Fortsetzungsgeschichte (Teil 2)

Mantis

Heilende Hände
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Crye lächelte Lara dankbar zu. Ihre Worte hatten etwas Beruhigendes, und es schien der Halbelfe, als sei das, was die Frau in Katzengestalt gerade zu ihr gesagt hatte, eine unumstößliche Wahrheit, kein Zweifel, sie musste Recht haben. Crye wollte noch etwas sagen, doch die andere Halbelfe, Anora, kam ihr zuvor. Sie würde mit ihr tauschen wollen? Crye blickte Anora verwirrt an. Was musste ihr an schrecklichen Dingen widerfahren sein, dass sie das totale Vergessen ihren Erinnerungen vorziehen würde? Doch, nein, erinnerte sie sich wieder. Sie selbst hatte nicht alles vergessen. Diese Visionen, woher auch immer sie kamen, sie mussten so etwas sein wie Bruchstücke ihres früheren Lebens, Situationen, an die sie sich erinnerte, sobald sie in eine ähnliche Lage kam. Mit der Zeit würde ihre Erinnerung wiederkehren, das wusste sie sicher, sie musste es nur auf sich zu kommen lassen, denn das Kommen und Gehen der Wachträume, die ihre Erinnerungen waren, konnte sie nicht beeinflussen oder kontrolliert herbeirufen oder abweisen...

In Gedanken versunken folgte sie Anora, und ohne dass sie besonders auf den Weg vor sich achten musste, setzte sie ihre Füße sicher, eventuellen Hindernissen wie selbstverständlich ausweichend. Sie nahm mit einem angenehmen, nicht besonders starken Gefühl der Verwunderung wahr, dass sie im Dunkeln dieses Ganges ebenso gut sehen konnte wie im hellen Tageslicht, wenn nicht sogar besser.

Fast wäre sie in Anora, die vor ihr ging, hineingelaufen, doch sie stoppte gerade noch rechtzeitig. Irgendwo in sich nahm sie das Bedürfnis wahr, die Halbelfe zu fragen, was das sollte, doch dies war nur ein kleiner Teil – der Rest war wie erstarrt vor Ehrfurcht. Die Höhle, deren Anblick sicher auch Anora zum Anhalten veranlasst hatte, übte eine nie erahnte Faszination auf Crye aus, obwohl das sanfte, weiße Licht, das sie erleuchtete, schmerzhaft in ihre Augen stach. Sie fragte sich, mit einer gewissen Beunruhigung, ob dieser Schmerz nur aufgrund der Umstellung von Dunkelsicht auf das normale Sehen kam, oder ob es noch andere Gründe dafür gab...
„Der See der Vergangenen...“ Anora’s Stimme ließ Crye auf den tiefschwarzen, scheinbar endlosen See aufmerksam werden. Der Anblick des absolut unberührten Gewässers beunruhigte die Halbelfe ein wenig. See der Vergangenen? Was hatte dies zu bedeuten? Wo waren sie? Und, da es scheinbar keinen anderen Weg gab – abgesehen von jenem, auf dem sie hierher gelangt waren – wo hörte dieser See auf?
Doch bevor Crye diese Fragen an Anora stellen konnte, schritt diese schon langsam, aber bestimmt auf einen Steg am Ufer des Sees zu, den Crye nicht einmal wahrgenommen hatte.
Zögernd blickte sie der anderen Halbelfe hinterher. Wie viel hing von ihrer Entscheidung ab? Wo würde dieser See enden? Und was würde sie dort erwarten? Ohne es bemerkt zu haben, hatte Crye sich schon in Bewegung gesetzt, hinter Anora her. Sie schluckte ihre Zweifel hinunter und folgte der Waldläuferin, wobei sie den Blick gesenkt hielt, denn das Licht schmerzte noch immer in ihren Augen.
 

Lara-Mira

Jazz-Katze
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Gestalt um Gestalt zog an ihr vorbei zu den grässlichen Booten auf den grässlichen See. Oh, sie hatte keine Furcht vor Wasser, im Gegenteil. Es bedeutete nur, dass wenn sie auf eines der Boote sprang, es sie unwiderruflich von dem Ritter entfernen würde, der gemeinsam mit dem goldenen Paladin um sein Leben focht. Laras Pfoten trabten vor und zurück. Solange, wie sie in den Grotten in Bewegung war, hatte sie im Stillen gehofft, das beruhigende Knirschen und Scheppern der Rüstungen würde hinter ihnen auftauchen, doch das war nicht geschehen. Sie wusste weder, ob die beiden Männer am Leben waren oder der Tod sie umschlossen hatte. Konnte sie jetzt in eines der Boote springen? Anora konnte es, Crye konnte es. Konnte sie es?

‚See der Vergangenen’, so hatte Anora das Gewässer genannt. Für die Katze stellte es eine Weiche dar, die sie von der Vergangenheit unwiederbringlich in die Zukunft katapultieren würde, denn dass der See der gesuchte andere Weg war, daran zweifelte sie nicht eine Sekunde. Die große Raubkatze setzte sich an das Ufer und blickte in die Schwärze des Totensees. Die Boote knarrten, waren bereit zum Ablegen. Sie konnte doch nicht.... Es war falsch, so falsch. Ihr Platz war an der Seite der beiden Männer. Die Katze erhob sich und wandte sich der Richtung zu, aus der sie gekommen waren. Ein tonloses Schwappen klang in ihren feinen Ohren wieder. Die Boote lösten sich quälend langsam vom Steg. Ihre Ohren begannen zu rauschen. Wie konnte sie nur eine Entscheidung treffen? Die Entscheidung, die sie hier und jetzt treffen würde, war von entsetzlicher Tragkraft. Die Boote begannen ihre Reise....

Lara trennte in atemberaubender Geschwindigkeit Herz und Verstand. Kühl überdachte sie die Lage. Ihre Vernunft sagte ihr, dass der Ritter mit all seiner Stärke und Macht nicht zwingend dem Dämonenfürst Lokkadamuz gegenübertreten müsste, würde er sich hier in den Grotten Anins opfern, so wäre es ein ehrenvoller und angemessener Preis für die Zukunft des Landes. Fürwahr kam es nur darauf an, dass sich überhaupt jemand dem Dämonenfürst stellte, dessen Bestimmung es war. Würde sie umkehren zu den beiden Rittern, wäre es höchstwahrscheinlich ein Wesen weniger; weil sie als Raubkatze den Tod finden würde. Ja, sie musste Anora und den anderen folgen. Die Katze wandte sich zu den Booten, sah auf Anoras Hinterkopf. Ihre Pfoten setzten sich lautlos in Bewegung, mit dem Ziel zu den Booten zu gelangen. Mit jedem Schritt wurde ihr Instinkt stärker und stärker. Es war ein nagendes Gefühl , das sich in ihren Körper hämmerte und dieses Gefühl schmeckte nach Verrat. Bitter und fremd schmeckte es. Ging es? Konnte sie sich ansehen, würde sie in eines der Boote springen. Es war gleich, ob sie es konnte. Sie musste! Der tote Bug des ersten Bootes durchschnitt die Spiegeloberfläche gleich einer Todessense. Zum Teufel! Niemand wusste, ob sie sterben würde, würde sie schnurstracks den gleichen Weg zurücknehmen. In der Tat hatte sie als Katze doch bekanntlich mehr als ein Leben und es war Zeit diese Gunst sinnvoll zu nutzen.


Die mächtige Katze flog aus dem Stand herum, schwebte geradezu über den Boden hinweg und setzte mit anmutigen Sätzen davon. In den Augen der Gefährten las sie Unglauben, Wut, Entsetzen, Erheiterung über die sie fast gelacht hätte. Sie würde es schon schaffen und ihren Weg gehen. Es kam ihr nicht in den Sinn, dass sie ihre Begleiter vielleicht niemals wieder sehen würde. Ihre Augen sahen kurz zurück zu dem See, dem Toten, beladen mit den Booten, schwarz und düster, in denen die Gefährten kauerten, dem Ausgang entgegenfuhren und sie wusste, die richtige Entscheidung gefällt zu haben. Und das Amulett sang. Sie war jetzt gewiss, am Ende der langen Reise der Schmerzen, Fragen und Entbehrungen, würde sie dem Dämonenfürst ins Auge blicken. Der Bestimmung konnte man nicht entfliehen.


Untrüglich führten ihre Instinkte sie durch die Gänge. Ob Zeit knapp war wusste sie nicht, daher hetzte die Katze mit schier unmöglicher Geschwindigkeit durch die Grotten. Ihre Pfoten setzten kaum auf den Boden auf, sie folgte nur einem Ziel, das sie nicht aus dem Kopf verlor. Gleich würde sie an den Ort des Kampfes gelangen, was wartete hinter der Biegung auf sie? Ihre Augen glommen durch die Finsterniss.
 

Sir Firekahn

Konservendose
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Nur wenige Minuten später schoss Lara mit einer irrwitzigen Geschwindigkeit durch die Trümmer dessen, was dereinst das Tor das sie und den Angreifer getrennt hatte gewesen war und kam in eine düstere Kammer. Alte, verzierte Säulen deren Reliefstrukturen schon vor hunderten von Jahre verwittert waren zeugten von einer vergangenen Pracht. Ein mächtiges Doppeltor zur rechten Seite, das von Rissen durchzogen war durch die man eingestürztes Erdreich sehen konnte zeugte davon das dies einst der prachtvolle Eingang zu der unterirdischen Stadt der Magier gewesen sein musste. Am Ende der langen Säulenhalle die nur von unruhigen, nicht zu bestimmenden Lichtern in einem unheilsschwangeren Rot beleuchtet wurde. Überall waren Kratz und Bißspuren von gewaltigen Praken an den Wänden zu sehen. Die Spuren führten tiefer in die Halle hinein und so flog wohl auch die Raubkatze geschwind auf lautlosen Tatzen diesen Weg. Am Ende der Halle befand sich der Gang zu einer uralten, verrotteten Steintreppe. Sie wendelte sich immer weiter in die teife und mit jeder Wendung wurde die Luft stickiger und wärmer, an den Ränden der Trppe waren kleine Ausbuchtungen die von ihr wegführten, aber entweder waren es nur leere Kammern oder die Gänge waren schon vor Jahruhunderten eingebrochen. Gerade als Lara die letzten Stufen nach unten hasten wollte wurde sie von einem harten und schnellen Gegenstand an der Flanke getroffen und zur Seite in eine der Ausbuchtungen am Rande der Treppe gerissen. Beinahe besinnungslos wurde sie emporgehoben und schaute kurz in eine verschwommene schwarze Masse...

