Unter der Dämonenkrone

Timestop

Running out of Time
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Taylor war nicht mit den anderen hineingegangen. Er hatte helfen wollen und hatte sich nach einer Schaufel umgesehen. In einer Scheune fand er eine Hacke die er an sich nahm. Er trat aus der Scheune hinaus. Was dann geschah würde er für den Rest seines Lebens nicht vergessen.
Einer der Toten hinter Brendan stand auf. Taylor war zu geschockt um irgend einen Laut von sich zu geben.
Die Welt schien für einen Moment still zu stehen, dann hörte er den Schrei. Boronja zog ihre Sichel, sprang kreischend auf den Untoten zu und hackte ihm mit einem Schlag den Kopf ab. Jetzt begannen alle Toten wie an Fäden gezogen aufzustehen und bewegten sich schwankend auf die Gruppe zu.
Taylor stand immer noch regungslos an der Scheune, als ihn etwas hart an der Schulter packte. Als er sich erschreckt umdrehte stand ein Junge, vielleicht ein paar Jahre jünger als er, hinter ihm. Brendan musste ihn übersehen haben oder wo auch immer er her kam... sein Gesicht wirkte gräßlich. Obwohl eigentlich vollkommen menschlich liessen es die Bleiche und verzehrten Züge grauenhaft entstellt erscheinen. Doch das schlimmste war, dass der Junge keine Beine hatte. Nur der Oberkörper klammerte sich an Taylor fest.
Plötzlich begann sich die unote Leiche mit einer überraschenden Beschleunigung auf Taylor zu stürzen und die Zähne des Zombies gruben sich in sein Bein. Der Schrei des jungen Mannes wurde vom Schock erstickt und er versuchte panisch das Monster von seinem Bein zu trennen, indem er dieses mitsamt dem Kopf gegen das Scheunentor hämmerte und hackte gleichzeitig mit der Hacke nach dem Arm, der abrutsche und jetzt sein anderes Bein packte. Endlich gelang es ihm, mit einem wütenden Schrei, den Kopf durch einen unglaublich wuchtigen Hieb wegzuschlagen. Einige Zähne blieben in seinem Bein zurück. Keuchend versuchte er rückwärts davonzukommen, rutschte jedoch auf dem nassen Schlamm aus während die Finger des Zombies sich wie klauen in sein Bein gruben.
Panisch bewegte er sich rutschend zurück, während er nach seiner
Balestrina fingerte, diese jedoch vor Panik und Furcht nicht aus dem Gürtel bekam. Und die Leiche zog sich weiter, an seinem Bein ziehend, heran.
 

Starmage

Harfnermagier
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Der Abend hatte schon unter einem schlechten Vorzeichen begonnen, aber das er so weiter gehen würde hätte sich Boronja nie gedacht. Ihr Vorhaben alle menschlichen Leichen einzelnen zu bestatten, stellte sich als nicht durchführbar heraus, weil einfach zu viele Leichen und zu wenig Platz da waren. So beschränkte sie sich darauf dem wütenden Zwergen und der betrübten Kriegerin zu helfen größere Gräber auszuheben um die Leichen anschließend mit Borons Grabsegen vor Nekromatie zu schützen. So war es ihre Pflicht und etwas anderes hätte sie sich gar nicht vorstellen können.

Boronja hatte gerade ihre Schaufel zur Seite gelegt um ihr geweihtes Amulett in der Form eines Boronsrades hervorzuholen um damit die ersten Gräber zu segnen, als sie auf einmal eine Bewegung hinter Brendan wahrnahm. Ihr Verstand schalltete ab und ein Instinkt, den sie selbst durch das jahrelange Training im Ordnen nicht kontrollieren konnte, übernahm die Kontrolle über ihren Körper. Sie zog in einer fließenden Bewegung ihre Boronsichel und schlug mit einem Schrei der Leiche den Kopf ab, die sich gerade hinter dem Zwerg erhoben hatte. Dann erhoben sich auch noch die restlichen Leichen und die bereits Begrabenen versuchten aus Sumus Leib wieder hervor zu kommen. Doch Boronja nahm bereits nichts mehr war außer ihren Feinden. Entweder sie wachte als Siegerin auf, oder in Borons Hallen. Alwen musste einen großen Schritt zur Seite machen, während sie mit ihrem Schwert versuchte die Zombies auf Abstand zu halten, um nicht von der vom Wahnsinn erfassten Boronja überrannt zu werden, als diese mitten in eine Gruppe von wandelnden Leichen hinein stürmte.
 

Doc Sternau

Chefzwerg
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Brendan war erschöpft.
Das Ausheben der Gräber hatte ihn angestrengt und nach kurzer Zeit hatte er es auch aufgegeben, den Regen von sich abzuhalten.
Klatschnass von Schweiß und Efferds Segen und betrübt über die sinnlos Hingemordeten stand er auf seinen Spaten gestützt und wartete darauf, dass Boronja die Gräber einsegnete, um sie dann wieder zuzuschütten.
Seine Pfeife glimmte schwach im Regen und der Mohacca drohte immer wieder gänzlich zu verlöschen, was die Stimmung des Geoden nicht gerade hob.
In diesem Moment stieß Boronja einen Schrei aus, riss die riesige Klinge von ihrem Rücken und stürmte auf den Zwergen zu, der völlig überrascht vor ihr zurückprallte.
Er stieß gegen etwas großes hinter sich, als auch schon Boronjas Klinge auf ihn herabsauste.
Brendan ließ sich fallen: <i>'Lieber verschlammt als tot - was ist nur in sie gefah...?'</i>, der Kopf des Hausherren schlug neben ihm in den Schlamm. Hassverzerrte Augen starrten ihn noch einen Moment an, bevor das Unleben aus ihnen wich.
Brendan rollte sich auf den Rücken, um zu sehen, was genau los war.
Der Anblick war erschreckend, die Leichen der Landleute hatten sich erhoben und kamen, vor dämonischem Hass geifernd, auf sie zugewankt.
Boronja raste mit erhobener Klinge mitten in sie hinein, während Alwen vorsichtiger folgte.
Im Scheunentor hatte Taylor mit der Leiche eines Bauernjungen zu tun, der seinen zerstückelten Körper an dem unbeholfenen Jungen hochzuzerren versuchte.
Aus dem Haus kam Ildiron, der noch in der Bewegung sein Florett einem der Zombies ins den Leib stieß - mit nur geringem Erfolg. Der Tote stolperte kurz, und lief dann einfach weiter, das Florett immer weiter durch sich hindurch bohrend, bis es bis zum Heft in seinem Körper steckte.
In diesem Moment packten Brendan vier unglaublich starke Hände an den Schultern und zerrten ihn unbarmherzig in die schlammige Grube hinab.
Dämonisch verzerrte Fratzen beugten sich über ihn und Hände wie Klauen versuchten ihn zu zerreißen.
<i>"Sumu steh mir bei!"</i>, ein Schwinger mit der Schaufel ließ einen der Toten zurückweichen aber der andere warf sich unerbittlich auf den Zwerg.
 
