Politik, 6. Staffel

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David

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@Durandil:
Die Dummen bekommt man damit sicher, aber auch die, die was wirklich Großes vorhaben ?
Ich bin ja nun wirklich kein Experte für IT-Sicherheit, aber das man in Mails mit unbekanntem Absender nix Anderes als den Löschen-Knopf drückt, sollte eigentlich jeder wissen. Betonung auf "sollte". :rolleyes:

Abseits aller Fragen, ob man als Rechtsstaat sowas grundsätzlich einsetzen darf oder nicht, scheint mir das doch die größte praktische Schwäche zu sein. Spätestens wenn die bösen Jungs wissen, daß sie auch online nicht sicher sind (inzwischen hats wohl auch der Dümmste kapiert), passen sie auf oder benutzen die Technik ala Bin Laden erst gar nicht. Wobei diese Behinderung ja auch schon ein Erfolg ist.

Wobei Profis, die nicht irgendeinen PC haben wollen, sondern einen ganz bestimmten, wahrscheinlich auch noch andere Wege kennen, die auch ohne die aktive Mithilfe des Users auskommen.
 

Shao

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Naja. Ungezielten Spam öffnen ist eine Sache. Wer eine Porno-Mail mit zig Rechtschreib- und Grammatikfehlern öffnet, ist natürlich selbst schuld.

Aber wenn du eine gezielte Mail kriegst, von der Adresse eines guten Freundes, der dir sonst ca. einmal pro Woche irgendeine PP oder lustige Bilder schickt - dann öffnest du die. Ganz klar.

Und, Linux sei Dank, auf meinem Rechner installieren die gar nichts. ;) Außer sie machen sich viel Mühe.
 

Gala

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Schön und gut. Es gibt aber nicht nur Idioten auf der Welt. Ich selbst z.B. klicke nicht auf Anhänge. Ich benutze sogar extra deßhalb einen Mailclient, der das von vorneherein gar nicht zuläßt, das man "einfach draufklickt". Und alles, was ich an dem Absender nicht identifizieren kann, landet unberührt im Ordner "Spam".

Es dürfte den Polizisten in meinem Falle sogar sehr schwer fallen, meine email herauszufinden. Also nicht die email-Adresse bei meinem Provider, die ich noch nie benutzt habe, sondern meine "richtige" email, die nur ein paar Freunde kennen, und die ich auch tatsächlich lesen würde. Schon dieses Problem dürfte für den "Bundestrojaner" recht schwer zu knacken sein.

Und sicher sind Verbrecher im Allgemeinen betrachtet Idioten, deßhalb sind es ja auch oft Verbrecher.

Terroristen der Al Qaida und Co sind aber keine Verbrecher im normalen Sinne. Es handelt sich für gewöhnlich um gut ausgebildete Menschen aus gutem Hause, nur eben radikalisiert und politisch motiviert. Die Al Qaida wurde gegründet, um die Russen aus Afghanistan zu vertreiben, und zu diesem Zweck von der CIA ausgebildet.

Dementsprechend haben diese Leute auch jede Menge Knowhow. Die Attentäter vom 11. September etwa waren alle perfekt integriert. Laut Volker Pispers hat der Anführer von denen sogar die GEZ-Gebühren bezahlt - obwohl er Student war.

Und solche Leute sind eben auch keine durchschnittlichen Idioten, die auf alle möglichen Anhänge klicken.
 

Durandil

Dúnadan
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Jain ;)

Der Knackpunkt ist halt das Social Engineering, das die betreiben können.

Sagen wir mal, Du hast gerade etwas bei eBay ersteigert und bekommst ne Mail vom Anbieter, daß Du Deine Daten scheinbar auf einem dieser vielen Zahlungsabwicklungsportale (AfterBuy & co.) eingeben musst. Du bist noch mit IE 6 unterwegs, und zack hast Du nen Drive-By-Download.

