Was für Filme oder Serien seht Ihr gerne?

Zelon Engelherz

Wachritter des Helm
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Die erste Staffel der Krimiserie Broadchurch hat mir gut gefallen. Wie True Detective, nur ohne Gimmick und die Handlung versandet nicht ab der Hälfte. Gebt es euch ruhig mal, ich habe sie in einem Rutsch geschaut :up:.
 

Shao

Ancient Amateur
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Solange man die britische Version schaut. Und leider ist die zweite Staffel nicht mehr so stark. Aber die erste lohnt sich definitiv!
 

skull

Thronfolger
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Ich weiß nicht, ob es hier schon einmal Thema war, aber ich gebe hiermit eine (fast) uneingeschränkte Empfehlung für 'The Americans'.

Fast, weil ich bei der ersten Staffel noch fand, dass einige wichtige Umstände der Ausgangsituation nicht thematisiert wurden (zB dass die eigenen Kinder nach einer Ideologie erzogen werden, der die Eltern feindlich gegenüber stehen); dies wurde dann aber in der insgesamt grandiosen zweiten Staffel alles aufgearbeitet.

Ab der dritten Staffel wird das Tempo (leider?) etwas langsamer, aber der Fokus der Serie liegt ohnehin auf den komplexen Charakteren, Psychologie und Moral, und damit stellt die Serie leider immer noch eine Ausnahme dar.

Ist auch nicht besonders erfolgreich und wurde in Deutschland nicht einmal beworben, wenn ich mich nicht irre. : (
 

Lisra

Schmusekater
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Adriana und ich schauen im Moment "skam", eine norwegische Webserie über Jugendliche. Sie war offenbar so erfolgreich dass es kostenlos offizielle englische/deutsche Untertitel gibt.

http://www.dailymotion.com/englishskam

https://www.dailymotion.com/SkamDeutsch

Zum einen Interessanter Einblick in was möglicherweise die Jungen Leute (in Oslo) umtreibt und außerdem adorably gut gespieltes emotionschaos. Was Pubertät halt so macht. :D
 

Lilith

Dark Mistress
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Ich hab vorhin das Staffelfinale der vorletzten Staffel von Game von Thrones gesehen. Insgesamt muss ich sagen das mir die Serie nach wie vor richtig gut gefällt. Auch wenn zum Schluss doch schon so einiges recht vorhersagbar wurde.

Was ich allerdings überhaupt nicht verstehe, dass John Schnee nach dem Tod des einen Drachens jenseits der Mauer nicht sofort klar war, was mit dem passieren würde. Da wurde überhaupt kein Wort drüber verloren, obwohl doch sonnenklar war, dass sie mir ihrem Wall damit total am Arsch sein würden. Und so kam es dann ja auch wenig überraschend im Cliffhanger zur Abschlussstaffel.
 
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Shao

Ancient Amateur
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@Lilith
Ok, ich habs zum Glück gesehen, aber mach da doch bitte nen Spoilertag drum. Das kann ziemlich viel ruinieren für einige Leute hier.
 

Lilith

Dark Mistress
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Ich dachte das alle schon die komplette Staffel gesehen hätten. War ja schon ein paar Wochen her. Aber Dein Wunsch ist mir Befehl...oder so. ;)
 

Timestop

Running out of Time
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Gibt bestimmt auch Leute die sich sowas auf DVD oder im Free TV angucken, was noch ewig dauert, oder noch später.

Wenn das hier dass "XY Diskussionstopic" wäre könnte man das machen, aber in dem Topic hier irgendwas tiefergehendes zur Story zu verraten ist allgemein keine gute Idee, man erwartet ja eher Kritik oder Empfehlungen zu Filmen/Serien und nicht über fette Spoiler zu stolpern.



