Politik, 12. Staffel

Ender

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Die ganze Meldung und aufregung besteht darin das sie nen Döner gekauft hat ,was ja als AFDler wohl absolut gegen deren Parteiprogramm verstößt jedenfalls wenn es ne Meldung wert ist.
 

Ribalt

Ork-Metzler
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Sie ist halt das neue personifizierte Böse, da muss die Presse auf alles aufspringen.
Es gäbe wohl mehr als genug wirklich problematische Dinge für die man Sie attackieren könnte (und auch tut), der Artikel da ist aber einfach nur dämlich.

Ob jemand ab und zu was türkisches isst hat nämlich erstaunlicherweise herzlich wenig mit der politischen Einstellung zu tun.


Aber hajo, die deutsche Presse in den letzten 1-2 Jahren, viel schlimmer, undifferenzierter und arroganter geht es wirklich kaum mehr.
 

Chiburi

Kampfhase
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In einer Welt rationaler, interessierter Wähler wären derartige Milieus irrelevant

Auch wieder wahr.


Ich halte es für nicht ganz richtig anzunehmen, Bewegungen wie Pegida speisten sich aus der Wut darüber, dass für die Flüchtlinge 20 Milliarden ausgegeben werden.

Es wird eine wilde Kombination sein. Nur, dass ich bei den X, also dem Prozentsatz von Wählern, denen nationale und xenophobe Themen wichtiger sind als der eigene Geldbeutel, keine Ansatzpunkte sehe. Die aufzuklären hat niemand Lust, und wenn sie wirklich lieber arm, ausgebeutet und national leben, ist es auch ihr gutes Recht, AfD zu wählen und zu unterstützen. Bei den wenigen wirklich Reichen ebenso. Ob die jetzt FDP Grün, Braun oder Classic wählen sollte ob ihrer geringen Zahl keinen nennenswerten Unterschied machen.

Der Rest dürfte signifikant sein. Eigentlich hört man doch von den diskussionsbereiteren AfD- und Pegida-Anhängern immer wieder zwei Hauptthemen.

  1. Alles Verbrecher. Der Islam ist eine blutrünstige frauenverachtende Religion[1], der Araber ein chauvinistischer arbeitsscheuer Brutalo[2], und integrieren wollen die sich gleich dreimal nicht.
  2. Und.. was das alles wieder kostet. Während die Obdachlosen[3] hungern, die Bevölkerung leidet, und ein Hallenbad nach dem anderen geschlossen[4] wird, schiebt man es diesen Wirtschaftsflüchtlingen[5] in den undsoweiter

Und ja.. alles richtig.

[1] das Christentum halt aber auch.
[2] ähnlich schmeichelhaft wurden vor 26 Jahren auch die Ossis klassifiziert
[3] Die Obdachlosen, die das rechte Pack in den Jahrzehnten vorher immer verprügelt hat?
[4] Was zugegeben genau das ist, was denen viele Politiker vorsagen. Also Menschen, die es besser wissen.
[5] Genau, scheiß Wirtschaftsflüchtlinge. Allerdings sind die teuersten unter ihnen weiß, deutsch, (schweizer- oder luxenburgerisch), und oft ausgesprochen beliebt hier.

Zugegeben, mit einem IQ von unter 75 und der täglichen Blödzeitungs- oder Fokus-Infusion mag der Zusammenhang zwischen Steuerhinterziehung, Ausbluten des Sozialsystems, und kaputtgesparter Polizei etwas zu komplex sein. Und ja, die meisten Sozialhilfeempfänger wählen gleich gar nicht mehr.
Aber es ist halt augenfällig, dass rechte Parteien linke Themen aufnehmen, bzw. ihre Anhänger linke Sorgen haben. Und dabei scheint es nicht viel auszumachen, dass diese linken Forderungen dem eigenen Parteiprogramm diametral entgegenstehen.

Und wenn das möglich ist, dann fragt man sich halt doch irgendwann, ob eine schöne Erbmonarchie nicht sinnvoller wäre. Ob einer jetzt Herrscher wird qua Geburt, oder weil er am besten die dumpfen Massen manipulieren kann, ist doch dann auch schon wieder wurscht. Aber wenn das Land in der Familie bleibt, geht man vielleicht besser damit um als wenn man nur ein paar Legislaturperioden hat um sich zu bedienen...