Als sich ihr Blick wieder klärte und sich die erste Benommenheit des Schlages auflöste spürte Lara eine angenehme Wärme und Behaglichkeit durch ihren Körper fließen. Neben ihr saß Sir Firekahn, unverletzt und mit einem unbeschädigtem Rancor neben sich liegend. Als der Ritter bemerkte das Lara sich wieder regte nahm er seine Hand von ihrem, nun wieder menschlichen, Bauch und die Wärme versiegte mit dem Ende des Bandes das einen Verletzten mit einem Hände auflegenden Paladin verband.

Nun schien sie auch zu erkennen warum er sie so brutal gebremst hatte... Die Treppe war an dieser Stelle eingebrochen und unter ihr gähnte ein Loch dessen Grund man nicht erkennen konnte und aus dessen Tiefe ein warmer Schwefelgeruch aufstieg. In dem Raum der an die Ausbuchtung grenzte war eine Kappelle Mystras, der Göttin der Magie, in deren Zentrum ein Podest mit einem großen, alten, verwitterten Buch auf einer Plattform angebracht war die aus einem Tunnel über ihr von Sonnenlicht bestrahlt wurde, dessen Ursprung man weder erkennen noch erklären konnte. Auf diesem Podest stand Uther Lightbringer und blätterte vorsichtig in dem alten Buch, während das Licht sich anscheinend unbegrenzt in seinem Silber und Golden scheinenden Panzer, der genauso wie Firekahns ohne Makel oder Schaden war und zudem durch seine Eleganz und Lechtigkeit beeindruckte. Das Knirschen der Metallplatten die sich übereinander schoben vermischte sich mit einem leisen Murmeln aus seiner Richtung.
 

Zhuge Liang

Funky Paladin
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Ilthiur hatte Cryes Geschichte zugehört und bedauerte sie zutiefst. Sein eigenes Leben war nicht immer einfach gewesen, doch hatte er trotzdem viele schöne Erinnerungen, die er auf keinen Fall verlieren wollte.
Er wollte eigentlich auch seine eigene Geschichte seinen neuen Gefährten erzählen, aber gerade, als er damit beginnen wollte, erreichten sie den See der Vergangenen. Der Anblick dieses Sees ließ alle anderen Gedanken erst einmal nebensächlich werden. Er verstand, dass dies die Möglichleit zur Weiterreise war, nachder sie gesucht hatten.
Der See hatte aber auch etwas Bedrohliches für ihn, auch wenn Ilthiur nicht wusste, was es war, vielleicht lag es auch einfach nur an der Größe des Sees und der Unnatürlichen Ruhe.
Deshalb zögerte er zunächst, als Anora auf das Boot zuging, doch als auch Crye los ging, folgte er ihr. Er wollte seinen neuen Gefährten helfen, also konnte er sie nicht alleine lassen.
Er war mehr als überrascht, als Lara-Mira sich plötzlich umdrehte und den Weg, den sie gekommen waren, wieder zurücksprintete. Lara war bisher das freundlichste und offenste Mitglied dieser Gruppe gewesen, sie hatte sich bemüht, ihn und Crye in die Gruppe zu integrieren. Er war schon kurz davor, wieder aus dem Boot zu springen und ihr hinterher zu rennen.
Doch es war zu spät, das Boot hatte sich schon ohne ihr Zutun in Bewegung gesetzt und fuhr wie von Geisterhand gelenkt vom Ufer weg und in das Unbekannte.
Da Ilthiur nicht durch dieses seltsam schwarze Wasser schwimmen wollte, saß er nun ruhig im Boot und wartete unruhig, wohin das Boot sie bringen würde.
 

Cassandra

Rose of Taliesin
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Der Kampfeslärm war längst erloschen.
Zwei einsame Krieger standen erschöpft in der Lichtung. Kein einziger Ork war mehr am Leben.
Die Sieger dieser Schlacht brachen aber nicht in Kampfgejubel aus.
Eine junge Frau und ein Zwerg standen am Rande des Schlachtfeldes.
Keiner von beiden sprach auch nur ein Wort über den vermeintlichen Sieg.
Wieder ein Kampf ohne ihre Freunde.
Beide wandten sich stumm ab und gingen zu ihrem Lager zurück.
Der Zwerg löschte das Feuer und die junge Frau brachte die beiden Rösser auf.
Still reicht sie dem Zwerg sein Zaumzeug.
Der Zwerg sattelte das Pony und nahm die Zügel seines getreuen Vierbeiners.

„Nur ein einziges mal möchte ich essen ohne gestört zu werden“ Grummelte er dann doch. Mit einer Anmut die jedem anderen normalen Zwerg sicher Tränen in die Augen getrieben hätte, schwang er sich auf das schwarze gedrungene Pony.
Krell, das Pony des Zwerges war voller Lebenslust und viel sogleich in einen nervösen Trab, der Zwerg, Kolben Hammerhand, jedoch kannte das Temperament seines Vierbeiners und mit einigen wenigen Worten brachte er Krell wieder zur Ruhe.
Hoch auf Krell sitzend, fand er die momentane Situation äusserst belustigend.
Die Kämpferin und Lathander – Klerikerin Killdain von Toros war gerade damit beschäftigt die restlichen Spuren ihren Lagers zu beseitigen, als sie die belustigten Blicke von Kolben in ihrem Rücken spürte.

„Es wäre besser, der Herr Zwerg würde sich beteiligen! Schliesslich haben wir noch einen langen Weg vor uns.“
Mit gespielter Empörung dreht sich die Klerikerin zu dem Zwerg.
Dieser hatte aber nur ein Lachen auf den Lippen, dann drehte er Krell um und ritt davon.
Killdain war nicht wirklich erzürnt, wusste sie doch dass sie mit ihrer wundervollen Stute „Morgentau“ keine Mühe hatte den Zwerg einzuholen.
Nachdem sie die letzten Spuren ihres Aufenthaltes in der Lichtung beseitigt glaubte, stieg sie auf und ritt dem Zwerg hinterher.
Nach ungefähr einer Meile holte sie Kolben ein.

„Du bist ein fauler und bequemer Bastard, das weißt Du, nicht war Kolben?“
„Hä, natürlich weiss ich das, nur , hähä, bist Du eine schwache Menschenfrau die auf die Kraft und den Zauber eines Zwerges angewiesen ist? Hähä.“
Das ein wenig ehrgeizig angehauchte Geplänkel dieser zwei so verschiedenen Lebewesen zog sich fort, bis sie in einiger Entfernung einige Lichter ausmachen konnten.
„Was meinst Du, sieht das nach einem guten Lager für uns aus?“……

„Lass mich nachschauen Killdain.“
Nach einer Weile kam der Zwerg zurück.
„ Es tut mir leid, aber ich glaube nicht dass wir in diesem Ort willkommen sind, die haben nicht mal eine Herberge in dem Kaff. Und Proviant konnte ich auch keinen bekommen, kein freundlicher Ort.
Lass uns im Wald ein Lager aufschlagen“
Sie ritten in den Wald und richteten sich ihr Lager.
Und wieder wie so oft mussten sie sich Nahrung aus dem Wald beschaffen.
Das hiess nichts anderes, als sich mit Beeren zu ernähren, da weder Hase noch Reh mal vorbeischauten um sich verspeisen zu lassen.
Killdaine erwachte pünktlich um ihr Morgengebet abzuhalten, dies tat sie stets ohne ihre Rüstung. Sie trug immer ihre Klerikerrobe bei sich, welche sie zu heiligen Gebeten und Ritualen anlegte.
Nach einer weiteren Nacht im Wald, zogen die beiden weiter, in der Hoffnung, endlich auf Leute zu treffen mit denen man sich unterhalten konnte ohne kämpfen zu müssen.
„Morgentau“ trabte voran und gab somit Krell den Weg vor.
In Gedanken an ihre gefallenen Freunde ritten sie weiter und liessen den Wald und das Dorf weit hinter sich zurück.


