Mantis
Heilende Hände
- Registriert
- 27.02.2003
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Crye schaute auf den See, auf die Stelle, in der zuerst Anora, und dann, wenig später, Nebressyl verschwunden waren. Das Wasser lag so ruhig da, als wäre nichts geschehen, als habe dieser sonderbare See nicht gerade eben zwei ihrer Gefährten verschluckt.
Die Halbelfe zögerte. War dies der richtige Weg? So sehr sie auch ihre Augen anstrengte, sie konnte nicht durch die dunkle Flüssigkeit blicken, von der sie noch nicht einmal wusste, ob es Wasser war.
Anora war ohne Zögern in den See hineingetaucht, und sie war schließlich diejenige, die sich hier am besten auskannte. Crye seufzte schicksalsergeben, überprüfte den Sitz ihrer Waffen, warf Ilthiur einen fragenden Blick zu und sprang.
Sofort sank sie, schneller als ihr lieb war, was nicht zuletzt an ihrem Kettenhemd lag. Und doch hatte sie fast den Eindruck, als hätte irgend etwas sie an ihren Füßen gepackt und zöge sie in die Tiefe. Doch als sie, gegen ihr Gefühl, das sie davor warnte, dieses Wasser in die empfindlichen Augen zu kriegen oder gar zu schlucken, die Augen öffnete, sah sie, wie es nicht anders zu erwarten gewesen war, nichts. Nur Schwärze.
Nie zuvor hatte sie solche Dunkelheit kennen gelernt. Reflexartig griff sie nach ihren Säbeln und hatte sie schon halb gezogen, als ihr bewusst wurde, dass dies kein Feind war, gegen den man mit Waffen wie diesen kämpfen konnte. Sie schob die Klingen zurück und versuchte, die Panik zurückzudrängen, die mehr und mehr von ihr Besitz ergriff. Wie lang würde ihre Luft reichen? Wo war der Grund dieses Sees, und vor allen Dingen – wo waren die anderen? Hatte sie etwas falsch gemacht, etwas nicht beachtet? Das Wasser wurde kälter, je tiefer sie sank, und sie spürte, wie der Luftmangel ihre Sinne benebelte, selbst ihre Panik ließ nach, und auch ihr Wille zu überleben, der sie auch veranlasst hatte, ihre Waffen zu ziehen, begann zu schwinden. Wie einfach es wäre, jetzt aufzugeben, die Augen zu schließen und sich in dieses Schicksal zu ergeben. Wie einfach – und wie sinnlos. Am Rande der Verzweiflung versuchte sie ein paar Schwimmbewegungen, doch dann wurde ihr klar, wie zwecklos dies war. Sie hatte nicht genügend Kraft dafür, und der Sog, oder was immer es war, das sie immer weiter in die Tiefe zerrte, ließ nicht nach, sondern wurde sogar stärker.
Mit dem letzten klaren Gedanken, der ihr noch blieb, fragte sie sich, wie es Nebressyl und Anora ergangen war. War Anora wahnsinnig geworden, sie hierher zu führen, in den sicheren, kalten Tod in diesem verfluchten See? Doch nicht einmal für Zorn hatte sie noch die Kraft, und schließlich, fast so, als schliefe sie ein, verlor sie das Bewusstsein.
Mit einem schmerzhaften Ruck, der durch ihren ganzen Körper ging, wachte sie wieder auf. Einen Moment orientierungslos sperrte sie die Augen weit auf, überrascht darüber, am Leben zu sein, doch noch verwunderter darüber, so etwas wie Licht zu sehen, obwohl auch dieses Licht noch weit entfernt war, unerreichbar, schien es ihr. Sie war noch immer im Wasser, wie sie feststellte, doch dieses Mal, und da konnte kein Zweifel bestehen, trieb sie der Wasseroberfläche entgegen. War sie noch immer im See, oder war dies das, was gemeinhin als das Leben nach dem Tode bezeichnet wurde? Was immer es war – Crye wollte so schnell wie möglich aus diesem verdammten Wasser heraus. Erneut versuchte sie sich an Schwimmbewegungen, doch dadurch wurde ihr Aufsteigen nicht beschleunigt. So blieb ihr nichts anderes übrig, als sich in Geduld zu fassen, bis sie das Licht erreicht hatte, Zeit, die sie dazu nutzte, sich darüber zu wundern, warum sie noch am Leben war.