Aber ernsthaft..
Es ist einfacher, Wut und Hass auf sichtbare, zumal noch an Äußerlichkeiten erkennbare Menschen zu kanalisieren als auf abstrakte Phänomene
ist schon eine arg bittere Einschätzung. Man soll ja nicht von sich auf andere schließen, aber ich finde es erheblich leichter, abstrakte Phänomene zu hassen. Aber ich denke halt auch bei jedem Schlagloch dass das Geld hier besser angelegt wäre als in betrügerischen Banken.
 

Darghand

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Meine Vermutung ist ja eher, dass der Islamhass von Pegida und Co. mit dem Islam nüscht zu tun hat. Das ist ein vorgeschobenes Argument, dass anschlussfähig ist an Identitätskonstrukte wie das Abendland oder die Kulturnation Deutschland, wobei der Islam eben als Kontrapunkt gebraucht wird. Es gibt zwar bei diesen Ressentiments noch so etwas wie an die Realität angeschlossene Restempirie - der Islam fällt ja tatsächlich derzeit weitgehend durch menschenfeindliche Radikalisierung auf, die umgekehrt den Westen als Kontrapunkt braucht. Der liebe Gott hat's gut gemeint / er schickte uns den Feind// wie Cochise mal so passend gedichtet haben. Pegida und AfD haben deshalb mit Religionskritik, die der Islam so dringend nötig hat wie jeder andere Aberglauben, nichts am Hut. Der Verweis auf die bluttriefende Geschichte des Christentums bringt nichts; ein versierter Angehöriger der Kulturrechten wird dir vermutlich sogar ein paar Suren nennen können, die dagegen sprechen, oder Hamed Abdel-Samad halb korrekt dazu zitieren.


Aber es ist halt augenfällig, dass rechte Parteien linke Themen aufnehmen, bzw. ihre Anhänger linke Sorgen haben.

Ja. Unter anderem deshalb, weil die Linke (nicht die Partei, aber auch) es seit gut zwei Jahrzehnten weitgehend eingestellt hat, sich um Klassenfragen zu kümmern, und stattdessen nur noch Kulturklimbim und Genderfragen diskutiert. Es stellt sich ja auch ernsthaft die Frage, wer derartige Sorgen aufnehmen, kanalisieren, neu und besser artikulieren und in Politik umsetzen soll. Die Sozialdemokratie taugt europaweit nur noch als Kabarettnummer und mit jeder als Erfolg verkauften Erhöhung des Hartz-IV-Regelsatzes um 6 € fällt den Leuten nur wieder ein, wem sie die ganze Chose zu verdanken haben. Die Grünen bedienen ausschließlich ihr eigenes Milieu; sämtliche Gewerkschaften sind Schutzorganisationen der Stammbelegschaften und haben bis heute keinen Umgang mit prekarisierten oder gar illegalen Beschäftigten gefunden. Im Zusammenspiel mit der neoliberalen Entsolidarisierung in der Gesellschaft bleibt halt das Nach-unten-treten und die Zuflucht in wackelige Identitätskonstrukte.

Oh, und die Personifizierung von abstrakten Problemen zieht sich durch die Geschichte hindurch. Bereits das revolutionäre Bürgertum hat die Adligen auf's Schaffott gebracht, statt einfach deren Besitztümer und Privilegien für Null und Nichtig zu erklären (was ja genügt hätte); die Arbeiterbewegung lebte auch vom Feindbild Kapitalist usf. Es kommt halt darauf an, dass es im Endeffekt gegen diejenigen geht, die tatsächlich über Macht verfügen, und nicht gegen Sündenböcke und andere arme Teufel.
 

Gala

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BWAHAHAHAHAHA !!!

Klarer Fall von: Politik kann auch lustig sein. :D
Listening to the western corporate media one would get the impression that the Kremlin controls all the Russian media with an iron grip and that not a word of criticism of Russia, never mind Putin himself, is ever allowed. [...] In reality, nothing could be further from the truth.