Oder die Email von nem Freund (wie bei Würmen mit Adreßbuchklau) ist eben nicht in schlechtem Deutsch oder gar Englisch, sondern korrekt, sein Sprachstil, und nimmt Bezug auf etwas ganz konkretes. "Im Anhang ne Diashow von dem Konzert letzten Dienstag". Willst Du die Bilder dann nicht sehen, weil sie in ner .exe stecken, rufst Du wirklich an, um sicherzugehen, daß sie echt vom Absender kommen? Oder bist Du nach Virenscanner-OK nicht doch in Versuchung?

(edit: wie Shao mir schon verwegnahm ^^)


Ok, das nächste Szenario, vor dem sich auch Bösewichter kaum zu schützen wissen werden: das BKA hat nen transparenten Proxy, über den sie vom Provider umleiten lassen. Und in die nächsten drei Installer, die der Überwachte sich runterlädt, injizieren sie live nen Stub, der den Trojaner mitinstalliert. Wer geht schon hin und vergleicht einen Download mit einer MD5 oder besser SHA1 auf der Seite des Herstellers; welcher Hersteller listet die überhaupt auf? Welcher Hersteller signiert schon seine Installer zum Schutz gegen Manipulationen? Und das ist auch kein Hightech, ein transparenter squid ist relativ Standard unter Linux, und in Sachen Manipulation war ja hier im Forum neulich auch wieder ein Upside-Down-Ternet als lustige Variante erwähnt - statt Bilder Executables zu modifizieren ist da nur noch einen Klacks weit entfernt.
 

Gala

Labyrinth-Leichnam
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Mindestlohn europaweit: das einzige Land ohne Mindestlohn oder einen vergleichbaren Mechanismus ist - Deutschland. Die Linkspartei fordert für Deutschland übrigends denselben Mindestlohn wie für Frankreich - was ja wirtschaftlich in etwa vergleichbar ist, d.h. die Deutschen sind noch leistungsfähiger. Die DGB-Forderung nimmt sich dagegen sehr gemäßigt aus (nicht weiter verwunderlich, denn deutsche Gewerkschaften waren immer schon extrem bescheiden und gemäßigt). Überrascht hat mich der doch sehr niedrige Mindestlohn von nur umgerechnet 6.91 Euro in Großbritannien - liegt vermutlich daran, das die Labour-Partei in Wahrheit eben alles andere als eine echte Arbeiterpartei ist.
 

Olome Keratin

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@Gala: Um das Bild korrekt vor Augen zu haben, muss dann aber auch Frankreichs hohe Arbeitslosigkeit, grade Jugendarbeitslosigkeit und die Wirtschaftsstruktur, viel Staatsunternehmen und öffentlicher Dienst und Landwirtschaft, nicht sehr viele privatwirtschaftliche Industrieunternehmen, dazu. Bei Großbritannien dementsprechend der hohe Anteil des Dienstleistungsektors. Klar wollen viele Arbeitgeber in Deutschland keine höheren Löhne zahlen und wehren sich dagegen, auch wenn sie höhere Löhne zahlen könnten. Andererseits muss man auch sehen, dass wir noch sehr viele Industriearbeitsplätze haben, die Mindestlohnländer nicht in dem Maße haben.
 

Gala

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Ich kugel mich gerade vor Lachen: Schäuble fällt endlich mal auf, das das Bundesverfassungsgericht dauernd seine katastrophalen Gesetzesänderungen kassiert. :rolleyes: Was ein Blitzmerker ! :D

In seinem Vortrag in der Universität Karlsruhe erinnerte der Innenminister daran, dass Gerichten die demokratische Legitimation fehle, die der Gesetzgeber habe.
Sehr schön. Jetzt sollte Schäuble nur noch ein paar andere Dinge herausfinden:

- Der Gesetzesgeber ist das Parlament, nicht die Regierung. Schäuble hat also AUCH keine demokratische Legitimierung. Denn niemand hat uns gefragt, wer in der Regierung sitzen soll - und darauf hat der Bundesbürger auch extremst wenig Einfluß. Im Gegensatz etwa zur USA, wo die Kandidaten sich wenigstens erstmal innerparteilich beweisen müssen - auch nicht ideal, aber immerhin kann man deutlich beeinflußen, wer bei der eigenen Partei das Rennen macht.

