Alyndur
Zwielichtiger
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- 12.07.2005
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„Xanthis.“ Der Name glitt ruhig und langsam wie ein sorgsam gewählter Fluch über die Lippen des Ritters, als er die beschatteten Augen Aûna'yirs fixierte, der über ihm auf seinem Ross ragte. Wie närrisch sich der Nachtelb doch aufgeführt hatte... närrisch ohnegleichen. Seine Prahlerei hatte weit um sich geschlagen. Seit er sich ihnen angeschlossen hatte, hatte er stets seine Göttin gepriesen, ihre Gnade, ihre Barmherzigkeit, dass sie ihre Macht sogar ihm in Maßen zur Verfügung stellte. Die Elfen waren eines der ältesten der bekannten Völker dieser Welt, das mochte stimmen. Gestärkt vom Willen ihrer Götter, die sie vertraten, waren einige von ihnen zweifelsohne im Besitz gar fürchterlichen Macht, das mochte auch auf ihren Begleiter zutreffen.
Und doch… die Tiefen der Zeit hatten noch andere Gewalten hervorgebracht. Götter, die meist jünger waren als jene der Elfen, doch denen es weder an Kraft, noch an List fehlte, den Schutz älterer Gottheiten für ihre Diener zu durchdringen. Einige dieser Götter hatten den Menschen zum Günstling und Vollstrecker ihres Willens erwählt und die Schergen eines solchen standen gerade vor ihnen. Ein näherer Blick auf die Geschichte Sin’Arcus’ zeigte, dass sie es wohl verstanden, den Einfluss älterer Götter von der Welt der Sterblichen fernzuhalten. Wenn Aûna'yir dra Ulmin'dor bislang in die Allmacht seiner Göttin vertraut hatte, so würde er heute eines anderen belehrt werden. Alles, was jetzt geschehen mochte, hatte der Nachtelb allein zu verantworten. „Lasst ihn leiden. Lehrt ihn, was es heißt, wenn sich der Strom des eigenen Blutes wider sich selbst richtet. Vor Krämpfen soll er sich zu meinen Füßen schütteln und nach nutzloser Luft japsen. Ich will, dass sich dieses lange Elend von einem Wurm im Staube windet und sich niemals wieder daraus erhebt!“
„Mein Name ist Anora Alia“, lenkte ihre Anführerin alle Aufmerksamkeit auf sich und stellte die einzig mögliche Abwendung des nahen Unheils in Form eines Ermächtigungsschreibens von Sir Cerrik vor. „In seinem Namen bin ich ermächtigt, für den Erfolg dieser Mission Gefährten frei zu wählen, die mich begleiten und mir zur Seite stehen. Dies steht in diesem Freibrief niedergeschrieben.“ Der Ritter nahm das Schreiben entgegen und studierte es skeptisch. „Der Zwerg, den Ihr sucht, ist einer dieser Gefährten!“, fuhr die Elfe fort. „Desweiteren besagt dieser Brief, dass MEINE GEFÄHRTEN UND MICH KEIN RITTER AUFHALTEN DARF, da die Erfüllung dieser Mission oberste Priorität hat! Wollt Ihr Euch den Anordnungen Sir Cerriks widersetzen, so ist Euch der Zorn der Grünen Drachen wie auch der Eures eigenen Ordens gewiss, RITTER!“ Ihr Gegenüber blickte abrupt mit ungläubigem Gesichtsausdruck vom Papier auf und fiel erneut in höhnisches Gelächter. „Glaubt Ihr, Ihr könntet einem Heerführer mit der Gewalt seines eigenen Ordens und dem seiner Brüder drohen? Nur ein einziger Mann steht zwischen mir und San’Guis. Adonor ist mein Name!“ Also doch.