First, while some Directorates of the KGB have been renamed and reorganized, the Directorate in charge of dissidents, “other thinkers” and assorted ideological “enemies of the state” (the 5th Main Directorate) has been disbanded completely. [...] Some forms of speech are, indeed, banned – “extremist” speech (terrorism, violence, racism, hate speech, etc.) and some specific organizations, like the Ukrainian “Right Sector” or the Tatar “Mejlis”. [...] So, really, Russia is not unique in that matter at all – she more or less does the exact same as European states.

Second, there is *a lot* of criticism of Putin and the government in general in a very active RuNet (Russian Internet), not only in Russia, but also worldwide (USA, Canada, Kazakhstan, the Ukraine, etc.). Some of the criticism comes from a rather small pro-US minority, but most of it comes from the anti-US camp: nationalists, Communists and critics of the government economic policies all blame Putin for being too weak and unwilling to confront the West frontally. Unlike in the Ukraine, foreign media organizations are not banned, and neither are their broadcasts or newspapers.

Third, most of the Moscow-based “money elite” (I don’t want to call them “intelligentsia”) absolutely loathe Putin and his policies, and they are not shy about speaking their minds about him. If you want to test that hypothesis, just talk to wealthy Russian tourists and you will see that, as a rule, they don’t support Putin at all. And, as we know, “money talks” and a lot of Russian money is most definitely opposed to Putin.
Das macht ihn sofort sympatisch für mich.

Und ich möchte sagen, ich bin höchst erstaunt. Das ist so ziemlich der erste zeitgenössische konservative Politiker, von dem ich gehört habe, das ihn die eigene Geldelite nicht mag. Das kenne ich sonst nur von historischen Gestalten wie Mahatma Ghandi oder Abraham Lincoln. Die ja meine persönlichen politischen Vorbilder sind, gerade Ghandi.


But that does not mean that there is no Russian counter-propaganda at all. There is, and it is very effective. But what makes it unique is the way in which it operates.

I suspect that the fantastically incompetent ways in which the 5th Main Directorate of the KGB worked to try to deal with anti-Soviet feelings has left a deep mark on younger generation of state security officers who have learned from these mistakes and have taken a diametrically opposite course: instead of trying to silence the western propaganda – they actually actively promote it!

Yup, that’s right. The Kremlin and the clearly pro-Putin journalists go out of their way to give as much air time to the most rabid anti-Kremlin critiques as possible, especially on Russian TV talkshows.

The most popular Russian TV talk shows (Evening with Vladimir Soloviev, Time will Show with Petr Tolstoi, Right to Know with Dmitrii Kulikov, Politics with Petr Tolstoi and Alexander Gordon, Special Correspondent with Evgenii Popov, News.doc with Olga Skabeeva, Duel with Vladimir Soloviev) all make sure that the following groups get as much airtime as possible:

  1. Russian liberals
  2. Russian-speaking American journalists
  3. Russian-speaking Polish officials and journalists
  4. Ukrainian nationalists
These four groups are literally the “bread and butter” of these talkshows were they provide a constant stream of very entertaining political debates. Why? Because they utter the exact same nonsense which they are used to proclaim in their own countries and if the western audience does not really know what to make of this propaganda, it sounds so outlandish to the Russian audience that these guests always get completely eviscerated (verbally, of course) by the Russian guests invited to the same talk show.
ROTFL !!!

Ich muß aber sagen, diese Strategie ist alles andere als neu für mich.

Wir haben auch hier lokal so Spezialisten, die zum Teil nur "links" sind, weil sie wahrscheinlich von den Rechten verprügelt würden, wenn sie da genauso aufträten. Die kann man dann auch einfach widerlegen, indem man sie einfach so lange reden läßt, bis sie sich selbst blamieren. Was nur leider bei Manchen von denen ziemlich lange dauert, denn leider nicht alle diese Menschen sind dumm.

Mein Problem ist natürlich: russian "Liberals". "Liberal" ist im Englischen nämlich eigentlich: Linker. Das wäre also z.B. meine Wenigkeit.

Es sind aber wohl eher Neoliberale gemeint.


Notice that the new teacher has a typically Jewish name, which illustrates the Russian belief that Jews are the prime proponents of the kind of “liberalism” folks like Berezovsky or Khodorkovsky incarnated in the 1990s. This is not some kind of anti-Semitism – this is simply a typical case of blowback.
Das bezweifle ich nun wieder.

