Unter der Dämonenkrone

Ulmo der Valar

Phlegmatischer Vala
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Im ersten Augenblick war Joela von der ganzen Situation überfordert. So viele fremde Gesichter bei Nacht nach einem schicksalträchtigen Abend. Viele Fragen schoßen ihr sofort durch den Kopf. Wer war diese Trixi? Und Urs und Iskir? Langsam wurde sie neugierig. Diese Leute hier hatten wohl einen aufregenden Abend hinter sich. Abenteuer, das wollte sie jetzt. Im ersten Moment schien es etwas voreilig, aber sie wollte mehr von der Welt sehen, als Marktplätze und außerdem war ihr die Festum etwas suspekt. Schnell lief sie dem Magier hinterher.
Ohne lange nachzudenken rief dem Mann, der Eran hieß zu: Hey, ihr habt mir immer noch nicht gesagt, wo hier ein Gasthaus ist. Ich könnte euch ja ruhig folgen, wenn es euch nichts ausmacht. Außerdem kann ich euch vielleicht bei der Suche nach euren Freunden helfen.
Ohne auf eine Antwort zu hoffen folgte Jeola ihnen bis zur Taverne und trat ein.
 

Timestop

Running out of Time
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Taylor wachte auf. Er fühlte sich ganz zerfahren und blinzelte ins Morgenlicht vor seinem Fenster. Es dauerte eine Weile bis er begriff wo er war. Dann bemerkte er etwas was er vorher noch nie so gehabt hatte. Sein Kopf schmerzte. Ein eigenartiger, nicht wirklich schlimmer Schmerz, aber unangenehm.

Er sprang aus dem harten Bett, als wollte er den Kopfschmerz damit überraschen und im Bett zurücklassen, doch dabei stieß er mit voller Wucht gegen den Balken. Dieser knarrte als würde er sich heimlich darüber freuen ein Opfer gefunden zu haben. Taylor hielt sich den Kopf. Das würde eine Beule geben. Er fragte sich ob es hier so etwas wie ein Bad gäbe. Er packte seine Sachen, schloß hinter sich ab und ging Richtung Hauptraum.

Dort sah er gleich einige seiner Freunde an einem Tisch sitzen. Der Raum war ansonsten noch ziemlich leer, nur wenige Leute waren schon wach.

Statt dem Wirt stand ein junger Mann fröhlich pfeifend hinter dem Tresen und aus der Küche drang der Geruch von frisch gebackenem. Der junge Mann sah nett aus und so fragte ihn Taylor ob er etwas Brot und Milch bekommen könnte. Der junge Mann nickte freundlich und machte sich in die Küche auf.

Taylor bewegte sich zum Tisch seiner neuen Bekannten. Die Stimmung schien etwas bedrückt. Er setzte sich auf eine freien Stuhl neben Ildiron. Dieser hielt grimmig das Häschen von Trixie in den Händen. Das fröhliche Mädchen selbst konnte er aber nicht entdecken. Er schaute in die Runde und fragte "Wo ist Trixie?".
 

Azariel

Shade
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Sarijian

Eine kurze Strecke lang hatte Sarijian die Merkwürdige Grupee verfolgt, aber nachdem er sah wie sie vor sich hinstolperten, und in andere Leute reinliefen entschied er das sie wohl an diesem Abend nirgendwohin kommen würden.
Ein kleiner Ausflug in zwei andere Wirtshäuser um sich umzuhören ergab auch keine neuen Erkentnisse über die Fremden und was sie mit den Anbetern zu schaffen hatten.
Als er am nächsten Morgen aufstand und in die Wirtsstube herunterging sassen schon alle um den Tisch versammelt. Er setzte sich dazu und bestellte sein übliches Frühstück bei der Wirtin, die heute Morgen wieder bei Sinnen schien. Jedenfalls setzte sie sich keinen Gästen auf den Schoss.
 
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Trixi

Schelmin
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Die Sonne stand hoch am Himmel, als Trixi erwachte und kitzelte ihre Nase mit ihren vorwitzigen Strahlen. Mit etwas Anstrengung öffnete sie die Augen und blickte sich um. Ihr Kopf fühlte sich merkwürdig leicht und schwer zugleich an und die Umgebung um sie herum schwankte und verschwamm vor ihren Augen.
Ächzend versuchte sie sich aufzusetzen, doch irgendetwas an Armen und Beinen hinderte sie hartnäckig daran. Dann eben nicht, dachte sie bei sich und ließ sich wieder zurücksinken. Warum sollte man auch versuchen, sich zu bewegen, wenn man sich gerade so wohlig warm und leicht fühlte?
Ein Blick in die Umgebung zeigte einen Wagen und außerhalb des Wagens viel Gras. Erstaunlich grünes Gras, bemerkte sie bewundernd. Und die vielen Schmetterlinge, die sich auf den Wiesen tummelten waren auch bunter als alle anderen, die sie je gesehen hatte!
Mit einem Seufzen versank sie in den Anblick und genoß das leichte Schaukeln, das nun wieder einsetzte und überall um sie herum zu sein schien. Es fühlte sich fast an wie auf einem Schiff - wenn da nicht gedämpftes Rumpeln und das Schnauben von Pferden an ihre Ohren gedrungen wäre.
Das letzte Mal war sie mit Thorin auf einem Schiff gewesen. Oh ja, sie erinnerte sich noch gut daran. Der Arme hatte das Ganze gar nicht gut überstanden. Sie kicherte leise, als sie an den Streich dachte, den sie ihm gespielt hatte, als er im Quartier in der Hängematte gelegen hatte.
Nach einer Weile drifteten ihre Gedanken langsam davon und sie versank wieder in einem leichten Dämmerschlaf.

Das nächste mal schlug Trixi ihre Augen auf, als das Madamal hoch am Himmel stand. Wieviel Zeit vergangen war, konnte sie nicht sagen und eigentlich war das auch völlig egal, denn ihr Kopf war immer noch wie in Bausch gehüllt.
Das Plätschern von Wasser drang an ihre Ohren und die Umgebung schaukelte sanft. Da war doch irgendwas mit Schaukeln auf Wellen gewesen? Angestrengt dachte Trixi nach, doch ihre Gedanken beschlossen eigene Wege zu gehen und wanderten zurück in ihre Kindheit und zu ihrem Vater, der vergüngt kichernd auf einem Baumstamm saß und soeben einer Blütenjungfer einen kleinen Streich gespielt hatte. Schön war es damals gewesen...

Die Umgebung hatte sich inzwischen merklich verändert. Statt feuchter Wiesen erblickte Trixi nun sanfte Hügelketten auf denen kleine Lämmchen und Hasen herumsprangen. Nur die Farbe der Tiere irritierte sie etwas. Irgendwie bunt, das Viechzeugs. Ihr Aussehen passte gar nicht zu den leuchtendgrünen Wiesen, die es hier überall zu geben schien. Merkwürdig.
Immer noch sehr leicht im Kopf machte sie es sich bequem, genoss wieder das Schaukeln des Wagens und betrachtete begeistert den fliederfarbenen Himmel.
 

Starmage

Harfnermagier
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Viele Gedanken spukten in Boronjas Kopf herum während sie ihren abgerissenen Tragegurt zusammenflickte. Die meisten drehten sich um tollkühne Rettungsaktionen und Kämpfe gegen dämonische Wesenheiten und ihre Diener. Boron selbst schien sie von ihrer Müdigkeit erlöst zu haben ohne Schlaf von ihr verlangt zu haben. Tatendurstig wartete sie darauf, dass nun endlich etwas geschah.

