Morrowind Fortsetzungsgeschichte

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Svala

Langschläferin
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Keyno Tong - Molag Mar

Und wieder eine Nacht durchwacht. Wie hätte sie auch schlafen sollen mit dem Gedanken, dass ihr Piratenverehrer jeden Moment in ihre Kabine hereinkommen könnte. So hatte sie lediglich ihre Lederstiefel ausgezogen und hatte sich auf das Bett gesetzt, ihr Schwert in der Hand und ihr Blick starr auf die Tür gerichtet. Da aber lange Zeit nichts passierte, begann Valeria sich locker hinzusetzen und ihre Gedanken schweifen zu lassen. Und natürlich blieben ihre Gedanken bei Julia hängen und bei der bangen Frage, ob es ein Heilmittel für die Freundin gab. Ihre Gedanken drehten sich dabei immer im Kreis bis Valeria sich schließlich zwang, an etwas anderes zu denken. Es hatte keinen Sinn, sich verrückt zu machen. Die Zeit bis zum Morgen schien eine Ewigkeit zu dauern. Irgendwann hörte sie fröhliches Lachen aus der Kabine nebenan. Na wenigstens eine Person schien sich auf diesem vermaledeiten Schiff zu amüsieren und es konnte ja nur eine sein. Diese merkwürdige Bosmer, die Draco einen Harem angedichtet hatte. Wie sie wohl auf eine derartig absurde Idee gekommen war? Und mit wem amüsierte sie sich da wohl? Hatte sie sich wohl einen von den Piraten geangelt. Ach, eigentlich wollte die Nord es gar nicht wissen.

Es kam ihr wie eine Erlösung vor, als es an ihre Tür klopfte und Draco verkündete, dass sie bald da wären. Die Nord zog ihre Stiefel an und ging an Deck, wo sie sich zu Julia und Elindor gesellte. Als Dana mit Kela im Schlepptau auftauchte, machte Valeria große Augen. Zum ersten Mal überhaupt sah sie die Bretonin lächeln.
‚Sie wirkt wie ausgewechselt.’
Die folgende Diskussion ließ Danas Lächeln allerdings sogleich wieder verschwinden. Valeria konnte kaum glauben, dass Dana darauf bestand, die Bosmer mit ihnen reisen zu lassen. Valeria hatte so das Gefühl, der nächste Ärger mit Kela würde nicht lange auf sich warten lassen. Zunächst aber musste die Nord sich mit ihrem ganz persönlichen Ärger herumschlagen und der hieß Velfred. Der Pirat hinderte sie nämlich gerade daran, zusammen mit ihren Freunden eine Herberge aufzusuchen, weil er ihr offenbar etwas furchtbar Wichtiges zu sagen hatte. „Eins muss man ihm lassen, hartnäckig ist er.“ Draco schien sich köstlich zu amüsieren. „Du kannst Velfred gerne haben.“, knurrte die Nord leise zwischen zusammengebissenen Zähnen hindurch und verdrehte die Augen.
„Bei uns ist es üblich, dass man sich verabschiedet und sich für die Gastfreundschaft bedankt.“, sagte Velfred und seine Augen hingen an Valeria fest.
‚Für deine sogenannte Gastfreundschaft haben wir nicht gerade wenig bezahlt, du Halunke.’
„Lebt wohl.“, sagte sie zu Velfred und wandte sich dann an ihre Gefährten. „Wir sollten uns beeilen, also gehen wir.“
„Nein, wartet, ich habe Euch noch etwas zu sagen, schöne Nord. Wenn Ihr wollt, begleite ich Euch natürlich auch gerne zu einem gemütlichen Tavernenzimmer.....“ Valeria erlebte wieder ein paar peinliche Momente und sie registrierte sehr wohl das Kichern und mehr oder weniger breite Grinsen ihrer Freunde. Wie es aussah, kam sie um ein neuerliches Gespräch unter vier Augen mit dem Kapitän nicht herum. „Geht schon mal vor, ich komme nach. Die Herberge werde ich schon finden.“

Alleine mit Velfred schloss sie kurz die Augen und atmete tief durch.
‚Immer schön ruhig bleiben.’
Dann sah sie den Kapitän mit ruhigem, festen Blick an. „Wenn Ihr der Meinung seid, ich müsste mich bei Euch auf ganz spezielle Art für die Überfahrt bedanken, dann habt Ihr Euch geirrt. Ihr habt wahrlich genug Draken dafür eingesteckt und...“
„Nicht doch, woran denkt Ihr!“, fiel Velfred ihr ins Wort. „Darum geht es doch gar nicht. Ich habe etwas für Euch und ich kann Euch nicht gehen lassen, bevor Ihr mein Geschenk nicht bekommen habt.“ „Velfred, ich bitte Euch, Ihr verschwendet nur Eure Zeit mit mir.“ Wieso sah er das nicht ein?
„Für eine Frau wie Euch ist nichts verschwendet. Euer Liebreiz....“
„Schon gut, schon gut.“, unterbrach Valeria ihn mit rotem Kopf. Der Schiffsmeister Rindral war soeben in der Nähe aufgetaucht und stand nun in Hörweite der beiden Nord. Auch das noch.
„Ihr werdet mein Geschenk also annehmen?“ Velfred grinste zufrieden.
„Das kommt darauf an, was es ist. Immerhin seid Ihr Pirat und ...ähm...“
„Oh, macht Euch nur keine Sorge. Mein Geschenk für Euch ist ein Gedicht. Ich habe es selbst geschrieben.“ Velfred war sichtlich stolz auf diese Tatsache. Valeria machte große Augen. Ein Gedicht aus der Feder eines Nordpiraten?
„Oh weh...“, murmelte sie.
„Was habt Ihr gesagt?“
„Ach, nichts. Nun, dann...ähm... Tut, was Ihr tun müsst.“ Die Nord warf einen Blick über ihre Schulter und sah den Schiffsmeister grinsen. Es würde sie nicht wundern, wenn er sich gleich auf dem Boden wälzen würde vor Lachen. Velfred zog ein leicht ramponiert aussehendes Stück Papier aus der Hosentasche, faltete es auf und räusperte sich. In dem Moment tat es Valeria beinahe leid, wie Velfred sich abmühte. Dass sich ein Pirat die Mühe machte, ein Gedicht zu verfassen, war wohl ein absoluter Einzelfall. Vielleicht hätte sie ja sogar die Möglichkeit, Velfred von seinem Piratenleben wegzubringen, wenn sie sein Herz erhören würde. Aber er war nun mal nicht ihre Wahl und daran würde auch das Gedicht nichts ändern, auch wenn es eine rührende Geste darstellte.
„Leider sind es nur zwei Strophen. Die Zeit hat nicht für mehr gereicht, obwohl Ihr natürlich mehr verdient habt. Also...“ Velfred räusperte sich und begann zu sprechen:

„Der Klippenläufer schreit so laut,
mein Herz, das schreit nach dir
du bist so wundervoll gebaut
Ach Landsfrau, komm zu mir

Beißt wem der Schlachterfisch ins Bein,
dann schmerzt das ziemlich lange
Und wirst du Holde niemals mein,
erschlag mich mit ’ner Zange.“

Velfred sah seine Landsfrau erwartungsvoll an. Valeria hatte so einige Barden gesehen und deren Werke vernommen. Nicht alles waren Meisterwerke gewesen. Der eine konnte vielleicht nicht so mitreißend erzählen, der andere reimte weniger originell,.... Velfreds Gedicht jedoch unterbot alles, was sie bis jetzt gehört oder gelesen hatte. Sie blickte in sein erwartungsvolles Gesicht und hatte Mühe, die richtigen Worte zu finden. Beleidigen wollte sie ihn ja nun wieder nicht, immerhin hatte er sich wirklich Mühe gegeben. Der Schiffsmeister sah das offenbar anders, er prustete im Hintergrund vor sich hin und wischte sich die Lachtränen aus den Augen. Velfred beachtete ihn gar nicht, er hatte nur Augen für Valeria.
„Das ist... wirklich sehr nett von Euch. Ein wirklich... schönes Gedicht habt Ihr da geschrieben und ich weiß es zu schätzen, dass Ihr so etwas für mich getan habt. Es ist nur...“
„Was denn?“
„Ich bin nun mal nicht in Euch verliebt. Wie ich schon sagte, Ihr verschwendet nur Eure Zeit mit mir.“
„Ach schöne Landsfrau, seid Ihr immer noch schüchtern mir gegenüber? Das müsst Ihr doch nicht sein. Vielleicht wird Euch das überzeugen...“
Valeria kam nicht mehr dazu, zu fragen, was er meinte. Im nächsten Moment war Velfreds Gesicht direkt vor ihrem und als Valeria vor Schreck die Augen aufriss, fühlte sie auch schon, wie Velfreds Lippen sich auf ihre pressten. Einen Augenblick lang stand sie starr vor Schreck, dann kam wieder Leben in ihre Glieder und sie stieß Velfred mit beiden Händen heftig von sich. Der Pirat taumelte zurück und wäre beinahe hingefallen, konnte sich im letzten Moment aber noch fangen.
„Oh Gott...“, stieß Valeria angeekelt hervor und wischte mit ihrem Handrücken über ihren Mund als ob das die ungewollte Berührung rückgängig machen könnte. Entsetzt sah sie den Piraten an, den sie eben noch bedauert hatte. Sie wollte ihn anschreien, ihn schlagen, irgendetwas tun, um ihn zu bestrafen, doch sie konnte es einfach nicht. Stattdessen drehte sie sich um und rannte davon.

Velfred sah Valeria enttäuscht nach bis sie im Aufgang verschwunden war. Einen Moment lang überlegte er, ihr nachzulaufen, aber das offensichtliche Entsetzen, das sein Kuss ausgelöst hatte, hinderte ihn daran. Diesmal hatte er es wohl vergeigt, und zwar gründlich. Es würde nicht einfach werden, sie wieder für sich zu gewinnen, aber aufgeben würde er nicht, oh nein! Er fragte sich nur, wie der Bosmer es geschafft hatte, von ihrem Opfer zu ihrem Befehlshaber zu werden. Bei seiner ersten Begegnung mit den beiden hatte sie ihn noch in ihrer Gewalt gehabt und jetzt folgte sie seinem Kommando. Was war denn schon dran an diesem kleinen Waldelfchen? Und wie der sich aufgespielt hatte! Hatte drohend seine Messerchen gezeigt und nur wenig später vor dem Kapitän auf dem Boden gelegen. Velfred schüttelte den Kopf und verstand die Welt nicht mehr. Er ging an Rindral vorbei zu seinem Schiff, als ihm die mühsam beherrschte Miene des Dunmers ins Auge fiel. Offensichtlich kämpfte der Elf einen Heiterkeitsanfall nieder.
„Was ist?“, knurrte Velfred ihn an.
Der Schiffsmeister konnte nicht länger an sich halten und grinste breit. „Vielleicht probiert Ihr es das nächste Mal mit einem Liedchen?“ Dann war auch der Rest seiner Beherrschung dahin und er lachte schallend. Kurz darauf landete Velfreds Faust in der Magengegend des Elfen, dem - im wahrsten Sinne des Wortes - schlagartig die Luft wegblieb. Der Pirat verzog keine Miene und sagte mit ruhiger, beinahe gleichgültig klingender Stimme: „Nächstes Mal wird’s mein Krummsäbel sein.“ Dann wandte er sich ab und ging wieder an Bord der Grytewake.

Valeria hatte sich in ihrem Zimmer in der Herberge zum Hl. Veloth eingeschlossen und saß mit angezogenen Knien auf dem Bett. Nicht mal Wasser und Seife hatten geholfen, diese widerliche Berührung zu entfernen. Wenn sie die Augen schloss, erschien sofort das Bild von Velfreds Gesicht ganz nah vor ihrem.... Valeria beschloss, dass sie Männer nicht mochte. Naja, nicht alle. Aber alle Nordmänner ganz bestimmt. Ihre Stimmung war auf dem Tiefpunkt angelangt. Sie war müde, aber sie war sich sicher, welcher Art ihre Träume sein würden, wenn sie ihrem Schlafbedürfnis nachgäbe. Ihre Ausrüstung war gepflegt und einsatzbereit, damit konnte sie sich also auch nicht ablenken. Valeria ließ ihren Zeigefinger über die Klinge ihres Schwertes gleiten und verharrte plötzlich mitten in der Bewegung. Es war ein ganz normales Stahllangschwert! Damit konnte sie doch gar nicht vernünftig gegen Vampire antreten!
Valeria stützte ihren Kopf in die Hände und seufzte. Das war wirklich keine guter Tag heute. Dummerweise waren ihre Freunde bereits alle verschwunden und sie konnte mit nicht mit ihnen reden. Aber wozu auch?
‚Ich kann sie doch nicht schon wieder um eine Spende bitten.’
Valeria hielt es nicht länger aus, untätig herumzusitzen. Sie verließ das Gasthaus und fragte einen älteren Hochelfen nach ortsansässigen Schmieden. Der Altmer sagte, es gäbe zwei Schmiede in Molag Mar: Saetring in der Bodensektion und Hakar in der Redoranischen Festung.
‚Beides Nord. Na fantastisch.’
Sie bedankte sich für die Auskunft und überlegte zähneknirschend, welchen von den beiden sie aufsuchen sollte. Sie entschied sich für Hakar, denn der war immerhin ein Redoran. In der Festung brauchte sie gar nicht lange zu suchen, die Schmiede befand sich im Eingangsbereich. Zwei Kriegswappenträger grüßten Valeria kurz, als sie hereinkam und widmeten sich dann wieder ihrem Gespräch. Sie schienen sich über ihren gemeinsamen Bruder zu streiten, der seine Schulden bei einer Schmiedin in Ald’ruhn nicht bezahlen wollte. Es ging um eine Summe von 2000 Draken, wie Valeria mit einem Ohr mitbekam.
‚Der arme Kerl, der soviel Geld auftreiben muss. Da bin ich ja noch gut dran.’

Sie näherte sich den Regalen, auf denen Hakars Werke lagen und war enttäuscht. Es waren nur wenige Waffen und Rüstungsteile zu sehen und es war nichts dabei, was sie benötigte. Hakar hatte das enttäuschte Gesicht der Nord entdeckt und fragte sie, ob er ihr helfen könne.
„Ist das alles, was Ihr habt?“, fragte Valeria.
„Natürlich nicht.“, entgegnete Hakar gut gelaunt. „Sagt mir einfach, was Ihr braucht und ich werde in meinen geheimen Kisten danach suchen oder ganz speziell für Euch etwas schmieden.“
„Ich suche nach einem Langschwert, mit dem man Vampire effektiv bekämpfen kann.“
„Ihr seid auf Vampirjagd? Das nenne ich mal ein lohnendes Ziel! Da empfehle ich ein Schwert mit Feuerzauber, das dürfte den Untoten am meisten zu schaffen machen. Ist freilich nicht billig und ich habe leider nur eins mit einer eher geringen Verzauberung da. Da seid Ihr vielleicht besser mit einem Silberlangschwert dran. Das wirkt bei jedem Schlag und Ihr braucht nicht zu warten, bis sich die Magie wieder regeneriert hat.“
Valeria hielt dem Schmied ihr Schwert hin. „Was würdet Ihr mir dafür geben?“
Hakar nahm die Waffe entgegen und prüfte sie gründlich. „70 Draken.“
Valeria nahm ihr Schwert zurück und fragte mutlos: „Ich nehme nicht an, dass das genug für eine Eurer Waffen ist.“
Der Schmied schüttelte den Kopf. „Nein, wirklich nicht.“
„Schon gut. Schönen Tag noch.“, murmelte Valeria und verließ die Festung. Den Besuch bei dem anderen Schmied konnte sie sich sparen.
‚Ich bin nutzlos für meine Gefährten, wenn ich keine andere Waffe habe.'

Sie setzte sich auf die Treppenstufen unter dem Torbogen und starrte missmutig in die öde Landschaft, in welche die Stadt eingebettet war. Wie lang sie dort saß, konnte sie nicht sagen. Irgendwann ertrug sie den Anblick nicht mehr und kehrte in die Herberge zurück. Veldan und Draco saßen an einem der Tische und hatten wohl gerade etwas gegessen. Beide sahen sehr glücklich aus, ihre strahlenden Gesichter hätten die Sonne glatt vor Neid erblassen lassen. Wie konnte man nur derart glücklich sein in einer so miesen Umgebung, an einem so miesen Tag?
Die Dunmer bemerkte Valeria und ihr 3-Tage-Regenwetter-Gesicht und winkte ihr zu. Die Nord trottete zu den beiden Elfen und versuchte ein Lächeln, aber es endete in einer ungewollten unglücklichen Grimasse.
„Was ist denn mit dir los?“, fragte Veldan.
„Ach nichts..... ich hab nur.... ich brauche.... meine Waffe taugt nicht zum Vampire jagen und ich hab kein Geld, keine müde Drake mehr. So habt Ihr gar nichts davon, dass ich mitgekommen bin. Tut mir leid.“ Valeria sah von Veldan zu Draco und wieder zurück und war verwirrt. Wieso grinsten die beiden so schelmisch?
„Gegen Geldmangel hab ich was für dich.“, sagte Draco leise und drückte ihr unauffällig einen kleinen Lederbeutel in die Hand. Der Beutel war ziemlich schwer und voll. Ungläubig sah Valeria auf den in Leder gehüllten Drakensegen und dann zu den beiden Elfen.
„Was... woher kommt das?“
Draco bedeutete ihr, den Beutel gut zu verbergen, doch die Nord zögerte. Sie wollte erst wissen, was es damit auf sich hatte.
„Das ist ein kleines Geschenk für dich. Ist nicht viel, nur etwas weniger als 2000 Draken, wenn man die Edelsteine mit einrechnet...“, erklärte Draco todernst. Valeria schnappte nach Luft. So viel! Jetzt grinste der Waldelf wieder. „Ist doch nett von Velfred, Dir all sein Geld zu überlassen, oder?“
Valerias Gesicht verfinsterte sich. Sie wollte diesen Namen eigentlich nie wieder hören. Ihr Blick wanderte wieder zu dem Beutel. Konnte sie das annehmen? Es war immerhin gestohlenes Geld. Aber von einem Piraten gestohlen. Und zwar vom widerlichsten Piraten, den Vvardenfell zu bieten hatte. Mit einem grimmigen Gesichtsausdruck nickte Valeria. „Tausend Dank, Draco, ich nehme es an.“ Die beiden Elfen lächelten. „Aber nicht, ohne dass Ihr beiden Euch etwas davon nehmt. Bitte.“, fuhr sie fort. Draco lehnte ab, er brauche nichts, aber Valeria blieb hartnäckig. Schließlich suchte er sich einen wunderschönen funkelnden Rubin heraus mit der Bemerkung, er würde ihn an Veldans schöne Augen erinnern. Die Dunmer lächelte.
Valeria verabschiedete sich von den beiden, sie würde jetzt erst mal einkaufen gehen. Mit einem warmen Gefühl der Dankbarkeit machte die Nord sich wieder auf den Weg zu Hakars Schmiede.
‚Unglaublich, was dieser Waldelf alles fertig bringt.’

Als die Nord etwa eine Stunde später wieder aus der Redoran-Festung trat, trug sie ein Stahl-Flammenschwert und ein Silberlangschwert bei sich und ihren Lederharnisch hatte sie gegen ein nordisches Kettenhemd mit langen Ärmeln getauscht. Valeria genoss das Gefühl, endlich mal wieder vernünftig gerüstet zu sein. Jetzt würde sie erst einmal in aller Ruhe etwas essen und sich dann bis zur Dämmerung schlafen legen. Dann konnte der Tanz mit den Vampiren von ihr aus beginnen.
 
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Faerlanthis

Steppenwolf
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Galdhren in Erwartung der Keyno Tongs

Wolken zogen gleich grauen Bändern am Horizont entlang. Manche lagerten sich gar müde und träge vor der roten Morgensonne und machten Molag Mar wieder zu einem dunklen, unwirtlichen Ort am Rande der Molag Amur. Doch Galdhren wollte kein weiteres Weh klagen, damit hatte er ohnehin schon zuviel Zeit vergeudet. Es galt nun, sein Schicksal zu akzeptieren, missliche Umstände als Herausforderung anzusehen, aus welchen man gestärkt und gefestigt hervorgeht.
Es war in diesem Moment, als sich Galdhrens Gesichtszüge entkrampften und ein leises Lächeln auf seine Lippen trat. Er sah sich in Gedanken von der knorrigen Planke des Schiffes eilen, das ihn Hals über Kopf an diese Küste gebracht hatte; er sah sich wieder mutlos und unentschlossen vor der Herberge zum Hl.Veloth ausharren und wie er dort just von dem rätselhaften Dunklen niedergerannt wurde, welcher sich letztlich als Velryn Desseni zu erkennen gab und überdies als sein bisher einziger Verbündeter in dieser rauen Welt hervortrat. Dann sah er Orns Omaren, den kümmerlichen Dunmer, wie er ihm erbost das Schreiben Dessenis zuwarf. Fast hätte Galdhren irrtümlich wieder in seiner Herberge gestanden und ihn mit allem Zorn und aller Wut zur Rede gestellt. Und Omaren, der arme Wurm, wäre völlig zu Unrecht zur Rechenschaft gezogen worden. Seine ersten Stunden auf Vvardenfell waren in der Tat ähnlich der ersten Gehversuche eines Neugeborenen. Strauchelnd und stolpernd setzte er einen Fuß vor den anderen. Was hatte nur der Dunkle von ihm gedacht? Er musste ein entsetzlich schwächliches Bild von dem jungen Streicher gewonnen haben, und wahrscheinlich würde es ihn gar wundern, wenn Galdhren noch beim nächsten Mond unter den Lebenden weilen sollte. "Gefühle können einem den richtigen Weg weisen, aber auch fehlleiten", hatte ihm Desseni noch zu verstehen gegeben. Wohl war, schon zu oft ist ihm letzteres in seinem jungen Leben widerfahren. Er hatte in seiner Raserei schon so manchen Freund vor den Kopf gestoßen, diese und jene ihm gut und lieb gesonnene Seele tief verletzt. Doch immer wurde ihm unter salzigen Tränen verziehen – immer, bis auf das eine Mal, wo jede Einsicht und jede Besinnung zu spät war.
Galdhren sah auf und ließ seine Augen über die schwarze See wandern. Traurige Augen waren es ob dieses letzten Gedankens geworden, glänzende und dem Weinen nahe Augen. Aber er mochte nicht weiter darüber nachdenken und seine dunkelsten Stunden in Erinnerung rufen wollen. Das Vergangene ist vergangen, dort können seine Hände nichts mehr zum Guten wenden. Aber im Hier und Jetzt hatte er die Möglichkeit. Und er wolle sie ergreifen, um seiner Seele tiefen Schmerz zu lindern.
Als sich die Sonne kurzzeitig durchzusetzen vermochte und die grauen Wolkenbänder durchbrochen hatte, glaubte Galdhren am Horizont ein flinkes Schiff mit gespanntem Vorsegel ausgemacht zu haben, das geradewegs auf die Küste zusteuerte. Die Keyno Tongs, schoss es ihm plötzlich durch den Kopf, und dieser Gedanke sorgte für Zerstreuung und blies wie ein frischer Wind alle vorangegangen fort. Wie gefesselt starrte er auf das sich rasch nähernde Schiff. Weil es sich aber auch gut um jedes anderes Schiff drehen konnte als das der Keynos, beschloss er, sich auf zum Hafen zu machen und sich dort Gewissheit zu verschaffen. Jäh sprang er auf und lief mit langen, starken Schritten an der Küste entlang. Über seinem Kopf kreisten die Möwen, die lautstark ihre Stimmen erhoben hatten und den neuen Tag mit allerlei Gelärm begrüßten. Laut und lebendig rauschte das Meer in seinen Ohren, knirschte der Aschestaub unter seinen Füßen. Erstmals waren seine Sinne scharf genug für derartige Wahrnehmungen. Die lachenden Möwen, das rauschende Meer, der knirschende Aschestaub – in ihnen schien sich verstecktes Leben zu räkeln, lebendiges Leben an einem vermeintlich tot geglaubten Ort.

Als er nach kurzem, forschen Marsch zu der Bootsanlegestelle gelangte, fand er denn Herrn Verantwortlichen noch schlafend vor. In langen, regelmäßigen Abständen blies dieser die Luft beim Atmen pfeifend ein und aus, kratzte sich plötzlich im Gesicht, drehte sich dann nach links und fuhr wieder mit ersterem fort. Galdhren räusperte sich.
"Morgen, Herr", sprach der Waldelf, doch rührte sich nichts. "GUTEN MORGEN!", setzte Galdhren schließlich nach, woraufhin der andere erschrocken hochfuhr und schrie:
"Jawohl, Sir! Die Kartoffelkisten werden noch heute Abend abgeladen und im Zollhaus zur Untersuchung auf versteckten Mondzucker untergestellt!"
"Sir? Kartoffelkisten? Mondzucker?" Galdhren sah den hageren Dunmer unverständlich an.
"Ach", ächzte dieser, "ich dachte Ihr seid... egal, vergesst es. Warum stört Ihr mich überhaupt? Was wollt Ihr von mir?"
"Das Schiff", fragte der Waldelf auf die See zeigend, "was wisst Ihr darüber zu berichten?"
"Ist 'n Schiff auf Holz, schätz' ich. Recht flott unterwegs, in den Segeln hängt straff der Wind. Wird bestimmt bald hier anlegen." Galdhren funkelte den Dunmer forsch an. "Was? Wie? Ihr versteht wohl keinen Spaß, hm? Also gut, 's kommt aus Osten, genauer aus Hla Oad, glaub ich zumindest. Führt keine besonderen Waren oder dergleichen, sondern hat nur 'n Haufen Gesocks mit an Bord. Dunmer, Bosmer, Bretonen und was weiß ich nicht noch. Wahrscheinlich irgend so 'ne lust'ge Abenteuergruppe neben einfachen Reisenden, die sich hier wohl mal die Hörner abstoßen will. Na meinetwegen. Sollen die doch ihre Schwerter schartig schlagen. Mich kümmert's nicht die Bohne. Sonst noch was?" Und kurz darauf: "Was glotzt du eigentlich so? Hab ich noch was vom gestrigen Gelage im Gesicht hängen?"
"Nur verschlafene Augen und eine laufende Nase von der es bis in Mund tropft", versetzte Galdhren zynisch.
"Ja, ja, auf dumme Fragen gibt's auch dumme Antworten, hab schon verstanden", grummelte der Dunmer.
Galdhren lachte verschmitzt und sagte: "Danke trotzdem!"
Dann verschwand er mit dem erfreulichen Wissen, dass die Keynos schon in Bälde in Molag Mar anlegen und ihre Angelegenheiten aufnehmen würden. In der ihm verbleibenden Zeit also überlegte er hin und her und her und hin, wie er nur einen guten Weg zu ihnen finden könnte. Denn zu einer eingeschworenen Gruppe hinzuzustoßen, ist wahrlich keine leichte Sache. Welchen nennenswerten Grund sollten sie auch haben, Galdhren so ganz ohne weiteres mit offenen Armen zu empfangen? Eine direkte Konfrontation gehörte also vermieden. Es bedurfte vielmehr der klassischen Situation, in welcher sie die Dinge scheinbar zufällig ergeben. Darauf wollte er warten und bauen, doch zuviel Geduld und Ruhe wären ebenso unvorteilhaft wie übertriebene Eile. Freilich, er brauchte den Schutz einer Gruppe, und das zwar bald, aber nicht um jeden Preis.
So wartete Galdhren ruhig und sah schließlich mit großer Neugier das Schiff anlegen. Nach und nach gingen die verschiedensten Gestalten von Bord, unter ihnen einfache Leute auf der Suche nach Unterschlupf, geschäftige Reisende und – endlich – eine Gruppe gut betuchter und mutiger Abenteurer: die Keyno Tongs. Galdhren erspähte sogleich einen vorauseilenden Waldelfen, und plötzlich war ihm Valenwood in Gedanken so unendlich nahe gerückt. War es Draco? Der Draco, von welchem Desseni gesprochen hatte? Doch Galdhren fand keine Zeit, Antworten auf diese Frage zu finden. Hinter dem Bosmer nämlich stieg eine Dunmer mit andächtigem Gang vom Schiff, danach eine schattenhaftes Wesen im engen Beisammensein eines kernigen Bretonen. Galdhren blickte wie aus erstaunten Kinderaugen auf jeden einzelnen der Keyno Tongs. Eine weitere Bretone und temperamentvolle Bosmer schlossen sich an, ebenso eine hochgewachsene Nord in ledernem Harnisch. Nun lag es allein an ihm, welchen Lauf alle weiteren Dinge nehmen würden. Galdhren atmete tief durch, schloss die Augen und legte seine Hand auf die Brust. Der Augenblick war gekommen, in dem es galt, vergangene Unrichtigkeiten in Gegenwart und Zukunft verzeihlich zu stimmen.
"Für Elwyn."
 