Auch die Homophobie der Russen ist meines Wissens keinesfalls eingebildet. Da hat sich ja Putin schon mit öffentlich blamiert, als er den Unterschied zwischen einen Päderasten und einem Homosexuellen nicht kannte und Homosexuellen allgemein unterstellte, Päderasten zu sein. Das ist schon auf dem Niveau die NSA mit der NASA zu verwechseln.


As an ex-Cold warrior myself, I remember well how ridiculous Soviet propaganda was and how nobody would take it seriously, not in the West and not in the East. Now the tables have turned and it is the western propaganda which is not taken seriously anywhere (well, except maybe in Poland and the Baltic states) and which ends up damaging the credibility of the West.
Das sehe ich genauso. Genau deshalb habe ich mich schlußendlich für Politik interessiert - weil die logischen Fehler in der offiziellen Berichterstattung immer offensichtlicher wurden.
 

Chiburi

Kampfhase
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Das halte ich - leider - für eine sehr gute Analyse. Besonders auch der Punkt mit den Gewerkschaften.


vielleicht müssen wir uns mehr distanzieren. Nicht von so selbstverständlichen Sachen wie der Scharia in Deutschland oder Terroranschlägen, sondern vor den Ideologien, die unsere Werte und Identität vereinnamen.

Also als "Abendländer" darauf hinweisen, dass diese deutsch/abendländische Identität vor allem erstmal auf Dingen beruht wie dem Humanismus, der Aufklärung, dem Christentum ("Was du dem Geringsten unter meinen Brüdern tust...), den Menschenrechten und der parlamentarischen Demokratie.
Dass also ihre selbsternannten "Retter" ihr mehr schaden als alle "Islamisten".

Und als Linke von Putintrollen, "K"PCh Gutfindern, und denen, die "Kulturklimbim und Genderfragen" als vorrangige linke Themen verkaufen wollen.

weil die Linke (nicht die Partei, aber auch) es seit gut zwei Jahrzehnten weitgehend eingestellt hat, sich um Klassenfragen zu kümmern

Immerhin hat sich die Linke (die Partei) gemessen an ihren Möglichkeiten als Micro-Opposition mehr um Klassenfragen gekümmert als alle anderen Parteien. Also als Einzige, wenn man es genau nimmt.

Während, und das ist es, worauf ich hinauswollte, die rechten Parteien Versatzstücke als Aufreger, und für die Presse Provokationen aneinanderreiht, ohne auch nur im Geringsten darauf zu achten, wie das zueinander passt, oder wo man sich selber widerspricht.
Und es mich ärgert, wie gut das funktioniert.

*Natürlich* interessiert sich die AfD nicht für eine konstruktive Islamkritik. Der Programmpunkt "Islamismus" fasst aber als Schlagwort die Terrorangst, die Verteidigung der (Lügen-)pressefreiheit gegen Terroristen, die Sorge um kriminelle Flüchtlinge, und ein nationales Identitätsstreben pointiert zusammen.

Genausowenig interessiert sie sich für soziale Gerechtigkeit. Im Gegenteil, das Parteiprogramm ist darauf ausgelegt, die Schere noch weiter zu öffnen. Trotzdem reichen ein paar eingestreute Schlagwörter, auch viele dahingehend besorgten Bürger anzuziehen. Die dann tatsächlich (auch) deswegen der AfD folgen statt einer Partei die qua Definition schon die Verkörperung sozialer Gerechtigkeit ist. Das hat doch mit halbwegs rationalen politischen Entscheidungen nichts mehr zu tun. Da versammelt sich doch das gleiche Klientel, das auch zu Scientology geht oder Chemtrail/Anti-Impf-Vereinen beitritt.
 

Ender

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Machen doch auch alle anderen Parteien nicht anders ? Ist also nichts was die AFD jetzt erfunden hätte.
Da wurde/wird nie ne realitätsnahe Planung vorgelegt wie irgendwas funktionieren soll.
Schau dir mal die Rente an,Rente mit 63 dann mit 67 jetzt heist 70 oder 73 ohne nachzufragen wie jemand der körperlich arbeitet das machen soll.Auf die Idee kommen doch auch nur Büromenschen.
Oder die Flüchtlinge die ganze Planung dabei beruhte doch auf :Wir schaffen das.
 