„Und die wahre Anora Alia könnte wohl ebenso gut vor mir stehen wie mit aufgeschlitzter Kehle und leerer Brieftasche Euren Weg zieren, was?“ Mit einem spöttischen Lächeln ließ der Ritter sein Schwert zurück in die Scheide gleiten. „Ihr könnt Euch glücklich schätzen, dass Sir Cerrik uns nicht nur über Euren Auftrag, sondern auch über Euer Aussehen unterrichtet hat." Der Ritter ließ seinen Blick erneut über die Anwesenden schweifen und sein Gesichtsausdruck wurde ernst. „Doch eines wage ich, zu bezweifeln“, mit diesen Worten wandte er sich zu Alyndurs Entsetzen ihm selbst zu. „Dass er Euch diesen Freibrief überlassen hat, um Verbrecher um die Vergeltung des Gesetzes zu erleichtern. Neben einem dummdreisten Artefaktdieb führt Cerriks Söldnerin auch den Mörder meines eigenen Fleisches in ihrem Gefolge - welch seltener Zufall!“ Er näherte sich dem Waldläufer bis auf einen Schritt und spie seine Verachtung heraus. Doch, hatte seine Stimme zuvor stets laut und fest geklungen, haftete ihr nun ein unsicherer, ja fast jungenhafter Ton an: „Wer oder was glaubtest du, zu sein, als du meinem Bruder das Leben nahmst?“ Unter der langen Narbe des Mannes vor ihm schien Alyndur das Gesicht des Ritters entgegenzublicken, dem sein Pfeil in Kar’larta den Tod gebracht hatte. Und darunter wiederum erschienen ihm die Züge eines Mannes, den er einst gut gekannt hatte. Plötzlich vernahm er einen leichten, unheimlichen Sog am Rande seines Bewusstseins. Etwas begann, an ihm zu zerren und versuchte, sich mit sachter Gewalt Zugang zu seinen Erinnerungen zu verschaffen. Das Zerren wurde beharrlicher, stärker und, ehe er wusste, woher es kam, oder, wie er sich dagegen wehren sollte, hatte es das Reich seines Verstandes schon wieder verlassen – fündig mit dem, wonach es gesucht hatte. Alyndur brauchte keine Ohren, um zu hören, dass der alte Mann, den man „Xanthis“ gerufen hatte, ihn bei einem Namen nannte, den er seit langem nicht mehr vernommen hatte. Plötzlich erinnerte er sich des Ritters vor ihm, dem er noch eine Antwort schuldig war und die Blicke der anderen spürte er wie Geschosse um sich kreisen. Diesmal wappnete er sein Bewusstsein vorsorglich gegen ein fremdes Eindringen und sprach mit einer ruhigen und festen Stimme die Wahrheit: „Ein rastloser Geist.“ „Wie du willst, rastloser Schurke“, versetzte sein Gegenüber. „An dem Tag, da dich dein eigens gewähltes Schicksal einholt, wird man nicht einmal den Namen des Mannes kennen, den die Raben in alle Winde zerstreuen. Was Euch betrifft, Anora Alia“, der Ritter hielt das Ermächtigungsschreiben Sir Cerriks in die Höhe. „Ihr werdet das Vertrauen unserer Brüder nicht länger missbrauchen!“ Er riss das Schreiben der Länge nach durch - noch einmal und noch einmal. Dann warf er Anora die Fetzen vor die Füße und begrub sie unter einer Fußladung staubiger Erde. „Wenn die letzte Hoffnung der Grünen Drachen wirklich zu Recht auf Euch ruhen sollte, dann werdet Ihr Euren weiteren Weg auch ohne dieses lächerliche Papier finden! Falls nicht, wird Euer sicheres Scheitern nicht sinnlos hinausgezögert und Sir Cerrik wird sich schon früher gezwungen sehen, sich gegen das Unvermeidbare zu wappnen.“ Er führte seine Kameraden zurück zu den Pferden und saß wieder auf. „Ihr solltet die Ehre eines Ritters schätzen lernen, kleine elfische Söldnerin!“, rief er ihrer Anführerin vom Sattel aus zu. „Ihr und nur ihr allein verdankt Ihr heute Eure tugendlose Haut. Den nahenden Untergang unserer Welt werdet Ihr nicht an einem brennenden Himmel erkennen, sondern daran, dass Ritter meines Schlages Seite an Seite mit Euresgleichen gegen einen ungewissen Feind zu Felde ziehen!“
Ein letztes Mal zeigte der gepanzerte Arm auf Nori, der sich wieder hinter den Gefährten hervorwagte. „Dem Erlass unserer Brüder wegen dürft Ihr Euer Leben behalten. Euer Diebesgut lasse ich Euch nur, weil Euch die sentimentale Justiz der heutigen Thronwärmer ohnehin ein Recht darauf zugesprochen hätte. Und doch konntet Ihr den Triumph nicht aus unseren Hallen zurückstehlen. Was auch immer Ihr mit Eurem kostbaren Relikt zu erreichen hofft, Ihr werdet kläglich scheitern! Jahrhunderte lang haben es verschiedene Meister und Zauberer meines Ordens auf einen verborgenen Nutzen hin untersucht. Falls die Erzählungen Eurer Zwergenammen der Wahrheit auch nur im Entferntesten gerecht werden, so muss der letzte Funke Magie aus dem Werkzeug gewichen sein, als es in die Hände seiner Feinde fiel. Jubelt ob seiner trügerischen Wiedergewinnung und schwelgt in den Erinnerungen an alte Blütezeiten, die für Euresgleichen auf immer verlorenen sind!“
Alyndur hoffte inständig, betete, dass dies die letzten Worte sein mochten, die der Anführer der Ritter an sie richten würde. Doch, wie erwartet, offenbarte sich diese Hoffnung als eine Illusion. „Und du, Mörder meines Bruders, halte meine Worte stets in Erinnerung, bis zu jenem Tage, da sich unsere Wege ein weiteres Mal kreuzen werden. Denn das werden sie, so sicher wie dieselbe Sonne über uns scheint und dieselben Sterne die Nacht über uns erhellen. Es wird ein Tag des Schwertes und der Vergeltung sein. Ein Tag der Reinigung und des Blutes!“ Fürst Adonor führte sein Ross herum und gab ihm die Sporen.