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Fjaldir

Grumsch dumm
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Als er den Schrei gehört hatte war Iskir sofort aus dem Haus gestürmt um zu sehen, wo die Quelle dieses unheilvollen Lautes lag. Zu seinem Entsetzen musste er mitanblicken, wie seine Gefährten von widernatürlich belebten Leichnamen attackiert wurden.

Ohne weiteres Überlegen war Iskir sich sofort bewusst, dass seine wenigen offensiven Zaubersprüche gegen diese Kreaturen nicht wirken würden. Zu kalt waren ihre Herzen, zu starr war ihr Geist, so dass er seien astrale Macht nicht direkt gegen sie schleudern konnte. Doch dies war nicht alles was er bewirken konnte. Er konnte seine Kraft auch auf sich und seine Begleiter anwenden und genau dies beabsichtigte er jetzt zu tun.

Er konzentrierte sich auf alle Sehnen in seinem Körper und spürte wie die magische Energie durch ihn floss. Dann rief er sich die Körper Ildirons und Alwens in sein Gedächtnis und lies die astralen Energien langsam von sich auf sie zuströmen. Dann sprach er mit lauter Stimme "AXXELERATUS BLITZGESCHWIND - Flieg dahin wie Laub im Wind!". Nach 5 endlos scheinenden Sekunden spürte er wie sich seine Glieder beschleunigten und er sah auch, dass seine beiden Gefährten sich mit erhöhter Geschwindigkeit bewegten.

"Bei Onkel Fjaldirs behaartem Hintern, dich werde ich dahin schicken wo du hingehörst, das wohl!" schrie er und raste mit erhobenem Stab auf den nächsten Zombie zu.
 

Mirya

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Eine Sekunde lang überlegte Alwen, ob sie nicht einfach davonlaufen sollte. Untote waren nicht gerade ihre Lieblingsgegner, besser gesagt es kostete sie jedes Mal viel Überwindung gegen sie zu kämpfen. Sie war sich immer noch nicht ganz sicher, warum sie diese chaotische Truppe begleitete.
Aber schnell war sie sich ziemlich sicher, dass diese ohne die tatkräftige Hilfe einer Kriegerin schnell verloren wären.
Ihr blieb auch keine Zeit es sich groß anders zu überlegen, denn ein ziemlich untoter junger Mann kam direkt auf sie zugelaufen. Mit ihrem Zweihänder stellte er allerdings kein allzu großes Problem dar.
Verwundert und etwas ehrfürchtig wich Alwen ein paar Schritte zurück, als sie sah, wie Boronja anfing zu wüten, unter dem Zombiepulk. Beinahe unheimlich stürzte sie sich in den Kampf und zog die Masse der Untoten auf sich. Aber Hilfe für sie wäre auch etwas gefährlich, so sehr wütete sie mit ihrer Boronsichel.

Aus dem Augenwinkel konnte Alwen sehen, wie Brendan in ein ausgehobenes Grab hinabgezogen wurde. Aber um ihn machte sie sich nicht so große Sorgen. Sie hatte schon des oft Zwerge kämpfen sehen, und die meisten konnten sich sehr gut selbst erwehren.

Ihr Blick viel auf Taylor, der schon im Schlamm lag und mit dem Oberkörper eines untoten Jungen zu kämpfen hatte. So schnell wie möglich eilte sie zu ihm hin. Da ein Schlag mit dem Zweihänder wohl etwas gewagt wäre, rammte sie ihn kurzerhand neben die beiden in die Erde, krallte sich mit beiden Händen am Oberkörper des Zombies fest und zog ihn von Taylor weg. Dieser lies einen kleinen Schrei hören, hinterließen die Finger des Zombies doch schmerzhafte Kratzspuren auf Taylors Unterschenkeln.
Alwen lies den Oberkörper des Untoten auf die Erde knallen, zog ihren Zweihänder aus selbiger heraus und rammte ihn zielsicher in den Jungen, bis er sich nicht mehr rührte.
Die Bewegungen im Kampf gingen ihr ungewohnt locker von der Hand und der Zweihänder verfehlte kein Ziel.
Nachdem Taylor erst mal gerettet war stürmte Alwen weiter zurück in Richtung des Zwerges. Dieser war nämlich nicht mehr zu sehen, Alwen vermutete dass er ganz im Grab verschwunden war. Auf dem Weg dorthin hackte sie einer untoten Bäuerin den Kopf ab. Erstaunlicherweise klappte auch das problemlos und der gezielte Schlag saß so gut, als würde sie mit einem Brotmesser eine Scheibe Brot abschneiden.
Um Brendan stand es doch schlechter als, Alwen angenommen hatte, seinen Hammer hatte er nicht bei sich und er versuchte sich mit einer Schaufel der zwei Zombies zu erwehren, die ihn in die Grube gezogen hatten. Sie wollte ihm gerade helfen, als sie von hinten einen Stoß bekam und zu Brendan in die Grube flog.
Überrascht und ein bisschen belämmert richtete sie sich wieder auf.
 