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Malakai

Daedra Lord
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Sarwhyn und Valen in Hla Oad

Valen ging mit langsamen Schritten auf den feuchten Holzbohlen des Hafensteges entlang. Leicht ächzte das alte und verbrauchte Holz unter den Schritten von Valen. Die Luft war kühl und roch salzig. In einiger Entfernung konnte Valen die Schreie einige Küstenvögel hören und das sanfte Rauschen des Meeres lies ihn etwas zur Ruhe kommen. Mit langsamen und müden Schritten ging er zu einem, von der Zeit gezeichneten, Holzpfosten und lies sich langsam nieder. Valen füllte seine Lungen mit der kühlen, aber frischen Luft des Meeres. Seine Gedanken wollten einfach nicht zur Ruhe kommen. Immer wieder ging er vor seinem geistigen Auge die Geschehnisse der letzten Stunden durch. Seine Ankunft in Hla Oad, das alte Baumhaus, die Begegnung mit Sarwhyn. Vie war passiert in der kurzen Zeit in dem kleinen Küstendorf. Viele Fehler wurden gemacht. Valen schüttelte den Kopf und fuhr sich mit der Hand über sein Gesicht und sein Kinn. Die dicken Bartstoppel rieben über seine Handinnenfläche. Valen lachte leise. Er musste schrecklich aussehen. Das letzte mal das er die Gelegenheit hatte sich zu duschen und zu rasieren war bei seiner Ankunft in Balmora. Das war der Tag an dem er Kela begegnet war. Er wunderte sich über den Verbleibt von Kela. Valen konnte sich gut vorstellen, dass die junge Bosmer wieder bis zum Hals in Schwierigkeiten saß. Auf der anderen Seite war seine Situation auch alles andere als zufriedenstellend. In Balmora war er ein gesuchter Verbrechner und die Dunkle Bruderschaft sah in ihm einen Versager und Versagen wurde bei seinen dunklen Brüdern nicht grade hoch gehandelt.
Es half alles nichts. Valen musste sich seine nächsten Schritte gut überlegen. Valen schaffte es einfach nicht seine Gedanken zu sortieren und vor seinem geistigen Auge lies er noch einmal die Situation im Baumhaus ablaufen. Er konnte Sarwhyn nicht einschätzen. Es war ihm unmöglich die junge Frau einzuordnen. Geschweige denn ihre Motive oder Absichten zu erahnen. Valen wusste nur, dass ihr Zusammentreffen im Baumhaus mehr als riskant war. Viel zu riskant für Valens Geschmack. Er wurde von Sarwhyn mit einem Bogen bedroht und er hatte nichts besseres zu tun als seine Dolche zu senken. Das war dumm, wirklich dumm. Valen hätte es nie soweit kommen lassen dürfen, dass eine andere Person ihn bemerkt, geschweige den einen schussbereiten Bogen auf ihn richtet. Valen blicke auf und bemerkte erst jetzt, dass er die ganze Zeit auf dem Holzbalken saß. Die Stunden waren wie im Fluge vergangen und wieder einmal hatte Valen tagträumend und in Gedanken die Zeit verstreichen lassen.
Leise fluchend stand Valen auf und ging in Richtung Dorfmitte. Immerhin hatte er ein Treffen mit S’Akitta. Von diesem Treffen hing wirklich viel ab. Wenn alles gut laufen sollte, dann müsste Valen die nächsten Wochen nicht damit verbringen, sich vor Balmora Stadtwachen und der dunklen Bruderschaft zu verstecken. Das würde seinen Aufenthalt hier auf Vvrardenfell wesentlich einfacher gestalten. Vielleicht würde er auch wieder nach Mournhould zurückkehren. Valen vermisste Mournhould. Er vermisste die engen Gassen und die hohen verwinkelten Häuser. Er vermisste den Lärm und den Dreck in den ärmeren Vierteln und den Reichtum und Luxus in den edleren Gegenden. Mit einem leichten Seufzen ging Valen die letzten Schritte bis zu den kleinen Hügel von dem aus er die Hütte von S’Akitta sehen konnte. Die Hütte lag einige Minuten von Hla Oad entfernt und war etwas versteckt. Valen ging auf dem Hügel in die Knie und beobachtete die Hütte. In den ersten Minuten blieb alles ruhig. Valen wollte grade aufstehen und den kleinen Trampelpfad nach unten gehen, als eine in einem Umhang gehüllte Gestalt auf die Hütte zuging. Valen ging wieder in die Hocke. Damit hatte er nicht gerechnet. Die Gestalt hatte nicht die typischen Bewegungen der Khajiit. Ihr Gang war gradliniger. Vielleicht ein Mensch, oder ein Elf. Wer sonst noch sollte zu diesem Treffen kommen.
Valen fühlte sich von einem auf den anderen Augenblick sehr dumm. Wie ein Anfänger war er den Hinweisen gefolgt. Natürlich hatte S’Akitta das alles geplant. Sie war, genau wie Valen, ein Mitglied er dunklen Bruderschaft und Valen wusste, was das bedeutete. S’Akitta würde sich nicht persönlich mit ihm treffen, wenn sie sich nicht absolut sicher fühlte. Von ihm hatte sie nichts zu befürchten, denn immerhin lag sein Leben in ihrer Hand. Valen fragte sich leise ob S’Akitta vielleicht ihre Hände tiefer in der ganzen Sache hatte, als er zuerst dachte. Immerhin war es schon ein großer Zufall, dass sie nach seinem unerwarteten Versagen so hilfsbereit zur Stelle stand. Valen mahnte sich selbst zur Vorsicht und schritt langsam auf die Hütte zu.

Valen klopfte an die einfache Holztür. Das matte Klopfen verriet ihm, dass die einfach aussehende Holztür wesentlich stabiler war, als es den Anschein hatte.
„Kommt herein zu S’Akitta!“ konnte er eine feline Stimmer sagen hören. Valen schob den einfachen Riegel zur Seite und trat ein. Das innere der Hütte war so einfach und schlicht gehalten, wie es nur ging. Eine einfache Hängematte verriet Valen, dass diese Holzhütte wohl nicht zu S’Akittas bevorzugten Übernachtungsmöglichkeiten zählte. Die Khajiit stand in der Mitte der Hütte und lächelte Valen mit überrangender Freundlichkeit an. Neben ihr stand Sarwhyn. Valen traute seinen Augen kaum. Konnte er den hier niemandem mehr Vertrauen? War hier keiner das, was er vorgab zu sein?
„Was wird hier gespielt? Es war vereinbart, dass ich mich mit Euch treffe und nicht mit Euch und Euren Freunden!“ fuhr es aus Valen heraus und er hätte sich selbst für seinen Gehfühlsausbruch ohrfeigen können. Als S’Akitta dann auch noch wie selbstverständlich preisgab das Valen ein Mitglied der dunklen Bruderschaft und Sarwhyn ein Mitglied der Diebesgilde war, fiel Valen entgültig aus allen Wolken. Was bei allen Daedra hatte diese vverdammte Khajiit vor? Welches Spiel spielt sie hier?
Während S’Akitta ihnen die ganze Situation um Diana erklärte, konnte Valen nicht anders, als immer wieder zu Sarwhyn zu blicken. Die Bosmer schien ebenso überrascht zu sein, wie er selbst.
Für Valen war Diana keine Unbekannte. Er kannte Diana aus Mournhould. Nein das war so nicht richtig. Er kannte sie nicht nur, sie war eine ganze Zeit lang seine Partnerin gewesen. Valen konnte sich an viele Aufträge erinnern, die er zusammen mit Diana für die dunkle Bruderschaft erledigt hatte. Mehr als nur einmal haben sie sich dabei gegenseitig die Haut gerettet. Das Valen jetzt mit einem Mitglied er Diebesgilde ausziehen sollte um die verschollene Diana zu retten, dass machte keinen Sinn. Das ergab überhaupt keinen Sinn und doch war es nur alzu klar, dass es so kommen musste. Das Spiel bekam immer neue Spielfiguren hinzu, wurde immer komplexer. Valen konnte sich nur einfach keinen Reim darauf machen, wer dieses Spiel geplant hatte und wozu.

„S’Akitta weiß, dass das sehr gefährlich ist. Aber Sarwhyn und Valen werden trotzdem helfen. Sarwhyn wird helfen, weil es Habasi Honigmund möchte und Sarwhyn alles tut, was die Diebesgilde will. Valen wird helfen, weil er sonst sterben muß. Er hat einen großen Fehler gemacht, er hat versagt. S’Akitta ist seine letzte Freundin unter den Brüdern, nur sie kann ihm helfen. Wenn Valen Diana findet und rettet wird S’Akitta die Mutter der Nacht finden und Valen retten.“ Stellte S’Akitta abschließend fest und Valen wusste das sie recht hatte. Er hatte keine andere Wahl und an Sarwhyns Blick erkannte er, dass es ihr genau so erging.

Etwas später standen Valen und Sarwhyn vor der kleinen Holzhütte. Valen gefiel der Gedanken nach Vivec zu reisen nicht wirklich. Er mochte keinen religiösen Fanatiker und in Vivec trafen die schlimmsten zusammen.


„Nun Sarwhyn, wenn wir schon nach Vivec fahren, möchtet ihr vielleicht kurz bei Eurer kranken Tante nach dem Rechten sehen?“ fragte Valen spöttisch.
„Oh natürlich, in der Zwischenzeit könnt Ihr Euch ja bei der dortigen Morag Tong vorstellen, die sollen die Dunkle Bruderschaft ja besonders gern haben.“ gab Sarwhyn sarkastisch zurück. Doch dann wurde sie ernst: „Nein Valen, wir sollten nicht so anfangen. Wir waren beide nicht ehrlich zueinander, aber ich denke, das ist bei Mitgliedern der Dunklen Bruderschaft und der Diebesgilde nicht verwunderlich. Wir sollten noch einmal von vorne beginnen, ohne diesen Zwischenfall im Baumhaus heute Nachmittag. Obwohl ich es genauso wenig wie Ihr schätze mit jemand anderem zusammenzuarbeiten, bleibt uns wohl nichts anderes übrig. Ich denke, wir sollten es uns nicht noch schwerer machen, als ohnehin ist. Ich weiß nichts über Euch, aber ich vertraue Euch soweit, dass ich mich gemeinsam mit Euch auf die Suche nach Diana machen werde. Nicht dass S’Akitta uns eine Wahl gelassen hätte, aber ich wollte, dass Ihr das wisst. Und Ich verspreche Euch, dass ich niemandem erzählen werde, dass Ihr der Dunklen Bruderschaft angehört. Ich hoffe, ihr wahrt im Gegenzug auch mein Geheimnis.“

Valen blickte Sarwhyn eine ganze Weile lang an. Er blickte in ihre Augen und versuchte Ehrlichkeit zu entdecken. Er versuchte abzuschätzen ob er ihren Worten trauen konnte oder nicht. Ihre Augen verrieten Sarwhyn nicht. Offensichtlich meinte es die junge Bosmer ehrlich, aber es währe auch nicht das erste mal gewesen, dass Valen sich getäuscht hatte. Seine Menschenkenntnis hatte in den letzten Tagen mehr als gelitten.
„Da wir beide im selben Bot sitzen und zu gleichen Teilen viel zu verlieren haben, denke ich, dass wir uns wohl oder übel einander vertrauen müssen. Mit fällt es nicht leicht jemand anderen zu vertrauen, ich habe bis jetzt immer nur alleine gearbeitet“ log Valen. Vertrauen kam nicht einfach zu Valen. „Wir sind aufeinander angewiesen. Ich werde eure Geheimnisse nicht preisgeben. Das verspreche ich euch. Wir sollten uns auf den Weg machen. Wir haben noch viel vor uns“
 

Draco

Schattenkrieger
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Keyno Tongs - Molag Mar

Die Elfen verließen zur Mittagsstunde Ihr Zimmer, sie gingen in die Wirtschaft und bestellten etwas zum Essen und Trinken. Draco bezahlte gleich das Essen bei Orns Omaren und nahm mit der Dunmer an einem freien Tisch platz. Der Waldelf hatte eine sehr gute Laune und strahlte über das ganze Gesicht, ebenso wie Veldan. "Was hast Du eigentlich mit den ganzen Draken von Velfred vor?" Draco zuckte mit den Schultern und grinste. "Keine Ahnung, die Gruppe wird es bestimmt früher oder später gebrauchen können..." Er hielt die Hand der Dunmer und fuhr sanft mit seinem Daumen über die Rückenfläche. "...selbst alle Reichtümer Tamariels, könnten mich nicht glücklicher machen, als ein Lächeln von Dir." Veldan lächelte und fragte Ihn warum er dann den Beutel genommen hätte. "Konntest Du nicht anderst, oder wolltest Du nur Velfred ärgern?" Der Waldelf grinste verschmitzt und antwortete mit einem einzigen "Ja".

Veldan hob Ihren Kopf ein wenig und blickte zum Eingang, Valeria schritt gerade durch die Tür. Die Dunmer winkte die Nord zu Ihnen und begrüßte sie freundlich. Draco flüsterte leise zu das der Kapitän anscheinend einen bleibenden Eindruck hinterlassen hätte. Veldan versteckte Ihr Kichern hinter der Hand und fügte hinzu das es vermutlich nicht der gewünschte war.

Valeria wirkte niedergeschlagen und hatte ein 3-Tage-Regenwetter-Gesicht. Beide Elfen grinsten als die Kriegerin Ihnen erzählte sie bräuchte dringend eine neue Ausrüstung für den Kampf gegen die Vampire. Die Nord war sichtlich verwirrt darüber was die Elfen so erheiterte, Draco reichte Ihr schließlich Velfreds Drakenbeutel. Was für eine Ironie, wenn der Pirat das wüßte. Dachte sich der Waldelf und schenkte Valeria den Lederbeutel. Die Nord überlegte einen Moment, ob sie den Beutel annehmen konnte, Draco wußte nicht ob es daran lag das die Draken gestohlen waren oder Velfred gehörten oder beides. Schließlich nahm Valeria das Geschenk an, bestand aber darauf das Draco auch etwas davon nahm. Der Elf blickte in die Augen der Dunmer und nahm einen Rubin heraus und drückte diesen in Ihre Hand. "Er funkelt fast so schön wie Deine Augen."

Valeria verabschiedete sich von den beiden und verlies mit schnellen Schritten und gut gelaunt das Wirtshaus. "Laß uns auch gehen. Du wolltest Dir doch Molag Mar ansehen und ich benötige noch ein paar Zutaten für einen Trank." Veldan und Draco verliesen Hand in Hand das Wirtshaus. Die beiden verbrachten einige Stunden in Molag Mar, sie besuchten den Tempel, den kleinen Markt und auch die veschiedenen Geschäfte in der Bodensektion. Die Elfen hatten viel Spaß, Veldan erzählte Draco alles was sie über Molag Mar, dem Tempel und der Redoranischen Festung wußte. Sie konnte Ihm auch ein paar Informationen über die Region von Molag Amur geben, allerdings kannte sie nicht viel und das meiste nur vom Hören Sagen.

Am späten Nachmittag kehrten die beiden zurück in Ihr Zimmer. Es würde noch ein paar Stunden dauern, bis die Sonne untergeht und Draco empfahl der Dunmer sich noch ein wenig hin zu legen. "Dir würde aber ein wenig Schlaf auch gut tun." Lächelnd streckte sie Ihm eine Hand entgegen. Der Waldelf ging auf sie zu, nahm Ihre Hand und gab Ihr einen sanften Kuß. "Vermutlich, aber ich muß noch einen Trank herstellen." Er deckte die Dunmer zu und gab Ihr noch einen Kuß, ehe er sich seinen Rucksack schnappte und die Alchemie-Geräte auf den Tisch verteilte.

Veldan schien aber eher neugierig darauf zu sein was der Elf gerade machte, als zu schlafen. Sie drehte sich zur Seite, stütze Ihren Kopf auf einen Arm und betrachtete Draco genau. Der Waldelf legte die Zutaten die sie in Molag Mar gekauft hatten auf den Tisch. Ein paar Skatteln, etwas Hundefleisch und Kagouti Haut. Nach einigen Minuten fragte Veldan schließlich was er da tut, sie meinte er hätte ja auch fertige Tränke kaufen können, oder Dana darum bitten.

Lächelnd blickte er die Dunmer an. "Diesen Trank werde ich hier nicht kaufen können. Dana hätte bestimmt mit Ihren Fähigkeiten den Trank verstärken können, aber im Moment ist sie etwas abgelenkt und ich will auf keinen Fall in die Nähe dieser Waldelfin gelangen..." Draco machte eine kurze Pause und holte aus seinen Rucksack einen großen, alten Pilz heraus. Vorsichtig trennte er diesen in der Mitte, er brachte einen kleinen Beutel mit einer weißen Substanz frei und zeigte diesen der Dunmer. "...außerdem glaube ich nicht das Dana diese Zutat besitzt."

Veldan hob überrascht eine Augenbraue, sie wirkte auch ein wenig besorgt. "Das ist Mondzucker nicht wahr? Du weist das dies illegal ist?" Draco nickte und versuchte Veldan aber gleich zu beruhigen. "Dieser Trank funktioniert nur mit Mondzucker. Ich stelle keine Drogen her und es bleibt keine einzige negative Eigenschaften übrig." Die Dunmer stand auf, legte Ihre Arme um seinen Hals und versicherte Ihm das sie das nie gedacht hätte.

Draco legte eine Hand auf Ihren Arm. "Ich weis. Das Rezept stammt von einem Khajiit. Vampire sind gefährliche Gegner und haben beängstigende Fähigkeiten. Ihre Schnelligkeit ist meiner Meinung nach am gefährlichsten und Ihr größter Vorteil. Der Trank hält zwar nur kurze Zeit, aber jede Deiner Bewegung wird schneller und das ohne das man sich anstrengen muß." Der Waldelf erklärte Ihr wie er damals dieses Rezept als Geschenk erhalten hatte und wie man den Trank herstellte.

Nach etwa einer Stunde war der Trank fertig, Draco verteilte die Flüssigkeit in mehreren kleinen Phiolen, die man leicht am Gürtel befestigen konnte. Einige davon gab er auch Veldan. "Die Wirkungsdauer ist kurz, aber lange genug um einen tödlichen Schlag auszuführen, oder um Dich in Sicherheit zu bringen." Die Dunmer wollte gerade widersprechen, doch der Waldelf legte Ihr einen Finger auf den Mund. "Kein unnötiges Risiko."

Wenig später lagen die Elfen eng aneinander gekuschelt im Bett und warteten auf die Dämmerung. Heute Nacht würden sie sich gefährlichen Gegnern stellen. Es wäre ein Wunder wenn wir das alle heil überstehen würden. Dachte sich Draco, behielt aber seine Gedanken für sich. Der Elf drückte die Dunmer an sich und schloß die Augen.
 

Achilleus

Heros
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Es war ein schöner Tag in Ald’ruhn. Keine Aschestürme wehten durch die Hauptstadt des Hauses Redoran auf Vvardenfell und nicht einmal Cliff Racer schienen sich heute hierher zu verirren. Die Wachen patrouillierten durch die Straßen, die Händler und Handwerker gingen ihren Geschäften nach. Im Haus seiner Familie legte Achill seine traditionelle, aber deswegen nicht minder effektive, Bonemold Rüstung an, schnallte sich sein Schwert um und verabschiedete sich kurz von seinen Eltern und seiner kleinen Schwester, bevor er Richtung Skar aufbrach. Während er durch die Stadt schlenderte, fragte er sich, was der Tag heute wieder bringen würde... hoffentlich nicht wieder Wachdienst. Der war zwar ruhig, aber viel zu langweilig. Und wenn was passierte, dann meistens nur ein verirrter Ciff Racer, der vertrieben werden will, oder irgendein Fremdländer, der sich nicht zurechtfand.

In Gedanken versunken, betrat er den Skar. Beiläufig grüßte er einen Krieger, von dem er wusste, dass er in den Diensten Miner Arobars stand. Er wollte schon weitergehen, als dieser ihn am Arm packte und meinte: „Sei gegrüßt Achill. Mein Herr benötigt deine Dienste. Komm mit.“ Achill nickte ihm leicht verwirrt zu. Was wollte Arobar von ihm? Mit einem unguten Gefühl im Bauch lief er zum Arobar Manor. Ein Diener empfing ihn am Eingang und geleitete ihn zum Arbeitszimmer des Ratsherren. Hinter seinem Schreibtisch saß Miner Arobar, zahlreiche Pergamente vor sich ausgebreitet. Neben ihm stand ein Mann in der Rüstung eines Ordinators, der ihn mit einem durchdringenden Blick musterte, der bis in die tiefsten Abgründe seiner Seele zu reichen schien. Arobar winkte den zögernd in der Tür stehenden Achill heran und erklärte mit einem schnellen Seitenblick auf den Ordinator: „Sei gegrüßt Achill. Tritt näher. Das ist Avos Hlervu, ein Streiter für unseren Herrn Vivec.“ Der Ordinator nickte Achill leicht zu, ohne dass auch nur ein Muskel in seinem Gesicht zuckte. „Ich brauche deine Hilfe... der Tribunal Temple verlangt nach deinen Diensten. Wie wir erfahren haben breitet sich eine Plage über ganz Vvardenfell aus. Immer mehr Vampire treiben ihr Unwesen und bedrohen die unschuldigen Bürger des Landes. Diesen Abscheulichkeiten unter den Augen Lord Vivecs muss Einhalt geboten werden. Wir vermuten, dass es im nördlichen Molag Amur Gebiet einen Unterschlupf gibt... deine Aufgabe wird es sein, diesen zu finden, und alles zu tun, um diese Kreaturen in ihren verwerflichen Tun aufzuhalten.“

Wie vom Blitz getroffen stand Achill da. Sein Blut rauschte in den Ohren und die Welt schien sich kurz um ihn herum zu drehen. Der Ordinator warf ihn noch einen Blick zu, und diesmal schien ein Funke von Zufriedenheit darin enthalten zu sein. „Ich sehe, ihr versteht den Ernst dieser Aufgabe. Erfüllt euere Pflicht für eueren Herrn, eueren Gott.“ Der Ordinator nickte Arobar kaum merklich zu und verließ dann das Zimmer. Der Ratherr stand zögernd auf und ging um seinen Tisch herum und musterte seinen Untergebenen. „Ich weiß, das ist eine schwere Aufgabe. Aber unser Haus muss dem Tempel zur Seite stehen, und tun was von uns verlangt wird. Ich würde mir auch wünschen, dass der Tempel so manche Aufgaben selber erledigen kann. Aber es geht hier um das Wohl eines jeden Einwohners von Vvardenfell. Ich weiß, dass ihr euer Bestes geben werdet, und weniger erwarte ich auch nicht. Seid vorsichtig, erfüllt euere Pflicht. Das Haus wird solche herausragenden Dienste ebenfalls nicht unbelohnt lassen.“ Arobar legte kurz seine Hand auf Achills Schulter und drehte sich dann ruckartig um und ging zurück zu seinen Schreibtisch. Damit war Achill wohl entlassen. Er verneigte sich leicht und verließ das Zimmer. Draußen musste er sich erst mal an die Wand stützen, so stark zitterten seine Knie. Einige Diener warfen ihm besorgte Blicke zu, also machte er sich schnell auf, das Anwesen zu verlassen. Seine Gedanken rasten immer noch durch seinen Kopf als er zu dem Haus der Familie zurücklief. Nun wünschte er sich doch, für den Wachdienst eingeteilt worden zu sein....

Er betrat das Haus seiner Familie, immer noch sehr verwirrt und nickte kurz Daram zu, der Wächter, der im Dienst seines Vaters stand. Ohne seine Rüstung abzulegen, suchte er seinen Vater und fand ihn im Wohnraum. Als dieser den unsicheren Blick seines Sohnes bemerkte, stand er gleich auf und ging zu seinem Sohn, ihn mit einem besorgten und auffordernden Blick musternd. Stockend berichtete Achill von seinem Auftrag, den er gerade erhalten hatte. Ungläubig starrte ihn sein Vater an. „Warum musste Arobar ausgerechnet dich auswählen? Warum kann der Tempel das nicht selbst erledigen? Bei all den Ordinatoren....“ Er seufzte tief und warf seinem Sohn einen sorgenvollen Blick zu, bevor er zu einer Truhe ging und ein langes Bündel daraus hervorholte. „Dann nimm wenigstens dies mit. Morcathel, das Schwert deines Großvaters. Normale Waffen können Vampire nicht verwunden, heißt es... so soll wenigstens dieses Schwert dir helfen, so wie es mir und meinem Vater beigestanden hat.“ Bewundernd zog Achill das alte Familienschwert hervor, aus besten Ebenerz geschmiedet. Sein Großvater hatte es vor langer Zeit bekommen, als Dank für die Abwehr blutrünstiger Nord Plünderer. Sein Vater hatte ihm die Geschichte oft erzählt... Dankbar lächelte er seinen Vater zu und tauschte es mit seinem einfachen Stahlschwert aus. Sie umarmten sich und sein Vater flüsterte ihm noch zu: „Pass gut auf dich auf, Junge...“. Er verabschiedete sich noch kurz von dem Rest seiner Familie - er wollte es lieber kurz und schmerzlos haben – und machte sich dann auf zur Magiergilde, um sich nach Vivec teleportieren zu lassen, um von dort ein Schiff nach Molag Mar zu nehmen. Er hatte noch keine Ahnung, wie er vorgehen, wo er suchen sollte, aber hoffentlich würden ihm die Redoran in dieser Stadt helfen...
 

Draco

Schattenkrieger
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Keyno Tongs - Molag Mar

Nachdem die Elfen aufwachten lagen sie noch einige Zeit eng aneinander gekuschelt im Bett und genossen die Nähe des anderen. Es ertönte ein Klopfen an der Tür, gefolgt von der vertrauten Stimme Elindors. "Die Sonne geht unter, wir brechen bald auf." Wenig später trafen sie Ihren Freund in einer hinteren Ecke in der Wirtschaft, Julia und Valeria waren ebenfalls schon da. Draco trug die Kleidung und den schwarzen Umhang mit den Hlaalu-Insignien, die er von Veldan geschenkt bekommen hatte, seinen Bogen hielt er in der Hand und ebenso wie die Dunmer hatte er einige kleine Phiolen mit dem Schnelligkeits-Trank nicht sichtbar an seinem Gürtel befestigt.

Ehe Dana mit Kela auftauchte berieten sie noch die weitere Vorgehensweise. Sie würden versuchen auf den schnellsten Weg nach Galom Daeus zu gelangen. Trotz Elindors Einwänden, würde Julia alleine in das Hauptquartier gehen, die anderen Vampire würden sofort jeden als Nicht-Vampir erkennen und angreifen. Es würden mit Sicherheit zu viele Gegner für die Gruppe sein und Julia war sich sicher das es für sie keine große Gefahr sein würde. Der Mönch sagte nichts mehr dazu, aber Draco wußte das dies nicht das letzte Wort von Ihm gewesen war. Elindor würde mit Sicherheit der Imperialen überall hin folgen und sie würden achtsam sein müssen das Ihr Freund nicht leichtsinnig reagiert. Tagsüber werden sie dann einen Unterschlupf in einer Höhle suchen.

Die Freunde verliesen Molag Mar kurz nach Sonnenuntergang und machten sich auf den Weg Richtung Norden, auf der Suche nach Galom Daeus. Die letzten Sonnenstrahlen waren verschwunden, die sowieso schon trostlos wirkende Region Molag Amurs wurde dadurch noch düsterer und bedrohlicher. Draco folgte der Schlucht die durch die Berge führte, Veldan ging an seiner Seite und beobachtete ebenso wie der Waldelf aufmerksam die Umgebung. Mit etwas Abstand folgte Elindor und Julia den Elfen, die Imperiale hatte Ihre Kapuze zurück geschoben und wirkte voller Kraft. Draco war ein wenig besorgt, er war ein ausgezeichneter Kundschafter und auch seine Fähigkeiten als Dieb waren sehr gut. Normalerweise konnte er ohne Probleme sich anschleichen oder andere Personen sofort aufspüren, doch er stellte fest das Julia sich überhaupt nicht anstrengen mußte fast geräuschlos zu sein, er hoffte das sie die Nähe von anderen Vampire rechtzeitig spüren würde und die Freunde warnen konnte.

