Morrowind Fortsetzungsgeschichte

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Bragan Benigaris

Korsar und Kavalier
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Das Oberhaupt der Klingen, des imperialen Spionagedienstes, auf Vvardenfell, der Meisterspion Caius Cosades, lag reglos auf seinem ungemachtem Bett in einem heruntergekommenen Zimmer in Balmora. Sein scharfer Verstand war durch Skooma benebelt und sein Geist verlor sich in bunten und trotzdem klaren Träumen. In einer Ecke des Raumes, unter schmutziger Kleidung und achtlos weggeworfenen Papieren, lag der Brief eines Agenten vom Festland, Marcus Iulius Petronus, welcher das rätselhafte Schicksal eines kaiserlichen Kriegsschiffes untersucht hatte:

Salve Caius,
in der Sache um das rätselhafte Verschwinden der „Löwe von Cyrodil“ gibt es einige neue Hinweise, welche auf Mitwirken feindlicher Mächte hinweisen. Zu Eurer Erinnerung noch einmal die bisher bekannten Fakten:
Die Löwe von Cyrodil, eine schwere Kriegsgaleere neuesten Typs und Flaggschiff des Admirals Antonius Seionius, operierte zusammen mit den Einheiten „Perle von Iliac“ und „Speer von Wayrest“ in den Gewässern östlich von Vvardenfell. Hauptzweck der Operation war die Bekämpfung und Aushebung diverser Piratennester. Hierbei waren bereits einige Erfolge erzielt worden, als das Geschwader Kurs auf Ebonheart nahm. Östlich von Tel Mora kam urplötzlich trotz wolkenlosem Himmel ein dichter Nebel auf, welcher das Flaggschiff von dem Geschwader trennte. Nachdem sich der mysteriöse, und wie sich inzwischen herausstellte, wohl magisch erschaffene Nebel wieder verflüchtigt hatte, war von dem Schiff nichts mehr zu sehen. Die beiden verbleibenden Einheiten suchten drei Tage vergebens die Gewässer nach irgendwelchen Spuren ab, konnten aber außer nicht zuzuordnenden Wrackteilen keine brauchbaren Hinweise auf den Verbleib finden. Da an diesem Tag ruhiger Seegang herrschte, erschien ein Unfall von Anfang an als unwahrscheinlich.
Nun konnte in Vivec vermutlich ein Überlebender aufgegriffen werden, welcher nach intensiver Befragung zugab, daß der Verlust des Schiffes wohl auf eine Meuterei der zur Ruderbank verurteilten Sträflinge sowie den Angriff eines noch nicht näher identifizierten Feindes zurückzuführen ist. Der Gefangene sprach von einem unheimlichen, das Atmen erschwerenden Nebel und seltsame Ungeheuer, welche sich aus dem Nichts bildeten und die Besatzung niedermetzelten. Irgendwie muß es einem Teil der Ruderer gelungen sein, sich von ihren Ketten zu lösen, denn plötzlich stürzten sich vor allem Tiermenschen, Argonier und Khajitis, sowie einige Nord und Bosmer unter der Führung eines weißhaarigen Altmers in den Kampf. Es gelang zwar, die mysteriösen Angreifer niederzuringen, jedoch waren der größte Teil der Besatzung, unter ihnen der Kapitän, gefallen. Da der Admiral Antonius Seionus jegliche Kooperation mit den Sträflingen ablehnte, wurde er unter Arrest gestellt. Das Kommando übernahm offiziell der erste Offizier, Tiberius Bovus, wobei der bereits erwähnte Altmer, dessen Name nicht bekannt ist, offenbar de facto die Befehlsgewalt innehatte. Als sich der Nebel auflöste, stellte man mit großem Erstaunen fest, daß sich das Schiff sehr weit nordwärts von Vvardenfell, innerhalb des Eisgürtels befand. Die weitere Fahrt soll angeblich zu einer seit Äonen versunkenen Stadt geführt haben, die halbe Mannschaft sei dem Wahnsinn verfallen, und nur wenige hätten die Rückkehr auf einem Floß überlebt. Dieser Teil des Geständnisses erscheint mir mehr als skoomainduzierter Fiebertraum, denn als wahr. Leider besaß der Gefangene wohl eine angegriffene Gesundheit, denn er ist während des Verhörs verstorben, so daß uns keine weiteren Informationen zur Verfügung stehen. Daher bitte ich Euch darum, doch Eure Agenten anzuweisen, auf eventuelle verdächtige Personen, welche ein Brandmal in Form eines Löwen auf der Schulter tragen, zu achten, diese, wenn möglich festzusetzen und eine Nachricht an mich zu senden. Ich wäre Euch einen Gefallen schuldig, und es würde Eurer Anwesendheit auf Vvardenfell einen gewissen Sinn verleihen.

Mit besten kollegialen Grüßen

M. Iul. Petronus
 

Veldryn

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Keyno Tong, Molag Mar

So ungern sich Veldan doch in der Gesellschaft der Vampirin aufhielt, war sie doch froh über jede Ruhepause. Der Kampf gegen die Vampire vor Galom Daeus hatte ihr alles abverlangt und war zugleich ein geradezu traumatisches Erlebnis für sie gewesen. Nie schien die Bedrohung für ihr Leben und das ihrer Freunde realer gewesen als in jener Nacht. Nichts hatte sie je so sehr gefürchtet wie Vampire – und nichts machte ihr mehr Angst, als jenen zu verlieren, den sie so sehr liebte.
Jedoch war alles gut ausgegangen – sie hatten überlebt und die Vampire waren in die Flucht geschlagen. Nicht zuletzt aufgrund des Eingreifens der fremden Waldelfe, die sich zu Veldans Überraschung als eine alte Freundin von Draco entpuppte. Mit Interesse verfolgte sie die Gespräche zwischen Draco und Sarwhyn, auch wenn sie selbst noch zu müde und zu schwach war, um sich daran zu beteiligen. Aber das war auch gar nicht nötig, zuhören war für Veldan ohnehin vielfach wertvoller als reden.
Nach einem Tag in einer Höhle in der Wildnis waren sie wieder Richtung Molag Mar aufgebrochen. Elindor und Julia waren zurückgekehrt und hatten ein Buch dabei, das sie beinahe ununterbrochen aufmerksam studierten. Veldan wusste nicht, ob und wie dieses Buch helfen sollte, Julia von der Vampirkrankheit zu heilen, konnte aber auch beim besten Willen nicht die Energie aufbringen, sich damit zu befassen. Sie war froh, wenn sie sich nicht in der Nähe der Vampirin aufhalten musste und vertraute ganz auf die Weisheit von Elindor (auch wenn sie diese in den letzten Tagen allzu oft angezweifelt hatte), um das Problem gemeinsam mit Julia zu lösen.

Die Reise nach Molag Mar war kein Spaziergang für die rothaarige Dunmer, auch wenn ihre schlimmsten Verletzungen geheilt worden waren. Sie fühlte sich schwach und hilflos, und dieses Gefühl frustrierte sie. Mit gesenktem Blick folgte sie den anderen auf dem Wege und hielt sich dabei meist an Dracos Arm fest, der gleichzeitig physische und psychische Stütze zu sein schien. Wenn Draco zum Kundschaften vorauslief, hielt sich Sarwhyn an Veldans Seite und bot ihr jederzeit Unterstützung an. Veldan war dankbar dafür. Die Waldelfe war ihr zwar noch fremd, jedoch sympathisch. Nicht zuletzt aufgrund ihrer Gildenzugehörigkeit, die für Veldan unschwer zu erraten war. Auch die gemeinsame Vergangenheit mit Draco war ein Punkt, der ihr Vertrauen zu der fremden Elfe festigte. Nach einer Weile kam ihr der Gedanke, dass sie vielleicht eifersüchtig sein könnte, immerhin wusste sie nicht, wie gut die beiden Waldelfen in ihrer Heimat befreundet gewesen waren... Aber sie lächelte nur und schüttelte den Kopf bei jenem Gedanken. Ein Blick in Dracos Gesicht genügte ihr, um seiner Liebe zu ihr vollends zu vertrauen. Ich glaube nicht, dass er mich jemals enttäuschen würde. Ganz gleich was passiert.

Sarwhyn äußerte sich zwar nicht detailliert über ihren Auftrag in dieser Region, Veldan war sich aber sicher, dass sie Draco vertraute und auch ihr selbst nicht ablehnend gegenüber stand. Vielleicht können wir uns irgendwann gegenseitig helfen. Ich würde zu gerne wissen, wie ihre Position in der Gilde ist... in jener Gilde, der ich auch einst angehören wollte. Bis ich auf Eno Hlaalu traf...
Vivec und die Erlebnisse mit der Morag Tong schienen ihr Jahrhunderte fern, nach den Ereignissen der vergangenen Tage. Nun jedoch verweilte sie eine Weile in Gedanken an ihre Heimat, ihre Stadt mit den hohen Gebäuden und belebten Straßen, den wundervollen Tempel und seine Wasserfälle, die Lichter der Nacht und die aufregenden Pfade zwielichtiger Gestalten...
Eno Hlaalus Erscheinung leuchtete in ihren Gedanken auf und stellte den Staub der Molag Amur Region, den schweren Kampf und das boshafte Grinsen der Vampire in den Schatten.
Ihr gesenkter Blick hob sich für einen Moment. Ohne darauf zu achten, wo sie hintrat, lächelte sie empor in den Nachthimmel. Die Sterne funkelten, als hätten sie nie heller gestrahlt. Die Erschöpfung, die Frustration, die Traurigkeit der letzten Tage schienen in diesem Moment von ihr abzufallen. Sie fühlte sich beseelt, gesegnet, erfrischt und gestärkt zugleich.
Göttliche Inspiration? ... vielleicht ein alberner Gedanke, aber nichtsdestotrotz...
Sie hätte nicht einmal sagen können, welche Gottheit ihr in diesem Moment Kraft gab, Lord Vivec, Lady Azura oder der geheimnisvolle Schicksalsweber, Mephala? Vielleicht war es auch viel einfacher – vielleicht hatte ihre eigene Seele sich selbst wiedergefunden...

Sie fühlte sich von ungewohntem Optimismus belebt. Zu ihrem eigenen Erstaunen blickte sie sich um zu Elindor und seiner Julia und lächelte. Sie lächelte den Mönch an, der in Gedanken versunken schien, dann aber erstaunt ihren Blick erwiderte. Sie lächelte sogar zu Julia, die unter ihrer Kapuze hervorblinzelte und nicht zu wissen schien, was sie davon zu halten hatte. Jedoch glaubte Veldan, nach kurzer Zeit die Andeutung eines Lächelns auf dem blassen Gesicht der Vampirin zu sehen.
Sie schaute wieder nach vorne und bemerkte, dass Draco, der nach einem Rundgang durch die Wälder wieder zur Gruppe zurückgekehrt war, sie mit neugierigen Augen musterte. Ihm war nicht entgangen, welche Wandlung bei seiner Dunmer-Gefährtin eingetreten war. Veldan blieb stehen und wartete, bis Draco neben ihr angelangt war.
"Alles in Ordnung?" fragte er sie mit leiser Stimme. Veldan legte ihren Kopf ein wenig auf die Seite und sah ihn lange schweigend an, so lange, dass Draco schon glaubte, keine Antwort mehr zu erhalten. Dann aber breitete sich ein Lächeln auf dem Gesicht der Dunmer aus und sie nickte. "Ja. Mir geht es ...besser." Sie griff nach Dracos Hand und strich mit ihren Fingern zärtlich über seinen Handrücken. Sie beugte sich vor, strich ihm durch die Haare und küsste ihn sanft. "Ich bin so froh, dass ich dich habe." Der Waldelf umarmte Veldan und hielt sie fest in seinen Armen. "Ich liebe dich." flüsterte er. "Ich werde immer für dich da sein."

In Molag Mar angekommen, ließ sich Veldan erstmal erschöpft auf einem Bett nieder. Sie hatte ein Zimmer mit Draco für sich allein, worüber sie erleichtert war. In Julias Gegenwart wäre ihr dringend benötigter Schlaf wohl wieder mal ein unruhiger geworden. Ihre Tasche hatte sie beinahe schon im Türeingang fallen gelassen, ihr vom Staub unansehnlich gewordener Mantel hatte es immerhin bis auf einen Stuhl geschafft.
Draco setzte sich auf die Bettkante und strich der Dunmer liebevoll die Haare aus dem Gesicht. Veldan lächelte und schloss die Augen. Die Erschöpfung machte sich erneut bemerkbar... sie fühlte, wie ihr Körper schwerer und schwerer zu werden schien und sie innerhalb von Sekunden in einen Zustand von Halbschlaf abglitt.
Sie registrierte gerade noch, wie Draco neben ihr von der Bettkante aufstand, offenbar wollte er die Dunmer in Ruhe schlafen lassen. Veldan griff nach dem Arm des Waldelfen und hielt ihn fest. "...Draco... bleib... mir..." murmelte sie undeutlich. Als sich Draco neben ihr hinlegte, schmiegte sie sich an ihn und schlief auf der Stelle ein.

Als Veldan aufwachte, schien die Sonne durch das Fenster ihrer kleinen Kammer. Noch zaghaft und schwach wirkten die Strahlen zwar, jedoch lag die Andeutung eines warmen Sommertages in der Luft. Veldan blinzelte und blickte in das Gesicht von Draco. Auf seinem Gesicht lag ein Lächeln und seine dunklen Augen musterten sie schweigend. Hat er überhaupt geschlafen? fragte sich die Dunmer.
"Guten Morgen." sagte sie leise und lächelte. "Die Sonne ist schon längst aufgegangen. Eigentlich solltest du... nein, wir... draußen sein und sie begrüßen." Sie küsste Dracos Nasenspitze. Der Waldelf lächelte sie an, beugte sich vor und küsste ihre Stirn. "Ein Lächeln von dir ist strahlender und schöner als jeder Sonnenaufgang." sagte er. Veldan zog ihn eng zu sich heran und küsste ihn lange und innig...

Wenig später betraten die beiden Elfen in sauberer Kleidung und mit noch vom Wasser tropfenden Haaren die Gaststube der Taverne. Auf den ersten Blick sahen sie niemanden ihrer Gefährten, obwohl die Taverne auch an diesem Vormittag schon mit allerlei Gästen angefüllt war. Elindor und Julia hielten sich vermutlich in ihrem abgedunkelten Zimmer auf, die anderen schliefen vielleicht noch oder schlenderten durch die Straßen Molag Mars.
Veldan, die Dracos Hand die ganze Zeit festhielt, nickte dem Wirt an der Theke freundlich zu und deutete mit den Fingern ihrer freien Hand ihren Wunsch nach einem Frühstück für zwei an. Noch gestern hatte sie kaum essen können, jedoch heute war ihr Appetit zurückgekehrt. Schließlich lag dieses Mal keine Reise zu einem Unterschlupf der Vampire vor ihr. Als sie nach dem Glas Beerensaft griff, dass der Wirt vor ihr hinstellte, durchzuckte ein scharfer Schmerz ihre Hand. Erschrocken zog sie die Hand zurück und sah, dass sie einen blutigen Fingerabdruck auf dem Glas hinterließ. Erst jetzt erinnerte sie sich an Details des Kampfes vor Galom Daeus, die sie bis zu diesem Moment verdrängt hatte. Sie sah noch einmal vor ihrem geistigen Auge, wie Dracos Trank aus der zerbrochenen Phiole in den Boden sickerte. An ihren Fingern tropfte ein wenig Blut herunter auf den Steinboden des Lokals. Schnell wickelte sie ein Tuch lose um ihre Hand und griff mit der anderen nach dem Glas.
Seltsam, die größeren Verletzungen sind geheilt, aber diese kleine Wunde ist geblieben... wie eine merkwürdige Mahnung...
Verunsichert blickte sie zu Draco, der sie besorgt fragte, ob alles in Ordnung sei. Sie nickte. "Ja... aber ich habe mich gerade wieder an etwas erinnert. Der Trank, den du für mich gemischt hast... ich habe ihn verschüttet, als wir dort draußen waren..." Betrübt blickte Veldan in Dracos Gesicht. Der Waldelf nahm ihre Hand, begutachtete sie und tupfte die Verletzung sanft ab. "Es war nicht dein Fehler." sagte er mit einem liebevollen Lächeln im Gesicht. Während er sprach, verband er ihre Hand erneut mit dem Tuch, diesmal sorgfältig und fest. "Wir haben gegen einen übermächtigen Feind gekämpft und es ist ein Wunder, dass wir das alle überlebt haben..." Seine Stimme wurde leiser. Für einen Moment war es Veldan, als ob er durch sie hindurch etwas ganz anderes sah. Nun haben die Erinnerungen auch ihn erneut eingeholt... dachte Veldan. Sie drückte mit ihrer verbundenen Hand die ihres Gefährten und ignorierte den damit verbundenen Schmerz. "Ich wüsste nicht, was ich ohne dich tun würde..." flüsterte Draco leise.

Als die Elfen mit einem Frühstückstablett den Raum durchquerten, um zu einem freien Tisch in einer Ecke des Lokals zu gelangen, bemerkten sie, dass sie doch nicht die einzigen aus ihrer Gruppe im Raum waren. Der Redoran Achill saß allein an einem kleinen Tisch, den Blick in seinem Getränk versenkt. Er sah überaus unglücklich aus... und noch dazu irgendwie... hilflos. Das ist doch sicher nicht durch unsere gestrigen Erlebnisse verursacht?
Nach dem Kampf gestern schien er doch noch von allen die meiste Entschlossenheit und Kraft übrig zu haben, auch wenn er noch zu jung war, um wirklich viel Kampferfahrung besitzen zu können. Aber nun war davon nichts mehr zu spüren. Er sah aus, als hätte er nicht einmal geschlafen, seit er vor Sonnenaufgang zur Garnison seines Hauses aufgebrochen war. Veldan fragte sich, ob dort irgendetwas vorgefallen war. Die Elfen tauschten einen verwunderten Blick und setzten sich an den Tisch neben dem des Redoran, der sie nicht einmal zu bemerken schien. "Guten Morgen." sagte Veldan schließlich, um den in Gedanken versunkenen Dunmer auf sich aufmerksam zu machen. Achill blickte auf und schien eine Weile zu brauchen, um eine angemessene Antwort auf die Begrüßung zu formulieren. "Guten Morgen..." murmelte er. Auf seinen Zügen zeigte sich eine Mischung aus Verunsicherung und dem Versuch, ebendiese zu verbergen. "Ist alles in Ordnung?" fragte Veldan. Draco schien es ihr überlassen zu wollen, mit dem deprimiert aussehenden Dunmer zu reden und beschäftigte sich scheinbar unbeteiligt mit seinem Frühstück. Veldan entging jedoch nicht, dass die dunklen Augen ihres Gefährten trotz seines ausdruckslosen Blicks genau beobachteten, was im Raum vor sich ging. Achill schien einen Moment zu zögern, schüttelte dann aber kaum merklich den Kopf und antwortete: "Alles in Ordnung, mir geht es gut." Auf Veldans zweifelnden Blick fügte er hinzu: "Ich bin nur müde, die letzte Nacht war nicht gerade erholsam." Er nahm einen Schluck aus seinem Becher. Veldan beschloss, den Redoran nicht zu drängen. Wenn er reden wollte, würde er es von selbst tun – und falls wirklich etwas in der Redoran-Garnison vorgefallen war, ging es sie wahrlich nichts an. "Dann solltet Ihr Euch ausruhen, Achill. Wir werden ohnehin frühestens zu Anbruch der Nacht weiterreisen." Sie widmete sich nun ebenfalls ihrem Frühstück und unterhielt sich leise mit Draco, während der Dunmer weiter schweigend auf den Tisch starrte.
Nach dem Frühstück überließen sie den Redoran seinen Grübeleien und beschlossen, Molag Mar ein wenig zu erkunden. Veldan kannte die Stadt nur flüchtig von ihrem letzten Besuch vor ein paar Tagen. Sie brannte darauf, mehr zu sehen – noch dazu war ihr alles recht, um von den Strapazen der letzten Tage abzulenken. Als die Elfen von ihrem Tisch aufstanden, legte Veldan Achill kurz die Hand auf die Schulter. Sie warf dem überrascht aussehenden Dunmer noch einen aufmunternden Blick zu und verließ dann zusammen mit Draco die Taverne, ohne sich noch einmal umzublicken.

Die Elfen schlenderten Arm in Arm auf die oberste Ebene der Stadt, auf der die Sonne ihre wärmenden Strahlen ungehindert verbreitete. Nur wenige Wolken waren am Himmel und es war bereits sommerlich warm, auch wenn es noch längst nicht Mittag sein konnte. Sie verbrachten eine sorglose Stunde damit, über den Markt zu bummeln und die Waren aus verschiedensten Teilen der Welt zu begutachten. Handwerkswaren aus dem Westen wurden neben bunten Stoffen und verzierter Lederkleidung aus den Ashlands feil geboten, Gewürze aus allen Ecken Tamriels streuten ihren Duft in die Sommerluft, kostbare Gläser und Kristalle auf dem Warentisch einer Bretonin glänzten um die Wette mit den polierten Klingen und Äxten, die eine Redguard-Händlerin mit kräftigen Armen kaufwilligen Besuchern vorführte. Nur ein kleiner Teil am Rande des Marktes erregte kein Wohlgefallen bei den Elfen – ein Dunmer, gekleidet in einer traditionellen Ashlander-Robe, bot Sklaven zum Verkauf, allesamt Argonier. Veldan runzelte die Stirn und blickte auf das Gebäude, an deren Wand einige der Sklaven sich gelehnt hatten, weil sie des Stehens müde waren. Die Redoran-Garnison... ich bin erstaunt, dass sie nichts gegen den Sklavenhändler direkt vor ihrer Tür unternehmen... dachte sich die Dunmer.