Achilleus

Heros
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Da saßen sie gerade noch niedergeschlagen am Herdfeuer und dachten über die armen Bauern nach, als Eran von draußen einen Schrei hörte. Sofort fuhr er auf. "Was bei allen Zwölfen....?!" rufend, packte er seinen Stab und stürmte den anderen hinterher. Ein Blick nach draußen offenbarte gar grausiges: die abgeschlachteten Bauern hatten sich erhoben und griffen die Gefährten an! Eran bemerkte aus den Augenwinkeln, das Alwen zu dem Jungen rannte, der panisch auf dem Boden herumrutschte. Da bemerkte er, dass Brendan Schwierigkeiten hatte... Eran blieb ruckartig stehen, hob seine rechte Hand und deutete auf den Zombie, der Brendan zu packen versuchte: "IGNAFAXIUS FLAMMENSTRAHL!" Eine Flammenlanze fuhr auf den Zombie zu der ruckartig von Brendan losließ und ins Grab stürtzte. Aber Brendan verlor den Halt und stürtzte ebenfalls hinein und entschwand Erans Blicken... da sehr er gerade noch Alwen heranstürmen und machte einen schnellen Schritt auf sie zu, als diese sich plötzlich schneller bewegte. Plötzlich stemmte sich einer der untoten Bauern seitlich aus den gerade ausgehobenen Grab und versuchte Alwen zu packen als plötzlich Boronja auftauchten und mit ungekannter Wildheit einen Hieb gegen den Zombie führte, was diesen zurückschleuderte und Alwen gegen den Rücken rammte. Diese verlor, wohl aufgrund der ungewohnten Schnelligkeit, die Balance und stolperte in das Grab, Erans "Achtung!" kam da schon zu spät. Der Magier zögerte nur kurz und nach einen kurzen Augenblick der Konzentration schien sein Stab zu verschwimmen, er wurde kürzer, veränderte seine Form, nahm einen metallischen Glanz an - und Flammen züngelten an ihm hoch. Eran Packte das Flammenschwert fester und beobachtete Boronjas Kampf mit dem Zombie, immer bereit einzugreifen, während er langsam zum Rand des Grabes ging, um zu sehen, was mit Brendan und Alwen geschehen war.
 

Doc Sternau

Chefzwerg
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In dem Grab waren die Niederhöllen losgebrochen. Um schneller in dem Wetter und mit der traurigen Arbeit fertig zu werden, hatten sie drei Gräber für je vier Leichen ausgehoben. Nur in einem hatten schon Leichen gelegen und genau in dieses hatten sie Brendan gezerrt.
Arme und Beine schlugen nach ihm. Klauen rissen tiefe Kratzer in Arme und Gesicht. Nur am Rande nahm der Geode war, wie ein Flammenstrahl einen der Zombies traf und zurück schleuderte. Nur eine kurze Atempause, die die anderen drei Untoten nutzten, um umso heftiger auf den Zwergen loszugehen.
Am Rande der Grube stand Urs, die Zähne knurrend gefletscht aber noch hielt sich der Berghund zurück, noch sprang er nicht in das Gewimmel.
In diesem Moment ertönte ein überraschter Schrei seitlich über Brendan: <i>'Alwen!'</i>, schoss es ihm durch den Kopf, als auch schon die Kriegerin über den Rand des Grabes taumelte und zwei der Zombies unter sich begrub.
Die Ablenkung, die Brendan gebraucht hatte.
<i>"Sumu! Schenke deinem Diener die Kraft, das Übel zu schlagen! Stärke mir die Arme und lass mich das Feuer des Kampfes spüren!"</i>
Seine Muskeln schienen zu bersten, Energie flutete durch die feuchte Erde, schien direkt aus dem Leib der Gigantin zu kommen.
Mit einem Schrei stieß Brendan den dritten Untoten von sich herunter.
Der Stiel der Schaufel knirschte, als er ihn mit blutenden Händen packte und in einem Schwinger das Blatt einem der Zombies gegen den Schädel hämmerte.
<i>"Weichet ihr dämonischen Kreaturen! Zurück hinter den Wall, der euer Reich begrenzt! Bei Angrosch dem Vater und der Sumu der Mutter! Zurück mit euch!</i>
Die Schläge prasselten auf den vor ihm zurückweichenden Untoten, der sie mit stoischer Ruhe hinnahm und seinerseits versuchte, den Zwergen mit seinen Krallenhänden zu zerfleischen.
<i>"Alwen! Raus aus der Grube! Schnell! Lange hält die Schaufel das nicht mehr aus!"</i>
 

Anma

Leutnant-Adeptus
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Etwa eine halbe Meile entfernt bot sich ein viel friedlicheres Bild:

Eine Gestalt kämpfte sich durch den Regen, den Kragen der Lederweste hochgeschlagen, den langen dunklen Umhang zu- sowie den Hut tief ins Gesicht gezogen. Eine zweite Person schritt neben ihm und redete dabei, den Regen ignorierend, ununterbrochen auf ihn ein.