Killdai.jpg
 
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Nebressyl

Knuddeliger Incubus
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Immer noch über die Ereignisse nachdenkend holte er die anderen der Gruppe vor sich ein. Niemandem war der kurzzeitige Zusammenbruch von ihm aufgefallen. Schützend, als wollte er den vermeintlich aufkommenden Fragen über seinen Waffenwechsel vorbeugen hielt er permanent seine Hand auf den Knauf des fein gefertigten Anderthalbhänders. Es war äusserst merkwürdig. Die Klinge und auch der Griff dieser Waffe schienen von Elfen für Elfen gefertigt worden zu sein. Doch war allgemein bekannt, dass Krieger dieser Rassen niemals solche Waffen verwandten. Sie bevorzugten eher ein elegantes einhändig geführtes Langschwert. Abgesehen davon, dass er immer noch überlegte, wie es neber ihn gekommen war.
Dermassen in Gedanken versunken wäre Nebressyl beinahe in Crye und Ilthiur reingerannt. Warum standen sie? Soviel Zeit hatten sie an diesem Ort nun wirklich nicht um zu rasten. Gerade als er mahnende Worte über diese vermeindliche Rast sprechen wollte erblickte er die spiegelnde Oberfläche des schwarzen Gewässers. Dieser See war genauso wenig natürlich, wie auch freundlich zu demjenigen, der ihn mit seiner blossen Haut berührt. Er spürte regelrecht eine neutrale Aura von der dunkel reflektierenden Masse ausgehen. Einer nach dem Anderen getraute sich die schmalen Boote zu besteigen. Gerade als er die Situation für geordnet erachtete fiel ihm ein winzig kleines Problem auf. Die Boote waren allesamt zu schmal! Selbst wenn er seine Flügel komplett anziehen würde - so würden sie überhängen und wohl auch das schwarze Nass berühren. Dieses Risiko konnte er nicht eingehen - und vor allem wollte er keinen der Anwesenden gefährden. Da die meisten mit sich selbst beschäftigt waren und all ihre Konzentration zur Überwindung ihres Misstrauens vor den wackeligen Boote benötigten fiel niemandem sein Stocken auf. Zumindest erschien es ihm so. Auf keinen Fall konnte er sie auf dem weiteren Weg alleine lassen. Seine innere Stimme sagte ihm, dass sie ihn brauchen würden. Zurückgehen würde ihn zuviel Zeit kosten - soviel stand fest.
Einen Moment lang betrachtete er die Höhe dieser Höhle. Dies war der einzigste Weg für ihn. Geschwind breitete er sein üppiges Federwerk aus. Mit wenigen leichten Schlägen beider Flügel erhob er sichüber den Eingang der Höhle. Immer höher trugen ihn in die leichten Schläge. Allerdings war er überrascht über die Thermik, die an diesem Ort herschte. Eigentlich hätte er sie nicht mal annähernd spüren dürfen. Doch das Gegenteil war der Fall. Sie gab ihm zusätzliche Höhe und schneller als gedacht war knapp unter der Decke. Von hier aus konnte er auch endlich das Ende der Halle wahrnehmen.
Zu spät erkannte er, wie Lara in ihrer Katzengestalt eilig den Steg wieder verlies. Bevor er auch nur erahnen konnte, was sie vor hatte war sie durch den Eingang seinen sonst so wachsamen Augen entschwunden. Er zauderte erneut. Doch als Raubkatze war sie einfach zu schnell für ihn und der Gang zu eng um durchfliegen zu können. So musste er sich auf sein Gefühl verlassen und schwebte vorwärts in Richtung des anderen Ufers. Wenn die Boote dort ankommen würde er sie bereits in Empfang nehmen. Ausserdem konnte er so sicher gehen, dass dort keine erneute Gefahr auf sie lauerte.
 

Lara-Mira

Jazz-Katze
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Die Katze erkannte die Gefahr, auf die sie zuraste, viel zu spät. In diesem Moment wusste sie; sie hatte ein mächtiges Problem. Sie konnte keine Fallposition kalkulieren, um sich gegebenenfalls eine glückliche Landung herauszuspielen. Ihre Augen konnten nur Schwärze und ein kaum erkennbar schwach gelb-grünliches Licht erspähen. Die einzige Möglichkeit war, den gegenüberliegenden Vorsprung des Lochs zu erreichen. Der Sprung würde schwer werden – zu schwer, aber sie hatte in ihrem Leben schon viel Glück genossen, es würde schon werden – irgendwie würde sie davonkommen. Neugierig spähte sie ihrem vermutlich letzten Sprung entgegen.

Aber...der Sturz wollte nicht kommen. Etwas Hartes riss sie aus dem Lauf, ließ sie um die eigene Achse wirbeln und nun kam er doch. Der Aufprall. Er kam unvorhergesehen und sie schätzte, dass mindestens eines ihrer Leben versiegt war, denn zweifelsohne kam diese Kraft nicht von Freundeshand. Das wilde Fauchen nutzte nichts. Sie wurde in eine staubige Nische geschleudert, wo sie einfach liegenblieb. Nur instinktiv nutzte sie ihre Beschaffung, um die gröbsten Verletzungen von Kopf und Rückrad abzuwehren. Trotzdem. Sie verlor ihre Besinnung.

Dunkelheit und Wärme mengten sich zu einem verrückten Durcheinander. Durch die Dunkelheit träumte sie sich einfach hindurch. Und überhaupt: Es war nichts Unangenehmes in der Situation und das erstaunte sie. Lara geriet in einen seltsamen Sog, der sie in die Luft brachte. Dann sah sie wie von großen Schwingen hinab auf die Landen, die es zu schützen galt. Sie sah ihre Kameraden, sie sah ihren trauernden Vater und sie sah ihre Brüder- vereint reitend. Die Augen ihres ältesten Bruders glommen, als sie ihn losließ und sich den Ritter vor Augen nahm. Sie lachte ein bisschen und nahm gewahr, dass Wulfgars Ross herumtänzelte.

Die seltsam anmutende Wärme breitete sich nun weiter aus und legte sich wohltuend auf ihren Schmerz. Sie fühlte ihr Herz stärker pochen. Es war Zeit die Augen zu öffnen. Die schwarze unbefindliche Masse nahm Konturen an. Fremde Konturen? Bekannte Konturen? Klingen –Monster? Ein schwarzer Helm. Das Lächeln, das sich augenblicklich auf ihr Gesicht stibitzte, war ein Lächeln, welches sie noch nie gelächelt hatte, das wusste sie. Nur mühsam kam ihre Sprache durch „Wo...wo ist das Klingenviech?“ murmelte sie.
Die knirschende schwarze Rüstung brachte sie plötzlich in die Wirklichkeit zurück. Sie erkannte es nunmehr ganz genau : Beide Ritter unversehrt – Rancor auch....unversehrt. Kein monströses Monster, kein Blut, kein Leid.

Mühsam richtete sie sich auf, um die Lage besser beobachten zu können. Misstrauisch beäugte sie das Schwert des Ritters und schließlich dessen Besitzer. „Ganz und gar unversehrt?“ fragte sie leise.

Plötzlich wirbelte sie herum „Ich musste zurückkehren. Es ging nicht, ich konnte nicht über diesen See – Anora hat den Weg gefunden. Ich konnte nicht mit. Ich konnte das nicht. Ich musste zurück. Ich musste zurück und wehe: ich will keinen noch so klitzekleinen Vorwurf hören.“ Sie trat einen Schritt zurück, barg kurz das Gesicht in den Händen und sammelte sich. „Fürwahr!“ sprach sie dann mit ernster Stimme „Ihr und euer Beidhänder seit genauso erstaunlich wie schauerlich. Ich darf wohl nicht annehmen, dass ihr mich in euer Dreieiniges Geheimnis einzuweihen gedenkt.“ Sie machte eine Handbewegung, die sowohl Ritter und Schwert als auch den goldenen Paladin umfasste. Letzterer blätterte in einem höchst interessanten Folianten herum.

Laras Augen glommen begehrlich auf. Das angesammelte Wissen der Zeiten, Fragen und Antworten, all die Geheimnisse und Rätsel, die Bücher in sich bargen, vermochte sie trotz aller Lebenslust und Lebendigkeit, die sie auslebte, in Ekstase zu versetzen. So machte sie schnurstracks einen Schritt auf den Paladin samt Folianten zu.
 
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Sir Firekahn

Konservendose
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Firekahn zuckte nur schwach mit den Schultern. Uther war da um Längen gesprächiger, ohne von dem schweren Buch aufzusehen erklärte er was passiert war.
"Nach dem Kampf brach das Viech mitsamt der halben Treppe ein, sonst wäre es vielleicht nicht so glimpflich für uns ausgegangen. Das meines Bruder Klinge unversehrt ist liegt an der Beschaffenheit von Seelenklingen das sie nur beschädigt werden können wenn ihr Seelenherr verletzt wird oder stirbt."
Als Lara das Podest erreichte klappte Uther das Buch zu.
"Besser nicht, Mylady. Was hier steht sollte besser nicht weiter verbreitet werden. und...."

Noch bevor er den Satz beenden konnte ging ein langes Ächtzen durch das Treppensystem und mit einem gewaltigen Gerumpel brach die gesamte Wendeltreppe in sich zusammen und fiel in die bodenlose Tiefe. Firekahn hatte sich gerade noch aus dem Eingang gerollt und richtete sich nun auf, den Schaden begutachtend. Uther folgte seinen Beispiel.
"Die Treppe ist nicht mehr. Nun Mylady Lara seit ihr auf dem Weg der Paladine geschritten und wie es scheint wollte Helm nicht das ihr diesen wieder verlasst."

Noch immer schwieg der schwarze Ritter, der wie immer, im Gegensatz zu Uther sein Visier geschlossen hatte. Doch in einem kurzen Moment hörte Lara ein tonloses.
"Es ist... Gut... Das ihr uns... mich... Begleitet, Lara"
Lara schien über die plötzliche Gefühlsregung des Ritters überrascht und noch mehr schien es sie zu veriwwren das Uther warm und wissend ein kurzes Lächeln am Mundewinkel zeigte.
 

Lara-Mira

Jazz-Katze
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Laras Ohren zuckten kurz. Sie hatte nicht gewusst, dass der fremde Paladin der Bruder des Ritters war. Diese Information war aber vollkommen unwichtig, im Gegensatz zu der Äußerung die Lightbringher über Rancor und den Seelenherr machte.

Es ließ sie sogar von dem Folianten zurücktreten, um den Ritter anzusehen. Was hatte er erleben müssen? Was für ein Mann stand nun vor ihr? Ihre Augen nahmen einen merkwürdigen Ausdruck an.
Ihre Antwort fiel jedoch ungleich humorvoller aus. „Ich bekomme wirklich keinen Tadel zu hören? Keinen Vorwurf, dass ich zurückgekommen bin? Kopflos, alle Warnung in den Wind schlagend?“ sie zwinkerte spitzbübisch. Dann nahm sie die eiserne Hand des Ritters und drückte einen sachten Kuss darauf. Die Rüstung war kühl wie eh und je. Sie tat es aus einem Gefühl heraus, vielleicht auch ein wenig zur Prüfung, aber das war in dem Moment egal.

„Nun, Helm hin oder her!“ begann sie munter, „dieser Ort ist wohl kaum geeignet für eine längere Plauderei. Wir sollten uns nach einem Ausweg umsehen. Wenn ich die Herren erinnern darf, haben wir noch alle Hände voll zu tun.“ Sie lächelte verschmitzt.

