Ja, genau. War schon schlimm in Köln letztes Jahr, als knapp fünftausend bierselig-friedliche Nazi-Hools von ein paar hundert Gegendemonstranten durch die Stadt gejagt wurden.
Und geh doch mal zu 'ner Demo. Das sollte wirklich jeder mal mitgemacht haben, einfach um zu wissen, von was die Zeitungen da schreiben. Man muss sich ja nicht in die erste Reihe stellen, mitlatschen und beobachten reicht. Aus persönlicher Erfahrung, im schwarzen Block und anderswo, ist die übliche Abfolge meistens so:
- es gibt irgendwo eine rechte Demo, meist schon lange vorher angekündigt
- Linke und Linksradikale mobilisieren dagegen und reisen mit Bussen und Zügen dahin. Das ist mit Zeitaufwand verbunden, deshalb machen das nur die wirklich Überzeugten und Aktiven
- in der Stadt angekommen geht es immer darum, zu möglichen, vorher abgesprochenen Blockadepunkten auf der Demoroute zu gelangen
- die Polizei möchte das gerne verhindern
- in der Folge gibt es ein paar Rangeleien, Verfolgungsjagden und wenn's schlecht läuft wird man eingekesselt. Versuche, aus dem Kessel rauszukommen, enden mit weiteren Rangeleien.
- wenn die Blockade klappt, gibt es beim Versuch der Polizei zu räumen meistens weitere Rangeleien
- wenn die Blockade groß genug ist hat die Polizei die Möglichkeit, den polizeilichen Notstand zu erklären. D.h.: zu wenig Cops zum räumen, wir lassen die Leute da einfach sitzen, die Nazis bleiben am Bahnhof oder laufen eine Miniroute und fahren anschließend frustriert nach Hause. Wird aber fast nie gemacht, stattdessen werden die Leute weggeschleppt und wer sich dabei wehrt, kriegt die sattsam bekannten Anzeigen wegen Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte, Nötigung, Landfriedensbruch etc. (die führen fast nie zu Verfahren, es sei denn, man wurde schonmal verurteilt oder taucht in einer Liste auf)
- Wenn es eine linke Demo ist, gibt es meist irgendwo im vorderen Bereich Rangeleien, weil die Polizei die ganze Zeit drumrummarschiert, die Route nur verzögert freigibt, in die Demo reinknüppelt (selten) oder (nach "Provokationen") Pfefferspray einsetzt
Um das mal klar zu stellen: etwa 1% aller Leute im Schwarzen Block haben vielleicht sowas wie Böller mit. Ansonsten nichts, auch keinen Passivschutz. Anderes hab ich nie erlebt, nichtmal Zwillen oder ähnliches. Um Polizeiketten zu durchbrechen bleibt nur, gemeinsam gegenan zu rennen und zu hoffen, dass die Wucht reicht. Bei Hamburger Gittern kann man das gleich lassen. Da die Cops gepanzert sind und Knüppel haben ist das auch kein Spaß. Ein etwa genauso großer Anteil schmeißt, wenn sich die Gelegenheit bietet, irgendwas auf Polizisten und Einsatzfahrzeuge. In den meisten Fällen bringt das gar nichts und gefährdet - weil die Schmeißer gerne irgendwo weiter hinten stehen - die anderen Demoteilnehmer (die keine Helme tragen und sich darüber aufregen). Wenn ich mich recht erinnere habe ich das ohnehin nur zweimal erlebt (Rostock 2007, das andere hab ich vergessen).
Und zur Rigaer Straße: nach einem vorgeblichen Überfall auf zwei Streifenpolizisten vor ein paar Monaten wurde mit 500 Mann + Hubschrauber eines der Häuser durchsucht. Es wurden Kohlen und Steine aus dem Keller getragen, anderes wurde nicht gefunden. Jede Razzia bei "Freien Kräften", Kameradschaften oder sonstigen Nazi-Gruppierungen liefert Munition, illegale Schlagwaffen, Schusswaffen, Schreckschusspistolen und dergleichen mehr. Und ganz ehrlich: es ist mir lieber, wenn die Leute da - aus welch wirren Gründen auch immer - Autos abfackeln, als dass die sog. besorgten Bürger Flüchtlingsunterkünfte, bewohnt und unbewohnt, anzünden.