Als ihr Blick über die Mauer schweifte, die den Marktplatz eingrenzte, fiel ihr ein dunkel gekleideter Dunmer auf, der lässig an der Wand lehnte und an einer Salzreisstange knabberte. Das Gesicht kommt mir bekannt vor...
Sie drückte Dracos Hand und flüsterte ihm zu: "Siehst du den Dunmer da drüben? Ich kenne ihn..." Der Waldelf nickte. "Ja, er ist mir aufgefallen. Ich glaube, wir haben ihn bei der Morag Tong in Vivec getroffen – er stand Wache, als wir dort ankamen." Veldan lächelte und nickte. "Ja, du hast recht. Daher kenne ich das Gesicht...." Veldan dachte einen Moment nach. Wieder kam ihr Eno Hlaalu und seine Worte in den Sinn. Es wird Zeit, dass wir uns um den Auftrag des Großmeisters kümmern. Wir haben ja bisher noch nicht einmal einen Anhaltspunkt...
"Vielleicht sollten wir diesen da nach Methas... ich meine, Mares Illano befragen? Immerhin scheint er einer der Aktiven zu sein, die viel herumreisen, um Gildenaufträge zu erledigen... vielleicht kennt er Mares Illano ja sogar." Draco nickte. "Ja... wir haben ja bisher nicht einmal einen Anhaltspunkt. Es wird Zeit, dass sich das ändert." Ein verschmitztes Lächeln zeigte sich auf dem Gesicht des Elfen. Seine Augen blitzten unternehmungslustig auf. Veldan grinste und lenkte ihre Schritte auf den an der Wand lehnenden Dunmer zu. "Hallo, Kollege." begrüßte sie ihn ungeniert. Der Dunmer schaute sie einen Moment irritiert an, dann schien er sie zu erkennen – sein Gesicht nahm einen weniger abweisenden Ausdruck an. "Oh, ihr seid..." – "Ja." antwortete Veldan, ohne den Rest seines Satzes abzuwarten. "Was wollt ihr?" fragte der Dunmer. "Ihr seid doch hoffentlich nicht wegen desselben Auftrags hier. Ich arbeite nur allein." Misstrauisch blickte er abwechselnd zwischen den beiden Elfen hin und her. Veldan wehrte mit einer lässigen Handbewegung und einem Lächeln ab. "Nein, keine Sorge, wir sind wegen etwas anderem hier. Wir suchen einen unserer Freunde, Mares Illano. Vielleicht kennt Ihr ihn? Er hat braune, mittellange Haare und trägt einen kurzen Bart..." Der Dunmer nickte zögernd. "Mares Illano... Ja, ich kenne ihn. Ich habe ihn vor ein Paar Jahren in Balmora getroffen und bei einem Auftrag mit ihm zusammen gearbeitet. Aber einen Bart hatte er damals noch nicht." Der Dunmer grinste. "Ist er immer noch so mies mit dem Wurfmesser wie zu der Zeit?" Ohne zu zögern antworte Veldan: "Er hat viel trainiert seitdem." Sie sah den Dunmer prüfend an. Er kann uns wohl keine große Hilfe sein...
"Habt Ihr ihn seitdem nicht mehr gesehen?" fragte sie, ohne große Hoffnung. Der Dunmer verschränkte die Hände hinter dem Nacken und blies sich eine hellbraune Haarsträhne aus dem Gesicht. Er kaute auf seiner Salzreisstange herum und dachte offenbar angestrengt nach. Dann nickte er zu Veldans Überraschung. "Doch, vor ein paar Wochen habe ich ihn flüchtig gesehen. Ich denke zumindest, dass er es gewesen sein könnte. Er ging gerade in unser Quartier in Sadrith Mora, als ich auf dem Weg zum Hafen war." Veldans Gesicht hellte sich auf. "Ich bin mir aber nicht sicher." fügte der Dunmer mit einer beschwichtigenden Handbewegung hinzu. "Ich habe ihn ja nur kurz gesehen und war ein ganzes Stück weg. Es kann gut sein, dass ich mich irre."
Veldan lächelte Draco an und nickte dem Dunmer zu. "Danke dennoch, Ihr habt uns immerhin einen Anhaltspunkt gegeben, wo wir nach ihm suchen könnten." Der Dunmer blickte die beiden Elfen prüfend an. "Er... hat doch nichts Dummes angestellt, oder? Ihr seid doch nicht etwa mit einem Erlass für ihn unterwegs?" Veldan lachte. Draco grinste und antwortete: "Nein, nein. Wir wollen ihm bestimmt nichts tun." Der Dunmer zwinkerte dem Elfenpaar zu, offenbar zufrieden mit dieser Antwort. "Gut. Wäre schade um ihn, er schien mir zwar nicht sonderlich begabt zu sein, aber er war ein netter Kerl."
Was Eno Hlaalu wohl zu dieser Einschätzung sagen würde... dachte Veldan. Sie konnte ein Grinsen nicht unterdrücken, welches der Dunmer wohl als Antwort auf seinen Kommentar auffasste. "Auch eine?" fragte er und hielt den Elfen einige Salzreisstangen hin, die er aus seiner Tasche gekramt hatte. Veldan nahm dankend eine, Draco lehnte jedoch ab – Veldan wusste ja, dass er dieser recht geschmacklosen, aber salzigen Knabberei wenig abgewinnen konnte.
"Entschuldigt, aber ich muss mich wieder der Arbeit widmen. Ihr habt mir schon zuviel meiner Zeit gestohlen." meinte der Dunmer mit einem Blick auf den Marktplatz. Sein Gesichtsausdruck machte jedoch deutlich, dass er nicht böse über die verplauderte Zeit war. Offenbar war seine beobachterische Tätigkeit, der er hier momentan nachzugehen schien, nicht sonderlich aufregend.
"Natürlich." Veldan lächelte. "Danke nochmals für Eure Hilfe. Und möge Mephala Eure Wege leiten." Der Dunmer nickte einfach anstelle einer Verabschiedung und lenkte seine Aufmerksamkeit wieder dem bunten Treiben auf dem Marktplatz zu. Die Elfen gingen einige Schritte und setzten sich auf eine Bank unter einen Baum nahe des Tempels. Das Gebäude mit der runden Kuppel überragte alle anderen auf dem Platz, die Sonne wurde jedoch hier nur vom dichten Blätterwerk des Baumes verdeckt. Veldan blickte dem Waldelfen in die schwarzen Augen, deren dunkle Tiefen nichts über seine Gedanken verrieten.
"Sein letzter bekannter Auftrag war zwar in Pelagiad, aber in den Quartieren im Südwesten von Vvardenfell ist er ja nie aufgetaucht..." grübelte Veldan laut. "Sadrith Mora, hm? Ich war noch nie dort..." sagte sie mit einem versonnenen Lächeln. "Das ist tief in Telvanni-Gebiet, nicht wahr?" meinte Draco. Sein Gesicht spiegelte jedoch weder Scheu noch Missfallen wieder, sondern stattdessen Abenteuerlust.
Veldan lächelte und lehnte sich an die Schulter ihres Gefährten.
 

Bragan Benigaris

Korsar und Kavalier
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Therion Nacar in Seyda Neen

Seyda Neen – ein kleines Dorf, aber Ausgangspunkt so mancher Abenteuer, da es einen vielbesuchten Hafen besaß, welcher vor allem von den Schiffen, die vom westlich gelegenen Festland kamen, meist als erster angesteuert wurde. Da aber neben den üblichen Reisenden auch zahlreiche Sträflinge und Abenteurer hier von Bord gingen, war es durchaus angebracht, auf sein Hab und Gut ein Auge zu haben – schließlich klauten diese wie die Raben. Therions Vorsicht wurde auch sogleich bestätigt, als er zu Arilles Handelshaus kam, dessen unterstes Stockwerk rauchgeschwärzt von einem nicht allzu lang zurückliegenden Brand war. Kopfschüttelnd stieg Therion Nacar hinauf in die Verkaufsräume, in welchen der Altmer Arille mit seiner üblichen sauertöpfischen Miene auf Kunden wartete. Als er Therion erkannte, veränderten sich seine Gesichtszüge schlagartig und eine Vielzahl von Emotionen – Furcht, Verwirrung, Freude? – huschten über sein Antlitz. Schnell hatte er sich wieder in der Gewalt und begrüßte mit einem freundlichen Lächeln seinen Gast: „Seid mir gegrüßt Andras, eine lange Zeit ist seit Eurem letzten Besuch in meinem bescheidenen Laden vergangen. Womit kann ich Euch dienen?“ „Laßt das Versteckspiel“, erwiderte Therion mit ausdrucksloser Stimme. „Euch wurden Dinge erzählt und Ihr habt geredet – vermutlich hat man Euch sogar gezwungen. Es ist aber nicht von Bedeutung, da dies vermutlich unser letztes Zusammentreffen sein wird, also schweigt und hört zu. Ich benötige robuste Kleidung und ein Paar fester Stiefel, eine Klinge aus Silber und außerdem einige Draken Wechselgeld. Und“ – bei diesen Worten trat ein gefährliches Funkeln in seine Augen – „Ihr sagt mir, wie viele es waren und wie sie aussahen.“ Arille, welcher bei den letzten Worten blaß geworden war erzählte mit stockender Stimme von seinem kürzlich empfangenen Besuch: „Sie waren zu zweit, ein Mann und eine Frau. Ihr Antlitz und ihre Gestalt waren von einem Umhang verborgen, aber es war eindeutig eine Altmer. Das Gespräch führte der Mann, ein Magier in prächtiger Robe“, und er beschrieb den kürzlich getöteten Hochelfenmagier. Therion erwiderte nichts darauf, und verließ, nachdem er die gewünschte Ware im Austausch gegen einige Perlen von dem sich sichtlich unangenehm fühlenden Arille entgegengenommen hatte, den Laden.
Während er gelassenen Schrittes den kleinen Ort wieder verließ, dachte er über die Worte des Händlers nach. Er wußte, es war ein Risiko, den Laden des Altmers in der Vergangenheit aufzusuchen, aber es war der am nächsten gelegene Ort gewesen. Vivec oder Ebonheart mied er aus einem unbestimmten Gefühl heraus, und Balmora suchte er nur hin und wieder auf, um seine Kontaktleute in den Gilden zu treffen. Beim Verlassen von Arilles Handelshaus war ihm aufgefallen, daß der imperiale Zollposten wohl einen neuen Kommandanten hatte – die Posten legten eine andere Haltung an den Tag und er hatte einen Blick in das Büro auf ein unbekanntes Gesicht erhaschen können. Sein Vorgänger war ein Imperialer mit Dunmerblut in den Adern gewesen, der vermutlich jetzt in einem gemütlichen Büro in Ebonheart saß und Draken zählte…
Auf dem Weg zum Strand hatte er das Gefühl verfolgt zu werden, aber als er sich unauffällig umschaute, konnte er nichts Verdächtiges entdecken. Während er sein kleines Boot bestieg und zu seiner Insel ruderte beobachtete er weiterhin das Ufer und glaubte auch kurz eine verhüllte Gestalt und eine schnelle Bewegung zu sehen, allerdings ohne die Person erkennen zu können. Vielleicht wurde er auch langsam verrückt oder er war schon wahnsinnig und er hatte es bisher nur nicht bemerkt? Aber der Besuch des Hochelfenmagiers war real gewesen, genauso wie dessen überflüssiger Tod, so daß Therion davon ausgehen mußte, daß ihm bereits die weitere Jäger auf der Spur waren.
Nach kurzer Zeit legte er an dem Steg seiner Insel an, vertäute das Boot und trug als erstes seine Erwerbungen in die Hütte. Dann legte er alle überflüssige Kleidung und Ausrüstung ab und ging zu der Lagune zwischen den Inseln. Während seiner Erkundungstouren hatte er eine versunkene Grotte entdeckt, welche vor langer Zeit wohl von Schmugglern benutzt worden war und in der sich seine weitere unbenötigte Ausrüstung befand. Der Eingang befand sich meist gänzlich unter dem Meeresspiegel, nur während der Nippzeit ragte er bei Ebbe zur Hälfte aus dem Wasser. Hinter der mit einem recht komplexen Schloß und einer Falle gesicherten Tür, befanden sich mehrere fast komplett mit Wasser gefüllte Höhlen, welche durch unterseeische Gänge verbunden waren. In der letzten gab es einen nur durch Levitation erreichbaren Felsvorsprung, auf dem sich Therions Ausrüstung befand. Es handelte sich dabei in erster Linie um eine komplette Assassinenrüstung der Dunklen Bruderschaft, einige Klingen aus Vulkanglas, einem schlichten, aber sehr sorgfältig gearbeiteten Holzkasten von etwa einem Schritt Länge sowie einem robusten Lederrucksack mit einigen kleineren Gegenstände darin. Der Elf öffnete als erstes den Holzkasten, welcher innen mit dunklem Samt ausgeschlagen war und der Therions Lieblingswaffe enthielt: Ein schmales, elegantes Rapier, dessen aus einem unbekanntem Metall geschmiedete Klinge das Licht in einer Art reflektierte, daß es wie das Funkeln der Sterne wirkte. Trotz der feuchten Umgebung hatte sich kein bißchen Rost darauf abgesetzt, und als er die Waffe zur Hand nahm, spürte er wieder die perfekte Balance und Leichtigkeit der Waffe, welche so zerbrechlich wirkte, aber Metallrüstungen durchstoßen konnte, ohne Schaden zu nehmen. Fast widerstrebend legte er die Waffe zurück in den Kasten, verschloß diesen und legte ihn beiseite. Er packte die Rüstung und einen Vulkanglasdolch in den Rucksack, während er ein Langschwert samt Scheide an seinem Gürtel befestigte. Den Kasten, welcher aus einem stabilen, aber leichten Holz bestand, hing er sich mit einem dafür vorgesehenen Gurt neben den Rucksack über die linke Schulter. Dann teleportierte er sich samt der Ausrüstung in seine Hütte, wo er zuvor eine Markierung für den Teleportzauber gesetzt hatte. Nachdem er alles sorgfältig auf seinen Tisch abgelegt hatte, trat er vor die Tür und bestieg den nächstgelegenen Felsen, auf dem er schon oft gesessen hatte und das Schauspiel der im Meer versinkenden Sonne beobachtet hatte. In diesen abendlichen Stunden hatte er oft eine Zufriedenheit und Ruhe verspürt, welche ihn, dessen war er sich sicher, in der näheren Zukunft eher selten begleiten würde. Sein über die spiegelnde See gleitender Blick blieb an der Rückenflosse eines Delphines hängen, und er war überzeugt, daß es sich dabei um seinen Begleiter der letzten Zeit handelte. Kurz überlegte er, noch einmal hinauszuschwimmen, verwarf den Gedanken aber gleich wieder als das Tier in hohem Bogen aus dem Meer schnellte, das Wasser wie Feuer im Abendlicht schimmernd, sich mit einem Salto verabschiedete und in der dunklen Tiefe verschwand. Wenige Augenblicke später versank die Sonne endgültig hinter dem Horizont und die Dunkelheit breitete sich über der See und dem Land aus. Therion blieb eine Weile auf dem noch warmen Felsen sitzen, bis die beiden Monde und das Funkeln der Sterne am Himmel zu sehen waren. Dann erhob er sich und kehrte in die kleine Hütte auf einer unbedeutenden Insel vor Seyda Neen zurück…
 
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Draco

Schattenkrieger
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Sarwhyn, Veldan und Draco - Molag Mar / Sadrith Mora

Endlich hatten sie einen kleinen Anhaltspunkt, mit etwas Glück erfuhren sie vielleicht in Sadrith Mora was mit Mares Illano geschehen ist. Draco blickte in Gedanken versunken nach Norden, nach kurzer Zeit sah er in die Augen der Dunmer und lächelte. "Wir sollten aufbrechen. Heute Nacht könnten wir schon in Sadrith Mora sein." Veldan nickte kurz, ebenso wie Ihm war es Ihr mehr als unangenehm die Freunde zurück zu lassen. "Was ist mit Elindor und... ...Julia?" Der Bosmer war ebenfalls hin und her gerissen, aber dies war Ihre einzige Spur und sie mußten sich beeilen. "Es wird dauern bis sie das Buch komplett studiert haben, wir werden so schnell es geht wieder zu unseren Freunden zurück kehren."

Die beiden Elfen gingen Hand in Hand zurück ins Gasthaus und zu dem Zimmer von Ihrem Freund Elindor. Draco klopfte an der Tür, kurz darauf öffnete der Mönch und bat seine Freunde herein. Julia begrüßte die zwei kurz, aber freundlich, sie war offensichtlich wieder tief in dem Buch versunken. Auf einem Stuhl saß Valeria und schien damit beschäftigt Ihre Rüstung zu reparieren. "Kommt Ihr voran?" Wollte der Bosmer wissen, worauf Elindor nickte. "Es wird noch etwas dauern, aber die Hoffnung wächst immer mehr." Mit einem Lächeln setzte er sich zu Julia und nahm Ihre Hand in seine.

Draco seufzte leise, er blickte in die Augen seiner Geliebten um Kraft zu schöpfen, ehe er sich wieder an seinen Freund wandte. "Veldan und ich trafen gerade einen Kollegen..." Der Bosmer wollte seinen Freund nicht anlügen und hoffte er würde damit an Ihre Zugehörigkeit zum Hause Hlaalu denken oder zumindest nicht weiter nachfragen. Die beiden Elfen erklärten Ihren Freunden dann das sie dringend nach Sadrith Mora mußten, um ein paar Informationen von dort zu bekommen und das sie nicht lange weg bleiben würden. Natürlich erwähnten die beiden nichts von der Morag Tong oder die genaue Art der Informationen die sie suchten. Als Veldan dann die Magiergilde erwähnte, mit der sie schnell nach Balmora oder Vivec reisen könnten, wurde dem Bosmer bei diesem Gedanken ganz mulmig, worüber sich seine Freunde köstlich amüsierten. Der Mönch erwähnte auch noch kurz etwas von Revan und Unfällen, worauf Draco kreide bleich wurde. Die Stimmung war erst bedrückend, aber mit der Zeit lockerte sie sich schnell wieder, man könnte fast meinen man saß wieder in Keyno Manor zusammen und keine Sorgen würden die Freunde plagen.

Nach dem sich die Elfen von Ihren Freunden verabschiedet hatten, begaben sie sich auf den Weg zu Ihrem Zimmer um Ihre Sachen zu holen. Auf dem Weg trafen sie auf die Bosmer Sarwhyn, die ganz in Ihren Gedanken versunken den Gang entlang ging und fast mit Draco zusammen stieß. "Vorsicht." Grinsend sah der Bosmer seine Landsfrau an. "Alles in Ordnung mit Dir?" Sarwhyn benötigte einige Sekunden, sie schien immer noch sehr nachdenklich zu sein, schließlich nickte sie und lächelte. "Ja, alles in Ordnung, ich war nur gerade mit meinen Gedanken wo anderst... ...die letzten Erlebnisse... ...naja..." Draco lächelte nun ebenfalls. "Das war nicht zu übersehen." Die Bosmer zuckte nur kurz mit den Schultern. "Es ist jedenfalls schön Dich wieder zu sehen, es ist sehr viel Zeit vergangen." Sarwhyn sah wie Veldan ins Zimmer ging und eilig Ihre Sachen zusammen packte. "Ihr wollt abreisen?" Draco nickte. "Ja, Veldan und ich müssen dringend in Sadrith Mora etwas erledigen. Wir werden mit dem nächsten Schiff abreisen."

"Darf ich fragen um was es geht?" Der Bosmer blickte kurz zu Veldan, danach wieder zu Sarwhyn. "Wir benötigen einige Informationen und unsere einzige Spur ist in Sadrith Mora." Die Bosmer wirkte wieder sehr nachdenklich, Draco wußte das dies sehr untypisch für sie ist, wollte aber seine Freundin nicht bedrängen. "Kann jemand wie ich Euch dabei behilflich sein? Du kennst meine Fertigkeiten und..." Sarwhyn machte eine kurz Pause. "...naja, ich möchte hier nicht alleine zurück bleiben." Draco vertraute seiner Landsfrau, sie hatten schon einiges zusammen erlebt und viele Situationen in Valenwood gemeinsam überstanden, dennoch war er sich nicht sicher ob er seine alte Freundin auf diese Reise mitnehmen sollte, Veldans Nicken jedoch nahm Ihm seine Bedenken. "Wir würden uns über Deine Begleitung freuen." Sarwhyn lächelte. "Hol Deine Sachen, wir brechen gleich auf." Als die Bosmer schon los lief, um Ihr Gepäck aus dem Zimmer holen, rief er Ihr noch hinter her. "Sarwhyn." Die Bosmer stoppte in Ihrer Bewegung und drehte sich um, Draco grinste sie an. "So wie ich Dich kenne... ...vergiß Deinen Dolch nicht wieder." Erschrocken langte sie mit Ihrer Hand an den Gürtel, an dem sich natürlich Ihr Klinge befand. Die Dieben stemmt Ihre Arme in die Hüften, was Draco zum Lachen brachte.

Etwa eine Stunde später, begaben sich die Elfen zur Anlegestelle. Sie hatten sich von Ihren Freunden verabschiedet und wollten so schnell es geht zurück kehren. Die Trennung der Freunde sollte nur von kurzer Dauer sein, egal wohin das Schicksal jeden einzelnen hinführen sollte, Ihre Freundschaft würde sie immer verbinden und stets wieder zusammen führen. Der Mönch versprach Ihnen eine Nachricht zukommen zu lassen, falls sie einen neuen Hinweis erhalten würden um Julia zu heilen.

