Mumme
Verhüllter Enthüller
- Registriert
- 15.05.2003
- Beiträge
- 1.190
@Fabian: Interessant, das wir ungefähr zum selben Ergebnis kommen aber von zwei völlig verschiedenen Seiten.
Ich habe eine Weile gebraucht, eh ich verstanden habe, wo wir uns missverstehen, aber ich glaube ich habs jetzt:
Für mich ist eine "Ideologie" zunächst einmal neutral und nichts anderes als die Summe der jeweils zugrundeliegenden Wertvorstellungen und Weltanschauungen. Für Dich scheint mir der Begriff Ideologie negativ besetzt zu sein und sofort mit dogmatischen Standpunkten und indoktrinieren verbunden. Ich werde ab jetzt "Wertvorstellungen" statt Ideologie benutzen.
Das zweite Missverständnis liegt in der Frage von Erziehung und Gesellschaftspolitik. Wenn ich sage, dass die Schule auf jeden Fall ein Ort der Gesellschaftspolitik ist, dann meine ich nicht eine gesellschaftspolitische oder ideologische Erziehung, sondern dass die zugrundeliegende Struktur des Schulsystem bereits extrem von den jeweils herrschenden Wertvorstellungen geprägt ist. Und Jugendliche werden allein dadurch, dass sie in die Struktur dieses Systems gezwängt werden, entsprechend aktuell herrschender Wertvorstellungen geprägt. Politik sind für mich die Mittel (Entscheidungen, Strukturen, Tätigkeiten) zur Umsetzung jeweiliger Wertvorstellungen. Und somit ist die Schule ein Ort der Gesellschaftspolitik.
Ein Beispiel zur Verdeutlichung: Die Auswahl und Umfang des Schulstoffes, also z.B. 8xMathe, 6xDeutsch aber nur 1xMusik pro Woche, sind durch die vorherrschende Wertvorstellung, das Naturwissenschaften und Lesen können eben wichtiger sind als Kunst und Musik (brotlose Kunst) begründet. In anderen Ländern haben die Kinder eben 10x Islam pro Woche, weil es den dortigen Wertvorstellungen entspricht. Es gibt keine objektiven Bewertungsmasstäbe um zu sagen, was jetzt besser ist. In beiden Systemen werden Individuen so geprägt, dass sie sich möglichst nahtlos in das aktuelle Gesellschaftssystem einpassen.
In unserem System werden mathematisch und naturwissenschaftlich Begabte recht gut gefördert (allein durch sehr viel Unterricht), während musische und künstlerische Interessen vorwiegend ausserhalb des Schulsystem stehen.
Die vorherrschende (d.h. die politisch am einflussreichsten) Wertvorstellungen prägen automatisch das Schulsystem. Und umgedreht lassen sich am Schulsystem vorherrschende Wertvorstellungen ablesen. Hier ist die Tatsache interessant, dass das aktuelle System möglichst frühzeitig versucht die Spreu vom Weizen zu trennen, zu einem Zeitpunkt, an denen die Betroffenen (die Kinder) keine Möglichkeit haben an dieser Entscheidung mitzuwirken (einfach weil sie tragweite garnicht verstehen können), und an dem eine wirkliche objektive Bewertung oft noch garnicht möglich ist. Klassentrennung als Staatsziel?
Die Frage ist doch aber: "Was findet der Junge?" Mit 10 ist es ihm wurscht, mit 14 oder 16 aber vielleicht nichtmehr. Und wenn man sich dann selbst in HS wiederfindet ohne je eine Chance gehabt zu haben an dieser Entscheidung mitzuwirken, steigt das Frustrationslevel natürlich.
Von daher finde ich es (unter anderem) wichtig diese Entscheidung möglichst spät zu treffen: nicht damit andere besser über das Kind entscheiden können, sondern um ihm die Chance zu geben selbst zu entscheiden.
So, genug geschrieben...
Ich habe eine Weile gebraucht, eh ich verstanden habe, wo wir uns missverstehen, aber ich glaube ich habs jetzt:
Für mich ist eine "Ideologie" zunächst einmal neutral und nichts anderes als die Summe der jeweils zugrundeliegenden Wertvorstellungen und Weltanschauungen. Für Dich scheint mir der Begriff Ideologie negativ besetzt zu sein und sofort mit dogmatischen Standpunkten und indoktrinieren verbunden. Ich werde ab jetzt "Wertvorstellungen" statt Ideologie benutzen.
