blick durch das Gemach... ja, sie würde es verlassen, ohne Spuren zu hinterlassen. Rasch verwandelte sie sich wieder in ihre Katzengestalt und verschwand auf gleichem Wege aus dem Quartier des Prälaten, wie sie auch schon gekommen war.

Der Rückweg verlief ohne Komplikationen, es war inzwischen leicht dämmrig. Sogar das Fenster in dem vermeintlichen Verhörzimmer war noch offen, anscheinend hatte niemand den Raum betreten. So dauerte es keine fünf Minuten, bis Tamara wieder im Kerker war und auf Sir Gerald traf. „Schon wieder zurück?“
„Ich habe, was ihr wollt. Ein Tagebuch aus Sir Golandorians Feder. Doch zunächst, sagt euch der Kult der Krähen etwas?“
Sir Geralds Mine verfinsterte sich. „Das ist ein sehr unangenehmes Kapitel für unseren Orden gewesen. Es war ein ziemlicher Kampf, bis der Kult damals zurückgeschlagen werden konnte. Er operierte im Dunklen und wollte die Kontrolle über Tiefwasser und das umgebende Land erlangen.“
Tamara nickte grimmig. „Sieht so aus, als gäbe es eine Fortsetzung. Bitte seht selbst, ziemlich unschön, was euer Prälat so im Schatten treibt.“

„Das ist zweifellos Golandorians Handschrift,“ murmelte Sir Gerald. Ein paar Einträge genügten, um ihn zu erschüttern. „Ich muss sofort zu Sir William, wartet hier.“
„Könnt ihr denn einfach euren Posten verlassen?“ widersprach Tamara. „Nun, auch ein Wachposten im Kerker darf sich eine Stärkung holen. Ich bin sofort zurück.“

Kurze Zeit später kehrte Sir Gerald mit einem weiteren Paladin zurück. Dieser wirkte deutlich älter und würdevoller. Er hatte schwarze Haare, in denen sich hier und dort auch schon ein Graues befand. Sein Gesicht zeigte einige Falten, doch die Augen wirkten entschlossen. Er nahm das Tagebuch entgegen und auch bei ihm verfehlte es nicht seine Wirkung. „Sir William, das ist die Frau, die das Tagebuch besorgt hat.“
„Gräfin Tamara von Schneefels, sehr erfreut, Sir William, Sir Gerald.“ Der ältere Paladin schüttelte ihr die Hand. „Das sind wahrlich beängstigende Neuigkeiten aber vielleicht bietet sich uns jetzt die Möglichkeit, eine offene Rebellion gegen Sir Golandorian zu organisieren. Sir Gerald hat euch in meinem Namen die Freiheit eurer Kameraden zugesichert. Ich werde im Dienstplan eine Änderung vornehmen, sodass zumindest morgen noch einmal einer von unserer Widerstandsgruppe die Kerkerwache übernimmt. Meistens lässt Golandorian die Gefangenen eine Weile schmoren, bevor er sich ihnen widmet. So wird es zumindest nicht gleich auffallen, wenn die Zellen leer sind. Die Sache kommt ins Rollen, die nächsten Tage und Stunden werden entscheidend sein.“

Gleich darauf wurden Frank, Dynaheir und Quorthon freigelassen und standen dankbar zusammen mit Sir Gerald, Tamara und Sir William um den Tisch der Kerkerwache versammelt, gespannt, wie es nun weitergehen würde. Doch was war das? Dynaheir folgte noch ein kleines Wesen... ein Kreischling.
 
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Auch wenn Belg wie alle Kreischlinge den Schutz der Dunkelheit bevorzugte, war ihm die Dunkelheit dieses Gemäuers der Großen unheimlich. In den Wäldern fand er überall Schutz und Unterschlupf, doch hier war alles glatt und kahl und feucht. Vergeblich blickte der Kreischling sich nach einem Ausweg um. Doch der einzige Weg der von diesem Ort fort führte schien der enge Aufstieg zu sein, vor dem eine kleines Rudel der Großen stand. Belg erblickte drei große und ein kleines Männchen, wie er vermutete, und zwei Weibchen. Kurzzeitig schöpfte der Kreischling Hoffnung, doch seine Freundin war nicht dabei. Einige von ihnen hielten Feuer in ihren Krallen, was die Menschlinge noch bedrohlicher wirken ließ.
Er wußte, daß sie ihn längst entdeckt hatten. Ihre Laute waren verstummt, als sie in seine Richtung starrten.
Langsam stellten sich seine Nackenhaare auf, und er rümpfte die Schnauze, als er leise aber drohend zu knurren begann.
Er wußte, wenn er am Leben bleiben und von diesem Ort flüchten wollte, dann mußte er an diesen Menschlingen vorbei.
Vorsichtig bewegte der Kreischling sich auf das Rudel zu. Seine Augen suchten nach einer Lücke zwischen den Läufen der Großen durch die er schlüpfen könnte, mit jedem Schritt näher wurde sein Knurren lauter.
Es wäre sicherlich für ihn einfacher gewesen, wenn sich die Großen auf ihn zubewegen würden, doch die standen regungslos da und starrten auf den Kreischling.
Als Belg bis auf zwei Lauflängen an die Menschlinge herangetreten war, blieb er stehen. Sein knurrend blickte er auf die Menschlinge und er fühlte wie sein Herz raste. Einige Augenblicke hielt der Kreischling so inne. Augenblicke die zur Ewigkeit wurden. Es schien aussichtslos auf einen Fehler der Großen zu warten, nur das leise metallene Schaben war zu hören, als die zwei der Menschlinge ihren Stahl herauszogen.
Belg wartete und knurrte immer lauter. doch es schien vergeblich. Keiner der Menschlinge bewegte sich vor.
Aber in dem Moment als Belg allen Mut der Verzweifelung zusammennahm, passierte es, daß sich einer der Menschlinge auf ihn zuschritt, und ihn mit einen stählernen Krallen zu packen versuchte.
Belg sprang zur Seite und der Große Griff ins Leere. Das war der Moment auf den der Kreischling gewartet hatte. Er stürmte vor, schlug ein paar Haken und entwich durch die Beine der Menschlinge.
Hastig, von seiner Angst getrieben, stürmte der Kreischling den Aufstieg hinauf...
...und fand sich plötzlich vor einer hölzernen Wand wieder, die ihm den Weg versperrte.
Panisch kratzte und nagte der Kreischling an der Wand, doch sie gab nicht näher.
Er vernahme schnelle Tritte hinter sich und als er sich umsah, sah er das Menschlingsrudel den Aufstieg heraufkommen.
Noch wilder als zuvor kratzte er an der hölzernen Wand. Nun sass er endgültig in der Falle.
Und die Schritte kamen immer näher!
 