Astaldo

Vampireslayer
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Schau dir mal die Rente an,Rente mit 63 dann mit 67 jetzt heist 70 oder 73 ohne nachzufragen wie jemand der körperlich arbeitet das machen soll.Auf die Idee kommen doch auch nur Büromenschen.

Du musst da auch mal weiterdenken, als dich gleich aufzuregen. Die wissen sicher selber, das die wenigsten mit 73 noch körperlich anstrengende Arbeiten machen können. Die Hauptfrage ist wie ist die Rente in 20 Jahren noch finanzierbar, wenn die Gesellschaft überaltert etc.. Die Gesellschaft wird immer älter und überaltert, weil nicht genug Nachwuchs kommt. Auf der anderen Seite ist der Planet schon an seiner Belastungsgrenze ohne das jede deutsche Frau 2 Kinder in die Welt setzt. Mal davon abgesehen, dass die Anzahl der verfügbaren Jobs auch eher weniger wird, weil immer mehr automatisiert wird.
 

Danol

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Chiburi schrieb:
Selbst ein Großteil der Akademiker, Geisteswissenschaftler, Biologen, Jüngere, Naturwissenschaftler/Ingenieure in Zeitarbeit; kleine Selbstständige würden von linken Forderungen profitieren. Weil ja jeder Steuererhöhung für Kapitalgewinne, Firmenveräußerungen, Vermögen entweder eine Verbesserung der staatlichen Leistungen, oder eine Steuersenkung für die echten Leistungsträger (Einkommenssteuer, kalte Progression) gegenüberstünde.

Solange "Links" im durchschnittlichen Wählerhirn der siamesische Zwilling von "Misswirtschaft" ist scheitert dieses Argument. Und an dieser Verknüpfung wird sich in absehbarer Zeit nichts ändern, denn die ist in erster Linie emotional, manchmal sogar ererbt, und nicht durch Abwägung von Fakten entstanden. Dass die einzige linke Partei, die mit einiger Chance über die 5%-Hürde kommt, nun auch noch irgendwie aus dem Nachfolger der SED hervorgegangen ist hilft da auch nicht, denn der "DDR! Stasi! Mauer!" - Beißreflex ist auch 2016 immer noch stark. Wenn man dann noch "Sozialismus" sagt hat man verloren, denn da denkt der Wähler an die UDSSR und Nordkorea. Solange das Vorurteil besteht dass linke Politik unvermeidlich zum versickern des Wohlstandes im Staatssumpf führt und der Rest zur Unterdrückung der Bevölkerung eingesetzt wird, kann man noch so oft vorrechnen dass der Großteil aller Wähler von linker Politik profitieren würden. Das die Linke in der Tat auch ihren Anteil an Spinnern abbekommen hat, die man ab und an hervorheben kann, hält diese Vorurteile mit am Köcheln. Kurz gesagt: linke Politik hat in Deutschland mit einer historisch-emotionalen Voreingenommenheit zu kämpfen, wodurch sie auch von Wählern abgelehnt wird die eigentlich von ihr profitieren würden. Das ist in meinen Augen auch der Grund für den Erfolg der "Querfront"-Strategie einiger rechter Gruppierungen, die im wesentlichen linke Politik vortäuschen ohne links zu sein.
 

Gala

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Also mal erstens, diese "wir werden zu alt" Behauptung war immer schon schlicht eine Lüge.

Schon früher galt z.B.: Die Deutschen würden gerne insgesammt doppelt soviele Arbeitsstunden leisten, wie sie real leisten. Es gibt da einen ganz drastischen Unterscheid zwischen Angebot und Nachfrage nach Arbeitskraft, der durch unsere Arbeitslosenstatistik in keinster Weise wiedergegeben wird.

Oder: die Produktivität steigt viel schneller, als die Zahl der Arbeiter abnimmt.

Oder: Früher (bis Anfang des 20. Jahrhunderts) hatten die Menschen sehr viele Kinder. Und zwar immer schon, seit Jahrhunderten. Heute gibt es eben viele Alte. Die Endsituation ist immer dieselbe. Warum also das ganze Jammern ? Einen Weg zurück zu den 1970ern, in denen es weniger Kinder und weniger Alte gab, ginge nur durch unmenschliche Maßnahmen.