Das zweite Missverständnis liegt in der Frage von Erziehung und Gesellschaftspolitik. Wenn ich sage, dass die Schule auf jeden Fall ein Ort der Gesellschaftspolitik ist, dann meine ich nicht eine gesellschaftspolitische oder ideologische Erziehung, sondern dass die zugrundeliegende Struktur des Schulsystem bereits extrem von den jeweils herrschenden Wertvorstellungen geprägt ist. Und Jugendliche werden allein dadurch, dass sie in die Struktur dieses Systems gezwängt werden, entsprechend aktuell herrschender Wertvorstellungen geprägt. Politik sind für mich die Mittel (Entscheidungen, Strukturen, Tätigkeiten) zur Umsetzung jeweiliger Wertvorstellungen. Und somit ist die Schule ein Ort der Gesellschaftspolitik.
Ein Beispiel zur Verdeutlichung: Die Auswahl und Umfang des Schulstoffes, also z.B. 8xMathe, 6xDeutsch aber nur 1xMusik pro Woche, sind durch die vorherrschende Wertvorstellung, das Naturwissenschaften und Lesen können eben wichtiger sind als Kunst und Musik (brotlose Kunst) begründet. In anderen Ländern haben die Kinder eben 10x Islam pro Woche, weil es den dortigen Wertvorstellungen entspricht. Es gibt keine objektiven Bewertungsmasstäbe um zu sagen, was jetzt besser ist. In beiden Systemen werden Individuen so geprägt, dass sie sich möglichst nahtlos in das aktuelle Gesellschaftssystem einpassen.
In unserem System werden mathematisch und naturwissenschaftlich Begabte recht gut gefördert (allein durch sehr viel Unterricht), während musische und künstlerische Interessen vorwiegend ausserhalb des Schulsystem stehen.
Die vorherrschende (d.h. die politisch am einflussreichsten) Wertvorstellungen prägen automatisch das Schulsystem. Und umgedreht lassen sich am Schulsystem vorherrschende Wertvorstellungen ablesen. Hier ist die Tatsache interessant, dass das aktuelle System möglichst frühzeitig versucht die Spreu vom Weizen zu trennen, zu einem Zeitpunkt, an denen die Betroffenen (die Kinder) keine Möglichkeit haben an dieser Entscheidung mitzuwirken (einfach weil sie tragweite garnicht verstehen können), und an dem eine wirkliche objektive Bewertung oft noch garnicht möglich ist. Klassentrennung als Staatsziel?
Dem "Wohlergehen des Betroffenen" liegen Deine spezifischen Wertvorstellungen zugrunde, d.h. du willst entscheiden, was dem Wohle von jemand anderem dient, und was nicht. Das ist natürlich ideologisch! Weil du deine persönlichen Wertvorstellungen auf den anderen projezierst und genau das ist doch das Problem im aktuellen Schulsystem: wenn der Chefarztsohn auf die Realschule soll, wird der Herr Papa aber kämpfen, dass der Junge aufs Gymnasium kommt (lass mich raten: deine Eltern waren keine Kassierer, oder?), der Tischler von nebenan wird das für seinen Jungen aber völlig ok finden, auch wenn er bessere Noten hat.Ist das Ziel keine Ideologie zu haben, sondern nur das Wohlergehen der Betroffenen im Auge zu habe auch eine Ideologie?
Die Frage ist doch aber: "Was findet der Junge?" Mit 10 ist es ihm wurscht, mit 14 oder 16 aber vielleicht nichtmehr. Und wenn man sich dann selbst in HS wiederfindet ohne je eine Chance gehabt zu haben an dieser Entscheidung mitzuwirken, steigt das Frustrationslevel natürlich.
Von daher finde ich es (unter anderem) wichtig diese Entscheidung möglichst spät zu treffen: nicht damit andere besser über das Kind entscheiden können, sondern um ihm die Chance zu geben selbst zu entscheiden.
So, genug geschrieben...