Das Boot würde sie mit einem kurzen Zwischenstop in Tel Branora nach Sadrith Mora bringen. Als sie in Tel Branora anlegten verließen die meisten Passagiere das Schiff, nur wenige schienen weiter nach Sadrith Mora zu reisen. Draco und Veldan standen am Bug des Schiffes und blickten zum Meer hinaus. Zwei Dunmer in feinen Roben gekleidet betraten mit hoch erhobenem Kopf das Boot und blickten auf die beiden Elfen. Die Insignien des Hauses Hlaalu waren deutlich zu erkennen und brachten den beiden einen abwertenden Blick der Neuankömmlingen ein, gefolgt von unverständlichem Gemurmel. Veldan nickte kurz den zweien zu und ohne auf eine Reaktion zu warten, richtete sie gleich Ihren Blick wieder hinaus aufs Meer. "Telvanni" Flüsterte sie leise. Draco schloß die Arme um die Dunmer und legte seinen Kopf leicht auf Ihre Schulter. "In Sadrith Mora werden wir wohl nicht gerade ein herzliches Willkommen vorfinden." Der Bosmer grinste. "Vielleicht sollte ich besser als Dein Bosmersklave mitreisen." Veldan gab Draco darauf hin einen leichten Schlag mit dem Ellenbogen. "Au... ...schon gut, schon gut, war nur ein Vorschlag..." Nun grinste die Dunmer leicht verschmitzt. "Ich dachte das bist Du schon lange." Veldan dreht sich um und blickte in die Augen des Bosmers. "Nein..." Die Dunmer lächelte. " Du bist mein Gefährte, mein Stern, mein Leben - aber niemals mein Sklave." Draco lächelte, schloß die Arme um die Dunmer und küßte sie lang und innig.

Sarwhyn kam gerade aus dem Bauch des Schiffes heraus, als die beiden Telvanni nach unten gehen wollten. Wieder in Gedanken versunken, so schien es jedenfalls, stieß sie mit einem der Dunmer zusammen. Die beiden schimpften und fluchten auf die Bosmer, warum sie nicht besser aufpassen würde, wer sie überhaupt sei. Sarwhyn entschuldige sich halbherzig, verbeugte sich und während sie weiter zu Draco und Veldan ging, warf sie noch einige Sätze den Dunmer in Ihrer Landessprache an den Kopf, die äußerst freundlich klangen. Draco lachte und nach Veldans verwundertem Gesichtsausdrück übersetzte er Ihre Sarwhyns Worte, die dabei ebenfalls Lachen mußte. "Telvanni." Meinte die Bosmer nur und schüttelte den Kopf. "Wenn sie wüßten wie Du sie gerade genannt hast, würden sie an Dir einige Zaubersprüche austesten." Die Dunmer lächelte die Bosmer an, diese zuckte nur mit den Schultern. Draco grinste immer noch, er meinte die beiden werden bestimmt noch viel wütender werden und fragte die Dieben nur. "Wie viel?" Die Bosmer versuchte einen unwissenden Eindruck zu machen, sagte sie hätte keine Ahnung was er meinte. "Ich kenne Deine flinken Finger und ich habe gute Augen." Sarwhyn versuchte noch immer eine Unschuldsmine aufzusetzen. "Keine Ahnung von was Du sprichst..." Plötzlich grinste sie frech. "...etwa 30 Draken nur... ...Telvanni." Abermals schüttelte sie nur den Kopf, worauf die drei Elfen gemeinsam lachten.

Die Sonne ging schon unter, als die Elfen in Sadrith Mora ankamen. Sie hatten beschlossen das Sarwhyn sich um die Zimmer in der örtlichen Taverne kümmern würde, während Draco und Veldan versuchten an die nötigen Informationen zu kommen. Einige Wachen patrollierten die Wege rund um der Telvanni Festung Tel Nage entlang. Die Elfen scherzten über die Bauweise und waren einer Meinung das dieser Stil mehr als nur häßlich war. Die Händler waren schon damit beschäftigt Ihre Stände zu schließen, doch jedes mal als die Elfen vorbei gingen witterten sie anscheinend noch ein schnelles Geschäft und versuchten die beiden zu einem kurzen Blick zu überzeugen. Als sie die Taverne Faras Loch in der Wand erreichten, deutete Veldan den Bosmer nach Osten zu blicken. "Kann ich Euch nicht behilflich sein?" Fragte Sarwhyn und folgte dem Blick der Dunmer. Etwas abseits, zwischen ein paar kleinen Häusern stand ein größeres Gebäude. Das Haus wirkte unscheinbar, eine Treppe führte etwas nach oben zu einer Tür. Das Gebäude unterschied sich von der Bauweise nicht wesentlich von den anderen, es war nur etwas Größer und bis auf eine Kleinigkeit war es den anderen fast gleich, der einzige Unterschied war ein kleines Symbol das über der Tür angebracht war, das Symbol Mephalas. Die Bosmer blickte die beiden Elfen verwundert an, nach kurzer Zeit sagte sie, sie würde sich um die Zimmer kümmern. Draco lächelte seine Freundin dankbar an, er wußte das er sich auf sie und Ihre Verschwiegenheit verlassen konnte.

Der Bosmer nahm Veldans Hand und schritt mir Ihr gemeinsam genau auf das Gebäude zu. Aus dem verborgenem erschienen gleich zwei Wachen und versperrten Ihnen den Weg zur Treppe, doch die beiden Elfen ließen sich davon nicht abschrecken. "Einen schönen Abend wünschen wir." begrüßte Veldan die beiden Dunmer. "Ich bin Veldan Devari, aus dem Hause Dren-Hlaalu, mein Begleiter ist Draco aus Valenwood..." Die Wachen schienen davon unbeindruckt zu sein und musterten die beiden genau. "Eure Namen sind uns bekannt, aber wie Ihr wissen sollte haben sie hier keine Bedeutung, ebenso Eure Zugehörigkeit zum Hause Hlaalu." Die Dunmer verbeugte sich vor den Wachen und blieb weiterhin freundlich. "Ihr irrt Euch, unsere Namen haben eine Bedeutung..." Ehe die Wache etwas erwidern konnte, sprach sie weiter. "...wir wollten uns damit bei unseren Gildenkollegen namentlich vorstellen, aus Höflichkeit und Respekt vor unserer Göttin Mephala." Die Wachen flüsterten sich etwas zu und schienen über die respektvolle Art der Dunmer überrascht zu sein. "Was führt Euch hier her? Es gibt zur Zeit kaum Arbeit in dieser Region?" Draco grinste, er war immer wieder überrascht von Veldans Fähigkeiten als Diplomatin. Sie erklärte der Wache das sie auf der Durchreise waren, sie benötigten noch ein paar frische Vorräte für die Weiterreise und würden gerne auch bei den ansässigen Trainern neue Erfahrungen erlernen.

Die beiden Wachen tauschten abermals ein paar Worte, danach nickte einer der Dunmer Veldan und Draco zu und führte die beiden Elfen die Treppe hoch zur Tür. Er gab ein Klopfzeichen, kurz darauf hörte man wie die Tür entriegelt wurde, ehe ein Khajiit diese öffnete. Die Wache wechselte ein paar Worte mit Ihm und verabschiedete sich dann von den Elfen. "Rashid grüßt Euch. Kommt rein, kommt rein." Mit einer Handbewegung deute er den beiden einzutreten. Während der Khajiit die Tür wieder schloß und verriegelte, schweifte Dracos Blick einmal durch den großen Vorraum. Er sah eine Treppe die in den ersten Stock führte, auf der anderen Seite erblickte er etwas das wie ein Vorratslager aussah. Zwei Mitglieder der Morag Tong schienen in einem Streitgespräch verwickelt zu sein, der Bosmer vernahm nur ein paar Bruchstücke Ihrer Sätze "...bessere Waffe... ...viel zu unhandlich... ...Du hast keine Ahnung..." Die beiden blickten kurz zu den Neuankömmlingen, betrachteten diese und widmeten sich gleich wieder Ihrer angeregten Diskussion.

Rashid führte die Elfen in einen anderen Bereich des Gebäudes, der aussah als wäre er der Gemeindschaftsraum. Dort standen einige Tische und Stühle, weitere Mitglieder der Gilde waren anwesend, drei waren gerade mit Ihrer Mahlzeit beschäftigt, der vierte schärfte seine Dolche und war vollkommen darauf konzentriert seine Arbeit perfekt auszuführen. "Ihr hungrig? Ja? Rashid bringen Euch Mahlzeit. Setzt Euch, setzt Euch." Die Dunmer bedankte sich bei den Khajiit und nahm mit Draco am hintersten Tisch platz, damit sie alles besser im Blick hatten. "Macht Euch keine Umstände, wir können uns auch selber darum kümmern." Antwortete Veldan dem Khajiit. "Kein Umstände. Rashid hat nichts zu tun. Wenig Arbeit hier und Rashid nur Knecht. Rashid im Haus arbeiten." Der Khajiit verschwand, Draco nahm Veldans Hand und lächelte sie an, die Dunmer wirkte sehr nachdenklich. "Alles in Ordnung?" Fragte er sie. "Ich weiß nicht... ...ich habe das Gefühl er verheimlicht uns etwas, er wirkt zu kindlich für ein Mitglied der Morag Tong." Flüsterte Veldan leise und zuckte dann mit den Schultern. "Ist aber nur so ein Gefühl, vielleicht irre ich mich auch." Draco nickte. "Wir werden vorsichtig sein. Ich vertraue Dir und Deinen Fähigkeiten, Du findest bestimmt raus, wenn er ein falsches Spiel treibt." Der Bosmer drückte sanft Ihre Hand und lächelte seine Liebste an.

Während dem Essen gesellte sich Rashid öfters zu den beiden Elfen, verschwand aber immer wieder kurz. Veldan verwickelte den Khajiit immer wieder in Gespräche, informierte sich über die Gegend, fragte nach besonderen Ereignissen und stellte auch ein paar persönliche Fragen. "Meister Dun-Ahhe seien großartiger Mann. Streng aber immer gerecht und treuer Diener Mephalas." Die Dunmer schaffte es immer wieder Rashid in ein Gespräch zu verwickeln und immer von Ihren Absichten abzulenken was sie hier her geführt hat. Auch wenn es oft banale Fragen oder nur einen einfach Unterhaltung war, verrieten Ihr die Bewegungen und Reaktionen des Khajiit oft das er etwas verheimlichte. "Schon sehr spät ist. Rashid gleich kommen wieder und Euch zeigen Schlafraum." Veldan bedankte sich bei dem Khajiit, sie erklärte Ihm das sie im Gasthaus übernachten würden. Sie blickte Ihm nach, wie er bei der Treppe die nach oben führte verschwand. Draco lächelte sie an. "Du hattest Recht, etwas stimmt nicht mit Ihm. Er wollte uns ausfragen." Die Dunmer nickte und blickte den Bosmer an. "Denkst Du wir sind in Gefahr." Draco schüttelte den Kopf, er glaubte nicht das Ihnen unmittelbar eine Bedrohung bevor stand, er dachte an etwas anderes. "Erinnerst Du Dich noch an das Gespräch mit Eno Hlaalu..." Veldan nickte. "...und Deinem Vorschlag, er solle das Gerücht verbreiten das man uns aus Vivec fortgejagt hat, weil wir einen Auftrag vermasselt haben und das er uns mißtraut?" Abermals nickte die Dunmer, sie hatte anscheinend den gleichen Gedanken. "Er wollte heraus finden wie wir zur Morag Tong und zum Großmeister stehen." Veldan seufzte und blickte Draco lange an, ehe sie antwortete. "Fragt sich nur, sind wir hier bei Verbündeten oder bei den Verrätern gelandet."

Einige Zeit später tauchte der Khajiit wieder auf, die anderen Mitglieder der Morag Tong hatten den Raum schon lange verlassen. "Ihr Rashid folgen." Die beiden Elfen bemerkten bei Ihm eine Veränderung, seine Bewegungen und sein Tonfall waren anderst, wie noch zuvor an diesem Abend. Er wirkte nicht mehr kindlich sondern bedrohlicher und hoch konzentriert. "Wir sollten langsam zum Gasthaus gehen, es war eine lange Reise." Der Khajiit nickte nur. "Meister Dun-Ahhe wünscht Euch zu sprechen... ...das sein keine Bitte." Rashid führte die beiden in den ersten Stock und einen langen, schmalen Gang entlang. An der Tür klopfte er kurz und öffnete diese. Er deutete Veldan und Draco rein zu gehen. Das Zimmer war nur spärlich beleuchtet, sie erkannten die Umrisse eines Mannes der in einem Stuhl saß. Rashid deutete den Elfen sich zu setzen, er verschwand kurz nach draußen und kam wenige Minuten später mit einer Kerze wieder, die er auf den Tisch stellte. Der Fremde sagte kein Wort, es war ein hochgewachsener Dunmer in den mittleren Jahren, er trug eine einfache, rote Robe nur mit ein paar wenigen schwarzen Symbolen Mephalas verziert. Der Khajiit verbeugte sich vor dem Dunmer. "Ich danke Euch Rashid. Dies ist alles für den Moment, ich werde Euch rufen, wenn ich noch etwas benötige." Der Khajiit verbeugte sich abermals, verließ den Raum und schloß die Tür hinter sich.

"Ich bin Dunsalipal Dun-Ahhe, Meister der Morag Tong und Gildenleiter in dieser Region." Draco senkte leicht seinen Kopf, ebenfalls Veldan. "Mein Name ist Veldan Devari, aus dem Hause Dren-Hlaalu, dies ist Draco aus Valenwood." Diesmal war es der Dunmer der seinen Kopf senkte. "Dürften wir erfahren was Ihr von uns wünscht, es ist doch sicherlich nicht üblich das jedes Mitglied von Euch persönlich begrüßt wird und das auch noch zu so später Stunde?" Dun-Ahhe betrachtete genau die beiden Elfen und zeigte keine Regungen. "Ihr habt Recht, dies ist nicht üblich. Es ist aber üblich das die einzelnen Gildenhäuser über neue Mitglieder genau informiert werden und was mir berichtet wurde, hat mich neugierig gemacht. In meiner Position ist es immer wichtig gut informiert zu sein, vor allem über die Mitglieder die in meiner Region aktiv sind und ich bilde mir gerne eine eigene Meinung." Noch immer betrachtete der Dunmer sämtliche Regungen von den beiden Elfen. "Deswegen habt Ihr wohl Rashid angewiesen uns in ein Gespräch zu verwickeln und uns auszufragen?" Du-Ahhe versuchte vergeblich seine Verwunderung zu verstecken, Veldan fühlte sich in Ihren Gedanken bestätigt. "Ich kann wohl davon ausgehen das er wesentlich mehr als nur Euer Hausdiener hier ist, eher ein Sammler von Informationen, die Ihr ja so gerne habt." Der Dunmer war sichtlich beeindruckt, dennoch bestätigte noch verneinte er diese Aussage. "Rashid ist einfach Rashid."

Nach einer kurzen Pause sprach der Dunmer weiter. "Wie gesagt, die einzelnen Gildenhausleiter werden über die neuen Mitglieder genauestens informiert. Was man mir über Euch berichtete läßt bei mir nicht gerade einen guten Eindruck zurück, allerdings was ich heute und jetzt erfahre ist etwas, sagen wir mal widersprüchlich." Draco verschrenkte die Arme und betrachtete Dun-Ahhe ausrucklos, er überlies es hauptsächlich Veldan zu sprechen, dennoch interessierte es Ihn, welchen Eindruck der Meister wohl genau meinte. "Man sagt Ihr hättet einen Auftrag vermasselt." Der Blick des Dunmers war erst vollkommen auf Draco fixiert, danach auf Veldan. "Man sagt auch weiterhin, Eno würde Euch mißtrauen und hätte Euch nahegelegt Vivec zu verlassen." Der Dunmer lehnte sich zurück. "Ich kenne unseren Großmeister ganz gut und ich denke nicht das dies der ganzen Wahrheit entspricht, würde Eno Hlaalu Euch mißtrauen, würdet Ihr nicht länger unter den lebenden weilen, es sei den, er fürchtet Euch oder jemanden, was ich stark bezweifle. Nun will ich heraus finden was dies alles zu bedeuten hat, seid Ihr vielleicht Verräter und trachtet unserem Großmeister nach dem Leben oder seid Ihr gar im Auftrag von Ihm unterwegs um die Loyalität der Mitglieder zu testen."

Lang wurde geschwiegen, ehe Veldan sprach. "Eno Hlaalu war der jüngste der jemals zum Großmeister der Morag Tong ernannt wurde, seine Fähigkeiten sind legendär und noch immer ist er unangefochtenes Oberhaupt der Gilde. Denkt Ihr wirklich so ein Mann, würde Verräter nicht erkennen oder wüßte nicht, wem er vertrauen kann? Wir sind nur auf der Durchreise, nicht mehr und nicht weniger." Der Dunmer faltete seine Hände zusammen und tippte sich nachdenklich an sein Kinn. "Wohin führt Eure Reise?" Veldan zuckte mit den Schultern. "Hier hin und dort hin, je nach dem wie es gerade von Nöten ist." Dun-Ahhe seufzte. "Nun gut, wie lange werdet Ihr in Sadrith Mora bleiben?" Nun war es Veldan die nachdenklich wirkte, sie blickte zu Draco. Der Bosmer nahm Ihre Hand, drückte sie sanft und nickte kurz. "Wir sind nur auf der Durchreise..." Die Dunmer machte eine kurze Pause. "Wir suchen einen unserer Freunde, ein Dunmer namens Mares Illano. Man sagte uns wir könnten Ihn hier treffen." Der Meister dachte einen Augenblick nach. "Der Name ist mir bekannt, aber ich wüßte nicht das er jemals hier bei uns gewesen ist, aber dies läßt sich fest stellen." Dun-Ahhe stand auf, öffnete die Tür und rief Rashid zu sich. Er fragte den Khajiit ob Mares Illano jemals hier in Sadrith Mora gewesen sein. Rashid antwortete das Ihm kein Mitglied mit diesem Namen jemals hier begegnet sei. Veldan beschrieb das Aussehen von Mares, abermalls verneinte Rashid. "Danke Rashid, führe unsere Gäse hinaus, dies ist dann alles für heute." Der Khajiit verbeugte sich und wartete an der Treppe auf die Elfen.

Veldan und Draco verabschiedeten sich bei Dun-Ahhe und bedankten sich. "Wir werden morgen abreisen, es gibt hier nichts mehr von Interesse für uns." Der Dunmer nickte kurz. "Möge Mephala Euch leiten und Euch helfen Euren Auftrag zu erfüllen." Ohne eine Reaktion zu zeigen antworte Ihm die Dunmer das sie nur auf der Durchreise sind.
 

Bragan Benigaris

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Ezachiel - Noch ein Altmer auf Vvardenfell