Sie saß an einem großen Tisch zu morgentlicher Stunde im Drachenhals zusammen mit ihren Bekanntschaften vom letzten Tag. Zusammen mit dem seltsamen Zwerg mit seinem Hund, dem garethischen Kampfmagier und einer buntgewandeten Frau, die ihnen bei der nächtlichen Verfolgung von Trixi über den Weg gelaufen war, hatte sie den Drachenhals kurz vor Sonnenaufgang wieder betreten. Nach und nach kamen auch die restlichen Bekannten, der Alchemist und der fremdartige Händler, zu ihnen. Sie tauschten gerade das Geschehene der vergangen Nacht aus, als der thorwaler Magier (Boronja bemerkte nun das erste Mal ihr schlechtes Namensgedächtnis) aufgeregt in die Wirtsstube gestürmt kam.
 

Doc Sternau

Chefzwerg
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<b>Grenze zu Schwarz-Tobrien; Irgendwo im Hügelgebiet südlich der Misa</b>

Der Morgen kroch zögerlich über die Gras bewachsenen Hänge der Hügel. Man hatte den Eindruck, als fürchtete Praios den Anblick, der sich ihm böte, wenn er sein Schild weiter westwärts richtete.
In einer kleinen Senke erkalteten langsam die Überreste eines kleinen Feuers, an dem sich zwei Wanderer zur Nacht niedergelegt hatten.
Während der Eine fest in seine Decke eingerollt dalag, ein Schwert und einen dreiklingigen Dolch neben sich liegend, lehnte der Andere an einem kleinen Baum, eine große Doppelaxt auf den Knien, über deren Blatt er versonnen einen Schleifstein zog.
Thorin war sich sicher, dass er die Axt noch vor Ablauf des nächsten Tages brauchen würde - es war bisher immer so gewesen, wenn er in die Schwarzen Lande gegangen war.
Doch diesmal war es anders. Bisher sollte er nur kleine Gruppen von Zwölfgöttergläubigen Kämpen in die Überreste dessen bringen, was einst das Herzogtum Tobrien gewesen war. Kurze Komandounternehmen, schnell rein, schnell zuschlagen und wieder raus, das war bisher ihre Taktik gewesen aber das hier...
Vor nichtmal vier Tagen hatte er noch in Perainefurthen gesessen und seinen Sold in Bier angelegt, doch dann war dieser... dieser... Gecke aufgetaucht.
Kurz darauf hatten sie ihn zum Kanzler Delo von Gernotsborn gerufen. Dieser hatte ihn ohne großes Federlesen von seinen bisherigen Aufgaben entbunden und ihm diesen...diesen... <i>Kavalier</i> zur Zeite gestellt. Auf seine Frage, was denn das Ganze solle, hatte er ihm wortlos ein Schreiben überreicht, das Siegel von Hochkönig Albrax persönlich zierte es und dieser verlangte ausdrücklich, dass Thorin Felshammer, ehemals Weibel der Kor - Knaben bei der Schlacht an der Trollpforte, den Brillantzwergen Calaman, Sohn des Athax, in die Ruinen von Lorgolosch geleite und ihn heil wieder aus Tobrien herausführte.
Alles hatte nach einem etwas ungewöhnlichen aber nichts desto trotz verhältnismäßig einfachen Auftrag angehört - bis er den ersten Tag mit Calaman verbracht hatte.
Thorin seufzte, als er auf den schlafenden Stutzer blickte; wenigstens hatte er ihm diese völlig hirnverbrannte Tuchrüstung ausreden und ihn in ein vernünftiges Kettenhemd stecken können.
Es stimmte was die Alten im Amboss sich erzählten, ein Jahr im Lieblichen Feld machte sogar aus dem hartgesottensten Zwergen ein Würstchen! Und Calaman hatte mehr als fünf Jahre dort unten verbracht!
Wenigstens konnte er mit seinen Waffen umgehen.
Thorin legt des Felsspalter beiseite, den er in jugendlichem Überschwang 'Thorins Zorn' getauft hatte und ergriff die große Armbrust, die er feinsäuberlich zerlegte, reinigte und wieder zusammen setzte, während der Praiosschild langsam über die Hügelkuppe kroch.
Gerade hatte er die schwere Armbrust wieder an den Baum gelehnt und sich erhoben, um Calaman zu wecken, da drang ein leises Geräusch an seine Ohren.
Lauschend hielt er inne, war da nicht das Rumpeln eines Wagens gewesen?
Richtig, auf der anderen Seite knarrte es leise und ein Pferd wieherte kurz.
<i>"Ah, Sire, ist es an der Zeit, aufzustehen?"</i>
Thorin zuckte bei den Worten Calamans zusammen, das Gesieze ging ihm schrecklich auf die Nerven.
<i>"Schsch! Sei ruhig, auf der anderen Seite des Hügels ist jemand!"</i>
Sofort war der andere Zwerg hellwach, ohne ein Geräusch zu verursachen, glitt er aus dem Kettenhemd, hatte die schweren Stiefel abgestriffen und war lautlos wie eine Natter den Hügel hinauf geglitten.
<i>"Hmm, scheint, als wäre der Junge doch nicht so unfähig..."</i>, brummte Thorin, als er Felsspalter und Armbrust ergriff und auf die Rückkehr des Gefährten wartete, während er einen Bolzen in die Armbrust lud.
Nach etwa fünf Minuten kam Calaman von seinem Spähgang zurück. Er grinste bis über beide Ohren.
<i>"Sagt Thorin, seid ihr bereit, euren Heldenmut und die List des Krieges zu beweisen?"
"Junge, ich sag dir das nicht nochmal, du sollst mich duzen!"
"Wie ih...du wünschst, Sire!"</i>
Thorin seufzte: <i>"Also, was hast du gesehen?"
"Nun, es sind wenigstens drei Dutzend dieser dreckigen Dungsammler, die in Diensten des schleimigen Haufens Auswurf namens Galotta stehen. Sie haben eine junge Lady bei sich, offensichtlich gefangen, denn sie schmachtet in Ketten geschlagen in ihrem rumpelnden Gefährt dahin und harrt ihrer Befreiung!"</i>
Thorin kratzte sich an seinem Bart: <i>"Es sind also 40 Söldner mit einem Wagen und einer Gefangenen? Frage mich, was an einer einzelnen Frau so wichtig ist, dass sie Dreckfresser gleich ein ganzes Banner losschicken, um sie zu holen?!"
"Soll ich hinüber gehen und fragen? Oder wollen wir sie ihnen abnehmen und selbst nachsehen, was so wichtig an der holden Maid ist?"
"Gegen 40? Das sind selbst mir ein oder zwei Gegner zuviel!"
"Nunja, sie scheinen nicht sehr diszipliniert zu sein, sie marschieren in einem langgezogenen Pulk und die Kutsche fährt fast ganz vorn an der Spitze des Trupps...und..."
"Und was?"
"Und sie haben keine Pferde!"
"Keine Pferde und die Kutsche ganz vorn?! Nun, das ändert die Sache gewaltig!"</i>
Calaman grinste erneut.
<i>"Schnapp dir dein Zeug Junge, nicht weit von hier gibt es eine Stelle, wo wir über sie herfallen können, ohne dass die hinten Kommenden das sofort mitbekommen. Wir schnappen uns die Kutsche und dann gehts ab durch die Mitte!"</i>
Leise kichernd zog Calaman seinen Federbewehrten Schlapphut und machte eine Verbeugung vor Thorin.
<i>"Ihr seid ein Ausbund an Schläue und Gerissenheit, tapferer Felshammer!"</i>
Noch während sie zu ihrem Hinterhalt eilten, überlegte Thorin, ob das Letzte eine Beleidigung gewesen war.
 