„Ich nehme an, das ...Buch enthält keinerlei Hinweise auf die Beschaffenheit dieses Ortes nicht war?“ ihre Augen fokussierten den goldenen Ritter und ließen ihn nicht los. Wenn das Buch so furchtbare Mächte besaß, so wollte sie zumindest wissen, ob der Paladin selbst mit den Erkenntnissen, die er dem Buch entnommen hatte, umzugehen vermochte. Plötzlich lachte sie leise und vergnügt. Irgendwann würde sie Wulfgar von dem Ausspruch des goldenen Paladins erzählen. Sie auf dem Weg eines Paladins. Die Vorstellung entbehrte nicht einer gewissen Komik...

Die beiden Männer rührten sich nicht. Lara begann einen Fuß vor den anderen setzend mit der Erkundung der Höhle. „Ich nehme mal an, eurer geflügelter Freund hat den Kampf nicht überstanden, stimmts?" sie sah sich suchend nach Lightbringhers Flugtier um. "Nun mal kein Verzagen. Wir finden schon heraus – irgendwie – irgendwann.“ Sie klang wie selbstverständlich und tatsächlich zweifelte sie nicht einen Augenblick an ihrer Rückkehr an die Oberfläche. Lara ging voran.
 
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Sir Firekahn

Konservendose
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"Nun wie es scheint irrt ihr Mylady und das gleich mehrmals. Ich werde euch sicher nicht tadeln, vielleicht seit ihr gerade bei uns am Sichersten, außerdem ist euere Anwesenheit willkommen. Desweiteren enthält das Buch recht detaillierte Pläne der Anlage, leider bin ich allerdings nicht imstande diese Sprache zu lesen daher kann ich nur sagen das es durch den nördlichen Gang in Richtung der Stadt zu gehen scheint."
Uther wies auf einen besonders eingefallenen und mitgenommenen Gang, der aber noch begehbar schien.
"Und zuletzt zu Grommorran. Dieser ist ganz sicherlich weder tot noch verletzt. Mein Greifenkamerad ist nur weitaus zu groß als das er mir an diesen Ort folgen könnte. Er wird an der Oberfläche warten oder tun was ihm wichtig erscheint."
Uther lächelte Optimistisch.
"Ordensbruder Firekahn, marsch"

Tonlos setzte der schwarze Ritter sich in bewegung und stapfte in den Gang hinein. Der sanfte Kuss Laras hatte ihn tiefer getroffen als alle Hämmer der Höllenschmieden je könnten. Er war zutiefst verwirrt, durcheinander aber auch fast einen Hauch von... Nein, ehe er den Gedanken formen konnte verwehte dieser auch wieder wie ein Sommernachtstraum. Auf jeden Fall war Lara etwas besonderes für ihn, das spürte er selbst durch den immer stärker werdenden Nihilismus und die Lethargie in ihm hindurch wie eine Flamme der Hoffnung.
 
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Lara-Mira

Jazz-Katze
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Lara sah den goldenen Paladin verhalten an. Sie hatte sich mit ihrem spitzbübischen Verweis auf einen möglichen Tadel auf den dunklen Ritter bezogen, nicht auf den Mann mit der goldenen Rüstung. Sich von dem goldenen Mann tadeln zu lassen, war bereits eine verrückte Vorstellung, über die fast gelacht hätte.

Überhaupt! Sie störte sich an dem Befehlston und an der Arroganz des Goldenen. „Marsch!“ für wen hielt er sich eigentlich. Diese hierarchische gebieterische Ausdrucksweise reizte sie.
Als wenn der dunkle Ritter jemanden brauchen würde, der ihm sagte, was zu tun sei. Und da war dann noch das Buch.

„Gefährliche, mächtige Bücher führen nur die Geister in Versuchung, die nach der Gefahr und der Macht strotzen.“ erklärte sie weise und sah den Güldenen an.

„Aber wenn das Buch tatsächlich Karten enthält, so sollten wir es mitnehmen und nicht zurücklassen. Ich will zwar nicht behaupten, dass ich alle Sprachen dieser Erde kenne, doch sagt mir mein Wissen und die Erfahrung, dass sie einem wiederkehrenden Baumuster entsprechen, das man mit etwas Mühe und Köpfchen entschlüsseln kann.“ setzte sie höflich hinzu, blieb aber distanziert.
Dann wippte sie leichtfüßig mit den Zehenspitzen auf dem Boden herum „Oder ist es mit einem Fluch belegt, der es an diesem Platz hält?“

Sie sah den fremden genau Mann an. Inspizierte ihn auf ihre Weise unaufdringlich, aber akribisch, und versuchte sein Wesen zu ergründen, um sich ein besseres Bild über den Fremden zu machen.

Lara sah nachdenklich zu dem nördlichen Weg, der ihre erste Anlaufstelle sein sollte:
Der Paladin dachte also, sie wäre bei den Rittern sicher. In der Tat kam ihr manchmal das Gegenteil in den Sinn. Sie geriet erst mit anderen Zweibeinern jeglicher Art in Schwierigkeiten, gehörte sie doch eindeutig zu den Menschen, die allein auf sich gestellt, überall ans Ziel gelangten. Allein die Langeweile und die Einsamkeit hatte sie damals bewogen sich der Gruppe anzuschließen.

Sie wandte sich schließlich an Firekahn, um ihm von den letzten Ereignissen zu erzählen. „Anora hat wie schon gesagt den Weg entdeckt, er führt über einen Totensee. Dunkle Boote leiten sie über das Wasser. Die Halle, in der der See eingebettet war, war gigantisch und wunderschön. Die Halbelfe war sich sicher, dass der Weg über den See nach Draußen führt. Ich kann euch also mitteilen, dass alle Gefährten wohl auf waren, als ich sie verließ.“ Sie lächelte etwas.
 
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Thoran

Geisterjäger
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Thoran preschte nun schon viele Wochen und Tage durch die Landen um Killdaine von Toros und ihre Gefährten zu finden.
In einem Halblingsdorf hatte man ihn nur misstrauisch angesehen, aber ihm doch die Richtung gewiesen.
Sie mussten vor einiger Zeit hier durchgekommen sein.
Beim Weggang hörte er nur noch einen Halbling sagen:

" schon wieder einer von den Verrückten.....Leute ich habe ein ungutes Gefühl..."
Mehr bekam er nicht mit, da die Zeit drängte. Die hohe Lady Brigitta und der Orden des Morgenfürsten hatte ihn mit dringender Order an Killdaine ausgesandt.
Nach einer neuerlichen Nachtruhe, machte er sich auf den Weg in der Hoffnung die Gesuchten recht bald zu finden.
Er dachte dabei nur an die grosse Versammlung im Sonnentempel von Landmarks. Ein kleiner aber sehr wichtiger Tempel in der Gemeinschaft der Ordensbrüder und Schwestern des Lathander.
Lady Brigitta von Kronen, eine erfahrene Rittersfrau und Paladin hatte von höchster Stelle ein Hilfegesuch bekommen.
Es hiess grosse Gefahr kommt auf die Landen, ein mächtige Dämon streckt seine Krallen nach den Unschuldigen aus, um Verderbnis und Gräuel auf die Welt zu bringen.
Überall finden Gemetzel statt, viele Ritter sind in Schlachten im ganzen Land verwickelt. Die Welle von Blut und Gewalt findet kein Ende.
Er wurde mit einer geheimen Karte und 2 Nachrichten geschickt um die erfahrenen Kämpfer zu finden und um Unterstützung zu bitten.
Im scharfen Ritt betete auch er zu Lathander um die Gefährten, welche mit Killdaine loszogen zu finden.
 

Lara-Mira

Jazz-Katze
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Da weder Sir Lightbringher noch Firekahn die Initiative ergriffen, nahm Lara vorsichtig den Folianten zwischen die Hände und blätterte zu der stark verwaschenen Karte, die zwischen den Seiten eingearbeitet war. Die anderen verlockenden Seiten bedachte sie kaum. Lara konzentrierte sich auf die Schriftzeichen. Sie tauchte ein in die Welt der kryptischen Zeichen. Fürwahr, es war eine uralte Sprache, eine Sprache, die man nur noch in den erlesendsten Bibliotheken und Universitäten lehrte. Sie hatte die Schrift schon einmal gesehen. Der Gelehrte Balthasar Balthusius der Auensteinschen Akademie hatte sie an seine Wände gemalt und sie hatte ihm geholfen die Syntax zu entschlüsseln. Es war eine aufregende Zeit für sie gewesen. Sie hatte immer dann das Gefühl, wenn sie mit Balthusius über fremde Worte nachdachte und diesen auf die Spur kam, einen verborgenen, geheimnisvollen Code entschlüsselt zu haben.

Lara konzentrierte sich auf die Übersetzung. Es war nicht leicht. Viele Vokabeln besaßen die verschiedensten Bedeutungen, so dass sie lange Zeit benötigte, um untrügliche Anhaltspunkte zu sammeln. Sie verstand nicht alles, jedoch genug, um sie und die beiden Männer aus dieser misslichen Lage zu bringen. Sie klappte das Buch zu und schüttelte den Jahrhunderte alten Staub des Buches ab.
Es schmerzte sie, das kostbare Wissen zurückzulassen, eine innere Stimme warnte sie jedoch davor, es mit auf die Reise zu nehmen.

So löste sie sich von dem machtvollen Buch und schritt mit einem leichten Schwenk ihres Kopfes als Zeichen, dass die beiden Männer ihr folgen sollten, voran.
Bald war ihr Körper in der Schwärze des Ganges verschwunden. Fast unwillkürlich nahm sie die Gestalt der Raubkatze an und begab sich zielgerichtet auf den Weg, der sie in die Freiheit führen sollte. Sie musste ihr Tempo wiederholt bremsen, damit die beiden Männer in ihren schweren Rüstungen nicht zu weit zurückfielen. Lara verlor keine Worte. Lediglich ein ungeduldiges Fauchen war ab und an von ihr zu vernehmen.
Wie oft das Stundenglas sich wendete, war ungewiss. Lara fühlte sich erschöpft, doch dachte sie nicht daran, eine Pause zu erbeten. Die Katakomben und der modrige Geruch, der an den schmierigen Gemäuern haftete, trieb sie mit der Kraft der Furcht voran.