"Wir wären längst da!"
"Hrmpf!" kam die Antwort aus dem Mund des ersteren.
"Und wenn wir nicht da wären, dann wären wir jetzt längst über dem ganzen hier!" Die zweite Person richtete ihre Hände, die eindeutig zu einer Frau gehörten, gen Himmel.
"Hrmpf!!" Die andere Gestalt, der Stimme nach ein Mann, war mit dieser Einschätzung der Lage zwar einverstanden, jedoch alles andere als zufrieden.
"Aber nein.. der Herr möchte ja nicht fliegen..es ist zu hoch.. es ist zu windig.. man könnte ja herunterfallen.." Ein spöttischer Unterton mischte sich in die Worte der Frau und veranlaßten ihren Gefährten dazu, stehenzubleiben.
"Schwesterherz müssen wir diese Diskussion schon wieder führen?"
Seufend stützte er sich dabei auf seinen Wanderstab auf, der für einen solchen wohl fast schon zu groß war. Auch die eisenbeschlagenen Enden deuten auf einen anderen Verwendungszweck als das Stochern im Morast hin.
"Ja wir müssen, bis du endlich einsiehst dass das Fliegen nichts furchtbares beinhaltet. nichts wovor du Angst haben brauchst."
Mit einem weiteren Seufzen drehte der junge Mann sich wieder in den Regen und stampfte weiter.
"Ich hab da vorn ein Licht gesehen, vielleicht ist es da trocken.."
Seine Schwester verdrehte entnervt die Augen und folgte ihm.
 

Ulmo der Valar

Phlegmatischer Vala
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Jeola lag im Haus zusammengerollt in ihrer dünnen Decke. Sie war noch benommen vom Anblick der vielen unschuldigen Toten, die hier ihr Leben lassen mussten. Nur ein großer Zug aus ihrer Flasche Wein half ihr über diesen Anblick hinweg. Erdrückende Stille lag im Raum, sie selbst nahm ihre Umwelt nicht mehr in klaren Bilder, sondern nur noch schemenhaft war.
Ein Schrei riss sie aus ihrem Halbschlaf. Ohne lange zu überlegen rannte sie raus und nahm mit Schrecken wahr, dass die Toten auferweckt wurden. Dies war das erste Mal, dass sie Wesen sah, die aus Borons Hallen zurückkamen. Eigentlich war dies wohl einer der ersten ernsthaften Kämpfe, in den sie verwickelt wurde. Verzweifelt blickte sie sich um, doch jeder schien mit seinen eigenen Problemen beschäftigt sein. Aus den Gräbern nahm sie nur einige geschriene Wortfetzen wahr. Wahrscheinlich war dort unten auch einer ihrer Gefährten.
Jeola machte sie das, was sie immer machte, wenn etwas gefährlich für sie wurde. Sie benutzte ihren Ignoratia. Nach ein paar zittrigen Handbewegungen und einigen stotternden Worten erschien sie für ihre Umwelt nicht mehr zu existieren. Zumindest hoffte sie das, denn es gab schon ein paar unangenehme Erlebnisse mit diesem Zauber in ihrem Leben. Mit ihrem Dolch würde sie gegen übernatürlich Belebte wenig ausrichten können, aber sie wollte ihren neugewonnenen Kumpanen auch nicht dabei zusehen, wie sie sich verzweifelt wehren mussten.
Ihr Blick fuhr über die Massen. Ildiron schien wohl die meisten Probleme zu haben. Sein Florett half gegen die massigen Körper der Toten nicht sonderlich viel. Was ihr nicht in den Sinn kam, war, dass ihr Dolch wohl auch wenig helfen würde. Aber sie wusste, dass sie ihm helfen konnte. Vielleicht half ihr der Alkohol etwas bei dieser Entscheidung. Sie rannte los, die übrigen Wesen schienen sie nicht zu beachten. Ihr Zauber wirkte also. Als sie ein paar Meter gelaufen war, stockte sie plötzlich. Der Elf bewegte sich mit übernatürlicher Geschwindigkeit. Jeola versuchte sich auf seinen Umriss zu konzentrieren, aber er erschien ihr nur als fahriger Schatten. Ihre müden Augen waren zu erschöpft, um ihn wirklich wahrzunehmen.
Sie sah sich um, wer noch ihre Hilfe benötigte. Jeola wollte sich wirklich nicht feige vor dem Kampf verstecken. Sie blieb stehen und ihr Entschluss stand fest: Sie wollte gegen den nächstbesten Gegner kämpfen, der ihr vor den Dolch lief. Ihre eigene Überheblichkeit konnte sie nur kurz auskosten, denn plötzlich spürte sie einen stechenden Schmerz in ihrem Rücken. Ihr Gewand war blutig und zerrissen. Einer der Toten schien sich wohl nicht von ihr blenden zu lassen und durchblickte ihren Zauber. Seine scharfen Krallen bohrten sich in ihr Fleisch. Die Wucht des unverhofften Schlages traf sie so hart, dass sie zu Boden ging. Sie war wie betäubt vor Schmerz. Ihre Augen blicken hilflos zu den anderen und aus ihrer Kehle drang nur ein leises Wimmern, während sich der Tote langsam über sie beugte.
 

Starmage

Harfnermagier
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Im Großen und Ganzen lief es für Boronja besser als erwartet. Ihre Rüstung fing die meisten Hiebe der Untoten ab und ermöglichte es der rasenden Boronja auch mitten in einer Gruppe von fünf lebenden Leichen zu bestehen. Als diese Feinde erstmal am Boden lagen, und sich erst einmal auf ihren verbliebenen Gliedmaßen aufrichten mussten, sofern sie noch dazu in der lage waren, stürmte sie schon auf den nächsten Gegner ein der sich gerade aus seinem Grab erhob. Dass sie dabei Alwen in die Zombiegrube beförderte fiel ihr gar nicht auf. Erst ihr Schrei und die Schreie der anderen um sie herum ließen sie wieder zur Besinnung kommen. Der rote Schleier des Zorns wich von ihr und die Erschöpfung und die Schmerzen kamen zurück. Sie blickte in die Grube und stellte erschreckt fest, dass es um Brendan gar nicht gut stand. Ihr Gegner von vorhin ließ sich jedoch nicht dadurch ablenken und verpasste der Golgaritin einen Schlag direkt ins Gesicht, der ohne dem Helm sicher schlimmere Auswirkungen gehabt hätte. Boronja taumelte zurück, schaffte es, nicht in die Grube zu fallen und hielt ihre Boronsichel wieder kampfbereit, diesmal jedoch mit der Ruhe die eines Golgariten würdig war. Mit zwei gekonnten Schlägen erledigte sie das bereits verletzten Zombie. Dann nutzte sie die Bornsichel um den in der Grube liegenden Zombies einen zweiten Tod zu bescheren, achtete dabei aber darauf ihre Gefährten im ausgehobenen Grab nicht zufällig zu verletzen.
 