Doc Sternau

Chefzwerg
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<b>Grenze zu Schwarz-Tobrien; Irgendwo im Hügelgebiet südlich der Misa; etwas später</b>

Der Weg schlängelte sich durch die Hügel am südlichen Ufer der Misa. Hin und wieder durchquerte er kleine Wäldchen oder machte einen Knick um einen Steilhang herum.
Hingis saß auf dem Kutschbock und döste vor sich hin. Sie hatten in der Nacht in aller Heimlichkeit die Misa überquert und waren mit ihrer Gefangenen so schnell wie möglich aufgebrochen.
Auf dem Weg von Festum nach Vallusa hatten sich ihnen etliche Andere ihrer Bande angeschlossen, die in verschiedene Orte geschickt worden waren, um nach dem Elf und dem Mädchen zu suchen und bis sie die Misa-Auen erreicht hatten, war ihr Trupp auf mehr als drei Dutzend Leute angewachsen. Genug Schwerter, um einer Patroullie der Weißtobrier im Notfall den Gar ausmachen zu können.
Aber Hingis fürchtete keine Patroullie mehr. Die Grenze lag hinter ihnen und mit jedem Meter den sie zurücklegten, kamen sie tiefer in sicheres Gebiet.
Der Söldner gähnte schläfrig und ließ die Zügel etwas lockerer, als sie um eine weitere Hügelflanke bogen und in ein kleines Wäldchen einfuhren. Sollte irgendetwas oder -wer so verrückt sein, sie anzugreifen, dann würden sich seine fünf vor dem Fuhrwerk laufenden Kameraden ihrer annehmen.
Hingis rieb sich den Schlaf aus den Augen, als etwas Schweres neben ihm auf dem Kutschbock landete.
Verblüfft blickte der Söldner einem vergnügt grinsenden Zwerg ins Antlitz.
Dieser zog seinen Schlapphut mit der großen blauen Feder und machte artig eine Verbeugung.
Nur ein leises Röcheln ertönte, als Hingis mit Erstaunen in den Augen und durchschnittener Kehle in sich zusammensackte.
Calaman steckte sich zwei Finger in den Mund und stieß einen kurzen lauten Pfiff aus, während er mit der Linken die Zügel des Fuhrwerks ergriff und auf dem Bock Platz nahm.
Im selben Moment drehten sich die fünf, vor der Kutsche laufenden, Söldner herum, um zu sehen, was Hingis denn wolle.
Einer von ihnen stürzte mit einem Bolzen im Kopf zu Boden, noch bevor die Anderen registrierten, was da vor ging.
<i>"HEY was...?!"</i>, weiter kam der Söldling nicht, den die Ochsen machten plötzlich einen Satz vorwärts, als sie den scharfen Biss der Peitsche zu spüren bekamen und zu hartem Tempo angetrieben wurden.
Ihre Hufe zermalmten einen der Männer unter sich, während die verbliebenen drei laut schreiend zur Seite sprangen.
Die Schreie des Einen auf der rechten Seite gingen in einem Geheul des Schmerzes unter, als ein schwer gerüsteter Zwerg aus den Büschen brach und ihm mit einem gewaltigen Hieb seines Felsspalters die Beckenknochen zertrümmerte und den Bauch zerfetzte.
<i>"Was ist da vorn los?!"
"Hingis du Idiot, fahr langsamer!"
"Hey, was soll das?"</i>
Verwirrte und wütende Rufe wurden hinter dem Ochsengespann laut, als dieses langsam schneller wurde.
Während dessen hatte es einer der Söldner geschafft, auf den Kutschbock des vorbeirumpelnden Gefährts zu springen. Mit Wut verzerrtem Gesicht griff er Calaman in die Zügel, während er mit der anderen Hand einen Säbel nach dem Zwergen schlug.
Dieser tauchte unter dem Hieb hinweg und zog in der selben Bewegung seinen Hakendolch, während er die Ochsen weiter mit den Zügeln antrieb.
<i>"Jetzt hab ich dich du kleiner Dreckfresser!"</i>, triumphierte der ungewaschene Söldner, packte den Säbel mit beiden Händen und ließ ihn auf den Zwerg herabsausen.
Ein metallisches Knirschen erklang, als der Säbel zwischen die Klingen des Hakendolchs krachte. Dann zauberte der trockene Klang brechenden Eisens einen entsetzt verblüfften Ausdruck auf das Gesicht des Mannes. Erstaunt blickte er auf den Griff des zerbrochenen Säbels in seinen Händen herab, als ihm der Hakendolch des Zwergs in den Bauch fuhr und er rücklings vom Fuhrwerk stürzte.
Eine Armbrust landete neben der jungen Frau auf der Ladefläche, während Thorin mit wehendem Haar in das Fuhrwerk kletterte, die Axt noch immer in der Rechten haltend.
<i>"Das ist ein Ochsenkarren du Idiot!"</i>, brüllte er Calaman an, während der Wagen von den panischen Rindviechern vorwärts gezerrt wurde.
Calaman zuckte nur kurz die Schultern: <i>"Ich sagte doch, dass sie keine Pferde haben!"</i>, dann stieß er die Leiche von Hingis vom Bock.
Hinter ihnen ertönte wütendes Geschrei, als die restlichen Söldner endlich verstanden, was da vor ihnen los war - viel zu spät, um das davonrasende Gespann noch einholen zu können.
 

Caswallon

Chronist
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Der Tag hatte außerordentlich falsch angefangen, und Ildiron hatte schlechte Laune. Mitten in der Nacht war er aus dem Schlaf gerissen worden; die lautstarke Ankunft der Kriegerin in seinem Zimmer war seinen feinen Ohren - und seiner Nase - nicht verborgen geblieben. Sie schien ihn nicht weiter bemerkt zu haben, was noch das Erfreulichste an der Unterbrechung war.

Am Morgen war Trixi immer noch nicht da, dafür schnarchte die Kriegerin nebenan. Er kleidete sich an, nahm das Kaninchen und ging nach unten. Die Wirtsstube stank nach kaltem Tabak, abgestandenem Bier, Schweiß, Erbrochenem und allen möglichen anderen Dingen. Ildiron setzte sich an einen Tisch am Fenster und öffnete es so weit wie möglich. Die Luft von draußen war immerhin kühl und ein klein wenig frischer. Er winkte der Wirtin und bestellte einen Krug Wasser und etwas zum Essen, dazu ein Schälchen Milch und Gemüse für Puschel.

Langsam trudelten die anderen ein. Ildiron nickte ihnen kurz zu, sprach aber kein Wort, auch nicht, als sich Taylor neben ihn setzte und nach Trixis Verbleib fragte. Dennoch hörte er zu und entnahm den Gesprächen, daß sie wohl verschwunden sei, vermutlich entführt.
Das trug nicht gerade zur Besserung seiner Stimmung bei. Er streichelte das Kaninchen, das ihn kurz beschnüffelte und dann unbeeindruckt weiter an seiner Möhre knabberte. Vernünftig, dachte er und trank seinen Becher aus.
Sie würden das Mädchen suchen müssen, überlegte er, während er scheinbar unbeteiligt aus dem Fenster schaute. Die Aussicht, daß die Söldner sie doch noch irgendwie erwischt hatten, beunruhigte ihn, und langsam wurde es Zeit aufzubrechen.
Auf der Straße sah er den Thorwaler entlanglaufen. Er hatte es offensichtlich eilig, und er war erstaunlich sicher auf den Beinen.
Wenige Augenblicke später kam Iskir in die Taverne gestürzt.