Ich mag die Serie zwar immer noch und werde sie weiter verfolgen, aber sie hat für mich fast alles von an ihrem Reiz des Anfangs verloren. Seine Intrigen, interessanten Charakterinteraktionen, vielen Figuren, Überraschungen und Geschichte.
Jetzt ist es eine viel zu vorhersehbare Standard D&D-Story mit Helden, Bösewichten, Monstern und stylish choreographierten Actionszenen. Die Logiklöcher fallen einem bei dem recht belanglosen dahinplätschern der Story jetzt auch zu schmerzhaft ins Auge.
 
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Ender

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Das Problem dürfte sein das sie nicht mehr auf Bücher zurückgreifen können ,sie haben von GRM zwar die Schlüsselpunkte und das Ende der Geschichte aber das Auffüllen übernehmen sie jetzt selber.
Und da zeigt sich wohl die Leistung von GRM und die Standartstory der TV-Autoren.
 

Tolotos

Haluter
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@Lillith und Timestop, wegen der spoiler:

Dann gibt es da auch noch die Leute wie mich, die aus Gründen, die Ender schon genannt hat, die Entscheidung getroffen haben, ab der 6. Staffel schon gar nichts mehr von der Serie GoT mitzukriegen, in der Hoffnung, dass man irgendwann einmal die bessere Version der Geschichte wird konsumieren können.
 

Astaldo

Vampireslayer
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Auf Arte kann man derzeit eine 9-teilige Serie über den Vietnamkrieg schauen. Hab von einigen bisher gehört, dass die ziemlich gut sein soll. Hab jetzt mal angefangen und finde es schon sehr interessant.
 

Astaldo

Vampireslayer
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Hab mir nun alle 9 Folgen angeschaut. Es war sehr interessant. Gespickt mit Aufnahmen von den Präsidenten wie Sie den Krieg gesehen haben, wenn Sie nicht zur Öffentlichkeit gesprochen haben usw.. Der Vietnamkrieg wird sehr umfangreich beleuchtet mit allem was dazu gehörte.
Am Ende frag ich mich was passiert wäre, wenn die Franzosen nach dem 2. Weltkrieg nicht wieder versucht hätten ihr Kolonialreich aufzubauen.
Ich kann es nur empfehlen, wer geschichtlich interessiert ist. Es ist kein einseitiges Gebashe einer Kriegsseite. Sehr interessant fand ich auch am Ende der letzten Folge was aus den Leuten nach dem Krieg geworden ist, die den Krieg miterlebt/gestaltet haben.
 

Tolotos

Haluter
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Blade Runner 2049

Der Film hat definitiv Schwächen. Dazu zählt vor allem Jared Leto, dessen Figur viel zu plakativ und überzeichnet ihre Ziele darlegt und für mich nicht wie eine reale Person sondern eher wie ein Plot Device wirkt
(gerade seine erste Szene, in der in einem Monolog (oder soll er sich an Love oder die neu geborene Rachel wenden?) seine Ziele für den Zuschauer darlegt, wirkt besonders künstlich)
Außerdem gibt es auch daneben noch mindestens eine nicht ganz nötige Szene
(als K von den Schrottplatzbewohnern runtergeholt wird)
, und die Musik kommt nicht an die des Originals ran. Außerdem ist der verspielte Umgang mit der Frage, ob Deckard jetzt ein Replikant ist mir etwas zu übertrieben (reiht sich damit aber in die restlichen Dialoge der entsprechenden Figur ein).