Timestop

Running out of Time
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Gerade noch rechtzeitig kam Taylor die kräftige Kriegerin zur Hilfe, riß den Zombie von ihm los und hackte ihn nieder. Dann rannte sie gleich wieder Richtung Kampfgetümmel und schlug dabei eine Frau nieder die sich auf sie stürzen wollte.

Er konnte es nicht fassen, was war los? Wie konnte das passieren, was konnte noch alles geschehen in diesen schrecklichen Tagen? War das sein persönlicher Alptraum? Die Welt schien sich in eine grausige Folterkammer verwandelt zu haben. Für einen Moment verschwamm alles - und dann spürte er den Schmerz am Bein. Eine große Wunde klaffte unterhalb des Knies, überall waren tiefe Kratzspuren von den Krallen des Untoten.

Er richtete sich unter Schmerzen auf, schaute Richtung Gruppe, wo ein schreckliches Gemetzel stattfand. Überall ein hauen, schlagen, schreckliche Schreie und grausiges Gestöhne. In diesem Moment sah er, wie die Gauklerin von einem Zombie hinterrücks niedergeschlagen wurde, und obwohl ihm leicht schwindlig war, zog er seine Balestrina, was ihm überraschend schnell gelang, und schoss.

Doch er war kein guter Schütze, die Entfernung war zu groß und der Schwindel tat sein übriges. Er verzog den Schuss völlig und die Kugel flog stattdessen in Richtung Ildirion, der in diesem Moment eine schnelle Bewegung nach hinten machte, sein Gegner folgte - und plötzlich explodierte der Kopf des Untoten praktisch vor den Augen des Elfs.

Taylor ließ die eine Balestrina fallen, ebenso den schweren Rucksack, schnappte sich die andere Balestrina in seinem Gürtel und hinkte, mit ihr auf den Zombie zielend und in der anderen Hand die Hacke haltend, grimmig auf die Gaucklerin zu, um das untote Monster über ihr aus nächster Nähe zu töten, auszumerzen, zu vernichten, auszulöschen.
 
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Doc Sternau

Chefzwerg
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Ducken, Schaufel hochreißen, Klauen beiseite schlagen, ducken, Schaufel...
Brendan hatte das Gefühl für die Zeit verloren, seine Arme schmerzten vor bleierner Müdigkeit, die mit jedem Aufprall der knackenden Schaufel zunahm. Nur Sumus Kraft ließ ihn solange der Tortur standhalten. Sein Wams hing inzwischen an zahllosen Stellen zerfetzt und Blut sickerte aus Kratzern und Schnitten.
Wie lange war er schon in diesem Loch? Hatte Alwen es hinaus geschafft? Wie lange würde die Schaufel noch halten?
<i>'Nicht lange! Heilige Sumu hilf!'</i>, splitternd war die Schaufel unter den Hieben der Toten zerbrochen, jetzt war es soweit - die Arme der Mutter warteten auf ihn.
Die Leichname stürzten sich sofort auf ihn, nur noch Augenblicke, dann wäre die große Reise zuende.
Wenigstens konnte er hoffen, der jungen Kriegerin die Flucht ermöglicht zu haben.
Er schloss die Augen, bereit den letzten Hieb zu empfangen.
Ein Rabe krächzte.
<i>"Runter!"</i>, fast ein Flüstern und doch so laut wie der Flügelschlag Golgaris.
Brendan ließ sich fallen, spürte noch den Lufthauch der riesigen Klinge, dann ging alles sehr schnell.
Wenige Streiche brauchte die Golgaritin, um die Untoten zurück zutreiben und sie so zu zurichten, dass sie liegen blieben - endgültig!
Die Geräusche des Kampfes erstarben langsam, sie schienen den Hinterhalt überstanden zuhaben.
Ein Schrei zerriss die trügerische Stille, als Boronja Brendan die Hand reichte, um ihm aus dem Grab zu helfen.
Entsetzt suchten ihre Augen den Hof ab. Dort! Am Boden lag die junge Gauklerin, ein Untoter, der Letzte, über ihr, mit geifernd gefletschten Zähnen.
Jeden Augenblick würde er ihre Kehle zerfetzen - nd niemand war nahe genug, um zu helfen!
<i>"Bei den Zwölfen! Zurück du du Ding!"</i>, Taylor war einige Schritte hinter dem Untoten aufgetaucht. Schwankend hob er die Balestrina und drückte ab.
Die Wucht der Kugel riss den Leichnam herum aber tötete ihn nicht!
Ein schauriges Grinsen huschte über die dämonische Fratze, als sie sich wieder über Joela beugte.
Ein Schemen huschte heran, Ildiron! Mit bloßen Händen packte er den Untoten, ein Knacken von trockenem Holz, dann schleuderte er den Zombie mit verdrehtem Kopf von sich.
Ein schneller Hieb Alwens beendete das letzte Unleben endgültig.
 

Lena

Floh
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Ihren Regenmantel eng um sich geschlungen, stapfte Naima neben ihrem Bruder her und verbiss sich mühsam jede weitere Bemerkung. Gerade rann wieder ein Regentropfen an ihrer Nase hinunter und verabschiedete sich an der Spitze gen Erdboden.
Hoffentlich gehörten die Lichter, die Thorben gerade entdeckt hatte, zu einem trockenen, warmen und gemütlichen Gasthaus - so weit das mit dem gemütlich in solch einer Gegend überhaupt möglich war.
Ein kurzer Blick zur Seite zeigte, dass Shiva die Situation mindestens genauso furchtbar fand, wie Naima selbst. Die kleine, eigentlich weiße Katze sah aus als wäre sie in einen Trog voller Schlamm getunkt worden. Und genauso war ihr auch zumute, das konnte die Hexe deutlich spüren. Was hatte der kleine Dickkopf auch darauf bestanden, durch die Gegend zu streunen, anstatt liebevoll auf dem Arm getragen zu werden!

