@Lisra: Ich verstehe nicht wirklich, was Du möchtest. Ich habe nicht vor (und bin ja auch gar nicht fähig) irgendwen zu einer Diskussion mit mir zu zwingen. Ich äußere mich zu dem, was mich interessiert, greife Argumente und Positionen an, die ich als falsch oder wenig stichhaltig einschätze. Wenn Du da irgendwelche Assoziationen mit Penissen hast - Dein Ding. Lies doch einfach drüber weg?!
Ist es so schwer zu sehen, dass die meisten von uns hier auf derselben Seite stehen?
Hä? Geht es in politischen Diskussionen darum, auf irgendwelchen Seiten zu stehen? Selbst mal angenommen, es ginge hier um Seiten entlang eines Konflikts, also um unterschiedliche "Lager". Dann bin ich gegenüber denjenigen, die auf meiner Seite stehen, besonders kritisch, denn ich hasse es, wenn meine Position mit falschen oder schwachen Argumenten vertreten wird.
Aber hey - vielleicht stehen wir ja gar nicht auf der gleichen Seite? Vielleicht bin ich ja ein Rassist und das, was ich hier von mir gebe, ist Schwachsinn. Welch gute Gelegenheit, mir dies Punkt für Punkt aufzuzeigen, oder? Geht es nicht auch darum in politischen Diskussionen, dem anderen zu zeigen, wo er sich überall irrt?
Niemand möchte Extremisten gewinnen sehen und die moderaten, stillen Anhänger derselbsen Seite, die Extremisten enablen sind Gruppen, die auf die eigene Seite gezogen werden müssen. Sie als Faschismustragende Helfershelfer anzuprangern wird sicherlich auf ein gutes Echo stoßen.
Hört sich nach einer Strategie an. Und wie gut, meinst Du, funktioniert diese Strategie? Übrigens weiß ich gerade nicht, inwieweit sich diese Strategie überhaupt konkret auf diese Diskussion in diesem konkreten Forum beziehen mag. Kannst Du das mal näher erläutern und dabei den Diskussionsverlauf berücksichtigen?
Gala verlinkte auf eine Umfrage darüber, wie weit inzwischen in Westeuropa die Ablehnung gegenüber Zuwanderern aus muslimischen Ländern reicht. Das bezeichnete er als deprimierend und insinuierte dann, Muslime würden "auch in Europa inzwischen als Menschen zweiter Klasse behandelt" und brachte dann den Vergleich zur Behandlung der Juden im Dritten Reich.
Hast Du diesen Startpunkt der Kontroverse noch im Hinterkopf?
Okay. Gala demonstrierte durch seine Formulierung jene Art Herangehensweise an bestimmte politischen Themen, die meiner Ansicht nach mit dazu geführt hat, dass sich die "Altright" nicht nur in den USA, sondern auch in Europa zusehends breit macht: Statt zu überlegen, woran es denn vielleicht liegen könnte, dass so viele Europäer inzwischen keine Migranten aus muslimischen Staaten mehr ins Land kommen lassen möchten, beläßt man es bei einem Ausdruck moralischer Empörung, nicht ohne diese noch mit einem Holocaust-Vergleich anzudicken. Solcherart wurden Vorbehalte gegenüber dem Islam seit Jahren immer und immer wieder gerade von der politischen Linken abgebügelt entlang der Melodie: "Spiel nicht mit den (rechten) Schmuddelkindern, sing nicht ihre Lieder!"
Jetzt sag mir mal: War das ein erfolgreicher Umgang mit der Problematik? Haben sich auf diese Weise Rassismus, Fremdenfeindlichkeit, Politik- und Demokratieverdrossenheit marginalisieren lassen? Falls nicht - woran könnte das gelegen haben?