Ildiron
 

Doc Sternau

Chefzwerg
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Warme Milch, Brot, Honig, Käse und Wurst - vor Brendan türmte sich ein wahrhaft gigantisches Frühstück, dem der Zwerg mit sichtlichem Appetit zusprach.
<i>"Siehst du Urs, das mag ich so an diesen Städten - man kann essen soviel man will!"</i>, damit tunkte er ein Stück Brot in die Milch, tropfte einen Löffel voll Honig darauf und hielt es dem großen Hund hin, der es schmatzend verschlang.
<i>"Ich verstehe nicht, wie ihr in so einer Situation so ruhig frühstücken könnt, Freund Brendan!"</i>, brummte Eran schläfrig.
<i>"Nun mein Freund, alles geschieht zu seiner Zeit. Jetzt essen wir und nachher suchen wir die Söldner. Es bringt nichts, wenn wir kopflos losstürzen und die wichtigsten Dinge vergessen!"</i>
Damit gab er dem Burschen am Tresen einen Wink und bat darum, für die Gruppe mehrere Marschrationen vorbereiten zu lassen, bevor er selbst ein weiteres Stück Brot aß.
<i>"Vielleicht sollten wir langsam mal beratschlagen, was wir jetzt tun, als uns die Bäuche vollzuschlagen!"</i>, raunzte die Kriegerin vom Orden des Golgari etwas missmutig, während sie weiter an ihrer Ausrüstung herumflickte.
In diesem Moment betrat der Junge, Taylor, den Raum, ließ sich ebenfalls etwas zum Frühstück bereiten und setzte sich dann zu Ildiron, der ihn aber nicht weiter beachtete.
<i>"Wo ist Trixi?"</i>, fragte er zwischen zwei Bissen in die Runde.
<i>"Wer ist denn nur diese Trixi, von der ihr dauernd redet?!"</i>, rief die Gauklerin leicht genervt dazwischen, bevor jemand antworten konnte.
Da sich niemand direkt angesprochen zu fühlen schien, erzählte Eran, was während der Nacht geschehen war. Taylor blieb der Mund offen stehen und Joela versuchte das Erzählte zu verstehen, wurde aber nur noch mehr verwirrt von den vielen Namen und Personen, die ihr überhaut nichts sagten. Ildiron saß mit steinerner Miene neben dem Fenster und äußerte sich gar nicht, während Boronja scheinbar noch finsterer blickte, als sie die Ereignisse Revue passieren ließen.
Brendan und Urs aßen weiter schmatzend ihr Frühstück, dem sich auch der merkwürdige Maraskani zuwandte.
Kaum hatte Eran seinen Bericht beendet, als die Tür des Gasthauses krachend aufflog und Iskir mit einer zerknitterten schwarzen Feder in der Hand hereingestürmt kam. Irgendwie sah er so aus, als wäre seine Nacht noch etwas unangenehmer gewesen, als die der anderen...
 

Fjaldir

Grumsch dumm
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Iskir schaute immer noch in die etwas verdutzten Gesichter seiner Kameraden. Er verharrte in dieser Pose einige Sekunden, während er versuchte sich daran zu errinern weshalb er überhaupt hier war. Als es ihm aber endlich wieder einfiel schlug er die Tür zu und setzte sich zu seinen Gefährten an den Tisch.

"Ich hatte gestern Nacht eine sehr seltsame Begegnung und ich denke sie dürfte für uns alle wichtig sein," fing er an und schaute die Anwesenden geheimnisvoll an. Er beugte sich etwas über den Tisch nach vorne und sprach leise weiter: "Als ich gestern in den Gassen ... äh, eure Spur verlor, wurde ich scheinbar von einigen Goblins überwältigt und gefangen genommen, denn als ich erwachte lag ich in einem kleinen Raum auf einem Bett und mir gegenüber saß ... SIE."

Iskir machte eine kurze dramaturgische Pause und schaute in die Gesichter seiner Tischnachbarn, in denen teilweise Skepsis, aber auch Neugierde zu lesen war. "Ihre violetten Augen starrten mich an und sie strahlten ein unglaubliches Alter aus, ein zeitloses Alter. Irgendwie wusste ich, dass diese Goblinin älter war als alles, was ich jemals zuvor gesehen hatte. Sie hatte ihr rotes Fell über und über mit Federn und Knöchelchen behängt und führte eine riesige Knochenkeule in ihrer Hand. Wahrlich, das muss eine große Schamanin der Rotpelze gewesen sein, denn sie sprach mir von der Zukunft. Von unserer Zukunft!"

Iskir fuhr sich kurz mit einer Hand über die Augen, denn er hatte langsam das Gefühl wieder in diesem stickigen Raum zu sein und ihm war es als würde er die Stimme der Goblinfrau in seinem Kopf hören. Seine Augen wurden leicht glasig und mit halb abwesender Stimme sprach er, als würde es nicht von ihm kommen, sondern von einer größeren Macht:

"Eure Reise wird lang sein, zu Lande, im Wasser und durch die Luft. Der Stein des vielgestaltigen Verschlingers ist eure Aufgabe und euer Ziel. Eure Götter sehen euch nicht, zu dunkel ist der Weg, der vor euch liegt und doch werden sie bei euch sein.
Sechs Meister werdet ihr rufen, doch nur einer wird antworten, wenn ihr das Land betretet, dass vor euch keiner erreichte. Dort werdet ihr euer Schicksal finden oder die Schwingen der Raben hören.
Aber vielleicht sind die Schwingen euer Schicksal..."


Iskir schüttelte kurz den Kopf, als sich der Schleier vor seinen Augen löste und er langsam wieder Herr seiner Sinne wurde. Er sah seinen Gefährten nacheinander in die Augen und las Erstaunen und auch teilweise Angst, vor allem bei den jüngeren und unerfahreneren. Auch wenn sein Mund trocken war und ihm beim Sprechen der Kopf dröhnte zwang er sich weiter zu sprechen.

"Als ... als der Nebel sich verzog sah ich einen Raben mit violetten Augen und er starrte mich an. Ich dachte schon ich würde Golgari ins Antlitz schauen und kurz darauf wurde es mir schwarz vor Augen. Doch diesen Morgen erwachte ich wieder in den Straßen und in meiner Hand war das hier."

Mit einem lauten Knall legte Iskir die zerknitterter Rabenfeder auf den Tisch. "Diese Frau muss uns von den Göttern geschickt sein um uns zu helfen. Wir sollten ihre Worte achten!" sprach der Thorwaler und schaute dann auffordernd in die Runde.
 

Mirya

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Als Alwen aufwachte, dachte sie erst irgendwer hätte sie niedergeschlagen, so sehr brummte ihr Kopf...doch es musste wohl mit dem Alkoholkonsum etwas zu tun haben. Aber eigentlich konnte sie sich an nichts mehr erinnern. Da war irgendwie dieser Zwerg....wie heißt er nochmal? Und ein Elf... aber wie war sie überhaupt in dieses Bett gekommen?
Es half nichts, sie konnte sich nicht erinnern.
Sie erhob sich, ihre Glieder fühlten sich schwer und steif an, sie hatte voll angekleidet geschlafen.
In der Wirtsstube angekommen erinnerte sie sich doch wieder an das ein oder andere Gesicht - nur Namen wusste sie keine mehr.
Der Thorwaler hielt gerade eine Rede. Alwen bekam noch etwas von einem Raben und einer Feder mit, die er auf den Tisch legte.
Aber es war noch zu früh, sie konnte mit dem Satz nichts anfangen. Deshalb setzte sie sich an den Tresen und bestellte ein Frühstück, während sie das Geschehen im Raum langsam etwas interessierter verfolgte.
 