Plötzlich blieb Thorben stehen und zog auch Naima am Arm zurück. Irritiert schaute er nach vorn, wo sich aus dem Regen der Umriss eines Hauses schälte, zu dem auch die Lichter gehörten, die sie bereits aus einiger Entfernung gesehen hatten.
Was ist denn nun schon wieder los? Warum hältst Du an? Wir sollten uns beeilen, sonst holen wir uns noch den Tod hier draußen. Es reicht ja schon, dass wir überhaupt durch diesen Regen stapfen müssen!
Thorben blickte besorgt nach vorn und lauschte angestrengt.
Ja hörst Du das denn nicht? Dort scheint ein Kampf in vollem Gange zu sein! Wir sollten uns vorsichtig nähern, wer weiß was da los ist!
Naimas Traum von einem ruhigen Abend an einem warmen Kaminfeuer zerplatzte wie eine Seifenblase, als auch sie die Geräusche einer heftigen Auseinandersetzung wahrnahm.
Was heißt hier vorsichtig nähern? Wenn da vorn gekämpft wird, sollten wir es tunlichst vermeiden, uns überhaupt dorthin zu begeben! Du hast wohl vergessen, wo wir hier sind!
Geübt ignorierte Thorben das Gezetere seiner Schwester und richtete seine Sinne weiterhin nach vorn.
Hm, wer auch immer da gekämpft hat - es scheint vorbei zu sein. Zumindest kann ich nichts mehr hören. Und Du?
Naima schüttelte ihren Kopf. Der Lärm schien tatsächlich verstummt zu sein. Allerdings war auch das kein besonders überzeugender Grund weiter zu gehen.
 

Doc Sternau

Chefzwerg
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Beklommen standen die Kameraden im Regen und starrten auf die Überreste der zerhackten Bauernfamilie.
Nur langsam dämmerte ihnen, dass dieser Angriff kein Zufall gewesen sein konnte.
<i>"Sie müssen wissen, dass wir sie verfolgen!"</i>, murmelte Iskir.
Niemand antwortete, allen wurde erst jetzt bewusst, dass sie sich mit Mächten eingelassen hatten, die Sterblichen schnell zum Verhängnis wurden.
<i>"Wir müssen die Toten begraben..."</i>, kam es leise von Boronja aber Brendan schüttelte den Kopf: <i>"Wir wissen nicht, mit welcher Macht sie belebt wurden. Nur das Feuer kann uns Sicherheit geben, dass sie diesmal auch tot bleiben und ihre Ruhe nicht wieder gestört wird."</i>
Regen tropfte von seiner Nase, verdünnte das Blut aus seinen Wunden und hinterließ rote Spuren auf der Erde, die schnell im Boden verschwanden.
<i>"Wie wollt ihr denn hier ein Feuer entzünden? Bei dem Wetter?"</i>, Alwen sprach aus, was ihnen allen durch den Kopf ging.
Taylor keuchte: <i>"Ich habe da noch Brandöl meines Meisters..."</i>, seine Worte kamen zaghaft und schüchtern über die Lippen.
Köpfe ruckten herum, entsetzte Augen musterten den Jungen.
<i>"Seid Ihr verrückt, soetwas einfach so durch die Gegend zu schleppen?"</i>, stieß Eran hervor.
<i>"Ich werde die Umgebung absuchen."</i>, Ildirons Stimme durchbrach die Spannung. Mit einm Ruck zog er sein Florett aus der Leiche und verschwand durch das Tor des Hofes.
Brendan wusste, dass der Elf den Geruch des verbrennenden Fleisches nicht ertrug.
Dann nickte der Geode Taylor zu: <i>"Du hast recht, das Brandöl wird das Beste sein! Und dann sehen wir nach deinen Wunden - und nach denen der anderen."</i>
Ein flüchtiges Lächeln glitt über Brendans Gesicht, bevor er wieder ernst wurde.
Gemeinsam schafften sie die Leichen in eines der Gräber. Dann übergossen sie sie mit dem Brandöl und stapelten zusätzliches Holz auf den Toten auf.
Eran streckte seinen Zauberstab aus, der sich in Augenblicken in eine Fackel verwandelte.
Knisternd schossen die Flammen aus der Grube empor und dicker schwarzer Rauch kroch wie ein Todesnebel aus dem Grab.
Schweigend begaben sie sich ins Haus, wo der Geode damit begann, die Wunden seiner Begleiter zu verarzten.
 