„So, aus welchem Land seid Ihr eingereist?“ Die Miene des Zollbeamten wirkte ebenso begeistert wie die seines Gegenüber, so daß Ezachiel DeLarean ihm nicht einmal die Schuld an der als schikanös empfundenen Einreiseprozedur geben konnte. Seine ersten Schritte auf Vvardenfell hatten ihn zu einem Zollposten des Imperiums geführt. Die ermüdende und langweilige Fragerei der Beamten ließ der Hochelf klaglos über sich ergehen und stand schließlich im Zentrum der „splendid city of Seyda Neen“, wie ein wohl durchgedrehter Bosmer ihm neben einer wilden Geschichte über eine Verschwörung der Wachen weismachen wollte. Er ließ das putzige, aber lästige Kerlchen einfach stehen und begab sich in das einzige Gasthaus des Ortes. Wie er nicht anders erwartet hatte, war das Gebäude klein und etwas heruntergekommen, außerdem hatte es wohl vor einiger Zeit gebrannt. Auf dem Weg um das Gebäude zu dem unpraktischerweise auf der Rückseite gelegenen Eingang begegnete ihm ein einfach gekleideter, weißhaariger Altmer, welchen er beinahe angesprochen hätte. Aber er schien in Gedanken versunken und so wollte er ihn nicht stören – außerdem war er, seiner ärmlichen Kleidung nach, eh nur ein Fischer – allerdings dieser Panzerhandschuh war schon merkwürdig... Er betrat den Laden, wo er den Händler höflich begrüßte und erfreut feststellte, daß dieser ebenfalls ein Altmer war. Allerdings einer ohne so rechte Manieren, da er den Gruß nur mürrisch erwiderte und fast schon unfreundlich nach dem Begehr fragte. Nachdem er sich die Beschreibung des Weges zu den nächstgelegenen Orten hatte geben lassen, kaufte er noch einige Vorräte und verließ den Laden. Zwar war Arille, so der Name des Hochelfen, schließlich doch noch aufgetaut, aber er hatte versucht ihm eine absonderliche Rüstung aus Chitin zu verkaufen, welche sich Ezachiel an seinem gepflegten Körper nun wirklich nicht vorstellen konnte. Am Ortsausgang erwartete ihn bereits die nächste Überraschung, als er feststellte, daß auf Vvardenfell gigantische Insekten als Transportmittel Verwendung fanden. Eingedenk seiner Arachnophobie verzichtete er auf das Angebot des Insektenlenkers bezüglich einer Rundreise, und beschloß erst einmal, zu Fuß weiterzugehen. Dabei verfolgte er im Geiste eine seiner Lieblingsideen, eines Zaubers, welcher die Sprungfähigkeit derart steigerte, daß man weite Strecken im Flug zurücklegen konnte. Der Gedanke gefiel ihm, aber als er an einem Hügel vorbeikam, überfiel ihn ein kalter Schauer, als ob jemand über sein Grab gestiegen wäre. Plötzlich gefiel ihm die Idee nicht mehr ganz so gut, da bei einer derartigen Beschleunigung und Flughöhe die Landung wohl problematisch werden konnte, außerdem mußte wohl mit Kollisionen mit anderen fliegenden Geschöpfen gerechnet werden, wie beispielsweise diesem echsenartigem Vogel, der da gerade über ihm kreiste respektive auf ihn herabstürzte. Herabstürzte? Als ihm klar wurde, daß diese Flugechse wohl carnivorisch veranlagt war und ihn als Beute ansah, war es beinahe schon zu spät. Er warf sich vor den zuschnappenden Klauen auf den Boden und rollte sich weg, konnte aber nicht verhindern, daß der stachelbewehrte Schwanz ihm einen tiefen, schmerzhaften Hieb quer über den Rücken beibrachte. Das Tier hielt flügelschlagend seine Höhe und versuchte, Ezachiel mit seinen Klauen und dem Schwanz erneut zu treffen. Dieser hatte sich halb aufgerichtet und versuchte geduckt den Hieben auszuweichen, während sein verwundeter Rücken wie Feuer brannte. Schließlich fiel ihm doch noch ein Zauberspruch ein, und von einem Augenblick zum anderen, war er verschwunden. Der Cliffracer stieß einen verwirrten Schrei aus, während der unsichtbare Altmer sich leise von der Stätte des ungleichen Kampfes entfernte. Als er weit genug von dem gefährlichen Raubtier entfernt war, verfiel er in einen schnellen Lauf, bis ihm die Lungen brannten, und er verschnaufen mußte. Zu seinem Mißfallen stellte er nun fest, daß er sich wohl etwas verlaufen hatte, da er nicht mehr wußte, welche Richtung er eingeschlagen hatte. Es blieb ihm wohl nichts anderes übrig, als dem bisherigem Weg zu folgen. Außerdem hatte er sich seine nicht ganz billige Garderobe während des Zwischenfalls mit dem Cliffracer völlig ruiniert. Nun verstand er auch, warum ihm der Händler eine Rüstung verkaufen wollte, und wenn es sich nicht um eine aus Chitin gehandelt hätte, würde er es nun fast bereuen, nicht auf das Angebot eingegangen zu sein. Nachdem er den Staub von seiner Kleidung so gut es ging abgeklopft hatte, folgte er mißgelaunt weiter dem Pfad.
Nach einiger Zeit sah er vor sich einen Dunmer, welcher lässig am Wegesrand stand und ihn während des Näherkommens abschätzend musterte. Ezachiel erhob die Hand zum Gruß und sprach: „Seid gegrüßt, werter Herr. Seid doch so freundlich und verratet einem Fremden, zu welchem Ziel führt dieser Pfad auf dem ich wandle?“ „Nun, der Pfad führt nach Pelagiad, Vivec, und Ebonheart“, erwiderte der Unbekannte mit einem spöttischen Lächeln, „und ich will euch gerne eine genaue Wegbeschreibung geben, jedoch muß ich Euch erst um eine Abgabe von 100 Draken bitten. Ihr müßt verstehen, dies ist der übliche Preis.“ „Preis? Wofür?“ Ezachiel war verwirrt, sollte eine einfache Auskunft hier derart teuer sein? „Für 100 Draken dürft Ihr diesen Pfad unbehelligt benutzen und ich garantiere dafür, daß es bis Pelagiad niemanden gibt, welcher eine weitere Abgabe verlangt.“ Das Lächeln auf dem Gesicht des Dunmers gefiel Ezachiel überhaupt nicht, genausowenig wie die bösartig aussehende Klinge in seiner Hand. „Ääh, hrmmhmm, also wenn ich es mir recht überlege, sind 100 Draken etwas viel, hmmm, können wir nicht verhandel…“ Weiter kam er nicht, da er bereits zum zweiten Mal an diesem Tag gezwungen war, einem Angriff auszuweichen, welcher eine Gefahr für Leib und Leben darstellte. Der Räuber griff schnell und gewandt mit einem Kurzschwert dwemerischer Herkunft an, das vermutlich außerdem mit einem bestimmt nicht gesundheitsverträglichem Zauber belegt war. Diese Gedanken schossen Ezachiel durch den Kopf, als er fieberhaft versuchte, sich an einen Zauber zu erinnern, welcher ihn aus dieser mißlichen Situation helfen konnte. Der Unsichtbarkeitszauber, welcher ihn bereits einmal gerettet hatte, mißlang ihm in der Hektik, vermutlich hatte er eine Silbe falsch ausgesprochen. Sein Gegner, welcher bemerkt hatte, daß sein Opfer an einem Zauber arbeitete, verdoppelte seine Bemühungen, einen Treffer mit der Waffe zu landen, was Ezachiel knapp verhindern konnte. Schließlich gelang ihm ein anderer Spruch, so daß sein Gegner mitten in der Bewegung erstarrte. Eingedenk der kurzen Wirkungsdauer der Lähmung, belegte er ihn sogleich noch mit ‚DeLareans patentiertem Schlummerzauber’ und der Bandit fiel, sobald er aus der Erstarrung erwachte, in einen tiefen Schlaf und sackte in sich zusammen. Nun konnte ihm Ezachiel die gefährliche Waffe ohne Gefahr entwenden. Wie er feststellte, war ihm Fortuna wohl hold gewesen, denn die Klinge war ebenfalls mit einem Lähmzauber belegt, so daß seine Chancen wohl auf ein Minimum geschwunden wären, hätte ihn sein Gegner zuerst getroffen. So nahm er die Waffe als Kompensation für die ausgestandene Angst an sich und hinterließ nur einen Zettel mit fröhlichem Gruß und Dank bei dem schlafenden Dunmer.

Zügig marschierte Ezachiel weiter und erreichte schließlich ohne weitere Zwischenfälle gegen Mittag Pelagiad. Nur einmal hatte er in der Ferne einen wutentbrannten Schrei vernommen, dessen Ursache wohl mit dem magischen Kurzschwert dwemerischer Herkunft an seiner Seite zusammenhing.
 
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Bragan Benigaris

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Ezachiel in Pelagiad

Pelagiad hätte in jeder anderen Provinz des Kaiserreichs gelegen sein können, ohne daß einem Kaiserlichen das Heimweh überfallen würde. Die Häuser und die Festung zeigten keinerlei Einfluß fremder Architektur, und Ezachiel stellte zu seiner Freude auch fest, daß es hier auch keinerlei „Insektenexpress“ zu geben schien. Er konnte sich einfach nicht mit dem Gedanken anfreunden, im Inneren eines überdimensionalen Sandflohs oder was auch immer zu reisen. So klein der Ort, so beschaulich erschien er ihm auch, als er gemütlichen Schrittes hindurchschlenderte; immerhin gab es ein Gasthaus und diverse Läden, in welchen er seine Ausrüstung zu ergänzen trachtete. Zuerst mietete er sich aber in einem Zimmer im Gasthof ‚Zur Mitte’ ein, und brachte seine arg ramponierte Garderobe wieder in Schuß. Nachdem er sich mit dem sauberen, aber leider kalten Wasser aus der Waschschüssel gewaschen hatte, und ein frisches, weißes Hemd und eine ärmellose braune Weste mit rotem Rand angelegt hatte, fühlte er sich bereit, einen Blick in die Gaststube zu werfen. Sein Gepäck ließ er auf seinem Zimmer zurück, dessen Tür er sorgfältig abschloß. Auf dem Weg nach unten begegnete ihm eine schwarzhaarige Dame, die betont unauffällig an der Treppe stand und eine gegenübergelegene Zimmertür beobachtete. Höflich grüßend ging Ezachiel an ihr vorbei, und nahm es mit Gelassenheit zur Kenntnis, daß sie nur einen kurzen, fast unhörbaren Gruß als Erwiderung murmelte. Er gewöhnte sich langsam daran, daß hierzulande wohl nur unhöfliche oder räuberisch veranlagte Wesen verkehrten. Die Wirtsstube im Erdgeschoß war mittelmäßig besucht, neben einer Khajiti standen noch ein finster aussehender Nordmann und einige Dunmer herum.
Da es aber genug leere Tische gab, beschloß der Elf, sich zu setzen und sich erst einmal um seinen knurrenden Magen zu kümmern. Unter den teilweise mißtrauischen Blicken der anderen Gäste bestellte er sich ein reichliches Mahl und einen guten Krug Wein. Während er auf sein Mahl wartete, musterte er die anwesenden Personen ausführlich, wobei er sich auch von deren teilweise feindlichen Blicken nicht abschrecken ließ. Seine Neugier wurde von der Katzenfrau mit einem fragenden, aber freundlichen Blick erwidert, woraufhin er sie kurzentschlossen mit einer Handbewegung an seinen Tisch einlud. Nach kurzem Zögern nahm sie sein Angebot an und er erhob sich, um sich vorzustellen: „Werte Dame, mein Name ist Ezachiel DeLarean. Verzeiht meine Forschheit, aber ich bin ein Fremder in diesen Landen, daher wage ich es, Euch zu fragen, ob Ihr eventuell Euer Wissen mit mir teilt, während wir uns diesem Mahle hingeben?“ „Möget Ihr immer auf warmen Sand laufen, Ahnassi sein mein Name. Eure Einladung ich nehme gerne an, freundlicher Altmer, “ erwiderte sie, während sich beide setzten. Während sie auf das Essen warteten, unterhielten sie sich über den Südwesten Vvardenfells, welchen Ahnassi gut zu kennen schien. So erfuhr er, daß die bedeutendsten Orte im näheren Umkreis wohl Ald’ruhn, Balmora, Vivec und Ebonheart waren, daß die größte Gefahr in der Wildnis von den überraschenden Attacken der Cliffracer ausging, so lange man sich nicht zu weit in das Gebirge vorwagte, und daß es zahlreiche Fraktionen in der Gesellschaft auf Vvardenfell gab, welche einem nutzen oder das Leben schwer machen konnten. Eindringlich warnte sie Ezachiel vor einer Vereinigung, welche sich Camonna Tong nannte, und welche wohl ein Zusammenschluß skrupelloser und brutaler Verbrecher war, welche zudem einen besonderen Haß auf Fremdländer zu haben schienen. „Ein schlimmer Mann sein Daren Adryn in Gnaar Mok, bedrohen Ahnassi, und wollen daß austreten aus Gilde und verlassen Insel – oder werden Sklave.“ Die Drohungen schienen die Khajiti wirklich zu bedrücken. „Es gibt Sklaverei auf der Insel – wird dies denn vom Imperium erlaubt?“ Ezachiels Zunge war bereits etwas schwer vom Wein. „Erlaubt nein“, antwortete Ahnassi, „aber geduldet ja. Besonders Telvanni-Zauberer im Osten Argonier und Khajiti als Sklaven haben, aber auch auf Plantagen bei Vivec müssen schuften.“
Während des Gespräches hatten beide nicht bemerkt, daß ein grimmig aussehender Dunmer ihnen zuhörte, dieser kam nun entschlossen auf ihren Tisch zu und baute sich drohend davor auf. Die Katzenfrau beobachtete ihn nervös, während er, mit verschränkten Armen dastehend, seinen Blick auf Ahnassi richtete: „Das haben wir gern, ein hochelfischer Lackaffe kommt hier hereingeschneit und lädt gleich das erstbeste Katzenflit…“ Sein Mund bewegte sich weiter, aber es war kein Ton mehr zu vernehmen. Dem Dunmer fiel dies schließlich auch auf, und sein nun erstaunter Blick wanderte zu Ezachiel, welcher leicht vornübergebeugt diesen mit einer Handbewegung zum Schweigen gebracht hatte und ihn nun aus weinschweren, forschenden Augen ansah. „Störet meine Kreise nicht, vorwitziger Dunmer. Ich habe bereits einen allzu forschen Räuber seiner Profession beraubt, indem ich ihn in eine Salzsäule verwandelte und dann seine magische Klinge an mich nahm. Vielleicht würde Euch ein Froschmaul stehen? Oder vielleicht ein…“ In diesem Moment öffnete sich die Tür und vor Schreck war Ezachiel fast wieder nüchtern. Herein kam nämlich ein finster dreinblickender Dunmer, welcher ihm erschreckend bekannt vorkam – Nels Llendo erkannte ihn ebenfalls wieder und blieb vor starr in der Tür stehen. Der unfreiwillig verstummte Dunmer ergriff die Gelegenheit beim Schopfe und versuchte sich unauffällig aus dem Staube zu machen, während in einem Augenblick des Stillstandes sich alle Beteiligten mehr oder weniger intelligent anblickten.
Dann brach plötzlich ein wahrer Tumult los: Ezachiel sprang auf, warf dabei seinen Stuhl um und verhedderte sich an dem Tischbein, versuchte sich noch abzufangen, schlug aber trotzdem lang und vor allem schmerzhaft auf. Nels Llendo entfuhr ein Wutschrei, er stürzte wie ein Stier auf seinen Gegner zu, da aber der unbekannte Dunmer mit dem Sprachproblem sich mitten zwischen ihn und den Tisch von Ezachiel bewegt hatte, mußte er diesem ausweichen. Dabei übersah er einen muskulösen Nord, mit welchem er heftig zusammenstieß und dessen wohlgefüllten Bierkrug er dabei zu gleichen Teilen auf diesen sowie auf den Boden verteilte. Da der Nord den Verlust seines Bieres persönlich nahm, packte er Nels am Kragen und begann ihm auch sogleich mit seiner Faust auf den Kopf zu schlagen, was einen nicht unerheblichen Einfluß auf dessen Denkfähigkeit haben konnte. Der Dunmer, welcher inzwischen seine Stimme wiedergefunden hatte, wie an seinem Schrei zu entnehmen war, stellte zum gleichen Zeitpunkt fest, daß Bier auf Holzboden wie Schmierseife wirken konnte und schlitterte unaufhaltsam und mit nicht geringer Geschwindigkeit auf Ezachiel zu, welcher sich gerade aufrappelte. Dieser versuchte auszuweichen, was ihm auch insofern gelang, als daß er gegen Ahnassi taumelte, mit dieser in einem Knäuel zu Boden stürzte und, wie er unter starkem Erröten feststellte, auf ihr beziehungsweise zwischen ihren wohlgeformten Schenkeln zu liegen kam. Der Dunmer setzte seine unfreiwillige Rutschpartie fort, bis eine bisher unbeteiligte, aber dafür in sich ruhende und stabile Hauswand sich seiner erbarmte und seine unkontrollierte Fortbewegungsweise entschieden, aber auch etwas schmerzhaft stoppte. „Äääh-hrmm, wie war das mit der Geschmeidigkeit der Bewegung und des Blickes?“ fragte Ezachiel, welcher die Situation mit einem Scherz retten wollte, während seine Gesichtsfarbe von Knall- zu Dunkelrot wechselte. Noch in dem Augenblick, als er die Worte sprach, hätte er sich am liebsten selbst geohrfeigt, kam aber nicht dazu, da sich inzwischen der Wirt wild gestikulierend und laute Worte aneinanderreihend vor ihnen aufgebaut hatte. Mit einer kurzen Entschuldigung, welche von Ahnassi mit einem undefinierbaren Blick erwidert wurde, richtete er sich auf und blickte sich um. Den Wortschwall des Wirtes ignorierend, welcher ihm eh Kopfschmerzen verursachte, erblickte er Nels Llendo, dessen Haupt trotz seiner heftigen, aber erfolglosen Verteidigungsversuche weiterhin von der Faust des Nord bearbeitet wurde. Er trat zu diesem hin und unterbrach mit einem Lähmzauber dessen Schlagfrequenz, woraufhin ihn der Dunmer fast schon dankbar aus zwei blau zugeschwollenen Augen anblickte. „Waffenstillstand?“ Ezachiels Frage wurde mit einem Nicken beantwortet, und so überlegte er fieberhaft, mit welchem Zauber er den Nord von seinem Opfer trennen könne. Leider ließ er sich dabei wohl etwas zu viel Zeit, denn plötzlich sah er eine behaarte mächtige Pranke auf sich zuschießen, welche sich mit enormem Druck unbarmherzig um seinen Hals schloß. Der aus der Lähmung erwachte Nord sah mit einem Grunzen von Altmer zu Dunmer, welche seinen stierenden Blick mit wachsender Nervosität erwiderten, und begann plötzlich, wie befürchtet, beider Köpfe mit einem dumpfen Krachen zusammenzuschlagen. Trotz der nicht unwesentlichen Schmerzen versuchte Ezachiel sich eines Zaubers zu entsinnen, welcher sie aus der mißlichen und vor allem schmerzlichen Lage befreien könnte – da er Mühe hatte, einen Ton aus seinem zusammengepressten Hals herauszubringen, wirkte er lediglich einen simplen Feuerzauber mit kurzer vokaler Komponente. Aber wie sein Meister einmal bemerkt hatte, war nicht die pure magische Macht für den Erfolg ausschlaggebend, sondern deren geschickter Einsatz, und so zeigte der Flammenstoß kurz unter der Gürtelschnalle des Nord wohl mehr Effekt, als ein enormer Feuerball. Er ließ seine Opfer sofort los und schlug unter lautstarkem Heulen auf seine Hosen ein, welche Feuer gefangen hatten. Während sich Ezachiel mühsam aufrappelte, eilte der Hüne auf die Bar zu, schnappte sich wahllos einen der dort stehenden Krüge und löschte damit seine brennende Kleidung. Sein erleichterter Gesichtsausdruck hielt allerdings nicht lange an, denn ein gewaltiger Faustschlag schleuderte ihn zurück. Der Krug, den er für seinen „Notfall“ entwendet hatte, gehörte einem riesigen Ork, welcher überhaupt keinen Spaß zu verstehen schien. Die sich nun entwickelnde Schlägerei war Ezachiel eindeutig zu viel, und er schlich sich unauffällig aus der Schankstube. In dem Treppenhaus wartete bereits Ahnassi, welche ihn aufmerksam musterte. Die Wirkung des Weines war inzwischen verflogen und Ezachiel hob an, um sich zu entschuldigen: „Es tut mir wirklich leid, Ahnassi. Um das Ungemach wieder gutzumachen, biete ich Euch an, mich um Euer Problem in Gnaar Mok zu kümmern.“ Die Khajiti wollte widersprechen, aber er fuhr fort: „Bitte nehmt dies an, es wäre mir eine Freude und eine Ehre. Es ist das mindeste, das ich tun kann.“ Nach einer kleinen Pause trat Ahnassi plötzlich an ihn heran und erwiderte: „Seid kein Fremder, Ezachiel DeLarean, seid Freund von Ahnassi. So Freunde teilen vieles, teilen Geschenk und teilen Sorge. So Ihr teilen Ahnassis Sorge, Ahnassi teilen mit Euch Geschenk. Bitte nehmt dies von Ahnassi.“ Von irgendwo her hatte sie plötzlich ein in schlichtes Leder gebundenes Buch, das sie ihm feierlich überreichte. Als er den Titel las, weiteten sich kurz seine Augen, dann lächelte er wissend. „Außerdem Ahnassi hat Tip für Euch: Hrodis ist böse, Hrodis besitzt magischen Gürtel und Hrodis ist im ersten Stock dieses Hauses.“ Mit diesen Worten ließ sie den verdutzten Altmer einfach stehen, welcher sich gerade erst der faszinierenden Farbe ihrer Augen bewußt geworden war. Was meinte sie nur mit dieser Hrodis? Hatte sie nicht etwas von einer Gilde erwähnt, bevor der Trubel losbrach? Er hatte nun so eine Ahnung, um welche Gilde es sich handeln könnte, kümmerte sich aber nicht weiter darum. Er hatte zwar einen Auftrag zu erledigen, aber ein kurzer Ausflug nach Gnaar Mok würde seinen Zeitplan nicht überstrapazieren – und das war er der Khajiti schuldig. Plötzlich fühlte er sich sehr müde und zerschlagen, so daß er sich auf sein Zimmer begab, auf seinem Bett darniedersank und ohne Umschweife einschlief.
Mitten in der Nacht erwachte er vollständig bekleidet und kaum erholt. Als er seine Kleidung ablegen wollte, hatte er plötzlich ein ungutes Gefühl, als ob irgend etwas Bedrohliches vor sich ginge. Also verließ er sein Zimmer wieder und schaute sich um. Es war kein Licht zu sehen, das Haus schien still und friedlich dazuliegen, aber das Gefühl verstärkte sich noch, als er sich der Treppe näherte. Mit einem kurzen Zauber verschaffte er sich die Nachtsicht einer Katze und ohne ein Geräusch zu verursachen stieg er die Stufen hinab.
Am Fuße der Treppe angekommen vernahm er ein leises Murmeln und unter einer der Türen im ersten Stock sah er einen bläulichen Lichtschein. Mit allen Sinnen in Alarmbereitschaft näherte er sich vorsichtig dem Zimmer, legte sein Ohr an das Holz der Tür und konnte tatsächlich einige Worte erlauschen. „War ein Fehler…zu bestehlen…konntet glauben…ungeschoren davonzukommen. Wo ist…? Leiden lassen… bestiehlt die Dunkle Bruderschaft ungestraft.“ Die Stimme verfiel in eine andere Sprache und wenige Herzschläge später konnte er das Gemurmel als daedrische Beschwörungsformel identifizieren, welche ihm die Nackenhaare aufstellte.
Ohne weiter nachzudenken riß er die Tür auf und stürzte in den Raum, denn er wußte, daß er, sollte die Beschwörung beendet werden, noch größere Probleme als den Tatbestand des unbefugten Eindringens in fremde Gastzimmer haben würde. Mit einem schnellen Blick identifizierte er eine hochgewachsene Frau mit rotblondem Haar als Beschwörerin – Hrodis, wie es ihm durch den Kopf schoß – welche mit ausgestreckten Händen vor einer am Boden liegenden Gestalt stand und den Beschwörungszauber für einen Dremora rezitierte. Bevor sie in irgendeiner Weise reagieren konnte, berührte Ezachiel fast spielerisch ihren Körper mit seiner Hand, während er den Zauber der ‚Schwarzen Hand’ wirkte, dessen schmerzhafte und giftige Wirkung die Hexenmeisterin aus ihrer Konzentration riß und somit – wie von dem Altmer erhofft – die Beschwörung mißlingen ließ. Ohne seiner Gegnerin eine Gelegenheit zum Gegenzauber zu geben, legte er einen Lähmungszauber auf sie, der aber leider mißlang. Hrodris nutzte dies, um ihrerseits einen magischen Feuersturm aus ihren Fingerspitzen zu entlassen, welcher den Hochelfen aber eher zu stärken als zu verletzen schien, denn er konterte mit einem tödlich-eisigem Hauch von elementarer Wucht. Hrodris hatte keine Chance, sie war tot, bevor ihr Körper den Boden berührte.
Schwer atmend stand Ezachiel in dem von einer Kerze erhellten Zimmer, zu seinen Füßen der Leichnam der Hexenmeisterin Hrodris, ehemaliges Mitglied der Dunklen Bruderschaft, und der gefesselten, aber dafür vertrauten Gestalt von – dem Banditen Nels Llendo. Dieser war kaum bei Besinnung, darum schaffte er ihn zuerst einmal in sein Zimmer zweiten Stock und legte ihn auf das Bett, wo er auch schnell einschlief. Leise packte Ezachiel sein Hab und Gut und ließ bei dem schlummernden Banditen nur das Dwemer-Kurzschwert und eine kleine Notiz zurück. Diese enthielt erneut einen Gruß und den freundlichen Hinweis, daß er in Ezachiels Schuld stehe und er diese irgendwann einfordern würde. Er hatte zuerst überlegt, seine Nachricht etwas dramatischer zu gestalten, so á la ‚Eure Seele gehört nun mir’, aber er hatte sich doch dagegen entschieden, er wollte schließlich den Dunmer nicht endgültig in den Wahnsinn treiben.
Dann verließ er den Raum und ging in Hrodris’ Zimmer zurück. Dort durchsuchte er die Leiche und das Gepäck, was neben einigen Münzen vor allem einen Vulkanglasdolch und einen runenverzierten Gürtel zutage förderte. Letzterer erschien ihm bedeutsam, weshalb er ihn sogleich umlegte. Er spürte, daß darauf ein mächtiger, konstanter Zauber lag, aber auch eine dunkle Aura, welche er nicht zu identifizieren vermochte. Den Dolch verbarg er in seinem Stiefel und verließ den Gasthof leise und unbemerkt – wie er meinte. Bevor er den Ortsrand von Pelagiad erreichte, wandte er sich um und vermeinte im Eingang eine katzenhafte Gestalt zu sehen. Mit einem kurzen Winken drehte er sich wieder um und folgte dem Weg zur Straße, welche ihn zu neuen Abenteuern führen sollte – war das dort hinten eigentlich eine Eule oder einer dieser scheußlichen Flugraubsaurier? Er befürchtete ja letzteres… Und wo zum Telvanni ging es nach Gnaar Mok?
 