Aber sonst? Ein herausragender Film. Für mich ein Meisterwerk mit den kleinen Schwächen von oben und sogar etwas besser als sein Vorgänger. Letzteres liegt aber an meiner Prioritätensetzung bei Filmen: Inhalt ist mir immer wichtiger als Form. Denn obwohl Blade Runner 2049 inszenatorisch (insbesondere in Sachen Kameraarbeit!) sehr gut gelungen ist (man emanzipiert sich klar von der Zukunftsvision aus Blade Runner, die noch düster und einsam war und setzt jetzt etwas mehr auf Reizüberflutung, wobei mans düster bleibt; man sieht aber auch die Anlehnungen an den Vorgänger), kommt er in dieser Hinsicht für mich nicht ganz an seinen wegweisenden ersten Teil heran. Vielleicht liegt das auch an der oben schon erwähnten Musik, die die Stimmung nicht ganz so gut unterstreichen kann.Dafür aber ist der Film handlungstechnisch und was die philosophischen Ansätze angeht, dem Original meiner Ansicht nach um einiges voraus. Die Handlung des Originals war simpel, bestach aber trotzdem dadurch, dass sie ihre philosophischen bzw. vor allem ethischen Fragen ganz beiläufig einfließen ließ. Genau das setzt Blade Runner 2049 phantastisch fort.
Ich kann daher auch absolut nicht verstehen, wie jemand in einer anderen Kritik die Liebesgeschichte als unnötig abstempeln kann - von den Ideen her, die man als Zuschauer dabei verarbeitet war das für mich der beste Teil des Films:
zunächst denkst man sich, wenn K heimkommt vielleicht so etwas wie "ahja, man hört nur die Stimme, es ist "nur" ein Programm, ein Smart Home, eine "künstliche" Freundin". Diese Meinung wird unterstützt vom Maßschneidern seiner Freundin durch K (Stichwort Klamotten), davon, dass sie auch in einem emotionalen Moment durch einen eingehenden Anruf gestoppt wird, dass sie später zusammen mit dem Strom holpert und stockt" usw. Möglicherweise macht man sich aber dann schon weitergehende Gedanken - wenn wir K und andere Replikanten als Personen akzeptieren, warum dann nicht auch ein sehr, sehr fortgeschrittenes Computerprogramm? Man denkt unweigerlich an "Her" oder vielleicht auch "Ex Machina" und fragt sich, wie man Joi (so heißt K's Freundin (oder "Freundin"?)) einordnen sollte auf der Skala zwischen Maschinen und moralischen Agenten. Der Gedanke einer echten Person wird vom Film deutlich hervorgehoben, wenn Joi zunächst auch Sex bieten möchte, was aber durchaus noch ein gelungenes Programm für K sein kann, dann aber sogar sagt "ihr macht es nichts aus,nein sie will gar, dass K sie nur noch auf einem Stick (ohne Backup) speichern muss - dann sie ist sterblich... ganz wie ein echtes Mädchen".Natürlich wird ihr "Tod" damit angedeutet und obwohl vorhersehbar hat diese Szene durchaus ihre Wirkung. Ein schlechterer Film würde den Zuschauer jetzt mit diesem Eindruck entlassen - Joi ist wirklich gestorben, sie war K's Freundin, auch wenn sie virtuell war. Aber Blade Runner 2049 setzt die Szene nach, in der K die Werbung für das