Wie und wann sie die klare Nachtluft in die Lungen aufsog, wusste sie nicht mehr. Jedenfalls war die Erleichterung, die sie in ihrem Herzen verspürte, nahezu übermächtig, als sie im Freien angekommen waren. Sie nahm die Gestalt der Frau an und ließ ihr Gesicht von den nächtlichen Winden erfrischen. Dann blickte sie zu Firekahn und Lightbringher. Lightbringher hatte ihre Entschlossenheit nicht gefallen. Er hatte auf dem dunklen, steinigen Weg mehr als einmal betont, sie solle ihm die Führung überlassen, sie solle sicher in der Mitte der Gruppe bleiben. „Ich hoffe, Anora hat ihren Weg gefunden.“ Sie seufzte. Die Ungewissheit über die fehlenden Gefährten nagte tief in ihr. „Was schlagt ihr vor? Wie soll es weiter gehen?“ sie blickte abwechselnd zum Ritter und zu Lightbringher.
 
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Anora

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Kaum dass Crye hinter Anora auf eines der pechschwarzen Boote gestiegen war, legte dieses mit einem sanften, kaum spürbaren Ruck vom Steg ab. Einer scharfen Klinge gleich durchschnitt der Bug vollkommen lautlos das Wasser des Sees, ohne jedoch auch nur die kleinste Welle zu verursachen. Nichts vermochte die vollkommene Perfektion des Sees der Vergangenen stören. Das Boot schien von einer unsichtbaren Macht angetrieben zu werden, denn weder Crye noch Anora hatten sich, seit sie aufgestiegen waren, gerührt.
Hinter ihnen tat Illthiur es ihnen gleich. Der Silberelf stieg auf ein zweites der geheimnissvollen Boote, worauf hin dieses ebenfalls ablegte.
Nebressyl hingegen hatte einen anderen Weg gewält: Er hatte seine mächtigen Schwingen ausgebreitet und sich in die Lüfte erhoben. Anmutig kreiste er immer höher, bis er fast die Decke der gewaltigen Höhle erreicht zu haben schien.
Nun fehlte nur noch einer. Doch Lara kam nicht.
Anora hatte nicht mehr mitbekommen, was um sie herum passierte. Ihr Blick war starr auf das Wasser des Sees gerichtet, dessen Schwärze verbarg, was in seinen Tiefen lauerte. Was mochte es wohl sein? Etwas in ihr drängte sie heftig dazu, danach zu forschen, das Unbekannte zu erkunden - Doch noch war der Drang nicht stark genug, um sie vergessen zu lassen, was für eine Wirkung das Wasser des Sees der Vergangenen der Legende nach auf das Fleisch Lebender haben sollte. Und im Moment war ihr Wille zu Leben noch stark genug, um sie davon abzuhalten, die Wahrheit dieser Geschichten selbst zu überprüfen.
Sie hatte es auch ihrem Willen zu verdanken, dass die Unruhe, die auf einmal in der Luft lag, ihren Geist aus den Tiefen des Sees in die Gegenwart zurückholte. Verwirrt blickte sie zurück ans Ufer, von dem sie sich schon ein ganzes Stück weit entfernt hatten. Sie bekam gerade noch mit, wie Lara in katzenhafter Gestalt in der Dunkelheit der Gänge verschwand.

"Lara!" Ihre Stimme durchbrach die Stille der mystischen Höhle auf unerhörte Weise, doch nichts geschah.
Anora hatte einem plötzlichen Impuls folgend ihre Hand nach der entschwindenden Gefährtin ausgestreckt, als könne sie sie damit aufhalten, und drohte schon, über den Bordsrand zu kippen, als Crye sie zurückriss. Der Halbelfe wurden die Beine weggezogen und sie landete unsanft rücklings auf dem harten Boden des Bootes. Mit verzerrtem Gesicht rieb sie sich den schmerzenden Rücken, brachte aber dennoch zwischen zusammengebissenen Zähnen ein leises
"Danke!" in Richtung Crye heraus. Ihr Blick jedoch war weiterhin auf das Ufer gerichtet, oder besser gesagt, auf den Punkt, wo Lara verschwunden war.
Die junge Frau rannte in ihr Verderben, daran gab es für Anora keinen Zweifel. Sie hielt es für ihre Pflicht, Lara von ihrem Vorhaben abzubringen, schon allein Sir Firekahn zu Liebe, der in diesem Augenblick möglicherweise sein Leben für das Gelingen ihrer Aktion gab, doch sie konnte nichts tun. Hier, auf dem Boot, das sie ohne ihr Zutun auf den See hinaus brachte, war ihr Schwertarm genauso machtlos wie der eines Neugeborenen. Sie konnte Lara nicht schützen, sollte sie Hilfe benötigen, und hoffte nur, Sir Firekahn würde dies fertig bringen, wenn er überhaupt noch lebte. Der bittere Geschmack des Versagens lag auf ihrer Zunge.
Doch er sollte nicht die Gelegenheit bekommen, sich von dort aus weiter auszubreiten.
Von Cryes verwirrten Blicken alamiert richtete Anora sich erneut auf, um festzustellen, dass sie angehalten hatten. Das Boot hatte mit einer so sanften Bewegung gestoppt, dass sie es überhaupt nicht mitbekommen hatte. Das gegenüberliegende Ufer jedoch lag noch weit entfernt. Schätzungsweise befanden sie sich momentan etwa auf der Mitte des Sees.
Ebenso verwirrt wie die andere Halbelfe sah Anora zu Illthiur hinüber, dessen Boot nun dicht neben dem ihren lag und ebenfalls angehalten hatte, doch auch der Silberelf wusste keine Antwort auf ihre stumme Frage, was hier vor sich ging. Hilfesuchend wandte sie sich an Nebressyl, doch dieser zog noch immer hoch über ihren Köpfen seine Kreise und schenkte dem Geschehen unter sich, sollte er es überhaupt zur Kenntnis genommen haben, keinerlei Beachtung.
Trotzdem war er für Anora eine ganz andere Hilfe, wenn auch ohne eigenes Zutun. Durch den Blick nach oben hatte die Halbelfe erkannt, wo sie sich tatsächlich befanden. Sie hatte die Quelle des sanften, weißen Lichtes entdeckt. Ein Blick über Bord bestätigte ihre Vermutung. Sie befand sich direkt unter ihnen. Die Helligkeit durchdrang die Schwärze des Wassers wie das Licht des Mondes die Nacht und spendete der Höhle auf diese Weise diesen wunderbaren Lichtschein, der so übernatürlich wirkte. Die Lichtquelle war kreisförmig mit einem Durchmesser von wenigen Metern, was zu der Frage führte, warum man das vom Ufer aus nicht hatte erkennen können.
Doch noch etwas war hier anders als auf dem Rest des Sees: Das unheimliche, bedrückende Gefühl war von ihnen gewichen.
Anora war fasziniert von dem wunderbaren Anblick, den das lichtdurchdrungende Wasser ihr darbot und bemerkte gar nicht, wie der Drang in ihr, diesem Geheimnis auf den Grund zu gehen, erneut erweckt wurde und mit ihrem Willen um die Herrschaft um sie rang. Diesmal jedoch hatte sie dem wenig entgegenzusetzen. Wie sollte sie auch, strahlte die Tiefe an dieser Stelle doch ein seltsam angenehmes, warmes Gefühl aus, das ihr auf irgendeine Weise vertraut vorkam. Sie wollte dort hinein, in die Wärme, die Geborgenheit, wollte erfahren, was es war, das sie so lange vermisst hatte. Nein, sie wollte sich nicht mehr dagegen wehren...
Sie sah nicht mehr, ob ihre Gefährten ebenso von der Lichtquelle angezogen wurden wie sie, als sie mit einem anmutigen Sprung in die Tiefen des Sees eintauchte und mit ihm verschmolz. Sie wurde eins mit dem Wasser...
Tiefer, immer tiefer wurde sie gezogen, ohne, dass sie sich dagegen zur Wehr gesetzt hätte. Es war warm hier, warm und behaglich. Sie fühlte sich wie zu Hause. Am Rand jedoch, wo es dunkel wurde, lauerte die Gefahr, das spürte sie. Sie würde es nicht wagen, auch nur in die Nähe der Schwärze zu kommen, wo das Licht keine Macht mehr hatte. Sie atmete, obwohl sie sich unter Wasser befand, was sie jedoch nicht weiter wunderte. Ihr ganzes Sein war mit dem Gedanken erfüllt, dass sie auf dem richtigen Weg war. Das andere Ufer war nie ihr Ziel gewesen, das wurde ihr nun klar. Doch würden ihre Gefährten ihr auch diesmal folgen?
 

Sir Firekahn

Konservendose
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Nachdem ihre Beratungen und das Studieren des alten Buches den beiden Rittern nicht viel gebracht hatte begann Lara selber aus ihm zu lesen. Lightbringer hatte es erlaubt nachdem er von seinem Ordensbruder über die Tapferkeit der wundervollen Dame berichtet bekommen hatte. Schließlich drängte Lara darauf einen Gang zu nehmen den sie als Ausgang identifiziert hatte und da der Treppenschacht eingebrochen war kam dieser nicht mehr in Frage. Lara führte sie lange durch die Gänge, wobei sie bemerkte das Uthers Panzer interessanterweise Licht abstrahlte, so wie der Firekahns es zu absorbieren schien, deswegen war der schwarze Ritter auch der Letzte in der Gruppe, die durch die muffigen, dunklen und verfallenen Gänge schlichen, damit Uther Lara den Weg leuchten konnte.