Valeria, Dana und Kela bildeten die Nachhut. Draco glaubte nicht wirklich daran das die Waldelfin sie nur bis zum Schrein auf dem Berg Assarnibibi begleiten würde, aber man soll ja die Hoffnung nie aufgeben. Er hatte Dana von Ihrem Plan erzählt, als Kela für einen Moment außer Reichweite war, Draco hatte Ihr dabei auch geraten die Waldelfin zurück zu lassen. "Es wird sehr gefährlich, sie ist eine Angehörige des Tempels und keine Kämpferin."

Der Waldelf sprach ruhig zu Dana, er wollte Ihr keine Vorschriften machen, doch sollte der Waldelfin etwas zustoßen, würde sich das die Bretonin vermutlich nie verzeihen. Dana gab Ihm darauf keine Antwort, Ihr Entschluß schien bereits gefasst zu sein. Die Bretonin wirkte ebenfalls wachsam und hielt eine Hand am Griff Ihrer Klinge, was Kelas Neugier anscheinen noch mehr steigerte. Valeria machte einen optimistischen Eindruck, Ihre neue Rüstung und Ihre neuen Waffen schienen Ihr Mut zu machen die bevorstehende Aufgabe gut bewältigen zu können.

Draco ließ sich nichts anmerken und folgte weiter dem Weg, er nahm Veldans Hand und flüsterte Ihr leise etwas zu, mit der anderen Hand hielt er seinen Bogen griffbereit um seine folgenden Freunde unauffällig zu warnen...

...irgend etwas oder irgend jemand war ganz in der Nähe...
 

Achilleus

Heros
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Eine Gestalt stapfte durch die dunkle Nacht der Molag Amur Region. Alles was man von ihr sah, war die Bonemold Rüstung, die sie von Kopf bis Fuß einhüllte, und das Schwert und der Bogen, die auf ihren Rücken geschnallt war. Eine Windbö hüllte sie in eine Staubwolke. Fluchend kämpfte Achill sich vorwärts und kauerte sich in einer Felsspalte Deckung suchend zusammen. Warum musste er auch nur hierher kommen? Mitten in der Nacht durch diese götterverlassene Gegend marschieren, auf der Suche nach etwas, von dem er gar nicht wusste, ob es hier war. Wenn man wenigstens irgendwo in Ruhe rasten könnte... aber hier lief man immer Gefahr von wilden Kreaturen angefallen oder von den Ashlandern angegriffen zu werden. Ein leichtes Seufzen entrang sich seinen Lippen, als er sich tiefer in den Spalt drückte.

Achill lächelte grimmig unter seinem Helm als er daran zurückdachte, wie Miner Arobar ihn auf diese Mission schickte. Seine Reise hierher hatte ihn zuerst nach Vivec geführt. Er hat sich dort auch nicht lange aufgehalten und war so schnell wie möglich weitergereist. Aber er war doch lange genug in der Metropole gewesen, um zu hören, dass Vantinius Varus, der Oberkommandierende der Imperialen Legion auf Vvardenfell, unter mysteriösen Umständen ums Leben gekommen war. Viele Gerüchte spannten sich um den Todesfall. Achill hatte gehört, dass er von der Morag Tong umgebracht worden sei – oder alternativ auch von der Camonna Tong. Andere sagten wieder, er hätte eine Geliebte gehabt, und als er in flagranti erwischt wurde, sei er vor lauter Verzweiflung aus deren Haus gesprungen und habe sich das Genick gebrochen. Und wieder andere sagen, er hätte einen Putsch geplant und wollte die alleinige Macht auf Vvardenfell übernehmen, als er von Lord Vivec persönlich dafür bestraft wurde. Achill schüttelte abschätzend den Kopf. Er wäre sicher, wäre er noch etwas länger in Vivec geblieben, hätte er von jedem Einwohner der Stadt eine andere Geschichte gehört, eine unwahrscheinlicher als die andere. Er traute den Imperialen ja viel zu, und in der Legion sammelte sich der Abschaum ihres ach so großartigen Imperiums, aber so etwas erschien ihm doch sehr weit hergeholt.

Aber er war nun hier, in einer der ungastlichsten Regionen der Insel, auf einen Auftrag, der sich für ihn eher nach einer Selbstmordmission anhörte. Die Redoran in Molag Mar waren auch überaus hilfreich gewesen. „Erfüllt euren Auftrag“ hatten sie gesagt, „Kommt zu uns, sobald ihr genaueres wisst“ hatten sie gesagt, „Wir sind sicher, dass ihr das schafft“ hatten sie gesagt. Zumindest hatten sie ihm geraten, sich bei den Ashlandern umzuhören. Er seufzte und ballte seine Hände zu Fäusten. Ja, er wird erfolgreich sein. Seine Ehre gebot ihm schließlich, sein bestes zu geben, um seinen Auftrag zu erfüllen. Immerhin hatte er schon eine Spur. Die Ashlander die in dieser Gegend lebten, die Erabenimsun, hatten ihm von einer alten Dwemer Ruine erzählt, in der unheimliche Wesen ein und ausgehen sollten. Dabei war es gar nicht leicht gewesen, überhaupt etwas von ihnen zu erfahren. Dass die Erabenimsun Fremdländer nicht mögen, hatte man ihm schon erzählt. Allerdings schienen die zivilisierten Dunmer in den edlen großen Häusern für sie kaum besser zu sein. Nun, zumindest die Weise Frau war etwas aufgeschlossener gewesen und hatte ihm weiter geholfen. Und das alles bei einem Volk, dass so barbarisch lebt... Daher hatte er auch verzichtet, in deren Lager zu übernachten und streifte jetzt in der Dunkelheit durch die graue Landschaft.

Achill schrak aus seinen Erinnerungen. Da war ein Geräusch, dass bisher nicht da gewesen war. Er bewegte sich aus der Felsspalte heraus - der Wind hatte zum Glück nachgelassen - und lugte vorsichtig um die Ecke. Tatsächlich. Reisende. Er kniff die Augen zusammen und versuchte die Dunkelheit zu durchdringen. Nein, das waren sicher keine Ashlander. Die meisten waren scheinbar nicht einmal Dunmer. Fremdländer... Achill wunderte sich, was so eine Gruppe hier wollte. Wer reist denn mitten in der Nacht in dieser götterverlassenen Gegend? Waren es vielleicht... nein, irgendwie hatte er nicht den Eindruck, dass sie Vampire waren. Obwohl, da war irgend etwas... Unsicher versuchte er sich etwas näher heranzuarbeiten, um einen besseren Blick zu erhaschen. Er meinte eigentlich recht leise gewesen zu sein, auch wenn das Schleichen eigentlich nie zu seinen Stärken gehört hatte, vor allem nicht in Rüstung. Doch einer der Reisenden, nach der Statur zu urteilen ein Bosmer, der an der Spitze der Gruppe neben einer Dunmer lief, drehte sich plötzlich direkt in Achills Richtung und rief etwas. Sofort hatte jeder der Wanderer eine Waffe in der Hand und wandte sich zu ihm um.

Achill stieß einen wüsten Fluch aus. „Hier hilft wohl nur noch die Flucht nach vorne“ dachte er sich und schalt sich gleichzeitig, nicht vorsichtiger gewesen zu sein. Langsam löste er sich von der Felswand und bewegte sich zögernd ein paar Schritte auf die Gruppe zu. Seine Arme hielt er demonstrativ seitlich ausgestreckt, darauf achtend, seinen auf den Rücken geschnallten Waffen möglichst nicht zu nahe zu kommen. Nach ein paar Schritten hob der Bosmer drohend seinen Bogen und Achill verharrte in seiner Stellung. Unsicher rief er zu der Gruppe hinüber: „Haltet ein Reisende! Ich...“ Er schluckte nervös bevor er weitersprechen konnte. „... bin weder ein Wegelagerer noch eine der üblen Kreaturen, die Wanderer unversehens angreifen. Ich bin nur ein ... einsamer Reisender, so wie ihr es seid.“ Nervös blickte er zu der Gruppe hinüber, jede Faser seines Körpers zum zerreißen gespannt und aufmerksam auf jedwede Reaktion wartend.
 
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Schattenseelchen

Schattenwesen
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Die Keynos in Molag Mar

Dana betrachtete gegen das Kopfende ihres Bettes gelehnt die schlafende Elfin neben ihr. Das Licht der Mittagssonne schimmerte sanft auf der ihrer hellen Haut und brachte ihr Haar in den leuchtendsten Goldtönen zum Strahlen.
Ein zartes Lächeln stahl sich auf die Lippen der Bretonin, als sie bemerkte wie unschuldig Kela eigentlich aussah, wenn sie schlief. Von der selbstbewussten Frau war nichts zu sehen, zurück blieb nur ein zartes junges Mädchen, dessen Anblick in Dana den überwältigend starken Wunsch hervorbrachte sie vor allem Bösen in dieser Welt zu beschützen.
"Eine Drake für deine Gedanken...."
Dana war so tief in ihre Grübeleien versunken, dass sie gar nicht bemerkt hatte, wie Kela aufgewacht war und sie jetzt fragend ansah. Sie spürte, wie ihr das Blut in den Kopf stieg und begann zu stottern: "Ich..ah..habe nur über..ähm darüber nachgedacht, womit wir den Rest des Tages verbringen könnten..."
Kela sah sie einen Moment zweifelnd an, beschloss dann aber scheinbar das Thema für den Moment ruhen zu lassen: "Was hälst du von einem kleinen Einkaufsbummel und einem Happen zu essen?" Sie schlug die Bettdecke zurück und Dana konnte nicht anders als die Waldelfin anzustarren, während sie sich streckte und das Sonnenlicht über ihre milchigweiße Haut tanzte.
"Also was hälst du davon?" Die Waldelfin grinste sie an und ihre schwarzen Augen funkelten.
"Was? Ähm...ohja Essen klingt wundervoll." Sie griff sich eine Hand der Waldelfin und begann spielerisch an einem Finger zu knabbern: "Joa...etwas trocken aber durchaus nicht schlecht!" Dann zog sie Kela an sich heran: "Aber ich denke das Einkaufen muss bis später warten..."

Tatsächlich war schon weit nach Mittag, als sie beiden es endlich schafften sich ein wenig in Molag Mar umzusehen. Es stellte sich heraus, dass Molag Mar kaum als Ortschaft qualifizierte und zum Einkaufen definitiv ungeeignet war, es gab nur zwei Nennenswerte Geschäfte und einen Sklavenhändler. Nichts davon konnte das Interesse der beiden Frauen wirklich wecken, auch wenn der Sklavenhändler und sein übermäßig deutliches Anspreisen seiner Ware, Stoff für einige Witze und Hänseleien geliefert hatte und so verbrachten sie den Rest des Tages damit im Untergeschoss des Hauptgebäudes zu sitzen und einige Becher Wein zu vernichten.
"Ich kann nicht glauben, dass du ihm allen ernstes gesagt hast er könnte dich... Oh man den Gesichtsausdruck hätte ich gerne gesehen!" Dana kicherte übermütig vor sich hin und hatte Mühe auf ihrem Stuhl zu bleiben.
"Glaub mir, es war einmalig! Und erst die anderen Tempeldiener, sie hatten Mühe nicht auf dr Stelle vor Lachen zusammenzubrechen! Das war es wirklich wert, dass ich dafür nachher eine Woche den Fußboden schrubben musste!" Kela leerte den letzten Schluck aus ihrem Becher: "Und hast du noch irgendwelche Jugendsünden von denen ich wissen sollte? Hast du kleinen Jungen ihre Süßigkeiten gestohlen, Tempelwände beschmiert oder Ritualmorde begangen?"
Bei den letzten Worten verlor Danas Gesicht schlagartig jede Farbe und sie sah aus, als ob sie sich gleich übergeben müsste. Sie amtete tief durch und rang sichtlich um Fassung: "Nein...keine gestohlenen Süßigkeiten oder Wandschmierereien... Aber ich denke es wird Zeit für uns in die Herberge zurückzukehren. Es wird bald dunkel und dann müssen wir aufbrechen." Abrupt stand sie auf und begann loszugehen.
Kela blieb einen Moment zögernd am Tisch sitzen dann rannte sie ihr hinterher: "Hey, warte! Was ist denn los? Habe ich etwas falsches gesagt." Dana drehte sich langsam um und der verletzte Blick in Kelas Augen schnitt ihr bis ins Herz: "Es ist nicht..deine Schuld. Nur böse Erinnerungen, ", sie sah betreten zu Boden:" es tut mir Leid, dass ich so unfreundlich war."
Zarte Finger legten sich unter ihr Kinn und zwangen sie der Bosmer ins Gesicht zu sehen: "Es ist in Ordnung. Wirklich." Sie lächelte Dana an und schließlich schaffte es diese auch wieder einen einigermaßen freundlichen Gesichtsausdruck aufzusetzen. Impulsiv schlang sie die Arme um die kleinere Frau und zog sie heftig an sie heran: "Danke..."
Kela wusste gar nicht wie ihr geschah, im einen Moment umarmte Dana sie noch, dann schlangen sich starke Arme um ihre Taille und hoben sie in die Luft: "Hey, was soll das? Lass mich sofort runter, du wirst dir noch etwas brechen!" Aber die Bretonin kicherte nur und war schon dabei sie zurück in die Herberge zu tragen. Jedenfalls hoffte Kela, dass das ihr Ziel war.
"Irgendeinen Vorteil muss es schließlich haben, dass du so klein bist..." Den darauf folgenden Mordversuch ignorierte sie geflissentlich, genau wie die Neugierigen Blicke, die ihnen von einigen Bewohnern Molag Mars zugeworfen wurden und erst vor der Tür der Herberge setzte sie die andere Frau wieder da: "Da sind wir werte Dame, ich hoffe die Reise hat ihnen gefallen und sie beehren uns bald wieder." Dann hielt sie der leicht verdutzten Kela die Tür auf und bedeutete ihr mit einer ausladenden Geste einzutreten.
Während des ganzen Weges zu ihrem Zimmer alberten sie herum und auch während sie ihre Sachen zusammenpackten hielt die freundliche Stimmung an. Dann waren ihre Taschen gepackt und Dana machte sich daran ihren Brustpanzer überzuziehen, während Kela vor einem Spiegel stand und ihre langen blonden Haare zusammenband.
Aus einem Impuls heraus überwand sie die Distanz zwischen ihr und der Bosmer und ging vor der kleineren Frau in die Knie: "Würde mir meine Lady die Ehre erweisen und ihrer Ritterin beim Anlegen ihrer Rüstung behilflich sein?" Schelmisch grinste sie Kela von unten herauf an. Diese lachte und machte sich daran die schnallen des Panzers zu schließen, dann half sie Dana wieder auf die Füße: "Und kann ich dann auch erwarten von meiner Ritterin nach dem Kampf ein Zeichen ihres Sieges zu erhalten?"
"Wenn die Dame sich mit einem Vampirkopf zufrieden gibt, ließe sich das mit Sicherheit einrichten..."
Kela verdrehte in gespielter Verzweiflung die Augen: "Diese Krieger immer, furchtbar...keine Spur von Kultur!"
"Was, sag bloss du willst lieber eine Hand haben?"
"Oh Götter, was habe ich nur getan, um mit so einer Barbarin gestraft zu werden?"
"Ein Fuß?" Dana sah die stöhnende Kela mit großen Hundeaugen an: "Und wer ist hier die Barbarin? Soweit ich mich erinnern kann, ist es dein Volk, dass am liebsten seine ganze Zeit damit verbringt durchs Unterholz zu kriechen. Wir Bretonen dagegen sind kultivierte Menschen, sowohl in Magie als auch in der Kunst..." Der Rest ihres Satzes ging in hysterischem Kichern und dem Versuch sich vor den kitzelnden Fingern der Bosmer in Sicherheit zu bringen unter.
Die beiden endeten schließlich vollkommen erschöpft auf dem Bett: "So gerne ich auch einfach hier liegen bleiben würde, ich fürchte wir müssen uns langsam wirklich auf den Weg machen..." Die Bretonin rappelte sich auf und klopfte imaginäre Staubflocken von ihrer Rüstung.
"Müssen wir wirklich? Können wir nicht einfach hier liegen bleiben?" Kela sah sie mitleidheischend an.
Energisch ergriff Dana ihre Hand und zog sie hoch: "Auf geht’s Faulpelz, was meinst du was die anderen denken, wenn ich mich dauernd so verspäte?"
"Ähm, dass du so fasziniert von den Stickereien auf meiner Robe warst und ich dir daher jetzt das Sticken beibringe?" Die einzige Reaktion war ein eher zweifelnder Blick aus grünen Augen.
"Nein? Hey, nen Versuch wars wert."

Wie zu erwarten waren die beiden Frauen die letzten die im Hauptraum des Gasthofes auftauchten und Dana entgingen auch nicht die wenig freundlichen Blick, die einige ihrer Gefährten Kela zuwarfen. Daher war sie auch wenig überrascht als Draco sie kaum nach dem sie losgegangen waren bei Seite nahm und sie eindringlich ermahnte, dass sie Kela am Schrein zurücklassen sollte. Nur die Tatsache, dass Kela nicht allzu weit entfernt war hielt sie davon ab die Beherrschung zu verlieren und dem Waldelf in aller Deutlichkeit zu sagen, dass er gefälligst die Finger aus ihren Angelegenheiten lassen solle. So hielt sie einfach den Mund und ignorierte ihn, bis er schließlich aufgab und wieder die Führung der Gruppe übernahm.
Doch trotzdem wusste sie, dass sie Kela nicht guten Gewissens mitnehmen konnte. Die ganze Sache war wirklich zu gefährlich und schon der Gedanke daran, dass Kela etwas geschehen konnte schnürte ihr den Hals zu.
Sie lies ihren Blick über ihre Umgebung schweifen, aber die tote Landschaft tat nichts dazu um ihre Stimmung zu bessern und zu allem übel machte sich der etwas übermäßige Weinkonsum in der Form pochender Kopfschmerzen bemerkbar.
Trotzdem bemühte sie sich, Kelas geflüsterte Fragen freundlich zu beantworten, auch wenn ihre Nerven angespannt waren und ihre rechte Hand schon die ganze Zeit sicher um den Knauf ihres Säbels geschlossen war.

Als Draco plötzlich nach seinem Bogen griff, war es dann auch nur noch eine Frage von Sekunden, bis sie den Säbel gezogen hatte und die blanke Klinge im Mondlicht schimmerte. Aus den Augenwinkeln bemerkte Dana, dass auch der Rest der Gruppe zu ihren jeweiligen Waffen gegriffen hatte und sich Kela vorsichtig im Hintergrund hielt.
Jetzt entdeckte sie auf die Gestalt, die diese ganze Aufregung ausgelöst hatte: Aus dem Schatten einer Felswand trat ein vollkommen in Bonemold gehüllter Mann und bewegte sich mit weit ausgestreckten Armen auf sie zu.
Einen Augenblick herrschte vollkommene Stille, nur das Knirschen seiner Schritte auf dem trockenen Steinboden war zu hören, dann rief er ihnen etwas zu: „Haltet ein Reisende! Ich bin weder ein Wegelagerer noch eine der üblen Kreaturen, die Wanderer unversehens angreifen. Ich bin nur ein einsamer Reisender, so wie ihr es seid.“ Er schien dabei sichtlich nervös zu wirken, soweit das unter seiner schweren Rüstung zu erkennen war.
"Und ich hatte schon solche Hoffnungen, auf ein leckeres Wegelagerer-Steak..." Brummeln steckte Dana ihren Säbel weg. Der Mann war ganz offensichtlich harmlos und selbst wenn nicht, wenn er auch nur eine achtlose Bewegungen machte, würde von ihm nicht mal mehr genug übrig bleiben um damit einen Destillierkolben zu füllen.
Auch die anderen schienen das gemerkt zu haben, Draco löste vorsichtig die Spannung seines Bogens: "Dann nehmt euren Helm ab, damit wir zumindest sehen können wer ihr eigentlich seid."
Der Fremde gab keine Antwort, sondern nahm widerspruchslos seinen Helm ab. Darunter kam die dunkle Haut eines Dunmers zum Vorschein. Sein Gesicht war ansehnlich, wenn vielleicht auch nicht wunderschön.
Noch immer hatte er sich nicht näher bewegt und auch keiner der anderen schien geneigt zu sein, sich ihm zu nähern: <i>"Wenn das so weiter geht stehen wir hier vor lauter Misstrauen morgen noch!"</i> Dana unterdrückten ein Seufzen und erhob ihre Stimme: "Woher wollt ihr denn wissen, dass wir nur einsame Reisende sind? Wir könnten genauso gut Räuber sein oder..ein Daedra Kult auf dem Weg zum nächsten Altar..." Ihre Stimme klang spöttisch und sie hatte eine Augenbraue hochgezogen, während sie auf die Antwort des Dunmers wartete.
 

Achilleus

Heros
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Erleichtert atmete Achill auf, als die Gruppe ihre Waffen etwas senkte. Das Schlimmste war somit wohl überstanden. Er entspannte sich leicht und machte einen zögernden Schritt auf die Gruppe zu. Er hatte sich wirklich nicht getäuscht. Mehrere Menschen, zwei Bosmer und eine Dunmer – die sehr hübsch war, wie er feststellen konnte. Nur eine Gestalt ließ ihn doch sehr misstrauisch werden: eine Person, vielleicht eine Frau, die sich eng in einen Umhang hüllte und ihr Gesicht hinter einer Kapuze zu verstecken suchte. Einer der Menschen, ein ungerüsteter Krieger mit Kampfstab, stellte sich schützend vor die vermummte Gestalt. Was sie wohl zu verbergen hatte? Irgendwie kam sie ihm sehr ... seltsam vor. Aber um darüber nachzudenken, war im Moment keine Zeit. Um seinen guten Willen zu zeigen, nahm er auch sogleich seinen Helm ab, als er dazu aufgefordert wurde.

Als sich eine der Menschenfrauen an ihn wandte, einen leicht spöttischen Unterton in der Stimme: „Woher wollt ihr denn wissen, dass wir nur einsame Reisende sind? Wir könnten genauso gut Räuber sein oder... ein Daedra Kult auf dem Weg zum nächsten Altar...“ lächelte er leicht und meinte nur: „Dann hätte es hier sicher schon Tote gegeben, oder?“ Er warf noch einen kurzen Blick auf die vermummte Gestalt und fuhr dann fort, noch einen langsamen Schritt näher machend. „Erlaubt mir, mich vorzustellen. Ich bin Achill, Streiter und Mitglied des ehrenvollen Hauses Redoran. Doch frage ich mich, was eine solch ... illustre Runde wie die Eure in diese abgelegene Gegend treibt?“ Die Dunmer legte dem Bosmer kurz die Hand auf die Schulter und machte einen Schritt auf Achill zu. Sie musterte ihn durchdringend und lächelte höflich. „Seid mir gegrüßt, Achill aus dem Hause Redoran. Ich bin Veldan Devari. Ihr fragt uns, was wir hier suchen... aber das gleiche könnten wir auch euch fragen? Vielleicht sind wir ja Pilger, die zum Schrein am Mount Assarnibibi wollen?“ Achill verneigte sich leicht vor der Dunmer. Dabei bemerkt er die Insignien, die an Veldans Mantel angebracht waren. Eine Hlaalu also. „Da habt ihr natürlich recht. Ich könnte ja auch nur ein harmloser Pilger sein, doch noch nie habe ich so viele Fremdländer gesehen, die unserem Glauben anhängen. Darum verzeiht, wenn sich meine Gedanken in anderen Bahnen bewegen.“ Die Dunmer erwiderte mit einen verschmitzten Lächeln: „Ein voll gerüsteter Redoran, der eher aussieht als ob er in den Krieg zöge... verzeiht, aber auch ihr wirkt nicht wie der typische Pilger.“ Achill blickte der Dunmer in die Augen und versuchte sein unschuldigstes Gesicht aufzusetzen. „Oh, ich bedauere, wenn ich einen falschen Eindruck vermittle. Aber ich bin auch auf einen Auftrag für unseren Herrn Vivec unterwegs... und die Gegend hier ist sehr gefährlich. Blutlüsterne Kreaturen treiben hier ihr Unwesen... und die Ashlander sind auch nicht sehr... zuvorkommend Fremden gegenüber.“ Achill meinte, bei ‚blutlüsternen Kreaturen’ ein Zucken im Gesicht seiner Gegenüber gesehen zu haben. „Interessant“, dachte er sich.

Ein misstrauisches Funkeln schlich sich in die Augen der Dunmer. „Blutlüsterne Monster? Etwas ungewöhnlich, die wilden Tiere so zu bezeichnen...“ Aus den Augenwinkeln beobachtete Achill, wie der menschliche Krieger, ein Mönch wird er wohl sein, etwas sagen wollte, der Bosmer ihm aber die Hand auf den Unterarm legte, als wollte er ihn zurückhalten. Achills Konzentration wanderte zurück zu Veldan. „Von wilden Tieren habe ich auch nichts gesagt... es gibt viel schlimmere Wesen, die die Nacht heimsuchen. Ganz besonders hier in dieser Gegend. Ihr solltet euch nicht zu weit nach Norden wagen. Nur ein guter Rat. Vielleicht solltet ihr auch besser nach Molag Mar zurückkehren... und bei Tage reisen.“ Achill meinte ein gewisses Unwohlsein bei seiner Gegenüber zu spüren. Als Krieger war er darin geübt, die kleinsten Reaktionen seines Gegenübers zu erkennen und zu interpretieren. Eine Fähigkeit, die auch in Verhandlungen ihren Nutzen hatte. So wie jetzt. Er warf noch einen schnellen Blick zu der verhüllten Gestalt, bevor er versuchte, aus seiner Gesprächspartnerin schlau zu werden. Diese Leute machten nun keinen feindseligen Eindruck, aber irgend etwas stimmte hier ganz und gar nicht. Er fragte sich gespannt, ob er nun erfahren würde, was der Schatten war, der über den Reisenden hing....
 
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Veldryn

Strauchdiebin
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Keyno Tong, auf der Suche nach Galom Daeus

Veldan betrachtete ihr Gegenüber mit konzentriertem Gesichtsausdruck, den Kopf unbewusst ein wenig zur Seite geneigt.
Sie warf einen kurzen Seitenblick zu Draco und glaubte beinahe so etwas wie ein angriffslustiges Funkeln in seinen schwarzen Augen zu sehen. Sie blinzelte.
Als sich der Dunmer ihnen gezeigt hatte, hatte Veldan sich anfänglich entspannt. Nur ein Redoran, vermutlich unterwegs, um für sein Haus irgendwelchen Bauern zu helfen, wilde Tiere zu vertreiben oder ein paar Banditen zu jagen..., hatte sie gedacht. Jedoch nun fand sie Dracos Vorsicht mehr als angebracht, auch wenn sein Misstrauen vielleicht teilweise andere Gründe hatte als das ihre. Die Dunmer verkniff sich ein leichtes Lächeln, das sich auf ihr Gesicht schleichen wollte, und trat noch einen Schritt auf den Redoran zu. Der Dunmer war noch recht jung, sah sie, sicher nicht wesentlich älter als sie selbst, auch wenn er den Eindruck erweckte, als ob er für gewöhnlich eine für sein Alter viel zu ernste Mine aufsetzte. Aber das war sie von vielen Redoran gewohnt. Obwohl sie sich in diesem Moment plötzlich an den sehr zornigen und keineswegs mehr ernsten Gesichtsausdruck eines redoranischen Ratsmitglieds in Vivec erinnert fühlte, als dieser mit einer Entscheidung der Regierung wieder einmal unzufrieden war. Erneut unterdrückte sie ein Grinsen. Was ist los mit mir? Der beinahe unbeschwerte Besuch in Molag Mar hat mich wohl mehr erheitert als gut für mich ist. Hier ist äußerste Vorsicht angebracht..., warnte sie sich selbst in Gedanken. Nach dem, was der Fremde andeutet.... könnten wir nun ein großes Problem haben.