Ulmo der Valar

Phlegmatischer Vala
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Das Geschehen der letzten Minuten war zuviel für Joela. Erst jetzt bemerkte sie den Geruch widerwärtigen von aufgedunsenem Fleisch und altem Blut. Ihr Blut und das Blut des Toten hatten ihren halben Körper besudelt. Ihr Magen rebellierte und sie verlor. Joela blieb nur noch Zeit, sich von ihren Kameraden wegzurollen, bevor sie sich übergeben musste. Ein Teil ihres Mageninhaltes landete auch auf ihrem Kleid. Sie ekelte sich der Maßen vor sich selbst, dass sie sich am liebsten umgebracht hätte. Aber dieser Gedanken huschte nur den Bruchteil einer Sekunde durch ihren Kopf.
Joela versuchte aufzustehen und zu laufen, aber nach ein paar Schritten kippt sie wieder um. Iskir bemerkte dies und eilte zu ihr hin. Durch den starken Arm gestützt konnte sie sicher die wenigen Schritte bis zum Schuppen laufen. Sie legte sich hin und wartete bis er wieder nach draußen lief. So konnte sie sich ungestört ihrem besudeltem Kleid entledigen. Leider besaß sie keine Ersatzkleidung, deshalb musste sie sich mit ihrem dünnen, durchnässtes Unterkleid und der fast noch dünneren Decke als Überwurf zufrieden stellen.
Der Regen trommelte laut auf das Dach, deshalb war an Schlaf nicht zu denken. Draußen hörte sie nur einige Stimmen die leise diskutierten. Nach einer Weile traten alle zusammen wieder in den Schuppen, doch sie brachten den widerlichen Geruch von verbrannten Toten mit sich. Joelas Magen überschlug sich wieder und sie rannte raus um sich dort wieder zu übergeben. Als sie wieder in das kleine Has trat drückte ihr Brendan ohne Worte einige Kräuter in die Hand. Sie stopfte sich die Blätter ohne zu überlegen einfach in den Mund und schluckte sie. Ihr war jetzt jedes Mittel recht, dass ihren Magen beruhigte. Brendan schien sich gerade um die anderen zu kümmern, doch Joela war vollkommen in ihren Gedanken versunken.
Alle Mitglieder dieser Truppe sahen zerschunden und ermüdet aus. Sie ließ Flasche Wein durch die Runde gehen, das war das einzige, mit dem sie helfen konnte. Scheinbar war dieser Kampf kein Zufall. Während des Weges hierher hatte sie ab und zu einmal ein paar Gesprächsfetzen aufgeschnappt. Scheinbar suchte diese Gruppe jemanden, der von ein paar Söldnern entführt wurde. Joela würde ihnen wohl ein Weile folgen müssen, bis sie wieder einen Ort gefunden hatte, wo sie ihren Lebensunterhalt verdienen konnte. Möglicherweise ging das ja auch mit diesen Leute zusammen. Sie würden sicher einige Städte bereisen, in denen man einfach Bauern leicht beeindrucken konnte.
Ein dumpfes Pochen riss sie aus ihren Gedanken. Jemand hatte an der Tür geklopft.
 
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Argos

Waldbär
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Dieser Regen wollte einfach nicht enden! In seiner Heimat war dieser ja stets als etwas Willkommenes angesehen worden, doch Rastullah schien Nashir gerade eine bildliche Darstellung der Redewendung "Zuviel des Guten kriegen" zu liefern.
Nashir fror entsetzlich, er hatte seine Arme eng vor seiner Brust gekreuzt.
Wie gerne wäre er jetzt einige Meilen weiter südlich durch die endlosen Weiten der Khom geritten! Wie sehr hätte er die wunderbare Eintönigkeit einer Dünenlandschaft genossen!
Und nicht zum ersten Mal dachte er daran umzukehren. Er zweifelte daran, in einer Gegend überleben zu können, in der diese Temperatur als warm angesehen wurde.
Seine schwarzen Haare waren vollkommen durchnässt, und die Tropfen, die am Ende des trotz der langen Wanderschaft gepflegten Bartes hinabrinnten, mehrten sich. Der untere Teil seines ehemals strahlend weissen Kaftans hatte mittlerweile die Farbe des Bodens angenommen, war also bestenfalls noch braun zu nennen.
Die Farbe erinnerte ihn an das Fell seines Shadif. "Wie es dem edlen Tier wohl ging? Bestimmt hatte es seinen ehemaligen Herrn bereits vergessen und trabte wild und frei von Oase zu Oase.
Erschöpft stellte er sich unter die Krone einer mächtigen Eiche, die am Wegrand stand, und Nashir schien es zumindest, als würde der Baum den Regen zumindest ein bisschen abhalten.
Er widerstand der Versuchung, sich auf den vom Regen genässten niederzulassen, denn er hatte erfahren, dass dieser wohl eine unschöne Spur auf seinem Hintern hinterlassen würde.
Nashirs Blick wanderte erneut nach Süden, aus der Richtung seiner Heimat, die aus der Gegend führte, in der er lebte.
Alles, was ihm noch geblieben war, war seine Kleidung, sein Glaube und - seine Waffen. Obwohl sie im Moment sicherlich nicht im besten Zustand waren, waren sie doch das Einzige, dass Nashir noch sowas wie eine Identität verlieh. Ohne sie, war er nicht besser als ein Sklave, ein Unfreier, der sein ganzes Leben im Dienste eines Mannes stand, der auf Rastullahs Gunst zählen konnte.
Langsam ging Nashir weiter, wenn er eine Pause machte, würde er nur noch länger in diesem grausamen Wetter bleiben müssen.
Er spürte seinen Khunchomer auf seinem Rücken, sowie der Waqqif auf seiner rechten Körperseite, der in einer passenden Scheide steckte. Nashir atmete noch einmal tief durch, bevor er sich in einen langsamen Trab versetzte.
Er musste sich selbst beweisen, dass er, trotz der widerlichen Umständen in der Lage war, seinen Körper zu beherrschen. Er wollte zeigen, dass er noch immer ein Krieger war.
 
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Anma

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Immer noch unschlüssig standen sie im strömenden Regen. Plötzlich ertönte eine melodische Stimme hinter ihnen, die es irgendwie schaffte gleichzeitig amüsiert und ernst zu klingen:
"Zwei Feytalar in dieser Gegend.. und zwei besondere noch dazu."
Die Mundwinkel Ildirons, denn um genau den handelte es sich, verzogen sich spöttisch, während er das Rapier lässig auf die beiden gerichtet hielt.
Die Geschwister fuhren rasch herum und starrten den Elfen mit offenem Mund an.
"Bei Phex.. wie konntet ihr.."
"Oh, euer Gott hat nun wirklich nichts damit zu tun. So laut wie ihr über die Erde stampft.."
Langsam ließ Ildiron den Rapier sinken. Er hatte die beiden lange genug belauscht um zu wissen dass sie keine Gefahr darstellten.
"Falls ihr den Regen nicht mögt.. in dem Steinhaus dort sind ein paar Freunde von mir. Sagt ihnen Ildirion schickt euch."
Thorben runzelte die Stirn:
"Woher wissen wir das wir euch trauen können?"
Das Lachen des Elfen klang hell durch die dunkle Landschaft:
"Ihr könnt es nicht." Er zuckte kurz mit den Schultern. "Aber ihr werdet es.. Ich habe mich noch um etwas anderes zu kümmern."