Programm Joi sieht und bemerkt, dass dieses auffallend ähnlich zu seiner Freundinspricht- in was war er da eigentlich verliebt? Für ihn (!) hatte sie definitiv eine Persönlichkeit, aber in Wirklichkeit? Am Ende ist man nicht schlauer, der Film hat in dieser schwierigen Frage zurecht keine Position bezogen und man kann als Zuschauer wunderbar nachgrübeln, wie man zum Thema am Ende steht. Ich fand diesen Handlungsstrang und wie damit umgegangen wurde absolut fantastisch!
Auch die zentrale Wendung hat mir sehr gut gefallen. Sicher war vorhersehbar, dass
K nicht SEINE Erinnerung findet, als er merkt, dass eine wahre Erinnerung hinter der Holzpferdszene steckt (allein schon weil viel zu unglaubwürdig wäre, dass gerade er seine eigene Vergangenheit aufdeckt und ich dem Film in der Hinsicht mehr zugetraut habe). Aber trotzdem dachte ich zu diesem Zeitpunkt "Überzeugt bin ich dann aber nicht - mir fällt keiin Grund ein, warum er eine fremde Erinnerung haben sollte, denich glaube." Tja, Villeneuve oder seinem Drehbuch-Schreiber ist zum Glück ein sehr überzeugender Grund eingefallen: Dass man einigen (vielen?) Modellen der neuen Replikanten-Serie diese gefälschte Erinnerung einbaut, damit sie einen Anreiz haben trotz ihrer strikten Programmierung die Seite zu wechseln, ist plausibel, zeichnet die Seiten deutlich grauer als zuvor (denn moralisch ist es nicht gerade toll seinen eigenen Leuten gefälschte Erinnerungen einzuflößen. Man beachte nur, wie zerstört K am Ende vor dem Update-Center liegt) UND wurde vorher sinnvoll angedeutet (den Tränenausbrauch der echten Tochter habe ich völlig ausgeblendet beim Grübeln über die Bedeutung, aber so macht alles Sinn!). Das so auch eine Fortsetzung angedeutet wird, stört mich absolut nicht, wenn der zugehörige Stoff so gut ist). "]
Viele kleinere Szenen, die mich beim Schauen noch gestört haben, werden übrigens im Laufe des Films erklärt und zeigen wie durchdacht der Film eigentlich ist. Nur ein Beispiel:
Im ersten Moment fragte ich mich, als K seiner Vorgesetzten erzählt, er habe das fraglische Baby erledigt, warum zur Hölle sie ihm jetzt einfach so glaubt. Aber natürlich, wenn Replikanten der neuen Serie ihrer Meinung nach nicht lügen können (oder vielleicht ihrem Vorgesetzten über nicht lügen könnnen; weil sei ja Befehle strikt befolgen müssen? alles andere wäre arg unpraktisch), wie Love später erklärt, dann macht auch das Sinn. Da sie keinen bürokratischen Fußabdruck zum Thema hinterlassen will und K noch einen Gefallen gewährt, macht auch Sinn,dass sie keine weiteren Belege verlangt.
Auch das Ende hat mir sehr gut gefallen. Wobei meiner Meinung nach die eigentlich mächtige Szene die vorletzte ist. Vielleicht wollte Villeneuve die Zuschauer etwas hoffnungsvoller entlassen, aber trotzdem hätte ich es dem Film angemesssener gefunden, mit der vorletzten Einstellung zu enden. Alleine schon aus Respekt vor seinem Protagonisten.