- Gesetze müssen konsistent sein. Genau das zu prüfen, dafür ist das Bundesverfassungsgericht da. Und aus genau diesem Grunde kassiert das Bundesverfassungsgericht dauernd die neuen Gesetze - weil sie nicht mit der Verfassung konsistent sind.

- Für letztere Arbeit ist keine direkte demokratische Legitimation erforderlich, nur die Kompetenz, Unabhängigkeit und Freiheit von Befangenheit der ausführenden Richter. Andere diesen Kriterien genügende Richter kämen sicher im Detail zu anderen Urteilen - an der grundsätzlichen Linie aber ändert sich nichts.

@Olome: Und was folgert deiner Meinung nach daraus ? Wenn ich dich richtig verstehe, sagst du doch im Kern sogar, das wir in Deutschland noch höhere Mindestlöhne fördern könnten als in Frankreich, einfach, weil Deutschland besser dasteht.
 

David

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Frankreich wird eigentlich immer als Beispiel dafür angeführt, welche Probleme zu hohe Niedriglöhne, vor allem für Jugendliche, nach sich ziehen können. Insofern müssen wir das nicht unbedingt nachmachen. Und wenn man sich die Grafik in dem Artikel mal anschaut sieht man ja auch schon, daß man die meisten dieser Mindetslöhne für Deutschland getrost vergessen kann. (Ab Platz 8 < 4 Euro) Außerdem ist es auch etwas scheinheilig zwar bei anderen Ländern großzügig zu behaupten, man hätte einen faktischen Mindestlohn, ohne zu berücksichtigen, daß es in Deutschland mit der Aufstockung zumindest ein faktisches Mindesteinkommen gibt. Man mag zwar darüber streiten, ob das der beste Weg ist (sehe ich eher kritisch), aber am Ende hat der Arbeitnehmer auch sein Geld in der Tasche.

Bei uns ist die Frage ja eigentlich vor allem, ob wir weiter Niedrigstlöhne per "Aufstockung" durch den Staat subventionieren wollen. In dem Moment, wo wir das stoppen, haben wir einen faktischen Mindestlohn, weil niemand arbeiten würde, wenn er weniger als Hartz 4 rausbekommt. Das wäre zwar ein niedriger Stundenlohn, aber auf das Niveau von Spanien oder Griechenland kämen wir damit wahrscheinlich auch ohne Extra-Gesetz schon. Kann man sich ja pi mal Daumen ausrechnen: (Hartz 4 + Miete + Krankenkasse) / Monatsstunden, ich lande da ganz grob bei etwa 4 Euro, ohne Werbungskosten wie das Pendeln zu berücksichtigen. (d.h. nur die BeNeLux-Staaten, Frankreich, Irland und GB lägen darüber) Insofern würde ich einen ersten Mindestlohn eher bei etwa 6 Euro ansetzen (um auch nach Abzug der Werbungskosten noch über Hartz 4 zu landen) und dann erstmal ein paar Jahre schauen, was das bewirkt, anstatt gleich in die Vollen zu gehen.

Besonders viel versprechen würde ich mir davon nicht, aber es wäre auf jeden Fall eine symbolische Geste, mit der man auch nicht viel falsch machen kann. (Wenn man Jobs verliert, dann nur solche, um dies nicht wirklich schade ist) Und man hätte zumindest eine Meßlatte dafür, was als sittenwiedriger Dumpinglohn anzusehen ist, auch wenn man das in der Praxis oft nur schwer würde durchsetzen können.


