Ice
Technomage
- Registriert
- 10.04.2001
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- 5.924
@Y:
"Gibts dafür eigentlich irgend einen Beleg?"
Erst mal hätte ich schreiben sollen, dass es eher die Rechtspraxis ist, die Anwendung der Gesetze. Du siehst ja selber, wie schwammig das alles formuliert ist, da steht Tür und Tor offen für Interpretationen, Mutmassungen, Über- oder Untertreibungen. Und ja, das sage nicht nur ich sondern beispielsweise auch die FAZ:
http://www.faz.net/s/Rub77CAECAE94D...069DE467B3CC9C94F6~ATpl~Ecommon~Scontent.html
"Im Jahr 2005 sei das schwedische Strafrecht reformiert und in gewissen Teilen verschärft worden, so „sind einige Fälle, die zuvor sexuelle Nötigungen darstellten, jetzt als Vergewaltigung strafbar“"
Auch die NZZ sieht die Sache mit dem schwedischen Strafrecht ähnlich restriktiv: http://www.nzz.ch/nachrichten/politik/international/kein_us-druck_auf_schweden_1.8604330.html
"Kann man das irgendwie nachweisen? Ich bin bereit Geld darauf zu wetten, dass das nicht stimmt."
Ja, kann man - und du würdest zumindest was die EU-weite Statistik betrifft, verlieren. Das sieht man schon nach kurzem googeln:
http://www.pi-news.net/2009/05/schweden-fuehrt-eu-vergewaltigungsstatistik-an/
http://www.welt.de/politik/article3643996/Vergewaltigungsrate-in-Schweden-am-hoechsten.html
http://www.presseurop.eu/de/content/news-brief-cover/25711-gesetz-sprengt-vergewaltigungsstatistik
Es wäre IMHO angebracht, wenn Du Deine Wahrnehmung der Wirklichkeit vielleicht etwas zurechtrücken möchtest.
Apropos Kachelmann:
"Und? Darf man deswegen keine Vergewaltigungsprozesse mehr führen?
Warum ist der Staat bzw. die Justiz schuld, wenn Namen und Karriere ruiniert sind, ob unschuldig oder nicht?"
Niemand sagt, dass man keine Prozesse mehr führen soll, sondern dass laufende Prozesse nicht in die Presse gehören. Darüberhinaus eine Frage: woher hat die Presse die Infos über den Prozess wiederum? Eben.
Der Staatsanwalt hat's hinausposaunt und damit gegen eine Regel verstossen. Die Presse hat es ausgeschlachtet und damit gegen den Pressecodex verstossen.
Du behauptes also im Umkehrschluss (hey - ich deklariere meine Unterstellungen offen!), dass Männer und Frauen vor Gericht die gleichen Chancen haben, mit einer Klage wegen sexueller Nötigung und Ähnlichen durchzukommen?
Mit Verlaub - in welchem Universum lebst Du? In meinem ist es so, dass in solchen Fällen der Mann froh sein kann, wenn er nicht gleich sofort ausgelacht wird und sein Fall nicht ewig schubladisiert wird. Frauen hingegen wird viel eher die Opfer-Rolle zugesprochen, auch vor Gericht. Ich hatte mal ein erhellendes Gespräch mit einem Scheidungsanwalt. Daraus entnahm ich, dass die Mehrheit der Fälle in der Schweiz, in der die Frau ihren Mann anklagt wegen sexuellen Vergehen, dahinter rein gar nichts, nada, null steckt und es rein nur darum geht entweder den Mann loszuwerden und die Kinder zu behalten oder oder das selbe inklusive einer satten Geldsumme. Ich habe selber so einen Fall hautnah erlebt, in dem das Leben eines unschuldigen Mannes zur Hölle gemacht worden ist, ich bin aber schlussendlich doch heilfroh, dass ich damals für den Bekannten nicht in den Zeugenstand vor Gericht musste. Das Gericht hat damals dem Beschuldigten Kontakt mit seiner Frau ganz verboten, die Kinder durfte er nur dann sehen, wenn es faktisch der Frau in den Kram passte. Und finanziell ruiniert ist er nun auch, nebst einer psychichen Störung die er davon getragen hat und deswegen nun immer noch, Jahre danach, in psychiatricher Behandlung ist.
Vielleicht bin ich deswegen relativ empfindlich, was das Thema angeht - ich habe einfach gesehen, was Gesetze mit derartigem Missbrauchspotential, zusammen mit gängigen Ansichten von Richtern, Stigmatisierung der Angeklagten und faktische Auslieferung an die Laune des ehemaligen Lebenspartners, anrichten können. Mit naivem, blauäugigem Glauben an die fixe Opferrolle und Gutmütigkeit eines Geschlechts kann man keine rechtsstaatlichen Gesetze machen. Genausowenig wie mit Dämonisierung und Vorverurteilung andererseits.
"Wenn im Fall Assange ein männlicher Staatsanwalt zuständig wäre, hättest du dann trotzdem diese Unterstellungen geschrieben?"