Wegen der oben erwähnten Schwächen, die leider nicht ganz klein sind "nur" eine 8,5/10 (was für mich sehr viel ist - dem Original habe ich 8/10 gegeben und der einzige andere Film, der dieses Jahr auf eine 8,5 kam, war der herausragende Manchester by the Sea).
 
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Elric the Grey

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Ich bin gerade mit der zweiten Staffel von "GOTHAM" beschäftigt.

Eine wirklich gute Serie mit großartigen Schauspielern die die Vorgeschichte von Bruce Wayne, dem späteren BATMAN erzählt.
 

Astaldo

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Kürzlich wurde die 2.te Staffel von Jessica Jones auf Netflix veröffentlich. Was eine Enttäuschung. Ohne groß auf den Plot einzugehen, wir sprechen hier von "True Dectetives - Staffel 2" schlecht. Hab viele Stellen vorgespult. Das man dafür 2 Jahre Zeit hatte, kann man fast kaum glauben.
 

Chinasky

Dirty old man
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Dann isses ja nicht so schlimm, dass ich die nicht auf amazon prime zu sehen bekomme. Die erste Staffel hatte mir gut gefallen, aber alle "grauen" Streaming-Sites sind inzwischen so verlaust, dass ich das Risikio, mir 'nen Virus einzufangen, einfach nicht mehr eingehen mag. *bigottesrumgejammer*
 

Chinasky

Dirty old man
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Ach herrjeh, ich war der letzte, der in diesem Thread postete, und nun komme ich nicht umhin, ihn zu necromancen... Aber ich wollte - falls hier überhaupt noch jemand reinliest, mal eben kurz meine Begeisterung mitteilen oder der von arte produzierten Serie "Die Grossen Mythen", die mir jetzt erst via amazon prime unterkam. Wie geil ist das denn bitteschön?! Mehr oder minder zufällig hatte ich da mal reingeklickt und war in den ersten drei, vier Minuten noch skeptisch, ob das nicht so ein selbstgefällig-artsymäßiger Scheiss sei, weil da (ich begann mit der zweiten Staffel) ein paar cartoonige Animationen mich stilmäßig etwas kalt erwischten (wenn man vorher den ja doch recht bildgewaltigen Kinofilm "Troja" - den mit Brad Pitt als Achill - gesehen hat, ist man auf diese "realistische" Ästhetik noch ein wenig eingegroovt und findet dann die eher reduzierte grafische Darstellung der Flotte der gen Kleinasien schippernden Griechen zuerst irgendwie arm...). Aber recht schnell wurde mir klar, was ich da serviert bekam: die Nacherzählung der kompletten Illias von Homer. Wer liest sich sowas schon im Original durch? Bei mir in einem der Umzugskartons liegen immer noch sowohl die Illias wie auch die Odyssee, die ich mir im Wahn mal gekofft hatte, um sie dann, nach dreissig, vierzig Seiten des Mich-durch-Hexameter-Quälens ins Regal zum Staubfangen zu verbannen. Ich kannte also nur die "Kurzversion" einer Nacherzählung, die ich als Jugendlicher mal gelesen hatte und die da auf vielleicht dreissig, vierzig Seiten in einem Band "Die griechischen Götter- und Heldensagen" kam.
Aber hier wird man nun rundum bedient von arte. En Detail werden die handelnden Figuren dargestellt, die Götter, Halbgötter, Nymphen und sonstigen Wesenheiten. Ihre Verwandtschaftsbeziehungen, Erläuterungen, was sie abseits der Haupthandlung so auszeichnet... Und alle Nebenhandlungen, das ganze Hin-und-Her im Olymp, in Troja und im Griechischen Heerlager, werden aufgedröselt. Es ist ein Fest! Den Rahmen bildet die Erzählung. Die Geschichte wird von einem sehr guten (hab den Namen des Mannes gerade nicht im Kopf) Sprecher erzählt, wie wenn man mit ihm abends am Kamin säße. Seine Stimme ist sonor und ruhig, nie aber eintönig, ermüdet an keiner einzigen Stelle. Ich muß gleich mal nachschauen, wie der Mann heißt - in ihm hat Christian Brückner, die stimmgewaltige Allzweckwaffe der deutschen Lesebuch-, Dokumentationskommentator- und Synchonsprecher-Szene, einen Ebenbürtigen, womöglich gar einen Meister gefunden.
Es gibt - dem Himmel und den arte-Regisseuren sei Dank! - keine mit echten Darstellern eingespielten Szenen, wie man sie bis zum Erbrechen von den üblichen ZDF-History-Streifen kennt, wo zwecks Illustration des Erzählten immer wieder Kriegslärm verursachende Billig-Statisten Schwerter und Hellebarden schwingen oder frisch gebastelte Filzhüte in den Händen zerknautschen um "einfaches mittelalterliches Volk" zu mimen. Vielmehr werden die Geschehnisse im animierten Graphic-Novel-Stil gezeigt. Und der ist unglaublich gut gelungen in seiner Mischung aus Licht- und Strukturüberblendugs-Effekten und auf Silhouetten konzentrierter Stilisierung (die unwillkürlich an griechische Vasenmalereien denken läßt). So geil kann Trickfilm aussehen, der nie seine eigene Virtuosität und künstlerische Abgedrehtheit in den Vordergrund schiebt, sondern immer und an allererster Stelle den zu transportierenden Inhalt im Blick hat. Mir fehlen wirklich die Worte, um das angemessen zu loben, denn hier findet man das, was in der "Künstlerszene" so rar ist: Bescheidenheit. Der Zuschauer soll nicht ob des grafischen Feuerwerks die Geschichte vergessen, es wirkt so, als wenn die Macher der Serie einer Art religiöser Geheimgesellschaft angehörten, deren oberste Regel lautet: "Alles Lob und Preis den alten Griechen und dem Großen Homer!"