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Draco

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Veldan und Draco - Sadrith Mora

Rashid begleitete Veldan und Draco nach unten. Der Khajiit führte die Elfen zum Vorratsraum, er schob zwei große Kisten zur Seite und strich über die Wand. Draco vernahm ein leises Klick, gefolgt von einem knarren, als sich die Geheimtür öffnete. Rashid nahm eine Fackel aus der Halterung und deute Draco und Veldan zu folgen. Der Khajiit führte sie eine Treppe hinunter und einen Gang entlang. Der Bosmer nahm Veldans Hand und folgte Rashid in die Dunkelheit, die Fackel die der Khajiit trug war die einzige Lichtquelle hier. Sie erreichten eine schwere Holztür die verschlossen war. Rashid zog einen Schlüssel hervor, der an seiner Halskette angebracht und unter seine Shirt versteckt war. Kurz darauf befanden sich die drei in einem runden Raum, Velan zuckte kurz zusammen als sie die Umrisse von mehreren Leuten sah. Der Khajiit entzündete die Kerzen die in der mitte des Raums verteilt waren, nach und nach konnte man mehr erkennen.

Der Bosmer war gefesselt von dem Anblick, in der Mitte war ein Altar, darauf ein großes Symbol Mepahals. An der Wand, rund um den Altar standen lauter Rüstungsständer, die Veldan in der Dunkelheit erst als Personen erkannt hatte. An den Wänden waren auch noch einige Ständer, an denen die verschiedensten Waffen angebracht waren. "Meister Dun-Ahhe sagen Ihr brauch neue Ausrüstung. Diese seien bei Eurem Auf... ...Eurer Reise vielleicht dienlich." Draco verbeugte sich vor dem Khajiit und ging zu seiner Liebsten. Veldan stand vor einem der Rüstungsständer und inspizierte die Lederrüstung. Die Rüstung war komplett schwarz und im Gegensatz zu den Rüstungen der einzelnen Häuser oder Gilden ohne irgend welche Insignien oder Symbole, einzig allein die Gürtelschnalle war das Symbol Mephalas. "Sehr gute Rüstungen... ...leicht... ...hart... ...und viele Geheimnisse." Die Dunmer schob den Umhang etwas zurück, am Gürtel waren mehrere kleine Taschen angebracht, in einem befanden sich verschiedene Dietriche, in einer anderen konnten kleine Phiolen aufbewahrt werden. Draco deutete auf die Arme, Veldan drehte kurz die Rüstung um einen besseren Blick zu haben, an den Unterarmen waren jeweils ein Dolch integriert. Der Khajiit grinste. "An den Beinen und in den Stiefeln auch." Rashid verließ den Raum und lies die Elfen alleine.

Veldan suchte sich eine passende Rüstung aus und legte diese an. Die Rüstung behinderte Ihre Bewegungen in keinster Weise, Draco lächelte die Dunmer an. "Die Rüstung steht Dir." Veldan verbeugte sich, sie streckte dabei die Arme seitlich aus. "Eine gute Rüstung, sie ist sehr leicht." Der Bosmer nickte und betrachte Veldan. Er ging zu den Waffen und betrachtete diese. Er nahm ein Daedra Wakizashi und einen Daedra Dolch, die er am Waffengürtel der Dunmer anbrachte. Draco ging etwas zurück und betrachtete erneut Veldan. Sie stand nun in der kompletten, schwarzen Lederrüstung vor Ihm, unter Ihrem Umhang konnte man die daedrischen Waffen erkennen. Das Symbol Mephalas lies die schwarze Rüstung noch um einiges bedrohlicher wirken. "Gefährlich." Flüsterte der Bosmer leise. "Tödlich..." Rashid stand plötzlich wieder in der Tür. "...das letzte was ein Opfer sieht." Die Elfen bedankten sich bei dem Khajiit für die Ausrüstung und unterhielten sich noch ein wenig mit Ihm. Er gab Ihnen Informationen zu den Gildenhäusern in Ald`Ruhn und Balmora und sämtliche Hinweise die den beiden behilflich sein könnten.

Nach dem die Elfen die neue Ausrüstung verstaut hatten, verabscheideten sie sich von Rashid, verliesen das Gildenhaus der Morag Tong und begaben sich zu Faras Loch in der Wand. In der Taverne war nicht mehr viel los, die Elfen begrüßten die Wirtin, diese betrachtete die beiden aber nur mit einem abwertenden Blick. "Seid gegrüßt. Mein Name ist Veldan Devari, aus dem Hause Dren Hlaalu. Eine Freundin von uns hat ein Zimmer für uns reserviert..." Die Dunmer nickte kurz und reichte Veldan einen Schlüssel, hielt diesen aber fest in Ihrer Hand. "Das macht 50 Draken." Draco verschrenkte die Arme, knapp sagte er der Wirtin das Ihre Freundin mit Sicherheit das schon geregelt hätte. Die Dunmer verengte Ihre Augen, nach einigen Sekunden lies sie den Schlüssel los. "Achja, habe ich wohl verwechselt." Der Bosmer nahm die Hand der Dunmer und ging mit Ihr ins Zimmer. "Ich mag diese Stadt nicht." Murmelte Draco leise vor sich hin, Veldan lehnte sich an seine Schulter und lächelte. "Wir sind ja nicht lange hier."
 

Bragan Benigaris

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Ezachiel - Von Vivec über Hla Oad nach Gnaar Mok

Nach seinem etwas überstürzten Aufbruch aus Pelagiad hatte sich Ezachiel erst einmal nach Süden gewandt, da in der anderen Richtung ein verdächtig nach Raubsaurier aussehender Schatten seine Kreise gezogen hatte. Als er bereits einige Zeit marschiert war, bemerkte er einen hellen Schimmer hinter der östlich gelegenen Bergkette, ein erstes Anzeichen für den bevorstehenden Sonnenaufgang. Gleichzeitig machte sich sein Magen deutlich bemerkbar, da er weder gefrühstückt hatte, noch sonderlich viel von dem Abendessen hatte genießen können, bevor der Tumult am Vorabend ausgebrochen war. Daher suchte er sich erst einmal eine gemütliche Stelle etwas abseits des Weges und trug dort herumliegende Äste und Zweige für ein kleines Lagerfeuer zusammen. Als die ersten Flammen emporzüngelten, war aus dem kaum wahrnehmbaren Schimmer ein hellrotes Glühen und Strahlen geworden, welches ihn immer an ein Epos über die Suche Dibellas nach ihrer wahren Liebe erinnerte, das er als Jugendlicher gelesen und seitdem nie mehr vergessen hatte. Zwar waren ihm seitdem zahlreiche weitere Deutungen des Sonnenaufganges im Zusammenhang mit den Aedra und Daedra untergekommen, jedoch rührte keine derart an seinen Geist wie das im Imperium als „Ars amatoria Dibellae“ bekannte Werk. Reglos stand er da und ließ einen Moment die Ruhe und den Frieden des morgendlichen Vvardenfell auf sich wirken, dann machte er sich behende an die Zubereitung seines Frühstückes – Brot, Käse und eines dieser Kwama-Eier, sowie natürlich einer schönen Kanne Tees.

Als er schließlich kauend auf dem noch etwas feuchten Boden vor dem Feuer saß, ging er in Gedanken sein weiteres Vorgehen durch. Wie versprochen wollte er sich bald um Ahnassis Problem mit der Camonna Tong kümmern, allerdings war das einzige, woran er sich bezüglich Gnaar Mok erinnern konnte, daß es an der Küste gelegen war. Und diese wiederum befand sich westlich von ihm, soweit er sich nicht irrte – der Weg, dem er bisher gefolgt war, verlief aber von Nord nach Süd. Er hatte nun die Wahl, entweder dem Pfad in den nächsten Ort zu folgen, oder querfeldein nach Westen zu reisen, nachdem er erst einmal die schroffen Berghänge überwunden hätte. Allerdings kam ihm der Weg irgendwie bekannt vor, er hielt es durchaus für möglich, daß er von Seyda Neen kommend ihn bereits einmal benutzt hatte. Daher beschloß er, sich die Kletterei erst einmal zu sparen und weiter nach Süden zu reisen. Sollte er dabei auf eine Ortschaft stoßen, konnte er sich von dort zum nächsten Hafen durchfragen und per Schiff nach Gnaar Mok gelangen.

Nachdem er das Feuer gelöscht und seine Habseligkeiten gepackt hatte, setzte er seine Reise flotten Schrittes fort und erreicht schon bald einen Wegweiser an einer Abzweigung, welche laut diesem tatsächlich nach Seyda Neen führte. Der Hauptweg hingegen machte einen leichten Bogen nach Südost und schien Vivec und Ebonheart zum Ziel zu haben. Von seinen Reisevorbereitungen her wußte er, daß Vivec die wichtigste dunmerische Stadt Vvardenfells und Ebonheart der Hauptstützpunkt des Imperiums auf der Insel war. Daher folgte er dem Hauptpfad weiter, da es ihm dort wahrscheinlicher schien, eine Schiffsverbindung nach Gnaar Mok zu finden. Ohne weitere Zwischenfälle erreichte er am frühen Nachmittag Vivec. Auf einem kleinen Hügel vor dem Übergang zum Fremdenviertel blieb er stehen und betrachtete die gewaltigen, pyramidenartigen Kolosse – in seinen Augen ging ihnen jegliche Eleganz und Schönheit ab, waren sie reine Symbole von Macht und Gigantismus, aber er war zu höflich, um dies jemals laut zu äußern. Während er die steinernen Repräsentanten dunmerischer Kultur betrachtete, schweiften seine Gedanken ab in die Orte, welche er seine Heimat nannte – High Rock, die Provinz der Bretonen, mit ihren massiven, aber heimeligen Festungen und der großartigen Natur, welche zu langen Ausflügen zu Pferde oder zu Fuß einlud, mit den tiefen Wäldern, grünen Wiesen und den ausgeprägten Jahreszeiten. Auf der anderen Seite die idyllische Lagunen und malerische Landschaft, die eleganten, sich völlig natürlich in die Umwelt einpassenden Bauten der elfischen Insel. Kurz verweilte er noch in der nostalgischen, diffusen Gefühlswelt seiner Erinnerung, dann besann er sich wieder seiner Umgebung und seines Auftrages und setzte seinen Fuß auf die Brücke zum Fremdenviertel Vivecs.

Nach einem ausführlichen Erkundungsgang, welcher zu mehrmaligem Verlaufen und schmerzenden Füßen geführt hatte, war sich Ezachiel sicher, daß er Vivec nicht sonderlich mochte. Die Ordinatoren genannten Wachen waren alles andere als ein Ausbund an Freundlichkeit, die Passanten entweder mißtrauisch oder übergeschnappt wie dieser Straßenhändler, welcher sich für einen großen Schauspieler hielt und die Architektur war einfach verwirrend und häßlich. Immerhin war es ihm gelungen, auf den zahlreichen Marktplätzen der Stadt seine Ausrüstung dahingehend zu vervollständigen, daß er sich eine leichte Rüstung aus gehärtetem Netchleder gekauft hatte. Er hatte zwar das unbestimmte Gefühl, daß ein Netch auch nicht unbedingt ein gewöhnliches Tier war, aber immer noch besser als sich mit den Panzern toter Käfer oder anderer Insekten zu rüsten.
Auch ein Besuch in der hiesigen Magiergilde hatte seine Laune nicht gehoben, da ihm Erzmagister Trebonius schlicht unsympathisch war – ein typischer Vertreter der Sorte aufgeblasener imperialer Emporkömmling, dessen Beziehungen vermutlich besser waren als seine magischen Künste. Von den anwesenden Magiern erschien ihm als einzige die Verzauberin Janand Mauline freundlich gesinnt, der Rest war entweder abweisend oder offen mißtrauisch – was wiederum bestätigte, daß auch die Magiergilde nicht vor Intrigen und Machtspielen gefeit war. Nachdem er den Glasdolch mit einem Lähmzauber hatte belegen lassen – Janand Mauline hatte ihm sogar einen Preisnachlaß gewährt, es gab also doch einen Grund nach Vivec zu kommen – benutzte er schließlich Gildenteleport nach Balmora, da dort eine Bekannte von ihm residierte, die Zauberwirkerin Estirdalin. Der Empfang war, wie unter Altmeri üblich, freundlich zurückhaltend, mündete aber bald in ein angeregtes Gespräch über seine neueste Zauberidee, in das auch die Verzauberin Galbedir einbezogen wurde, um die schlimmsten Auswirkungen von Ezachiels Idee zu mildern, sollte diese fehlschlagen. Nachdem alles zu seiner Zufriedenheit, weniger zu der seines Geldbeutels, erledigt war, erkundigte er sich noch bezüglich des besten Weges nach Gnaar Mok. Die Möglichkeit, per Gildenteleport nach Ald’ruhn und weiter per Siltstrider schlug er zur Verwunderung von Estirdalin aus und kehrte stattdessen nach Vivec zurück um per Schiffspassage über Hla Oad nach Gnaar Mok zu gelangen. Zwar der längere Weg, aber ihm war der „Sandfloh-Express“ wie er den Siltstrider für sich nannte, weiterhin nicht geheuer.

Es wehte ein frischer Seewind und mit guter Fahrt pflügte das Schiff im Schatten des Kaps von Ebonheart durch die ruhige See. Ezachiel stand am Bug und beobachtete die vorbeiziehende Landschaft. Als sie den größten und wichtigsten Stützpunkt des Imperiums, Ebonheart, passierten und durch den schmalen natürlichen Kanal die offene westliche See erreicht hatten, wurde das Meer rauher, die Schiffsbewegungen stärker und Gischt spritzte bis an Deck. Trotzdem wollte er seinen Standort am Bug nicht verlassen. Er hatte schon immer das Meer geliebt, die hohe Brandung an der Steilklippe High Rocks, das einlullende Schaukeln auf der weiten See sowie das Gefühl von unbegrenzter Freiheit unter offenem Himmel. Ein Blick zurück zu dem großen Segel am Mast zeigte ihm, daß der Kapitän sein Handwerk verstand. Vielen erschienen die den offenen Drachenbooten von Skyrim nachempfundenen Schiffe, welche teilweise auf Vvardenfell Verwendung fanden, als zu zerbrechlich und schutzlos gegen die elementaren Kräfte der See. Aber seine eigenen Erfahrungen hatten gezeigt, daß diese Boote ganz im Gegenteil zu den seetüchtigsten und sichersten Fahrzeugen bei rauher See gehörten. Wo die schweren Karracken, Galleonen und Galeeren des Imperiums von starken Stürmen in Stücke geschlagen wurden und ein hilfloser Spielball der Wogen waren, behielt ein Drachen auch im schwersten Wetter noch seine Manövrierbarkeit. Die Wellen liefen auf Grund der Schiffsform unter ihm hinweg, statt sich daran zu brechen, was zwar dem Magen der Passagiere nicht wohltat, aber dafür sorgte, daß Stürme ein kalkulierbares Risiko wurden. Trotzdem war er froh, daß das Wetter beständig erschien und eine schnelle Reise versprach. So verlief die Reise nach Hla Oad in angenehmer Ereignislosigkeit und gegen Abend erreichten sie den Hafen des kleinen Ortes.

Bereits von See aus war das üppige Grün der Bitterküste zu erkennen gewesen, und als er nun den schmalen Holzsteg zum Ort entlangschritt empfing ihn die schwülwarme Luft und Geräuschkulisse der hinter den Hütten gelegenen Sümpfe. Zu seinem Leidwesen beinhaltete dies auch große Insektenschwärme, von welchen er fürchtete, daß sie nur darauf warteten, sich auf sein kostbares Altmerblut zu stürzen. Da eine Schiffsreise in der Nacht an der von Inseln übersäten Küste nicht sonderlich ratsam schien, begab er sich auf die Suche nach einem Quartier. Da es keine echte Herberge gab, war es üblich, daß sich die Bewohner ihr karges Einkommen durch zahlende Gäste aufbesserten. So kam er bei einer mürrischen Dunmer-Witwe unter, deren Mann vor einigen Jahren von Räubern erschlagen worden war. Ihre ärmliche Hütte bestand nur aus einem Raum, welcher recht kärglich eingerichtet war. Trotz seiner Proteste bestand sie darauf, daß er in ihrer Hängematte schlief, obwohl er sich sicher war, daß sie auf einer Matte am Boden schlafen mußte. Da seine Gastgeberin kein Interesse an einer Unterhaltung zeigte, und er von dem langen und anstrengenden Tag recht müde war, begab er sich frühzeitig zu Bett.
Als er am nächsten Morgen erwachte, war die Dunmer bereits dabei, ein Frühstück zuzubereiten, welches zwar einfach, aber durchaus schmackhaft war. Da er ihre mürrische Gastfreundschaft zu schätzen wußte, bezahlte er das Doppelte des vereinbarten, lächerlich geringen Preises, was sie nach einigem Widerstand auch annahm. Nach einem distanzierten, aber ehrlichem Abschied begab er sich wieder zum Hafen, wo das zum Auslaufen bereite Schiff bereits auf ihn wartete.