Schließlich hatte sie die Wasseroberfläche erreicht, stieß mit dem Kopf ins Freie und atmete tief durch. Ihre Augen tränten, und sie bemerkte, wie sie das Gewicht ihrer Rüstung wieder nach unten zerren wollte, doch dieses Mal hielt sie mit aller Kraft dagegen und tat alles, was ihr richtig erschien, um sich über Wasser zu halten, obwohl sie, so weit sie sich erinnern konnte, nie das Schwimmen gelernt hatte. Langsam klärte sich ihr Blick, und sie konnte einen Rand erkennen. Irgendwie erschien ihr das seltsam, fast lächerlich – sie war in einen großen, beängstigenden, tiefschwarzen See gesprungen, dessen Ausmaße sie nicht einmal erahnen konnte, und wo tauchte sie wieder auf? In einem kleinen Wasserbecken, der vermutlich so etwas wie ein Brunnen war.
Mit einem Male spürte sie Boden unter ihren Füßen, und ohne auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden, dass dies vielleicht eine Falle sein könnte, vielleicht irgendein Untier, das nur darauf wartete, dass sie darauf hereinfiel und der vermeintlichen Sicherheit des Bodens traute, setzte sie ihre Füße auf den Grund und fand einen festen Stand, bei dem es ihr sogar gelang, die Schultern aus dem Wasser zu bringen.
Fragend sah sie sich um, sah die alte Stadt, und erkannte Anora und Nebressyl, die nicht weit entfernt am Rand des Brunnens (oder was auch immer es war) standen, und Erleichterung durchströmte sie. Sie hatte den richtigen Weg gefunden.
Die Halbelfe zögerte. War dies der richtige Weg? So sehr sie auch ihre Augen anstrengte, sie konnte nicht durch die dunkle Flüssigkeit blicken, von der sie noch nicht einmal wusste, ob es Wasser war.
Anora war ohne Zögern in den See hineingetaucht, und sie war schließlich diejenige, die sich hier am besten auskannte. Crye seufzte schicksalsergeben, überprüfte den Sitz ihrer Waffen, warf Ilthiur einen fragenden Blick zu und sprang.
Sofort sank sie, schneller als ihr lieb war, was nicht zuletzt an ihrem Kettenhemd lag. Und doch hatte sie fast den Eindruck, als hätte irgend etwas sie an ihren Füßen gepackt und zöge sie in die Tiefe. Doch als sie, gegen ihr Gefühl, das sie davor warnte, dieses Wasser in die empfindlichen Augen zu kriegen oder gar zu schlucken, die Augen öffnete, sah sie, wie es nicht anders zu erwarten gewesen war, nichts. Nur Schwärze.