Dynaheir

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Der Paladin schloss ihre Zelle auf. Die vergitterte Tür öffnete sich mit einem leisen Quietschen und es klang wie Musik in Dynaheirs Ohren. Sie lächelte, stand auf und trat hinaus, um auf dem Gang Frank, Quorthon, die fremde Druidin und zwei Paladine anzutreffen.
- "Das sind wahrlich beängstigende Neuigkeiten aber vielleicht bietet sich uns jetzt die Möglichkeit, eine offene Rebellion gegen Sir Golandorian zu organisieren."
- "Dieser Ort ist also noch nicht völlig verdorben", bemerkte die Elfe lächelnd und musterte Sir Gerald, der sich ein wenig verlegen am Kopf kratzte. Einen Moment später erstarb ihr Lächeln, sie schüttelte langsam den Kopf.
- "Ja, dieser Beweis ist eindeutig, dass wir schnell handeln müssen. Aber uns muss jetzt auch klar sein, dass hier etwas sehr mächtig ist. Vielleicht zu mächtig für uns.
Wie viele von euch wären es, die sich auf unsere Seite stellen würden? Wie schnell könnten sie hier sein? Und können wir ihnen wirklich trauen? Viel zu oft klammern sich die Ängstlichen an den, den sie für den Stärkeren halten. Und das sind in diesem Falle sicher nicht wir."
Sie seufzte.
- "Wieviel Zeit bleibt uns?"
Im gleichen Moment schoss ein Kreischling an ihr vorbei. Die Gruppe ging ihm nach und sah, wie er verzweifelt an der Tür, die nach oben führte, kratzte.
Dynaheir drehte sich um und sah den verwunderten Frank.
- "Sag mal, was ist hier eigentlich los?"
 

Dynaheir

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*schieb*
 

Slartibartfaß

Nörgelnder Gnom
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Quorthon kam mit der Entwicklung der Ereignise alles andere als leicht zurecht. Kaum hatte er begonnen, sich zu fragen, wohin Onkel Quayle verschwunden und wieso er gefangen war, da war er auch schon weider befreit und stand mit seinen Freunden zwei Paladinen gegenüber, die sofort begannen, sich hektisch mit Frank und Dynaheir auszutauschen und genauso gekleidet waren wie dieser zhausragadin. Also waren es Feinde, oder? Oder nicht? Und wie war das jetzt überhaupt mit der ganzen Situation? War war hier genau los? Quorthon versuchte verzweifelt, sich zu konzentrieren und das Gehörte in ein nachvollziehbares Korsett zu zwängen: Also Onkel Quayle war ein Diener des... nein, falsch! Der Diener von Onkel Quayle.... ach, Unsinn! Sir Zhausragadin war ein Diener des Bösen, der diesen Orden hier unterwandern wollte. Mit Hilfe eines Kultes der Raben..nee, Moment...Krähen! Genau, Krähen!... also mit Hilfe dieses Kultes wollten die Tiefwasser unter Kontrolle bekommen.
Klang beängstigend...irgendein Gedanke versuchte mit aller Macht, sein Bewußtsein zu erreichen...
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ONKEL QUAYLE! Was hatte die junge der beiden Blechdosen gesagt? 'Viele von ihnen sind... verschwunden...'

Der Kerkermeister fühlte sich heftig an der Hand gezogen. Als er nach unten sah, geriet ein kleines, in Tränen aufgelöstes Gesicht in sein Blickfeld und eine halberstickte Stimme drang an sein Ohr:
"War... auch ... auch ein Gnom ... hier?"

Quorthon hatte nach seinem Empfinden noch niemals soviel Angst vor einer Antwort gehabt...
 
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