Auf etwa halbem Weg passierten sie eine nah an der Küste gelegene, langgezogene Insel, auf welcher sich ein bedrohlich und finster wirkendes Gebäude befand, bei dessen Betrachtung er ein unangenehmes Gefühl verspürte. Auf Nachfrage beim Kapitän erfuhr er, daß es sich um einen Daedra-Schrein handelte, wie er bereits vermutet hatte. Viel interessanter erschien ihm hingegen die Bemerkung, daß es westlich davon im Meer ähnlich aussehende Ruinen gäbe, welche an einem klaren Tag von der Wasseroberfläche zu sehen seien, und in deren Mitte sich eine zerstörte Statue befände. Da er der einzige Passagier war, ließ sich der Kapitän durch entsprechende Bezahlung dazu überreden, die reguläre Reiseroute zu verlassen und die Stelle anzusteuern. Zwar erwartete Ezachiel von den Daedra allgemein nichts Gutes, jedoch konnte er seine angeborene Neugier nur schwer in Zaum halten, und so stand er erwartungsvoll am Bug des Schiffes, bis sie die besagte Stelle erreichten. Und tatsächlich konnte er in der klaren See die Reste des Schreines erkennen, in dessen Mitte eine zerbrochene Statue stand. Ohne groß auf eventuelle Einwände des Kapitäns Rücksicht zu nehmen, legte er seine Kleidung sowie seine Ausrüstung mit Ausnahme des Dolches ab und sprang, nachdem er tief Atem geholt hatte, elegant in das klare, erfrischend kühle Wasser. Vom Schwung seines Sprunges getragen stieß er hinab in die Tiefe und schwamm mit kraftvollen, aber beherrschten Zügen der Statue entgegen, welche eine unerklärliche Anziehungskraft auf ihn ausübte. Als er sich langsam näherte, erkannte er die dargestellte Gestalt als die des Daedra Boethiah wieder, einer finsteren Wesenheit der Verschwörung, des heimtückischen Mordes und des Verrates. Plötzlich wirkte die Ruhe der Unterwasserwelt bedrohlich, die völlige Abwesenheit von jeglichem Getier, sogar von Schlachterfischen und Dreugh, was ihm zuerst nicht aufgefallen war, ließ nun alle Alarmglocken bei ihm schrillen. Da er sich bereits in großer Tiefe befand, wirkte er einen Zauber des Wasseratmens auf sich und schwamm daraufhin langsam näher. Als er fast direkt vor dem steinernen Antlitz Boethiahs im Wasser schwebte, erklang auf einmal in seinem Kopf die machtvolle Stimme des großen Geistes der Ränke, welche ihm beinahe das Blut in den Adern gefrieren ließ: „Wohl getan, Sterblicher, daß Ihr Euch hierher begeben habt, um Eurem Meister zu dienen. Zwar seid Ihr unbedeutend und winzig, aber Euer Tun wird doch von großem Nutzen für mich sein.“

„Nein.“ Ezachiels Antwort erklang klar und rein und schien den Daedra völlig zu überrumpeln, da erst keine Erwiderung folgte; für kurze Zeit herrschte eine Stille wie im Auge eines Zyklons. Dann aber erklang wieder die tiefe und uralte Stimme, diesmal bebend vor Zorn und Haß, ihre Vehemenz drohte ihm die Besinnung zu rauben. „DU WURM, DU WAGST ES, MIR ZU WIDERSPRECHEN? ICH KÖNNTE EUCH AUF DER STELLE VERNICHTEN, UND EURE SEELE IN DEN OBLIVION HOLEN, WO SIE AUF EWIG MEIN SKLAVE WÄRE…“ Ezachiel sammelte seine ganze Willenskraft und Konzentration für seine Antwort: „Nein.“ Wieder herrschte Stille, während der er Kraft schöpfte, um fortzufahren: „Ihr solltet es wissen. Aber ich bin bereit Euer Anliegen zu hören.“ Erstaunlicherweise blieb das Donnern der Stimme aus, stattdessen wirkte sie plötzlich ruhig und beherrscht, aber deshalb nicht weniger bedrohlich. „Nun gut, Grauer. Ich akzeptiere. Ihr seid Ezachiel, der Schattengraue, nicht wahr?“ Ezachiels Gesicht wurde fahl, als er dies vernahm, aber er hatte fast damit gerechnet. Der Daedra fuhr fort. „Ja, Grauer, ich besitze einiges an Kenntnis, und auch das Muster Eures feinen Netzes ist mir nicht verborgen geblieben. Da es mir aber mehr nützt denn schadet, werde ich nichts dagegen unternehmen. Allerdings bin ich unzufrieden mit dem Zustand meines Tempels, meine Anhänger kommen nicht mehr zu mir, so daß mein Einfluß schwindet. Gerade in der bevorstehenden Zeit der Umwälzung und Veränderung ist dies für mich nicht akzeptabel. Daher wünsche ich einen neuen Schrein und vor allem eine neue Statue an Land, an einem Ort an dem meine Anbeter mir huldigen können, in einer Form, welche mir angemessen ist. Ich biete Euch dafür Goldbrand, eine einzigartige Klinge von großer Macht.“ „Ihr solltet wissen, daß mich dieses Angebot nicht verlockt, da ich dem Kriegshandwerk abgeneigt bin, genauso sollte Euch klar sein, daß ich auf anderes aus bin – auf Wissen.“ Als wieder die Stimme Boethiahs ertönte, schwang erneut leichter Ärger und – Belustigung mit: „Zwar ist es fast eine Beleidigung, daß Ihr meine Gabe zurückweist, aber es ist auf der anderen Seite schon wieder unterhaltsam, daß Ihr ausgerechnet mich, der Herr des Verrates genannt wird, um Informationen ersucht. Ich bin einverstanden, wie stellt Ihr Euch das Geschäft vor?“ In Ezachiels Gedanken formte sich eine Antwort: „Nun, ich gebe Euch mein Wort, ich werde die Errichtung einer Euch geweihten Statue in das Muster einbeziehen und nötigenfalls selbst dafür Sorge tragen, daß dies vor der Zeit der Umwälzung geschieht. Dafür gebt Ihr mir einen Hinweis auf die Quelle der Störung des Musters sowie auf die notwendigen Werkzeuge zur Durchführung meiner Aufgabe.“ „Gut gehandelt und akzeptiert, Schattengrauer.“ Der Daedra klang zufrieden. „Nun denn, höret: Die Störung des Musters geht von einer unbeweglichen Quelle aus, deren Geist aber mit der Schnelligkeit eines Skorpions zuschlägt. Ihr benötigt den Biß der Spinne, den Willen des Wahnsinns, einen gefallenen Helden und eine Perle, um Eure Aufgabe zu erfüllen. Außerdem müßt Ihr den Tod suchen und besiegen, von dem Ihr selbst ein Teil seid. Mehr darf ich Euch nicht sagen. Haltet Euer Wort, Ezachiel DeLarean.“

Dem Altmer war klar, daß hiermit die Unterredung beendet war, und langsam nahm er auch seine Umgebung wieder wahr – keine Sekunde zu spät, bemerkte er doch erst jetzt, mit bereits schmerzenden Lungen und schwindenden Sinnen, daß sein Zauber verflogen war und er drohte zu ertrinken. Schnell erneuerte er ihn und strebte nun zügig zur Wasseroberfläche. Mit Erleichterung stellte er fest, daß das Schiff tatsächlich auf ihn gewartet hatte, und kletterte mit Hilfe zweier Matrosen, deren Blicke eindeutig zeigten, daß sie an seinem Geisteszustand zweifelten, an Bord. Nun verlangte sein Körper seinen Preis, und die Erschöpfung, welche seine Unterwassereskapade verursacht hatte, ließ ihn langsam auf Deck sinken, und nur seine Willenskraft verhinderte, daß seine wackligen Knie unter ihm nachgaben und er lang hinschlug. Schwer atmend lehnt er an der Reling, in Gedanken bei dem soeben erlebten – hatte er wirklich einem höheren Daedra widersprochen? Er wußte von zahlreichen Akolythen und auch einigen Meistern, welche bei dem Kontakt mit den mächtigen Ahnengeistern zu Schaden gekommen waren, insbesondere wenn es sich um so gefährliche wie Boethiah, Molag Bal oder gar Sheogorath handelte.
 

Bragan Benigaris

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Einige Jahre vor Therion Nacars Ankunft auf Vvardenfell in der Provinz Schwarzmoor

Jäger-der-Sümpfe lag gut verborgen im hohen Sumpfgras unter zwei Schwarzdornbüschen und beobachtete die imperialen Soldaten bei ihrem vorsichtigen Vorrücken in das Gebiet des Schwarzmoores. Es war eine ganze Kohorte, welche sich schwerbewaffnet in die Sümpfe aufgemacht hatte, um eine argonische Siedlung für die Unterstützung von Aufständischen zu bestrafen.
Die kaiserliche Legion galt als schlagkräftigste militärische Einheit ganz Tamriels, auf dem Schlachtfeld so gut wie unbesiegbar, und war einer der Grundpfeiler der imperialen Macht der Herrscher in Cyrodiil. Der Erfolg dieser Truppe lag weniger an der Kampfkraft der einzelnen Soldaten, sondern an der hervorragenden Disziplin, dem taktisch überlegenem Einsatz der verschiedenen Truppengattungen und Formationen und dem überlegten Einsatz hervorragend ausgebildeter Unteroffiziere – welche ebenso wie die Mannschaften Berufssoldaten auf 25 Jahre waren. Aber in dem tückischen und unüberschaubarem Gelände der Sümpfe, mit ihren kaum wahrnehmbaren, bodenlosen Schlammlöchern, welche einen schwergepanzerten Legionär erbarmungslos in die Tiefe zogen, dem häufig über dem Land liegenden Nebelschwaden, welche die Fernkämpfer so gut wie nutzlos machten und dem schwer passierbarem Gelände, das den Einsatz von Kavallerie von sich aus verbot, stieß die Legion an die Grenze ihrer Möglichkeiten. Hinzu kam, daß die Argonier sich zu Meistern des Guerilla-Kampfes aus dem Hinterhalt entwickelt hatten und das Gelände auf Grund ihrer natürlichen Fähigkeiten zu ihrem Vorteil zu gebrauchen verstanden. Zu einer echten militärischen Katastrophe hatte es sich für die kaiserlichen Truppen entwickelt, als ein neuer, bisher unbekannter Anführer begonnen hatte, die Aktionen der verstreuten Rebellengruppen zu koordinieren und ein leistungsfähiges Spionage- und Aufklärungsnetz entwickelt hatte, welches über jeden Schritt eines imperialen Soldaten scheinbar bestens informiert war. Zwar hatten die Kaiserlichen jede erdenkliche Anstrengung unternommen, das Geheimnis um die Person dieses Anführers zu lüften und seiner habhaft zu werden, jedoch waren ihre Bemühungen bisher erfolglos geblieben. Nur wenige Rebellen kannten „Tanz-der-Nacht“ persönlich und so konnten auch Gefangene keine Informationen weitergeben.

Während Jäger-der-Sümpfe die imperialen Soldaten nicht aus den Augen ließ, gab er mit Handzeichen seinen Leuten die nötigen Anweisungen, um die Falle zuschnappen zu lassen. Als sich der Mittelteil der auseinandergezogenen Truppe des Feindes auf einem schmalen Pfad zwischen tiefen Wasserlöchern befand, gab er das Zeichen zum Angriff und seine Leute, welche knapp unter der Wasseroberfläche gelauert hatten, zogen mit Hakenstangen die schwergerüsteten Legionäre in die dunklen Wasser. Die verbliebenen Soldaten, versuchten eine Abwehrformation einzunehmen, aber auf dem schmalen und abschüssigem Pfad war dies schwierig, so daß sie sich schwertaten, sich gegen die schnellen Speerangriffe der flinken Argonier zu verteidigen. Diese Taktik war schon dutzende Male angewendet worden, aber diesmal hatte Jäger-der-Sümpfe ein ungutes Gefühl. Irgend etwas stimmte nicht, und seine Befürchtungen bewahrheiteten sich, als hinter seinen Leuten plötzlich schwarzgewandete Gestalten auftauchten, welche auf dem Wasser zu laufen schienen, und den Argoniern in den Rücken fielen. Unter dem Angriff der Unbekannten fiel ein Teil seiner Truppen, der andere tauchte in die dunklen Tiefen der Wasserlöcher, um sich neu zu formieren. Eine ebenfalls erprobte und bewährte Taktik, doch dieses Mal erwies es sich als tödlicher Fehler. Die unbekannten Angreifer erhoben sich mittels Levitationszauber in die Luft und bisher verborgene Soldaten kippten Fässer mit einer schillernden Flüssigkeit auf die Oberfläche der Tümpel, in welchen sich die Argonier verbargen und setzten sie mit Fackeln in Brand. Das Öl, wie er vermutete, fing sofort Feuer und ein Flammenmeer breitete sich über die Sumpflandschaft aus. Vor Entsetzen erstarrt beobachtete Jäger-der-Sümpfe, wie seine Leute in einer Falle aus Wasser und Feuer gefangen waren und vor der grausigen Wahl standen, entweder jämmerlich zu ertrinken oder in den Flammen grausig zugrunde zu gehen. Die wenigen, welche der Falle mehr oder weniger unbeschadet entkommen konnten, wurden von neu hinzugekommenen Legionären gefangengenommen oder bei Gegenwehr niedergemacht. Das ganze Geschehen war derart schnell vor sich gegangen und die Aktion war mit einer Raffinesse und Präzision geplant wie ausgeführt worden, daß der Argonier erst wieder aus seiner durch Verblüffung und grausamer Faszination verursachten Erstarrung erwachte, als er bereits von einem halben Dutzend Soldaten umringt war. Noch unter dem Schock des erlebten stehend ließ er sich widerstandslos festnehmen und zu der Handvoll zusammengetriebener Gefangener bringen.

Antonius Clavius, Hauptmann der „Gladius Septimae“ war sehr zufrieden mit dem Verlauf des ersten Gefechtes seiner Einheit mit den Rebellen, auch wenn er dies nach außen hin nicht zeigte. Seinen Leuten, die froh waren, die schwarze Vermummung ablegen zu können spendete er nur ein knappes „Gut gemacht, kann man aber noch verbessern“, trotzdem verstanden diese wortlos, daß er zufrieden war. Es war die Feuerprobe für die neu aufgestellte Truppe aus Spellswords und Elitekämpfern der Legion, welche im Jahre währenden Kampf zwischen Imperium und den Argoniern nun den entscheidenden Durchbruch bringen sollte. Aufgestellt als kampf- wie zauberstarke Einheit lehnte sie sich an die Tradition der kaiserlichen Kampfmagier an, bevorzugte aber im Gegensatz zu diesen leichtere Armierung und flexiblere Taktiken im Zusammenspiel mit anderen Truppenteilen des Imperiums.
Im zurückliegenden Gefecht hatte es lediglich zwei leicht Verletzte gegeben und es war gelungen, eine Handvoll Argonier als Gefangene zu nehmen, unter ihnen der Anführer des Trupps, wie es schien. Nachdem die Rebellen durch die Führung eines neuen Kommandierenden in jüngster Vergangenheit zahlreiche militärische Erfolge erzielt und damit die Legion in arge Bedrängnis gebracht hatten, war dies ein erstes Anzeichen für eine erneute Wende des Kriegsglücks. Vielleicht gelang es ja, den Gefangenen genügend Informationen zu entnehmen, um des neuen, sehr fähigen Anführers habhaft zu werden. Damit wäre der sehr verlustreiche Krieg vermutlich innerhalb weniger Monate beendet.

Ohne auch nur mit der Wimper zu zucken bohrte die schwarzgewandete Gestalt das glühende Eisen in das malträtierte Fleisch des Argoniers. Die Kreatur hielt seine Schreie so lange als möglich zurück, aber die Kunst des Folterknechts führte bald dazu, daß sie hohe, schrille Laute des Schmerzes von sich gab, wie sie von keinem lebenden Wesen bekannt waren. Die Folter dauerte bereits eine gute Stunde, würde aber nicht enden, bevor nicht die gewünschten Informationen aus dem Opfer herausgeholt worden waren oder es gänzlich seinen Verstand verlor. Denn die hohe Kunst der Folter sorgte dafür, daß der Lebensfunke trotz aller Schmerzen länger erhalten blieb, als selbst der stärkste Geist die Schmerzen ertragen konnte. Gleichzeitig sorgten die gut vernehmbaren Laute der Gefolterten bei ihren Mitgefangenen in den Zellen dafür, daß deren Widerstandskraft bereits vor Beginn ihres eigenen Leidens geschwächt wurde. Das einzige Problem war, daß selbst die raffinierteste Folter keine Informationen herauslocken konnte, welche die Opfer schlicht nicht besaßen. Daher setzte Antonius Clavius große Hoffnungen in den gefangenen argonischen Offizier, da es den kaiserlichen Truppen seit dem Auftauchen dieses neuen Anführers keines wirklich bedeutsamen Mitglieds des Widerstandes hatten habhaft werden können. Das einzige, was die imperialen Agenten in Erfahrung gebracht hatten, war die Angabe, daß es sich bei diesem geheimnisvollen Anführer nicht um einen Argonier handelte. Sein Gedankengang wurde durch einen eintretenden Legionär unterbrochen. „Hauptmann, eine Meldung von Pius Severus. Das Dorf, das die Aufständischen unterstützt hat, wurde wie befohlen dem Erdboden gleichgemacht. Außerdem läßt er ausrichten, daß er alle Bewohner hat töten lassen, um ein Exempel zu statuieren.“ Bei dem letzten Satz der Meldung zogen sich Antonius’ Augenbrauen zusammen und sein Blick wurde hart und zornig, so daß der Bote unwillkürlich einen Schritt zurücktrat. „WAS HAT ER GETAN?“ Rechtzeitig kam es ihm in den Sinn, daß er nur den Überbringer der Botschaft vor sich hatte und fuhr beherrscht, aber mit zornigem Unterton fort: „Damit hat er sowohl seine Befehle als auch seine Befugnisse überschritten. Melden Sie ihm, daß er sich unverzüglich zum Rapport einfinden soll. Wegtreten.“ Nachdem sich der Legionär sichtlich erleichtert zurückgezogen hatte, packte Antonius wieder die Wut und er ergriff den nächstbesten Gegenstand – einen Weinkelch – und schleuderte ihn an die Wand, wo er in zahlreiche Einzelteile zersprang. „Dieser himmelschreiende Idiot. Er hat aber auch gar nichts kapiert.“ Obwohl er eigentlich keine Antwort erwartete, antwortete eine ruhige Stimme hinter ihm: „Das ist richtig. Er hat aber keine Gelegenheit, dies zu bereuen, denn er ist tot.“ Erschrocken fuhr er herum, die Hand am Schwertgriff. Aber er kam nicht mehr dazu, seine Waffe zu ziehen, denn eine schwarz gewandete Gestalt versetzte ihm mit einem Panzerhandschuh einen Schlag ins Gesicht, so daß ihm die Sinne schwanden.
Als er wieder zu sich kam, lag er mit Lederschnüren gefesselt und geknebelt am Boden seines Quartiers. Vor ihm saß breitbeinig ein dunkel gekleideter, weißhaariger Altmer auf einem umgedrehten Stuhl, die Arme auf dessen Lehne verschränkt, und musterte ihn mit einem neugierig-lauernden Gesichtsausdruck. „Eigentlich wollte ich Euch töten, Hauptmann.“ Die Stimme war die gleich, die er vor dem Schlag ins Gesicht vernommen hatte. Ruhig, gelassen, aber von einer tödlichen Willenskraft beseelt, die ihn erschauern ließ. „Ursprünglich kam ich hierher um denjenigen zur Rechenschaft zu ziehen, der den Befehl gab, die Bewohner des Dorfes Bei Den Jungen Bäumen niederzumetzeln. Durch diese Tat wurden meine Bemühungen gänzlich zunichte gemacht, die geistigen Führer des Aufstandes von der Notwendigkeit zu überzeugen, Verhandlungen über einen Waffenstillstand zu führen. Aber wie es scheint, habe ich den Schuldigen bereits seiner gerechten Strafe zugeführt.“ Bei diesen Worten wirkte der Fremde etwas niedergeschlagen. „Es ist schon eine Ironie des Lebens, wie die Taten einzelner das Schicksal ganzer Völker beeinflussen können.“ Mit diesen Worten erhob er sich, ging zur Tür und öffnete diese leise, um hinauszuschlüpfen. In diesem Moment erklang wieder der Schrei des Gefolterten und er verharrte in seiner Bewegung. Abrupt wandte er sich um, in seiner Hand erschien plötzlich ein gefährlich aussehender schwarzer Dolch und er ging schnellen Schrittes auf Antonius zu. Dieser beobachtete wie in Trance die scharfe Klinge wie sie sich ihm langsam nähert und schließlich unter die Lederschnüre fuhr und diese durchtrennte. „Die Argonier nennen mich „Tanz-der-Nacht“, bei meinem Volk werde ich nur noch „Brudermörder“ genannt, während ich selbst Therion Nacar bevorzuge. Damit habt Ihr das, was Ihr wissen wolltet. Also könnt Ihr dieses abscheuliche Schauspiel in Eurem Kerker ebensogut beenden.“ Mit diesen Worten ging er wieder zur Tür, lauschte kurz und schlüpfte dann ohne ein Geräusch zu verursachen hinaus. Es vergingen einige Augenblicke, bis Antonius seine Überraschung überwunden hatte. Eilig streifte er die durchtrennten Schnüre ab, erhob sich und stürzte zur Tür. Er nahm aber nicht die Verfolgung auf, sondern rannte hinab in den Kerker…

In der gleichen Nacht traf ein Bote ein, welcher die Meldung überbrachte, daß Pius Severus und einigen seiner Soldaten von einem unbekannten Attentäter getötet worden war. Die Tat war ausgeführt worden, ohne daß die Truppe etwas bemerkt hatte, was auf die Beteiligung der Dunklen Bruderschaft hindeutete, da dies nur einem talentierten Assassinen gelingen konnte. Nachdem der Name des bisher unbekannten militärischen Anführers des Aufstandes in Erfahrung gebracht worden war, verurteilte ein Militärgericht unter Vorsitz von Antonius Clavius die gefangenen Rebellen zu mehrjährigem Dienst auf der Galeere, was von einigen Offizieren mit Verwunderung zur Kenntnis genommen wurde, waren doch bisher Gefangene ohne Verhandlung hingerichtet worden.
 
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Bragan Benigaris

Korsar und Kavalier
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Ezachiel in Gnaar Mok

Bis das Schiff in Gnaar Mok anlegte, hatte sich Ezachiel von seinem Unterwasserausflug so weit erholt, daß er sich nicht mehr auf die Reling stützen mußte. Trotzdem fühlten sich seine Knie derart weich an, daß er Mühe hatte, ein Zittern zu unterdrücken. Er verabschiedete sich von dem Kapitän und der Mannschaft, welche ihn seit dem Tauchgang mit Blicken ansah, die eine Mischung aus Bewunderung und Zweifel über seinen Geisteszustand ausdrückten. Während er langsam den hölzernen Weg entlangschritt betrachtete er die ärmlichen Fischerhütten, welche sich nicht groß von denen in Hla Oad unterschieden, genauso wie die mißtrauischen Blicke, welche ihn auf seinem Weg verfolgten. Da er aber nicht gedachte, hier länger als notwendig zu verweilen, kümmerte er sich nicht groß darum.