Mit einem kurzen Blick zu Elindor und der verhüllten Julia vertrieb sie ihre Heiterkeit. Sie blickte wieder in das ernste, aber sichtlich neugierige Gesicht dieses 'Problems' – falls dieser junge Mann dasselbe Reiseziel hatte wie die Gruppe, wäre es zu riskant, ihn im Rücken zu haben. Ebenso riskant war es jedoch, ihn zur Mitreise aufzufordern – wie sollten sie Julias Identität vor ihm bewahren?
Veldan dachte einen Moment angestrengt nach. Schließlich beschloss sie, erst mal herauszufinden, was das Ziel des Redoran war. Vielleicht war ihre Besorgnis ja überflüssig und er meinte nicht Vampire, als er von 'blutlüsternen Kreaturen' der Nacht sprach.
Achill, wie er sich ihnen vorgestellt hatte, schien zumindest keinen großen Wert auf Heimlichtuerei zu legen. Veldan hatte sich nicht die Mühe gemacht, ihn auf ihre Hauszugehörigkeit aufmerksam zu machen – die Insignien an ihrer Kleidung waren deutlich genug. Auch auf ihre in formellen Kreisen übliche Vorstellung als Mitglied der Dren-Familie hatte sie absichtlich verzichtet. Bei Verhandlungen in der Hauptstadt mögen solche Dinge von Nutzen sein, jedoch in ihrer augenblicklichen Situation hier in der Wildnis nahe Molag Mar war jede Aufmerksamkeit von Fremden etwas, das es zu vermeiden galt. Es genügte, dass dieser Redoran sie hier gesehen hatte, er musste nicht noch wissen, welchen Stand sie in Vivec bekleidete.

"Von wilden Tieren habe ich auch nichts gesagt... es gibt viel schlimmere Wesen, die die Nacht heimsuchen. Ganz besonders hier in dieser Gegend. Ihr solltet euch nicht zu weit nach Norden wagen. Nur ein guter Rat. Vielleicht solltet ihr auch besser nach Molag Mar zurückkehren... und bei Tage reisen."
Achills Worte ließen Veldan scheinbar erstaunt eine Augenbraue heben. Sie blickte sich demonstrativ zu ihren Gefährten um. "Oh, habt keine Sorge, nicht nur das Haus Redoran hat fähige Kämpfer in seiner Mitte. Und.... verzeiht, ich will Euch nicht zu nahe treten, aber... ich wage zu behaupten, dass wir uns in der Gruppe besser zu verteidigen wissen als Ihr, als einzelner Reisender." Veldan lächelte. Sie wollte keineswegs den Eindruck vermitteln, dass sie die Kampfkunst des Redoran geringschätzte – sie wusste, wie stolz und ehrenhaft die Angehörigen seines Hauses für gewöhnlich waren.
"Sind es diese.... wie sagtet Ihr, blutlüsternen Kreaturen, die euch mitten in die nächtliche Wildnis verschlagen haben? Oder wen jagt Ihr hier?"
Sie blickte Achill forschend an. Er schien für einen Moment unentschlossen zu sein, mit den Worten zu ringen. Veldan beschloss, ihm noch einen Schubs in die, wie sie hoffte, richtige Richtung zu geben.
"Wir sind schon eine Weile hier unterwegs." log sie. "Vielleicht können wir Euch helfen bei Eurer Suche, wonach auch immer sie sein möge. Wir haben einen guten Kundschafter in unserer Runde." Lächelnd deutete sie auf Draco. Im Gesicht des Waldelfen zeigte sich nun neben der kaum verhohlenen Abneigung eine Spur Verwirrung, jedoch nickte er ihr zu, Vertrauen in seinem Blick. Veldan sah kurz zu den anderen Gefährten. Niemand schien etwas sagen zu wollen, offenbar warteten sie ab, was die Dunmer mit ihrer Gesprächsführung bezweckte.
Sie richtete wieder ein einnehmendes Lächeln an Achill, von dem sie hoffte, dass es die Tatsache überspielte, dass sie seine Frage nach dem Reiseziel der Gruppe geschickt ignoriert hatte.

Offenbar hatte sie Erfolg - der junge Redoran sah zwar immer noch ein wenig misstrauisch aus, fing jedoch an zu sprechen. "Ich bin in der Tat auf einer Jagdmission unterwegs. Meine Suche führt mich einem Unterschlupf von Wesen, die unser Lord Vivec vom Antlitz Vvardenfells getilgt haben will..." Achill zögerte erneut. Veldan beschloss nun, die Flucht nach vorn anzutreten. "Meint ihr damit... Vampire?" fragte sie mit unschuldigem Tonfall. Achill zuckte merklich zusammen. Er sah nun für einen Moment nicht mehr misstrauisch, sondern beinahe... frustriert aus. Volltreffer, dachte Veldan.
"Ja, ich suche nach einem Versteck von Vampiren, das hier in der Gegend vermutet wird. Diese Kreaturen sind eine Schande der Natur und gehören vernichtet." Veldan brauchte sich nicht umzudrehen, um zu spüren, wie Julia im Schatten hinter ihnen zusammenzuckte und Elindor sich unbewusst schützend vor sie schob.
Veldans Gedanken drehten sich im Kreis. Was tun wir nun? Er hat dasselbe Ziel wie wir. Wenn wir ihn im Rücken haben, bringt er uns wahrscheinlich alle in Gefahr. Wir können ihm aber unmöglich erzählen, warum wir hier sind... er würde vermutlich sofort versuchen, Julia zu töten...
Dann hatte sie sich entschieden.
Dies wird Julia nicht gefallen... aber ich sehe keine andere Möglichkeit.

Veldan setzte einen ernsten Gesichtsausdruck auf. "Der Unterschlupf, den ihr sucht, heißt Galom Daeus." Sie machte eine kleine Kunstpause, um die Worte auf Achill wirken zu lassen. Der Redoran war in der Tat überrascht und starrte sie schweigend an. "Ihr wollt allen Ernstes in das Hauptquartier eines großen Vampirclans eindringen und die dort hausenden Vampire erledigen? Ihr und welche Armee?" Veldan blickte sich um, als erwarte sie, dass jeden Moment ein Regiment Krieger aus dem Dunkel der Nacht erscheinen würde.
Erneut erschien der Ausdruck von Frustration auf Achills Gesicht. Veldan unterdrückte ein zufriedenes Lächeln. Dann habe ich diese Mine richtig gedeutet. Was hat der arme Kerl ausgefressen, dass sie ihm diesen Auftrag gegeben haben? Oder haben die Redoran nur einfach das Nachdenken vor dem Handeln vergessen, wie so oft?
Sie beschloss, das immer noch erstarrte Schweigen des jungen Dunmer auszunutzen und sprach einfach weiter. "Wir haben dasselbe Ziel. Wir sollten uns gegenseitig helfen." Veldan ließ dabei außen vor, dass sie mit 'Ziel' eigentlich nur den Ort meinte, nicht die Mission, Vampire zu töten. "Wir wissen einiges über diesen Ort, aber wir bräuchten jemanden, der uns dabei hilft, ihn zu finden. Mir scheint, euch ist die Lage dieses Unterschlupfes besser bekannt als uns?"
Veldan hielt einen Moment angespannt den Atem an. Oh, bitte, Lord Vivec, lass jetzt niemanden aus der Gruppe protestieren oder etwas falsches sagen....
Ein kurzer Seitenblick zu Draco verriet ihr, dass der Waldelf zwar sichtlich wenig begeistert von dem Dunmer war, jedoch nicht vorhatte, ihr zu widersprechen. Sie lächelte ihm kaum merklich zu. Danke für dein Vertrauen...
Wieder an Achill gewandt, fügte sie hinzu: "Und, verehrter Achill, seid mir nicht böse, wenn ich sage, dass Ihr auch ausseht, als könntet Ihr Hilfe brauchen. Allein werdet Ihr euch Galom Daeus nicht einmal nähern können, ohne von streunenden Vampiren überfallen und getötet zu werden."
Veldan verstummte und wartete auf die Reaktionen, die da kommen mögen. Ihre Gebete wurden offenbar erhört – keiner der Gruppe begann lautstark zu protestieren, obwohl Veldan sicher war, dass einige von ihnen vermutlich glaubten, sie hätte völlig den Verstand verloren. Sie blickte in die fassungslosen Gesichter ihrer Kameraden und warf ihnen beinahe flehende Blicke zu. Spielt mit.... bitte...

Dann wandte sie sich wieder Achill zu und lächelte einladend. "Was sagt Ihr?"
Der Redoran schien einen Moment nachzudenken, seufzte dann erneut und nickte. Sein Misstrauen schien nicht ganz verschwunden, war jedoch deutlich von einem Ausdruck der Neugier überlagert worden. "Einverstanden. Es ist vermutlich sicherer für uns alle, wenn wir unseren Weg gemeinsam fortsetzen. Und ja, ich kann euch helfen, den Weg zu finden. Ich weiß, wo ich... wir hin müssen."
Veldan unterdrückte ein erleichtertes Ausatmen und nickte Achill einfach zufrieden zu. So neugierig der Redoran auch aussah, fragte er Veldan für den Moment nicht weiter aus – offenbar ging er fürs erste davon aus, dass die Gruppe aus Vampirjägern wie ihm bestand. Veldan entschuldigte sich kurz bei Achill, der sich zur Weiterreise bereitmachte und den Helm, der sein Gesicht anfangs bedeckt hatte, in seinem Gepäck verstaute, und ging mit dem Rest der Gruppe ein wenig abseits, um ihr Handeln zu erklären.

Draco nahm ihre Hand und drückte sie liebevoll. Julia hingegen starrte sie böse an. Wären nicht alle anderen zugegen gewesen, hätte Veldan jetzt um ihr Leben gefürchtet. Sie zwang sich dazu stehen zu bleiben, anstatt instinktiv ein paar Schritte zurückzuweichen.
"Ich weiß, dass ihr das für keine gute Idee haltet. Aber lasst mich erklären.. ich halte es für notwendig. Dieser junge Redoran wird nach Galom Daeus gehen, ob uns das gefällt oder nicht. Wir werden ihn vor uns haben, oder im Rücken, aber auf jeden Fall wird er uns im Weg stehen und sich selbst und uns alle in Gefahr bringen, weil er nicht weiß und nicht wissen kann, was wir vorhaben!" Julia zischte: "Nein! Dieser Fremde darf auf keinen Fall mit uns kommen!" Sie sah in diesem Moment so feindselig aus, dass Veldan nun doch einen Schritt zurückwich und mit ihrer freien Hand nach Dracos Arm griff. Elindor sah unentschlossen aus. Valeria jedoch vertrat Veldans Standpunkt, zur großen Erleichterung der Dunmer. "Veldan hat Recht." sagte die Nord. "Wenn dieser Kämpfer bei uns ist, können wir ihn im Auge behalten. Ansonsten haben wir keinerlei Möglichkeit, eine Einmischung von ihm in Galom Daeus zu verhindern."
"Und das würde nicht nur unser Vorhaben zunichte machen, sondern vermutlich damit auch die einzige Hoffnung auf Heilung für dich, Julia." fügte Draco hinzu. Auch Elindor nickte nun. Die Aussicht auf Julias Heilung schien ihn überzeugt zu haben. Veldan atmete erleichtert auf, trotz Julias immer noch bösen Blicken. Dana sah ein wenig skeptisch aus, schien aber angesichts der ja ebenfalls mehr oder minder ungeplanten Anwesenheit von Kela keineswegs vorzuhaben, etwas zu dem Thema zu sagen. Die Waldelfe hielt sich in Danas Nähe auf und wirkte gänzlich desinteressiert.
Veldan nickte nun und versuchte, ihre Anspannung mit einem nervösen Lächeln zu überspielen. "Gut, dann ist das geklärt. Wir reisen mit ihm zusammen, vermeiden aber – vorerst –" Veldans Worte wurden von einem leisen Zischen aus Julias Richtung unterbrochen, "...vorerst, ihm irgendwelche Details unseres Vorhabens mitzuteilen." beendete Veldan ihren Satz.

So setzten sie ihre Reise durch das Dunkel der Nacht fort. Julia hielt sich bei Elindor am Ende der Gruppe, gut verborgen unter ihrem Mantel. Elindor hatte Achill erklärt, dass sie ein Gelübde abgelegt hatte, niemandem ihr Antlitz zu zeigen, und deshalb unter der Kapuze verborgen blieb. Veldan hoffte inständig, dass diese Erklärung bei dem tief gläubigen Redoran gut ankam. Valeria beäugte Achill, weniger mit Vorsicht als mit offensichtlicher Neugier. Veldan musste lächeln, als sie daran dachte, dass Valeria einst ihr Interesse an dem Haus Redoran bekundet hatte.
Draco und Veldan liefen zusammen mit Achill am Anfang der nun erneut angewachsenen Reisegruppe, wobei Draco oft verschwand, um das Gebiet vor ihnen auszukundschaften. Veldan ließ ihren Blick nachdenklich über das Gesicht des jungen Redoran schweifen. Es wird sich zeigen, ob dieser Redoran ein besseres Beispiel seines Hauses abgibt als jene, denen wir kürzlich in Vivec über den Weg liefen...
Achill bemerkte ihren Blick und blickte zu ihr herunter (er war deutlich größer als sie). Veldan lächelte und fragte sich, wann der Redoran damit beginnen würde, sie und die anderen mit neugierigen Fragen wirklich in Bedrängnis zu bringen...
 

Faerlanthis

Steppenwolf
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Galdhren auf den Fersen der Keyno Tongs

Galdhren schaute den Keyno Tongs gebannt nach. Es war ein seltsames Gefühl, all seine Hoffnung in einen bunten Haufen Fremder zu legen, die sich ihm gegenüber ebenso gut als blutige Feinde wie treue Gefährten offenbaren konnten. Die Münze tanzte also auf ihrer Kante, und es galt nun zu erfahren, auf welche Seite sie fallen würde. Galdhren fühlte sich bei diesen Gedanken gefangen und mittellos, aber welch andere Wahl war ihm geblieben, die er statt dessen hätte treffen können? Das alleinige Umherstreifen bedeutete früher oder später seinen sicheren Tod, wo hingegen die Keyno Tongs nur ein größeres Wagnis mit bisher unabsehbarem Ausgang darstellten. Nein, es war nicht die Zeit für Bedenken und Verzagen. Es war vielmehr die Zeit für den Wagemut gekommen!
Bestärkt durch diesen letzten Gedanken machte sich Galdhren auf und stellte den Keyno Tongs in sicherem Abstand nach. Der junge Streicher versuchte erst gar nicht, sich so unauffällig und verdeckt wie nur irgend möglich zu bewegen. Denn wer um jeden Preis nicht auffallen will und deshalb mit aller Bedachtheit und Vorsicht arbeitet, erregt oftmals gerade deswegen Misstrauen und rückt so in den Blickpunkt derer, vor denen er sich eigentlich verbergen wollte. Schon in frühen Jahren hatte ihm Landurel Nadilar, sein Lehrmeister in Valenwood, diese Weisheit zu verstehen gegeben. "Wer nicht gesehen werden will, wird oft deswegen gesehen, weil er nicht gesehen werden will", hatte er stets mit gehobenem Zeigefinger gesagt.
Diesen guten Rat beherzigend folgte Galdhren ruhig und geduldig den Keyno Tongs. Er hatte großen Respekt vor jedem einzelnen von ihnen, sah er doch leicht, dass sie alle zusammen durch viele gemeinsame Abenteuer eng miteinander verbunden und gestählt waren, egal ob das Band nun aus Liebe oder Freundschaft gemacht war. Was die Keynos jedoch an diesen Ort verschlagen hatte, das wusste Galdhren freilich nicht. Auch Desseni konnte ihm keine Auskunft darüber geben, wenngleich es natürlich sehr wahrscheinlich war, dass sie ein neues, sicher nicht ungefährliches Abenteuer ins düstere Molag Mar lockte. In diesem Augenblick kam Galdhren wieder die verhüllte Gestalt in den Reihen der Keyno Tongs in den Sinn, welche ein kerniger Bretone geschickt zu beschützen und abzuschirmen wusste, als sie von Bord gegangen waren. Womöglich lag hier der Grund und die Ursache für ihr Abenteuer begraben, doch diese Gedanken waren mehr spekulativer Zeitvertreib als tatsächlicher Ernst, und Galdhren vergaß sie schnell.
In Molag Mar selbst staunte er nicht zu knapp, als die Keyno Tongs in Richtung Orns Omarens Herberge zum Hl. Veloth abbogen und unglücklicherweise auch eintraten. Omaren, dem grantigen Schankwirt, wollte Galdhren um jeden Preis nicht mehr vor die Augen treten. Zwar war er nur einmal mit ihm gehörig aneinander geraten, aber im Sinne des jungen Streichers war dies auch genau einmal zu viel. Er wollte also hier draußen bei den Verkaufsständen die Angelegenheit im Auge behalten, und wahrlich, weglaufen konnten ihm die Keynos nur schwer: Denn wer einmal drinnen war, der musste schließlich auch wieder herauskommen – irgendwann einmal zumindest. Es dauerte auch nicht lange, und dieser und jener der wundersamen Abenteurer trat aus dem stickigen Tavernenzimmer ins Freie. Allerdings nur, um sich in Molag Mar hier und da ein wenig die Beine zu vertreten, die Ladenbestände genauer zu betrachten oder um sich das magere Kulturangebot, welches sich beinahe nur auf den örtlichen Tempel beschränkte, zunutze zu machen. Dennoch war Galdhren weiterhin aufmerksam. Jederzeit hätten die Keynos geschlossen aus der Schenke treten und sich auf den Weg zu ihrem Abenteuer machen können. Und gerade diesen Moment zu versäumen wäre aus Galdhrens Sicht eine mittlere Katastrophe gewesen.
Als es zu dunkeln begann, lehnte er auf einer Kiste sitzend an Omarens Herberge. Es viel ihm sichtlich nicht leicht, Geduld und Ruhe für sein Warten aufzubringen, aber die nach und nach aufgehenden Sterne und schließlich der Mond waren ihm geschätzte Begleiter an diesem einsamen Abend. Unverhofft knarrte da plötzlich die schwere Holztür der Taverne und einer nach dem anderen schlüpften die Keyno Tongs heraus. Der Mond schien blass und verwaschen, und von Kopf bis Fuß gespannt verfolgte Galdhren das sich vor ihm abspielende Geschehen. Wie schon am Hafen nahm der Waldelf, namentlich Draco, die Führung der Gruppe in die Hand. Sie schienen nervös und unruhig, vor allem der Bretone und seine verhüllte Begleiterin, die Galdhren sogleich wieder ins Auge stachen. Würde sich also doch alles mehr oder weniger um diese rätselhafte Gestalt drehen? Der junge Streicher atmete hastig, jedoch beinahe lautlos. Er spitzte die Ohren und lauschte in die Nacht hinein, doch konnte er kein Wort von Seiten der Keyno Tongs ausmachen. Sie schwiegen allesamt und setzten sich schließlich still und stumm in Bewegung, und Galdhren folgte ihnen schleichend im Schatten. Es war nicht ungefährlich, einer solch ausgerüsteten und vor allem erfahrenen Gruppe ungesehen auf den Fersen zu bleiben. Ein falscher Schritt und Galdhren würde mit Leichtigkeit und Sicherheit entdeckt werden. Er spürte förmlich die einschnürende Gefahr heiß in seinem Nacken liegen.
Nach einiger Zeit machten die Keynos plötzlich von einem Schritt auf den anderen Halt, und in der Zeit, in der ein Blitz am Himmel zuckt, hatte ein jeder von ihnen das funkelnde Schwert gezogen oder den tödlichen Pfeil an die gespannte Sehne des Bogens gelegt. Galdhren erstarrte. Hatte man ihn entdeckt? Stand vielleicht schon jemand mit gezücktem Dolch hinter ihm, bereit zuzustechen? Doch ehe er überhaupt einen klaren Gedanken fassen konnte, rückte ein Unbekannter in sein Blickfeld, der vom Wegrand mit gehobenen Händen auf die Keyno Tongs zuschritt. Erleichtert von einer Tonnen schweren Last atmete Galdhren auf. Noch war er sicher im Schatten verborgen, noch war er unentdeckt geblieben. Vielmehr erregte ein anderer nun große Aufmerksamkeit, nicht er selbst wie gerade noch befürchtet. Mit klopfendem Herzen wagte sich Galdhren näher und näher an das Geschehen heran. Er lauschte dem Gespräch, hörte sich den Unbekannten als ein Redoran namens Achill vorstellen, sah die Keynos ihre Waffen senken und fühlte just in diesem Moment, dass es nun noch um vieles schwieriger werden würde, zu ihnen zu stoßen, denn es war kaum vorstellbar, dass sie gleich zwei neue Weggefährten mit derart offenen Armen empfangen würden. Das Glück dieser Nacht gehörte unverkennbar Achill. Er wurde auch sogleich – so schien es Galdhren zumindest – in das Vorhaben der Keynos eingeweiht und stand ihnen nun als ehrenvoller Mitstreiter zur Verfügung. Erstaunlich, welche Wortgewandtheit dieser junge Redoran an den Tag gelegt haben musste, dass er nicht nur aus Gnaden dem Tod entrann, sondern sich zudem noch unter die Abenteurer selbst mischen konnte. Ach, wie gerne wäre ihm Galdhren nur zuvorgekommen!
Der junge Streicher kniff die Lippen zusammen und atmete tief durch. Der Stachel der Enttäuschung schmerzte ihm dumpf in der Brust, aber die Keyno Tongs, die nun einen Mann mehr zählten, setzten sich wieder in Bewegung, und Galdhren folgte ihnen weiterhin verborgen in den Schatten der Nacht.
 

Schattenseelchen

Schattenwesen
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Dana hörte nur mit einem Ohr zu, was Veldan und der fremde Dunmer besprachen. Sie war sich sicher, dass dieser auf jeden Fall im Moment keine Bedrohung darstellte, also konnte sie ihre Aufmerksamkeit getrost anderen Dingen zuwenden. Zum Beispiel, dem zarten goldenen Funkeln, dass sie hinter einem vertrockneten Busch bemerkte hatte.
Neugierig ging sie darauf zu. Sie bog einige der trockenen Zweige zur Seite, als sie einen stich in der Hand spürte. Fluchend machte sie einen hastigen Schritt nach vorne und steckte ihren blutenden Finger in den Mund: "Blöders Drecksding, warum müssen diese verdammten Büsche auch noch Dorne haben? Als ob irgendetwas versuchen würde dieses elende Gestrüpp zu fressen!" Dana fluchte immer noch als ihr endlich wieder einfiel, warum sie eigentlich in einem Dornenbusch herumstand. Suchend ließ sie ihren Blick durch das dichte Gestrüpp gleiten: Da war es wieder, direkt vor ihrem Fuß. Sie bückte sich und hob eine zarte Goldkanetblüte vom staubigen Boden auf.
Bei ihrem unbedachten Schritt hatte sie die Pflanze abgebrochen und jetzt war die sonst leuchtend goldene Blüte mit mattem, grauem Staub beschmiert: "Es war ja klar, es grenzt schon fast an ein Wunder, dass diese Blume hier überlebt hat und dann komme ich vorbei und zerstöre sie." Bedauernd strich sie über die zarten Blütenblätter, um sie vom Schmutz zu befreien. Es tat ihr Leid, dass diese Pflanze so sinnlos sterben würde, nur weil sie nicht aufgepasst hatte wo sie hintrat. Goldkanet hatte ja kaum einen anderen Nutzen, als nur schön auszusehen, denn für alchimistische Zwecke war die Pflanze fast völlig unbrauchbar. Sie könnte natürlich...aber nein, das wäre einfach nur kitschig und grauenhaft romantisch und sie war schließlich noch nie ein großer Freund von bemüht romantischen Gesten gewesen. Ganz im Gegenteil...

<i>Die Klasse lauschte gespannt:"...'und sie ließen hunderte von weißen Tauben aus dem Tempel aufsteigen, die Kinder streuten einen Pfad aus leuchtend roten Blüten vom Tempel bis zurück zum Palast'..."
Aus einer der hinteren Reihe ertönte ein leises Räuspern: "Was für rote Blüten waren das? Heidekraut? Oder Feuerblüten?"
"Ähm Dana ich glaube nicht, dass das dem Autor wirklich wichtig war. Es geht schließlich um die Hochzeit unserer Herrscher und nicht um Botanik. Also, kann ich jetzt weiter lesen?" Die Lehrerin bemühte sich um Geduld während sie Dana wartend anblickte. Das Kind konnte einen manchmal wirklich noch den letzten Nerv rauben!
"Von mir aus..." Missmutig lehnte sich Dana wieder in ihrer Bank zurück.
"Wo war ich..achja 'Und nach der Hochzeit lebten die beiden glücklich bis ans Ende ihrer Tage.'"
"Oder bis einer von beiden jemand Interessanteren kennerlernte oder sie einfach zu gelangweilt voneinander waren."
"Götter, Dana könntest du dich nicht zumindest bemühen etwas Sinn für Romantik zuzeigen oder einfach nur deine negativen Bemerkungen für dich behalten. Du wirst es ja kaum für möglich halten, aber für die meisten Menschen gibt es auch interessantere Sachen außer Pflanzen!" </i>

Ja, ihre Lehrerin hatte sie wirklich geliebt. Dana kicherte trocken bei dem Gedanken an all die Gelegenheiten wo sie sie auf die eine oder andere Weise beinahe in die Verzweiflung getrieben hatte.
Also wäre sie jetzt doch wohl auch schaffen diese dämliche Blume wegzuschmeißen, obwohl sie es nach wie vor bedauerte die Pflanze so gedankenlos verletzt zu haben.

Vorsichtig stieg sie wieder aus dem dornigen Gebüsch heraus und gesellte sich zu den Anderen oder genauer gesagt zu Kela die etwas verloren am Rande der Gruppe stand.
Wie selbstverständlich legte sie ihren Arm um Kelas Hüfte und beugte sich zu ihr herunter: "Und wie weit sind wir bis jetzt?" Flüstertete sie der Bosmer möglichst leise ins Ohr.
Kelas Gesicht hellte sich auf und sie antwortete genauso leise, wie Dana: "Wir sind gerade irgendwo zwischen Pilgern und blutrünstigen Bestien..."
"Na da komme ich ja genau richtig. Achja..ähm...also da im Gebüsch..." Die Bretonin gestikulierte wild mit einer Hand.
Amüsiert zog Kela die Augenbrauen hoch: "Dornen? Tier? Mensch? Erdbeben?"
"Nein, ich habe da etwas gefunden. Also ich weiß, das ist eigentlich albern, aber ich dachte, es würde vielleicht, wenn du es nicht lächerlich findest..."
"Dana, auch auf die Gefahr hin dich mitten im Versuch einer gewaltigen Rede zu unterbrechen, aber was genau möchtest du mir sagen?"
"Ach verdammt! Hier!" Dana nahm die andere Hand hinter ihrem Rücken hervor und hielt Kela die gefundene Blume hin: "Uhm sie erinnerte mich einfach an das Funkeln in deinen Augen." Die Hautfarbe der Bretonin begann langsam einen beunruhigenden roten Farbton anzunehmen, während sie auf eine Reaktion Kelas wartete: "Du findest es bestimmt furchtbar kitschig, aber ich dachte bevor sie einfach verwelkt..." Ein stürmischer Kuss beendete ihr Gestammel.
"Danke schön, das ist wirklich süß von dir Dana, aber jetzt muss ich mir etwas einfallen lassen, um mich zu revangieren..." Sie grinste schelmisch.

Dana lauschte mit einem Ohr auf die Unterhaltung zwischen dem fremden Dunmer, Achill wenn sie das richtig verstanden hatte und Veldan, die sich bemühte möglichst wenig von der Identität der Gruppe preiszugeben.
Sie war sich ziemlich sicher, dass die Blume einfach nur entsetzlich kitschig gewesen war, aber es war doch nur das eine Mal gewesen. Jeder hatte sich doch einmal im Leben etwas Kitsch verdient oder etwa nicht?
 