Nie zuvor hatte sie solche Dunkelheit kennen gelernt. Reflexartig griff sie nach ihren Säbeln und hatte sie schon halb gezogen, als ihr bewusst wurde, dass dies kein Feind war, gegen den man mit Waffen wie diesen kämpfen konnte. Sie schob die Klingen zurück und versuchte, die Panik zurückzudrängen, die mehr und mehr von ihr Besitz ergriff. Wie lang würde ihre Luft reichen? Wo war der Grund dieses Sees, und vor allen Dingen – wo waren die anderen? Hatte sie etwas falsch gemacht, etwas nicht beachtet? Das Wasser wurde kälter, je tiefer sie sank, und sie spürte, wie der Luftmangel ihre Sinne benebelte, selbst ihre Panik ließ nach, und auch ihr Wille zu überleben, der sie auch veranlasst hatte, ihre Waffen zu ziehen, begann zu schwinden. Wie einfach es wäre, jetzt aufzugeben, die Augen zu schließen und sich in dieses Schicksal zu ergeben. Wie einfach – und wie sinnlos. Am Rande der Verzweiflung versuchte sie ein paar Schwimmbewegungen, doch dann wurde ihr klar, wie zwecklos dies war. Sie hatte nicht genügend Kraft dafür, und der Sog, oder was immer es war, das sie immer weiter in die Tiefe zerrte, ließ nicht nach, sondern wurde sogar stärker.
Mit dem letzten klaren Gedanken, der ihr noch blieb, fragte sie sich, wie es Nebressyl und Anora ergangen war. War Anora wahnsinnig geworden, sie hierher zu führen, in den sicheren, kalten Tod in diesem verfluchten See? Doch nicht einmal für Zorn hatte sie noch die Kraft, und schließlich, fast so, als schliefe sie ein, verlor sie das Bewusstsein.
Mit einem schmerzhaften Ruck, der durch ihren ganzen Körper ging, wachte sie wieder auf. Einen Moment orientierungslos sperrte sie die Augen weit auf, überrascht darüber, am Leben zu sein, doch noch verwunderter darüber, so etwas wie Licht zu sehen, obwohl auch dieses Licht noch weit entfernt war, unerreichbar, schien es ihr. Sie war noch immer im Wasser, wie sie feststellte, doch dieses Mal, und da konnte kein Zweifel bestehen, trieb sie der Wasseroberfläche entgegen. War sie noch immer im See, oder war dies das, was gemeinhin als das Leben nach dem Tode bezeichnet wurde? Was immer es war – Crye wollte so schnell wie möglich aus diesem verdammten Wasser heraus. Erneut versuchte sie sich an Schwimmbewegungen, doch dadurch wurde ihr Aufsteigen nicht beschleunigt. So blieb ihr nichts anderes übrig, als sich in Geduld zu fassen, bis sie das Licht erreicht hatte, Zeit, die sie dazu nutzte, sich darüber zu wundern, warum sie noch am Leben war.
Schließlich hatte sie die Wasseroberfläche erreicht, stieß mit dem Kopf ins Freie und atmete tief durch. Ihre Augen tränten, und sie bemerkte, wie sie das Gewicht ihrer Rüstung wieder nach unten zerren wollte, doch dieses Mal hielt sie mit aller Kraft dagegen und tat alles, was ihr richtig erschien, um sich über Wasser zu halten, obwohl sie, so weit sie sich erinnern konnte, nie das Schwimmen gelernt hatte. Langsam klärte sich ihr Blick, und sie konnte einen Rand erkennen. Irgendwie erschien ihr das seltsam, fast lächerlich – sie war in einen großen, beängstigenden, tiefschwarzen See gesprungen, dessen Ausmaße sie nicht einmal erahnen konnte, und wo tauchte sie wieder auf? In einem kleinen Wasserbecken, der vermutlich so etwas wie ein Brunnen war.
Mit einem Male spürte sie Boden unter ihren Füßen, und ohne auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden, dass dies vielleicht eine Falle sein könnte, vielleicht irgendein Untier, das nur darauf wartete, dass sie darauf hereinfiel und der vermeintlichen Sicherheit des Bodens traute, setzte sie ihre Füße auf den Grund und fand einen festen Stand, bei dem es ihr sogar gelang, die Schultern aus dem Wasser zu bringen.
Fragend sah sie sich um, sah die alte Stadt, und erkannte Anora und Nebressyl, die nicht weit entfernt am Rand des Brunnens (oder was auch immer es war) standen, und Erleichterung durchströmte sie. Sie hatte den richtigen Weg gefunden.