Doc Sternau

Chefzwerg
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Brendan horchte auf. Was der junge Thorwaler da erzählte klang sehr nach den Wahrträumen der Angroschim.
<i>'Sechs Meister? Sollten die Herren der Elemente...aber Xenos war der Letzte, der einen der Elementarherren gesehen hatte. Und der vielgestaltige Verschlinger? Sollte damit...aber sie war doch erfolgreich gebannt oder nicht?'</i>, die Gedanken des Geoden rasten, während er grübelnd das Fell hinter Urs' Ohren kraulte.
Wie um sich zu überzeugen, ergriff er die schwarze Feder und roch daran. Sie stank nach Gosse, Schmutz und Unrat und doch war da etwas.
Eine Hand auf Urs' Kopf, die andere mit der Feder vor der Schnauze des Hundes begann Brendan zu meditieren, während der Hund die Feder beschnüffelte.
Da war es wieder, dieser merkwürdige Nachhall eines Geruches, einer Farbe, eines Eindrucks, alles zusammen und doch nichts von all dem.
<i>'So ähnlich roch es damals bei der Beschwörung an Brandons Ring...'</i>, Brendan beschloss, diesen Gedanken für sich zu behalten, bis er sich über die Bedeutung des Ganzen im Klaren war.
Mit einem Schulterzucken legte er die Feder zurück auf den Tisch.
<i>"Nun, der dunkle Weg vor uns sollte klar sein - die Schwarzen Lande!"</i>, obwohl es inzwischen wieder angenehm warm war, überlief alle eine feine Gänsehaut bei der Nennung ihres Zieles, das jetzt möglicherweise eine Bedeutung erlangt hatte, die keiner von ihnen erahnen konnte.
In diesem Moment kam der Bursche des Drachenhalses zurück in die Gaststube und legte mehrere Proviantpakete auf einem Tisch ab: <i>"Die Reiseverpflegung, die ihr gewünscht habt. Wollt ihr über den Sieben-Baronien-Weg in den Westen?"</i>, fragte der Junge neugierig.
Boronja schüttelte kurz den Kopf: <i>"Nein, der Süden ist unser Ziel!"</i>
Der Junge riss kurz überrascht die Augen auf, blickte dann jedoch bewundernd auf die Gesellschaft.
Auch Brendans Blick schweifte über die Kameraden, keiner von ihnen sah aus, als hätte er eine angenehme Nacht verbracht aber dagegen war zum Glück ein Kraut gewachsen.
<i>"Bring mir doch bitte einen Kessel mit heißem Wasser, Söhnchen!"</i>, wieß er den Burschen an.
Kurze Zeit später zog der angenehme Geruch von frisch gebrühtem Satuarienbusch durch das Gasthaus.
 

Achilleus

Heros
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Eran hatte die Nacht über nur wenig geschlafen. Obwohl er genau wusste, dass es wenig Sinn machte, überstürtzt aufzubrechen, war er doch ungeduldig. Daher war er auch früh aufgestanden und in den Gastraum gegangen, wo er mit den anderen - seine Nervosität unterdrückend - das Frühstück zu sich nahm. Eran berichtete für all jene, die letzte Nacht nicht dabei waren, was passiert war. Aber kaum hatte er geendet, als er Iskir in den Schankraum stürzen sah. Erleichtert atmete Eran auf, er hatte sich schon Sorgen um den Thorwaler gemacht. Neugierig starrte er die Feder an, die Iskir in den Händen hielt und lauschte aufmerksam dessen Bericht. Das alles klang sehr mysteriös... vielgestaltiger Verschlinger.... sechs Meister... Eran grübelte darüber nach, was das alles zu bedeuten hatte. 'Verdammt', dachte er sich dabei, 'Ich hätte damals in der Akademie doch besser aufpassen sollen, als es über Sphärologie und das alles ging....' Eran wurde von dem Jungen, der die Wegrationen brachte, aus seinen Gedanken gerissen.
Als Brendan den Jungen nach einem Kessel heißen Wassers schickte, wurde Eran langsam ungeduldig. Zu den um den Tisch versammelten Gefährten meinte er: "Ich denke, es wird Zeit, dass wir aufbrechen! Mit jedem Augenblick, den wir hier verstreichen lassen, wird der Vorsprung der Entführer größer. Denkt doch nur an das arme Mädel!" Er warf einen auffordernden Blick in die Runde.
 
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Caswallon

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Ildiron hörte Iskir zuerst nur halb zu - was war an solchen Rauschphantasien schon interessant? -, bald jedoch lauschte er ebenso aufmerksam wie die anderen, die den Thorwaler hören konnten. Besonders die Worte, die Iskir gehört haben wollte, ließen sich kaum auf sein Delirium zurückführen. Ildiron verstand jedoch nicht viel davon. Stattdessen inspizierte er die Rabenfeder genauer, die Iskir auf den Tisch geworfen hatte.

Brendan schien ebenfalls der Meinung zu sein, daß Iskir die Wahrheit sprach. Allerdings war der Zwerg immer sehr schnell bereit, in allen halbverständlichen Äußerungen eine geheimnisvolle Prophezeiung zu erkennen und irgendwelche passenden alten Geschichten hervorzukramen. Daher war Ildiron etwas überrascht, als Brendan aus seiner versunkenen Haltung wieder aufwachte und nichts zum Thema sagte, sondern nur einen Kessel Wasser bestellte.

Bald jedoch verbreitete sich der belebende Duft von Satuarienbusch in der Schankstube - eine Abwechslung, die Ildiron nur allzu recht war. Wenn er auf die Kriegerin blickte, die an der Theke stand und mit gequältem Gesichtsausdruck ihr Frühstück zu sich nahm, mußte er Brendan zustimmen - etwas Aufmunterung konnte der Truppe nicht schaden.

Als die ersten von ihnen am Morgen in der Wirtsstube aufgetaucht waren, waren sie beinahe allein gewesen; nur wenige Gäste hatten es für nötig gehalten, genauso früh aufzustehen. Nach und nach fand sich dann die Truppe zusammen, und im gleichen Maße füllte sich die Taverne mit anderen Gästen. Eine frau, die Ildiron noch nicht kannte, war ebenfalls an ihrem Tisch gelandet - Jeola hieß sie. Irgendwer war in der Nacht über sie gestolpert, woraufhin sie anscheinend mitkommen wollte. Nun, man würde sich kennenlernen.

Iskirs Bericht und die darauffolgenden Gespräche nahmen doch einige Zeit in Anspruch, und die ersten begannen ungeduldig zu werden - zu Recht, wie Ildiron fand. Brendans Teeaktion schob den Aufbruch noch einmal hinaus, zumal er es sich nicht nehmen ließ, jedem, ob der wollte oder nicht, mit einigen gutgemeinten Ratschlägen einen Becher Tee einzuschenken. Ildiron erhielt ebenfalls einen - "Nicht so griesgrämig heut morgen, was hast du denn? Trink das, dann sieht die Welt viel freundlicher aus!", erklärte ihm Brendan. Er gehorchte und trank, dann ging er nach oben, um sein Gepäck zu holen.