Faerlanthis

Steppenwolf
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Galdhrens Schritt aus den Schatten

Immer weiter ging es durch die schwarze Nacht. Galdhren wollte meinen, er sei nun schon seit Stunden den Keyno Tongs auf den Fersen, doch der Mond verriet ihm, dass seit dem unverhofften Aufbruch aus Molag Mar nur ein kurzes Stück Zeit vergangen sein musste. Rings um ihn lag dumpfe Stille. Einzig die dahinziehenden Abenteurer sorgten für sachten Laut und leises Geräusch auf ihren Weg durch das entseelte und tote Aschland; er selbst stellte ihnen lautlos und ungesehen nach. Wie lange nur mochte er dieses Spiel noch treiben wollen? Welch einen Sinn und Zweck hatte es überhaupt? Früher oder später würde er sich den Keyno Tongs ohnehin offen zeigen müssen, und dann könnte ihm die Tatsache, dass er sie seit Einlauf des Schiffes im Hafen Molag Mars beständig auf leisen Sohlen beschattete, teuer zu stehen kommen. Denn dass ein solches Vorgehen alles andere als ein guter Nährboden für Vertrauen und Freundschaftsbande war, das war nun freilich nicht schwer zu erraten.
Aber hatte ihn Desseni, der rätselhafte Dunmer aus Molag Mar, nicht eindringlich zu dieser Maßnahme bewegt? Hatte er nicht geradezu davor gewarnt, jener Abenteurergruppe blindlings mit offenen Armen entgegen zu stürmen, allein leichtgläubig und naiv darauf hoffend, auch sie würden ihm die Arme entgegen strecken? Wohl war, Desseni hatte Galdhren mehr Geschick empfohlen, ihm den guten Rat mit auf den Weg gegeben, sich nicht nur von seinem Bauchgefühl leiten zu lassen, sondern auch den Kopf anzuhören. Aber hatte er darunter solch ein Beschatten der Keynos verstanden, wie es Galdhren bisweilen übte? Der junge Streicher schüttelte auf diese Frage hin leicht beschämt den Kopf. Desseni sprach dabei vielmehr von diplomatischem Geschick, von Wortgewandtheit, von charismatischem und sicherem Auftreten, nicht von dem Talent, leise und ungesehen von einem Schatten und den nächsten zu springen und inständig auf den berühmt berüchtigten "richtigen Moment" zu bauen. Vielleicht war dieser sowieso nur ein Hirngespinst im Geiste der Leute, nicht mehr als eine Illusion, eine närrische Einbildung. Denn oft hatte er schon wegen solchen "richtigen Momenten" auf der Lauer gelegen, doch nie traten sie ein, und schlussendlich fügten sich die Dinge doch immer auf eine vollkommen andere Art und Weise. Und ähnlich wie damals erging es Galdhren auch heute: Gebannt erwartete er eben diesen Augenblick, in dem sich die Dinge günstig für ihn fügen würden, doch dieses Erwarten war bisher vergeblich und ohne jeden Erfolg. Machte er es sich also mit Warten allein nicht doch ein wenig zu einfach? Zeugte das nicht auch ferner von Bequemlichkeit und Trägheit – oder gar von Feigheit?
Feigheit – das war das zündende Wort gewesen, das Galdhren aufmerken und erwachen ließ. Es hallte immer und immer wieder durch seinen Kopf, und er war nicht imstande, ihm etwas entgegenzusetzen, denn es stimmte ohne Fehl und Tadel. Er war feige gewesen; er verkroch sich wie ein scheues Tier im Schatten; er wurde von Angst und Bedenken vor dem eigenen Scheitern geplagt und gelähmt. Freilich, die Keyno Tongs wären eine ihm sehr willkommene Gruppe erfahrener Abenteurer gewesen, mit denen zu reisen sich Galdhren wirklich wünschte. Aber es war töricht, auf den ersten Schritt von ihrer Seite her zu warten, vielmehr musste er ihn selbst gehen, dem Risiko und der Gefahr seines Scheiterns zum Trotz. Und überhaupt: Warum lag in ihm der hartnäckige Glaube, die Gruppe würde ihn bei einer Begegnung sogleich Pfeil und Schwert in die Brust jagen? Mochte das Bild von seinen immerhin möglichen zukünftigen Weggefährten das von blutrünstigen Barbaren sein? Hatten sie ihm überdies tatsächlich Grund zu dieser Annahme gegeben? Wohl kaum. Achill ließen sie mit gesundem Misstrauen gewähren, den man keinem in dieser rauen Gegend zum Vorwurf machen konnte. In Molag Mar vertrieben sie sich mit Spaziergängen und Besorgungen die Zeit. Nein, Galdhren hatte wahrlich nicht den geringsten Anlass zu derartigen Befürchtungen. Und dass er bis zu diesem Augenblick immer noch kein Stück weiter war, das lag an ihm selbst, und nur an ihm selbst.
Galdhren hielt inne. Er war an dem Punkt angekommen, an welchem er einzusehen hatte, dass ihn der Weg, den er bis hierhin gegangen war, nicht zu seinem eigentlichen Ziel führte. Er kam in einer Nacht- und Nebelaktion nach Vvardenfell, deren tieferen Sinn – insofern es überhaupt einen gab – er noch immer nicht verstanden hatte. Kein Anhaltspunkt wurde ihm zuvor gegeben, in keine Richtung wurde er gewiesen. Nur Dessenis Rat, sich den Keyno Tongs zuzuwenden, hatte ihn soetwas wie ein Ziel in Aussicht gestellt. Der einzige Ausweg, die einzige Zuflucht, die ihm noch geblieben war, war Landurel Nadilars Brief, der weiterhin ungeöffnet in der Innentasche seines Gewandes ruhte. Aber dafür war die Zeit noch nicht gekommen, und er würde seine letzte Hoffnung um keinen Preis dieser Welt derart unnötig verschwenden wollen. Das war der Stand der Dinge, nicht mehr und nicht weniger. Und allein an Galdhren lag es nun, seines eigenen Glückes Schmied zu sein.
Er konnte sich das Warum und Wieso nicht erklären, doch plötzlich traten unverhofft vergangene Erinnerungen vor sein geistiges Auge. Es war einer der lauen Spätsommerabende, an denen er durch die weiten Wiesenfelder Valenwoods streifte. Die Sonne schien ihm rot und warm entgegen, die Blumen bogen sich geschmeidig im Wind. An diesem Abend war er nicht wie gewöhnlich allein hier gewesen. Zu zweit gingen sie stillschweigend nebeneinander her, bis hin zu dem kleinen, lebendigen Quell, der den nördlichen Bergen entsprang und sich keck seinen Weg durch die Felder bahnte. Dort hatten sie sich ins Gras gelegt, schauten den vorüberziehenden Wolken nach, hatten sie alle begrüßt und wieder verabschiedet. Und am Ende jenes Tages, der seit dem gut und glücklich in Galdhrens Erinnerungen schlummerte, hatte es geheißen: Es gibt nichts gutes, außer man tut es. Das waren Elwyns Worte gewesen, und Galdhren küsste ihr zum Dank beide Hände und versprach, diese Worte niemals zu vergessen, denn sie stammten aus einer reinen, unbekümmerten Seele – und sie waren wahr.
Und jetzt, da er eingesehen hatte, dass er mit Vorsicht und Abwarten nicht recht weiterkam, schien ihm diese Wahrheit den richtigen Weg zu weisen. Er schloss die Augen, sah Elwyn und sich wie da einst zwischen den Blumen liegen und küsste ihr zum Dank noch einmal in Gedanken die Hände. Dann blickte er wieder in die Nacht, sah die Keyno Tongs nun in größerer Entfernung vor ihm, und wieder verschwand er sogleich im Schatten und schlich ihnen ungesehen nach.
Schnell schloss er auf, bald war er gar auf gleicher Höhe, und mir seliger Ruhe im Herzen bewegte er sich lautlos an der Gruppe vorbei, gewann schnell einigen Vorsprung und trat schließlich aus dem Schatten eines alten, knorrigen Baumes mitten auf den Weg. Über ihm stand leuchtend rund der Mond und warf sein blasses Licht auf den jungen Streicher.
Da stand er nun, Galdhren Farsaad aus Valenwood, irgendwo in der Welt, er wusste nicht wo, in ein dunkelgrünes Gewand gehüllt, das in leichten Wellen an ihm herabfiel. Er zog sein Schwert aus der Scheide, rammte es einige Schritte vor ihm in den Boden und gab sich ganz den Dingen hin, die nun geschehen mögen. Die Kapuze leicht ins Gesicht gezogen, erwartete er die näherkommenden Keyno Tongs, allen voran Draco. Auf seinen Lippen lag ein leichtes Lächeln, und in seinem Kopf hörte er Elwyn sagen: Es gibt nichts gutes, außer man tut es.
Und es war gut.
 
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Draco

Schattenkrieger
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Keyno Tongs - Region Molag Amur

Draco spannte seinen Bogen wieder auf den Rücken und betrachtete den Redoran. Er machte einen entspannten Eindruck, blieb aber wachsam und lies öfters seinen Blick durch die Umgebung gleiten. Als sich der Fremde vorstellte und von blutlüsternen Kreaturen sprach, griff der Waldelf schnell nach Elindors Unterarm und hielt Ihn fest ehe dieser auf den Unbekannten los ging. Unbemerkt flüsterte er seinem Freund zu er solle sich beherrschen, bemerkte aber das Achill es sah das er den Mönch zurück hielt. "Du hättest erst schießen sollen." Antworte Elindor knapp und ebenso leise wie der Waldelf. "Vielleicht."

Der Dunmer wandte sich wieder zu Veldan, Draco überkam ein Ihm bekanntes Gefühl, versuchte sich aber nichts anmerken zu lassen. Abermals bewies Veldan Ihre hervorragenden diplomatischen Fähigkeiten im Gespräch mit dem Redoran, der aber seinerseits oft ausweichend antwortete. Mit der Zeit wurden die beiden aber deutlicher und es bestand bald kein Zweifel mehr daran das dieser ebenso nach dem Hauptquartier der Vampire suchte. Draco konnte bei der Geschichte nur mit Mühe ein Grinsen verhindern. Ich frage mich was der Grund für diesen Selbstmordauftrag ist. Der Elf ging aber diesen Gedanken nicht weiter nach, zu überrascht war er von Veldans Worten. "Wir wissen einiges über diesen Ort, aber wir bräuchten jemanden, der uns dabei hilft, ihn zu finden. Mir scheint, euch ist die Lage dieses Unterschlupfes besser bekannt als uns?" Draco hatte keine Ahnung was die Dunmer vor hatte, doch er vertraute Ihr und widersprach nicht, doch sein Gesichtsausdruck war alles andere als begeistert von der Vorstellung.

Kurze Zeit später entschloss sich der Dunmer das er mit Ihnen reisen würde, als dieser seinen Helm in dem Rucksack verstaute und sich für die Weiterreise bereit machte, wandte sich Veldan zu Ihren Freunden. Draco nahm Ihre Hand und drückte sie kurz, als Zeichen das er Ihr beistehen würde. Wie zu erwarten war Julia ebenfalls nicht von der Idee begeistert, Elindor konnte zum Glück schnell davon überzeugt werden das es viel gefährlicher für die Heilung seiner Liebsten wäre, wenn der Dunmer alleine unterwegs wäre und Ihnen vielleicht den Plan zunichte machen könnte.

Veldan hatte Recht, in der Gruppe konnten sie den Redoran im Auge behalten. Draco blickte plötzlich kurz auf und betrachtete die Umgebung, er hatte das Gefühl sie würden beobachtet. "Alles in Ordnung?" Der Waldelf nickte seinem Freund zu. "Ich dachte ich hätte etwas gehört, anscheinend habe ich mich getäuscht." Elindor sah seinen Freund in die Augen. "Du hättest erst schießen sollen." flüsterte er leise und grinste seinen Freund an. "Vielleicht." Antworte Draco Ihm nur knapp, er ging zu dem Dunmer und lies sich den Weg beschreiben. Er blickte noch einmal zu Veldan, ehe er in die Dunkelheit verschwand um den Weg vor Ihnen auszukundschaften.

Der Waldelf eilte den Weg entlang, äußerst wachsam beobachtete er die Umgebung und horchte auf jedes Geräusch. Doch weder ein Klippenläufer, ein Alit oder sonst irgend eine Kreatur schien in der Nähe zu sein. Die Gegend wirkte trostlos und düster. Schließlich erreichte Draco ein größeres Tal, auch hier war kaum Vegetation vorhanden und sah auf den ersten Blick ebenso leblos aus wie überall in der Region Molag Amurs. Das blasse Mondlicht genügte dem Waldelfen um einen guten Überblick über das Tal zu haben und selbst ohne das schwache Licht hätte er die fremde Person neben dem Baum nicht übersehen können. Draco drehte seinen Kopf und sah nach seinen Freunden die Ihm in einigem Abstand folgten, Veldan ging neben dem Dunmer Achill und schien in einem Gespräch mit diesem vertieft, dicht dahinter folgten seine restlichen Freunde. Der Elf nahm einen Pfeil aus dem Köcher und plazierte diesen unübersehbar als Warnung in der Mitte des Weges, ehe er weiter ging.

Draco war weiterhin wachsam, doch der Unbekannte hat seine Neugierde geweckt. Für einen Hinterhalt war der Ort nicht geeignet und die Person wirkte als würde sie auf jemanden warten, anscheinend auf jemand Ihm unbekannten, sonst hätte er sein Schwert mit Sicherheit nicht in einigem Abstand vor sich in den Boden gerammt. Draco war sich sicher das es ein Elf war und er hoffte inständig das es nicht noch ein Dunmer sein würde, er mußte grinsen als er an die Worte seines Freundes im Geiste hörte. Du hättest erst schießen sollen. Der Waldelf schob seinen Mantel etwas zurück um im Notfall schnell seine Klingen ziehen zu können, doch der Fremde blieb weiterhin reglos stehen und machte keine feindlichen Anzeichen.

Als er nur noch wenige Schritte von dem Unbekannten entfernt war, erkannte er das es sich um einen Bosmer handelte. Draco blieb neben dem Schwert stehen, er ballte seinen Hände zu Fäusten, hielt diese überkreuzt an seine Brust und verbeugte sich vor dem Fremden. "Ich grüße Euch, mein Name ist Draco und ich stamme aus der Provinz Valenwood." Der Elf stellte sich wieder aufrecht hin und betrachtete sein Gegenüber genau. Auf dem ersten Blick wirkte der Bosmer noch jung, doch Draco lies sich nicht täuschen, er war sich sicher das dieser in den Wäldern und abseits von den Großstädten aufgewachsen war. Er konnte es nicht erklären wieso, aber er war sich sicher das dieser keine bösen Absichten hatte und unerklärlicherweise gingen Ihm alte Legenden durch den Kopf.

"Ihr seit weit entfernt von den schönen Wäldern unserer Heimat." Draco zog das Schwert aus den Boden und reichte es dem Fremden mit dem Griff voran. "Es ist ein gefährlicher Ort hier und Ihr macht mir nicht den Eindruck als würdet Ihr das nicht wissen oder dieses Fleckchen als Ruheplatz nutzen... ...es sieht eher so aus als würdet Ihr auf etwas warten... ...oder jemanden."
 

Miriamel

Irrlicht
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Sarwhyn und Valen unterwegs nach Galom Daeus


Einem unbeteiligten Beobachter der Szene wäre es vielleicht so vorgekommen, als stünden sich die Bosmer und der Bretone eine kleine Ewigkeit schweigend gegenüber vor dem Haus der Khajiit S’Akitta. Dennoch vergingen nur ein paar Minuten, in denen sie sich zunächst abschätzend musterten, zu verstehen suchend, was im anderen vorging.

„Wir sind aufeinander angewiesen. Ich werde Eure Geheimnisse nicht preisgeben. Das verspreche ich Euch. Wir sollten uns auf den Weg machen. Wir haben noch viel vor uns“, schloß Valen und wandte sich, ohne auf eine Antwort zu warten in Richtung des Bootssteges.

Zumindest hatte die Khajiit tatsächlich eine nächtliche Überfahrt nach Vivec organisiert, so daß es Sarwhyn und Valen erspart blieb, die ganze Nacht im Hla Oad zu bleiben und sich gegenseitig zu belauern. Der Kahn für ihre Überfahrt war allerdings keines der Boote, die Sarwhyn bei ihren wochenlangen Beobachtungen je gesehen hätte und auch die Schiffsmeisterin, eine vernarbte Redguard war ihr vollkommen fremd.

„Ihr bringt uns nach Vivec?“ fragte Valen knapp.
„Ja, obwohl ich Euch lieber an einen anderen Ort bringen würde, Bruder.“ entgegnete die schwarzgekleidete Redguard giftig, wobei sie das Wort ‚Bruder’ Valen fast vor die Füße spuckte.
Die Augen des Bretonen verengten sich, seine Hand schnellte zu den langen Dolchen an seinem Gürtel. „Hütet Eure Zunge, wenn ihr sie behalten wollt. Kein Wort mehr, Journeyman, oder euer narbenübersähter Körper landet bei den Fischen.“

Sarwhyn zog skeptisch die Augenbrauen nach oben, konnte es sein, dass der Bretone verrückt war? Zuerst das Tellerwerfen in ihrem Baumhaus und nun war er kurz davor ihre einzige Möglichkeit in der Nacht noch nach Vivec zu kommen umzubringen. Noch mehr erstaunte sie aber die Reaktion der Redguard. Sobald Valen sie als Journeyman angesprochen hatte, wurde sie fast kleinlaut, als wäre ihr ihr Platz in der Rangordnung der Dunklen Bruderschaft, der weit unter Valens Rang war, bewusst geworden und als schäme sie sich für ihre ungehörigen Worte.
Die Bosmer fragte sich, woher Valen wusste, welchen Rang die Redguard hatte, denn die beiden kannten sich offensichtlich nicht. Es gab bei der Dunklen Bruderschaft wohl eine Art Abzeichen oder Erkennungsmarke, die dem Eingeweihten über den Stand des anderen Aufschluß gab. Obwohl Sarwhyn solche Zeichen auch aus der Diebesgilde kannte, war ihr doch das strenge Hierarchiedenken, das bei der Bruderschaft herrschte, fremd. Andererseits hatte die Redguard Valen beleidigt, indem sie auf seine wackelige Stellung bei der Bruderschaft hingewiesen hatte. Sarwhyn zuckte die Schultern, solange Valen die Narbenfrau erst umbrachte, wenn sie in Vivec waren, konnte er machen, was er wollte.

Aber anscheinend genügte dem Bretonen das unterwürfige, fast hündische Benehmen der Bootsführerin und wenig später fuhren sie in gebührendem Abstand zur Küste in Richtung Vivec. Sarwhyn hatte das Gefühl, das sie wie eine Schnecke dahinkrochen, aber in dem kleinen Boot gab es nur ein Paar Ruder und die Redguard schien es als kindische Möglichkeit der Heimzahlung zu sehen, sich nicht übermäßig anzustrengen.

Dennoch kamen irgendwann, Sawhyn schätze nach dem Stand der Sterne, daß es etwa 4.00 Uhr wäre, die Wohninseln von Vivec in Sicht. Allerdings kamen sie nicht am üblichen Steg beim Fremdenviertel an, sondern an einem kleinen Sandstreifen weiter östlich. Sarwhyn versuchte sich zu orientieren, doch diese mehrstöckigen Gebäude sahen nahezu identisch aus und sie war noch nicht allzu oft in Vivec gewesen. Die Redguard meinte knapp „Telvanni-Bezirk“ und schob die beiden regelrecht aus dem Boot. Sie schien heilfroh zu sein, ihre Passagiere los zu sein und ruderte, plötzlich sehr flott, ohne ein Wort zum Abschied oder einen Blick über die Schulter wieder davon. Sarwhyn wunderte sich, als sie sah, dass das kleine Boot offensichtlich nicht wieder nach Hla Oad gelenkt wurde, sondern die östliche Richtung einschlug. Auch Valen schien es zu bemerken, er verlor aber kein Wort darüber.

Um die Stille zu brechen machte Sarwhyn eine vage Handbewegung in Richtung der Stadt.
„Kennt ihr Vivec? Ich meine, ich weiß nicht, wie lange ihr schon auf Vvardenfell seid, aber falls Ihr noch nicht in der sogenannten Heiligen Stadt wart, macht Euch auf etwas gefasst. Kennt Ihr es, oder soll ich das wenige, das ich davon weiß erzählen?“
„Nein, ich kenne diese Stadt nicht – und lege auch keinen großen Wert darauf“, fügte Valen, der im Geiste die graubraunen schlichten, fast plumpen Steinklötze mit den anmutigen noblen Häusern in Gramfeste verglich, leise hinzu.
Sarwhyn beschloß, den zweiten Halbsatz zu ignorieren und schilderte dem Bretonen den Aufbau der Stadt in Wohninseln und die Unterteilung der Inseln in verschiedene Etagen. Sie erzählte von den Ordinatoren, die Tag und Nacht durch die Stadt patrouillierten und von den Dutzenden von Läden und Tavernen. Währenddessen gingen die beiden über die Brücke auf die Insel der Telvanni. Als sie um eine Ecke biegen wollte, prallte Sarwhyn direkt gegen eine Wache. Obwohl sie schon früher Ordinatoren gesehen hatte, erschrak sie jedes Mal ein bisschen, wenn sie unvermittelt in eine goldene Maske blickte, wo ein Gesicht sein sollte. “Zweifellos ein beabsichtigter Effekt“, dachte sie verärgert. Valen dagegen war nicht sehr beeindruckt, da er diese Art der Rüstung schon unzählige Male in Gramfeste gesehen hatte.

„Wer seid Ihr und was treibt ihr mitten in der Nacht hier?“ fuhr der Ordinator sie barsch an.
„Wir kommen aus Suran und wollen ins Fremdenviertel.“ entgegnete Sarwhyn geistesgegewärtig. Valen schien sich nicht einmischen zu wollen, er wirkte fast etwas gelangweilt.
“Hoffentlich bleibt er still, sein Temperament wäre hier kaum hilfreich.“, schoß es Sarwhyn durch den Kopf.
„Haltet Ihr mich für einen Narren? Die Anlegestelle des Schlickschreiter ist auf der anderen Seite der Stadt und wenn ihr zu Fuß gekommen wärt, hättet Ihr die Stadt auch längst beim Fremdenviertel betreten können.“
„Ach, Ihr habt keine Vorstellung was für ein Missgeschick uns passiert ist! Wir sind am Nachmittag in Suran aufgebrochen, natürlich mit dem Schlickschreiter. Eigentlich wollten wie schon vor Stunden hier sein, aber leider mussten wir unsere Reise auf offener Straße beenden. Denn das Tier hat sich ein Bein gebrochen, hat man so etwas schon einmal gehört? Ich bin sicher, unter Eurem Helm ist Euer Gesicht ungläubig, aber genauso ist es passiert. In einem Moment war es noch eine wunderschöne Reise, und im nächsten geht es plötzlich steil nach unten! Ich habe sicherlich sehr laut geschrieen, sogar mein Gatte hier hat einen kurzen Schrei ausgestoßen. Es war ein wildes Geschaukel, ich hatte allerdings die Augen geschlossen und konnte nichts sehen. Glücklicherweise konnten wir über einen Baum zu Boden klettern, als das Tier zum Stillstand gekommen war. Die meisten der Reisenden sind dann nach Suran zurückgekehrt, denn wir waren noch nahe der Stadt, aber wir beide mussten unbedingt so schnell wie möglich nach Vivec. Meine Tante ist krank, müsst Ihr wissen.“
Sarwhyn versuchte bei diesen Worten das Gesicht einer etwas einfältigen, auf jeden Fall aber harmlosen Frau zu machen. Es war nicht zu erkennen, ob der Ordinator die Geschichte tatsächlich glaubte, oder ob er befürchtete, ihr Wahnsinn könne ansteckend sein, aber mit einer unwirschen Handbewegung scheuchte er sie weiter.
„Seht zu, dass Ihr ins Fremdenviertel kommt und lasst Euch hier nicht mehr blicken. Gesindel.“ fügte er noch leiser aber deutlich hörbar hinzu und marschierte mit gesetzten Schritten weiter.

Die Bosmer atmete auf und sagte mit einem Seitenblick zu Valen „Kommt, gehen wir ins Fremdenviertel, zu meiner immerzu kranken Tante.“ Sie bildete sich ein, dass tatsächlich ein kleines Lächeln seine Lippen umspielte, das nicht spöttisch wie die bisherigen sondern echt war. Sie beschloß aber, nichts zu sagen.

Während die meisten Viertel nachts fast wie ausgestorben waren – abgesehen vom Tempelviertel, das auch tagsüber den Charme und die Lebendigkeit einer Gruft versprühte – war das Fremdenviertel auch in diesen Stunden noch oder schon belebt. Sarwhyn und Valen setzten sich um die Wartezeit zu überbrücken in die Taverne „Black Shalk“, die um diese Uhrzeit nur schwach gefüllt war.

Anfangs war ihr Gespräch noch schleppend, denn beide wollten hier in der Öffentlichkeit einerseits nicht über ihren Auftrag sprechen, andererseits aber auch vor dem anderen nicht allzu viel persönliches preisgeben. Mit der Zeit aber wurden sie etwas entspannter, Sarwhyn erzählte ein paar Anekdoten aus ihrer Diebeslaufbahn und war erleichtert, als Valen tatsächlich ein paarmal lächelte. Dadurch ermutigt faßte sie sich ein Herz und meinte:
„Nun ja, wie Ihr wißt, bin ich im Auftrag meiner Gilde unterwegs. Aber was genau ist Euer Grund für diese Mission?“ Sie warf einen kurzen Blick über ihre Schulter, ob sie jemand belauschte und sah deshalb nicht, wie Valens Augen schmal wurden und sein Lächeln versteinerte.
„Ich will natürlich nicht neugierig erscheinen, Eure Probleme gehen mich nichts an, aber da es anscheinend um Schwierigkeiten mit Euren Brüdern geht, wüßte ich nur gerne, ob zu befürchten ist, daß wir verfolgt oder vielleicht sogar angegriffen werden.“
„Kümmert Euch um Eure eigenen nichtigen Angelegenheiten!“ entgegnete Valen scharf.
Sarwhyn war von diesen Worten sichtlich getroffen.
„Ich verstehe. Ich werde Euch nicht mehr behelligen, weder mit meinen Nichtigkeiten, noch mit Fragen, die über mein Leben entscheiden könnten.“ antwortete sie leise und wandte sich ab.
Einige Minuten vergingen, die beiden saßen schweigend an ihrem Tisch. Sarwhyn hatte das Gefühl, als würden sich Valens Augen in ihren Rücken bohren, aber sie wollte sich keinesfalls umdrehen. Wahrscheinlich täuschte sie sich ohnehin, der Bretone dachte sicher längst wieder über sich und seine Angelegenheiten nach. Tatsächlich aber bedauerte Valen seine harten Worte, er fand aber keinen Anfang um die Stille zu brechen. Stattdessen erhob er sich und meinte:
„Ich denke es wird Zeit, zum Schlickschreiter zu gehen. Ich möchte vorher noch Proviant einkaufen, wer weiß, ob dafür später noch Zeit ist.“

Sarwhyn nickte und erhob sich, noch immer schweigend.
Sie bezahlten ihr Frühstück beim Wirt, anschließend trennten sie sich um ihre jeweiligen Besorgungen zu erledigen. Sarwhyn wollte noch ihren Vorrat an Pfeilen aufstocken, Valen ging zu einem der zahlreichen Händler.

Nach einer halben Stunde trafen sie sich an der Anlegestelle des Schlickschreiter. Als die Bosmer Valen sah spürte sie wieder die Enttäuschung über seine Worte.
“Dabei dache ich, wir könnten vielleicht Freunde werden. Aber wer braucht schon einen verrückten Assassinen zum Freund. Ich will gar nicht wissen, was er angestellt hat, zutrauen würde ich ihm fast alles.“ Sie straffte sich und ging zu ihm.

„Seid ihr der Passagier, der auch nach Molag Mar möchte? Falls ja, sputet Euch etwas, ich habe nur auf Euch gewartet.“ brummelte der Schlickscheiter-Führer mürrisch.
Sarwhyn und Valen waren die einzigen Reisenden, sie machten es sich im ausgehöhlten Panzer des Tieres so bequem, wie es in einem riesigen Insekt eben möglich ist.
Sarwhyn hoffte, Valen würde nicht auch zu denjenigen gehören, denen diese Art des Reisens auf den Magen schlägt, denn sie war sich nicht sicher, ob sie ihn in diesem Fall weiter ignorieren würde können. Dem Bretone waren aber keine Zeichen von Übelkeit anzumerken, als sie sich schwankend über die sanften grünen Hügel der Ascadischen Inseln bewegten.