Nach kurzem Suchen hatte er auch schon die Hütte gefunden, in welcher sich der Camonna Tong Anführer aufhielt. Erst jetzt kam es ihm in den Sinn, daß er sich noch keinerlei Gedanken darüber gemacht hatte, wie er diesen davon überzeugen wollte, daß er Ahnassi in Ruhe ließe. Wenn er an seine bisherigen Erfahrungen mit den Dunmern dachte, zweifelte er an einer diplomatischen Lösung. Seine Gedankengänge wurden von einem plötzlichen Tumult in der Hütte unterbrochen und das abrupte Öffnen der Tür nötigte ihn zu einem eiligen Zurückweichen, wollte er ernsthaften Schaden an seiner aristokratischen Nase vermeiden. Bevor er sich zu seiner Geistesgegenwart selbst beglückwünschen konnte, schoß eine kleine, schmale Gestalt aus der dunklen Öffnung der Tür und kollidierte mit dem Altmer, was dazu führte, daß beide zu Boden stürzten. Sogleich erschien eine weitere Person im Türrahmen, ein grimmig aussehender Dunmer, packte den kleinen Jungen am Kragen, bevor dieser sich aufrappeln konnte und riß ihn brutal in die Höhe. „Hab’ ich Dich, Du kleine Ratte. Dir wird es jetzt auch nicht besser ergehen als Deiner Mutter. Vielleicht finden wir ja einen Abnehmer für Dich, ansonsten haben wohl nicht einmal die Fische genug an Dir zu knabbern.“ Erst jetzt konnte Ezachiel erkennen, daß das dunkle Gesicht des Buben vor Dreck und Tränen verschmiert war und er in kaum anderes als Lumpen gekleidet war. Als der Dunmer dem Jungen einen Schlag versetzen wollte, sprang er mit einer eleganten Bewegung auf und versetzte ihm einen schnellen und harten Schlag ins Gesicht. Der Angegriffene taumelte zurück und lockerte seinen Griff, so daß Ezachiel das Kind von ihm wegreißen konnte. „Lauf weg, Kleiner“ flüsterte er ihm noch zu, bevor er sich wieder an den erwachsenen Dunmer wandte. Dieser hielt sich die blutende Nase, während er der herbeieilenden Wache ein Zeichen gab, woraufhin diese ihre unterbrochene Patrouille wieder fortsetzte. Den Altmer interessierte es nicht, ob der Wachmann bestochen war oder nicht, als er sich mit ruhiger Stimme an den Dunmer wandte: „Auch wenn Worte Euch gegenüber verschwendet sind, möchte ich Euch dazu auffordern, in Zukunft diesen Kleinen und eine Khajiiti namens Ahnassi in Ruhe zu lassen. Andernfalls habt Ihr die Konsequenzen zu tragen.“ Sein Gegenüber grunzte nur und wandte sich ab, nur um in einer blitzschnellen Bewegung einen Dolch zu ziehen und zuzustechen. Ezachiel, der dies erwartet hatte, wich der auf seinen Bauch gerichteten Waffe aus, nur um festzustellen, daß inzwischen zwei von Daren Adryns, wie er annahm, Freunden erschienen waren, die auch sogleich mit Magie und Stahl in den Kampf eingriffen. Während sich ein Wurfmesser in seine Schulter bohrte, traf ihn ein Schockstoß aus der Hand eines Zauberkundigen. Noch bevor er sich von davon erholt hatte, wirkte die Magierin einen Paralyse-Zauber, welche seine Muskeln erstarren ließ und jegliche Bewegung verhinderte. Genügend Zeit für die Camonna Tongs, um ihn zu umringen und auf ihn einzuschlagen. Kaum ließ die Wirkung des Zaubers nach, brach Ezachiel blutüberströmt zusammen und verlor die Besinnung.

Als er nach einiger Zeit wieder zu sich kam, konnte er kaum die von geronnenem Blut verklebten Augen öffnen, und die Schmerzen seines mit mehr oder weniger tiefen Schnitten, Prellungen und Wunden übersäten Körpers ließen ihn leise aufstöhnen. Bei allem Unglück hatte er wohl noch Glück gehabt, schien doch kein Knochen gebrochen, noch eine Wunde so tief, daß sie dauerhaften Schaden hinterlassen hätte. Jedoch war er durch den Blutverlust geschwächt, außerdem lag er gefesselt und geknebelt in einem finsteren und wohl verschlossenen Lagerraum, hilflos seinen Peinigern ausgeliefert. Um Zauber zu wirken brauchte er seine Stimme oder seine Hände frei, am besten beides, aber trotz einiger Versuche konnte er keinen Weg finden, die Fesseln oder den Knebel abzustreifen oder gar zu lockern. Nachdem er sich einige Zeit vergeblich abgemüht hatte, gab er sein Unterfangen auf und verfiel in einen leichten Dämmerschlaf, erschöpft von dem Kampf und den permanenten Schmerzen. Nach einiger Zeit erwachte er von einem leisen Rascheln, und stellte fest, daß die Stimmen in der wohl über dem Lagerkeller gelegenen Hütte verstummt waren. Er hatte zwar jegliches Zeitgefühl verloren, aber es mußte inzwischen Nacht sein. Vermutlich waren sie zu Bett gegangen oder nutzten die Dunkelheit für ihre unlauteren Machenschaften. Wieder schalt er sich selbst einen Narren, daß er ohne jegliche Vorbereitung in die Falle gestolpert war, als er erneut das Geräusch hörte, das ihn geweckt hatte. Es war aus einem Luftschacht gekommen, welcher sich in der Nähe seines Liegplatzes befand, und als sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, erkannte er eine schmale Gestalt, welche sich aus dem engen Schacht wand. Er registrierte mit Erleichterung daß sie sowohl zwei Beine und Arme besaß und es sich somit weder um eine Ratte noch um irgendeinen Riesenkäfer handelte. Wegen der geringen Größe mußte es sich um ein Kind handeln, und als sie sich langsam näherte, wußte er plötzlich, daß es sich um den kleinen Jungen handelte, dem er zuvor geholfen hatte. „Psst, Altmer, bist Du wach?“ erklang auch schließlich dessen leise Stimme. In Ermangelung anderer Kommunikationsmöglichkeiten verlegte er sich auf ein bejahendes „Hmhmpf“ welches durch den Knebel noch gedämpft wurde. Aber sein Retter verstand ihn auch so, kroch schnell näher und entfernte den Knebel. „Haben sie Dir sehr wehgetan?“ „Nein, es geht. Kannst Du meine Fesseln irgendwie lösen?“ „Ja, ich habe ein Messer dabei.“ Gesagt, getan, der Kleine säbelte kurz und zu Ezachiels Erleichterung ohne ihn zu schneiden an den Fesseln herum und bald konnte er seine schmerzenden und steifen Glieder wieder bewegen. Trotz aller Willenskraft entfuhr ihm ein kleines Stöhnen, als das zuvor abgeschnürte Blut wieder ungehindert in seinem Körper zirkulieren konnte. Er wirkte einen Heilzauber auf sich selbst, bevor er sich an seinen kleinen Lebensretter wandte: „Vielen Dank, mein Junge. Wenn ich Dir dies irgendwie vergelten kann…“ „Ich will meine Mama wiederhaben“, flüsterte der Kleine traurig zurück. „Sie haben sie entführt.“ Tränen schimmerten in seinen großen dunklen Augen. Wie er so dastand, klein und verletzlich, und mit seiner Angst und seiner Trauer kämpfte, eroberte er gänzlich Ezachiels Herz, dem ein dicker Kloß im Halse steckte und der mit seiner sanft über die strubbeligen Haare strich. „Keine Angst, wir werden sie wiederfinden und befreien, das verspreche ich Dir!“ Er wollte noch mehr sagen, aber von oben erklangen plötzlich Stimmen und Schritte. „Schnell, versteck Dich!“ Noch bevor die Falltür geöffnet wurde, hatte sich der kleine Junge zwischen mehreren Säcken mit Salzreis versteckt. Ezachiel wob derweil ein Netz magischer Energien um seine eigene Gestalt und zwang mehrere niedere Daedras in eine feste Form – innerhalb weniger Augenblicke hatte sich der geschundene Altmer in einen finsteren Krieger in daedrischer Rüstung mit einer großen Kriegsaxt verwandelt. Um seinen Gegnern diesmal möglichst wenig Vorteile zu überlassen wirkte er noch einen Unsichtbarkeitszauber, welcher ihm den ersten Schlag gewähren sollte.

Als das Licht einer Fackel durch die geöffnete Falltür fiel, lag der Kellerraum scheinbar ruhig und verlassen da. Zwei Dunmer stiegen herab und gingen auf den vorherigen Liegeplatz ihres ehemaligen Gefangenen zu. Erst einige Schritte vor der einfachen Schilfmatte, auf welcher er gelegen hatte, bemerkten sie, daß etwas nicht stimmte, als nur noch die durchschnittenen Lederschnüre und der Knebel dort lagen. Aber da war es für die Magierin bereits zu spät. Sie nahm noch kurz eine Bewegung wahr, bevor sie von einer finsteren Gestalt mit einer Axt beinahe in zwei Teile gespalten wurde. Der Dunmer in Netchlederrüstung fuhr herum, und stieß bei dem Anblick seiner toten Gefährtin und dem Wesen, das aus dem Oblivion zu stammen schien einen langgezogenen Schrei aus und floh in Richtung Falltür. Kurz vor der Stiege strauchelte er, und krabbelte in Panik vor der sich gelassenen Schrittes nähernden Gestalt auf die rettende Öffnung zu. Bevor er aber diese erreichen konnte, spürte er eine sanfte Berührung am Rücken und sein panischer Schrei brach abrupt ab, als seine Muskeln ihren Dienst versagten und er gelähmt auf den Stufen zusammenbrach. Ezachiel zog ihn von der Leiter und stieg schnellen Schrittes nach oben, wo er bereits von seinen Feinden erwartet wurde. Diesmal aber prallten Dolch und Wurfmesser wirkungslos an dem daedrischen Panzer ab und ein schneller Hieb mit der messerscharfen Axt ließ Daren Adryn kampfunfähig und vermutlich schwer verwundet zusammensacken, während seine Kollegin ihr Heil in der Flucht suchte. Nur einen Schritt von der Tür der Hütte entfernt erfüllte plötzlich ein helles Licht den Raum und ihre Beine versagten ihr plötzlich den Dienst. Völlig ausgelaugt stürzte sie zu Boden, schwer atmend wie nach einem mehrere Meilen langen Dauerlauf. Ihre Finger gruben sich in den Boden und sie versuchte sich mit enormer Willenskraft zur Tür hinzuziehen, als sie plötzlich zwei schwarze Panzerstiefel mit blutroten daedrischen Runen neben sich wahrnahm. Schnell drehte sie sich auf den Rücken und hob flehend ihre Hände, um den tödlichen Hieb abzufangen, aber Ezachiel stand nur ruhig neben ihr, die Hände leer und musterte sie durch die kleinen Sehschlitz des daedrischen Helmes. „Bitte… nicht…“ hauchte die Frau, „was…?“ „Die Mutter des kleinen Jungen, der gestern aus der Hütte gerannt ist, wo ist sie?“ Ezachiels Stimme klang kalt und verzerrt durch den Helm und erfüllte sie mit Grauen – was er natürlich bezweckte. Er hatte nicht vor, sie zu töten, er hatte auch die Magierin im Keller nicht töten wollen, aber sie war der gefährlichste Gegner des Quartetts gewesen und es gab wenige Mittel, welche einen Zauberkundigen zuverlässig dauerhaft daran hindern konnten, seine Macht anzuwenden – eines der effektivsten war der kalte Stahl einer Klinge. „Die Mutter des Kleinen… Areyne Ferlayne… wurde von Daren Adryn auf eine Plantage verkauft … weiß nicht auf welche… bitte. Mit einer kleinen Handbewegung und kurzen magischen Silben versetzte Ezachiel die Frau in einen magischen Schlummer, aus dem sie erst nach einiger Zeit wieder erwachen würde und wandte sich nun Daren Adryn zu.

Als er vor dem Schwerverletzten stand, war seine magische Rüstung und die mörderische Waffe wieder verschwunden, und er war wieder nur in seine gehärtete Netchlederrüstung gewandet, hielt keine Waffe in der Hand, und trotzdem war ersichtlich, daß er nun Herr über Leben und Tod seines Feindes war. Der Axthieb hatte eine tiefe klaffende Wunde im Leib des Dunmers, der in einer großen Lache seines eigenen Blutes lag, hinterlassen, aus der langsam aber unaufhaltsam dessen Leben zerrann. Es war klar, daß er, wenn er nicht schnell magische Hilfe bekäme, dies nicht überleben würde – sein brechender Blick war trotzdem fest auf Ezachiel gerichtet. Dessen Stimme war ruhig, aber kalt, als er zu dem am Boden liegenden sagte: „Hör mir gut zu, Camonna-Tong-Abschaum. Du WIRST mir jetzt sagen, an wen Du die Mutter des kleinen Jungen verkauft hast, und dann WIRST Du mir nicht wieder unter die Augen kommen – das betrifft außerdem sowohl die Familie des Kindes, als auch die Khajiiti Ahnassi, ist das klar.“ Bei den Worten funkelten seine goldfarbenen Augen wie Edelsteine. Der geschwächte Daren Adryn nickte und sprach mit schwacher Stimme: „Nicht verkauft – verschenkt habe ich die Frau, sie war hübsch deshalb habe ich sie an Navel und Ranes übergeben, die Gesandten von Orvas Dren. Was sie mit ihr gemacht haben, weiß ich wirklich nich’.“ Ezachiel sah ihn noch einen Augenblick scharf an, dann kniete er nieder und sprach einen Heilzauber, welcher den Blutverlust stoppte und das Überleben des Dunmers wohl sicherte. Als er aufsah, erblickte er den kleinen Jungen, der am Rand der Falltüre kauerte und ihn ängstlich-hoffnungsvoll anblickte. Schnell erhob er sich, ging zu ihm hin und nahm ihn hoch. Mit dem Kleinen auf dem Arm verließ er die Hütte, aber nicht ohne sich noch einmal umzuwenden: „Sollte einer von Euch noch einmal meinen Weg kreuzen, wird er ohne weiteres Federlesen der Gerechtigkeit zugeführt, wie diese auch aussehen mag.“

Als sie das Dämmerlicht der Hütte verlassen hatten und in der Morgensonne durch Gnaar Mol liefen, fragte er seinen neugewonnenen Begleiter: „Wie heißt Du, Kleiner?“ „Nels – wie mein Papa.“ „Nels?“ erwiderte der Altmer verwundert. „Ja, er ist Räuber und ein Taugenichts, hat Mama gesagt.“ „Moment“, Ezachiel blickte ihn verblüfft an, „zufällig Nels Llendo, der in der Nähe von Pelagiad lebt? DAS ist dein Vater?“ „Ja“, antwortete Nels arglos, „warum? Kennst Du ihn?“ „Äääh, ja, äh, könnte man so sagen.“ Nun war es an Nels’ Reihe zu fragen: „Und wie heißt Du?“ „Ezachiel.“ „EE-ZS-AA-CHCH-IE-E-L. Das ist aber ein schwerer Name. Ich wird’ Dich Eza nennen“, beschloß der Kleine kurzerhand. Ezachiel blieb nichts anderes, als sich zu fügen: „Ähem, also gut, meine, äh, Großneffen nennen mich auch so, dann… wollen wir uns mal aufmachen, Deine Mama zu suchen.“ „Was sind Großneffen?“ „Öh, die Enkel meiner Stiefgeschwister… oder so. Auf alle Fälle auch so kleine, neugierige Knirpse wie Du.“ „Stiefgeschwister?“ „Ja, Bruder und Schwester meines Stiefvaters…“ „Wenn die schon Enkel haben, sind sie ja schon Oma und Opa… dann bist Du aber auch ganz schön alt, oder?“ „Tja, etwa 200 Jahre – wieso?“ Anstatt einer Antwort schaute Nels ihn nur neugierig an. „200 Jahre ist alt, aber Onkel Div ist noch vieeeel älter als Du, mindestens 1000 Jahre alt.“ „Div?“ „Eigentlich heißt er D-II-VW-AA-EI-TT, aber das ist auch zu schwer, deshalb nenn ich ihn bloß Div.“ „Du scheinst ja eine ebenso interessante Familie zu haben wie ich – jetzt machen wir uns aber wirklich mal auf, um Deine Mutter zu suchen.“ Und mit diesen Worten bestiegen sie ein Drachenschiff, um das ungastliche Gnaar Mok so schnell wie möglich zu verlassen.
 

Achilleus

Heros
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Eine dunkle Gestalt schritt vorsichtig durch die Felshöhle, die von dem flackernden Licht der Fackel in seiner Hand eher schlecht als recht erleuchtet wurde und die gepflegten Züge eines Dunmers enthüllte. Beinahe wäre der Dunmer über einen losen Stein auf den Boden gestolpert und ein Fluch entrang sich seinen Lippen. Er hielt abrupt inne als eine Stimme seitlich ertönte. „Das ist weit genug.“ Aus der Dunkelheit schälte sich eine Silhouette, die darauf bedacht war stets im Schatten der Fackel zu bleiben. Der Dunmer atmete tief durch und richtete das Wort an den Neuankömmling. Das Beben in seiner Stimme ließ deutlich seine Aufregung erkennen. „Warum mussten wir uns an diesem trostlosen Ort treffen? Hier kann man sich ja das Genick brechen!“ Als sein Gegenüber nicht reagierte, seufzte der Dunmer und fuhr fort. „Es ist alles wie ihr es geplant habt verlaufen. Aleas wurde verhaftet und sein Sohn ist auf einer Selbstmordmission. Unter den Ratsherren herrscht Unsicherheit und Uneinigkeit. Wenn ich dann in den Rang eines House Fathers aufgestiegen bin und den Übergriffen bei Maar Gan mit eurer Hilfe beendet habe, werde ich sicher in den Rat berufen und wir können uns endlich auch der Ratsherren annehmen, die den heiligen Tempel aus unserem Haus zurückdrängen wollen....“ Der Dunmer unterbricht sich, als er hämische Kichern seines Gegenübers vernimmt. „Ihr seid so ein naiver Idiot, Verdrin. Meint ihr wirklich wir würden das Haus Redoran in den Armen des Tempels sehen wollen? Wo es stärker wäre als zuvor?“ Die Schattengestalt machte einen Schritt auf Verdrin zu und ihre roten Augen schienen im Fackellicht fast zu glühen. Verdrin wich mit panisch aufgerissen Augen einen unsicheren Schritt zurück. „Aber... ihr habt gesagt....“ presste er mühsam heraus. Die Schattengestalt machte einen schnellen Schritt auf den verwirrten Dunmer zu, packte ihn an der Schulter und zischte ihm ins Ohr: „Und ihr habt mir geglaubt...“ Verdrin spürte einen Schlag gegen die Brust und einen stechenden Schmerz, der sich in seinem ganzen Körper ausweitete. Die Fackel viel prasselnd zu Boden. Verdrins Blick verschwamm und er spürte Blut aus seinem Mundwinkel tropfen. Wie in Zeitlupe sank er zusammen und sein letzter Blick fiel auf den Dolch, der tief in seiner Brust steckte. Auf ihm prangte das Symbol des Hauses Redoran.
 

Veldryn

Strauchdiebin
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Veldan - Sadrith Mora

Der Abend verlief erstaunlich ereignislos, von den üblichen misstrauischen Blicken der Einheimischen abgesehen. Die Elfen blieben nicht mehr lang im Gastraum der Taverne, sondern beschlossen sich früh schlafen zu legen. Noch vor dem Morgengrauen wollten sie aufbrechen und die unfreundliche Stadt der Telvanni hinter sich lassen.
Veldan drehte sich nachts unruhig von einer Seite auf die andere. Ein ungutes Gefühl, fast eine Vorahnung, nagte an ihr, sie konnte es jedoch nicht einordnen. Sie glaubte, Geräusche zu hören… ein Knarren? Leise Schritte?
Träume ich? fragte sie sich. Sie öffnete die Augen und blickte in das Dunkel des Zimmers. Nichts…
Ihr Blickfeld reichte nur vom Bett bis zur Tür, da sie auf der Seite lag. Neben sich hörte sie Dracos ruhige, regelmäßige Atemzüge. Ihre Hand kroch zu ihrem Dolch, den sie griffbereit unter dem Kissen hatte. Langsam drehte sie sich um, um die andere Seite des Zimmers zu betrachten…
"Still." flüsterte eine sanfte Stimme. Veldan spürte kaltes Metall an ihrem Hals und hielt den Atem an. Ihre Hand verharrte in der Bewegung. Ihre Gedanken rasten. Noch ehe sie darüber nachdenken konnte, was sie tun sollte, flüsterte die Stimme erneut.
"Folgt mir."
Veldan erhob sich langsam aus dem Bett. Die Klinge an ihrem Hals folgte jeder ihrer Bewegungen. Sie erblickte Khajiit-Augen, die offenbar zu der sanften, unbekannten Stimme gehörten. Sämtliche Pläne, den in schwarz gekleideten Eindringling zu überwältigen, lösten sich in Luft auf, als Veldan sah, dass er nicht allein gekommen war. Sie erblickte zwei weitere Augenpaare, Dunmer-Augen, die sie wachsam betrachteten. Der Khajiit hielt sie am Arm fest, sein Messer immer auf Veldans Hals gerichtet, und führte sie aus dem Zimmer. Veldan versuchte sich kurz umzublicken, um zu sehen, ob ihr Waldelf-Gefährte ebenfalls aus dem Schlaf gerissen wurde. Sie bemerkte, dass beide Dunmer hinter ihr zurückblieben, konnte aber nicht sehen, ob sie ihre Aufmerksamkeit Draco zuwandten oder sich hinter ihr in Bewegung setzten. Der Khajiit forderte Veldans Aufmerksamkeit zurück, indem er mit seiner Klinge Druck auf den Hals der Dunmer ausübte. Genug Druck, um einen scharfen Schmerz zu verursachen… Veldan fühlte warmes Blut an ihrem Hals herunter rinnen.