Sie erreichten schließlich eine Pforte die ins Freie führte und alle atmeten begierig die würzige, klare Nachtluft ein. Doch von Anin oder dem Tempel war keine Spur mehr. Statt dessen zeigte sich vor ihnen eine merkwürdige Ruinenlandschaft gefüllt von großen Gebäuden, alten Türmen, verfallenen Tempel unbekannter Gottheiten und vielen verwitterten Statuen fremder Helden und Herrscher. Über allem lag der morbide Schleier des Vergessen und anscheinen war seit Jahren kein Wesen der Reiche mehr hier gewesen. Dennoch spürten alle die präsente Magie und das Böse das wie ein fauler Atem aus dieser Ruine aufstieg. Verwirrt schauten sie sich um und bemerkten das egal wie sie sich auch anstregten sie nicht über die Grenzen der alten Stadt hinausschauen konnten.
"GROMORRAN!!! GROM ALTER KAMERAD!"
Uther brüllte den Namen des stolzen Greifen durch die Nacht, aber entgegen seiner Erwartung kam keine Antwort, wo doch Grom den Schrei seines Freundes normalerweise über jegliche Distanz zu vernehmen schien.

Lange versuchte jeder für sich dieses Rätsel um den Greifen, die Verdrehtheit der Optik, das verschwinden Anins und die seltsame Stadt zu erklären bis Firekahn plötzlich zur Seite trat... Und verschwand. Er war gerade eben noch nahe dem Eingang an einer kleinen Steinformation gestanden als er nach einem Schritt zur Seite einfach weg war.
Uther zog sofort sein Schwert und ging in Kampfposition während Lara zu der Stelle an der ihr Gefährte zuletzt gestanden war ging... Sie stieß einen Schrei der Überraschung aus als er plötzlich aus der Luft auf sie zutrat. Schweigend wies er ihnen ihm zu folgen. Als Uther und Lara an der Stelle an der er wieder verschwunden war einen Schritt machten spürten sie ein seltsam kühles Prickeln und standen urplötzlich vor einer gewaltigen Felswand die sich anscheinend bis zum nicht mehr erkenntlichen Himmel über sie wölbte. Hinter ihnen sahen sie die Stadt durch eine Art magisches Netz das sich wie eine gewaltige, kilometerlange Kuppel über diese erstreckte. Uther nickte und musste Lachen.
"Diese Magier konnten den Himmel nicht mal unter der Erde verlassen. Willkommen in der alten Magierstadt."
Firekahn und Lara verstanden schnell, offenbar hatten die Magier sich aus irgend einem Grund unter die Erde zurückgezogen und ihre Stadt in einer gigantischen Höhle erbaut, da sie aber die Sonne, frische Luft und die Nacht nicht missen wollten hatten sie diese Kuppel erschaffen, die zum Einen die Höhle stützte und zugleich aber auch einen Himmel simulierte und eine gesunde Athmosphäre durch Schächte ansaugte die man im Dämmerlicht hoch über ihnen im Fels schwach erkennen konnte. Sie waren also in der Stadt die Adun ihnen gegenüber als Weg ihres Schicksales angedeutet hatte angekommen.

"Wenn sie das können, sollten wir vorsichtig sein."
Knurrte Firekahn düster unter seinem Helm hervor und nickte Lara zu die noch immer von der prächtigen, die Äonen überdauernden Magie fasziniert war. Uther stimmte zu:
"Die Wächter könnten noch immer aktiv sein und ich vermute das sich auch allerlei Böses hier eingeschlichen hat das eigentlich nicht geweckt werden sollte. Ich kann mich auf jeden Fall nicht daran erinnern das Magier einen Siegelwächter wie den, dem wir oben begegnet sind einfach zum Spass hier gelassen hätten um ein paar alte Steine zu bewachen.
 
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Lara-Mira

Jazz-Katze
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Laras Brauen hoben sich vor Erstaunen. „Ziemlich listig, diese Magier!“ nun kniff sie leicht die Augen zusammen und sah sich wachen Blickes um. „Die Botschaft Aduns wird klarer denn je!“ nickte sie dann und sah zu Firekahn. „Adun hat damals von dieser Stadt gesprochen, seine pathetische rätselbehaftete Rede hat da für mich keinen Sinn ergeben, doch nun, nun fügt sich ein Teil an das Nächste; ganz wie ein gigantisches Puzzle.“ Ihr war so, als ob selbst der Staub unter ihren Füßen, ihrer Anwesenheit gewahr wurde und ein sachtes Lied anstimmte, das es durch die grandiose Stadt vor sich her trug. Lara ging in die Knie. Ihre Finger berührten gedankenverloren den Boden, auf dem sie gingen. Schließlich hob sie etwas Staub auf und ließ ihn durch ihre Finger rieseln. Ein leises Lachen begleitete ihr Tun. Der Ritter trat knirschenden Schritts neben sie. Obwohl er keinen Ton von sich gab, wusste sie, dass er sie fragend ansah. Lara verharrte einen Moment.

„Manchmal ist es von Nöten, die gewohnte Perspektive zu wechseln.“ murmelte sie. Lightbringher trat interessiert näher. Der goldene Paladin ging dicht neben ihr in die Knie und folgte ihrem Blick. Aus seinem Mund barst ein lautreiches Erstaunen, das mit unglaublicher Leichtigkeit von der Luft empor getragen wurde und sogleich weitergetragen wurde. Lara blickte den Paladin schräg an. „Ich bitt Euch“, warnte sie mit dem Zeigefinger auf den Lippen, „haltet an Euch!“ Firekahn ging nun ebenfalls knirschend in die Knie und platzierte sich linksseits von der jungen Frau. Bei jeder Bewegung, jeder Drehung, die die Männer in ihren schweren Rüstungen von sich gaben, verzog Lara schmerzvoll das Gesicht. Das, was sich den dreien vor ihren Augen offenbarte, war ein feines Netz, das als Warnvorrichtung vor ungebetenen Gästen fungierte; es wurde für einen Moment sichtbar,als die junge Frau von ihrer flachen Hand ein wenig Staub in die Luft pustete.

Ein besorgtes Brummen entfuhr Firekahn. „Ihr habt recht, Firekahn.“ Sie sah ihn an. „Wir haben ein mächtiges, sehr, sehr mächtiges Problem!“

„Sicher gibt es zu diesem Mechanismus auch einen magischen... Schlüssel!“ überlegte Lightbringer.

„Ich bin auch dieser Ansicht. Wir müssen diesen....Schlüssel ausmachen, sonst wage ich nicht einmal zu denken, welch schicksalhafte Überraschungen auf uns warten.“ nickte Lara zustimmend.

Lightbringher erhob sich und schritt im Eingangsbereich suchend umher. Lara sah ihm nach. Sie glaubte nicht, dass auf der Seite des Eingangbereichs eine Möglichkeit bestand, das ausgeklügelte Sicherheitssystems außer Kraft zu setzen. Auch Firekahn tastete suchend die Wände ab. Lara ließ die beiden Männer gewähren und hauchte dann und wann feinen Staub in die Luft. Nach einiger Zeit gaben die beiden Männer ihre Suche auf. Ratlos sahen sie sich an. Lightbringer seufzte „Wir haben keine Wahl und keine Zeit. Wir müssen ungeachtet dieses Netzes weiterkommen. Es steht zuviel auf dem Spiel.“ Er machte Anstalten mit erhobenem Schwerte voran durch das unsichtbare Netz zu stapfen. Lara, die immer noch auf dem Boden verharrte schüttelte den Kopf und stoppte den goldenen Ritter, indem sie sacht gegen sein Bein klopfte.

„Ich bin nicht dieser Ansicht. Kraft und die Macht der Schwerter hilft hier nicht und birgt große Risiken in sich. Es ist besser, keine schlafenden Hunde zu wecken.“

Der goldene Ritter drehte sich zu ihr um und verharrte kurz vor dem Gespinst der unsichtbaren Schlieren. „Mylady haben eine Idee?“ Lara überhörte den feinen Spott in der Stimme des Paladins.

„In der Tat. Die habe ich. Mit ein wenig Glück, einer guten Portion Unverfrorenheit und dem nötigen Geschick, sollte es mir möglich sein, durch das Gespinst zu gelangen, ohne dabei mit den Säbeln zu rasseln und zum Angriff zu blasen.“ „Touché!“ der Paladin schob sich den Helm vom Kopf. „Madame haben sicher die Güte mir zu verraten, welche List sie anzuwenden gedenkt.“ Der feine Spott des Paladins verband sich nahtlos mit Heiterkeit. „ Sie geht daran vorbei!“ ließ sich Firekahn unberührt vernehmen. Sein Ordenbruder starrte ihn an. „Wie bitte?“ Doch Firekahn gab keine Antwort, er sah zu der jungen Frau und nickte. Lightbringer folgte seinem Blick. Er sah Lara zu, wie sie mit raschen Handgriffen ihr Haar zusammenband, den Umhang abstreifte und aus den leichten Stiefeln sprang.
Lara konzentrierte sich. Sie brachte ihren Körper in Bewegung, während Firekahn mit den Händen Staub warf, um ihr den Weg des Gespinstes sichtbar werden zu lassen. Lara umtänzelte und umsprang das Netz geschickt. Mehr als einmal erstarrte sie in einer Bewegung, um auf Firekahn zu warten, der ihr mit dem feinen Staub den Weg wies.

Schier entlos lange nahm Laras Akrobatik seinen Lauf. So lange, bis Lightbringer seine Stimme erhob. „Mylady!“ Lara verharrte im letzten Augenblick. “Wir erreichen euch mit dem Staub nicht mehr.“ Die junge Frau gab keine Antwort. Sie öffnete behutsam eine ihrer Hände und warf eine Handvoll Sand vor sich. Ihre Augen prägten sich den Verlauf der zarten Linien fest ein. „Ein Stoßgebet zu Helm könnte jetzt nicht schaden!“ murmelte sie mehr zu sich. Die junge Frau ging bedacht in die Knie, spannte die Muskeln, konzentrierte sich und sprang los. Ihr Körper wirbelte mehrmals um die Achse, bis sie schließlich mit einem triumphierenden Laut begleitet, sicher und gewand zum Stehen kam. „Sie hat es geschafft!“ der goldene Paladin trat verblüfft näher. Mit einer neckischen Kopfbewegung gab sie den beiden Männern zu verstehen, ihr zu folgen.
Beide verschränkten die Arme vor der Brust und starrten sie tadelnd an. „Ich seh’ mich um. Sicher wird die magische Barriere ganz in der Nähe aufrecht erhalten. Von irgendwoher muss das Netz ja die Energie beziehen.“ Firekahn trat einen mächtigen Schritt nach vorne, als wolle er sie aufhalten, doch er besann sich. Ungewohnt hilflos mussten die Männer mitansehen, wie die junge Frau sich auf die Suche machte.