@Draghand:
Ich glaub, der letzte große Mafiaboss, den man fassen konnte, hatte ja jahrelang versteckt in ner ziemlich bescheidenen Bleibe gehaust und seine Anweisungen mit Notizzetteln gegeben..
Da fragt man sich dann aber schon, was genau er eigentlich von seiner Macht und seinem Geld hatte. :D
 
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Gala

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@Durandil: mit deinen Ausführungen zum Social Engeneering hast du natürlich Recht, ebenso mit der Idee, das .exe's aus dem Internet einfach generell infiziert werden.

Allerdings ist es meines Wissens so, das die meisten Virenhersteller den Bundestrojaner durchaus anmeckern würden, sobald sie erstmal an diesen drankommen können.

@David: Du vergisst, das in den anderen Ländern das "weniger" Geld nicht weniger Kaufkraft bedeutet - in Spanien usf sind dann eben auch die Lebensmittel entsprechend billiger.

Ein Arbeitskollege war z.B. im Urlaub in Indonesien und hat erzählt, für 2 Eurocent (umgerechnet) kann man dort ein Stück Kuchen kaufen.
 
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David

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Aber so extrem ist das zB Spanien dann auch nicht, zumals ja auch innerhalb der Länder große Unterschiede gibt. Und zB bei den Lebensmittelpreisen sind wir in Deutschland auch gut dabei, zumindest in Westeuropa dürften wir da ganz weit vorne stehen.

So einen Mindestlohn kann man ja später auch noch erhöhen, nur wenn man ihn neu einführt sollte man meiner Meinung nach erstmal auf Nummer sicher gehen und so starten, daß der Mindestlohn nur sehr wenige Jobs betrifft, um Erfahrungswerte zu sammeln. Der schlimmste Fehler, den man damit machen kann, ist daß der Mindestlohn nichts bewirkt.

Ich würde erstmal diese Aufstockung zumindest sehr stark einschränken und einen niedrigen Mindestlohn einführen, in etwa so, daß effektiv (d.h. auch nach Abzug der Fahrtkosten und anderer Mehraufwendungen wie teuereres Essen) soviel über bleibt wie bei Hartz 4. Das Ganze sollte man dann erstmal ein paar Jahre laufen lassen, dann kann man überlegen, wie weit man den Mindestlohn noch raufsetzen könnte. Wobei man da allerdings relativ schnell an eine Grenze stoßen dürfte, ein Mindestlohn ist eben nur die unterste Grenze und nicht der Normalfall.
 
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Durandil

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@Gala: ich würd da auch gerne ein Sample von in die Hände bekommen :D

Leider ist das viel Spekulation. Die USA haben ja angeblich auch schon seit etlichen Jahren genau so was - dort heißt es "Magic Lantern" statt "Bundestrojaner". Und keiner hat bisher ein Sample. Was natürlich auch daran liegen könnte, das es das Teil gar nicht gibt...

Ob ein konkretes Sample hilft, kann ich nicht wirklich einschätzen. Ich glaub ja eher ein Baukastensystem, das lässt sich etwa beim RBN inklusive 24-Stunden-Telefonsupport problemlos kaufen - inklusive Garantie für nicht mehr erkennbare Updates, sobald jeweils Virenhersteller nachlegen.

Eventuell könnte auch eine Heuristik anschlagen, aber da sind wir momentan an einer kritischen Stelle angelangt - inzwischen würd' ich die Fehlalarmrate von Antivirenprogrammen (oder allgemein Antimalware) schon fast bei 10% einstufen (also 10% der Updates sind "zu" heuristisch, nicht jede zehnte Datei wird erkannt), auch wenn viele das verschweigen (da hab ich erst letzte Woche mal wieder getestet... ein Virenscanner hat bei mir 4 Dateien fälschlicherweise als böse markiert, ein zweites gleich 11 - unter der Hand geben das auch viele Hersteller zu) und nur die wirklich gemeinen in die Presse kommen. Irgendwann befürchte ich da fast eine Sättigung - daß User rein heuristischen Erkennungen keine Bedeutung mehr beimessen.