Was, im Namen der Drei, passiert hier? Sie überlegte angestrengt. Wer sind diese Typen? Spione für ein feindliches Haus? Angeheuerte Mörder? Cammona Tong? Oder gar Verräter in der Morag Tong? Immerhin sind wir wegen Eno Hlaalus Sohn hier…
Es dauerte eine ganze Weile, bis sie Antworten auf ihre Fragen erhielt. Sie ließ sich aus dem Hintereingang des Gasthauses führen, vorbei an den Docks durch die Nacht, bis hin zu einer kleinen, heruntergekommenen Hütte am Meer. Der Magierturm von Sadrith Mora sowie die Häuser und Geschäfte der Stadt lagen weit hinter ihr. Selbst wenn sie schreien würde, niemand würde sie hören…
Der Khajiit lockerte seinen Griff um ihren Arm keine Sekunde. Das Messer in seiner Hand blieb wo es war, kein Zittern, keine unfreiwillige Bewegung verriet eine Schwäche oder Unaufmerksamkeit. Das sind Profis… dachte Veldan nervös.
In der Hütte angekommen, wurde Veldan unsanft auf einen Stuhl geschoben und gefesselt. Sie wehrte sich nicht – es waren neben dem Khajiit zwei weitere Personen anwesend, eine Dunmer und ein Altmer. Der Altmer trug die Roben eines Magiers, die Dunmer war, wie Veldans Entführer, in Schwarz gekleidet.
"Was gibt Euch das Recht, mich hier festzuhalten? Ich bin eine hochrangige…"
Veldans Worte wurden von einer heftigen Ohrfeige unterbrochen. Mit Mühe unterdrückte sie einen Schmerzlaut und sah der Dunmer, die sie geschlagen hatte, zornig ins Gesicht.
Mit Diplomatie und dem Hinweis auf meine Stellung im Haus Hlaalu komme ich hier wohl nicht weiter…
Die Entführer wussten offenbar sehr wohl, mit wem sie es zu tun hatten. Die Dunmer nahm auf einem Stuhl ihr gegenüber Platz. Der Khajiit blieb neben der Tür stehen, seine wachsamen Augen ständig im Raum umherschweifend. Der Altmer zog eine Phiole aus seiner Tasche und entkorkte sie. Er wirkte gelassen, ruhig, überlegen. Das machte Veldan gegen ihren Willen wütend. Wollen sie mich vergiften? Umbringen hätten sie mich leichter können… dachte sie, als der Altmer auf sie zu trat. Er lächelte und machte eine elegante Handbewegung. Veldan erstarrte. Ein Lähmzauber… Panik stieg in ihr auf. Der Altmer trat an sie heran, zog ihren Kopf ein Stück nach oben und schob ihr die Phiole zwischen die Zähne. Mit Entsetzen spürte Veldan, wie eine ölige, süß-klebrige Flüssigkeit aus der Phiole in ihren Rachen lief. Sie war nicht in der Lage zu schlucken, jedoch sah sie ebenfalls keine Möglichkeit, das Zeug wieder aus ihrem Mund zu bekommen…
Eine erneute Handbewegung – Veldan konnte sich wieder bewegen. Sie begann zu husten, als ihr in ihrem Schrecken die Flüssigkeit die Luftwege versperrte. Der Altmer packte sie am Kragen und hob sie hoch, zusammen mit dem Stuhl, an dem sie gefesselt war. Mit einigen kräftigen Rucken sorgte er dafür, dass die Dunmer auch den Rest der Flüssigkeit verschluckte, anstatt sie auszuspucken. Veldan fühlte sich schwindelig, der Raum schien sich um sie herum zu drehen. Was passiert mit mir? Warum tun sie das?
Der Altmer stellte sie wieder auf den Boden und verschwand irgendwo hinter ihr. Die Dunmer, die das Vorgehen mit einem amüsierten Gesichtsausdruck beobachtet hatte, lehnte sich zufrieden zurück und verschränkte die Arme.
"So." begann sie. "Nun unterhalten wir uns, Veldan Devari."

Veldan starrte die Dunmer an. Ein entsetzlicher Gedanke drängte sich ihr auf… Ein Wahrheitsserum? Was wollen sie von mir? Wenn sie mich nach meinem Auftrag für die Morag Tong fragen… dann könnte alles verloren sein…
Noch immer klammerte sie sich an die Hoffnung, dass dies nichts mit der Morag Tong oder ihrem Haus zu tun hatte. Sie wollte nicht zum Verräter werden, egal ob willentlich oder wehrlos…
Die nächsten Minuten – oder Stunden? – kamen Veldan wie ein unwirklicher Traum vor. Sie fühlte sich gefangen in ihrem eigenen Körper, ihre Gliedmaßen schienen nicht auf ihre Befehle zu hören, ihre Beine schaukelten unkontrolliert unter ihrem Stuhl, und ihre Stimme, ihre eigene, schreckliche Stimme… Veldan hörte sich Dinge sagen, ohne dass sie eine Kontrolle über das Gesagte hatte oder überhaupt nur dem Mund aufmachen wollte… Innerlich wollte sie nichts als schweigen, nur schweigen, aber ihre Stimme sprach immer weiter, als wäre es nicht ihre eigene. Veldan wollte schweigen, dann weinen, dann schreien, aber alles was sie zustandebrachte, waren Antworten auf die Fragen der Dunmer, die nebem diesem grausigen amüsierten Lächeln keinen anderen Gesichtsausdruck zu besitzen schien. Veldan schaffte es kaum, mit den Fragen der Frau Schritt zu halten. Sie schienen aus ihrer Erinnerung zu schwinden, sobald ihre eigene – fremde – Stimme sie beantwortete. Nur daraus, dass Veldans Gedanken um Eno Hlaalu kreisten, konnte sie schließen, dass es tatsächlich um ihre Beziehung zur Morag Tong ging. Irgendwann hörten die Fragen auf. Veldan war erschöpft, sie konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. Ihre Entführer mussten nun alles gehört haben, was Veldan seit ihrer ersten Begegnung mit Eno Hlaalu erlebt und erfahren hatte, alles über ihren Auftrag… und vielleicht noch viel mehr, sie wusste es nicht.
Sie fühlte sich so elend wie noch nie in ihrem Leben. Vielleicht war es gut so, dass sie keinen klaren Gedanken fassen konnte. Der Gedanke an das soeben Geschehene und die möglichen Folgen hätte sie wohl in den Wahnsinn getrieben… so blieb ihr nur ein Gedanke, bevor Dunkelheit sie umfing: Ich habe versagt.

Als Veldan wieder zu sich kam, war es stockduster um sie herum. So dunkel, dass nicht einmal ihre Dunmeraugen etwas in der Finsternis ausmachen konnten. Sie musste sich in einem Raum völlig ohne Fenster oder sonstige Lichtquellen befinden…
Ihr Kopf fühlte sich an, als wäre eine Herde Kagouti darüber getrampelt. Als sie sich aus einer liegenden in eine sitzende Position hocharbeitete, wurde jede Bewegung mit einem scharfen, durchdringenden Schmerz in ihren Schläfen bestraft. Sie tastete in die Dunkelheit neben sich und fand eine Wand an ihrer Seite. Als sie auf dem Boden herumkroch und weiter mit den Händen die Umgebung absuchte, fand sie auch in den anderen Richtungen sehr bald Wände vor – der Raum konnte nicht mehr als eine Abstellkammer sein, nicht mehr als zwei Meter im Durchmesser. Außer einer Matte am Boden schien er vollkommen leer zu sein. Sie setzte sich hin und lehnte sich an eine Wand. Ihr Atem ging schwer, selbst diese wenigen Bewegungen hatten sie offenbar viel Kraft gekostet. Veldan fühlte sich erschöpft, als hätte sie seit Wochen nicht geschlafen… Erst nach einigen Minuten kamen ihr die Ereignisse der Nacht wieder in Erinnerung. Mit schmerzvoller Wucht wurde ihr klar, dass ihre Karriere in der Morag Tong wohl beendet war, auf die eine oder andere Weise. Dass sie Eno Hlaalu, ihren Großmeister, den sie verehrte und respektierte, verraten hatte. Und dass sie möglicherweise auch ihre Freunde verraten hatte – sie erinnerte sich nicht, was sie ihren Entführern alles erzählt hatte. Wer ihre Peiniger waren, wusste sie ebenfalls nicht. Aber es schien auch keine Rolle zu spielen… die Befragung konnte keine guten Konsequenzen haben… zumindest für sie. Sie fragte sich, ob Draco derselben Prozedur unterzogen wurde, oder was mit ihm passiert war. Ein bisschen Hoffnung blieb, so unwahrscheinlich es auch sein möge, dass es ihm gelungen war, den Eindringlingen im Gasthaus zu entkommen. Immerhin war er weitaus geschickter im Nahkampf als sie es je sein würde…

Ihre Gedankengänge wurden von gedämpften Stimmen unterbrochen, die sich auf sie zubewegten. Veldan versuchte angestrengt, etwas von dem Gesagten zu verstehen.
"…eingedrungen. Wir haben…. Auf frischer Tat ertappt… überwältigt…" Die männliche Stimme wurde nicht nur durch die dazwischen liegenden Wände gedämpft, sondern auch von etwas, das sich wie das Klimpern eines Schlüsselbundes anhörte, übertönt. "… Kammer eingesperrt."
Die Stimme wurde von Schritten begleitet, die zu mindestens zwei oder drei Personen gehören mussten, die nun plötzlich stehen blieben. Das Schlüsselbund wurde in eine Tür ganz in ihrer Nähe gesteckt. Veldan hielt den Atem an. Eine Tür öffnete sich gegenüber der Wand, an der sie saß. Mildes, flackerndes Licht von Kerzen drang in die Kammer. Veldan blinzelte. Sie blickte in das Gesicht eines Dunmer, der die typischen Rüstungen einer Telvanni-Stadtwache trug. Eine weitere Wache stand weiter hinten im Gang. Der dritte Dunmer jedoch war es, der ihre Aufmerksamkeit fesselte. Er war in eine wertvolle Robe mit reichen Verzierungen gekleidet, war hochgewachsen und sehr schlank, beinahe dürr, und wirkte alt… viele Jahrhunderte alt. Sein Gesicht kam Veldan bekannt vor… es dauerte eine Weile, bis sie begriff, dass der Dunmer, der mit missbilligendem, abfälligem Blick auf sie herab sah, niemand anders war als Master Neloth, der Lord des Telvanni-Turmes von Sadrith Mora. Neloth war ein Telvanni der alten, konservativen Generation, wie sie wusste. Einer von jenen Telvanni-Lords, die dem gemeinsamen Rat der drei Großen Häuser so oft das Leben schwer machten. Einer von jenen, die jede Interaktion mit dem Imperium vermieden und deren Politik aus nichts als kontraproduktiver Feindseligkeit und Isolation bestand.

"Herumschleichender Hlaalu-Abschaum." sagte Master Neloth, mit Ärger in der Stimme. Veldan begriff. Wie immer sie in diesen Turm gekommen war, offenbar wurde sie für einen Eindringling gehalten, jemanden auf der Jagd nach Reichtümern oder Informationen. Die Telvanni-Lords waren nicht gerade für ihre verzeihende Natur bekannt…

Die altehrwürdigen Telvanni glauben nicht an Gerichtsbarkeit… sondern an Selbstjustiz.

Diese Worte, die einst Duke Vedam Dren zu ihr sagte, hallten wie ein Todesurteil in ihren Ohren. Nichts, was sie jetzt sagen könnte, würde etwas an ihrer Situation ändern. Ist das mein Ende?
Sie fühlte sich seltsam gelassen. Sollte in diesem Moment nicht mein ganzes Leben an mir vorüber ziehen? Todesangst aufkommen? Panik? Irgend etwas? Doch Veldan fühlte nichts. Nur Leere. Sie blickte Master Neloth in die Augen, als sie sich vom Boden erhob. Sie war immer noch deutlich kleiner als der Telvanni-Lord, aber es schien ihr ein Stück ihrer Würde, die sie in dieser Nacht verloren hatte, zurückzugeben. Sie glaubte sogar, einen Funken Respekt in den Augen der Telvanni-Wache an Neloths Seite zu bemerken. Der Lord jedoch hatte nichts als Verachtung in seinen Augen, als er seine Hände zu einer komplexen Geste erhob…

So verlasse ich diese Welt? Getötet von einem Telvanni-Lord für einen Einbruch, den ich nicht begangen habe? Sie hätte beinahe laut aufgelacht.
Dann fühlte sie einen scharfen, durchdringenden Schmerz in ihrer Brust. Sie bekam keine Luft mehr. Es war, als drückten sich ihre Lungen zusammen und ließen kein Quäntchen lebensspendenden Atem zurück. Das Gesicht von Master Neloth verschwamm vor ihren Augen. Es wurde dunkel. Veldans Knie gaben unter ihr nach. Sie spürte kaum, wie sie zu Boden fiel. Bevor ihr Bewusstsein endgültig erlosch, sah sie ein anderes Gesicht vor ihren Augen aufblitzen. Ein göttliches Gesicht, weder männlich noch weiblich, dunkel und schön. Es schien zu lächeln. Mephala… flüsterte Veldan, als sie in die Dunkelheit sank.
 

Draco

Schattenkrieger
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Draco schlief tief und fest, zu anstrengend waren die letzten Tage gewesen. Er bemerkte nicht wie seine Liebste aus seinem Leben entführt wurde, erst als einer der Dunmer gegen den Tisch neben dem Bett stieß schreckte er hoch. In dem Moment traf Ihn vollkommen unerwartet ein harter Schlag des anderen Dunmers mit dem Schwertknauf am Kopf, welcher Ihn zurück warf. Benommen blickte er den weiteren Dunmer an, der sich Ihm mit einem finsterem Grinsen näherte. Er sah noch die schnelle Bewegung und das kurze aufblinken der Klinge...

Der Waldelf wollte seinen Angreifern noch etwas entgegen schreien, doch kam kein Laut mehr, nur noch Blut. Immer mehr färbte sich das Bett mit dem Blut des Elfens, die Kehle war durchschnitten. Draco spürte wie das Leben Ihn verlies und er immer tiefer in die einsame Dunkelheit viel, ein letzter Gedanke ging Ihm durch den Kopf ehe er für immer einschlief. Die Dunmer liesen die Leiche des Waldelfens zurück und verschwanden wieder in der Dunkelheit.
 
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Elindor

Mönch von Shadiabar
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Shadiabar, Julia und Elindor ... 10 Jahre später


Elindor saß mit Julia an einem schlichten Holztisch und beide aßen leckeres „Sayleb“, ein beliebtes traditionelles Reisgericht aus Shadiabar zum Frühstück …
„Es ist spät, Elindor, wahrscheinlich kann sich Anna-Tara wieder gar nicht von Keyno losreißen?“ Julia lächelte bezaubernd wie eh und je.
„Lass sie doch,“ der Mönch schob sich einen großen Bissen Sayleb in den Mund, „Keyno wird ihr wieder die ganze Nacht Geschichten über Daedras und andere Monster erzählt haben und die beiden schlafen wahrscheinlich noch erschöpft.“
„Über zehn Jahre ist es her, Eli,“ die hübsche Imperiale seufzte kaum merklich, „… aber immer noch …“

Da wurde sie von hektischen Fußgetrappel und einem lauten Schluchzen unterbrochen. Mit schnellen, wütenden Schritten kam Anna-Tara in den Frühstücksraum. Elindor sah, dass Tränen über das Gesicht seiner achtjährigen Tochter rannen. Ihre Augen, die genauso aussahen wie Julias, waren rot und verweint.

„Was ist los, mein Schatz, was …?“ doch noch ehe Julia weiterfragen konnte, warf sich das nun herzzerreißend weinende Kind in die Arme ihrer Mutter.

„Ihr… ihr, habt mir nicht …“, Anna-Taras Schluchzen wurde immer stäker, „… die Wahrheit erzählt …“
„Was haben wir dir nicht erzählt?“ Elindor war irritiert.
„Veldan und Draco … die beiden Elfen … ihr sagtet immer: ‚ Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie heute noch glücklich und zufrieden’ … aber Keyno sagte mir … sie sind tot … man hat sie …“

Julia und Elindor sahen sich schweigend an. Minutenlang herrschte eine bedrückende Stille, die nur durch das leise Weinen des kleinen achtjährigen Mädchens unterbrochen.
Dann sagte Julia sanft: „Ja, mein Schatz, wenn sich nicht gestorben sind … oder besser wären … aber leider sind sie es damals wohl Beide … Dracos Leiche wurde gefunden … von Veldan haben wir nie mehr etwas gehört … und wir, wir konnten es nicht verhindern, sie sind alleine …“
Julia konnte nun auch nicht mehr weiterreden und ihr quollen ebenfalls Tränen aus den Augen. Elindor beugte sich vor und nahm „seine beiden Frauen“ in den Arm … vor seinem geistigen Auge tauchten die lachenden Gesichter der beiden Elfen wieder auf … sie saßen alle drei in einer Kneipe eines kleinen Fischerdorfes, dessen Name ihm schon fast nicht mehr einfiel … richtig, Seyda Neen nannte man es … und alle lachten und waren fröhlich … und man hatte … doch nun konnte auch der sonst so beherrschte Mönch nicht mehr und heiße Tränen rannen auch ihm bei der Erinnerung an Veldan und Draco aus den Augen …


ENDE (für Elindor)
 

Schattenseelchen

Schattenwesen
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In der Nähe von Balmora, ca. 10 Jahre später...

Eine einsame Gestalt kniete auf dem Boden vor einem mannshohen, moosbewachsenem Stein. Neben ihr lagen Schaufel, eine kleine Harke und mehrere Lederbeutel die jetzt nur noch vereinzelte Erdklumpen enthielten. Schlanke Hände klopften die Erde um einen frisch gepflanzten Steinblütenstrauch fest und scheinbar mit ihrer Arbeit zufrieden erhob sich die Gestalt. Die Kapuze ihres schweren, meergrünen Mantels fiel zurück und enthüllte eine Masse blonder Haare in die ein schweres Silberamulett eingeflochten war, das sie als eine Hohepriesterin des Tempels auswies.
Sie legte den Kopf in den Nacken, zeichnete einige Buchstaben in die Luft ,flüsterte eine Formel und um den Stein herum erhob sich ein unirdischer Glanz.
Nach einigen Minuten verschwand das Licht und mit ihm auch das Moos und der Schmutz die sich auf dem Stein festgesetzt hatten um eine sanft geschwungene, silberne Gravur zu enthüllen:
<i><center> "Im Gedenken an unsere Freunde Draco und Veldan. Eure Tapferkeit und euer Mut werden nie vergessen sein." </i></center>

Darunter folgten noch mehrere Zeilen, die im Moment aber von der davor stehenden Frau verdeckt wurden.
Hinter ihr begann die Luft zu glühen und eine rothaarige Bretonin trat aus der eben noch leeren Luft: "Bist du soweit? Ich hab die Vorräte verstaut und noch ein paar extra Tränke hergestellt. Nalcarya meinte das sollte definitiv reichen bis wir zurückkommen. Achja und ich soll dich von ihr grüßen, sie hofft du kommst sie mal wieder im Laden besuchen. Sie hat mir sehr deutlich zu verstehen gegeben, dass sie es begrüßen würde mal wieder mit gesitteten Wesen umzugehen und nicht mit geldgierigen Bretonen!" Dana grinste und trat hinter die kleinere Waldelfe.
"Meinst du es geht ihnen gut, da wo sie jetzt sind?"
Die Bretonin zögerte kurz, dann schlang sie ihre Arme um Kela: "Solltest du als Priesterin nicht auf solche Fragen eine Antwort haben?" Sie zögerte kurz, dann fuhr sie fort: "Ich denke es geht ihnen gut und sie sorgen für eine Menge Unruhe ...und Spaß im Nachleben..."
Die Elfe lächelte: "Du hast bestimmt recht, wie üblich! Und ehe du jetzt vollkommen größenwahnsinnig wirst wäre ich dafür, dass wir uns endlich auf den Weg machen! Das Schiff wird auch nicht ewig auf uns warten und dann darfst du Elindor erklären warum wir uns noch weiter verspäten..."
"Ja Mami!", sie drückte der Bretonin einen schnellen Kuss auf die Wange, "auf nach Shadibar!" Und mit einem gleißenden Lichtblitz verschwanden die beiden Frauen...
 

Achilleus

Heros
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Achill saß ruhig in seinem Zimmer in der Herberge. Nachdenklich zog er den Wetzstein über die dunkle Klinge seines Schwertes. Er hatte lange nachgedacht und seine Entscheidung stand fest. Eigentlich war sie schon immer klar gewesen, kam ihm in den Sinn. Schon allein seine Ehre gebot dem Dunmer, seinem Vater beizustehen. Mit einem Ruck schob er das Schwert zurück in die Scheide und packte seinen Rucksack. Von den dreien, die nach Sadrith Mora gegangen waren, war immer noch keine Nachricht gekommen. Ob ihnen etwas zugestoßen war? Er kannte sie nur kurz, hatte sie aber schnell zu schätzen gelernt. Seufzend ging er in den Gemeinschaftsraum und verabschiedet sich von den anderen. Der jungen, hübschen Magierin, der Priesterin und ihrer Freundin, dem Mönch und seiner mystiösen Gefährtin, dem jungen Abenteuerer.

In Gedanken versunken schritt er zum Silk Strider und mietete sich eine Reise nach Ald'Ruhn. Er saß den ganzen Tag still auf dem schaukelndem Tier und betrachtete die Landschaft, die unter ihm vorbeizog. Es wurde schließlich Abend als sein Ziel am Horizont auftauchte. Ein Aschesturm tobte wieder einmal und die Abendsonne tauchte das Stadt in in ein düsteres rotes Licht, als Achill aufstand und zur Stadt hinunterschritt....
 
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