Eine kleine entsetzliche Weile später tauchte Lara endlich wieder auf und winkte ihnen eifrig zu. Sofort und so leise wie möglich eilten ihr Firekahn und sein Ordensbruder entgegen. Nach jedem zweiten Schritt machte einer von beiden die Staubprobe. Das Netz war verschwunden. „Rasch, eilt Euch!“ spornte sie die Männer ängstlich an. Die beiden erhöhten ihr Tempo. Ein leises, aber vernehmliches „Plok“ ertönte. Lara fuchtelte mit den Armen und trieb sie zur Eile. Das magische Schloss begann sich wieder aufzubauen und hinter den Männern materialisierten sich die verschlungenen Fäden gnadenlos rhythmisch aufs Neue. Firekahn rettete sich mit einem kraftvollen Satz auf Laras Seite, während Lightbringer vor der letzten Hürde zum Stehen kam. Lara ballte eine Faust und biss vor Aufregung in ihre Knöchel, als der Mann gemächlich ein Bein hob, leicht schwankte und schließlich mit einem frechen Grinsen sicher über den letzten Faden stieg. Die junge Frau verdrehte entnervt sie Augen. Der Paladin lachte. Firekahn schob die junge Frau mit einer Hand hinter sich und zog Rancor. „Ja, mir recht. Übernehmt ihr fortan die Führung!“ sie war zugegebenermaßen recht dankbar dafür. Ihre Nerven waren völlig überspannt, so dass sie froh war, dass die waffenbewehrten Männer wie ein Schild um sie herum weiter gingen, stets auf der Hut vor Neuen Überraschungen.
 
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Nebressyl

Knuddeliger Incubus
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Kaum über sich die Höhlendecke erreichte er die geschätzte Mitte des dunklen Gewässers. Von oben hatte er immer wieder ein wachsames Auge auf die beiden Boote. Dennoch fuhr er auch immer wieder zu der anderen Seite des Sees hin. Von Anfang an störte ihn etwas bei seinem Anblick. Doch erst jetzt erkannte er eine Sache, welche dafür sorgte. Es schien so als würde das Tor auf der anderen Seite von zwei Golems bewacht werden. Aber war da nicht noch etwas anderes? Er musste wissen, was es war. Was störte ihn am Schatten des kommenden Ganges?
Ohne lange zu zögern zog er sein Tempo an. Die beiden Steingolems zu Seiten des Bogens rührten sich nicht. Doch die Gefahr, die seine Sinne registrierten, lag erst hinter dem Bogen. Die Boote waren erst auf der Hälfte der Strecke als er das wahre Hindernis erkannte. Mindestens drei massive Körper der Riesenspinnen konnte er in ihren dickgewobenen Netzen erkennen. Sicherlich waren es mehr.
In einem irrsinnigen Haken wirbelte er herum. Er musste die anderen warnen. Sobald sie durch das Tor laufen würden wäre dies ihr sicheres Ende. Schnell gewann er wieder an Höhe. Aber nun sah er zum ersten Mal etwas im Wasser, was er bei der bisherigen Ablenkung wohl übersehen haben musste. Was für ein feiner Lichtstrahl entwisch da dieser dunklen Masse? Kaum bemerkt fuhr schon das erste der kleinen Boote drüber hinweg. Es galt sich zu beeilen. Sie mussten wenigstens wieder umkehren - insofern dies möglich war. Zumindest war ihr weg hier vorerst zu Ende.
Mit einem Schreck wurde er aus seinen Gedanken herausgerissen. Was tat die Halbelfe da? Wollte sie etwa ihr Leben einfach so sinnlos aufgeben? Ein heller Schrei entfuhr seiner Kehle. Seicht glitt der Körper der Waldläuferin in den kleinen hellen Punkt des Wassers und verschwand sofort in der undurchsichtigen Flüssigkeit. Egal was es für ihn bedeutete, sie war ein Kind Anins und musste somit von ihm mit all seinen Möglichkeiten beschützt werden. Die Flügel anlegend ging er in den Sturzflug über. Schrill pfeifend stiess er mit dem Schwert voran in das Gewässer herab. Lediglich hoffend, dass sie beide diese Aktion überleben würden. Ohne ein Geräusch, nahezu lautlos, glitt er in den See. Schnell umhüllte ihn die Masse. Das Licht kam von weit unten. Eine humanoide Siluette verdeckte einen Teil des Lichtes. Dies musste ihr Körper sein. Jetzt konnte er nur noch hoffen nicht zu spät zu sein!
 

Sir Firekahn

Konservendose
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Dank Lara waren sie nun in der Stadt, langsam schlichen sie sich wie Schemen zwischen Schatten durch die staubigen und verfallenen Straßen. Unheimliche, halbzerfallene Häuserecken und düstere Löcher taten sich überall vor sich auf, noch schien es einigermaßen Licht zu geben, aber es wurde zunehmend dunkler und die Präsenz fremder und feindseliger Wesen war überdeutlich zu spüren. Uther hatte das bedacht und so liefen er und Lara sehr nahe an Firekahn, dessen düstere Präsenz wie ein Schutzmantel mit der dunklen Magie des Ortes verwischte.

"Lange werde ich euch nicht schützen können, dieser Ort scheint Augen zu haben, Mylord"
Uther nickte Firekahn bestätigend zu und sprach ungewohnt leise mit einem für ihn ungewohnt besorgten Gewichtsausdruck.
"Das ist gar nicht gut, es scheint sich etwas in der Nähe zusammenzubrauen. Wir sollten schnell nach unseren Kameraden suchen und dann mit dem Stein von hier verschwinden."
Doch das war leichter gesagt als getan, die Stadt war riesig und erstreckte sich über viele Kilometer, noch dazu war ihre Architektur unübersichtlich und wirr. Daher beschlossen sie, als sie für ein paar Minuten in einem von Spinnenweben durchzogenen Gebäude rast machten, das es sicherlicht das Beste wäre den Turm nahe des Zentrums der Stadt aufzusuchen, denn er schien der einzige Platz in der Stadt von dem aus man einigermaßen überblick bekommen konnte.

Während ihres Marsches durch die staubigen Straßen wurde es Düsterer und Düsterer, bis sie schließlich gezwungen waren Fackeln anzuzünden. Doch just in dem Moment in dem das erste Pech knisternd entflammte begann ein unheimliches Getrappel aus den Gebäuderuinen rund um sie... Was auch immer in der Stadt geschlafen hatte, es war durch das Licht und die Wärme der Fackeln offenbar erwacht...
 

Anora

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Das Licht, das ihr den Weg wies, nahm langsam ab und zeitgleich wurde das Wasser um sie herum kühler, wenn auch nicht kalt. Das Erschreckende daran war jedoch, dass auch ihre Fähigkeit, unter Wasser atmen zu können, immer mehr nachlies. Im Moment reichte es noch aus, doch sie musste schon heftiger atmen, um mit genügend Sauerstoff versorgt zu werden. In ihrem tiefsten Inneren ahnte sie bereits, dass auch dies schon bald nicht mehr der Fall sein würde.
Noch immer wurde Anora in die Tiefe gezogen - Oder war es in die Höhe? Sie hatte ihren Orientierungssinn verloren und vermochte nicht mehr zu sagen, wo oben und wo unten lag. Doch selbst wenn dies nicht so gewesen wäre, so wäre sie trotzdem nicht von ihrem Kurs abgewichen. Die Dunkelheit, die am Rand des Lichttunnels auf sie lauerte, wirkte bedrohlich und voller Heimtücke. Und zurück konnte sie nicht.
Der Mangel an Sauerstoff machte sich immer deutlicher bemerkbar. Sie spürte bereits, wie ihre Kräfte sie verliesen und ihre Sinneswahrnehmungen sanken. Ein kurzes Aufflackern von Lebenswillen war alles, was sie dem entgegenzusetzen hatte. Sie wollte noch nicht sterben! Nicht jetzt, nicht hier! Es gab noch etwas, das sie tun musste, bevor sie zu ihrer Familie zurückkehrte, etwas von großer Bedeutung. Sie musste...
Dann erlosch auch diese kleine Flamme in ihr.
Als sie in den Zustand der Bewusstlosigkeit überging, war sie vollkommen emotionslos.

Sanfte Wellen glitten über die ansonsten makellos glatte Wasseroberfläche des Marmorbrunnens. Doch sie waren nur Vorboten. Kaum hatten die ersten Wellen den Rand des Brunnens erreicht und waren daran zerschellt, tauchten aus der Wassermitte zuerst kraftlos gekrümmte Fingerspitzen auf, dann eine Hand, ein Arm, eine Schulter und schließlich ein von halblangen, schwarzen Haarsträhnen verdecktes Gesicht einer jungen Frau, die vielleicht gerade 20 Jahre zählen mochte. Ihre Augen waren geschlossen, ihre Lippen halb geöffnet, als schliefe sie. Ihre leicht spitz zulaufenden Ohren, die nicht ganz unter den struppigen Haaren versteckt lagen, ließen auf eine elfische Herkunft schließen. Sanft hob der Wasserstrom nun auch den Rest des zierlichen Körpers empor, so dass für kurze Zeit eine leichte metallbeschlagene Rüstung aus schwarzem Leder und ein Teil der Bewaffnung der Frau sichtbar wurden - Ein ungewöhnlicher Gegensatz zu ihrem zerbrechlich wirkenden Körper. Die gestählten Muskeln, die dicht unter der Haut lagen, blieben unsichtbar.
In dem Augenblick, in dem der Körper der Halbelfe vollständig zur Wasseroberfläche gehoben wurde, schlug sie die Augen auf.