Es bleibt auf jeden Fall spannend :)
 

Mondragor

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Kurz mal was zum Mindestlohn. Wenn man wie ich häufig den Bundestag verfolgt (es lebe Phoenix!) dann werden da sogar ab und an, man mag es kaum glauben, nachvollziehbare Sachen gesagt.

Im Zusammenhang mit dem Mindestlohn und den zahlreichen Aufstockern sprach Gysi vor kurzem an, warum man sich beim Mindestlohn nicht am Pfändungsfreibetrag orientieren könne.
Sehr nachvollziehbar wenn man bedenkt, was der Pfändungsfreibetrag ist. Der liegt für einen Single bei ca. 1000 €.
Arbeitet nun jemand für 8,77 € die Stunde 40 Stunden im Monat so kommt dieser auf fast 1400 € BRUTTO. Nach Steuern kommt man dann wohl auch ungefähr auf irgendwas zwischen 1000 und 1200 €.

Diese ganze Aufstockung führt doch lediglich dazu, dass die Allgemeinheit dafür bezahlt, dass der Arbeitgeber keine vernünftigen Löhne zahlt.

Ach ja: Länder wie Dänemark zum Beispiel haben einen Mindestlohn nicht wirklich nötig, weil sie eine viel höhere Tarifbindung haben. Die liegt m.W. bei über 90%. In Deutschland ist die eher bei 60% anzusiedeln.

Noch eine Bemerkung zu Frankreich: Die Arbeitslosenquote in Frankreich liegt nur unwesentlich höher als in Deutschland. Und ein negativer Effekt des Mindestlohns auf den Arbeitsmarkt ist wohl nicht nachzuweisen.
 

Gala

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@David: Ich erwarte vom Mindestlohn eigentlich keine nennenswerten wirtschaftlichen Effekte. Der Hauptgrund, warum ich strikt für den Mindestlohn bin, ist das Gerechtigkeitsargument: man soll von seiner Arbeit leben können.

Z.B.: Wer nämlich zugezahlt bekommt, unterliegt damit natürlich ganz genau den gleichen Schikanen wie Sozialhilfeempfänger und Arbeitslose. Die halte ich schon für die letzte Gruppe für ziemlich entwürdigend (ständig stundenlang auf Ämtern warten müssen etc), für jemanden, der auch noch arbeiten muß, ist das völlig intolerabel.

Wenn ein Wirtschaftszweig, wie z.B. Landwirtschaft, sich in Deutschland nicht rechnen kann, soll man ihn bezuschussen und nicht die Löhne dafür auf niedrigstem möglichen Niveau bezuschussen.



@all: Yay ! Obama will den Freihandel einschränken. Das ist natürlich ein Plan, der völlig inkompatibel mit der Ideologie der Wirtschaftsradikalen ist :rolleyes: und wird dann auch entsprechend kommentiert. Im Gegensatz zum Artikel halte ich diesen Schritt für sehr wünschenswert. Länder müssen sich dagegen verteidigen können, das andere Länder ihre Märkte mit künstlich verbilligten Waren überschütten, um ein Monopol zu erlangen.
 
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Aira

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Gala

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@Aira: Und ich gehe jede Wette ein, du läßt dir diese Werbung für die Abschaffung aller Steuern für Reiche noch nicht mal entsprechend vergüten.

Wie ich damals, als wir diesen Werner hier diskutiert haben, schon gesagt habe, lehne ich diese wirtschaftsradikalen Pläne genauso ab wie die vergleichbaren Pläne von Althaus, der gerne den Sozialstaat komplett in die Luft sprengen möchte (Und ja, ich rede von dem Typ mit dem Unfall beim Skifahren. Der Herr sei gedankt das der keine politische Rolle mehr spielt, auch wenn seine Entfernung aus der Politik nicht unbedingt auf diese Art und Weise hätte geschehen müssen).