Und außerdem: aktuell sieht es wegen der Migranten gar nicht so aus, als ob es in Zukunft weniger Deutsche geben wird.


Das Renteneinstiegsalter wird einfach nur deshalb hoch gesetzt, damit man weniger Renten zahlen muß. Realistische Chancen, noch einen Job zu bekommen, hat man ab 58 Jahren nicht mehr. Das weiß auch die Bundesregierung und zählt niemanden ab 58 noch in der Arbeitslosenstatistik.

Das ehrliche Rentenalter wäre daher 58. Wenn Einzelne, z.B. Universitätsprofessoren, bis sagen wir 90 arbeiten wollen - sollen sie doch. Aber in vielen Berufen ist das nicht realistisch.





Preisfrage: Von WEM stammt dieses Zitat ?
Aber die AfD ist zu feige, um sich mit den wirklich Mächtigen anzulegen.
Antwort: [spoil]Von Sigma Gabriel[/spoil] !!! :rolleyes::fies::D
 
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Gala

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Nochmal eine Anmerkung zu TTIP/CETA/TiSA/etc:

- Diesen Trick, das sie behaupten, das dieses Abkommen nicht mehr kommt, wurde schon bei TPP durchgezogen. Das wird jetzt auch bei TTIP erzählt, auch in linken Kreisen wie z.B. auf den Nachdenkseiten. Ich halte das für genau dasselbe Täuschungsmanöver wie bei TPP.

- CETA ist genau dasselbe wie TTIP nur über den Umweg, das es eben Kanada statt die USA betrifft. Ergo müssen die Konzerne nur einen kleinen Ableger in Kanada eröffnen und damit wäre auch durch CETA TTIP realisiert. Da dieses Vorrecht der Verklagung von Staaten eh nur Großkonzerne betrifft, macht es real keinen Unterschied, ob nur CETA oder auch TTIP kommt.
 

Chiburi

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@ Danol

ja, das ist ja sicher richtig. Aber ein Mindestmaß an Reflektion sollte man von Wahlberechtigten trotzdem erwarten dürfen. Was will man der Linken Schießbefehl und Mauerbau der SED vorwerfen, wenn die AfD inzwischen beides selber fordert? Und warum bringt man Sozialismus mit Misswirtschaft in Verbindung, wenn die CDU/SPD allein mit Bankenrettung I und II in vier Jahren mehr Geld in den Sand setzt als die gesamte DDR in über 40 Jahren?

Was soll das denn für eine Demokratie sein, in der die Mehrheit unreflektiert wählt, was ihnen die Marketingstrategen und Meinungsmacher einreden? Wenn sich Geld so einfach in Stimmen umsetzen lässt - und alles deutet darauf hin - ...

Andererseits... es würde erklären, warum die Ausbeuter und Profiteure keinerlei Gewissensbisse zu haben scheinen. Wenn sich Erwachsene gegen Informationen, gegen Nachdenken, und gegen Wahlen entscheiden, können sie so unzufrieden mit ihrer Lage nicht sein.

Leider dürfte auch das so ganz falsch nicht sein. Möglich ist das aber nur, weil auch die Armen und die Mittelschicht hier noch hemmungslos konsumieren können. Halt auf Kosten der Entwicklungs- und Schwellenländer, oder besser ihrer unteren 50% Zwing die Unternehmen, Arbeiter weltweit anständig zu bezahlen, sich überall an deutsche Umweltvorschriften zu halten, und ihren Müll nicht in Afrika und Indien zu entsorgen. Die resultierenden Preise würden binnen Jahresfrist zur Revolution führen.
 

Darghand

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Und warum bringt man Sozialismus mit Misswirtschaft in Verbindung, wenn die CDU/SPD allein mit Bankenrettung I und II in vier Jahren mehr Geld in den Sand setzt als die gesamte DDR in über 40 Jahren?

1. Ja, aber es gibt doch noch überall Bananen! Im Ernst: es ist egal, was die Bankenrettung gekostet hat. Wichtig ist, dass Frau Merkel verkündet hat, dass die Spareinlagen sicher sind (und das stimmte) und dass die Folgen der Bankenrettung nirgends unmittelbar zu spüren sind. Die Staatsverschuldung ist gestiegen, was irrelevant ist, weil Geld zu leihen für Deutschland spottbillig ist. Die zentralen Wählermilieus haben soviel Geld wie vorher.