Anora krümmte sich bei dem Versuch, das Wasser aus ihren Lungen zu bekommen, musste jedoch gleichzeitig reflexartig einatmen, was nur zu noch mehr Husten führte. Die Luft brannte in ihrem Hals, doch nie schien sie besser geschmeckt zu haben. Sie schnappte nach mehr, bekam jedoch erneut nur Wasser zu schlucken. Das Gewicht ihrer Rüstung zog sie nach unten, zurück in die Tiefe, aus der sie gekommen war. Verzweifelt stieß sie einen leisen Schrei aus, der jedoch vom erneut über sie hereinbrechenden Wasser verschluckt wurde, und ruderte wie wild mit Händen und Füßen, um zumindest den Versuch zu unternehmen, dem sicheren Tod zu entkommen. Ihr war jedoch klar, dass diese Maßnahmen niemals genügen würden, um sie mitsamt ihrer Rüstung und Waffen wieder empor zu tragen. Erneut war sie vollkommen hilflos. Dennoch wollte sie nicht aufgeben. Diesmal nicht, wo sie doch wusste, dass die rettende Oberfläche so nah lag, so nah, und doch so unerreichbar…
Auf einmal stieß sie mit einem Fuß gegen etwas Festes. Instinktiv tastete sie danach, stieß sich ab und… Stand auf.
Sie fand sich in der Mitte des Beckens eines einfachen Marmorbrunnens wieder, dessen Wasser ihr nicht einmal bis zur Brust reichte. Verwirrt und immer noch nach Luft schnappend sah sie sich um. Wo war sie? Zuletzt hatte sie sich in einer Höhle befunden, an so viel konnte sie sich noch erinnern. Und dann… Dann war sie willenlos in den See gesprungen, und nun stand sie hier, in einem Brunnen in einer Stadt. Einer leeren Stadt. Erst jetzt fiel ihr auf, dass sich nirgendwo etwas rührte. Ihr Blick glitt aufwärts, in Richtung Himmel. Der Himmel – Sie war abwärts getaucht, tief unter die Grundmauern Anins. Irgendetwas konnte hier nicht stimmen.
Misstrauisch geworden watete sie langsam in Richtung Beckenrand, während hinter ihr erneut kleine Wellen von einem Besucher aus der Tiefe kündeten. Anora aber bemerkte es erst, als Nebressyl direkt hinter ihr auftauchte. Erschrocken fuhr sie herum, erkannte aber gleich darauf ihren Gefährten, der, ebenso wie sie, nach Atem rang und gleich wieder unter zu gehen drohte, was sie aber mit einer schnellen Reaktion verhinderte. Behutsam zog sie den Dämon, Engel, oder was auch immer er sein mochte auf die Beine und lächelte ihn an. Er war ihr gefolgt… Und es war beruhigend zu wissen, dass sie in dieser toten Stadt nicht alleine war.
Die beiden mussten ein seltsames Bild abgeben, wie sie so inmitten einer menschenleeren Stadt in einem Brunnen standen, von Kopf bis Fuß durchnässt und beide nach Luft ringend. Doch keinen der beiden sollte dies in diesem Moment stören.
Anora lies ihren Begleiter erst einmal wieder Atem schöpfen, bevor sie das mit noch etwas keuchender Stimme Wort an ihn wandte:

„Habt Ihr… Habt Ihr das gleiche gesehen, wie ich?“, fragte sie leise, da sie sich nicht traute, die Stille der Stadt mit ihrer Stimme zu zerstören. „Habt Ihr auch diesen Tunnel und das Licht gesehen, die Wärme gespürt?“ Sie verstummte kurz, schien zu überlegen. „Dies war der richtige Weg, Nebressyl. Das andere Ufer ist eine Falle!“ Als sie in seine Augen blickten, erkannte sie jedoch, dass er bereits wusste, was sie soeben ausgesprochen hatte. Zur Bestätigung nickte er ihr nur kurz in stummen Einverständnis zu. „Dann… Wo sind Crye und Ilthiur? Und wo sind wir?“
 

Nebressyl

Knuddeliger Incubus
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Seine ganze Konzentration legte er auf die Konturen des vermeintlich unter ihm liegenden Körpers. Alles um ihn herum verschwamm vor seinem geistigen Auge. Weder die einzelnen Farben, noch die vorhandene Umrisse und deren Veränderungen nahm er wahr. Der komplette Fokus lag auf der Person vor ihm. Immer wieder beschleunigte er nach den Möglichkeiten im Wasser sein Tempo. Das Wasser sprudelte vom Schwert geteilt an seinem Körper vorbei. Die Masse rüttelte an den scharf angezogenen Flügeln. Aber all das trübte seine Bemühungen nicht. Er durfte sie nicht verlieren. Egal in welcher Weise. In der Waldläuferin lag seine anscheinend letzte Hoffnung auf Erlösung seiner gemarterten Seele. Nur durch die Bewahrung ihrer Person bestünde die Möglichkeit seiner Errettung. Dieses Bewusstsein trieb ihn als wären tausende mit Peitschen treibende Batezuu hinter ihm her. Die Möglichkeiten und Reserven seiner körperlich beschränkten Kraft berücksichtigte er nicht. Zuviel stand für ihn auf dem Spiel. Langsam aber mit absoluter Sicherheit reduzierte sich der Abstand. Bald würde er sie einholen. Erste grobe Anzeichen ihrer Statur bestätigten seine Vermutung. Das Kind Anins tauchte vor ihm dem unbekannten Licht entgegen. Ein leichtes Anzeichen von Erleichterung erfüllte ihn und setzte ungeahnte Kräfte in ihm frei.
Aber je näher er ihr kam um so stärker wuchs ein vorläufig unbegründeter Verdacht in seinem Innersten. Denn je mehr Details er im trüben Nass erkennen konnte, um so mehr fehlte ihm etwas. Keine Regung ging von ihrem Leib aus. Der Körper trieb regelrecht immer weiter abwärts. Hoffnungslosigkeit ersetzte die aufgekommene Erleichterung und Panik keimte in seinen Gedanken. Das durfte nicht sein. Ein stummer Schrei entwisch seiner Kehle. Sollte es wirklich so schlecht für ihn aussehen. Erst jetzt erkannte er die geschlossenen Augen. Kein Zeichen von Leben schien ihren Körper zu erfüllen. Das war das Ende.
Tränen erfüllten seine Augen und verzerrten die Sicht im Wasser. Im Trockenen würden regelrechte Flüssen von seinen Augen über die schlanken Wangenknochen herabrinnen. Nun er hatte er endgültig verloren. Die kurz gewonnenen Perspektive auf Befreiung seiner Vergangenheit war zunichte. Augenblicklich mit der aufkommenden Orientierungslosigkeit der schier ausweglosen Situation spürte er die zerrende Müdigkeit seines Corpus. Jeder Muskel brannte vor Schmerzen. Sein Bewusstsein, all seine Konzentration nicht völlig die Kontrolle an die nahezu alles beeinflussende Panik zu verlieren, verschwandt immer mehr.
Die ersten Bruchteile klappten seine Augen vor Erschöpfung zu. Das konnte, das wollte er nicht zu lassen. Er durfte nicht aufgeben. War er hier unten nicht ihre letzte Rettung?! Aber anscheinend war dieser Kampf bereits vor seinem eigentlichen Beginn beendet.
Ohne eine wahre Chance je gehabt zu haben übermannte ihn sein Körper, seine Augen schlossen sich gegen seinen Willen. Das letzte, was er spürte, war wie sein Körper von einem leichten Strudel erfasst wurde und in trudelnd in die Tiefe gezogen wurde. Sein Ende nahte - so dachte er.
Um so überraschter war er als bei seinem vermeintlich letzten Atemzug Luft an seiner Nasenspitze spürte. Sie roch alt und war dennoch erfrischend. Frischer - als der drückend vermodernde Geruch in den Katakomben vor dem See. Doch sein Körper war zu erschöpft um aufzutauchen. Das frische nass schwappte wieder über seinem Gesicht zusammen. Er sank - doch ein Ruck hinderte ihn daran. Nein, nicht nur das. Etwas oder jemand hob ihn langsam empor. Langsam öffneten sich seine gereizten Augen. Licht durchflutete sie. War er im Elisium? Oder gar in Mandors Hallen? Das konnte nicht sein. Solchen Segen hatte er sich doch noch gar nicht verdient...........
Sprachlosigkeit erfüllte ihn - bis er in zwei wunderschöne Augen blickte. Die Waldläuferin betrachtete den triefendnassen Engel während sie in mit ihrer letzten Kraft aufrichtete. Erst jetzt breitete sich die frische Luft in seinen Lungen aus. Neue Energie durchströmte ihn. Sein Brustkorb blähte sich voller Lebenslust auf. Was für ein berauschendes Gefühl. Noch war nichts verloren. Leicht benommen vor Freude und Glück lauschte er ihren Worten. Dunkel erinnerte er sich an den Anblick der grossen Achtbeiner und nickte einfach in Gedanken versunken. Auch wenn er die beiden anderen in der Gruppe kaum kannte. So war doch klar, dass sie gegen die Spinnen in ihrer Anzahl keine reellen Chancen haben würden. Bei Anoras Frage nach ihnen senkte er mit getrübter Stimme den Kopf.

"Ich weiss es nicht. Ich sah euch ins Wasser gleiten und reagierte. Sie wissen nichts von der lauernden Gefahr - weder des schwarzen Wassers - noch der hungrigen Riesenspinnen im Gang hinter der Höhle. Wer weiss, was dahinter noch lauern mag!"
Es trat eine unangenehme Stille ein. Bis letztlich Nebressyl das aussprach was wohl beiden durch den Kopf ging.

"Wenn sie mir nicht gefolgt sind wartet ein qualvoller Tod auf sie."
Traurigkeit lag in seiner Stimme in Anbetracht der möglicherweise unsinnigen Tode der Beiden. Dann trat er über den niedrigen Beckenrand des exzellent gearbeiteten Beckenrandes. Er schüttelte kurz die Feuchtigkeit aus seinem Gefieder. Anschliessend drehte er sich zur jungen Frau um und bot ihr seine Hand an.

"Einen Augenblick können wir am Rand warten und sehen, ob sie gefolgt sind. Aber lange können wir hier nicht verweilen. Wer weiss, wer und was uns schon hinter den nächsten Mauern erwartet."
 
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