Inzwischen waren alle zu der festen Überzeugung gelangt, daß man möglichst schnell aufbrechen müsse, um die Entführer bald einzuholen; dennoch verzögerte sich der Abmarsch der Truppe wegen vieler Kleinigkeiten noch um einiges - je mehr Leute, desto länger dauerte alles, fand Ildiron wieder einmal bestätigt. Er selbst war auch nicht der Schnellste, hatte jedoch einen guten Grund: er benötigte beinahe eine halbe Stunde, um Trixis Kaninchen so an seinem Rucksack zu befestigen, daß es sicher saß und keinen Unsinn anstellen konnte. Als er es schließlich untergebracht hatte, lugte Puschel gut verpackt aus seinem Rucksack nach hinten in die Weltgeschichte.

Die Sonne stand schon ziemlich hoch am Himmel, als endlich alle fertig waren - Proviant verpackt, Gepäck geschultert, Rechnungen bezahlt, die Abschiedswünsche der anderen Gäste entgegengenommen, die mitbekommen hatten, wohin sie unterwegs waren, und manchmal klangen, als würde keiner erwarten, sie jemals wiederzusehen... Endlich hatten am späten Vormittag alle die Taverne verlassen.

Als wollten sie die Verzögerung wieder aufholen, oder als hätten sie Angst, es könne sie wieder jemand aufhalten, eilte die Gruppe durch die Straßen der Stadt und dann zum südlichen Tor hinaus in Richtung Tobrien. Bald lagen die hohen Mauern hinter ihnen, und sie durchquerten die Felder, Wiesen und Wäldchen des Festumer Umlandes. Noch schien die Sonne, ein steifer Wind brachte allerdings kühle, salzige Luft vom Meer heran. Über dem Waser im Osten türmten sich dunkle, schwere Wolken. Höchstwahrscheinlich würde es Regen geben.

Ildiron
 

Timestop

Running out of Time
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Als Brendan ihm von Trixis Entführung berichtete war er geschockt. Warum sollte jemand ein solches Mädchen entführen? Wieso taten sie so etwas? Er sass einige Zeit stumm da und konnte nicht weiteressen. Das war eine Gemeinheit. Kaum hatte er jemanden kennengelernt, schon wurde er ihm wieder entrißen. Seine Mine wechselte von Wut zu Angst, Verwirrung und wieder zurück. Sein Kopf schmerzte und er hatte keinen Hunger mehr. Plötzlich war Iskir am Tisch und erzählte eine Geschichte von Goblinin, Wahrsagungen und eine Menge Zeug das er nicht verstand.
Als Eran dann erregt zum Aufbruch mahnte, war Taylor auch der erste der Aufsprang. Der Zwerg hieß ihn jedoch sich erst mal zu setzen. "Trink von deinem Tee und iß erst mal etwas, Söhnchen." sagte er in einem freundlich brummeldem Ton, "Wenn du uns helfen willst, solltest du dich etwas stärken, sonst fällst du uns bei der Verfolgung noch um."
Taylor gehorchte. Er schlang sein Brot herunter, trank den Tee und fühlte sich tatsächlich besser. Trotzdem war er unruhig. Man einigte sich auf eine Zeit zum Aufbruch, bis dahin sollte jeder noch das nötigste erledigen, dann wollte man starten.
Taylor überlegte was er bis dahin noch tun könnte. Reiseproviant bekam er hier, seine Armbrüste hatte er am Gürtel....
er nutzte die Zeit um sich hinter der Taverne an einem Regenfass frisch zu machen.
Dann setzte er sich zu ihrem Treffpunkt in die Taverne und wartete auf die anderen.
Als sie alle versammelt waren brachen sie auf. Er wußte nicht wohin es ging und schloss sich einfach der Führung der anderen an. Wenn er die Kerle in die Hände bekam würden sie nichts zu lachen haben.
 

Ulmo der Valar

Phlegmatischer Vala
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Jeola war geschafft. Die Nacht über hatte sie nicht geschlafen und war durch halb Festum gerannt. In der Taverne bestellte sie sich ein kleines Frühstück, nicht mehr als ein Brot und etwas Wurst. Hoffentlich würden ihre neuen Freunde ihr finanziell etwas aushelfen, bis sie wieder einen Geldbeutel am Gürtel baumeln hatte. Anscheinende schiene es diese netten Leute ohne Anstalten zu tun. Dieses kleine Mahl hatte zumindest ihren gröbsten Hunger gestillt, doch noch immer schienen ihre Lider schwer wie Blei zu sein.
Plötzlich stürmte ein Mann in die Taverne. „Iskir“, ging durch sie kleine Gruppe. Jetzt schien sie ihr doch nicht so klein zu sein, denn wer weiß wie viele Leute noch in Festum herumirrten? Das ganze überforderte ihren müden Geist zu sehr. Mit einen beiläufigen Geste erschien ein aufmerksames Gesicht über dem ihren, dass ihr einen mehr oder weniger erholsamen Schlaf einbrachte. Im sitzen zu schlafen war für Jeola recht ungewöhnlich. In diesem kurzen Stückchen Schlaft, das ihr zustand, ging ihr ein seltsamer Traum durch den Kopf.
Immer wieder umkreiste sie ein Rabe. Borons heiliges Tier zog seine Kreise um sie. Wie gelähmt stand sie an ihrem Platz, immer den Raben in die Augen blickend. Sein Bewegungen wurden immer schneller und er zog die Kreise enger. Nach einer Weile hatte Jeola ihn aus den Augen verloren, denn ihre eigenen konnten den seinen nicht folgen. Kurz vor ihrem Gesicht drosselte er das Tempo und blieb vor ihr in der Luft stehen. Nur ein Spann lag zwischen ihnen. Es kam ihr wie eine Ewigkeit vor, doch nach dieser Ewigkeit flog der Rabe hinfort ins Nichts, ohne ihr auch noch eines Blickes zu würdigen.
Jeola schreckte auf und ihre Maske verpuffte. Die anderen waren gerade dabei sich einen Tee aufzubrühen. Sie wusste nicht, was für einen Tee, denn sie zog die Menschen den Pflanzen vor. Doch diese roch belebend und erfrischend. Jeola nahm einen Becher und trank ihn hastig aus. Sie fühlte sich wie nach einer langen erholsamen Nacht, was wohl nicht nur ihrem Nickerchen zu verdanken war. Sie schienen sich alle reisebereit zu machen.
Jeola trat an den Geoden heran: „Hey, Herr Zwerg! Wohin geht die Reise? Wenn ihr mir ein paar Silberstücke abgeben könntet, würde ich euch gerne begleiten, wenn ihr noch Platz in eurer Gruppe hättet. Bedenkt bevor ihr redet: unterschätzt nie die Qualitäten einer gesellschaftsnahen Maga! Der Zwerg nickte kurz, brummelte etwas von Schwarztobrien und drückte ihr 2 Silbertaler in die Hand. Dann wandte er sich ab und gab sich wieder seinen Geschäften hin.
Jeola trat zum Wirt und drückte ihm die 2 Silberstück in die Hand und bekam daraufhin ein Brot, etwas Wurst und Käse und etwas Gemüse in die Hand gedrückt. Als kleines Extra gönnte sie sich noch eine schöne Flasche Wein, die sie schon vermisst hatte. Sie verpackte alles in ihrer Tasche. Am späten Vormittag waren alle soweit fertig um aufzubrechen. Trotz der prallen Sonne, die am Himmel schien, war sie etwas unsicher, ob es richtig war, aufzubrechen, denn sie sah Regenwolken nahen.
 