2. Ja, aber ist das nicht ein brillanter Schachzug? Staatsknete den Begüterten gleich fuderweise hinterherschmeißen und sich anschließend mit debilem Gelaber von der "schwäbischen Hausfrau" und der "schwarzen Null" als diejenigen Experten zu präsentieren, die die Verschuldung hier und in Europa mit eiserner Spardisziplin bezwingen wollen - wenn's nicht so finster wäre müsste man die CDU dafür bewundern. :fies:
 

Gala

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Das Wirtschaftsmodell DDR, also eine "reine" Planwirtschaft mit einem Schwarzmarkt, der nach marktwirtschaftlichen Prinzipien funktioniert und ohne den es auch gar nicht gegangen wäre, ist kein Gutes, weil es unflexibel und unpraktisch ist. Und eben ein klarer Fall von ideologischer Verbortheit.

Aber irgendwas in den Sand gesetzt haben sie eigentlich nicht. Gescheitert sind sie am Ende aus ideologischen Gründen, weil die Bürger den höheren Wohlstand des Westens haben wollten. Das heißt der reale Sozialismus trug die eigene Vernichtung schon in sich: wegen dem puren Materialismus dieser Philosophie erschuf diese Ideologie dann am Ende auch rein materialistische Menschen.

Aber sie sind nicht gescheitert, weil sie etwa hoffnungslos verschuldet gewesen wären oder sowas. Die haben einfach nur sehr seltsam abgerechnet und das wurde nach der Wende ausgenutzt, um das Mär von der pleiten DDR zu nähren.

D.h. wenn ein Betrieb einen Kredit bekam, konnte dieser Betrieb diesen Kredit überhaupt nicht zurückzahlen. Das war nicht vorgesehen, weil nicht notwendig - alle Gewinne des Betriebes gingen ja sowieso an den Staat, ganz egal, was sonst passiert.

Nach der Wende wurde das dann so interpretiert, das dieser Betrieb dann soviel Schulden hätten, wie sie einst mal Kredit bekamen, ohne in Rechnung zu stellen, wieviele Gewinne diese Betriebe gebracht hatten. Weshalb viele gutgehende Betriebe für einen Appel und n Ei verschleudert wurden.



Absolut fantastischer Artikel auf den Nachdenkseiten. Ich habe ja relativ viel mit Antideutschen zu tun und dieser Text ist daher enorm hilfreich für mich.
 

Matthew McKane

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Wenn in der DDR Bananen gewachsen wären, und abzusehen gewesen wäre, dass die Freunde aus China eines Tages die ganze Welt mit "Westsachen" versorgen würden, wäre der Durchschnits DDR Bürger wohl nicht auf die Strasse gegangen.
 
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Gala

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Bananen ? Echt jetzt ?




Wichtige Erinnerung: DIE STÖRERHAFTUNG IST NICHT ABGESCHAFFT ! LASST EUER WLAN ZU !!!
Also wird alles gut? Leider nicht, wie nahezu jedem mit der Materie vertrauten Juristen bereits auf den ersten Blick aufgefallen ist. Denn der erklärte Wille, die Rechtsunsicherheit für den Betrieb von offenen Netzen zu beseitigen, findet sich zwar in der Gesetzesbegründung – nicht aber in dem tatsächlichen Gesetzestext. Begründungen der Gesetze sind für die Gerichte nämlich keinesfalls bindend und daher nur eingeschränkt relevant. Dort, wo er hingehört, nämlich im eigentlichen Wortlaut des Gesetzes, fehlt der entscheidende Hinweis, nämlich, dass die Haftungsbeschränkung auch für die im Rahmen von Abmahnungen entscheidenden Unterlassungsansprüche gilt.
 
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Chiburi

Kampfhase
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Ja, aber ist das nicht ein brillanter Schachzug?