Sarwhyn genoß die Reise diesesmal aber nicht. Sie war besorgt wegen die Mission, die vor ihnen lag und daß sie mit ihrem Begleiter nicht darüber sprechen konnte, machte es nicht besser. Trübsinnig starrte sie auf die Baumwipfel, die langsam vorbeiglitten. Sie schob einen Gedanken, der ihr in der langen Zeit der Beobachtungen der Camonna Tong in Hla Oad gekommen war, im Kopf hin und her.
Sollte sie wirklich in einer anderen Niederlassung der Gilde nach Arbeit suchen? Obwohl sie Habasi sehr schätze und in Balmora viele Freunde hatte, schien es, als wäre sie dort in eine Sackgasse geraten. Obwohl sie sehr viele Aufträge erledigt hatte (die meisten davon zur vollsten Zufriedenheit der Khajiit), wurde sie nicht befördert. Zuerst hatte sich Sarwhyn eingeredet, es läge an ihren ungenügenden Fähigkeiten, aber daran konnte es nicht liegen. Sie war gut, auch die anderen Mitglieder der Gilde hatten ihr das bestätigt. Ihre Kampeskunst war nicht außerordentlich, schließlich mußte sie nicht kämpfen, wenn sie ihre Sache gut machte. Ihr Geschick beim Schleichen und bei akrobatischen Übungen aber hatte sich in der letzten Zeit enorm verbessert. Und durch viele Gespräche mit Hecerinde und eine kleine Einbruchsserie, die die Bürger von Caldera vor einigen Monaten geplagt hatte, war sie im Umgang mit Schlössern und Fallen sehr erfahren geworden. Es konnte nicht an ihren Fähigkeiten liegen. Aber woran dann? Dazu kam noch die Sache mit Sa’Rok. Obwohl sich Sarwhyn sicher war, daß der Khajiit in ihr – wenn überhaupt – nur einen Freund sah, war sie sich über ihre Gefühle nicht so sicher. Aber wo würde das hinführen? Unglücklich verliebt zu sein war nicht unbedingt ein erstrebenwerter Zustand. Außerdem hätte sie es sicher nicht einfach, wenn Habasi etwas davon bemerken würde. Und da nun auch noch die Camonna Tong in Balmora auf sie aufmerksam geworden war, wäre es vielleicht wirklich besser, nach Ald’Ruhn zu gehen. Einen Bosmer als Gildenoberen zu haben, eine neue Stadt, neue Gesichter, neue Gelegeheiten, all das erschien Sarwhyn in diesem Moment sehr verlockend. Versonnen starrte sie in den Himmel und lächelte traurig.

„Ist alles in Ordnung?“ riß sie Valens Stimme aus ihren Gedanken.
„Natürlich, ich habe nur nachgedacht.“ entgegnete sie und fügte leiser hinzu: „Aber es waren nur Nichtigkeiten, die ich Euch nicht zumuten werde.“
Valen seufzte.
„Sarwhyn, es... es tut mir leid. Ich wollte Euch nicht verletzen, es war nicht böse gemeint. Aber ich bin es einfach nicht gewohnt, mich jemand anderem anzuvertrauen. Ich wäre kaum so alt geworden oder so weit gekommen, falls ich es täte. Ich bin es auch nicht gewohnt mit jemand anderem zusammenzuarbeiten. Jedenfalls nicht mehr. Ich war nicht immer so, aber in der letzten Zeit hat sich mein ganzes Leben geändert, oder soll ich besser sagen, ich hatte ein Leben und nun habe ich keines mehr. Ich weiß selbst nicht, was ich denken soll, geschweige denn, daß ich mit Euch darüber sprechen kann oder möchte. Außerdem weiß ich auch nicht, was auf uns zu kommt, ob wir etwas von meinen Brüdern zu befürchten haben. Laut S’Akitta nicht, aber ich vertraue dieser Katze nicht.“
Die Bosmer sah ihren Begleiter an. Etwas hilflos zuckte sie mit den Schultern.
„Ich bin es auch nicht gewohnt, mit jemandem gemeinsam loszuziehen. Aber wir werden nicht sehr weit kommen, wenn wir uns gegenseitig mißtrauen. Dieser Auftrag ist gefährlich, ich glaube nicht, daß wir beide ein Vorstellung davon haben, wie gefährlich, aber ich habe ein sehr sehr schlechtes Gefühl. Wir haben nicht einmal ein Ziel, nur eine dubiose Kontaktperson in Molag Mar. Wir haben beide sehr viel zu verlieren, im schlimmsten Fall mehr als unser Leben, wenn wir diese Vampire aufspüren – oder sie uns.“
Sie suchte Valens Blick, aber der Bretone sah durch sie hindurch und antwortete nicht.
„Nun ja, wir werden weitersehen, wenn wir in Molag Mar sind.“ fügte sie hinzu.

Nach einiger Zeit unterbrach Valen die Stille.
„Ich werde mich bemühen, aber ich kann Euch nichts versprechen. Ich kann nicht aus meiner Haut.“
Sarwhyn sah ihn an und spürte, daß er es ernst meinte. Sie lächelte ihn versöhnlich an:
„Wir werden das schon irgendwie heil überstehen.“ Dann wurde sie ernst und fragte leise: „Ihr müßt kein Wort dazu sagen, wenn Ihr nicht wollt Valen, aber warum fällt es Euch so unglaublich schwer, anderen zu vertrauen? Ich mag vielleicht manchmal etwas zu offen sein, aber ich glaube, daß Ihr eine große Enttäuschung oder etwas anderes Schlimmes erlebt haben müßt, weil Ihr so verschlossen seid.“ Fragend sah sie in das Gesicht des Assassinen und hoffte, er würde Ihr diese Frage nicht allzu übel nehmen.
Valen sagte lange nichts. Als Sarwhyn schon dachte, jetzt endgültig alles verdorben zu haben meinte er mit leiser Stimme: „Es ist lange her. Ich war noch sehr jung, in meiner Ausbildung...“ er brach ab. Sarwhyn wartete geduldig, bis er wieder zum Sprechen ansetzte.
„In meiner Ausbildung wurde ich sehr enttäuscht, nicht nur von einem anderen Schüler, sondern auch von meinem Meister.“
Ermuntert durch seine fast bereitwillige Auskunft fragte Sarwhyn: „Inwiefern enttäuscht? Und warum auch durch Euren Meister? Ein anderer Schüler leuchtet mir ein, unter Schülern herrscht immer große Konkurrenz, aber Euer Meister...?“
Valen winkte ab, er wollte offensichtlich nicht darüber sprechen. Eine Zeitlang starrten sie schweigend auf die vorüberziehende Landschaft der Ascadischen Inseln.

„Angenommen, Ihr bekämt das Angebot, auf der Stelle mit einem dieser Bauern dort zu tauschen. Es gäbe – abgesehen von gefräßigen Kagoutis – keine Gefahr mehr in Eurem Leben, keine waghalsigen Missionen mehr, sondern stattdessen das einfach ruhige Leben als Bauer. Würdet Ihr tauschen wollen?“ fragte Valen nachdenklich.
Langsam schüttelte die Bosmer den Kopf und meinte dann bestimmt: „Nein, auch wenn es im Moment ganz verlockend klingen mag, ein einfaches und beschauliches Leben zu führen, kenne ich mich doch zu gut um nicht zu wissen, daß mir das schnell zu langweilig wäre.“
Sie unterhielten sich noch eine Weile über dieses Thema und scherzten, wer von ihnen wohl die besseren Ernten erzielen würde.

Dann versiegte das Gespräch eine Zeitlang bis Valen unvermittelt ansetzte: „Es fing ganz harmlos an, ich war einfach nie gut genug. Immer war er besser, immer hieß es ‚Du hast es auch gut gemacht Valen‘. Auch! Wie ich dieses Wort hasse! Nie wurde ich an meinen eigenen Fähigkeiten und Fortschritten gemessen, sondern immer nur an seinen.“ Valen ballte die Fäuste.
„Ich weiß nicht viel über diese Art der Ausbildung, aber hättet Ihr nicht den Meister wechseln können?“ fragte Sarwhyn schließlich vorsichtig.
„Man kann nicht einfach seinen Meister wechseln. Außerdem war Keyno der Beste und ich wollte nur beim Besten lernen. Und ich wollte es trotzdem schaffen, trotz aller Widerstände und Schwierigkeiten, die mir bereitet wurden. Ich wollte kämpfen und ich habe gekämpft.“
Man konnte ihm ansehen, daß er nun nicht weiter über das Thema sprechen wollte und Sarwhyn beeilte sich, über etwas Belangloses zu plaudern.

Die Zeit war schnell vergangen, es war schon fast Mittag und sie erreichten Suran. Der Schlickschreiterführer wollte dort eine Pause einlegen, er hoffte wohl, noch weitere Passagiere zu finden. Als Sarwhyn und Valen nach einem kurzen Mittagessen im Handelshaus aber zur Anlegestelle zurückkehrten, waren keine weiteren Reisenden zu sehen.
„Sieht so aus, als wollte außer uns niemand nach Molag Mar.“ meinte Valen.
„Und auch bei uns kann von wollen eigentlich keine Rede sein.“ fügte die Bosmer mit einem kleinen Lächeln hinzu.

Nach ihrem Aufbruch in Suran meinte Valen später: „Ich habe Euch nun schon soviel erzählt, jetzt könnt Ihr auch den Rest noch erfahren. Ich blieb also bei Keyno und versuchte seine Anerkennung zu erringen. Aber es wurde immer schlimmer. Jeder kleine Fehler den ich machte, wurde breitgetreten und war eine große Verfehlung, die auf Charakterschwächen schließen ließ. Ich war der Sorgenschüler, während er Meister Keyno immer stolz machte. Er war immer perfekt, unerreichbar... Elindor! Und wenn ich ganz selten einen Erfolg hatte, gelang es Elindor immer, mich wenig später wieder zu übertrumpfen.“

Valen schien in schlechten Erinnerungen zu versinken. Schließlich sagte er mit kaltem Bedauern: „Sie ließen mir keine andere Wahl. Wenn ich irgendwie neben Elindor vor Keynos Augen bestehen wollte, mußte ich mir etwas einfallen lassen. Ich mußte betrügen, damit ich nicht von ihm beiseite gedrängt wurde. So haben mir die beiden meine gesamte Ausbildung verdorben.“
Der Bretone schien mit seinen Gedanken wieder in die Gegenwart zu gelangen: „Am Ende habe ich Meister Keyno verlassen. Kurz vor meiner Prüfung. Es war nicht mehr zu ertragen. Sie haben mir meine Ausbildung zur Hölle und mir dann meine Prüfung unmöglich gemacht.“
Valen sah nun trotz seines Zorns auch sehr unglücklich aus. Sarwhyn wußte nicht recht, was sie sagen sollte und meinte schließlich leise:
„Ich verstehe Euch nun etwas besser Valen. Ich werde Euch auch nicht mehr drängen, mir mehr über Euch zu erzählen. Wenn ihr irgendetwas loswerden möchtet könnt ihr es mir sagen und ich werde es mit ins Grab nehmen – was bei unserem Auftrag früher sein kann, als uns lieb ist. Und... es tut mir wirklich sehr leid.“
Valen sah sie mit einem wie immer unergründlichen Gesichtsausdruck an und meinte vage: „Noch ist das letzte Wort mit Elindor nicht gesprochen.“ Dann zuckte er mit den Schultern, wie um den Gedanken abzuschütteln und seinem Gesichtsausdruck war anzumerken, daß er sich einem neuen Thema zuwenden wollte. Sarwhyn bedauerte schon ihr Versprechen, nicht mehr nachzufragen, denn es hätte sie sehr interessiert, was er mit diesem letzten Satz meinte, aber sie verkniff sich die Frage.

Anschließend unterhielten sich die beiden noch über Verschiedenes, Valen schilderte ihr Gramfeste, seine Heimat und Sarwhyn erzählte ihm einige Anekdoten aus ihrer Diebeslaufbahn. Ihr war es weitaus lieber, wenn er – notfalls auch über sie – schmunzelte, als ihn wieder in trüben Gedanken versinken zu sehen.
Durch ihre Unterhaltung abgelenkt hatten sie nicht bemerkt, wie sich die Landschaft verändert hatte. Erst als der Schlickschreiter langsamer wurde, sahen sie auf und bemerkten die Ödnis.
„Bei den Göttern!“ entfuhr es Sarwhyn.
Sie ließen den Blick über die rauhen Berge, die abgestorbenen Baumstümpfe und die riesigen Felsbrocken, die überall lagen, schweifen. Die Luft war seltsam stickig und schwer, die Himmel vollkommen mit schweren Wolken verhangen, die allerdings nicht wie Regenwolken aussahen. Obwohl es nicht allzu spät sein konnte, war das Licht schon trübe und man sah nicht weit in die Ferne, da alles im staubigen Dunst verschwamm.
Valen schüttelte den Kopf und meinte: „Wie schlimm kann es noch werden? Ich glaube nicht, schon einmal ein so scheußliches Land wie diese Insel gesehen zu haben.“
Sarwhyn, entsetzt über das völlige Fehlen von etwas Grünem, murmelte: „Ich verstehe nicht, warum die Dunmer sich Gedanken machen, wie man die Fremdländer loswerden könnte. Jeder der das hier gesehen hat, wird Vvardenfell mit Freude verlassen.“

Die beiden stiegen aus dem Panzer des Schlickschreiters und gingen mit von der langen Reise steifen Beinen über den kurzen steinigen Weg zur Brücke von Molag Mar. Sarwhyn stellte fest, daß diese Art der Architektur noch um einiges häßlicher war, wenn sie, anstatt wie Vivec in einer grünen Bucht zu liegen, mitten in einem staubigen Nirgendwo stand.

Sie stiegen die steile Rampe nach oben und betraten die Bodensektion. Eine müde aussehende Dunmer hob nicht einmal ihren Blick, als Valen sie im Vorbeigehen fragte, wo das Gasthaus „The Pilgrim’s Rest“ wäre, sondern deutete nur vage zur gegenüberligenden Seite des Innenplatzes.
Als Valen und die Bosmer die Taverne betraten wurden sie aufmerksam von einigen Augenpaaren gemustert, allerdings verloren die Anwesenden schnell das Interesse an beiden. Man nahm an, sie wären Pilger, was hier kein ungewöhnlicher Anblick war. Um kein Auffallen zu erregen setzten sich die beiden an einen Tisch und bestellten etwas. Als der Wirt mit ihrer Bestellung kam, beugte sich Sarwhyn zu ihm und fragte leise, ob er eine Nachricht von Thervam Belvilo – diesen Namen hatte S’Akitta ihnen genannt – für sie hätte. Der Wirt schien kurz überlegen zu müssen, dann erhellte sich seine Mine.
„Jaaa“, meinte er gedehnt, „diesen Namen habe ich kürzlich gehört. Aber ob ich auch eine Nachricht bekommen habe, kann ich im Moment nicht mehr sagen. Könnte sein, vielleicht aber auch nicht. Es ist so schwierig, sich alle Details zu merken, aber möglicherweise könnte es mit wieder einfallen.“ Er hob bedeutungsvoll die Augenbrauen.
Sarwhyn seufzte, sie wußte, worauf das hinauslaufen würde und wollte nach einem kleinen Lederbeutel greifen, in dem sie für solche Fälle ein paar Goldmünzen aufbewahrte. Doch Valen kam ihr zuvor und sagte mit ruhiger Stimme zu dem schwitzenden Wirt: „Ich schlage vor, Ihr überlegt noch einmal, ob sich nicht doch eine Erinnerung regt. Bei dieser Gelegenheit könnt Ihr Euch den einen oder anderen Gedanken darüber machen, wieviel Euch Euer kleiner Finger wert ist.“
Der Wirt schluckte, murmelte, er würde noch einmal in seinem Hinterzimmer nachsehen und verschwand eilig.
Valen meinte trocken: „Ich nehme an, in dieser wundervollen Gegend kann man unzählige Souvenirs kaufen, wir wollen doch nicht unsere Reisekasse übermäßig mit solchen Ausgaben belasten.“
Sarwhyn lachte kurz auf. “Er hat tatsächlich Humor. Man muß ihn nur freilegen.“ dachte sie.

Wenig später kam der Wirt mit einem fleckigen Umschlag aus seinem Hinterzimmer. Wortlos legte er ihn vor dem Bretonen auf den Tisch und zog sich wieder hinter seine Theke zurück.

In dem Umschlag, der ein Siegel trug, das Sarwhyn irgendwoher bekannt vorkam, war ein einziges Stück Pergament auf das in ungelenker Schrift geschrieben stand:
„Kanäle. In der Stunde vor Mitternacht.“

„Ausgerechnet. Als hätte diese Stadt nicht genügend andere scheußliche Plätze.“ flüsterte Sarwhyn und verdrehte die Augen.

Sie verließen „The Pilgrim’s Rest“ bald und wanderten ein bißchen durch die Stadt um sich die Zeit bis zum Abend zu vertreiben. Beide fanden die Atmosphäre des Ortes bedrückend, die wenigen Bewohner die man sah, waren Wachen, Mitglieder des Hauses Redoran oder Pilger und alle schienen sich darin übertreffen zu wollen, eine möglichste ernste Mine zur Schau zu tragen.

Als der Abend schließlich weit fortgeschritten war, machten sie sich auf den Weg zum Treffpunkt. Obwohl man über ein Zwischenstockwerk unter der Bodensektion in die Kanalisation hinuntersteigen konnte, wollten sie nicht das Risiko eingehen, von einer der Wachen dabei gesehen zu werden. Stattdessen gingen sie draußen über die Rampe wieder nach unten und schlüpften schnell durch einen der Kanaldeckel.

In der Kanalisation roch es nach einer Mischung von Abwasser, Algen und Schimmel. Sie versuchten möglichst flach zu atmen und gingen vorsichtig über den glitschigen Boden. Das Tunnel-System war, obwohl es nicht allzu groß sein konnte, relativ unübersichtlich und verwinkelt. Sie hatten nur eine kleine Öllampe und das flackernde Licht warf mehr Schatten als es Licht spendete. Das Wasser war vollkommen trübe und brackig und schwappte träge gegen die Wände des Kanallaufs.

Als Sarwhyn und Valen um eine Ecke bogen, sahen sie in einiger Entfernung eine Gestalt stehen. Sie warfen sich einen kurzen Blick zu und gingen vorsichtig auf die Gestalt zu, ihre Waffen griffbereit, da sie beide die Möglichkeit nicht ausschlossen, daß dies eine Falle sein könnte.
Im schwachen Licht das Kanals mußten sie sich der Gestalt ein ganzes Stück nähern, bis sie erkannten, daß er – denn es war ein männlicher Dunmer – vollkommen nackt war. Seine Haare waren stark zerzaust, regelrecht zerrupft, er trug kein einziges Kleidungsstück, nicht einmal Schuhe, sondern stand barfuß auf dem schmierigen Boden. Die Wände um ihn herum waren mit seltsamen Symbolen beschmiert, die weder Sarwhyn noch Valen je gesehen hatten. Er schien sie nicht zu bemerken, erst als sie fast direkt vor ihm standen, hob er den Blick, seine Augen sahen aber durch die beiden hindurch und schienen einen Punkt in der Ferne zu fixieren.
„Thervam Belvilo?“ fragte Sarwyhn vorsichtig.
Der nackte Dunmer starrte sie mit aufgerissenen Augen an und wich zurück an die Wand.
„Wer seid ihr dann und was tut ihr hier unten – ohne Kleidung?“ fragte Valen ungeduldig.
„Ich träume. Ich träume Träume vom Sechsten Haus. Es ist erwacht! Ich träume von seinem Fleisch.“ Der Dunmer brach ab und ließ seine Augen fast sehnsüchtig über das Gekritzel an der Wand schweifen.
„Offensichtlich nicht unsere Kontaktperson.“ stellte Valen fest und fasste Sarwhyn am Arm um mit ihr weiterzugehen. Langsam wichen sie von dem augenscheinlich Verrückten zurück, allerdings ohne ihm den Rücken zuzukehren. Als sie einigen Abstand zwischen sich gebracht hatten, drehten sie sich um, um nach Thervam Belvilo zu suchen.

Plötzlich hörten sie hinter sich ein lautes Aufheulen, als sie herumwirbelten erkannten sie den Dunmer, der eine grobe Keule schwang und die Worte „Sterbt Fremdländer!“ brüllend hinter ihnen nachrannte. Sarwhyn und Valen zogen ihre Waffen und zwei Sekunden später brach der Dunmer zusammen, getroffen von einem Pfeil und einem Dolch.
Als sie an die Leiche traten meinte Sarwhyn zwinkernd: „Wir wären in meinem Baumhaus wahrscheinlich wirklich gleichschnell gewesen.“

Valen säuberte den Dolch, den er aus dem Körper zog, Sarwhyn untersuchte währenddessen die „Wohnstelle“ des Dunmer, fand aber außer einem eingewickeltem Klumpen nichts. Etwas unschlüssig starrte sie das gräuliche Päckchen an und zog dann den Glasdolch, um die Fetzen, mit denen es umwickelt war, aufzuschneiden. Als sie Fetzen entfernte, schlug ihr ein widerwärtiger Geruch entgegen. Sie blickte auf den Klumpen und wich zurück. Valen lief zu ihr, um zu sehen, was sie gefunden hatte. Auch er, der zweifellos schon vieles Unschöne gesehen hatte, wandte sich angeekelt ab und hielt sich die Hand vor seine Nase.
„Verschwinden wir hier, dieser Dunmer hatte offensichtlich nichts mit uns zu tun und sollte dankbar sein, daß wir ihn von dieser erbärmlichen Existenz erlöst haben.“ sagte er knapp.

Wenig später sahen sie in einem dunklen Seitenarm der Kanalisation wieder einen – diesmal allerdings bekleideten – Dunmer stehen. Vorsichtig näherten sie sich, doch diesesmal handelte es offensichtlich tatsächlich um ihren Kontaktmann Thervam Belvilo. Das Treffen verlief aber wenig hilfreich für Valen und die Bosmer. Der Dunmer hatte ihnen die Geschichte von Dianas Verschwinden soweit S’Akitta sie erzählt hatte, bestätigt, er ihnen auch den Namen der Gruft, in der es zu dem Zusammentreffen mit den Vampiren gekommen war, genannt. Allerdings hatte er davon abgeraten, Zeit damit zu verschwenden, dort nach Spuren zu suchen, da das schon mehrmals erfolglos gemacht worden war. Stattdessen sollten sie sich tief in die Molag Amur hineinwagen und eine verfallene Ruine der Dwemer namens Galom Daeus suchen, wo man unbestätigten Gerüchten zufolge schon mehrmals Vampire gesehen hatte. Er hatte Ihnen auch eine Karte gegeben, sich allerdings zu ihrem Entsetzen geweigert, sie zu begleiten.
„Ohne einen Führer haben wir doch kaum eine Chance dort hinzufinden und eine noch geringere, das zu überleben!“ beschwor ihn Sarwhyn.
Doch der Dunmer meinte nur ungerührt: „Nun, dafür steigen meine Überlebenschancen rapide, wenn ich Euch nicht begleite. Verschwendet nicht Eure Zeit, mich zu überzeugen, mein Angebot an Euch sind Informationen, nicht mehr und nicht weniger.“


Etwa eine Stunde nach ihrem Hinabsteigen in die Kanalisation kletterten Sarwhyn und Valen wieder nach oben, glücklicherweise ohne von einer Wache gesehen zu werden.
„Ich denke, wir sollten nicht mehr heute Nacht losgehen.“ meinte Valen. „Es wird schwierig genug werden, diese Ruine zu finden, ich habe keine Lust im Dunkeln durch dieses Ödland zu laufen.“
Sie kehrten in die Herberge zurück und nahmen zwei Zimmer.

Früh am nächsten Morgen brachen sie auf. Obwohl zwei Stunden später eine Gruppe Pilger zum Kandberg aufbrechen wollte, der grob in ihrer Richtung lag, entschlossen sie sich, nicht mit dieser zu gehen, da es schwierig werden würde, den Pilgern zu erklären, warum sie weiter in die Molag Amur gehen wollten, anstatt mit ihnen den Schrein zu besuchen.
„Außerdem,“ meinte Sarwhyn, „ist der Weg bis dahin wahrscheinlich auch gut alleine zu bewältigen, das Schlimme kommt erst danach.“

So machten sich also am frühen Morgen eine Bosmer und ein Bretone auf den langen Weg in die Ödlande der Molag Amur. Sie begegneten einer kleinen Gruppe Pilger, die sich auf dem Rückweg irgendeines anderen Schreines mit unaussprechlichem Namen befand.
„Warum müssen diese Dunmer hier auf Vvaerdenfell ihre Schreine an die unwirtlichsten Stellen bauen?“ fragte Valen entnervt als sie wieder alleine waren.
„Es gibt auch genügend Schreine in den Städten und an anderen Orten, aber anscheinend hat eine Pilgerreise für sie mehr Wert, wenn man sich plagen muß.“ Sarwhyn zuckte mit den Schultern. „Naja, wir sollten dankbar sein, immerhin haben wir deshalb einen recht gut begehbaren Weg.“
Um die Mittagszeit hatten sie den Kandberg hinter sich gelassen. Die Orientierung wurde nun schwieriger, aber dank der Karte kamen sie weiter voran.
Kurz darauf aber kam plötzlich ein starker Wind auf. Anfangs dankbar für die Erfrischung, die die stinkenden Dämpfe der Lavagruben fortblies, befanden sich die beiden bald in einem tobendem Aschesturm. Sie sahen den Weg kaum mehr und der Staub machte ihnen das Atmen schwer.
„Wir müssen uns irgendwo unterstellen!“ brüllte Valen gegen das Tosen an.
Sarwhyn versuchte ihm zu antworten, konnte aber nur husten, weil ihr sofort Staub und Asche in den Mund geblasen wurden. Sie deutete in die Richtung aus der sie gekommen und an einer Gruft vorbeigegangen waren. Valen verstand, sie kehrten um und kamen, da sie den Wird nun im Rücken hatten, schnell zu der Gruft. Sie war verschlossen, aber Sarwhyn konnte das Schloß leicht knacken.
Die Luft in der Grabkammer war alt und abgestanden, es war fast vollkommen dunkel. Hinter der Eingangstüre, führte eine Treppe steil nach unten, an ihrem Ende war eine zweite Tür. Die beiden schlichen nach unten. Als sie direkt vor der Tür standen hörten sie dahinter ein Geräusch. Es waren Schritte, allerdings keine menschlichen oder die eines Tieres. Vielmehr ließ ein leises Klappern vermuten, daß sich in dem Raum ein Skelett befand. Sarwhyn und Valen spielten kurz mit dem Gedanken hineinzustürmen, verständigten sich dann aber durch Zeichen, lieber nichts zu riskieren, da sie nicht wissen konnten, wieviele Skelette und welche anderen Wesen vielleicht noch in dem Raum waren. Sarwhyn brachte eine kleine Falle an der Tür an, sie wäre kaum tödlich, aber würde die beiden warnen, falls etwas die Türe öffnete.

Leise gingen sie wieder die Stufen hinauf und setzten sich auf den Treppe. Draußen hörte man noch immer den Sturm tosen. Die Zeit kroch dahin, die Geräusche hinter der Türe wurden manchmal leiser und verschwanden ganz, dann kamen sie wieder näher, aber offensichtlich war ihre Anwesenheit nicht bemerkt worden.
Manchmal unterhielten sie sich leise, meistens aber hingen beide ihren Gedanken nach. Sarwhyn dachte wieder über die Diebesgilde und einen Wechsel nach Ald’Ruhn nach. Valen stellte fest, daß es auch angenehme Seiten hatte, wenn man mit jemandem gemeinsam reiste. Hier in dieser Gruft zu sitzen während sich draußen die Welt bemühte unterzugehen, war ohnehin nicht sonderlich angenehm, aber Gesellschaft machte es etwas weniger schlimm. Außerdem erinnerte ihn Sarwhyn ein wenig an Diana. Er war sich nicht sicher, ob dies einfach daran lag, daß sie beide Bosmer waren. Dann erinnerte er sich an Kela, die ebenfalls Bosmer aber kaum vergleichbar mit Diana oder Sarwhyn gewesen war. Der Bretone war selbt überrascht, aber er mußte sich eingestehen, daß er begann die Diebin zu schätzen.
Es war schwierig, abzuschätzen, wieviel Zeit vergangen war, aber Sarwhyn und Valen waren doch überrascht, als sie ins Freie traten, nachdem es draußen ruhiger geworden war. Es war bereits dunkel. Durch den Sturm war aber der Himmel vorübergehen wolkenlos und sie konnten am Stand der Sterne sehen, daß es noch nicht allzu spät war.