Jup, ganz genau. Auch Männer können sich so profilieren, vor allem wenn die Anklage erst mal fallen gelassen wurde und einen Monat später ohne ersichtlichen Grund wieder aufgenommen und gleich eskaliert wird.
"Nein? Du unterstellt Frauen also andere Motive als Männern? Wo ist da die "Gleichberechtigung"?"
Wenn du die Fragen, die Du an mich richtest, gleich selbst beantwortest, dann kann ich meine Antworten ja gleich ganz sparen, nicht wahr?
Noch mal für's Protokoll: Ja, ich finde, dass übertriebene Emanzipation, die auf einseitige Bevorzugug der Frau und der Benachteiligung des Mannes hinausläuft, eine schlechte Idee ist! Du nicht?
"Es gilt ja auch, dass bei Vergewaltigung die "innere Willensrichtung" des Opfers maßgeblich ist. Abwehrhandlungen des Opfers gelten deshalb für das Vorliegen einer Vergewaltigung nicht als zwingend erforderlich."
Genau diese Anschauung - zusammen mit der Stimatisierung des Angeklagten - öffnet doch Tür und für Missbrauch, Lügen und Rache-Kampagnen. Das vermeintliche Opfer kann ja jederzeit seine Meinung nachträglich ändern. Am Abend wenn es geschieht, ist es toll und man ist mit einem super Mann zusammen, und wenn man erfährt dass man nicht die Einzige ist, ja dann war es halt Vergewaltigung, je nach Laune.
Soll ich jemandes Ansichten in einem Politik-Topic ernst nehmen, der rechtsstaatliche Grundsätze wie "in dubio pro reo" anzweifelt?
Zum Rest siehe Davids Antwort.
Meines Erachtens - und das ist nun meine Einschätzung - könnte man den Tatbestand "Vergewaltigung" tatsächlich streichen, der schadet mehr als er nutzt. Den der vorsätzlichen Körperverletzung mit erschwerenden Umständen wie Nötigung/Bedrohung/etc. tut es auch, mit dem Vorteil, dass man das bweweisen kann und solche Gesetze/Anwendung viel weniger von Frauen missbraucht werden können, irgendjemandem irgendetwas "heimzuzahlen". Und man kann bei entsprechend neutraler und objektiver Anwendung des Gesetzes verhindern, dass Leben von Unschuldigen zerstört werden. Ist nicht Unschuldige schützen eines der höchsten Ziele eines Rechtsstaates?
@Matthew McKane:
Danke, Du hast es viel besser formuliert als ich.
Gruss, Ice
[edit]
Manches umformuliert, ergänzt und die Rechtschreibung verbessert
"Gibts dafür eigentlich irgend einen Beleg?"
Erst mal hätte ich schreiben sollen, dass es eher die Rechtspraxis ist, die Anwendung der Gesetze. Du siehst ja selber, wie schwammig das alles formuliert ist, da steht Tür und Tor offen für Interpretationen, Mutmassungen, Über- oder Untertreibungen. Und ja, das sage nicht nur ich sondern beispielsweise auch die FAZ:
http://www.faz.net/s/Rub77CAECAE94D...069DE467B3CC9C94F6~ATpl~Ecommon~Scontent.html
"Im Jahr 2005 sei das schwedische Strafrecht reformiert und in gewissen Teilen verschärft worden, so „sind einige Fälle, die zuvor sexuelle Nötigungen darstellten, jetzt als Vergewaltigung strafbar“"
Auch die NZZ sieht die Sache mit dem schwedischen Strafrecht ähnlich restriktiv: http://www.nzz.ch/nachrichten/politik/international/kein_us-druck_auf_schweden_1.8604330.html
"Kann man das irgendwie nachweisen? Ich bin bereit Geld darauf zu wetten, dass das nicht stimmt."
Ja, kann man - und du würdest zumindest was die EU-weite Statistik betrifft, verlieren. Das sieht man schon nach kurzem googeln:
http://www.pi-news.net/2009/05/schweden-fuehrt-eu-vergewaltigungsstatistik-an/
http://www.welt.de/politik/article3643996/Vergewaltigungsrate-in-Schweden-am-hoechsten.html
http://www.presseurop.eu/de/content/news-brief-cover/25711-gesetz-sprengt-vergewaltigungsstatistik
Es wäre IMHO angebracht, wenn Du Deine Wahrnehmung der Wirklichkeit vielleicht etwas zurechtrücken möchtest.
Apropos Kachelmann:
"Und? Darf man deswegen keine Vergewaltigungsprozesse mehr führen?
Warum ist der Staat bzw. die Justiz schuld, wenn Namen und Karriere ruiniert sind, ob unschuldig oder nicht?"
Niemand sagt, dass man keine Prozesse mehr führen soll, sondern dass laufende Prozesse nicht in die Presse gehören. Darüberhinaus eine Frage: woher hat die Presse die Infos über den Prozess wiederum? Eben.
Der Staatsanwalt hat's hinausposaunt und damit gegen eine Regel verstossen. Die Presse hat es ausgeschlachtet und damit gegen den Pressecodex verstossen.