Und doch… die Tiefen der Zeit hatten noch andere Gewalten hervorgebracht. Götter, die meist jünger waren als jene der Elfen, doch denen es weder an Kraft, noch an List fehlte, den Schutz älterer Gottheiten für ihre Diener zu durchdringen. Einige dieser Götter hatten den Menschen zum Günstling und Vollstrecker ihres Willens erwählt und die Schergen eines solchen standen gerade vor ihnen. Ein näherer Blick auf die Geschichte Sin’Arcus’ zeigte, dass sie es wohl verstanden, den Einfluss älterer Götter von der Welt der Sterblichen fernzuhalten. Wenn Aûna'yir dra Ulmin'dor bislang in die Allmacht seiner Göttin vertraut hatte, so würde er heute eines anderen belehrt werden. Alles, was jetzt geschehen mochte, hatte der Nachtelb allein zu verantworten. „Lasst ihn leiden. Lehrt ihn, was es heißt, wenn sich der Strom des eigenen Blutes wider sich selbst richtet. Vor Krämpfen soll er sich zu meinen Füßen schütteln und nach nutzloser Luft japsen. Ich will, dass sich dieses lange Elend von einem Wurm im Staube windet und sich niemals wieder daraus erhebt!“
„Mein Name ist Anora Alia“, lenkte ihre Anführerin alle Aufmerksamkeit auf sich und stellte die einzig mögliche Abwendung des nahen Unheils in Form eines Ermächtigungsschreibens von Sir Cerrik vor. „In seinem Namen bin ich ermächtigt, für den Erfolg dieser Mission Gefährten frei zu wählen, die mich begleiten und mir zur Seite stehen. Dies steht in diesem Freibrief niedergeschrieben.“ Der Ritter nahm das Schreiben entgegen und studierte es skeptisch. „Der Zwerg, den Ihr sucht, ist einer dieser Gefährten!“, fuhr die Elfe fort. „Desweiteren besagt dieser Brief, dass MEINE GEFÄHRTEN UND MICH KEIN RITTER AUFHALTEN DARF, da die Erfüllung dieser Mission oberste Priorität hat! Wollt Ihr Euch den Anordnungen Sir Cerriks widersetzen, so ist Euch der Zorn der Grünen Drachen wie auch der Eures eigenen Ordens gewiss, RITTER!“ Ihr Gegenüber blickte abrupt mit ungläubigem Gesichtsausdruck vom Papier auf und fiel erneut in höhnisches Gelächter. „Glaubt Ihr, Ihr könntet einem Heerführer mit der Gewalt seines eigenen Ordens und dem seiner Brüder drohen? Nur ein einziger Mann steht zwischen mir und San’Guis. Adonor ist mein Name!“ Also doch.
„Und die wahre Anora Alia könnte wohl ebenso gut vor mir stehen wie mit aufgeschlitzter Kehle und leerer Brieftasche Euren Weg zieren, was?“ Mit einem spöttischen Lächeln ließ der Ritter sein Schwert zurück in die Scheide gleiten. „Ihr könnt Euch glücklich schätzen, dass Sir Cerrik uns nicht nur über Euren Auftrag, sondern auch über Euer Aussehen unterrichtet hat." Der Ritter ließ seinen Blick erneut über die Anwesenden schweifen und sein Gesichtsausdruck wurde ernst. „Doch eines wage ich, zu bezweifeln“, mit diesen Worten wandte er sich zu Alyndurs Entsetzen ihm selbst zu. „Dass er Euch diesen Freibrief überlassen hat, um Verbrecher um die Vergeltung des Gesetzes zu erleichtern. Neben einem dummdreisten Artefaktdieb führt Cerriks Söldnerin auch den Mörder meines eigenen Fleisches in ihrem Gefolge - welch seltener Zufall!“ Er näherte sich dem Waldläufer bis auf einen Schritt und spie seine Verachtung heraus. Doch, hatte seine Stimme zuvor stets laut und fest geklungen, haftete ihr nun ein unsicherer, ja fast jungenhafter Ton an: „Wer oder was glaubtest du, zu sein, als du meinem Bruder das Leben nahmst?