Ärgerlich darüber, daß sie soviel Zeit verloren hatten, machten sie sich wieder auf den Weg.
„Sieht so aus, als wolle irgendeine Macht, daß wir nachts zu dieser Ruine kommen.“ meinte Sarwhyn.

Der Weg war lang und beschwerlich, oft mußten sie von ihrer Richtung abweichen, da eine Grube mit brodelnder Lava ein Weitergehen unmöglich machte. Doch dank der Karte von Thervam Belvilo fanden sie immer wieder zurück. Ein paarmal wurden sie von Tieren angegriffen, es gab hier neben den Sarwhyn bereits bekannten Höllenhunden und Kagoutis auch eine andere Art, die aussah, als hätte ein verrückter Magier ein Kagouti mit einem Guar gekreuzt. Während Valen sich meist um die angreifenden Tiere am Boden kümmerte, war Sarwhyn mit ihrem Bogen für die Klippenläufer zuständig, von denen hier unglaublich viele am Himmel kreisten.

Einige Stunden später, als die beiden schon zu befürchten begannen, daß sie sich doch verlaufen hätten, sahen sie in einiger Entfernung einen großen seltsamen Bau aufragen.
„Ist es das, was denkt Ihr?“ fragte Sarwhyn etwas nervös.
„Ich glaube ja. Obwohl die Karte immer ungenauer wurde, je weiter wir uns von den oft von Pilgern begangenen Wegen entfernt haben, stimmt die Position fast. Außerdem ist ansonsten nichts eingezeichnet, was dieses Ding da vorne darstellen könnte. Ich denke, wir sind am Ziel.“ antwortete Valen.

Sie einigten sich darauf, die Lage eine Zeitlang aus der Entfernung zu beobachten. Dazu schlichen sie auf einen nachgelegenen Hügel und verbargen sich so gut es ging hinter einem dornigen Gestrüpp.
Zunächst war es vollkommen ruhig, nicht einmal wilde Tiere schienen sich in die Nähe dieser Ruine zu wagen.
Plötzlich ergriff Valen den Arm der Bosmer und deutete auf eine größere Gruppe, die auf Galom Daeus zuging.
„Vampire?“ wisperte Sarwhyn.
Valen zuckte mit den Schultern. Sie beobachteten die Gruppe, die sich aber schienbar auch sehr vorsichtig der Ruine näherte.
„Vielleicht doch keine Vampire, zumindest keine die zu diesem Clan gehören.“ sagte Valen.
Sarwhyn wollt ihm gerade zustimmen, als sie sahen, wie eine Person, eine Frau, sich von der Gruppe trennte und allein auf den Eingang der Ruine zuging.
„Also doch Vampire!“

Sarwhyn und der Bretone beschloßen, noch weiter zu beobachten. Kurz darauf sahen sie von ihrem erhöhten Punkt aus, daß sich eine zweite kleinere Gruppe sehr schnell der Ruine näherte. Gespannt verfolgten die beiden die Szene. Als die zweite Gruppe bei der Ruine ankam, ging plötzlich alles sehr schnell. Anscheinend hatten die vorher Angekommenen trotz Wachen nicht bemerkt, daß sich jemand näherte und sie wurden überrascht. Obwohl sie weit in der Überzahl waren, hatten sie augenscheinlich große Schwierigkeiten, sich gegen die vier Angreifer zu wehren.
„Sieht so aus, als wären die Ersten doch keine Vampire gewesen.“ stellte Valen trocken fest.
„Vielleicht sollten wir ihnen helfen. Ich meine, wenn diese Vampire da unten diese große und im Kampf wohl nicht völlig unfähige Gruppe schon in Schach halten und vielleicht auch töten können, brauchen wir beide bei der Suche nach Diana vielleicht jede Hilfe die wir kriegen können.“ überlegte Sarwhyn.
Valen betrachtete abschätzend die Situation und meinte „Vielleicht sollten wir das tatsächlich tun.“
 
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Faerlanthis

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Draco und Galdhren in der Molag Amur

Der Mond stand in jener Stunde der Nacht am höchsten. Fahl schien sein Licht auf den aschgrauen Weg, rings umher ragten die Berge der Molag Amur thronend aus der gottlosen Einöde heraus und von Nordosten wehte ein rauer Wind, der mit leisem Heulen an ihnen entlang strich.
Galdhren stand noch immer beharrlich inmitten des Weges. Ruhig spürte er sein Herz in der Brust schlagen. Es hegte keine Ängste oder Furchtsamkeiten, es war vielmehr frei und offen für das unbestimmte Schicksal, das er für sich selbst gewählt hatte und für welches er allein verantwortlich war. Der junge Streicher war nun an einen Punkt gelangt, wo er sein Weiterkommen, ferner sein Leben in fremde, unbekannte Hände gab – in die der Keyno Tongs, allen voran in die ihres Führers. Er musste vertrauen und hoffen, denn das waren seine eigentlichen Waffen in diesem Kampf.
Bisweilen wartete Galdhren auf die näherkommenden Abenteurer vergeblich. Seine Augen wanderten beständig umher und suchten in der Dunkelheit nach jedwedem Anzeichen, doch offensichtlich musste er einen größeren Abstand nach vorn zu ihnen gewonnen haben, als er bisher angenommen hatte. Just in diesem Augenblick aber sah er eine schattenhafte Gestalt sich wachsam und bedächtig nähern. Er fühlte geradezu die fremden Augen an ihm auf und ab schauen, ihn mustern und prüfen. Stillschweigend und ohne jegliche Regung ließ er es geschehen. Leichtfüßig kam die Gestalt aus dem Dunkel immer näher und näher, tauchte in Höhe des alten, knorrigen Baumes in das blasse Licht des Mondes ein und machte schließlich Halt vor Galdhrens in den Boden gerammtes Schwert. Ohne Zweifel, wenige Schritte vor dem jungen Streicher ballte ein Waldelf seine Fäuste, kreuzte sie vor der Brust und verbeugte sich tief. Große Verwunderung legte sich da auf Galdhrens Gesicht. Er hatte bestenfalls mit einer Anrede in schroffem Ton oder schlimmer mit dem Ziehen von Schwert oder Bogen gerechnet, doch dass man ihm mit einer Verbeugung gegenüber trat, hatte er sich wahrlich in keinem noch so kühnen Traum ausgemalt.
„Ich grüße Euch, mein Name ist Draco und ich stamme aus der Provinz Valenwood. Ihr seid weit entfernt von den schönen Wäldern unserer Heimat“, und indem er Galdhrens Schwert aus dem Boden zog und es ihm reichte, fügte er an: „Es ist ein gefährlicher Ort hier, und Ihr macht mir nicht den Eindruck, als würdet Ihr das nicht wissen oder dieses Fleckchen als Ruheplatz nutzen.“ Der Waldelf zögerte in seiner Rede. „Es sieht eher so aus, als würdet Ihr auf etwas warten – oder jemandem.“
Galdhren konnte einzig wegen der tief ins Gesicht gezogenen Kapuze seine überaus große Verwunderung verborgen halten. Vor ihm stand Draco, der Führer der Keyno Tongs, jener Gruppe, die für Galdhren schlüsselentscheidend war, und reichte ihm mit einer Freundlichkeit und Offenheit sein Schwert, die er selbst keinem Fremden in diesem Maße zukommen lassen würde. Und sei es nun aus einer Art mitleidigem Mitgefühl oder weil auch er wie Draco Bosmer war und sie beide aus Valenwood stammten, so war jene erste Begegnung doch über Erwarten gut. Jetzt lag es allein an Galdhren, und den Anstoß hatte Draco bereits mit der Frage gegeben, auf wen oder was er hier inmitten der Molag Amur wartete.
Stumm nickend nahm der junge Streicher alsdann zunächst sein Schwert wieder an sich. Er warf die Kapuze zurück und verbeugte sich ebenso tief und gründlich.
„Ihr habt Recht, in vielerlei Hinsicht.“ Galdhren sah vom Boden auf und blickte geradewegs in die dunklen Augen seines Gegenübers. Er hatte Draco bisher nur aus der Ferne wahrgenommen und sich deshalb noch kein allzu umfassendes Bild von ihm machen können. Auch jetzt, wo er ihn direkt vor sich stehen hatte, wusste er beim besten Willen nicht, ob er seinen Vorstellungen von einem erfahrenen Abenteurer entsprach. Aber hatte sich Galdhren überhaupt eine Vorstellung gemacht? Und sah man den Bosmern im Allgemeinen durch ihre feinen, schmalen Glieder den rauen Abenteurer ohnehin nicht an? So oder so, diese Gedanken gehörten einfach nicht hierher, und also fuhr Galdhren fort:
„Doch seid mir zunächst freundlich gegrüßt, Draco. Mein Name ist Galdhren Farsaad, und wie Ihr bin auch ich in Valenwood wirklich zuhause. Noch ist meine Zeit hier auf Vvardenfell allerdings sehr kurz, denn erst vor ein paar Tagen bin ich hier angelandet. Und ja, ich vermisse das Grün unserer Wälder schon jetzt bei all dem Aschgrau in diesem ruchlosen Land.“
Draco ließ den jungen Streicher geduldig sprechen. Bilder seiner alten Heimat kamen ihm dabei plötzlich wieder ein, scheinbar längst vergessene Lieder und Geschichten hörte er wieder in seinen Ohren. Erst jetzt wurde ihm mehr und mehr bewusst, über welch lange Zeit er seiner Heimat nun schon den Rücken zugewandt hatte.
„Ihr fragtet, was mich hierher trieb?“, setzte Galdhren wieder an, und vorsichtig tastete er sich weiter: „Wie Ihr nur zu gut erkannt habt, wird man mit dem Alleinsein in dieser gefährlichen Gegend nicht so recht glücklich, schnell kann es sogar tödlich sein. Mit Verlaub, ich bin auf der Suche nach Gesellschaft.“
Draco zeigte sich erstaunt, und ohne dass es ihm selbst bewusst wurde, hatte er dabei beide Augenbrauen nach oben gezogen.
„Gesellschaft?“, fragte er unverständlich.
„Eure Gesellschaft, um mit einem klaren Wort zu sprechen.“
Draco schwieg. Anders als noch vorhin war er nun jedoch nicht mehr erstaunt, sondern im höchsten Maß verdutzt. Da stand doch tatsächlich vor ihm ein junger Bosmer aus Valenwood, der obendrein zumindest noch halbgrün hinter den Ohren zu seien schien, und bat ohne große Umschweife, ob er und die Keynos nicht seine Gesellschaft werden wollten. Was für ein Szene! Und kurz davor sprang ihm auch noch Achill aus dem Gebüsch direkt vor die Füße, den er nun auch mehr oder weniger in die Obhut seiner Gruppe zu nehmen hatte. Was würde noch kommen? Ein altes Dunmerehepaar, dass sich in der Molag Amur verlaufen hatte und nun mit ihren Krückstöcken verzweifelt wieder den Weg nach Hause suchte? Oder vielleicht ein verzauberter Schalkkäfer, der am Wegrand liegen und ihn flehentlich darum bitten würde, mit dem Schwerte kurz seinen Panzer zu scheuern, weil der Aschestaub so unerhört jucken würde? Nein, jetzt begann er wirklich verrückt und abstrus zu werden. Er schüttelte die närrischen Gedanken von sich und fasste sich wieder:
„Euch ist wohl bewusst“, sprach Draco, „dass es mir nicht alle Tage passiert, dass mitten in einer verlassenen Einöde ein Bosmer meine Gesellschaft erbittet?“
Galdhren wurde misstrauisch. Hörte er da etwa einen Ton von Spott oder Hohn heraus? Aber hatte Draco im Grunde nicht Recht? War diese ganze Situation nicht wirklich wie er sagte?
„Zugeben, ich selber stehe für gewöhnlich ebenso wenig irgendwo in der Weltgeschichte herum und frage die mir entgegen Kommenden, ob sie nicht ein Stück weit mit mir gehen würden – natürlich nur der guten Unterhaltung wegen. Aber nein, lasst mich ernst und ehrlich sprechen.“
Draco spürte, dass es dem Fremden tatsächlich ernst zu seien schien. Stumm nur nickte er Galdhren zu, welcher daraufhin auch sogleich anhob:
„Hört, ich weiß um die kleine Komödie in dieser Szene hier, aber tatsächlich ist mir alles andere als zum Spaßen und Scherzen zumute. Ich habe keinen Schimmer, warum ich von heute auf morgen von Valenwood hierher verschifft wurde. Es war eine Nacht- und Nebelaktion, und ich verstehe sie auch jetzt noch nicht im geringsten.“ In Galdhrens Stimme hallte eine gewisse Verzweiflung und Hilflosigkeit nach, die Draco nicht verborgen blieb. „Was ich aber weiß, ist, dass es in unbekannten Regionen nicht sehr ratsam ist, allein umherzustreifen, wenn es nicht auch einen anderen Weg gibt. Und eben jener andere Weg seid Ihr und Eure Gruppe.“ Gern hätte Galdhren in diesem Augenblick gesagt, dass er den Streichern angehöre, um sich so in einem mehr oder wenigen großen Maß zu empfehlen. Doch derart preisgeben wollte er sich nicht, auch wenn es durchaus förderlich gewesen wäre.
Draco hingegen überlegte und suchte nach den richtigen Worten. Sicher, er hätte guten Grund zum Misstrauen gehabt, denn jeder halbwegs rege Kerl hätte ihm solch eine Geschichte vortragen und dabei im Grunde das größte Schauspiel veranstalten können. Aber ein unbestimmtes Gefühl in seiner Brust sagte ihm beständig, dass Galdhren es ernst meinte, dass seine Geschichte nicht ersponnen oder gelogen war. Doch genügte das als Argument, den jungen Bosmer in seiner Gruppe reisen zu lassen? Spielt der Wolf nicht auch immer erst das unbeholfene und schuldlose Lamm? Galdhren fühlte das Misstrauen, dass ihm von Seiten Dracos völlig zurecht entgegengebracht wurde. Er wagte einen letzten Versuch:
„Ich bemerke Eure Zweifel und ich kann sie Euch beim besten Willen nicht verübeln. Aber seht einmal: Kenne ich Euch und Eure Gruppe? Nicht mehr und nicht weniger als ihr mich. Und nun sagt mir, auf wessen Seite liegt das größere Wagnis? Auf Eurer, hinter der eine ganze Gruppe von Abenteurern steht, oder auf der meinen, der als einzelner womöglich in ein ganzes Wespennest sticht? Und wahrlich, dass will ich nicht hoffen!“ Beide schwiegen einen langen Moment, bis Galdhren nochmals seinen Mut zusammen nahm:
„Und wisst auch, dass ich vor Euch nicht auf die Knien fallen und betteln werde, sondern ich Euch nicht mehr als in aller Freundlichkeit und Höflichkeit frage.“ Gespannt und erwartungsvoll blickte er da wieder in die dunklen Augen Dracos. Auf welche Seite würde die auf der Kante tanzende Münze nun entgültig fallen?
 

Draco

Schattenkrieger
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Keyno Tongs - Molag Amur

Die anfängliche Neugierde verwandelte sich in Verwunderung. Erst der Dunmer Achill der plötzlich und vollkommen unerwartet in der Gruppe mit reiste, jetzt stand da auch noch ein Bosmer aus seiner Heimat vor Ihm der um Gesellschaft bat. Draco vertraute seinem Gefühl, er glaubte Galdhrens Erzählung und er war sich sicher das der Bosmer keine finsteren Absichten hatte, doch war er immer noch unentschlossen die Bitte zu erfüllen. Galdhren hatte keine Ahnung worauf er sich einlassen würde, ganz in der Nähe war das Hauptquartier der Berne Vampire, er konnte den jungen Elfen kaum unvorbereitet in eine Meute von Blutsaugern rennen lassen, außerdem war er sich sicher das der junge Bosmer etwas verheimlichte. Galdhren sprach von Gefahren, doch hatte er keine Ahnung welche Gefahren vor Ihnen lag und wie treffend der Vergleich mit einem Wespennest war. "Und wisst auch, dass ich vor Euch nicht auf die Knien fallen und betteln werde, sondern ich Euch nicht mehr als in aller Freundlichkeit und Höflichkeit frage."

Draco betrachte eine Weile seinen Gegenüber schweigsam und nachdenklich, an Galdhrens Blick konnte er erkennen das seine Freunde zu den beiden Elfen aufschlossen hatten. Veldan tauchte hinter Draco aus dem Schatten auf, sie griff nach dessen Hand und blickte über seine Schulter den fremden Bosmer an. Sie sprach kein Wort, doch Ihre Nähe und Ihre Berührung sagten dem Elfen alles was er wissen musste. "Zu einer anderen Zeit wäre ich sehr erfreut über Eure Gesellschaft, ich würde gerne wieder Geschichten aus unserer Heimat hören, aber diese Entscheidung kann ich nicht alleine treffen und Ihr könnt nicht ahnen welche Gefahren vor uns liegen..."

"NEIN! Nicht noch einer." Julia ballte Ihre Hände zu Fäusten, Ihre Stimme war voller Zorn, Wut und Verzweiflung. "Habt Ihr vergessen warum wir hier sind!" Elindor versuchte die aufgebrachte Julia zu beruhigen, während Draco abwechselnd Galdhren und Achill betrachtete. Der Dunmer war von dem Ausbruch der Imperialen verwundert, anscheinend ist Ihm irgend etwas aufgefallen, unauffällig legte er seine Hand auf den Griff seines Schwertes, seine Augen verengten sich etwas. Der fremde Bosmer dagegen stand weiterhin abwartend und scheinbar regungslos da und beobachtete seinerseits das weitere Geschehen.

Der Waldelf wandte sich zu Julia. "Niemand hat vergessen warum..." Draco beendete den Satz nicht, Julias Atem ging auf einmal schneller, sie wirkte nervös und auch etwas verängstigt. "Ich spüre sie... ...sie sind ganz nah..." Die Imperiale versuchte zu flüstern, doch sie war zu aufgelöst, die Fremden konnten nicht überhören was sie sprach. "Wovon redet sie?" Wollte Achill wissen, seine Hand ruhte noch immer auf dem Schwertknauf. "Vampire." Antworte Veldan knapp, in Ihrer Stimme lag Abscheu und Furcht zugleich, sie hielt weiterhin Dracos Hand fest in Ihrer. Kela versteckte sich erschrocken und verängstigt hinter Dana, Valeria zog Ihr neues Schwert als wären die ersten Blutsauger schon in der Nähe, man hatte den Eindruck sie könnte es gar nicht erwarten das der Kampf beginnt.

Die beiden Waldelfen ließen Ihre Blicke durch die ganze Gegend streifen, sie suchten nach Anzeichen von Gegnern, ein leichtes Kopfschütteln seines Landsmannes verriet Draco das dieser ebenso nichts entdeckte. "Ich muss alleine weiter gehen, ich hole das Buch und kehre zu Euch zurück." Julia wollte sofort weiter gehen, ohne auf eine Reaktion Ihrer Freunde zu warten, doch Elindor hielt seine Liebste zurück. "Ich begleite Dich, ich lass Dich nicht alleine." Die Imperiale drehte sich dem Mönch zu, sie strich Ihm über die Wange, flüsterte Ihm einige Worte zu und küsste Ihn, ehe sie sich von Ihm abwendete.

"Niemand kann Vampire spüren? Ihr wollt sie alleine nach Galom Daeus gehen lassen? Was geht hier vor?" Unter Julias Kapuze konnte man Ihre grünen Augen sehen, sie leuchteten in einer unnatürlichen Art und starrten den Dunmer an, während Ihre Freunde nur schweigsam da standen. Nach einigen Minuten der Stille schien Achill immer ungeduldiger zu werden, weil keiner seine Frage beantwortete. "Ich bin dieser Masquerade überdrüssig." Julias Atem ging immer schneller, sie wirkte bedrohlich und voller Kraft, plötzlich und in einer unglaublichen Geschwindigkeit befreite sich die Imperiale von Ihrem Umhang, mit einem Fauchen und einem herausfordernden, leicht mordlüsternen Blick sah sie den Dunmer an, unverkennbar waren die vampirischen Zeichen zu sehen, Ihre blasse Haut und Ihre scharfen Zähne. Kela stieß einen verängstigten Schrei aus und versteckte sich hinter Dana. Der Mönch stellte sich reflexartig zwischen Achill und Julia, ehe noch etwas passieren würde. Elindor hielt seinen Kampfstab in der Hand und würde beim ersten Anzeichen auf den Dunmer los gehen.

Die Imperiale ließ noch einmal ein leichtes Fauchen hören, ehe sie sich zu Draco wandte. "Paß auf das Elindor mir nicht folgt." Der Waldelf blickte in Ihre Augen. "Hol das Buch. Ich werde Ihn eine Stunde zurück halten, danach werden wir Dir folgen."

"Dann werdet Ihr alle sterben."

"Dann solltest Du Dich beeilen. Geh den anderen Vampiren so gut es geht aus dem Weg und behalte immer in Erinnerung wer Du wirklich bist. Gib diesen neuen Instinkten nicht nach und kehre schnell zu uns zurück. Eine Stunde."

Julia lächelte kurz und nickte schließlich. "Ich beeile mich." Kurz darauf verschwand sie vollkommen geräuschlos in der Dunkelheit.

Der Mönch wollte der Imperialen folgen, doch Draco stellte sich Ihm in den Weg. "Du weist das ich sie nicht alleine gehen lassen kann, Du würdest Veldan auch folgen." Der Waldelf nickte. "Ebenso wie Du mich daran hindern würdest." Draco legte seinem Freund eine Hand auf die Schulter. "Du weist das sie alleine eine größere Chance hat, gib Ihr eine Stunde, danach werden wir Ihr gemeinsam folgen." Der Waldelf blickte zu seinem Landsmann. "Anscheinend wurde uns die Entscheidung abgenommen, Ihr wisst nun was uns hier erwartet, sagt Euch unsere Gesellschaft immer noch zu."

Ohne auf eine Antwort zu warten sprach der Elf weiter, diesmal an alle gewandt. "Wir sollten in Deckung gehen, hier stehen wir ohne Schutz da." Draco erklärte noch kurz den Dunmer und dem Bosmer das Julia vor kurzem zu einer Vampirin wurde und das sie hier waren um eine Heilmethode zu finden. "Es gibt keine Heilung." Warf Achill ein, doch sowohl Elindor und auch Draco funkelten den Dunmer bedrohlich an. "Es wurde noch keine gefunden..." Mit einem Blick zu seinem Freund sprach er weiter. "...doch wir werden es." Der Waldelf hielt noch immer Veldans Hand, er beugte seinen Kopf etwas vor und flüstert Ihr leise etwas ins Ohr. "Wir werden das gemeinsam schaffen. Ich werde nicht zulassen das Dir etwas geschieht. Denk an die Zaubertränke." Er gab Ihr einen Kuss auf die Wange und lächelte sie an. "Ich liebe Dich."

Draco wandte sich wieder den anderen zu. "Last uns bei der Bergkette etwas Schutz suchen." Der Waldelf blickte erst zu Achill dann zu Galdhren. "Wir können entweder zusammen arbeiten oder Ihr könnt es alleine versuchen." Alle Augen waren nun auf die beiden Fremden gerichtet, so bemerkte die Gruppe nicht wie sich einige Vampire anschlichen, die auf dem Rückweg zum Hauptquartier waren. Draco und Veldan wurden von einem harten Schlag getroffen und wurden einige Meter durch die Luft geworfen. Ein Khajiit stürzte sich auf Achill, Galdhren bemerkte gerade noch rechtzeitig einen äußerst flinken Bosmer aus den Schatten auftauchen der sein Schwert in den Rücken des Waldläufers bohren wollte. Ein Altmer hatte in der Zwischenzeit einen Skelettmagier beschworen der sich gleich auf Kela stürzte, doch Dana warf sich dazwischen. Ein Orkvampir schlug mit voller Wucht seinen Hammer gegen den Mönch der darauf gegen Valeria geworfen wurde die einem weiterm Ork gegenüber stand.

Draco und Veldan sprangen schnell auf und wollten Ihren Freunden zu Hilfe eilen, aus dem Nichts tauchte eine Bosmer auf und schlug erneut zu. Draco konnte gerade noch rechtzeitig seine Klingen ziehen und die beiden Dolche der Vampirin seitlich ablenken, doch mit einem schnellen Tritt schlug sie gegen seine Brust und warf Ihn erneut zurück. Veldan zog Ihr Kurzschwert und machte sich unsichtbar. Die Bosmer sprang auf den Waldelfen, der sich schnell wegdrehte und mit einer Klinge nach Ihr schlug um etwas Zeit zu gewinnen. Schnell stand er wieder auf und stieß mit beiden Kurzschwertern zu. Doch die Schnelligkeit der Vampirin war übernatürlich, mit Leichtigkeit parierte sie den Angriff und drehte sich unter dem heransausenden Kurzschwert Veldans weg, die hinter Ihr wieder sichtbar wurde. Ein Tritt gegen das Knie der Dunmer brachte sie zu Fall, doch ehe sie mit einem Dolch zustoßen konnte schlug Draco wieder nach der Vampirin, er war beeindruckt von Ihrer Schnelligkeit und wie gut sie mit beiden Dolchen umgehen konnte. Der Waldelf konnte kaum die schnellen Angriffe der Bosmer abwehren, mehrmals spürte er einen stechenden Schmerz in der Schulter oder an den Armen.

Draco vollführte eine schnelle Drehung und hielt seine Klingen von sich gestreckt, die Vampiren machte einen enormen Sprung nach hinten und brachte sich somit außer Reichweite. Die Bosmer landete elegant auf Ihren Beinen, sie nahm noch den letzten Schwung in dem sie sich hinkniete. Die Dunmer stellte sich neben den Waldelfen, beide waren etwas außer Atem und betrachteten den Angreifer. Sie war etwa gleich groß wie Draco, Ihre Augen waren ebenso schwarz wie Ihr Haar und Ihre Bewegungen waren schnell und fließend. Die Vampirin hob Ihren Kopf, sie zeigte Ihre langen Zähne. "Mehr Vieh für Berne." Sie fauchte und stürmte wieder auf die beiden Elfen zu. "Der Trank." flüsterte der Elf seiner Liebsten zu, er sah noch kurz das seine Freunde ebenso in Bedrängnis waren, ehe wieder die schnellen Angriffe der Vampirin erfolgten, es war nur eine Frage der Zeit bis Ihre vampirischen Fähigkeiten sie zu Fall brachten...
 

Achilleus

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Achill atmete erleichtert auf, als er sich der Gruppe anschließen konnte. Er sprach noch kurz mit Draco und teilte ihm mit, was er von den Ashlandern erfahren hatte – was ja nicht besonders viel war. Der Bosmer schien sehr kurz angebunden zu sein und verschwand auf dem Weg voraus, kaum dass Achill geendet hatte. „Er mag mich wohl nicht besonders.“ dachte er bei sich. „Warum wohl? Hat er vielleicht etwas gegen Dunmer? Aber Veldan scheint er doch zugeneigt zu sein. Zugegeben, die Dunmar ist sehr hübsch und scheint auch recht sympathisch zu sein – für eine Hlaalu...“ Als die Gruppe sich in Bewegung setzte, unterhielt er sich noch mit Veldan. Hauptsächlich belangloses Zeug, er versuchte aus ihr etwas mehr über diese seltsame Gruppe herauszufinden, aber nur mit mageren Erfolg. Immer wieder warf er der mysteriösen Frau unter der Kapuze einen schnellen Blick zu. Irgend etwas war mit ihr wirklich ganz und gar nicht in Ordnung.