Doc Sternau

Chefzwerg
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Der Born floss träge den dräuenden Wolken im Südosten entgegen. Die Luft war wie zum Schneiden und Menschen, Land und Tiere warteten auf das erlösende Gewitter, das die Schwüle endlich vertreiben würde.
Kurz nach Mittag näherte sich ein Gruppe aus Menschen, Elf und Zwerg dem Ufer des großen Flusses.
<i>“Hier muss es sein, irgendwo hier müssen sie ans Ufer gegangen sein. Wenn wir Glück haben, finden wir noch ein paar Spuren.“</i>, Brendan brummte bestätigend zu Erans Worten und blickte dann auffordernd zu Ildiron auf.
<i>“Willst du das machen oder soll Urs seine Nase einsetzen?“</i>
Die Mundwinkel des Elfs zuckten leicht amüsiert ob der kleinen Stichelei Brendans, dann zuckte er nur kurz die Schultern, legte Rucksack und Bogen ab und begann mit den Worten: <i>“Wartet hier, ich sehe, ob noch irgendwelche Spuren zu finden sind.“</i>, das Ufer abzusuchen.
Brendan blickte kurz in die Runde: <i>“Machts euch gemütlich, das kann etwas dauern – er ist sehr gründlich!“</i>.
Damit zog er die kleine goldene Sichel aus seinem Gürtel und schnitt sich eine lange biegsame Weidenrute. Aus seinem Rucksack förderte er Schnur und Knochenhaken zu Tage, um sich dann nach einigen schnellen Handgriffen mit seiner provisorischen Angel an das Ufer des Born zu setzen.
<i>“Ihr! Ihr könnt doch jetzt nicht Angeln!“</i>, japste Eran entsetzt.
<i>“Und warum nicht?“</i>, brummte der Zwerg, während er seine Pfeife stopfte. <i>“Glaub mir, das Spurensuchen dauert eine Weile und einfach so Richtung Tobrien zu rennen ist wohl das Dümmste, was wir zur Zeit tun könnten.“</i>
Eran rang mit seinen Händen, blickte dann hilfesuchend zu den Anderen, die aber nur mit den Schultern zuckten. Schließlich setzte er sich auf seinen Umhang und starrte missmutig auf den Fluss hinaus.
Auch der Rest der kleinen Gesellschaft suchte sich ein Plätzchen zum Sitzen, immer wieder blickten sie zu den dunklen Gewitterwolken über dem Meer hinüber. Es konnte nur noch eine Frage von Stunden sein, bevor das Unwetter sie erreichte.
Mit einem lauten Platschen flog ein Stein in die trüben braunen Fluten: <i>‚Verdammte Amselgunde, verdammte Stadt! Möchte wissen, welcher Heshtot mich geritten hat, hierher zu fahren. Jetzt sitz ich schon so tief drin, dass ich für Geld ins besetzte Tobrien wandere, um ein seltsames Mädchen zu retten, das mit einem Elf und einem Kaninchen durch die Gegend zieht!’</i>, Alwens Gedanken kreisten schon seit dem Aufbruch darum, weshalb sie das alles überhaupt tat.
Niemand hatte sonderlich die junge Frau beachtet, die ihnen inzwischen überall hin zu folgen schien. Nur Taylor hatte sich zu ihr gesellt und ließ sich staunend und mit weit aufgerissenen Augen Geschichten von der großen weiten Welt erzählen – obwohl Joela wohl auch nicht mehr davon kannte, als ein paar Städte und Dörfer an Born und Walsach.
Boronja und Iskir hatten sich in ein intensives Gespräch vertieft, von dem immer wieder kurze Fetzen herüber schwangen. Anscheinend versuchte Boronja die Vision des Boten Borons zu ergründen.

Etwas mehr als eine halbe Stunde später kehrte Ildiron so lautlos zurück, wie er davon gegangen war. Wortlos ergriff er Rucksack und Bogen und blickte seine Begleiter auffordernd an.
<i>“Was habt ihr gefunden?!“</i>, war aus einigen Mündern zu vernehmen aber der Elf zuckte nur mit den Schultern: <i>„Wir sollten aufbrechen, es ist schon spät und unser Weg noch weit – außerdem wird bald ein Gewitter losbrechen. Haltet Ausschau nach einer Schutzhütte oder einem Unterstand.“
Damit wandte er sich um und stieg die Böschung zur Reichsstraße hinauf. Als die Anderen ihm dann gefolgt waren und sie nach Richtung Südwesten ausschritenn fasste der Elf zusammen, was er entdeckt hatte: <i>“Sie sind etwa 200 Schritt von hier an Land gegangen. Es waren fünf Männer, drei auf dem Boot und zwei, die mit einem Ochsenkarren hier gewartet hatten. Sie haben Trixi auf den Wagen geladen und sind dann nach Süden davon gefahren. Mit dem Wagen werden sie nicht sehr schnell voran kommen aber sie haben einen großen Vorsprung. Wir werden einige Zeit brauchen, um sie einzuholen!“</i>
Damit begann Ildiron kräftiger auszuschreiten und die Gefährten waren gezwungen, das harte Tempo ebenfalls anzuschlagen, wollten sie ihn nicht verlieren.
 

Starmage

Harfnermagier
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Ildirons Erkenntnisse verbesserten die Stimmung der Gruppe zwar nicht sonderlich, aber es erleichterte schon alle zu wissen, wem oder was sie jetzt nachliefen. Über den Grund der Entführung gab es eine Reihe von Theorien, die die Reisenden auch untereinander austauschten, aber kaum eine klang wirklich plausibel. Erans Theorie, dass Trixi als Opfer für eine Dämonenbeschwörung benötigt würde fand in der Gruppe wesentlich mehr Zustimmung als Ildirons Idee, dass Trixi vielleicht nur jemanden verärgert hätte, der sich nun an ihr rächen wollte. Aber noch waren sich alle einig, dass es galt die junge Frau zu retten.

Und das war Boronjas Sorge. Würden sie es schaffen die Entführer einzuholen hätte sie leichtes Spiel, da sie zahlenmäßig überlegen waren und Magier bei sich hatten. Aber sollten die Entführer Verstärkung bekommen und sich einige der Reisenden absetzen würde es recht schwer werden Trixi zu retten. Bei Ildiron und Brendan hatte sie keine Sorge. Und auf Eran vertraute sie auch. Aber sowohl Iskir, immerhin ist er ein wankelmütiger Thorwaler, als auch Sarijian wusste sie nicht so recht einzuschätzen. Und ob Taylor, Joela und Alwen lange bei ihnen bleiben würden, war sie sich nicht sicher. Alwen war eine Kriegerin, schön und gut, aber der Eifer eines Kriegers konnte so schnell ein neues Ziel finden wie Taylor und Joela ein neues Gesprächsthema. Diesen beiden traute sie ehrlich gesagt überhaupt nicht. Wahrscheinlich würden sie abhauen sobald es ihnen zu langweilig oder gefährlich werden würde. Und gefährlich würde es früher oder später sicher werden. Eher früher als später.