"Wartet!" Naimas Stimme ließ den Ildiron kurz innehalten. Sie deutete in die Richtung aus der sie gekommen waren.
"Ein Freund ist noch mit uns unterwegs. Er wollte gegen abend zu uns aufschließen.." Der Elf nickte knapp und verschwand im Regen während Thorben seine Schwester entgeistert anstarrte.
"Du glaubst ihm?? Und wenn das eine Falle ist? Dann wäre Eolan unsere letzte Hoffnung gewesen!"
Naima drückte kurz beruhigend seine Hand.
"Ich denke er sagt die Wahrheit." Sie überlegte kurz.. "Nenn es weibliche Intuition... und jetzt kommt, sonst müssen wie die letzten paar Schritt schwimmen!"
Thorben seufzte kurz bevor er seiner Schwester folgte.
"Weibliche Intution.. die wird nochmal unser Untergang sein."
 

Caswallon

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Ildiron wandte seine Schritte Richtung Süden, wohin sie morgen weiterziehen würden, bemerkte nichts Auffälliges und kehrte zum Gehöft zurück, betrat es jedoch nicht. Der beißende Geruch von Rauch, Feuer, feuchter Asche und verbranntem Fleisch hing trotz des Regens noch schwer in der Luft, so daß er das vom Tod gezeichnete Haus mied. Die anderen würden schon allein zurechtkommen.
Das Dach eines Schuppens ragte über die das Gehöft umgebende Mauer hinaus und bot ein trockenes Plätzchen, das gerade für ihn ausreichte. Dann starrte er in die Finsternis und lauschte dem Regen, der imer noch unablässig fiel.
Vor wenigen Tagen erst war er mit Trixi hier vorbeigekommen, in dem Bestreben, das schwarze Tobrien so weit wie möglich hinter sich zu lassen. Jetzt kehrte er schon wieder zurück, und tief drinnen nagte die Angst. Noch einmal ließ er die Ereignisse vor seinem inneren Auge vorüberziehen, die ihn in die Schwarzen Lande geführt hatten und dann dafür sorgten, daß er sie schnellstens wieder verließ.
Gegen Mitternacht ließ der Regen nach, versiegte dann ganz, und es klarte auf. Mit düsteren Gedanken schlief Ildiron ein.

Ildiron
 

Caswallon

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Eolan

Regen, Regen und noch mehr Regen.
Efferd muss einen fürchterlichen Greuel gegen diese Region hegen, dachte sich Eolan.
Als es endlich aufgehört hatte zu regnen, war es schon einige Stunden nach Einbruch der Nacht.
Im schwachen Schein des Madamals war Eolan trotz der jetzt klaren Sicht nur schwer zu erkennen, er trug einen schwarzen Kapuzenumhang über seiner Kleidung. Vollkommen durchnässt durch den Matsch stapfend und laut niesend und fluchend war es allerdings ein leichtes ihn zu hören, allerdings rechnete Eolan in dieser scheinbar gottverlassen Gegend nicht wirklich damit, bei dem Wetter irgendjemanden auf dieser Strasse zu treffen, die Daheim bestenfalls als Schlammweg bezeichnet würde.

Nach zwei weiteren Stunden erblickte er erleichtert in einiger Entfernung ein Gehöft; dort mussten Naima und Thorben Unterschlupf gefunden haben. In dem Wissen darum, daß die Reise für heute endlich zu Ende ist, und ein wärmendes Feuer ihn erwarten würde, beschleunigte er nochmal seinen Schritt.

Als er durch das Tor zum Hof hineinkam, bemerkte er den Elfen nicht, der durch Eolans Lärm inzwischen aufgewacht war.
 

Caswallon

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Boronja

Eigentlich missfiel es Boronja, dass sie die nun erneut getöteten Körper nun doch nicht begraben sondern verbrannt hatten, aber ihr war klar, dass jedes weitere Risiko und jedwede weitere Gefahr der Schädung der Leichen ausgeschlossen werden mussten. Zumindest kam sie noch dazu einen kurzen Grabsegen über die brenneden Leichen zu sprechen. Nun saß sie mit den anderen im Haus und reinigte ihre mit Blut und Schlamm beschmutzte Rüstung, nachdem sie sich behelfsmäßig selbst verbunden hatte. Auch die anderen Reisenden waren notdürftig versorgt und einige von ihnen schliefen bereits. Nur Ildiron und Sarijian waren nicht zugegen. Ersterer wollte die Gegend durchsuchen und von letzterem wusste wohl nur Phex wo er sich aufhielt. Erst jetzt fiel Boronja auf, dass sie ihn gar nicht im Kampf gesehen hatte. Erschöpft legte sie dann schließlich die Boronsichel zur Seite, nachdem sie sie grob gereinigt hatte. Sie wagte es nicht nun damit anzufangen die Klinge zu wetzen und dabei ihre Gefährten aufzuwecken oder zu stören. Also begann sie in ein Gebet zu Boron, als sich die Tür öffnete. Auch wenn einige Blicke in Richtung Tür glitten, so waren doch alle zu müde um daran zu denken, dass sie sich noch immer in Gefahr befinden könnten. Umso erschrockener waren alle, als nicht Ildiron oder Sarijian die Stube betraten, sondern ein Mann und eine Frau, vollkommen durchnässt und in Begleitung zweier Tiere. Sie sahen nicht erschreckend aus, aber nach den Erlebnissen des heutigen Tages, brauchte es nicht viel um die nervöse Gruppe zu reizen. Die Neulinge sahen sich plötzlich einer Reihe von gezogenen Waffen gegenüber, ehe sie auch nur etwas sagen konnten.
 
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