Der entscheidende Kern der Vorschläge von Werner ist nämlich keineswegs das Grundgehalt, sondern, das alle Wirtschaftssteuern komplett abgeschafft werden und nur noch Konsumsteuern erhoben werden. Mit anderen Worten, die Reichen zahlen praktisch null komma null Steuern - denn konsumieren können sie ja ganz problemlos auch da, wo keine exorbiate Konsumsteuern erhoben werden. Mal abgesehen davon, das 60% unser Großindustrie sowieso schon dem Ausland gehört und unsere Konsumsteuern sowieso am Allerwertesten vobeigehen.

Das Grundgehalt ist eine Idee der Konservativen, denn der einzige entscheidende Unterschied zum Sozialstaat ist die Abschaffung aller Bürokratie, die dazu da ist, sicherzustellen, das nur tatsächlich Bedrüftige Sozialhilfe empfangen.

Ich wäre für jeden realistischen Vorschlag zu haben, wie man die Demütigungen, die mit der Sozialhilfe einhergehen, einschränken oder abschaffen könnte. Das Grundgehalt aber ist kein solch ein Weg, sondern ein superteures Unding.
 

Aira

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Nur kurz...ich muss jetzt zur Arbeit.:D

@Gala: Reformen bedürfen immer Visionen. Reformen bedeuten auch nicht kurzfristige Änderung der Situation. Aber ohne Anstoß kommt nie ein Stein ins Rollen.
Und wie du richtig sagst, die Konzerne (oder Reichen) verdienen und veräußern ihr Geld sowieso schon an uns (dem Staat) vorbei.
Sie können aber nur so reich werden, weil sie das Druckmittel "Arbeit" einsetzen können. Hier und weltweit. Die Folgen davon sind weitreichend...über Arbeitslosigkeit, Suventionsabgreifungen, Verarmung und Ausbeutung anderer Länder usw.
Mit den politischen Mittel, die heute eingesetzt werden ist da keine Änderung zu erreichen. Ob das Grundeinkommen und die alleinige Konsumsteuer das Allheilmittel sein könnte, kann ich nicht behaupten.
Es ist aber ein "Ansatz", ein Denkmodell, dass in andere Richtungen zeigt.
Das, was wir uns heute noch als völlig utopisch ausmalen, kann morgen Realität sein. Die Visionen entscheiden über die Richtung.
Die Visionen und die Menschen, die an sie glauben.
 

Darghand

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@ Gala

Dir ist aber schon klar, dass jede protektionistische Maßnahme in der derzeitigen Wirtschaftslage die Rezession noch verstärkt? Der wegbrechende, kreditfinanzierte Konsum in den USA und (zu einem geringeren Teil) in Europa lässt China schon jetzt aus dem letzten Loch pfeifen (ein VWLer, wer sich darüber wundert). Die Beschränkung des Konjunkturpaketes durch die "Buy American"-Klausel wird die weltweite Nachfrage nach Industriegütern nur noch mehr abstürzen lassen.

Es ist sowieso mehr als lächerlich, dass allen Paketeschnürern weltweit nichts Besseres einfällt, als mit den Unsummen Straßen zu sanieren und Häuser zu bauen. :rolleyes: Wieviele Unternehmen da wohl von profitieren? Die Wertschöpfungskette fällt jedenfalls recht gering aus.


btw.

Heute lief im Deutschlandradio bei "Europa heute" ein Beitrag darüber, dass Teile der britischen Parteien und Gewerkschaften schon "british work for british workers" fordern - es wären zuviele Arbeiter*innen aus den neuen, osteuropäischen EU-Ländern da und überhaupt müsse die Regierung nun dafür sorgen, dass die britischen Arbeiter ihre Jobs behalten.
Klasse, da kann sich Lafontaine, der kleine rotbraune Nazi von der Saar, gleich mit in den Chor einreihen und seine Fanfare von den "Fremdarbeitern" trompeten. Regressive Krisenbewältigung at its best. :down:

Leider finde ich keinen Artikel dazu im Netz.
 

Gala

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Die Hölle ist auch eine Vision. Alles andere habe ich schon in meinem vorigen Posting klargestellt.
 
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