“ Unter der langen Narbe des Mannes vor ihm schien Alyndur das Gesicht des Ritters entgegenzublicken, dem sein Pfeil in Kar’larta den Tod gebracht hatte. Und darunter wiederum erschienen ihm die Züge eines Mannes, den er einst gut gekannt hatte. Plötzlich vernahm er einen leichten, unheimlichen Sog am Rande seines Bewusstseins. Etwas begann, an ihm zu zerren und versuchte, sich mit sachter Gewalt Zugang zu seinen Erinnerungen zu verschaffen. Das Zerren wurde beharrlicher, stärker und, ehe er wusste, woher es kam, oder, wie er sich dagegen wehren sollte, hatte es das Reich seines Verstandes schon wieder verlassen – fündig mit dem, wonach es gesucht hatte. Alyndur brauchte keine Ohren, um zu hören, dass der alte Mann, den man „Xanthis“ gerufen hatte, ihn bei einem Namen nannte, den er seit langem nicht mehr vernommen hatte. Plötzlich erinnerte er sich des Ritters vor ihm, dem er noch eine Antwort schuldig war und die Blicke der anderen spürte er wie Geschosse um sich kreisen. Diesmal wappnete er sein Bewusstsein vorsorglich gegen ein fremdes Eindringen und sprach mit einer ruhigen und festen Stimme die Wahrheit: „Ein rastloser Geist.“ „Wie du willst, rastloser Schurke“, versetzte sein Gegenüber. „An dem Tag, da dich dein eigens gewähltes Schicksal einholt, wird man nicht einmal den Namen des Mannes kennen, den die Raben in alle Winde zerstreuen. Was Euch betrifft, Anora Alia“, der Ritter hielt das Ermächtigungsschreiben Sir Cerriks in die Höhe. „Ihr werdet das Vertrauen unserer Brüder nicht länger missbrauchen!“ Er riss das Schreiben der Länge nach durch - noch einmal und noch einmal. Dann warf er Anora die Fetzen vor die Füße und begrub sie unter einer Fußladung staubiger Erde. „Wenn die letzte Hoffnung der Grünen Drachen wirklich zu Recht auf Euch ruhen sollte, dann werdet Ihr Euren weiteren Weg auch ohne dieses lächerliche Papier finden! Falls nicht, wird Euer sicheres Scheitern nicht sinnlos hinausgezögert und Sir Cerrik wird sich schon früher gezwungen sehen, sich gegen das Unvermeidbare zu wappnen.“ Er führte seine Kameraden zurück zu den Pferden und saß wieder auf. „Ihr solltet die Ehre eines Ritters schätzen lernen, kleine elfische Söldnerin!“, rief er ihrer Anführerin vom Sattel aus zu. „Ihr und nur ihr allein verdankt Ihr heute Eure tugendlose Haut. Den nahenden Untergang unserer Welt werdet Ihr nicht an einem brennenden Himmel erkennen, sondern daran, dass Ritter meines Schlages Seite an Seite mit Euresgleichen gegen einen ungewissen Feind zu Felde ziehen!“
Ein letztes Mal zeigte der gepanzerte Arm auf Nori, der sich wieder hinter den Gefährten hervorwagte. „Dem Erlass unserer Brüder wegen dürft Ihr Euer Leben behalten. Euer Diebesgut lasse ich Euch nur, weil Euch die sentimentale Justiz der heutigen Thronwärmer ohnehin ein Recht darauf zugesprochen hätte. Und doch konntet Ihr den Triumph nicht aus unseren Hallen zurückstehlen. Was auch immer Ihr mit Eurem kostbaren Relikt zu erreichen hofft, Ihr werdet kläglich scheitern! Jahrhunderte lang haben es verschiedene Meister und Zauberer meines Ordens auf einen verborgenen Nutzen hin untersucht. Falls die Erzählungen Eurer Zwergenammen der Wahrheit auch nur im Entferntesten gerecht werden, so muss der letzte Funke Magie aus dem Werkzeug gewichen sein, als es in die Hände seiner Feinde fiel. Jubelt ob seiner trügerischen Wiedergewinnung und schwelgt in den Erinnerungen an alte Blütezeiten, die für Euresgleichen auf immer verlorenen sind!“
Alyndur hoffte inständig, betete, dass dies die letzten Worte sein mochten, die der Anführer der Ritter an sie richten würde. Doch, wie erwartet, offenbarte sich diese Hoffnung als eine Illusion. „Und du, Mörder meines Bruders, halte meine Worte stets in Erinnerung, bis zu jenem Tage, da sich unsere Wege ein weiteres Mal kreuzen werden. Denn das werden sie, so sicher wie dieselbe Sonne über uns scheint und dieselben Sterne die Nacht über uns erhellen. Es wird ein Tag des Schwertes und der Vergeltung sein. Ein Tag der Reinigung und des Blutes!“ Fürst Adonor führte sein Ross herum und gab ihm die Sporen.
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