Nachdem sie einige Zeit gelaufen waren, „fand“ Draco noch einen einsamen Wanderer. „Wer das wohl ist und was ihn hierher treibt? Scheint wohl noch ein Bosmer zu sein...“ Achill konnte erkennen, dass Draco mit ihm redete, als sie alle etwas näher herantraten. Er betrachtete den Neuankömmling mit einer Mischung aus Neugierde und Misstrauen, als er von Julias Ausbruch völlig überrascht wurde. Reflexhaft legte sich seine Hand auf sein Schwert. Verwirrt beobachtete er ihre Reaktionen und dachte sich „Vampire? Was hatte das nun wieder zu bedeuten?“ Als sie ihren Umhang zurückwarf, wandelte sich Achills Verwirrung in eisiges Entsetzen. „Was, bei allen...“ Er hatte schon fast sein Schwert gezogen, als sich der Mönch drohend vor ihm stellte. Verwirrt beobachtete er, wie die Vampirin sich verabschiedete und hörte ungläubig der Erzählung Dracos zu. „Es gibt keine Heilung.“ war das einzige, was er einwerfen konnte. Tatsächlich brach die Vampirin auf. Unschlüssig blickte Achill ihr nach, als Draco sich erneut an sie wandte. Achill nickte leicht und wollte gerade zum sprechen ansetzen, als er einen Schatten aus den Augenwinkeln sah und, bevor er noch reagieren könnte, um ihn herum die Hölle losbrach.

Ein halbes Dutzend Gestalten waren plötzlich wie aus dem Nichts aufgetaucht. „Vampire!“ durchzuckte es Achill. Erschreckt zog er sein Schwert, auf dessen dunklen Stahl das fahle Mondlicht schimmerte. Gerade noch rechtzeitig bemerkte er den Khajit, der sich auf ihn stürzte. Zumindest sah diese Kreatur aus wie ein Khajiit. Die glühenden Augen und die in einem brutalen Grinsen sichtbaren Fangzähne sprachen dem aber Hohn. Achill machte schnell ein paar Schritte zurück, um etwas Abstand zwischen sich und dieser Ausgeburt der Nacht zu bringen. Panisch erkannte er, wie schnell diese Kreatur war, als er auch schon einen Schlag gegen die Brust verspürte. Er taumelte einen Schritt zurück und wäre beinahe gestürzt. Noch nie in seinem Leben war er so froh um seine Rüstung gewesen. Sofort war der Khajjit wieder über ihn. Im letzten Moment konnte er zur Seite ausweichen. Seine rechte Hand zuckte mit dem Schwert nach vorne, um den Kopf des Vampirs zu spalten. Doch die Klinge spaltete nur Luft. Mühsam versuchte er seine Panik zu unterdrücken. Auch diese Kreatur musste zu besiegen sein. Musste! Musste einfach!

Achill wirbelte zur Seite und versuchte, mit seinen Augen die Dunkelheit zu durchdringen. Da war er! Kaum hatte er den Vampir wieder entdeckt, als ihn ein Stoß von den Beinen fegte. In einem kurzen Moment der absoluten Klarheit während seines Falles hörte er die Schreie und Kampfgeräusche um sich herum, das verzweifelte Erwehren seiner gerade gefundenen Gefährten gegen die übermächtig erscheinenden Vampire. Der Aufprall beendete diesen Moment abrupt. Ein brennender Schmerz durchzuckte seine rechte Schulter, auf der er aufgeschlagen war. Er biss die Zähne zusammen und versuchte sich, den Schmerz so gut wie möglich ignorierend, abzurollen. Ungezielt schlug er in Richtung des Angreifers, um ihn auf Distanz zu halten. Irgendwie schaffte er es schließlich wieder auf die Füße zu kommen. Aber nicht einmal der Bruchteil einer Sekunde der Erholung war ihm vergönnt, da war der Vampir schon wieder über ihn. Reflexhaft schlug er auf den Kopf des Vampirs, zog das Schwert zurück, machte einen Schritt zur Seite, schlug nach vorne, machte einen Schritt zur Seite, einen Schlag des Vampirs mühsam ausweichend... Ein zorniges Knurren entrang sich der Kehle des Khajiit. Achill meinte so etwas wie „dann stirb, nichtsnutziges Vieh“ zu hören. Ungestüm warf sich der Vampir vor. Achill versuchte zur Seite auszuweichen, doch erwischte der Vampir ihn noch am linken Arm und riss den Dunmer herum. Flüssiges Feuer schien durch Achills Arm zu laufen. Ein schmerzerfüllter Schrei entrang sich seinen Lippen, als er so herumgewirbelt wurde. Er hörte sein Blut in den Schläfen pochen, und wie aus weiter Ferne vernahm er das triumphierende Lachen des Blutsaugers. Verzweifelt nahm Achill seine letzte Kraft zusammen und nutzte den Schwung um sich herumzuwerfen und das Schwert in einen weiten Bogen auf den unvorsichtig gewordenen Vampir herabsausen zu lassen. Mit einem hässlichem Knirschen bohrte sich das Ebenerzstahl in den untoten Körper. Statt des triumphierenden Lachens ließ er jetzt nur noch ein überraschtes Stöhnen hören. Achill meinte, dass ihm gleich seine Arme abfallen müssten. Entschlossen biss er aber die Zähne zusammen und zog das Schwert mit aller Kraft nach oben. Der Vampir verdrehte die Augen und brach dann leblos zusammen. Mühsam zog Achill sein Schwert aus dem Kadaver, der sofort zu schrumpeln und zu zerfallen begann. Schwer atmend, nur mit Mühe auf den Beinen haltend, sah er sich um, wie es seinen Gefährten erging...
 

Faerlanthis

Steppenwolf
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Kampfgeschrei in der Molag Amur

Und ehe er sich’s versah, stand Galdhren inmitten eines schaurig wilden Kampfes. Plötzlich tobte und kreischte alles von einem Lidschlag auf den anderen um den jungen Streicher herum. Wie in Stein gehauen harrte er regungslos aus, von dem heillos hereinbrechenden Getöse bis in alle Glieder gelähmt. Noch nie war er Zeuge eines solch verächtlichen Hinterhalts geworden, noch nie war er überhaupt selbst in einen hineingeraten, und noch nie stand er sich den gespenstischen Königen der Nacht Auge in Auge, Zahn um Zahn gegenüber: den Vampiren. Und sogleich sprang von hinten in fürchterlicher Manier und unter gellendem Gekreische ein Bosmer aus dem Schatten, die tiefschwarze schartige Klinge mit aller Macht und Kraft auf Galdhrens Rücken gerichtet, bereit ihn gleich einem Blitz gründlich zu durchschlagen.

Gerade noch stand er vermeintlich mutterseelenallein an dem knorrigen Baume Draco gegenüber und wartete auf eine erlösende Antwort von seiner Seite. Zunächst schien er höchst erstaunt, doch legten sich auf sein Gesicht in jenem Moment nachdenkliche Züge, in welchem sich eine Dunmer sanft an seine Seite schob, und Galdhren war, als würde er beinahe von ihren roten Augen und deren klaren Blicken verglüht werden. Zweifelsohne gehörten sie zusammen, Draco und jene Dunmer, die sich gerade erst mit allen anderen Keyno Tongs hier eingefunden hatte. Der junge Streicher spürte überdies immerzu den innerlichen Drang, ihren roten Augen flüchtend auszuweichen, aber er riss sich zusammen und ließ wenigstens äußere Standhaftigkeit zur Geltung kommen.
„Zu einer anderen Zeit wäre ich sehr erfreut über Eure Gesellschaft, ich würde gerne wieder Geschichten aus unserer Heimat hören, aber diese Entscheidung kann ich nicht alleine treffen und Ihr könnt nicht ahnen welche Gefahren vor uns liegen...“, sprach Draco schließlich mit fester Stimme. Doch im selben Atemzug wurde der junge Streicher Zeuge einer Heftigkeit in den Reihen der Keyno Tongs. Jene schattenhafte Gestalt nämlich, die Galdhren sehr wohl aufgefallen war und ihm sogleich rätsel- und zweifelhaft erschien, verlor mit einem Male gänzlich die Beherrschung, schrie dabei und ballte die Fäuste, sodass sie von ihrem unmittelbaren Begleiter, dem Bretonen, nur mühevoll im Zaum gehalten werden konnte. Galdhren war darüber weniger erschrocken, dafür jedoch umso schwerer verwirrt. Insofern er der ganzen Geschichte richtig gefolgt war, musste jene Gestalt dereinst von Vampiren gefasst worden sein und verfiel seitdem nach und nach, Stück für Stück ihren animalischen Wesenszügen. Und um Genesung zu erfahren, galt es ein Buch aus einer von Vampiren verseuchten Höhle, Galom Daeus, zu bergen. Da jedoch schaltete sich erneut der Bretone ein. Um keinen Preis wollte er sie allein losziehen lassen, doch wurde er von Draco in gutem Sinne davon abgehalten.
So oder so, gereizte Stimmung lag in der Luft, die Lage war bis aufs Äußerste angespannt. Nur in knappen Worten erklärte Draco dem jungen Streicher den groben Zusammenhang des Geschehenen, warnte und wies auf ungeahnte Gefahren hin. Galdhren jedoch nickte nur. Vampire selber hatte er bisweilen nur aus Geschichten und alten Erzählungen kennen gelernt, wo sie allesamt als bestialische Jäger umschrieben wurden. Der Mantel der Furcht allerdings legte sich nicht um ihn. Er wusste wohl, dass er nun zumindest in dem Schutz einer Gruppe stand, und auch wenn er noch lange nicht zu ihr gehörte, so waren es aber auch keineswegs seine Feinde. Und nichts schafft stärkere Bande als gemeinsames Abenteuern.

Jener Gedanke war der letzte, der durch Galdhrens Kopf geisterte. Das folgende, dessen er sich auf Dracos energischer Warnung hin gewahr wurde, war der in seinem Rücken heranfliegende Bosmervampir mit gezücktem Schwert. Sogleich wurde Galdhren wieder Herr über sich selbst und schüttelte die Befangenheit in Sekundenbruchteilen von sich. Ruckartig sank er zu Boden und rollte sich schließlich nach hinten ab, sodass er unter dem Vampir hinwegtauchte und ihn schließlich mit dem Rücken zu seiner Seite vor sich hatte. Er sprang wieder auf die Beine, riss sein Schwert aus der Scheide und hieb geradewegs in Richtung des Vampirs. Doch dieser wich mit wildem Geheul zur Seite aus, und Galdhrens Schwert teilte nicht mehr als Luft. Und so wie sein Herz zu rasen begann, raste ihm auch von neuem der Schattenbosmer entgegen. In Windeseile war er herzu, seine Klinge wirbelnd und Galdhren stark zusetztend. Nur mit größter Mühe parierte er die Angriffe. Der Vampir aber in vollem Rausch ließ nicht von ihm ab, setzte wieder und wieder fauchend und blutlüstern nach.
„Na dann komm!“, schrie Galdhren und rannte aus Leibeskräften in die nahe Ferne. Ohne Zaudern stürmte der Blutsauger hinterher, und gerade als er Galdhren eingeholt hatte und krallend nach ihm fasste, warf sich dieser im letzten Moment hinter einen Stein und entschwand plötzlich – einer Täuschung sei Dank – scheinbar dem Geschehen. Der Vampir verdutzt ob Galdhrens Verschwinden schaute wild um sich. Und mit einem Male schnellte der junge Streicher hinter ihm hoch und hieb ihm den hässlichen Kopf von den Schultern.
„Schande, dass dich einst Valenwood ertragen musste!“
Wenig später zerfiel der Vampir zu modrigem Staub, doch Galdhren erschrak beim kurzen Anblick des abgeschlagenen Kopfes. Er mochte es nicht glauben, aber der Anblick war ihm von irgendwoher bekannt gewesen. Doch ehe er einen weiteren Blick auf ihn richten konnte, war auch der Kopf bereits zu Staub zerfallen.
Und unweit von ihm tobte der Kampf weiterhin ächzend und tosend. Und schnellen Schrittes eilte er zurück.
 

Selennia

Astralwesen
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Die Kapuze tief ins Gesicht gezogen, wanderte Julia den Pfad entlang, immer darauf bedacht genug Abstand zwischen ihr und dem neuem „Problem“ in der ersten Reihe zu halten. Der lange, schwarze Mantel verbarg die bösen Blicke, mit denen die Vampirin den fremden Dunmer musterte aber hätten sie töten können, wäre Achill wohl sicherlich innerhalb von Sekunden zu Staub verbrannt. Was hatte Veldan sich nur dabei gedacht den Kerl mitzuschleifen? Schön und gut, es war wichtig ihn im Auge zu behalten, aber spätestens bei Sonnenaufgang wenn sie eine Höhle zum Schutz aufsuchen mussten, würde der Fremde wohl anfangen unangenehme Fragen zu stellen. Und was würden sie in Galom Daeus mit dem Redoran machen? Er war und blieb ein unkontrollierbares Risiko, ob die Gruppe ihn nun dabei hatte oder nicht. Wäre es ja nach Julia gegangen, hätten sie den Krieger einfach am Strassenrand stehen gelassen. Alleine und mit so wenig Erfahrung (Wer jagt denn schon Vampire bei Nacht?), wäre er wohl bald ein Opfer seiner blutrünstigen Kreaturen geworden und das Problem wäre erledigt gewesen. Aber nein... sie mussten ihn ja unbedingt mitnehmen und es würde sicherlich nicht so einfach werden sich dieses Dunmers wieder zu entledigen.
Mit ein missmutigen Fusstritt beförderte Julia einen Stein den Weg entlang um ihrer miesen Laune auch Ausdruck zu verschaffen. Nun musste sie tatsächlich Tag und Nacht mit diesem furchtbaren Mantel rumlaufen. Dabei hatte die Nacht so gut begonnen und die verlassen Wüstenlandschaft hatte ihr erlaubt sich für einige Stunden frei bewegen zu können.
Achill drehte sich verwundert um als ihn etwas an der Ferse traf, der Stein hatte ihn unbeabsichtigt getroffen. Sein Blick schweifte kurz über die Gesichter der Gruppe und blieb auf Julias verhüllter Gestalt haften; schon mehrere Male hatte er sie neugierig beäugt, seit er sich der Gruppe angeschlossen hatte.
Julia hätte wohl besser daran getan den Kopf zu senken um Achills Misstrauen nicht noch mehr zu anzufeuern, stattdessen erwiderte sie wütend seinen Blick, wobei die funkelnden Augen aber zum Glück unter ihrer Kapuze verborgen blieben. Sie fragte sich was der Krieger wohl in diesem Moment dachte, vor allem als sich sein Gesichtsausdruck plötzlich veränderte. Doch bevor die Vampirin abschätzen konnte was in dem Dunmer vorging hatte er sich wieder Veldan zugewandt, die dicht neben ihm den Weg entlang wanderte und ihn in ein neues Gespräch verwickelte.
Von Draco war seit geraumer Zeit nichts mehr zu sehen. Der Bosmer war vorangegangen um den Weg zu erkunden und tauchte nur immer wieder kurz in Julias Blickfeld auf. Die Vampirin verspürte ein mulmiges Gefühl, vielleicht hätte sie Draco warnen sollen dass sich Vampire in der Nähe befanden. Julia hatte ihre Präsenz schon vor einiger Zeit wahr genommen, es jedoch versäumt jemanden darüber zu informieren. Warum sie das tat war ihr selbst ein Rätsel, aber es beunruhigte sie nur noch mehr. Sie fühlte den Einfluss der Vampire, der immer stärker wurde und gegen den sie sich kaum noch wehren konnte. Sie spürte wie ihre menschlichen Gefühle immer mehr verdrängt wurden um der Blutgier und den animalischen Instinkten zu weichen. Es machte ihr Angst, mehr als alles andere, mehr als dieser Vampirjäger Achill, für den sie nur Verachtung übrig hatte.
Leicht zitternd zog sie ihren Umhang enger an ihren Körper und beobachtete die karge Wüstenlandschaft, um vielleicht die Vampire zu erspähen, deren Nähe sie immer deutlicher fühlte. Ein leichter Schreck durchfuhr sie als plötzlich jemand den Arm um ihre Taille legte und sie näher zog; es war Elindor, der sie mit besorgten Blicken musterte.
Die Vampirin kuschelte sich an ihren Liebsten und genoss die Wärme die von seinem menschlichen Körper ausging. Der Mönch mit seiner unerschütterlichen Zuversicht, war momentan das einzige was ihr noch Kraft gab und sie davon abhielt einfach davonzulaufen. Julia fragte sich eh ob es nicht besser wäre alleine weiterzugehen, vor allem jetzt wo die Gefahr für die Gruppe mit jedem Schritt grösser wurde. Aber das konnte sie ihrem Liebsten nicht antun und sie wollte seine Nähe auch nicht vermissen.

In einiger Entfernung konnte sie plötzlich Draco erkennen und eine ihr unbekannte Gestalt; Veldan und Achill hatten schon zu den beiden aufgeschlossen.
Julia ahnte nichts Gutes... etwa noch ein Fremder, den die Gruppe mitschleifen würde? Wut keimte wieder in ihr auf und mischte sich mit Verzweiflung.
Die Vampirin löste sich aus Elindors Umarmung und bewegte sich leise aber mit festen Schritten auf Draco und die Gestalt zu; sie blieb nur wenige Meter vor der kleinen Gruppe stehen. Alle Blicke waren immer noch auf den Fremden gerichtet, scheinbar hatte niemand sie bemerkt. Julia war bereits zu aufgebracht um den Gespräch wirklich zu folgen, konnte aber heraushören dass man sich tatsächlich über eine Mitreise unterhielt. Es war zuviel, sie konnte sich nicht mehr beherrschen und die Worte sprudelten nur so aus heraus.
„NEIN!!! Nicht noch einer! Habt ihr denn vergessen warum wir hier sind!“ Elindor, der ihr gefolgt war, versuchte sie zu beruhigen, doch Julia wollte sich nicht beruhigen lassen. Sie spürte nun mehr als deutlich die Präsenz der anderen Vampire und die Gefahr die von ihnen ausging. In ihrer Verzweiflung konnte Julia nur einen klaren Gedanken fassen, sie musste die Gruppe verlassen. Nur so hatten sie eine Möglichkeit auf Erfolg und ihre Freunde eine Chance die Situation unbeschadet zu überstehen.
„Ich muss alleine weiter gehen, ich hole das Buch und kehre zu euch zurück.“ Sie wandte sich ab ohne auf eine Reaktion zu warten; doch wie sie schon befürchtet hatte, griff Elindor nach ihrem Arm und hielt sie sanft zurück. Er wollte sie nicht gehen lassen. Julia blickte besorgt und bekümmert in Elis Gesicht und strich ihm sanft über die Wange.
„Du weisst dass es zu gefährlich für dich ist, bitte bleib hier bei den anderen.“ Elindor nickte leicht, doch konnte sie in seinen Augen lesen dass er nicht so schnell aufgab. Er würde ihr folgen, was auch immer sie sagen oder tun würde. Julia gab ihrem Liebsten einen zärtlichen Kuss, um ihrer Bitte Nachdruck zu verschaffen und hoffte er würde ihren Wunsch verstehen.
Erst jetzt fiel ich Achill auf, der kampfbereit nur wenige Meter von ihr entfernt stand, die Hand auf dem Schwertknauf, sie skeptisch mustertend. Er hatte ihre Warnung vor dem Vampiren vernommen und wartete mit misstrauischem Gesichtsausdruck darauf dass jemand seine Frage beantwortete. Sie konnte die Anspannung der gesamten Gruppe beinahe körperlich spüren. Alle schwiegen und starrten nur gebannt auf den redoranischen Krieger der sein Schwert schon fast zur Hälfte gezogen hatte.
Julias Augen verengten sich; sie starrte Achill mordlüstern an und konnte nur mit Mühe den Drang unterbinden ihm einfach an die Kehle zu springen. Sie hat dieses Versteckspiel satt und mit einer einzigen schnellen Bewegung riss sie sich die Kapuze vom Kopf, damit alle sehen konnten wer und was sie war. Ihre Augen funkelten während sie den Redoran anstarrte und auf seine Reaktion wartete. Tief in ihrem Innern hoffte sie schon beinahe dass er sie angreifen würde, denn sie verspürte die Lust zu töten und die Gier nach Blut.
Bevor jedoch Achill reagieren konnte, war Elindor zwischen sie und den Dunmer gesprungen, seinen Stab zum Kampf erhoben. Julia war rasend vor Wut, im nächsten Moment gewann jedoch die menschliche Seite in ihr wieder die Oberhand und sie hielt sich zurück. Ihr Blick ruhte kurz auf dem Mönch, dem sie dankbar für sein schnelles Eingreifen war, dann nutzte sie die Ablenkung um sich von der Gruppe zu entfernen. Ein paar letzte Worte richtete sie an Draco bevor sie in der Dunkelheit verschwand; sie bat den Bosmer ihr nicht zu folgen und vor allem Elindor daran zu hindern sich an ihre Fersen zu heften.

Die karge, graue Landschaft spendete wenig Trost. Julia fühlte sich plötzlich sehr einsam und sehnte sich nach Elindor, dessen Zuversicht und Stärke sie nun mehr denn je brauchte. Doch es wäre zu riskant für den Mönch gewesen sie ins Hauptquartier zu begleiten, oder auch nur in die Nähe zu kommen. Sie wusste nicht wie die andere Vampire auf ihn reagieren würden, sie konnte nicht mal einschätzen wie gross die Gefahr für sie selbst war. Würden die „anderen“ ihr freundlich oder feindlich gesinnt sein? Julia wollte sich lieber nicht zuviele Gedanken darüber machen und hoffte dass Draco es geschafft hatte ihren Liebsten zurück zu halten und dass wenigstens er nun in Sicherheit war. Die Erinnerung an ihn gab ihr die Kraft weiterzugehen und sich dieser Aufgabe zu stellen, war er doch der einzige Grund warum sie sich noch an ihre Menschlichkeit klammerte.
Das fahle Mondlicht beleuchtete die spitz-aufragenden Steine, die den Weg umrandeten und in der Ferne wurden schliesslich die Türme einer Daedra-Ruine sichtbar. Das muss es sein. Julia fühlte die starke Präsenz von Vampiren, intensiver als je zuvor. Ihr Herz pochte und langsam spührte sie ihre vampirischen Instinkte wieder an die Oberfläche dringen. Sie versuchte sie so gut es ging zu unterdrücken, nahm ihren Mut zusammen und beschleunigte ihren Schritt. Der Weg endete schliesslich vor dem riesigen Portal einer massiven Steinruine, die sich im Dunkel der Nacht kaum von dem grauen Stein der Landschaft abhob. Julia zögerte, doch wusste sie dass sie damit nur wertvolle Zeit verlor. Eine Stunde hatte Draco ihr gesagt...
Das Portal war leichter zu öffnen als erwartet, machte allerdings ein furchtbar lautes Geräuch welches wohl das ganze Hauptquartier alarmierte, wenn sie sich nicht schon ihrer Präsenz bewusst waren. Auf der anderen Seite der Tür war jedoch niemand anzutreffen und bis auf das unangenehme Geräuch brodelnder Lava war es fast totenstill. Julia betrat den Raum und sah sich um. Er war rechteckig angelegt und in der Mitte ragten Säulen aus einer Oeffnung hervor; gefüllt mit Lava wie Julia sogleich feststellte. Sie konnte die aufsteigende Hitze spüren und es jagte einen Schauer durch ihren ganzen Körper. Wie konnten Vampire sich nur so nahe an ein Element heranwagen dass sie verabscheuten und fürchteten?
Julia riss ihren Blick von dem brodelnden Feuer los und folgte dem Durchgang auf der anderen Seite des Raumes. Noch immer konnte sie niemanden erspähen, fühlte aber ganz deutlich die Präsenz von Vampirin. Der Gang führte über eine kleine Rampe, unter der wieder der beissende Dampf von Lava ervortrat.
Ein Fauchen liess sie aufschrecken. Julia drehte sich hastig um und erblickte ein dunkle Gestalt am Ende des Ganges, seine leuchtenden roten Augen identifizierten ihn eindeutig als Vampir. Der Dunmer sprach nicht, doch konnte man ganz klar herauslesen wie wenig erfreut er über Julias Gegenwart war. Julia machte sich schon auf einen Angriff gefasst, der jedoch nicht erfolgte. Der Vampir verharrte jediglich in seiner Position, wie eine Salzsäule und starrte sie aus seinen brennenden Augen an. Es war nahezu unheimlich, Julia wagte es kaum zu atmen. Mit Mühe zwang sie sich schliesslich den Blick abzuwenden und weiterzugehen. Der Vampir folgte ihr nicht.
Sie tastete sich die Gänge entlang, tiefer in die riesige Steinruine hinein. Nun wurden auch die Vampire zahlreicher, aus allen Enden und Ecken tauchten sie auf. Die Reaktionen waren nicht viel willkommen heissender, einige Vampire beachteten sie gar nicht, andere warfen ihr abschätzige und geringwertende Blicke zu welche ihr mehr als klar machten wie unerwünscht sie war. Doch niemand wurde handgreiflich oder machte Anstallten sie zu verjagen; man tolerierte sie, für den Moment jedenfalls.
Das Labyrinthsystem der Ruine schien endlos und verstrickt. Julia hatte bald das Gefühl wieder dort zu sein, wo sie mit der Suche angefangen hatte, die grauen Steingänge sahen alle gleich aus. Sie fragte sich wer diese Ruine gebaut hatte, von der Architektur war sie ihr völlig unbekannt. Die Säulen und Wände zierten fremde Schriftzeichen, Daedra wie sie vermutete.
Julia versuchte verzweifelt so etwas wie eine Bibliothek zu finden, oder einen ähnlichen Raum wo das Buch aufbewahrt wurde. Vielleicht war es sogar so wertvoll dass die Vampire es sehr gut versteckt hatten; es konnte aber auch sein dass es sich überhaupt nicht im Hauptquartier befand. Am liebsten hätte sie einfach jemanden danach gefragt, doch die ungastlichen Gesichter der anderen Vampire hielten sie davon ab.
Julia fühlte dass ihr die Zeit langsam davon lief; sie wusste nicht wie lange sie schon umher wanderte, aber es schien ihr eine Ewigkeit zu sein. Draco hatte gesagt eine Stunde, danach würde die Gruppe anfangen nach ihnen zu suchen. Julia war sich nicht sicher wievielen Vampiren sie in diesen Gängen schon begegnet war, aber sie waren unglaublich zahlreich; die Gruppe würde keine 5 Meter kommen. Panik stieg langsam in ihr hoch, sie konnte nicht zulassen dass ihre Freunde in ihr Verderben rannten. Bald musste sie sich auf den Rückweg machen, mit oder ohne Buch.
Der kleine Gang in dem sie sich befand, mündete schliesslich in einen grossen Raum. Julia fielen zuerst die vier massiven Säulen auf, die durch eine Oeffnung in der Decke in die Höhe ragten. Der Saal war leer, aber sie konnte rings um sie herum die Präsenz von Vampiren spüren. Geschrei drang an ihr Ohr, sie hatte es schon vereinzelt in den Gängen wahr genommen, doch nun konnte sie zum ersten Mal die Worte verstehen. Es waren Gebete, Flüche und unverständliches Gejammere. Die Stimmen hörten sich menschlich an und Julia kam der Verdacht dass die Vampire wohl einige ihrer Opfer nicht sofort töteten, sondern irgendwo in dieser unterirdischen Ruine gefangen hielten. Wie grausam! Vermutlich würde man das auch ihren Freunden antun wenn man sie lebend erwischte.
Julia setzte an um den Raum zu duchqueren, doch stolperte nach ein paar Schritten und landete unsanft im Staub. Hustend blickte sie sich um und entdeckte ein Skelett, welches sie in dem schummrigen Licht ganz übersehen hatte. Die Vampirin richtete sich auf und wollte schon weitergehen, als ihr ein weiteres Objekt auf dem Boden auffiel. Sie kroch näher und wischte die dichte Staubschichte weg; zum Vorschein kam die blutrote Farbe eines Einbandes, welches sie schon einmal in Keyno Bibliothek gesehen hatte. Julia konnte ihr Glück kaum fassen; sie hat das Buch gefunden, doch an welchem Ort? War es überhaupt das richtige Buch? Vorsichtig hob sie es auf und schlug die erste Seite auf; es war tatsächlich das zweite Band „Vampire von Vvardenfell“. In ihrer Erregung, fing sie schon an durch die ersten Seiten zu blättern, doch besann sich eines Besseren, sie hatte keine Zeit mehr. Sie hatte gefunden was sie suchte, nun musste sie das Hauptquartier so schnell wie möglich verlassen.
Julia versteckte eiligst das Buch unter ihrem Umhang und machte sich auf den Weg hinaus...
 
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