Regentropfen rissen sie aus ihren eigenen düsteren Gedanken. Zuerst nur wenige aber innerhalb weniger Sekunden wuchs ihre Anzahl zu einer solchen Menge an, sodass es schien als würde Efferd das ganze Meer über sie schütten. Eiligst drängte sich die ganze Gruppe unter einen großen Baum. Während Joela sich über ihre nasse Kleidung ärgerte und Taylor sorgenvoll seine Ausrüstung inspizierte um zu sehen ob etwas nicht nass geworden war, prahlte Iskir damit auf See schon viel schlimmere Unwetter überstanden zu haben. Sarijian, Eran und Ildiron schien der Regen viel weniger zu stören als vielmehr die Tatsache, dass sie nun nicht weitergingen. Alwen und Boronja überprüften ebenfalls ihre Ausrüstung, die der plötzliche Regenguss erwischt hatte. Und Brendan stand im Trockenen. Es brauchte eine Zeit bis es allen auffiel, aber schließlich kam niemand darum herum zu bemerken, dass der Zwerg als einziger trocken geblieben war. Sein Hund tollte inzwischen durch den Regen. Ildiron, der als einziger nicht veblüfft zu sein schien, ergriff das Wort: "Wir können hier nicht warten bis der Regen aufgehört hat. Ich schlage vor dass Brendan und ich nach einer Schutzhütte suchen und ihr derweil hier wartet." Da niemand einen besseren Vorschlag hatte geschah es so. Ildiron huschte flink von Baum zu Baum, während Brendan einfach durch den Regen ging ohne dabei nass zu werden. Die Zurückgebliebenen wechselten nur fragende Blicke. Dann blitze es und ein Donner grollte, danach waren die beiden verschwunden. "Nette Leute sind das." kam es mit einem ärgerlichen Unterton von Joela. "Lassen uns einfach hier in der Kälte stehen. Wir könnten doch zumindest ein Feuer machen." "Und wie wollt ihr bei dieser Nässe ein Feuer in Gang bringen, werte Dame? Vielleicht mit Magie?" kam es von Sarijian schnippisch zurück. "Eigentlich keine schlechte Idee. Wozu haben wir denn unsere werten Magister?" pflichtete die fröstelnde Arwen der zitternden Joela bei. "Soweit kommt es noch, dass ich meine arkanen Kräfte zum Wärmen von ein paar müden Weibern einsetzen soll!" antwortete Iskir leicht gereizt. Eran gab nur ein zustimmendes Nicken. "Nun, vielleicht könnten uns die Fremden dort Feuer abgeben." meinte Taylor schlicht und zeigte den Weg entlang den sie gekommen waren. Das Licht von drei Laternen kam deutlich wankend näher.
 

Doc Sternau

Chefzwerg
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<i>"Warum hast du denn das Gewitter nicht ganz verhindert? Es hält uns nur auf und einen kranken Telori können wir im Moment auch nicht gebrauchen."</i>, fragte Ildiron, als Zwerg und Elf durch den Regen stapften, um nach einem Unterschlupf zu suchen.
Brendan brummte kurz, während er versuchte seine Pfeife hervorzuholen: <i>"Du weißt doch, dass ich nicht gerne in den Kreislauf der Elemente einfreife - so wie die Allesgebärende es gefügt hat, so soll es sein. Außerdem hoffe ich, dass der Ochsenkarren im Schlamm stecken bleibt."</i>
Ildiron seufzte, während Brendan es aufgab seine Taschen nach seiner Pfeife zu durchwühlen, der Mystizismus des Geoden konnte einem schon auf die Nerven gehen - aber mit dem Ochsenkarren konnte er durchaus Recht haben. Die Straßen im Bornland hatten nicht viel mit denen im Mittelreich gemein und bei einem Regenguss verwandelten sie sich schnell in eine Schlammpiste.
Sie stapften schweigend weiter, während Rondra grollend ihren Streitwagen über das Firmament lenkte.
Weit brauchten sie nicht zu gehen, nach einer viertel Stunde hatten sie gefunden, was sie suchten. Einer der vielen Einsiedelhöfe, die in dieser Region sehr verbreitet waren tauchte aus dem Regen auf.
Eine trutzige Mauer sollte wohl dafür sorgen, dass ungebetener Besuch draußen blieb aber im Moment stand das Tor des Hofes weit offen.
<i>"Warte!"</i>, Ildiron packte Brendan am Rock.
<i>"Was ist? Die Leute werden uns schon nicht wegschicken - bei dem Regen!"</i>
Ildiron schüttelte den Kopf: <i>"Hier stimmt etwas nicht! Es ist schon Abend aber kein Rauch liegt in der Luft und sollte das Tor um diese Zeit nicht schon geschlossen sein?"</i>.
Der Zwerg sah sich aufmerksam um und reckte den Kopf lauschend in die Luft. Aber seine Sinne waren nicht so geschärft wie die des Elfen.
<i>"Hmm, ich kann nichts seltsames entdecken. Lass uns doch einfach hingehen und klopfen, dann werden wir schon sehen."</i>
Damit lief er in Richtung auf den Hof los. Seufzend folgte ihm Ildiron.
Doch schon am Tor zum Gehöft blieb Brendan wie angewurzelt stehen, Ildiron hatte Recht gehabt.
An dem schief in den Angeln hängenden Tor erwartete sie der Hausherr.
Man hatte ihn an die schweren Bohlen genagelt. Sein von Schmerz und Entsetzen verzerrtes Gesicht zeigte, dass er zu dem Zeitpunkt noch gelebt hatte.
 

Caswallon

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Ildiron bedeutete Brendan kurz, sich ruhig zu verhalten. Er schloß die Augen, legte die Hände an die Schläfen und lauschte in den Regen hinein. Die Tropfen prasselten dicht und hart auf das Dach der Gebäude, klatschten dumpf auf die Erde des Hofes, rauschten in den Bäumen. Es roch nach nasser Erde, Tieren, Asche, Mist ... und Blut. Leben regte sich nicht.
"Sie sind fort," erklärte der Elf und trat vorsichtig durch das offene Tor. Sich umblickend, fand er seine Vermutung bestätigt. Nicht nur die menschlichen Bewohner des Hofes, auch alle Tiere hatten die Söldner getötet - einige, um sie zu verzehren, den Rest einfach so.
Ildiron nickte Brendan zu, und schweigend holten sie den Hausherrn herunter und legten ihn auf den Hof. Kochend vor Zorn machte sich der Zwerg daran, eine Schaufel zu suchen und Gräber auszuheben. Der Elf verschwand wieder im Regen.

Einige Zeit später tauchte er wieder bei den Gefährten auf, die sich unter einen hohen Baum geflüchtet hatten und warteten.
"Na endlich!" rief ihm Jeola entgegen. "Wo habt Ihr so lange gesteckt?!"
Ildiron reagierte nicht und nickte der Geweihten zu. "Wir haben den Hof gefunden, wo sie übernachtet haben. Es gibt Arbeit für Euch." Ohne eine Antwort abzuwarten, wandte er sich um und schritt wieder ins Unwetter hinaus. Die anderen folgte ihm.

Brendan hatte die Leichen der Ermordeten inzwischen in einer Ecke des Hofes zusammengetragen und schaufelte mit verbissener Miene. Ildiron schloß daraus, daß sich nichts getan hatte, und betrat das Haus. Seit dem schrecklichen Geschehen war noch nicht allzuviel Zeit vergangen, und er fachte das gerade erkaltete Herdfeuer wieder an. Boronja und Alwen gingen hinaus, um Brendan zu helfen, während die anderen mit gedrückter Stimmung und schweigend in der Stube saßen und ihren Gedanken nachhingen.
Beinahe unmerklich ging das düstere Licht des trüben, verregneten Abends ins Dunkel der Nacht über.

Plötzlich ertönte von draußen ein halb erschreckter, halb zorniger Schrei. Boronja, vermutete Ildiron, und sprang wie alle anderen auf. Weitere Schreie folgten. Mit den anderen eilte Ildiron zur Tür. Im schwachen Lichtschein einer Sturmlaterne sah er, wie sich einige undeutliche Gestalten draußen bewegten - Boronja, Alwen und Brendan. Doch daneben regten sich weitere, die kurz vorher noch starr, reglos und tot gewesen waren.
Er zog seine Waffe.

Ildiron
 
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