Als einer, der sich für Kunst und insbesondere auch für ältere Kunst interessiert, bekomme ich ein zusätzliches Bonbon geboten. Denn neben den für diese Filmserie neu erschaffenen Grafikanimationen werden immer wieder Kunstwerke früherer Epochen eingeblendet, die das gerade Erzählte zeigen: Ist von Zeus die Rede, wird eine griechische Büste seines rauschbärtigen Antlitz' gezeigt, wird davon erzählt, wie Odysseus, der sich um den Kriegsdienst drücken will, ein's auf Wahnsinniger macht und den Strand pflügt, werden Zeichnungen und Gemälde dieser Szene eingeblendet, kommt die Rede auf Agamemnon, wird die berühmte Goldmaske gezeigt, die Schliemann für eine Art Portrait des Königs hielt. Griechische Bodenmosaiken werden ebenso selbstverständlich als Bebilderung des Geschehens verwendet wie surrealistisch verfremdete Darstellungen der Helden durch de Chirico oder Max Ernst. Das geht flott durcheinander, neueste modernistische Illustrationen stehen neben altertümlichen Grabbeigaben - und so wird ganz nebenbei miterzählt, wie unglaublich stark dieser europäische Ur-Mythos unsere Kulturen in den letzten zweieinhalb tausend Jahren geprägt hat. Viele der auftauchenden Kunstwerke kannte ich schon - kannte aber eben nicht ihre inhaltliche Bedeutung, wußte sie nicht richtig einzuordnen und unterschätzte sie daher als "bloß ästhetisch interessant".

Nehmt Euch die Zeit, guckt Euch diese zwei Serien an! Staffel 2 erzählt in voller Länge die Illias (Spieldauer der Folgen liegt immer so bei round about 20 - 30 Minuten). Während Staffel 1 (ich bin irgendwo bei Folge zehn oder elf im Moment) die unterschiedlichsten Figuren und Erzählungen aus der griechischen Mythologie beleuchtet. Da lernt man dann, wie Hades zu seiner Frau kam, was es mit dem Granatapfel dieser Schönheit auf sich hat, wie Hermes und Apollon beste Buddies wurden, warum Athene den Namen ihrer Jugendfreundin Pallas vor den eigenen setzte, wie kompliziert das Verhältnis zwischen Zeus und den Frauen sich gestaltete, was Medea zur schaurigsten Frauengestalt aller Zeiten werden ließ, wieso man sich womöglich beim Totschlagen von Spinnen etwas zurückhalten sollte, wenn man es sich nicht mit einer kriegerischen Göttin verderben möchte, und warum der Hellespont so heißt, wie er heißt...
 
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Caesar

C
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Ohne das so schön wie Hank sagen zu können, ich fand das auch sehr sehr schön zu schauen. Und man braucht gar kein Amazon oder so:
direkt von Arte hochgeladen :)
 

Chinasky

Dirty old man
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Ah, danke! Ich hatte nicht auf'm Radar, dass das noch in deren Mediathek abrufbar ist. Umso besser! Leider hab ich nicht herausfinden können, wie der Sprecher heißt (der in Staffel 2 - der in Staffel 1 ist zwar auch gut, aber nicht soooo beeindruckend, sondern nur ordentlich-professionelles Niveau), oder welche visual artists da nun federführend waren.
 
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