Du behauptes also im Umkehrschluss (hey - ich deklariere meine Unterstellungen offen!), dass Männer und Frauen vor Gericht die gleichen Chancen haben, mit einer Klage wegen sexueller Nötigung und Ähnlichen durchzukommen?
Mit Verlaub - in welchem Universum lebst Du? In meinem ist es so, dass in solchen Fällen der Mann froh sein kann, wenn er nicht gleich sofort ausgelacht wird und sein Fall nicht ewig schubladisiert wird. Frauen hingegen wird viel eher die Opfer-Rolle zugesprochen, auch vor Gericht. Ich hatte mal ein erhellendes Gespräch mit einem Scheidungsanwalt. Daraus entnahm ich, dass die Mehrheit der Fälle in der Schweiz, in der die Frau ihren Mann anklagt wegen sexuellen Vergehen, dahinter rein gar nichts, nada, null steckt und es rein nur darum geht entweder den Mann loszuwerden und die Kinder zu behalten oder oder das selbe inklusive einer satten Geldsumme. Ich habe selber so einen Fall hautnah erlebt, in dem das Leben eines unschuldigen Mannes zur Hölle gemacht worden ist, ich bin aber schlussendlich doch heilfroh, dass ich damals für den Bekannten nicht in den Zeugenstand vor Gericht musste. Das Gericht hat damals dem Beschuldigten Kontakt mit seiner Frau ganz verboten, die Kinder durfte er nur dann sehen, wenn es faktisch der Frau in den Kram passte. Und finanziell ruiniert ist er nun auch, nebst einer psychichen Störung die er davon getragen hat und deswegen nun immer noch, Jahre danach, in psychiatricher Behandlung ist.
Vielleicht bin ich deswegen relativ empfindlich, was das Thema angeht - ich habe einfach gesehen, was Gesetze mit derartigem Missbrauchspotential, zusammen mit gängigen Ansichten von Richtern, Stigmatisierung der Angeklagten und faktische Auslieferung an die Laune des ehemaligen Lebenspartners, anrichten können. Mit naivem, blauäugigem Glauben an die fixe Opferrolle und Gutmütigkeit eines Geschlechts kann man keine rechtsstaatlichen Gesetze machen. Genausowenig wie mit Dämonisierung und Vorverurteilung andererseits.
"Wenn im Fall Assange ein männlicher Staatsanwalt zuständig wäre, hättest du dann trotzdem diese Unterstellungen geschrieben?"
Jup, ganz genau. Auch Männer können sich so profilieren, vor allem wenn die Anklage erst mal fallen gelassen wurde und einen Monat später ohne ersichtlichen Grund wieder aufgenommen und gleich eskaliert wird.
"Nein? Du unterstellt Frauen also andere Motive als Männern? Wo ist da die "Gleichberechtigung"?"
Wenn du die Fragen, die Du an mich richtest, gleich selbst beantwortest, dann kann ich meine Antworten ja gleich ganz sparen, nicht wahr?
Noch mal für's Protokoll: Ja, ich finde, dass übertriebene Emanzipation, die auf einseitige Bevorzugug der Frau und der Benachteiligung des Mannes hinausläuft, eine schlechte Idee ist! Du nicht?
"Es gilt ja auch, dass bei Vergewaltigung die "innere Willensrichtung" des Opfers maßgeblich ist. Abwehrhandlungen des Opfers gelten deshalb für das Vorliegen einer Vergewaltigung nicht als zwingend erforderlich."
Genau diese Anschauung - zusammen mit der Stimatisierung des Angeklagten - öffnet doch Tür und für Missbrauch, Lügen und Rache-Kampagnen. Das vermeintliche Opfer kann ja jederzeit seine Meinung nachträglich ändern. Am Abend wenn es geschieht, ist es toll und man ist mit einem super Mann zusammen, und wenn man erfährt dass man nicht die Einzige ist, ja dann war es halt Vergewaltigung, je nach Laune.
Soll ich jemandes Ansichten in einem Politik-Topic ernst nehmen, der rechtsstaatliche Grundsätze wie "in dubio pro reo" anzweifelt?
Zum Rest siehe Davids Antwort.
Meines Erachtens - und das ist nun meine Einschätzung - könnte man den Tatbestand "Vergewaltigung" tatsächlich streichen, der schadet mehr als er nutzt. Den der vorsätzlichen Körperverletzung mit erschwerenden Umständen wie Nötigung/Bedrohung/etc. tut es auch, mit dem Vorteil, dass man das bweweisen kann und solche Gesetze/Anwendung viel weniger von Frauen missbraucht werden können, irgendjemandem irgendetwas "heimzuzahlen". Und man kann bei entsprechend neutraler und objektiver Anwendung des Gesetzes verhindern, dass Leben von Unschuldigen zerstört werden. Ist nicht Unschuldige schützen eines der höchsten Ziele eines Rechtsstaates?
@Matthew McKane:
Danke, Du hast es viel besser formuliert als ich.
Gruss, Ice
[edit]
Manches umformuliert, ergänzt und die Rechtschreibung verbessert
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