Meine These: daran, dass moralische Empörung kein besonders valides Argument darstellt. Wenn man mir Rassismus unterstellt, weil ich mir den Islam und die gängigen theologischen Konzepte mal etwas genauer anschaue und zu dem Ergebnis komme, dass diese demokratiefeindlich seien - dann nehme ich den Rassismusvorwurf nicht ernst, sondern als Ausdruck argumentativer Not. Und wenn Menschen hierzulande nicht weitere muslimische Zuzügler in ihrer Nachbarschaft möchten, dann haben sie womöglich andere Gründe als Fremdenhass oder den boshaften Wunsch, manche als Menschen zweiter Klasse zu behandeln.
Möglicherweise täuschen sie sich ja in ihren Einschätzungen und ein weiterer Zustrom von Muslimen läge in ihrem ureigensten Interesse. Das müßte ihnen dann ja irgendwie mit rationalen Argumenten vermittelbar sein, oder? Ist der angedeutete Holocaust-Vergleich so ein rationales Argument?
Ich finde: Nein. Die politische Linke - der ich mich in wirtschaftspolitischen Fragen durchaus nahe sehe - hat in den vergangenen Jahren den Islam als politisch relevantes Problem systematisch ausgeblendet. Diese traurige Tradition reicht zurück bis in den erbärmlichen Schulterschluß mit den palästinensischen Terroristen in den 70er Jahren, und sie ist umso absonderlicher, als ansonsten die Linke doch so auf Frauen- Schwulen- und andere Minderheitenrechte pocht, sich gegen "überkommene Rollenmodelle" verwahrt. Während ganz offensichtlich der Islam in Sachen Homosexuellen- und Frauenverachtung seit Jahrzehnten die christlichen Kirchen, die rkK ausdrücklich eingeschlossen, locker hinter sich ließ. (Frau Schwarzer, an der ich ansonsten kein gutes Blatt finden kann, seit sie sich für die BLÖD-Zeitung prostituierte, war zumindest in der Hinsicht immer eine löbliche Ausnahme, dass sie den strukturellen Chauvinismus dieser Religion deutlich beim Namen nannte.)
Die - in meinen Augen dumme - Rechnung der Linken, auf den Islam bezogen, geht so: Der Feind meines Feindes ist mein Freund.
Da die muslimische Welt was gegen "den großen Satan USA" hat, sieht man großzügig über den totalitären Charakter des Islam hinweg, obwohl die Vorbehalte der Linken gegenüber den USA ja auf gänzlich anderem Gebiet gründen: Die USA werden als Festung des als bedrohlich empfundenen kapitalistischen Wirtschaftssystems verstanden. Dafür gibt es m.M.n. durchaus nachvollziehbare Gründe. Aber die haben nur sehr mittelbar mit den Gründen zu schaffen, aufgrund deren viele Muslime die USA hassen (irgendwo ist alles mit allem verquickt, schon klar, aber es geht hier um die primären Gründe der Feindschaft).
Gala hat nun sogar eine Zweckrationalisierung seiner Solidarisierung mit dem Islam gebracht: immerhin werde in diesem, wie auch in den anderen "Weltreligionen" der Zins abgelehnt. So kann man sich die Solidarisierung mit einer Ideologie, in welcher Apostasie mit dem Tode bestraft wird, (worüber innerhalb des islamisch-theologischen Rechtsverständis' es überhaupt kein Vertun gibt) auch schön reden: hey, sie hacken Dieben Hände ab, steinigen Ehebrecherinnen (auch wenn der Ehebruch darin bestand, vergewaltigt worden zu sein) zu Tode, Knüpfen Schwule auf und verurteilen kritische Blogger zu absurden Auspeitschungsstrafen - aber immerhin steht in ihrem heiligen Buch was gegen die Zinserhebung!
So wird tatsächlich heute von der Linken argumentiert und es fällt ironischwerweise kaum jemandem ein, hinzuzusetzen: "Und sie bauen ja auch Autobahnen, um die Konjunktur anzuschieben und die Leute in Lohn und Brot zu setzen..."