Eigentlich nicht. Es ist im Gegenteil eine grobe Unterschätzung der Intelligenz der Menschen. Jeder bessere Hauptschulabbrecher* sollte in der Lage sein zu begreifen, dass die Verteilung von Staatsvermögen an die Reichen die Ursache der Schulden ist, und der aktuelle Sparkurs nur die Unter- und Mittelschicht trifft, während die Reichen das geschenkte Staatsgeld behalten dürfen, es in Hedgefonds und Beteiligungsgesellschaften stecken, und damit Unter- und Mittelschicht per Firmenübername und -ausblutung, Cum Ex Geschäften und ähnlichem ein weiteres Mal schädigen.

Ebenso wie die Behauptung einiger Politiker, dass man Hallenbäder schließen müsse, weil die Flüchtlinge so viel kosten, eine grobe Unterschätzung der Wählerintelligenz ist. Die sehen alle ganz genau, dass das nur ein Tropfen im Ozean der Steuerhinterziehung und -vermeidung, PPPs u.s.w. ist.

Genauso Formate wie Bauer sucht Frau oder schwer verliebt oder Fokus. Alle unterschätzen sie die Intelligenz der Menschen. Massiv. Das *kann* überhaupt nicht funktionieren!

Weil..


.


..


...



.. sonst wär ja linkssein wie der Versuch, 60 Millionen bipolare Lemminge auf Crystal vor sich selbst zu schützen, während sie mit Kettensägen und Handgranaten in einem Minenfeld Quidditch spielen.
Vielleicht sollten wir lieber einen Regenschirm aufspannen und den Grill anwerfen. Mag jemand mit mir eine Finanzberatung aufmachen?



-------------------------------------------------------------------

*= also diejenigen, die die Hauptschule erst in der zweiten Hälfte abgebrochen haben :rolleyes:
 

Scot d'Arnd

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Vielleicht überschätzt du aber auch nur die Intelligenz durchschnittlicher Menschen. Ich bin in der Frage eher zynisch...
 

Ender

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http://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/europa/tuerkei-oel-ins-feuer-14271003.html
Ich frag mich was die Bundeskanzlerin zu Erdogan wirklich gesagt hat im bezug auf die abstimmung.
Aber wenn ich sehe das die komplette Führungsriege rein zufällig verhindert war bin ich fast bereit zu Glauben das sie Erdogan etwas in der richtung zugesagt hat.
Wobei das was sie gesagt und was er dabei verstanden hat zwei verschieden sachen sein könnten.
 

Gala

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:wunder:

http://www.neues-deutschland.de/artikel/1014281.gruene-erdogan-bedroht-bundestagsabgeordnete.html
Bereits am Samstagabend hatte Erdogan harte Kritik an der Einstufung der Massaker an den Armeniern als Völkermord geübt. Er warnte, Deutschland könne einen »wichtigen Freund« verlieren und verwies ausdrücklich auf die Millionen türkischstämmigen Menschen in Deutschland. Sanktionen gegen die Bundesrepublik wollte er nicht ausschließen.
...

:wunder:

Erdogan will Sanktionen gegen die Bundesrepublik ? Wen will er damit zum Lachen bringen ?!? Es kommt doch gar nichts Wichtiges aus der Türkei, das wir Deutschen ernsthaft vermissen würden ! Und als Exportziel ist die Türkei auch nicht wichtig für uns Deutsche. Deshalb zieht sich doch die EU-Aufnahme der Türkei so hin - sie hat eine sehr geringe Produktivität.

Weiß der überhaupt, wie endlos lang die Liste von Ländern ist, welche den Genozid an den Armeniern als Solchen bezeichnen ?!?!? Erdogan müßte die halbe Welt sanktionieren, wenn er es damit ernst meint. Viel Spaß auch dabei.



CDU und SPD haben im EU-Ausschuß für TTIP gestimmt.

Noam Chomsky hats mal wieder sehr schön gesagt:
Whether you care about environmental issues, animal welfare, labor rights or internet privacy, you should be concerned about what is in these leaked documents. They underline the strong objections civil society and millions of people around the world have voiced: TTIP is about a huge transfer of power from [the] people to big business.
Gilt für CETA, TiSA etc natürlich genauso.





Au weia: die Finanzkrise meldet sich zurück - vielleicht ?. Was mich hauptsächlich wundert, wie ewig lange die Finanzkrise absolut rein gar nichts gemacht hat.
 
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