Der Konflikt zwischen der säkular-aufgeklärten und der klerikal-totalitären Welt läßt sich dauerhaft nicht vermeiden, da sehe ich die Parallele zur Hitler-Zeit. Der Totalitarismus beruhigte sich damals nicht von selbst, ihm war mit Apeasement oder Ignoranz nicht beizukommen.
Hitler kam nicht an die Macht, weil so viele Leute von der Qualität seiner politischen Argumente überzeugt waren. Es gab die unterschiedlichsten Gründe, die in den Abgrund des zwölf Jahre währenden tausendjährigens Reiches führten. Insbesondere auch wirtschaftlich-soziale Verwerfungen. So, wie es nun auch wirtschaftlich-soziale Verwerfungen in den Abgrund führten, an dessen Rand oder teilweise schon auf dessen Boden sich bestimmte muslimische Staaten in Nah- und Mittelost heute befinden.
Die Blut-und-Boden-Ideologie Hitlers und seiner Mitmörder wird aber nicht dadurch weniger gefährlich, dass es neben ideologischen noch andere Gründe für seine Machtergreifung gab.
Übertragen auf den Islam gilt Gleiches. "Der Westen" hat in den letzten Jahrzehnten in erschreckender Regelmäßigkeit versagt und das Erstarken der Taliban, der Mullahs im Iran, des IS in Syrien, Irak und anderen Staaten wurde ganz gewiß maßgeblich durch westliche Politik mitverursacht.
Das ändert nichts am totalitären Charakter des Islam, welcher im Gegensatz zum Christentum von der Anlage her auf weltliche Macht konzipiert ist und darüber hinaus noch keine Aufklärung erfahren hat (und ich persönlich glaube, dass er aufklärungsinkompatibel ist, der Wunsch nach einer "Reformation im Islam" also Traumtänzer-Projektion aus dem Westen bleiben wird).
Mir liegt dieses Thema sehr am Herzen, neben den beiden Themen Umweltschutz und Überbevölkerung erscheint es mir für die kommenden Jahre und Jahrzehnte am relevantesten. Deswegen werde ich es weiterhin engagiert und akzentuiert formulierend diskutieren, ungeachtet eher ästhetischer Einwände, wie Du sie hier bringst.
@Rink: Mir geht gerade etwas die Tipp-Puste aus.
Morgen vielleicht detailliertere Widerrede, aber hier muß ich doch gleich noch mal dem Schnapp-Reflex erliegen:
Ein anderes Beispiel: in den USA werden überproportional viele kriminelle Handlungen von Afroamerikanern begangen. Nun könnte man einfach alle Afroamerikaner diskriminieren, sie von Geburt an einsperren, sie ausschaffen.
Wieder setzt Du hier per Analogieversuch Rassismus und Gegnerschaft zu einer Ideologie argumentativ gleich. Afroamerikaner ist man per Geburt und biologisch, dazu entscheidet man sich nicht. Und, wichtiger: dagegen kann man sich nicht entscheiden.
Und hier:
Da könnte man auch einfach alle Männer zwischen 20 und 35 nicht einreisen lassen und ich kann garantieren, dass damit MEHR kriminelles Verhalten verhindert werden könnte. Aber löst solch unspezifische Diskriminierung die zugrundeliegenden Probleme für Anschläge? Eher nicht, oder?
bemerke ich gerade, dass Du (und womöglich noch andere hier?) mir womöglich eine Position unterstellst, die ich überhaupt nicht vertrete. Denn nirgendwo habe ich behauptet, das trumpsche Einreinseverbot-Dekret sei richtig, klug, hilfreich oder legitim gewesen.
Es besteht ein Unterschied, ob ich nachvollziehen kann, dass viele Europäer keine weitere Zuwanderung von Muslimen wünschen, oder ob ich eine gesetzliche Entscheidung befürworte, die nicht geeignet ist, die hinter diesem Wunsch stehenden Probleme zu lösen.
Ich bin kein politisches Genie, ich weiß nicht, wie dem Totalitarismus im theologischen Gewand praktisch zu begegnen sei.
Später mehr, ich muß jetzt pennen.